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Bericht de...

vom Hrn. Generalkonsul Hitz ernannten kommission zur Untersuchung der wahren Sachlage der schweiz. Ansiedelung in Grundy Countn.

(Vom 10. Juli 1871.)

Tit..

Jhrem Wunsche entsprechend haben wir in der Woche vom 5. bis 12. voriges Monats von der schweizerischen Anstedlung in Grundy County (Tennessee) nicht nur Einsicht genommen, sondern haben auch so viel wie moglich anderwärts über dieselbe Erkundigung eingezogen, und es gereicht uns zum Vergnügen, Jhnen die uns vorgelegten 7 Fragen zu beantworten, um so mehr, da solche im Allgemeinen genommen nur günstig beantwortet werden konnen.

Wir wollen suchen, diese Fragen der Reihe nach in Kürzen zu behandeln und uns dann erlauben, am Schlusse das etw.. weiter n och zu .Bemerkende beizufügen.

Jhre Frage 1 , ,,über gegenwärtiges Befinden der Angesiedelten, und inwiefern ihnen eine gesegnete Zukunst bevorstehe?" ist vielleicht für die einwanderungslustigen Landsleute, jedenfalls aber für die bexeits Angesiedelten, eine der wichtigsten, und wir haben uns auch aus diesem Grunde bestrebt, auf einer zweitägigen Rundreise durch die Eolonie von jedem Einzelnen der Betreffenden Meinung nnd Stimmung zu vernehmen. Wir haben auch nicht e i n e Familie getroffen, deren Vorsteherschast uns nicht von deren jetzigen günstigen Verhältnissen und schönen Vlänen für die Zukunft mit aller Zuversicht zu erzählen gewußt hatte. Es wäre aber nach unserer Anficht auch ein Unrecht, wenn die gemeine Stimmung nieht so lautete. Alle erfreuen sieh der besten

140 Gesundheit, und sowohl die Miteingewanderten als die auf der Colonie.

.^ebornen Kinder blühen wie rothe Morosen, und a.. der in .Aussieht stehenden reichlichen Ernte erfreuen sich die Ansiedler natürlich um .^ mehr, weil sie dieselbe mit wirklieh vieler Mühe und Ausdauer dem jungfräulichen Boden abgerungen oder abzuringen haben.

Es war allerdings eine harte Ausgabe für Alle, sowohl ^ür die Bemittelten als für die Unbemittelten, sieh hier im Ur.valde, viele Meilen von der bevölkerten Landsehast entfernt. eine Heimstätte zu gründen, und wir konnten es leicht begreifen, w.^nn uns eingestanden wurde, dass voriges Jahr s.lbst die M..thigfteu Zweifel an einem günstigen Erfolg hätte übernehmen wollen. Um so mehr konnten wir dieses begreisen, als uns gesagt wurd.., mit welch' mangelhaften M.tteln und Gerätschaften die schwierige Arbeit verrichtet werden musste. Aus diesen Gegenstand werden wir weiter unten wieder zurückkommen, und wir machen hier diese Andeutung nur, um in Beantwortung der ersten Frage zu zeigen, dass diese Leute nicht nur mit dem Erfolg zufrieden, sondern auch stolz aus das Geleistete sein dürsen. Ein jeder Ansiedler hat sieh ein sehones holzernes Haus gebaut , im Vergleich zu den gewohnlichen Blockhütten wirklich schon und recht wohnlich, so dass man sagen moehte, es s^i aus die Wohnungen sür den Ansang sast nur zu viel verwendet worden. Jm Fernern hatte Jeder ein kleineres oder grosserer Stuck Land geklärt und ^var meistens nicht nach amerikanischer Art, sondern den Urwald mit .^tnmps und Stiel ausgerottet, und dasselbe dieses Frühjahr im Verhältniss der nächsten Bedürfnisse angepflanzt. All.. haben ^...elschkorn

(Mais), Waizen, Haser mit dreiblättrigem Klee gesäet und viele Erd-

äpsel ausgefegt ; von ledern wirklich so viel, dass wir es als ^eichen betrachten. Die Ansiedler wollen vorläufig alte Gewohnheiten noch nicht ausgeben. Versuchsweise wurde Roggen, Gerste, Buchweizen ^e. gesäet, sogar ein gewisser B. von B., Kanton ...^.hasshausen, hat sein heimatliches Korn (Spelz) gesäet, und znr Frende eines Jeden stehen d^ Saaten recht gut; und wo dieselben richtig behandelt wurden, wird

...uch die Ernte ein befriedigendes Resultat liesern, so dass bezüglich der

.....ahrung diese Leute getrost dem nächsten Winter entgegensehen. Auch das heimelige Gärtchen beim Hanse, ans welchem der ans der alten Heimat mitgebrachte Blumensaamen aller Art so schon ausgegangen, ist nicht ohne Einfluss aufs Gemüth nnd die häusliche Zufriedenheit.

Die Frage 2, ,,inwiesern die Lokalität geeignet sei sür unsere sieh zur Auswanderung entschließenden Landesangehorigen, und zwar sowohl für solche landwirtschaftlichen als au^.h industriellen Standes^ ist sür uns schwieriger zu beurtheilen, da wir nur Gelegenheit hatten, erstere, der Lokalität, nicht aber die le^tern durch Augenschein gewissermassen zu beurtheilen, und jedensalls schon die ersten zwei Jahre der Eolonie gezeigt haben, dass die Einwanderer schon mit sehr verschiedenen Vor-.

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stellten, Ansichten und Abfluten auf^.dem Eoloniegebiet sich eingefunden haben.

Wir, und mit uns die auf dem Biatze nun häuslich niedexgelassenen Eingewanderten, h^gen die feste Ueberzeugung, dass arbeitslustig^ Leute, welche dem landwirtschaftlichen Stande, oder den damit in enger Verbindung stehenden Jndustriezweigen angehoren, hier die Lage zur Gründung einer neuen Heimat finden, wie sie sur den Schweizer kanm passender irgendwo in den Vereinigten Staaten gesunden werden könnte.

Die Beantwortung Jhrer Frage 3, ,,über Klima, Ertragfähigkeit des Landes und Mineralerwerbsa^elle.^ mag das Gesagte näher erläutern. Die für die sehw..izeris.he Niederlassung gewählte Gegend bildet einen Theil des schon oft beschriebenen ,,Eumberland Ho.^hplatean^ (Hochebene), welches sich auf dem gewohnlieh gleich genannten Berge befindet, u^.d dort in einer allgemeinen Erhohung von vielleicht 15--- l 800 ^uss über dem Hochlande von Mitteltennessee sich viele tausend .^.....drat.ueilen ausdehnt, und noch für manches Jahrzehnt der schweizerischen Auswanderung .Raum genug bieten würde.

Die Hochebene soll durehgehends dieselbe Formation zeigen. So weit wir sie durchwandert haben, bietet sie angenehme wellenförmige Abwechslungen, ohne dass sich irgendwo Sümpse oder grossere Hügel und nnr in Entfernnngen von 3-6 Stunden wechselweise grossere Erhöhungen finden, welche für die nächste Zeit noch nicht, jedenfalls aber auch nur theilweise zur Urbarifirung benutzt werden dürften. Dagegen eignen sich diese kleinen Berge ausgezeichnet für Waldkultur ; und wenn dieselben einstweilen unangetastet bleiben, so werden sie in spätern Zeiten als Holzreserve von grossem Ratzen sein. Einen weitern Werth bergen sie aber in ihrem Jnnern, da sie sozusagen voll Steinkohlen und Eisenerz sein sollen. Ebenfalls werden diese bewaldeten Hügel erst dann im richtigen Werthe geschäht werden, wenn sie dureh ihrer Waldwiesen sehones Grün der später abgeklärten zu ^ru^ht- und Futterbau benu^ten Umgegend dasjenige leisten, was Waldungen, ohue den Holznu^en in Betracht zu ziehen, einer Gegend leisten : als Reservoir für Quellen und zur Reinigung der Lust.

Für das nächste Halbjahrhundert werden indessen die Ansiedler diese Vortheile, mit Ausnahme der Kohlenschätze, nieht in Betracht zu ^ehen haben ; aber für ihre Rachkommen sind diese bewaldeten Hügel
unzweifelhaft von so grossem Rntzen und Werthe, dass sie der Gegend mehr davon zugetheil.t wünschen werden.

Jndessen wird sich der sriseh aus Europa eingewanderte Ansiedler weniger um die ferne Zukunft kümmern ^ ihm ist es vorläufig darum ^u thun, sür si^.h und seine nächsten Nachkommen eine Heimat zu finden, wo ihnen ein leichteres, sichereres .Fortkommen in Aussieht steht als

142 in der alten Welt, und dieses ist nach unserer Ansteht gesichert. Dal...

Elima auf dem sog. Berge ist ganz wie für unsere. Landsleute geschaffen.

Sie wandern aus, weil fie etwas Besseres zu finden hoffen als ihnen bisher zu Theil wurde. Gesundere Lust und besseres Wasser als der Schweizer gewohnt ist, wird ex wohl nirgends finden. aber aus dem Eumberland^Blateau konnen fie sicher sein, etwas den Gewohnheiten möglichst Aehnliches zu finden. Die ganze Hochebene wird von kleinern und grössern Waldbächen durchschnitten, die mit kr.^stailhellem Wasser versehen find, und von den bis ^ato Angefiedelten hat jeder seine reichliche Quelle in der Rahe seiner Wohnung. Wer im südlichen Flachlande wohnt, weiss dieses mehr zu fchatzeu, al^ wer ^ute^.. freches .^uellwasser nie entbehrt hat.

Reben diesem Vortheil bietet aber die Hochebene den eben so schätzbaren einer recht angenehmen Temperatur.

Jm Sommer nicht allzu heiss und Rachts immer angenehme .^ühle; des Winters, wenn auch Gefrierpunkt, doch nie anhaltender Schnee.

Wenn wir gegenwärtig in Memphis bei einer Hitze von ..).^ ^.

(29^ R.) schreiben und Raehts bei 77^ F. (20^ R.) nicht ruhen

konnen, so wissen wir die so viel angenehmere Sommertemperatux der Eolonie so gut zu werthen, als der Einwanderer vom schweizerischen Hochlande den gelinden Winter, während welchem so zu sagen täglich im Felde gearbeitet werden kann. Dieses Temperaturverhältuiss und das sehone klare Wasser trägt ansserordentlich viel zum Wohlbefinden der Ansiedler bei und ist von weit grosserem Rn^en, als ihn dieselben zu betrachten seheinen. Wenn bis jetzt in der ganzen Emonie nie.uand krank wurde, während im Flachlande unsers Staates und der meisten angrenzenden Staaten vielleicht keine Familie ist, die nicht eines oder mehrere Mitglieder jedes Jahr fieberkrank auszuweisen hat, so würde dieser Vortheil einige Vorzüge auswiegen, um welche diese Gegend andern gegenuber im Rachtheil steht. Aber gross konnen auch diese Raehtheile nicht sein, denn im Durchschnitt wird anderswo kaum besseres Vslanzland gesunden werden. Ausnahmen mogen allerdings die hie und da ^u treffenden reichen Thalgründe bilden, wo aber der Breis des Landes das 40--.50saehe beträgt, oder das Land seiner ungesunden ^age oder Uebersehwemmungen wegen nieht bewohnt werden kann. Rach den bis je^t gemachten Erfahrungen ist das Eolonieland jedensalls von mehr

als mittelmässiger Ertragssähigkeit und leieht zu bearbeiten. Der Grund

hält fich immer locker, wird seiner etwas sandigen Unterlage wegen weder zu nass noch zu trocken. Wie bereits schon oben gesagt, gedeihen alle Arten von Feld- und Gartensrüehten so sehön als irgendwo im Staate, und einen so schönen Graswuchs wird kein anderes Eountr,.

auszuweisen haben, eben so wenig eine so günstige .^age sür Obst- und Weinbau. Die schweizerischen Niedergelassenen haben mit lobenswerthem Eifer schon Hinderte von Obstbäumen gepflanzt, haben sich jedoeh gleich den wenigen srühern amerikanischen Farmern hauptsächlich an Aepfet

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und Bsirfiche gehalten, werden sich indessen in Zukunft auch auf di..

sieh besser bezahlenden kirnen, ..Hirschen und Zwetschgen verlegen und ganz besonders aber die Weinrebe zu pflanzen trachten. Vorläufig jedoch noch weniger um das gute Wasser, Milch und Aepfelmost als Getränk .^u verdrängen, sondern um gute Trauben auf die Märkte der nächsten Städte ^u liefern. Wenn in der Schweiz der Winzer mit 15^25 Centimes per Bsund bestehen kann , so sollte der fünffache Breis 15--^25 Eents^ den Weinbau auch hier bezahlen trot^ der hohern Arbeitslöhne.

Vor der Hand werden sieh die Ansiedler jedoch besonders auf Viehzucht perlegen. Dieser Zweig der Landwirthschast in seinen verschiedenen Abtheilungen wird aus dem ganzen Blateau .für lange Jahre die HauptErwerbsquelle bilden. Hunderttausende von Ackern Land, sage Wald, bieten von früh im ^rnhjahr bis spät im Herbst sür Rindvieh und

Schafe die prächtigste Weide. Futter füx 3 --^4 Wintermonate wird

das geklärte Land nach Wunsch hervorbringen ; wenigstens haben wir aus der Grütlifarm ein Kleefeld gesehen, wie^es fieh kein Schweizerbauer in der bessten Gegend besser wünschen würde, und auch die diessjährige Kleeaussaat gedeiht ausgezeichnet. Auch unterliegt es keinem Zweifel, das.. nicht ebenfalls alle Rübenarten gut fortkommen werden.

.......ringen wir da^u noch in Anschlag, dass Schafe und Rindvieh beinahe den ganzen Winter neben der Stallfütterung noch täglich in^s Freie Betrieben werden konnen, so wird die Leichtigkeit der Viehzucht und das Lukrative derselben einleuchten. Die Bereitung von Käse, Butter und Ziger würde besser als anderswo rentiren , ebenso auch die Viehmästuug. Kühe und Jungvieh haben wir durehgehends in sehr gutem Zustande gesuuden. .^luch .^.eerden von .Schweinen konnten im Herbst von der Unmasse von Eicheln, Kastanien ...e. fett werden, während sie sich den Sommer über im Walde von Gras, Beeren, Ungeziefer ..e.

recht gut erhalten. Bezüglich Mineralexwerbs.^uellen wird sür die nächsten . Einwanderer noch wenig Hoffnung sein. Allerdings birgt die ganze Gegend grosse Massen von Kohlen und Eisen, welche seiner ^eit aneh einmal ihre Verwerthung finden werden ^ aber unsere Landsleute thun jedenfalls besser -- und es wird ihnen auch besser zusagen, - dem .Land feine oberirdischen Schäle abzugewinnen, als unterirdisch nach Kohlen zu graben. Uebrigens würden denselben auch die Mittel zu solchen Unternehmungen fehlen. Wenn solche jedoch später, was nicht ausbleiben wird, durch andere Kräste in^s Werk gesetzt werden, so wird

ein günstiger Einfiuss auf die ganze Anfiedlung nicht ausbleiben.

Die Frage 4, ,,über Verkehrswege, Zugänglichkeit und Märkte^ wird die Zukunft beantworten müssen. Bis dato find erstere noch ziemlieh mangelhast ; es soll aber alle .^...sficht vorhanden sein, daß schon binnen wenigen Jahren eine Eisenbahn, wenigstens bis in die Eolonie, wenn nicht über das Blateau in der Richtung von Südwest nach Rordost

144 gebaut werden wird, um so eher, wenn die Gegend, wie zu erwarten, sich rasch bevölkert. Eine Kohlengesellschast hat den schwierigsten Theil der Bahn zur Ersteigung des Berges schon auf eine Lange von 22 Meilen erstellt, so dass wenigstens die Kolonisten von Tr.^v City aus mit der Zweie^Eisenbahn an eine Hauptbahn gelangen konne^.. welche ihnen die Sehienengeiegenheit nach Osten, Süden und Westen bietet. Da von Tracy City, der Kopfstation der Kohlenbahn, die Entfernung bis zur schweizerischen Niederlassung nur eirea 15 Meilen (5 Standen) und die Elevation nur 40 bis 50 Fnss betragen soll, so wäre diese Strecke leicht zu erstellen, da Land und Hol^ nichts kosten. und wenn die Gegend mehr bevölkert wird, so liegt es auch sehr im Jnteresse der 40-45 Meilen entfernten, schon im Ausblühen begrissenen Stadt Cl^tt.inoo^, dass die Bahn bis dorthin, also^uer über die Hochebene, fortgesetzt werde. Eine Verbindungsstrasse von der^ Eisenbahnstation Me. Miuuville aus (N.^hv.ll.... Cl^tlanoo^) sührt über den aussäst romantisch gelegenen Kurort B.^rslieha .^prm^s nach Altamont, den. Bezirkshauptori. von Grunde Eount^, und von da durch Reu-Schweizerland bis Ch.^noo^, wo wieder Eisenbahngelegenheit nach halb Amerika gegeben ist. Jnmerhin sind aber je^t schon die Ansiedler von ..ReuSchweizerin.^ eben so gut, wenn nicht besser als Tausend vo.^ Farmern im Rordwest mit den Eisenbahnen in Verbindung, welche naeh den Hauptmarken führen, und haben, wie gefagt, alle Aussicht, aneh ein Schienengeleise durch den Herd der Niederlassung, so dass die ^..ro^ dueenten oder Händler die Märkte in den Südstaaten, Alabama und Georgia, so gut wie aneh Rew^ork und diejenigen im eigenen Staate, Memphis und Nasliville mit ihren eigenen Produkten befahren ko^nen.

Wenn die Ansiedler dieses Jahr 100 Kühe mehr hätten, so würde ihnen der Kurort Berslieha Spring den Bntterertrag gerne zu einem schonen preise abnehmen, auch Gemüse und Obst gut bezahlen. Ans eine Entfernung von 15 oder auch 40 Meilen zu einer Eisenbahnstation konnen Haupter^portartikel, wie Mastvieh und S^hase, ohne Schwierigkeit getrieben werden. Bevvx jedem Farmer eine Zweigbahn zu seiner Wohnung angelegt wird, muss man gerne damit zusrieden sein, wenn man wenigstens bezüglich Verkehrsverhältnissen gegenüber andern Ge-

genden nicht im Rachtheil ist, aber dann auch jede. günstige Gelegenheit

benu^en, um aueh Bequemeres ^u erzielen. Reben einer Eonnt^asse, wie die oben angesührte, kann die Mehrheit der Einwohner bewirken, dass aneh andere Verbindungswege, selbst auch neu zu erstellende, in diese Klasse erhoben werden, welche den Vortheil geniessen, dass si^ die Eount^ beaussichtigen lässt und sür Brükenbau und Viaduete die nothigen Mittel liesert. Für Verbindungswege niederer Klasse tragen Staat und Eount^ nichts bei, sondern die Bewohner haben diese selbst anzulegen und zu unterhalten, und es gebührt den Schweizeransiedlern in Grund^ Eount.,. jedenfalls die. Ehre, in dex kurzen Zeit ihrer Anwesen-

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heit in dieser Beziehung recht viel geleistet zu haben. Wenn auch noch an den .Kreuzungen die Wegweiser fehlen, so dass sich hie und d.. einmal ein Ansiedler sur einige Stunden verirrt, so macht dieses höchstens ^pass, und es kann dem leicht abgeholfen werden. Das Rühmliche besteht desswegen darin, dass Zugthier und Fuhrwerk besser. durchkommen können als in manchen Gegenden, die schon ein halbes Jahrhundert angesiedelt sind, und je mehr flüssige Einwanderer fieh anschließen, um so leichter kann in dieser Beziehung auch noch mehr geleistet werden. ^etheilte Lasten -..- leichte Lasten l Die Eolonie l^at auch ein Voftbüreau.

Die Briefpost kömmt nnd

geht drei Mal wöchentlich, und es ist dieses Bostbüreau das einige in Eount.^, das Geld.^Ordres ausgiebt und ausbezahlt.

Ueber die .Frage 5, ., Ansied lungs-, Landankaufsbedingungen und Eharakter de... Besi^titel betreffend^ l..aben wir uns nicht speziell erkundigt, da uns gesagt wurde, dass das eigentliche alte Eolonieland unter Leitung des schweizerischen Generalkonsulats selbst angekauft und die Besil^tei bereinigt worden seien, und dass die betreffenden Abtheilungen nun dnreh den Eonsuiaragenten, Herrn B. Staub in Kno^ville, als von ihm selbst verkaust und Kaufbriefe ausgegeben werden , welche der Bezirksrath registrirt. Wenn also je ein älteres Besprecht wollte geltend gemacht werden, so kann dieses nicht den Ansiedler, sondern nur Herrn Staub berühren, welcher gegenüber dem Ansiedler volle Garantie bietet. Raeh Bezahlung der Kaussumme,. durchschnittlich .^ 1 per Aere , wird dem Käufer sein Besi^titel ausgestellt , welcher ihm ^änzlieh sreies Verfügungsreeht über das von ihm erworbene Land ^usichert. Gntes Hochland kann noch für einen Dollar per Acker gekaust werden. Dann find aber auch alte Farmen, theilweise geklärt, mit etwelchen Gebäulichkeiten versehen, die aber wä^reud des Bürgerkrieges verlassen wurden, billig zu erstehen, den ^cker 3 bis 5 Dollars.

Die ...i.iederlassungs- oder ...lnsiedlungsbedingnngen mögen zu Adams Zeiten kanm einsacher gewesen sein. Es e^istirt keine Behörde, bei de.: der Neuangekommene sich zu melden hätte. amtlich bekümmert sieh kein ^Mensch um ihn als der Steuerbeamte.

Bis je^t bezahlen die auf 100 Acker Ausässigen ungesähr ^ 1.^.. Steuer, müssen aber nebenbei im Frohndienst die Eount^strassen unterhalten helfen.

Die Frage 6 berührt ,,Bolitische Zustände und Beziehungen gegenüber den dort ansässigen Eingebornen^.

Unsere Landsleute sind politisch genng, dass sie einsehen, sie haben vor der Hand Gütlicheres ^u thun, als sich mit Bolitik.zu befassen, und thun auch wirklieh gut daran, sich gar nicht um das hier zu Land...

fo arg ausgeprägte Varteiwesen zu kümmern. Wenn sie sich an den Wahlen sür Eount^-Riehter und Eount^ Beamte vorsichtig betheiligen, so thun

146 sie vorläufig ^enug. Bei diesen Wahlen werden sie aber auch schon in kurzer Zeit im Falle sein, den Ausschlag zu geben. Die gegenwartigen Eount.^Beamten behandeln die schweizerischen Ansiedler gegen Erwarten zuvorkommend , auch die übrige Bevolkernng ist sür die Eolonie äusserst freundlieh gefinnt, wovon wir in Tracy City und in A^mont vielfach nn.^ zu überzeugen Gelegenheit hatten. Dieses sind nämlich die zwei nachsten bewohnten ^Blä^e. Die Kohlengesellschast , welche beinahe einzig die Stadt Tracy City von vielleicht 30-.-40 Häusern bildet, leitet der Eolonie allen mogliehen Vorschub. Die wenigen auf dem Berg zerstreuten Farmer sind ebenfalls der Eolonie sehr gewogen.

Jhre Fra^e 7, .,Soeiales Leben und Vorsorge sur Unterricht und

Kirche^ ist im Verhältniss viel wichtiger als dasjenige , was in dieser

Beziehung bis dato von den Ansiedlern geleistet werden konnte, obgleich auch für die Schule viel gethan wird. Die Eolonie besi^t ein schones zweistockiges Schulhaus , in welchem bis vor wenigen Monaten eine aus ihrer Mitte angestellte Lehrerin Unterricht ertheilte. Vom nächsten Juli an werde der Staat dieser Schule den geglichen Beitrag verabreichen, und es soll ein tüchtiger Lehrer für die Elementarsäeher, für englische und deutsche Sprache angestellt werden, so dass ^uncto Schule

ziemlich gut gesorgt wäre.

Bezüglich der Kirche ist die Schwierigkeit grosser , da der Staat

sich nicht um solche bekümmert und keine Beitragspflicht. dafür anerkennt.

Kirche und Glaubenssache ist jeden.. .^..^eluen oder den verschiedenen Eongregationen überlassen. Die Ansiedler fühlen den Mangel einer Kirche und eines Geistlichen sehr wohl , aber vorläufig fehlen ihnen noeh die Mittel, diesem Mangel abzuhelfen.

Wir hoffen indessen , dass durch neuen Zuwachs der Eolonie und

vielleicht durch Unterstützung aus dem alten Vaterlande die Möglichkeit, einen Geistliehen zu besolden , nicht mehr allzusern sein werde. Bis jel^t scheinen meistens sieh nur Angehörige der resormirten Kir.^e aus der Eolonie zu befinden, und zur Ausübung dieses Gottesdienstes bedarf es wenigstens keiner kostspieligen Zubereitungen.

Zur theilweise Aushülse hält ein ehemaliger Schullehrer religiose Vorträge und Kinderlehre, und es wird wahrscheinlich bei Anfiellun^ des Schullehrers auch daraus Bedacht genommen werden , dass der An-

zustellende auch in dieser Richtung einige Aushülse leisten kann. Richt

nur der Seelsorger fehlt bis je^t der Eolonie, auch einen Arzt für den gebrechlichen Korper hat fie noch nicht in ihrer Mitte. Auch in dieser Beziehung wird eine baldige Zunahme der Bevoikerung Abhülfe mog..ich machen. Sollte auch wirklich die schon ost ausgestellte Behauptung einigen Grund haben , dass Mangel an Aerzten eine Gegend gesünder erhalte, so würden wir doch der Anfiedlung einen tüchtigen Praktiker wünschen, und wäre es nur chirurgischer Fälle wegen.

147 Jn sozialer Richtung wissen sich unsere Schweizer zu helfen, ind^m ^ie aus verschiedenen Theilen und Kantonen Zusammengewürfelten ein gegenseitig recht freundschaftliches Verhältniss zu unterhalten trachten.

^..saug und Musik erweisen sieh auch hier als fchones Bindemittel.

Die Leute kommen abwechselnd bald bei Diesem , bald bei Jenem Sonntags zusammen, wo nach Erzählung der wenigen Neuigkeiten und Erlebnisse Besang und Musil. die Zeit vertreiben helfen. Musik, ^ selbst eine kleine Blechmusikgesellschast, hat die Kolonie auszuweisen. Herr.

Eousularagent ^taub hat eine Anzahl Jnstrumente geschenkt; der oben.erwähnte ehemalige .Lehrer, Herr Kissling, ertheilt mit lobenswerther Ausopserung Unterricht, und Knaben von 12-- 15 Jahren blasen mit regem Eiser in ihre Jnstrumente , dass der Wald von alten schweizerischen .Weisen weithin wiederhallt zur ^reude der Einsiedler und Bewunderung der Eingebornen.

Mogen diese jungen Musiker zu tüchtigen Farmern heranwachsen und mit demselben Eiser Misstone in der Gesellschaft zu vermeiden suchen, wie sie sich je^t bestreben, die richtigen Tone nach Roten zu treffen .

Unsere Aufgabe glauben wir durch Beantwortung Jhrer Fragen, wenn auch in Kürze, doch gewissenhast gelöst zu haben, und es werden

Berichte, sowohl. der je.^igen Ansiedler als der zukünstigen, unser Urtheil nur bestätigen konnen. Bezüglich des Ausdrucks .,Eolonie^ haben wir zu

über .Lage, Klima, Bodenbeschasfenheit und .Leute der Eolonie

bemerken, dass allerdings die Raehbarschast unter dieser Benennung, oder unter .^^..vlss Colony^ die schweizerische Ansiedlung versteht, und dass diese Betitelung in Nashville, Chat.tanoo^, .^eveiison, Co^.an..

Tracv Cit.v. Ahamont etc. so allgemein angenommen ist, dass auch wir uns dieses Ausdruckes bedienten , obschon n.ir es für ein Glück betrachten, dass d.^s schou so ost saillirte Eolonisation.^s^stem von vornherein ausgegeben und das System der totalen Freiheit und Unabhängigkeit adoptirt wurde. Selbstständiges Erproben und selbstständige .Ausdauer ist, ..^as der sr.^ie Mann ^..il.l, sei er nun ein Republikaner aus der Schweiz oder aus Amerika. Wer weiss, ob nicht Mancher sich der Ansiedlung anschl.iesst, weil ihm das Befohlene in der alten Heimat ^u lästig wurde, oder weil er selbst nicht zum Mitbesehlen kommen konntet ^ier ^eiss er nun, dass er in seinen Angelegenheiten ganz

frei und selbstständig ist^ dass ^eder im eigentlichen Sinne des Wortes

der Schmied seines Glückes sein kann, ohne dass ihm Eolonieporsteher ..e. Einreden zu machen haben. Dieses System trägt unbedingt mehr zum Zusammenhalt einer Anfiedlung bei, als alle Paragraphen einer ,,Eolonie^.^rdnung^ und alle Eolonieporsteher und Gehülsen, tro^ allen guten Absichten und gutem Willen. Wir werden sehen, dass diese Ansiedlung einen raschen Zuwachs sowohl durch Schweizer in Amerika

Bnnde.^b......... .^ .. h r g . X XI I I . Bd. III.

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14.^ als aus der alten Heimat erhalten wird, weil Deiner an mehr als Vereinigten Staaten- und hiesige Staatsgeset^e gebunden wird, während Eolonisations-Statuten und Vorschriften, noch aus der alten Heimat datirte, nur ein grosses Hindern^ am raschen Ausblühen gebildet haben würden. Wenn früher oder später sich die Ansiedler alle, oder nur die dazu geneigten, zu einem landwirthschaftiichen Verein, zu einem gegenZeitigen Unterstü^ungsverein ^usammenthun wollen . wenn sie einen Grütliperein bilden und sich als Seetio.. dem nordamerikauischen Grütlibund anschliessen, so ist alles dieses sreie Wahl des Einzelnen und muss daher weniger lästig werden. Uebrigens würden auch Colonisationsstatuten erst dann amtlieh bindend, wenn sie von der Tennessee ..^taats.^ gese^gebung genehmigt würden. Aber, wie gesagt, freut es uns, dass der Rame ,,Eolonie.^ nichts weiteres zu bedeuten hat, als irgend eine andere Benennung. dass die Ansiedler entweder als Schweizer hier Sinnverwandte verbleiben, oder auf Verlangen Bürger werden Tonnen.

dass sie aber im Uebrigen so frei wie jeder Staatsbürger sind. An den Beschränkungen dieser Freiheit sind bis je^t alle Colonisationspersuche in den Vereinigten Staaten geseheitert, und darum haben wir gerne vernommen, dass die Benennung ^Schweizer^Eolonie.^ nichts weiteres bedeutet als ,, sreie Ansiedlung^. Aus diesen sowohl, als aus den obigen Gründen dars daher diese Gegend jedem schweizerischen Auswanderungslustigen mit Recht empsohlen werden, wenn er nämlich

glaubt, die nothigen Mittel zur Gründung einer Heimstätte zu besinn.

Diese Mittel sollten mindestens hinreichen, nach Bezahlung des Landes oder eines Theiles an dessen Kostenbetrag, auch die nöthigen Geräthschasten und Samen zur Anpflanzung anzuschaffen und Lebensmittel bis zur nächsten Ernte zu kaufen. Von den ersten Ansiedlern hat ein grosser Theil nur mit ausserordentlicher Mühe sich halten konnen. Es gehort wirklich auch eine beinahe unglaubliche Willenskrast dazu, mit Ax^t und Hacke Urwald ausbeuten, und doch hat der grossi Theil der Ansiedler auf diese Weise sich Behelfen müssen, weil ihnen die

Mittel gefehlt, einen tüchtigen Brechpflug und die dazu erforderliche

Zugl.rast, wenigstens zwei oder vier Ochsen anzuschaffen und, aus Mangel an Geld für Sense oder Sichel, mit Tisehmesser durch Kinder Gras abschneiden lassen, um Wildheu zu machen. Amerikanische Ansiedler würden mit solchen Werkzeugen den Boden geofsnet und sogleich für Wintersutter gesorgt haben , denn während des Sommers, bis die erste Ernte an Korn und Haser etwas liesert, müssen sich die Thiere aus der Weide ihr Futter suchen, selbst in Gegenden, wo dieses nicht so im Ueberfluss wie in diesem Vlat^e Vorhanden ist. -- Jedenfalls haben diejenigen Ansiedler, die ans ihrem Lande geblieben sind, besser gethan als diejenigen, welche dasselbe wieder verlassen haben, und nun anderwärts über die herrschende Armuth in der Eolonie ^ehimpsen.

Die meisten dieser Unzufriedenen haben vielleicht jet^t

149 weniger, als wenn sie ihre Zeit auf Verbesserung ihres Grundstücks verwendet und diesen Sommer Gelegenheit hatten , eine ordentliche Ernte einzusammeln. Es ist allerdings äusserst schwierig für arme Leute, sich in einer Gegend .^urehsehlagen zu müssen, wo in der RachBarschaft auch gar keine Gelegenheit ist, sich einige Dollars zur Deckung der al.lernothigsten Ausgaben zu verdienen. Daher waren und sind noch heute etliche von den unbemittelten Ansiedlern genöthigt, auf eine Entfernung von 20 und mehr Meilen einigem Verdienst nachzugehen, so dass sie ihre Familien kaum alle 14 Tage zu sehen bekommen. ändere, welche grosse Kinder haben, mussten solche in die nächsten Städte in Dienst schicken, obgleich deren Kräfte aus der eigenen Farm nothweudig gewesen wären, bloss nm etwas bares Geld zu bekommen, bis einmal aus den eigenen Produkten etwas gezogen werden kann.

Allerdings hat dieses Versahren nebst der pekuniären auch noch die gute Seite, dass diese jungen .Leute hiesige Sprache und Gebräuche einigermaßen kennen lernen. Spätere Einwanderer werden gegenüber den ersten den bedeutenden Vortheil haben, dass sie sich die Erfahrung derselben sogleich zu Rn^en machen und ans eine gewisse Hülse rechnen konnen.

Wie wir mit Bestimmtheit annehmen, .werben sich in einigen Jahren verschiedene Schweizer mit amerikanischen Ersahrungen und Geld in dieser Eolonie niederlassen^ auch werden sieh die daselbst befiudliehen bald so weit erholt haben, dass weniger bemittelte Einwanderer Gelegenheit finden, bei diesen Barthien Tauscharbeit zu verrichten, wenn sie im Falle sind, selbst Bflug und Wagen anzuschaffen.

Demna.^ werden also die Rachkommenden in jeder .Beziehung Vortheile finden, welche ihre Vorgänger sehr entbehren mussten; konnen.

alle Arten Samen aus dem Blatte selbst finden und sich die Art und Weise von deren Kultur pom Raehbar nach seinen gemachten Ersahrungen angeben lassen. Ueberhaupt werden sie manche Missgrisse vermeiden, welche die ersten aus Unkenntniss begangen haben. Als einen solchen mochten wir u. A. anführen, dass die Wohnhäuser alle nackt dastehen und kahl der Sonnenhi^e und dem Wind ausgesetzt sind.

Wenn ein Amerikaner im Falle gewesen wäre, seine ganze .Lat von 100 Ackern abzuklären, so hätte ex solches sicher nur mit ....9 gethan und die Bäume aus dem hundertsten Acker um seine Wohnung
herum stehen lassen und den Gemüsegarten lieber um so viel entfernter angelegt.

Der Schatten dieser Bäume ist hier im Süden viel wohlthätiger, als es die Einwanderer dafür angesehen zu haben seheinen ; und wo Land genug zur Verfügung steht, auch ein ganzer Acker nur 1 Dollar kostet, darf den Kindern ein geräumiger schattiger Spielpla.^ beim Hause aueh gekonnt werden. Man mag uns entgegenhalten, dass derartige Bemerkungen zu kleinlieh seien, um in einem solchen Berichte zu erseheinen, ...bex eben die Kleinigkeiten werden zu oft übersehen.

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Weil ....ir nun soeben von Waldbäumen gesprochen, so Bollen n.ir .noch bemerken, dass der ganze Wald ziemlich dicht aus verschiedenen Eigenarten, Kastanien, Wall- und Hikor^Russbäumen . besteht, nebst einer Masse der prachtvollsten Fohren (Bines) von 80-.- l 00 Fuss .Länge. Von der ie^tern wird der Theil, welcher noch nicht umgemacht werden muss, um Bflanzlaud zu gewinnen, einen s.^onen Werth bekommen, sobald eine Eisenbahn durch die Gegend erstellt sein wird.

Wasserkräfte zum Betriebe von Sägemühlen finden stch hinreichend vor.

Einige solche Werke befinden steh schon im Gange, bedürsen aber, um etwas Ordentliches zu leisten, noeh sehr der Vervollkommnung.

Ein .Kapital auf Mehl- und Sägemühle verwendet, mit Hobelmaschine, müsste sehr gut reutiren. Aber eben geht dieser Nervns rernm den meisten ^chwei^erauswan^erern ab, und es müssen dieselben ^u viele Jahre verlieren, um sich einiges Betriebskapital zu erwerben, eben weil ihnen das Rothige beim Anfange fehlt. Abgesehen von Sägemühlen und Hol^handlung, .^ie doch nur Einzelne betreiben konnten, sehlt aber auch das Gel... zu allgemeinen Unternehmungen. Wir haben recht gerne vernommen, dass eine schweizerische Auswauderungsgesellsehaft sieh bestrebe . diese Eolouie in Grund^ Eounti., durch Erwerbung einer ^rossern Langstrecke ^u erweitern. und dass sie mit einigen Millionen Franken den Ansiedlern durch Kapitalvorsehüsse unter die Arme greisen wolle. Wenn auch Ersteres nicht gut sein mag, so erwarten wir doch vom Lebern, u..eun es sich verwirklicht, den grossern Ru^en. Zum Beweis führen wir als Beispeil an : dem Hans oder Heiri wäre das nothige Kapital vorgeschossen worden, dass er hätte Bflng und Wagen, ^wei Achsen und vier Kühe dieses Früjahr kaufen konnen ^ Futter für das Vieh bedars er vor Oktober o^er Rovember :.icht, mit Deinen Ochsen hätte er im ^rühjahr Land aufgebrochen, um daraus genug Wintervorräthe ^u pslauzen. aus Butter und Käse hätte er das in die

Hanshaltung nothige Geld und den Kapitalzius gema.ht, und über ein

Jahr wäre sein Vla^ sünsmal so viel werth als so, wenn er genothigt ist, seine Zeit auswärts als Taglohner zu verbringen. Jm nächsten Jahre hätte er im glückliehen ^alle drei oder vier Kälber ^ur ....a.^zucht und einiger Ertrag vom Gelde zu entbehren. Jm dritten Jahre wäre.

er schon im Falle, den Vorsehuss oder doch einen grossen Theil .^aran Zurückzuzahlen und wäre ein gemachter Farmer mit einer schonen ^.arm.

Mit einer solchen Unterstü^ung würde ihm schon in drei bis vier Jahren moglich, was er ohne Mittel kaum in einem Duzend von Jahren zu Stande bringen kann. Hat er es so weit gebracht, dass er sich einige.

Duzend Schafe anschaffen kann, so hat er im glücklichen Falle nach wenigen Jahren eine Schafheerde, wovon jedes Stück mindestens für einen Dollar Wolle bringt, abgesehen davon, was er von der .Nachzucht zu drei bis fünf Dollars das Stück zu Geld machen kann. Jedenfalls muss es Jedermann einleuchten, dass es sür den Ansiedler von dem

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grossten Ruthen ist, wenn er schon in den ersten Jahren sein Land tragbar machen kann. So lange ärmere Einwanderer nicht aus eine Unterstützung rechnen können, so wäre denselben kaum anzural.hen, sich in ^Reu^Sehweizerlaud^ niederzulassen, bevor Gelegenheit zu einem Verdienst vorhanden ist. Es wurde aus diesem Grunde schon von Ein.^ führung pon Jndustrie, Webereien und Spinnereien gesprochen und geschrieben^ aber solche Blaue sind alle noch zu sehr verfrüht, ode^ wenden kaum je mit Vortheil ansgesührt werden können. Die hauptsächlichsten Ressourcen für diese Gegenden sind Ackerbau und besonders Viehzucht, welche mit den wenigsten Mitteln betrieben werden können, den grossten Rn^en abwerfen, anch weniger von Eonjeeturen abhängen.

^ und dem Ein^lneu grossere Unabhängigkeit gewähren.

Wie schon oben andedeutet, würde Butter- und Käsebereituug sich gut bezahlen ; und wenn ausser den nöthigen Mühlegewerl.^n auch einmal eine oder mehrere tüchtige Käsereien sich im Betriebe finden werben, so wird dieses zum Gedeihen der Eolouie lange genügen.

Wenn kleine sogenannte Hausindustrie, die wenig ^ond bedarf, betrieben würde. konnte damit mancher Regentag nützlich zugebracht werden. Die Holzschnitzer von Brienz finden hinreichend Absatz sür ihre.

Brodul^te.

Bis je.^t haben wir nur vom Eolonieland und den darauf Angesiedelten gesprochen, und müssen nun zum Schlusse auch derjenigen erwähnen, welche aus Unzufriedenheit oder aus Mangel an Verdienst wieder fortgegangen sind, tro^dem dass Verschiedene davon schon Land übernommen gehabt. Bei den erstern, den Unzufriedenen, scheint es, wie so oft im .Leben, auch der Fall zu sein, dass alles Andere, nur nicht sie selbst, am Mißlingen Schuld sein soll , nun wird daher wacker über diejenigen losgezogen, welche von Anfang und jel^t noch die

Hauptstütze der Eolonie bilden. Wenn diese zugleich über schlechtes,

unfruchtbares .Land klagen, so finden sie überall eine Masse, die ihnen beistimmen und solche abzuhalten suchen, die sich der Ansiedlung anschliessen möchten, meistens nur aus dem Grunde, um die Leute in.

ihrer Rähe zu behalten ; denn jede Gegend wünscht mehr Bevölkerung,.

und überall sind solche, die entweder Land zu verkausen haben, oder deren Geschäft bei mehr Einwohnern besser gedeihen wür^e. Weun wir hier sagen, dass einem der Mitunterschriebenen der Vorsehlag gemacht wurde, ein.^ tüchtige Empsehlung über eine ^trecke Landes in Ar.kansas zu schreibeu, dieselbe ^u ^ l 21/2 per 100 .^cker anzukaufen und den Einwanderern zu .^1-2 per Acker abzutreten, so liefert dieses einen Beweis sür obige Voraussetzung. Uebrigens könnte und wird wohl auch noch e^nst ein weniger Gewissenhafter das sraglich.^ Land als zu den sruchtbarsten zählend, empfehlen, ohne damit eine Unwahrheit zu sagen; um aber seine Spekulation nicht selbst zu ver-

152 eiteln, wird er wohlweislich verschweigen, dass diese fruchtbare .^..ea^nd mit ihren Sumps-^iebern dem Ansiedler und ganz besonders dem ,,^rünen^ (sriseh Eingewanderten) das .Leben daselbst unmöglich ..nacht.

Jndem wir unfern Bericht schlössen, wünschen wir der Kolonie .^^..^i^erland dasjenige rasche Ausblühen, das wegen seiner geRunden Lage, fruchtbarem Boden, Reiehthum an Viehweide, Holz und Mineralien so leieht moglich ist.

Memphis (Tennessee), den 10. Juli 1.^71.

(^.) ^hn Scheiter, in Memphis.

(^^.) ^. ^...n^el, in Memphis.

(.^^.)

^nt.^n Bettler, Landwirth in .^^ Eount^, Ost-Tennesfee.

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Bericht der vom Hrn. Generalkonsul Hitz ernannten Kommission zur Untersuchung der wahren Sachlage der schweiz. Ansiedelung in Grundy Countn. (Vom 10. Juli 1871.)

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1871

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3

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34

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26.08.1871

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139-152

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