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Bericht der

schweizerischen Gesandtschaft in Frankreich an den Bundesrath über die Subskription zu Gunsten der bedürftigen Schweizer in Paris und die .Verwendung der diesfalls eingegangenen Liebesgaben.

(Paris, 10. Juli 1871.)

^

Tit!

Es seheint mix nothwendig zu sein, bereits sezt Jhxer Würdigung . einen einlässlichen Bericht über den Betrag der Summen, welche der schweizerischen Gesandtschaft in Frankreich zu Gunsten unserer bedürftigen Landsleute zukamen, sowie über die bisherige Verwendung derselben zu unterstellen.

Mehrexe Gründe, welche ich Die Ehxe haben werde, Jhnen weiterhin darzulegen, stellen sich der Vorlage einer Schlussrechnung ent-

gegen. Ich bin daher genothigt, die Rechnungen vorläufig aus 30. Juni 1871 festzustellen.

Es wird mix gestattet sein, in Bezug auf den Zustand der Schweizerkolonie in Baris während und gleich nach der Belagerung mich aus den Bericht zu beziehen, der Jhnen untexm 24. Februar von Jhren Abgeordneten, den Hexren Eheneviere, .Staatsrath in Gens, und A. Roth, Ständerath, vorgelegt worden ist. Jch brauche nieht neuerdings Jh..en die R o t hstan d e (miseres) jeder Art vorzuführen, deren Zeugen wix gewesen sind, noch Jhnen den Stand der Finanzen unserex zwei Hilssgesellschasten in Baxis zu beschreiben, noch aneh auf die Beschwerlichkeiten zurückkommen, welche ans der hiexseitigen Gesandtschaft bis z...x Ankunft Jhrer Abgeordneten lasteten.

178 Jch gedenke Jhnen nun zuerst den Stand unserer Einnahmen und Ausgaben ans 30. Juni darzulegen und sodann Jhre Aufmerksamkeit aus die Massuahmen zu lenken, welche im Jnteresse unserer dürstigen Landsleute theils bereits getrofsen worden sind, theils noch weiter zu treffen sein dürften.

L finanzieller ...^heil.

A. ^.inn^hmen.

Am 1 . Mai beliefen sich die dem Bundesrathe direkte zugekommenen Gelder auf den Gesamtbetrag von .

.

. Fr. 313,218. 93

Seit jenem Zeitpunkte erhielt die Bundeskanzlei noeh verschiedene Summen, die bis 30. Juni an-

stiegen auf

.

.

.

.

.

.

.

,

, 11,755. 7 3

Die schweizerische Gesandtschaft ihrerseits empfing direkte von Brivaten, Eomites, schweizerischen Konsulaten oder Gesandtschaften im Auslande die in der Beilage A^) näher aufgezählten Summen im Ge-

sammtbetrage von .

.

.

.

.

. ,., 93,819. 20 Total aus 30. Juni Fr. 418^793.^86

B. ^...u.^^n.

1. Ju F^e e.uer Zusammenkunft, an welcher die Hauptmitglieder der Wohlthätig^.eitsgesellschast und der Gesellsehast sur gegenseitige Unterstüzung der Schweizer in Baris, sowie die Herren Abgenordneten des Bundesrathes theilnahmen, schritten diese sofort zur Verkeilung folgender Summen : An das schweizerische Greisenas^ in Baris .

Fr^ 10,000

die helvetische Wohlthätigl.eitsgesells.hast die sehweiz. Gesellschaft sür gegenseitige Unter stüzung

.

.

.

.

.

.

die Unterstüzungskasfe der Gesandtschaft

20,000

10,000 10,000 Total Fr. 50,000

Diese Summe von ^r. 50,000 revräfentirte zur Zeit der Abreise der Herren Eheneviere und Roth nach Baris nahezu den Betrag der in der Schweiz geflossenen Gaben. Die der Gesandtsehast zugesprochene Summe beträgt nur Fr. 10,000, weil diese während der Belagerung ^) ^n Bezug auf einige Bellagen, welche das Publikum interesflren kennen.

bleibt eln nachträglicher Abdruk vorbehalten.

.:

t79 von Baris bereits direkte Fr. 16,600 von Seite der Eomites von Reuenburg und von Gens empfangen hatte, denen es möglich gewesen war, txoz der Eeruirung der Hauptstadt Gelder dorthin gelangen zu lassen.

2. Durch Beschluß vom 6. März hat der Bundesrath a) es übernommen, unter die schweizerischen Opser des Krieges in den verschiedenen franzosischen Departements eine Summe von Fr. 25,000 zu pertheilen, welche vom Generaltotale der Subseription in Abzug kommen.

b) Durch Beschluß vom gleichen Tage, gefasst auf Antrag der Herren Abgeordneten Eheneviere und Roth, hat der Bundesrath dem schweizerischen Greisenas.^l in Baris eine neue Subvention be-

willigt pon Fr. 30,000.

o.) Ju .^lge de.^ nämlichen Beschlusses mussten dem Totalbetrag der Subseription die ersorderlichen Summen enthoben werden, um

die Geldmittel der beiden schweizerischen Hilssgesellschasten in

Baris wieder herzustellen, d. h. aus den Stand zu bringen, in welchem sie sich vor dem Kriege befanden. Der Bundesrath beschloss, noch ein Fünstel hinzuzufügen, damit den Anforderungen der Zukunft genügt werden könne.

Das Defizit der helvetischen Wohlthätigkeitsgesellschast beträgt laut Rechnung, Beilage B, . . . . . Fr. 15,874. 75 und das Defizit der Gesellschast für gegenseitige Unterstüzung, laut Rechnung, Beilage C, .

.

. ^, 11,567.65 Zusammen

Ein Fünftel der normalen Geldmittel .

Fr. 27,442. 40

. ,, 8,120. --Total Fr. 35,562.40

(Siehe Seite 15 und 16 des Berichts der Herren Abgeordneten

des Bundesraths, oder Bundesblatt von 187l, Bd. l, S. 3..)4---406).

Jch besorge, es sei der Bruchtheil eines Fünftel der normalen

Geldmittel, wie er über das Defizit hinaus bewilligt wurde, nicht ansreichend. Die Zahl der Unterstüzungsbedürstigen hat bedeutend zuge-

nommen und ich behalte mix vor, bei Vorlage der Schlußrechnung diesfällige besondere Anträge zu stellen.

3. Die Gesandtschast bewilligte der Gesellschaft für gegenseitige Untexstüzung, deren Wohlthätigkeitskasse --- alimentirt lediglich durch Gaben und den Ertrag von Soireen, die aber seit der Kriegserklärung gänzlich beseitigt waren - sich vollständig ersehest fand, eine Summe

von Fr. 8000.

1^0 Diese Summe gestattete es der Gesellschaft für gegenseitige Unter..

stitzung, neben der helvetischen Gesellschaft zur Austheilnng von Unterstüznngen zu schreiten, bis zur Einsezung einer gemischten, aus Mitgliedern beider Gesellschaften zusammengesezten Kommission. Die Zahl der Notleidenden war so bedeutend, dass die Gesandtschaft und die helvetische Gesellschaft ihrer Ausgabe nicht Genüge hätten leisten können, ohne die Gesuehsteller allzulange warten zu lassen. Es war durchaus nothwendig, das Gedränge von Zntrittbegehrenden (les qn.^nes) zu beseitigen, worunter die Pariser Bevölkerung während der Belagerung so

stark gelitten hat.

4. Die gemischte Kommission, zusammengesezt aus den Eomites der Gesellschaft für gegenseitige Unterstüznng und der helvetischen Ge-

sellsehast, unter Znzug von freiwilligen Mitgliedern, hat vom 28. März

bis 30. Juni an Geldbeträgen oder in Matura eine Summe aus..^etheilt von Fr. 30,000.

Die Gesandtschaft lieferte allwöchentlich die. zu diesen Verkeilungen erforderlichen Fonds.

(Laut Rechnung, Beilage D.)

5. Die Gesandtschaft verausgabte direkte an Unterstüzungen die Summe von Fr. 42,272. ....0 zu Gunsten von 5792 Bersonen.

(Siehe Beilagen E und F.)

6. Die schweizerische Gesandtschaft verausgabte direkte, sür Heimbesorderung von 1592 Bersonen zu herabgeseztem Preise, eine Summe

von Fr. 22,8l2. 95, laut beiliegendem Etat, Beilage G.

7.

Die Kommission für anonyme Gaben hat vom 2. März bis

30. Juni die Summe von Fr. 29,179. 90 ausgegeben.^ (Siehe Beilage H).

R e k a p i t u l a t i o n der .Ausgaben.

1. Dnrch die Abgeordneten des Bundesraths direkte Fr. 50,000, unter Abzug von Fr. 10,000, weiehe der Gesandtschaft zugestellt worden und die in den Ausgaben derselben sür Unterstüznngen inbegriffen sind

.

.

.

.

.

.

.

.

.^r.

40,000. ---

2. Durch Beschlnss des Bundesraths vom 6. März:

a) An die schweizerischen Opfer des Krieges in den Departementen .

. Fx. 25,000. b) An das schweizerische Greisen-

as.^

.

.

. . ,, 30,000. Uebertrag Fr. 55,000.^^ ^r. 40,000. -

^

181 Uebertr^ Fr. 55,000. - Fr. 40,000. c) .^ln die zwei schwel. Gesell-

schalten in Baris, ihr Defizit und ein Fünftel dazu . ,, 35,562. 40 -------3. Durch die ..^esellsehast sur gegenseitige

Untexstüznng, vom 1. Februar bis znm 27. März 4. Durch die gemischte Kommission , vom

^27. März bis zum 30. Juni Durch die

6.

7.

Dur.^ dieselbe, für Heimbesördernngen .

Durch die Kommission für anonyme Gaben

.

.

Gesandtschaft, direkte Unter-

.

.

,,

8,000.-

. . . . , , 30,000. -

5.

stüzungen

,, 90,562. 40

.

.

.

,

, 42,272.90 ,, ,,

22,812. 95 29,179. 90

^..eneraltotal Fr. 262,828. 15 C. ^l^nz ^ns 30. ^uni 1.8^...

Total dex Einnahmen auf 30. Juni

,, ,, Ausgaben ,, ,, ,, Verfügbarer Saldo aus 30. Juni

.

. Fr. 418,793.86

.

.

. ,, 262,828.15 . Fr. 155,965. 71

I.I.

Die vorstehende Finanzdarlegung erfordert einige Ausschlüsse und ^Rechtfertigungen : 1. Beim Schlusse der Subseription in der Schweiz war es unmoglieh, die Ereignisse vorauszusehen, deren .......chauplaz Baris seit der Kapitulation wur.^e. Raehdem die Arbeit einigermassen ausgenommen worden, gerieth dieselbe bald wieder in's .^token und es war während der ganzen Dauer der Herrsehast der Kommune durchaus unmoglieh, die Verteilungen von Unterstüzungen auszusehen, ungeachtet des diesfalls vom Bundesrathe unterm .^. März ausgesprochenen Wunsches.

Zum Arbeitsmangel hatten sich hinzugesellt einerseits die Besürehtung einer neuen Eernirung der Hauptstadt und anderseits die Rothwendigkeit, unsexn ..^andsleuten zu Hilse zu kommen, damit Niemand unter denselben behaupten konue, durch die Roth zum Eintritt in den Dienst der Jnsurrel.tion gezwungen worden zu sein. Dieser Stand der Dinge, der ^ur Zeit der Reise der Herren Abgeordneten des Bundesrathes nach Baris nicht vorgesehen war, erklärt die relativ beträchtliche Ziffer der wochentliehen und täglichen Unterstüzungen. Diese Ziffer beträgt :

182 Für die Gesandtschaft . .

,, ., helvetische Gesellschaft ,,

,,

.

.

. Fr. 42,272. 90 ,, 27,393. 50

Gesellschaft für gegenseitige Unterstüzung

,, ,, gemischte kommission

,,

18,50..). ---

,, 29,184. 25 Total ^Fr.^117,359. 65

Die Zahl der von de.. Gesandtschaft unterstüzten Bersonen beträgt vom Beginne der Belagerung bis zum 30. Juni .

. 5,792

für die helvetische Gesellschast ., ,,

.

.

.

.

.

,, Gesellsehast sür gegenseitige Unterstützung .

.

.

,, gemischte Kommission, vom 27. März bis 30. Juni .

. 4,5.) t 2,649 5,267

Total der Bersonen 18,299 Es ist hier ^u bemerken, dass es öfters vorkam, dass die nämliche Berson sich mehrmals meldete. Aus den Büchern der verschiedenen

Gesellschasten erhellt, dass im Durchschnitt jeder Unterstüzte sich drei Mal gestellt hat,

so dass jeder im Durchschnitt per Kops den Betrag

Fr. 19. 50 erhielt.

von

Diese wenigen statistischen Einzelheiten werden genügen, um zu.

zeigen, wie bedeutend die zn erfüllende Aufgabe und die damit verbundenen Schwierigkeiten waren.

2. Es konnte befremdlich erscheinen, dass eine ziemlich beträchtliche Anzahl von unsern in Baris etablirten Landsleuten gerade in dem Zeitpunkte heimbefordert werden mussten , wo sie , bei anscheinender Beendigung der Krise, hätten suchen sollen, sich neuen Verdienst zu verschaffen. Allein abgesehen von der lang andauernden Stoknn^, welche in Baris nach der Kapitulation und unter der Kommune herrschte, muss bemerkt werden, dass nicht nur die Jndividnen gelitten haben, sondern dass auch einzelne Bernfszweige schwer beeinträchtigt wurden. Die^ Uhrmacher, Bijoutiers, Dekorateurs, überhaupt alle Arbeiter sür Lnx^usgegenstände sahen sich zum Theil gezwungen, ihre Geschäfte aus dem Bariser Blaze einzustellen, gezwungen, entweder einen andern Berufen ergreisen oder anderwärts einen hinlänglich lohnenden^ Verdien^ zu.

suehen. Da überdiess viele Familien il..r Hauswesen einschränkten, so^ sahen sich mehrere Hundert jnnge Lente beider Geschlechter, die in Baris als Bedienstete angestellt waren, durch ihre Herrschaften unnachsichtlich entlassen. Bei volliger Ausbauchung ihrer Ersparnisse und der Aussichtslosigkeit, neue Bläze zu bekommen, erschien es diesen dann rathsamer, in die Schweiz zurükzukehren. Zn erwähnen ist serner eine Anzahl kranker Frauenspersonen und Kinder, deren möglichst besorderliche Heimbeforderung dringend war, um ihnen die Wiedererlangung ihrer Gesundheit in ihrer Heimat moglich ^u machen.

183 Jch glaubte demnach, mich mit den verschiedenen Eisenbahngesellschaften verständigen zu sollen, um eine Herabsezung der Fahrtaxen zu erwirken.

Die Orleansbahn sunktionirte allein wägend den ersten Wochen nach der Kapitulation ; sie willigte ein, unsere dürftigen Landsleute zur halben Taxe bis nach Saineaize zu besördern, von wo aus sie über Lyon und Gens in die Schweiz gelangten. Einige Zeit später wurden die lignes du Bourbonnais dem Verkehre wieder geöffnet und die Gesellschast der P. L. M. Bahn gewährte auch ihrerseits die Beförderung von Baris nach Gens zur halben Tax,e.

Herr Sauvage, Direktor der französischen Ostbahn, nahm keinen Anstand, so weit es ihn betraf, die Gratisbeförderung auf dem Reze seiner Gesellschaft bis zum 15. Mai zu gestatten. von da ..n musste die halbe Taxe für die Reise von Baris nach Belsort in Anwendung kommen.

Endlich bewilligte die kaiserlich deutsehe Kanzlei aus mein Gesuch die Gratisbefördernng unserer .Landsleute aus dem gesammten Theile der französischen Bahnen, auf deneu die deutsehe Verwaltung den Betrieb besorgte, und zwar aus blossen Vorweis einer von der schweizerischen Gesandtschaft ausgestellten .Legitimationskarte.

Die schweizerischen Gesellschaften wetteiferten mit den ausländischen

Verwaltungen unl.. stellten mit patriotischer Bereitwilligkeit Gratisbillets zu meiner Versüguug, zuerst bis Schritte hln, bis zum .15. Mai.

31. März und später, aus neue

Es freut mich, aulässlich des gegenwärtigen Berichtes allen Eisenbahnverwaltnngen meinen lebhasten Dank aussprechen zu können, zumal mehrere derselben durch den Krieg stark mitgenommen worden und in Folge dessen pekuniäre Opfer ihnen erschwert waren. Auch die kaiserlich deutsche Kanzlei verdient unsere Erkenntlichkeit sowohl sur ihre Grossmutl.. als mit Rüksieht aus ihre Schwierigkeiten, diesen Dienst gleichzeitig mit den Truppentransporten zu organisiren.

Die schweizerische Gesandtschaft hat vom 17. Februar bis zum 30. Juni über Gens 1543 und über Basel 764 Bersonen heimbefördert.

Schon vor der Belagerung von Baris hatte sie, aus Rechnung der Bundeskasse, Fr. 14,616. 50 ausgegeben sür Reiseunterstüznngen an 3417 Schweizer, was ein Total von 5724 bedürstigen, von der Gesandtschast heimbesörderten Schweizer ergibt. Diese Ziffer von Rothleidenden konstatirt neuerdings, wie gross die Zahl unserer in Baris

etablirten Landsleute ist. Es genügt, damit zu vergleichen, dass lezten

Sommer, anlässlich der Ausweisung der Deutschen, die schweizerische Gesandtschaft 6709 bedürftige Badenser und Bauern heimbesördert

184 hat. Vergleicht man die Bevölkerung der Schweiz mit derjenigen von Bauern und vom Grossherzogthum ^aden, und berüksiehtigt man dabei noch, dass die Deutschen sast ohne Ausnahme genöthigt waren, das franzosische Gebiet zu verlassen, was bei den Schweizern nicht d^r Fall, so kann man aus der .^.sfer von 5724 heimbesorderten Schweizern den

Schluss ziehen, dass die Sehweizerkolonie in Baris verhältnissmässig weit

Zahlreicher ist , als die badische und die bayerische Kolonie zusammen.

Mit Jnbegriff der Bedürstigen diese.. leztern Kategorie belauft sich die

Gesammtheit der von der schweizerischen Gesandtschaft seit einem Jahre heimbesorderten Bersonen aus 12,433. Seit dem Monat Februar 1871 beträgt die sür die Heimbesorderung der Schweizer ausgegebene Summe

Fr. 22,8 l 2. 95. Ohne die bei den sranzosischen Gesellschasten und der deutsehen Kanzlei erwirkten Reduktionen wären die Ausgaben auf mindestens Fr. 60,000, also beinahe 1/2 hoher angestiegen.

Bei ihrer Ankunst in der Schweiz wurden unsere Landsleut^ von Spezialkomites in Basel, ...^ens und Reuenburg empfangen. Es wurden ihnen Reiseunterftüzungen zur Heimkehr gewährt und die Mitglieder dieser Eomites haben mit dem grossten Eiser gesueht, diesen Einwanderern die lange und ost peinliche Reise zu erleichtern ; es verdienen denn aueh ihre Bemühungen unsere volle Dankbarkeit.

Hier stellt sich eine wi.htige Frage. Auf welche Rechnung soll bei unserer Sehlussrepartition die von der schweizerischen Gesandtschaft für Heimbefordernngen ausgegebene Summe gestellt werden^ Die Eomites der Schweizergesellsehasten, denen ich diesen Bnnkt ^anz besonders zur Brüsung unterstellte, haben einstimmig verlangt, dass diese Summe von der Eidgenossenschaft vergütet und nicht in Abzn^ gebracht werde von den sür die bedürftigen ^ehweizex in Baris be.-

stimmten Gaben. Sie stiren ihre diesfällige Ansieht zunächst. a..f die

sehr positiven Versieherungen , welche die Herren Abgeordneten des Bundesraths bei ihrer Reise naeh Baris mündlieh abgaben, und sodann, was noch konkludenter ist, aus eine Stelle des ossiziellen Berits dieser .Abgeordneten, welche (Seite 2) wi.... solgt lautet:

,,Wir halten es sür ausgemacht, dass die Geber die Unterstüzung der Bariserkolonie, namentlich derjenigen, welehe dureh die Krisis am meisten gelitten, im Ange hatten, und nieht eine Unterstüzung der eidgenossisehen Kasse oder eventuell der kantonalen Finanzen bezw^kten, um an ihrer Stelle die Transportkosten derjenigen unserer .^andsleute ^u übernehmen. welche die Hauptstadt verlassen wollten. Ein anderes Verfahren hätte den grossen Uebelstand dargeboten, dass iu Z^l.unst Ausrüse an die individuelle Wohlthätigkeit nicht mehr so geneigtes Gehor gefunden hätten, sobald dieselbe im Verein mit der amtlichen Unterstüzung zu wirken brstimmt gewesen wäre. Wir nahmen daher

.

1^5 keinen Anstand, Herrn Ministex Kern zu erklären, dass der .Bundesrath diese Anschauungsweise ohne Zweifel theile nnd dass er ermächtigt s^i, unsere Beiträge ^einzig und allein zur Unterstüzung der durch die Belagerung geprüften Bedürftigen, d. h. zu Gaben in Geld oder in Ratura zu verwenden, dagegen die Tarnen der Eisenbahnsahrten getrost aus dem Kredit der Bnndesbehorde zu bestreiten.^ Jch stimme

mit den Herren Delegirten und den Mitgliedern der

Bariser-Komites darin vollständig überein, es erheische die Billigkeit, dass der ganze Subskriptionsertrag zu Hilfsvergabungen in Geld und Naturalien an diejenigen unserer Landsleute verwendet wexde, welche das Opfer der Kriegsereignisse geworden sind und dass die kosten der Beförderung durch Eisenbahnen nicht aus den Liebesgaben mildthätiger Privatleute ersezt werden.

Ueber diesen Bunkt werde ich, vor Absendung meiner Schlussxechnung, Jhre besonderen Jnstruktionen abwarten. Jnzwischen stelle.

ich das Ramensverzeichniss derjenigen Bersonen, welche in die Heimat Gefordert wurden, sammt den sie betreffenden Belegen, Quittungen n. ^l. zu Jhrer Verfügung.

Mit Schreiben vom 20. Januar hatten Sie die Gefälligkeit, mir einen unbegrenzten Kredit bei der Bariser Sueeursale des Crédit Lvonnais zu eroffnen, demzufolge ieh bei diesem Hanse eine Summe von Fx. 14,000 erhob. Diesen Vorschuss glaubte ich nicht ohne von Jhnen dazu beauftragt worden zu sein, aus den mir zu Gebote stehenden Hilssgeldern zurükerstatten zu sollen.. vielmehr spreche ieh mit vollstem Vertrauen die Hoffnung aus, dass im Hinblike ans die der Schweizerkoloni.. in Baris durch ...^n Bürgerkrieg aesehaffene Lage , jene bereits .bezogenen ^r. 14,000 zu .theilweiser Vergütung der Reisekosten werden zux Verwendung kommen Tonnen.

Die durch die Heimschaffungen verursachten Ausgaben anbelangend, behalte ieh mir vor, J^nen nach einigen Monaten, nachdem ich mit der Kommission neuerdings Berathung gepflogen und mir darüber Klarheit verschafft haben werde, naeh welcher ^eite hin unsere Anstrengungen sieh vorzüglich werden richten müssen und welches die Hilfsmittel sind, die uns sür die Zukunst gesiehert erscheinen, mit Rüksicht aus diese Angelegenheit spezielle Anträge vorzulegen.

Die definitive Bereinigung der für die Heimreisen verausgabten Summen bleibt demnach Jl.rem Entscheide anheimgestellt.

.^.

..^ie .^ereini^te ^..u.ni^n ^(..ou1nn....^ou n.^t.....).

Während der Belagerung wurden von der Gesandtschaft, be^ welcher sieh während den Monaten Januar und Februar Tag sür Taa^

100---200 hilfsbedürftige Bexsonen stellten, fortwährend Unterstüzungen

186 verabreicht. Ausserdem ordnete die ,, Helvetische Gesellschaft^ wöchentlich, statt einer einzigen, nunmehr zwei Verkeilungen an. Jn derselben Weise führte die ^Gesellschaft zu gegenseitiger Unterstüzung^ zweimalige Verkeilungen in der Woche ein, sobald ihr neue Hilfsmittel znr Verfügung standen.

Als die Zahl der Rothleidenden allmälig abnahm , --- immerhin blieb sie eine beträchtliche --- erschien es vorteilhaft. zum Zweke der wochentlichen Verkeilungen von Unterstüzuugen die Eomites der beiden Gesellschaften zu einem einzigen zu verschmelzen. So vermied man die Missbräuche, welche bisweilen in ^.olge des Umstandes eintraten, dass dem nämlichen Jndividuum von jeder der beiden Gesellschaften Unterstüzungen Ankamen. Ein geräumiges ^okal. wurde mit Hilfe des uns von der schweizerischen Ambulanz mit grosster Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellten Mobiliars so eingerichtet, dass die Bittsteller in demselben fixend und ohne der strengen Winterkälte ausgesezt zu sein, abwarten konnten, bis ein jeder von ihnen an die Reihe kam. Diefe Einrichtung wurde Ende März eingeführt; sie dauerte während der ganzen Zeit des Bestandes der Variser Eommune fort und wird bis Ende Juli, freilich in viel beschränkterem Masse, bestehen bleiben. Die vereinigte .kommission vertheilt heute beinahe gar keine Unterstüzungen mehr in Geld, sondern verabreicht dieselben meist in Naturalien an besehäftigungslose Frauen und an Kinder. Raeh Ablans des genannten Termins werden sich diejenigen Personen, welche der Unterstüzung noch nothwendig bedürfen , wieder , wie vor Ausbruch des Krieges , an die getrennten Komites der beiden Gesellschaften zu wenden haben.

4.

kommission fur die anonymen ^aben (bestimmt fur ^erfchamte ^lrm.^.

Eine Summe von Fr. 17,000 wurde vom Hilfskomite in Basel der Gesandtschaft zu dem Zweke übermittelt, damit dieselbe in anonymer Weise an verschämte Arme ausgetheilt werde. Ein weiterer Beitrag

von .^r. 30,000 mit derselben Bestimmung lief jüngst aus Genf seitens des dortigen Hilfskomites bei uns ein.

Die Krisis, welche Frankreich durchgemacht, hat nicht die sogenannten ärmeren Klassen allein heimgesucht , es wurden diese sogar in ganz uugewohnlicher Weise von allen Seiten unterstüzt. Vielmehr hat dieselbe am schwersten eine beträchtliche Zahl von Leuten betroffen, welche sich einer gewissen Wohlhabenheit erfreuten , kleine Rentiers , die alle ihre Ersparnisse eingebüsst haben, Kansleute, deren Geschäfte unterbrochen wurden, deren Verbindlichkeiten jedoch dieselben blieben , Jndustrielle, denen die Arbeit ausging, Angestellte, deren Gehalte ganz oder theilweise ^u fliessen aushorten. Es liegt hier, wie man sieht, ein weites Gebiet ....fsen, auf welchem sieh die Vaterlandsliebe und die Mildthätigkeit

^

187

ersprießlich bethätigen können. Eine rechtzeitig und geräuschlos gewährte Unterstü^ung kann eine gefährdete Stellung wieder ausrichten und die Wiederausnahme der Arbeit erleichtern. Ein kleiner, einem ehrlichen Handwerker zugewandter Betrag, welcher ihm erlaubt, seine im Pfandhaus versehen Gerätschaften einzulösen und sieh Rohstoffe anzuschaffen, ist unzweifelhaft ein nüzlicher angewandtes Geld, als es Unterstüzungen sind, welche der Roth nur von heute auf morgen zu steuern vermögen.

Es haben auch die Delegirten in ihrem Berichte (Seite 7) schon auf die Vortheile dieses Verfahrens aufmerksam gemacht.

Daher zogerte ich nicht, unter meinem Vorsize eine Kommission aus folgenden Herren zusammenzusezen : dem Präsidenten ,,der Gesellschaft für gegenseitige Unterstüzuug^, Herrn E h e n e v a r d , dem Vräsidenten des Verwaltungsraths des schweizerischen As^ls, Herrn K r a u s s , dem Vizepräsidenten der ^.Helvetischen Gesellschaft^, Herrn Ruch et, und dem ehemaligen ..Präsidenten dex ,, Gesellschaft für gegenseitige Unterstüzung ^, Herrn Jo^et. Herr L a r d ^ , erster Sekretär der schweizerischen Gesandtschaft , übernahm bei der Kommission die Funktionen des Sekretariats ; er vollzog die Zahlungen, führte das Brotokoll über die Beschlüsse der Kommission, notirte die verabreichten Unterstüzungen und die Ramen der Unterstüzten. Diese Protokolle sowie

die bezüglichen Empfangsbescheinigungen sind im Archiv der Gesandtschaft niedergelegt.

Die gegen Ende Februar dergestalt ins Leben gerusene Organisation hat bis zum heutigen Tage nieht aufgehört zu fuuktioniren.

Jede Woche wurde ^ eine ..^i^ung gehalten ; selbst während der zweimonatlichen Herrschaft der Eommune wurde nicht ausgesezt. Es sind

im Ganzen 250 ^amilien unterstüzt und an dieselben Fr. 29,17..). 90, d. h. im Durchschnitte ^r. 116 an jede ^amilie vertheilt

Die hochste Gabe betrug ^r. 500.

worden.

Die von dieser Kommission gemachten Ausgaben haben demnach, wie Sie sehen, diejenige Hohe bei Weitem nicht erreicht, welche sich erwarten liess. Der Grund dafür liegt darin, dass das Gesez über die Wohnungsmiethen erst mit dem ersten Juli in Kraft getreten ist.

Da die Haus- und Grnndeigenthümer unter der Herrsehast der Eommuue ihre Miether nicht rechtlieh betreiben konnten, so hat die Kommission während der legten Monate die Brusung derjeuigen Unterstüzuugssälle, bei deuen es sich darum handelte, die Zahlung rükständiger Miethzinse zu erleichtern, aus später verschoben.

Jch glaube die Behauptnug ausstellen zu dürsen, dass die anonym verabreichten Gaben den wirksamsten uud nüzlichsten Theil der Thätigkeit der sehweizerisehen Gesellsehasten und Kommissionen in ^aris ausmachten und dass ans diesem Wege der Wunsch der Geber wohl am besten wird erreicht werden konnen.

1.^ 5. Schweizerische^ ^reifena.^l.

Obwohl dur^.h Besehiuss des Bundesrathes vom 6. März bereits eine Summe von Fr. 40,000 als Beitrag für das Greisenas^l bewilligt worden ist, so halte ich es dennoch sür wünschensn.erth, dass dem Ertrag der Subskriptionen noch Fr. 3000 zum Zweke der Dekung der Kosten enthoben werden, welche die Reparatur des Hauses erfordert, in dem unsere Greise untergebracht sind. Beim Einzug der regulären Armee wüthete der Kamps in diesem Stadttheile sehr heftig. Mehrere Granaten und eine bedeutende Anzahl Gewehrkugeln sehlugen in das Haus ein, verwundeten aber zum Glük Riemand. Gern würde ieh Jhre diess.illigen Absichten vernehmen.

Es moge mir gestattet sein, den Mitgliedern der verschiedenen schweizerischen Gesellschaften und ihren Komites meinen tief gesüßten Dank auszusprechen sür ihre personliehen Anstrengungen, sür die Bereit-

willigkeit, Ausdauer und Ausopserung, mit der sie tagelang der Ver-

theilung von Hilfsgeldern und der Besprechung der Juteressen der Kolonie sich zu widmen nicht müde wurden. Jch freue mich, konstatiren zu konnen. dass es mir vergonnt gewesen ist, jederzeit und in jeder Beziehung mit den Vertretern unserer Gesellschaften im besten Einver-

ständnisse zu handeln. Uebrigens h^.tte ich es mir zur Bricht gemacht, in allen wichtigern Fragen ihren Rath einzuholen.

Jeh kann diesen Abschnitt nicht sehliessen, ohne meinen beiden .Legationssekretären ein mit ausrichtiger Dankbarkeit verbundenes, wohlverdientes Zeugniss auszustellen.

Während der zehn Monate langen schmerzlichen Krisis, welche wir durchzumachen hatteu, haben sich die Herren Lard^ und Bosset den langwierigen und oft ermüdenden Arbeiten , wie sie die aussergewohnliehen Verhältnisse damals meiner Ge^ saudtsehast auferlegten , mit ausgezeichneter Dienstbeslissenheit unterzogen, zu der nnr das Bewusstsein anzuspornen vermag, dass man zu einem patriotischen und wohlthätigeu Werke mitwirkt. Herr Dr. Lard.^ machte es sich in seiner Eigenschast als Sekretär der ..Kommission zur Unterstüzung verschämter Armer^ zur Vslieht, der Kommission ihre Ausgabe zu erleichtern. So hat er mit grosser Sorgfalt und oft mit

nicht geringer Mühe die notl.^endigen Erkundigungen über die jeweilige

.Lage der Familien eingezogen, welchen nach Massgabe des Bedürfnisses Unterstüzungen zugewendet werden sollten. Während der Monate April und Mai war ich Jl,.ren Instruktionen geu.äss der gesezmässigen Regierung von Frankreich nach Versailles gefolgt. Damals hatte Herr .Lard... unter der bedauerliehen Herrschast der Variser Eommune die ganze Leitung der Verabreichungen von Gaben an unsere hilfsbedürstigen .Landsleute, in so weit dieselbe von der Gesandtsehask

..

1 8 9

abhing, zu besorgen, da die Schweizer während meiner Abwesenheit unter seinen Schnz gestellt waren.

Herr Laxd^ hat sich dieser Mission mit einem in so kritischer .Lage

doppelt notwendigen Eifer und Takt entledigt.

.^l.t.e ^ukunftstehtuntrer ^nie .^r.^ Es bleibt der Gesandtschaft zwar noch eine beträchtliche ..^...mm^

für Unterstüzung von Hilssbedüxstigen zur Verfügung übrig. .allein

es fragt sich doch, wie unsere Landsleute die .^risis überstehen werden, welche die .Liquidation rükständiger Texmine und Mietzinse zur Folge haben wird. Es ist dies eine Frage, die sich jedem von uns aufdrängt, und es unterliegt leider keinem Zweifel, dass troz Allem, was gethan worden, noch enorme Lasten für uns in Aussicht stehen.

Eine grosse Anzahl schweizerischer Familien sind seit drei oder gar ^vier Terminen mit der Zahlung des Miethzinses im Rükstande. Di^ meisten Hauseigentümer erlassen den Miethern blos e i n e n Termin.

Es bleiben demnach in den meisten Fällen noch zwei oder drei zu zahlen übrig. Wie kann nun ein Familienvater oder selbst eine einzeln stehende Berson diese Last bestreiten, nachdem seit mehr denn neun Monaten alle Arbeit hat eingestellt werden müssen und sämmtliehe Ersparnisse auch mancherorts ausgezehrt siud, wo nicht an d.e Mildthätigkeit der .Landsleute appellirt werden musste^ Es ist eine ausgemachte Thatsache, dass sehr viele unserer Leute sich in der Unmogli.hl.eit befinden, ihre rükständigen Termine zu berichtigen, ja sogar, dass sie mit grosster Roth bloss den lausenden Termin auszubringen im Stande sind und daher in steter Vesorgniss^ leben, mit ihrer Wohnung auch noch ihr kleines Mobiliar, das dem Hauseigentümer zu seiner Sicherheit gesezlich verpfändet ist, einbüssen zu müssen. Die Arbeit wird nur sehr langsam wieder ausgenommen und die Familien vieler unserer Kolonisten können sieh glüklich schälen, wenn es ihnen gelingt, so piel zn verdienen, um von der Hand in den Mund leben zu konnen. Was die Schulden anbetrifft, welche während des Krieges eingegangen worden sind, so ist in der Regel a b s o l u t e U n m ö g l i c h k e i t vorhanden, denselben gerecht zu werden.

Schon pon daher werden uns grosse Opfer in Aussieht stehen, und es ist keineswegs an dem zu viel., was uns an Liebesgaben zugeBangen ist. Es ist jedoch unmöglich, jezt schon die .^öhe der Summe auch nur annähernd festzustellen, welche die Ausgaben dieser Art noch

190 erreichen mogen. Damit die uns zu Gebote stehenden Hilssgeldex ihrer wahren Bestimmung nicht entzogen werden, ist es pon Wichtigkeit, abzuwarten, in welcher Weise die hie^u bestellte Spezialjur... die Hauszinsfrage entschieden haben wird. Bis dahin wird noch einige Zeit vergehen. Dieser Umstand wird mich wohl am besten bei Jhnen entschuldigen, wenn ich es als unmoglieh bezeichne, Jhrer Genehmigung jezt schon eine Schlussrechnung und einen Ausweis über die definitive Verkeilung der Hilssgelder vorzulegen. Jch sehe mi.h daher gezwungen, mich darauf zu beschräuken, Jhnen eine bis zum 3l). Juni l. J.

reichende Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben an solchen Geldern zu übermittelu.

Jch habe überdies die Ueberzeugung gewonnen, dass nicht wenige Familien es vorgezogen haben, ihre hobeln ins Leihhaus zu tragen, statt sich bei den Hilfsgesel^chasten um Unterstüzuugen zu bewerben.

Die ..Kommission für anonyme Gaben^ hat in jeder ihrer ....jungen Gelegenheit gehabt, eine grosse Zahl solcher Fälle keunen zu lernen und sie wird noch ost in der Lage sein, in Verhältnisse solcher Art sich einzumischen.

Der nächste Winter wird uns aller Voraussicht nach e^nen schweren Stand bieten. Erst nachdem es uns gelungen sein wird, einen Einblik in die neu zu gewärtigenden Rothstände zu gewinnen, wird es mir moglich sein, Jhnen einen definitiven Etat über die .^ertheilung der Liebesgaben in den verschiedenen Z.veigen unserer Hilssthätigkeit vorzulegen.

Es bleibt mir noch eine grosse Pflicht ^u ersülleu übrig, die B^cht nämlieh, im Ramen der ganzen Sehweizertolonie in Baris, ..n dem^ jenigen der Hilssgesellschasten und iu meiuem eigenen, allen denjenigen von Rah und Fern, welche sich an dem grossen patriotischen Wer^ zu Gunsten der Schweizer in Baris, sei es durch ihre persönlichen Bemühungen, sei es durch hochherzige Liebesspenden, betheiligt haben, den wärmsten Dank anzusprechen.

Rach all den Opfern verschiedenster Art, die unserem Vaterlande waren auferlegt worden, hatten wir nicht auf so grossartige Beweise von Freigebigkeit hoffen dürfen. ^war wnssten wir wohi, d.^ss d^ Sehwei^

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191

uns im Unglük die Hand reichen würde ; wir zahlten ans Euch.

der Erfolg hat unsere kühnsten Erwartungen überstiegen.

Aber

Der Bundesrath gestatte mir, ihm insbesondere zu sagen, wie sehr es uns gesreut hat, dass derselbe eine Delegation eigens zu dem Zweke an uns abordnete, um uns, nach viermonatlicher Abgeschlossen.^ heit, den Gruss des Vaterlandes und die ersten Gaben zu überbringen, welche dasselbe zur Linderung unserer Roth bestimmt hatte. Auch die Herren Delegirten mogen wissen, dass sie und ihre hochherzige Mission in unser Aller Herzen in dankbarster Erinnerung fortleben werden.

Der Geber waren so viele, die Opferbereitwillie.^eit war so all.^ gemein, dass es mir nicht vergonnt ist, jedes Einzelnen so zu erwähnen, wie er es verdiente und ihm z.. sagen, wie sehr ihm die Schweizerkolonie in Baris zu Dank verpflichtet ist. Die Regierungen der Kantone, die Hilfskomitee in der Schweiz und ausser der Schweiz, die Konsulate und Gesandtschasten, die Geber in der Heimat wie die des Auslandes, mit einem Wort, sie alle, deren Ramen in den Subseriptionslisten figuriren, seien überzeugt, dass neben dem Andenken an die ung^üklichen Ereignisse, deren Opser uud Zeugen wir gewesen sind, uns nichts so unvergesslich sein wird wie die Erinnerung an die edlen Geber, die uns in dieser Roth die Hand gereicht.^ Jch wäre den verschiedenen schweizerischen Bressorganen sehr verbuudeu, wollten dieselben die tiefgefühlte Dankbarkeit der gesammten ^chweizerkolonie in Baris dem Bnblil^m zur Kenntniss bringen ; Ange-

sichts der vielen Geber dürfte nämlich das Bundesblatt mit seiner geringern Verbreitung sür diesen Zwek kaum genügen.

Mit Beschluß vom 28. Januar haben Sie, Herr Bradent, Herren Bundesräthe, geglaubt, mir die Mühe verdanken zu sollen.

mit welcher ich uusern .^andsleuten iu ihrer Roth bei^ufteheu bestrebt

war.

Alleiu, indem ich so handelte, folgte ich eineslheils dem Ruf

der Bflicht , anderntheils lag darin sür mich eine grosse moralische Be-

friedigung.

Diese Bflicht werde ich in Zukunft mit gleicher Treue ^u

erfüllen suchen wie bisher.

Die Veriode vom August l 870 bis zum ^uui 1871 .uar in mauchen Beziehungen eine der interessantesten meiner ^anfbahn. Eine meiner liebsten Erinnerungen an dieselbe .^ird es mir im.uer sein, dass ich, krast meiner offiziellen Stellung, zur Erleichterung des traurigen

BundesbIatt. Jahrg. XXIII. Bd.III.

^

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192 Schiksals so vieler meiner Landsleute etwas beizutragen im Falle war.

Allein, wenn ich es gekonnt, so verdanke ich es hauptsächlich und vor Allem de.: grossmüthigen und liebevollen Theilnahme, welche die schweiprische Kolonie in Baris überall gesunden hat. Jeh darf nicht daran denken, was aus unseren .Landsleuten während der Belagerung oder der .Herrschaft der Kommune geworden wäre , wenn die Schweiz mit ihrer Mildthätigkeit und ihrem Batriotismus mir nicht genügende Summen znr Verfügung gestellt hätte, um so grosser .^oth steuern zu konnen.

Wolle Gott, der unser Vaterland beschüzt, die edlen Geber belohnen und uns Schweizer stets mit jenem Geiste der Einigkeit , der Hingabe und Opsersreudigkeit beseelen , wie er steh in der Geschichte unseres Landes so ost schon bewährt hat.

Genehmigen Sie, Herr Bräsident, meine Herren, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung.

Baris, den 10. Juli 1871.

Der Minister der schwe^. Eidgenossenschaft : .^ern.

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Bericht der schweizerischen Gesandtschaft in Frankreich an den Bundesrath über die Subskription zu Gunsten der bedürftigen Schweizer in Paris und die Verwendung der diesfalls eingegangenen Liebesgaben. (Paris, 10. Juli 1871.)

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Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

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Foglio federale

Jahr

1871

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

35

Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

02.09.1871

Date Data Seite

177-192

Page Pagina Ref. No

10 006 996

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