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schweiz. Vizekonsuls in Oran (Hrn.

J. Höhn von Borgen,

Kts. Zurich), über das Jahr 1870.

(Vom 19. Januar 1871.)

An den hohen schmeiz. Bundesrath.

Tit.

Jm Jahr 1870 hatte sieh die Brovinz Oran einer reichen Getreide-, Leinensaamen- und Baumwollenernte zu erfreuen. Der unglükliehe Krieg, welcher das Mutterland verheerte, hat in Bezng ans diese Produkte das Exportgeschäft lahmgelegt. Die Getreidepreise waren zuerst sehr lohnend ; in Folge der kriegerischen Ereignisse aber blieb der Export auf einmal stille stehen ; nach einer starken Baisse haben sich die Preise wieder gehoben, ohne dass aber das Gesehäst lebhafter geworden wäre. Am meisten litt unter den folgen des Krieges die Baumwolle , die erhielten Breise haben die Produktionskosten entweder gar nieht oder kaum gedekt.

Von Tag zu Tag .gewinnt der Weinbau grossere Bedeutung. der Augenblik scheint mir nicht ferne, wo die einheimische Produktion den Bedürfnissen der Brovinz genügen wird.

Die Vie.hpreise sind sehr hoch gestiegen, und es liegt die Ursache davon in dem Wohlstande , den die Ernteergebnisse , sowie die Jndustrie der Alfa und der Gerberrinde nuter den Eingebornen verbreitet hat. Diese teueren machen grosse Anstrengungen zur Ergänzung ihrer Herden, welche durch die Unglul.sjahre 1867 nnd 1868 vermindert worden sind.

Die arbeitende Bevölkerung , die einheimische wie die europäische, fand und findet uoch in der Jndustrie der Alsa und der Gerberrinde

525 eine äusserst gewinnreiche Belästigung. Was die Eingebornen betrifft, so gewährt ihnen die Ausbeutung der Alfa eine weitere Einnahmsa^uelle, indem sie Grundstüke, die zur Kultivirnng der Vflanze dienen und vormals keinen oder einen nur geringen Werth repräsentirten , an Dritte verpachten. Jhren Hanptabsaz findet die Alsa in England, wo sie zur Bapierfabrikation verwendet wird. Troz des Krieges wurden die ofsentliehen Arbeiten ununterbrochen fortgebt. Der grosse Hasendamm unserer ^tadt, welcher .dureh die am 1. und 2. Rovember 186..) eingetretene ausserordentli.h heftige Fluth.. zerstort worden war , ist bereits wieder ausgebessert , und man arbeitet eifrigst an seiner Vollendung.

^.Die Handelsschisse , anch von grosstem Tonnengehalt, können mit voller Sicherheit im grossen Bassin des ^ neuen Hafens vor Linker gehen.

Die Schleusenarbeiten au der Habra , vermittelst derer die grosse gleichnamige Ebene bewässert werden soll, gehen ihrer demnächstigen Vollendung entgegen. Die mächtige Gesellschaft, welche zu diesem grossartigen Unternehmen die Konzession erhalten hat, stellt daselbst Versuch..

an mit dem ^Anbau des Zukerrohrs, die gelingen zu wollen scheinen.

Auch an den Schleusen der Tabia bei Sidi Bel.^lbbes, sowie an denjenigen des Trelate. in einer Entfernung von ungefähr 32 Kilometern von Oran, sind die Arbeiten im Gange.

Die direkten Handelsgeschäfte mit der Schweiz sind ohne jede Bedeutu..g und beschränken sieh aus einige Bijouterie , auf U^renmacherarbeiten, Käse und einige Gewebe zum Gebrauch der Eiugebornen.

Jm Jahr 1870 war die Bewegung in unserm Hafen folgende: Eingelaufen: 1402 ^egelschisse vou jealichem^ Tonneuaehalt.

531 Dampfschiffe ,,

Ausgelaufen:

1447 ^egelsehisse

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52..) Dampfschiffe ,,

Jm Jahr 1870 wurde ausgeführt: Waizeu ungefähr .

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Gerste

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70,000 Hektoliter.

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Gereiuigte Baumwolle

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300 ., 42,500 ,,

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42,000

Rohe Alfa

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Gerberriude

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137,000

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3,000 met. Zeutr.

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^, ^,

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Tro^ der Befürchtungen, ^u denen das Vordringen der Deutschen in Frankreich Anlass gab, wurde die Rnhe uieht gestort, die Araber im

Süden habeu sich nicht gerührt, und Alles. berechtigt zu der Hossnung,

dass die Ruhe aufrecht erhalten bleiben werde, welches auch die Zukunst sein mag, der wir entgegen gehen.

526 Die unterworsenen Araber haben ihre Ansaaten in grossem Massstabe vorgenommen ; man dars behaupten . dass sie all ihr Land moglichst zur Kultur verwendet haben . sie werden ihre Ansaaten während des ganzen Monats Januar und vielleicht aneh wahrend eines Theils des Monats Februar 1871 fortseien.

Aueh die europäischen Kolonisten sind .in Bezug aus ihre Ansaaten nicht zurükgeblieben. Diese Arbeit hat unter gluklichen Vorbedeutungen

stattgesunden , und wenn die Witterung bis znr Ernte günstig bleibt, so hat die Brovinz Oran ..in Recht dazu, aus ein gutes Jahresergebniss zu hoffen.

Die direkte Dampfsehifsverbindung mit Spanien , d. h. mit dem Hasen von Eartagena, ist im Begriffe wieder hergestellt zu werden. die Quarantaine, welcher die spanischen Brodukte unterworfen sind, hatten zur Unterbrechung dieser, sowohl sür Spanien als sür unsere Brovinz so vortheilhasten Beziehungen Veranlassung gegeben.

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schweizerischen Konsuls in Algier (Hrn. Eugen Joly von Dranges, Kts. Waadt), über das Jahr 1870.

(Vom 1. März 1871.)

An de.t hohen Bundesrath.

Tit.!

Troz seiner Entfernung von. Kriegssehauplaze ist Algier von den folgen jener Unglüksfälle , von denen das Mutterland heimgesucht worden, nicht uuberührt geblieben. Sein Handel, in der ersten Jahreshälfte von 1870 noch so blühend, sah seine ans eine ausnahmsweise reiche Ernte gegründeten Hoffnungen plözlich dahinschwinden.

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Bericht des schweiz. Vizekonsuls in Oran (Hrn. J. Höhn von Horgen, Kts. Zürich), über das Jahr 1870. (Vom 19. Januar 1871.)

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Bundesblatt

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Jahr

1871

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1

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15

Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

15.04.1871

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524-526

Page Pagina Ref. No

10 006 850

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