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Bundesrathsbeschluss betreffend

Klage auf Aufhebung der Versteigerung der Ligne d'Italie.

(Vom 30. Mai 1874.)

Der schweizerische B u n d e s r a t h , nach Einsicht einer vom 26. dies datirten Zuschrift der Simplonbahn-Gesellschaft in Lausanne, womit sie folgende im Amtsblatt des Kantons Wallis vom 22. Mai 1874 enthaltene Publikation: ,,Le juge de la ville de Sion. Au groupe financier représenté par MM. Philippin, président; Von der Weid, Lochet, Vessaz, directeurs de la Suisse occidentale, et par MM. Koch, président; Adrien Mercier, Renevier, Dutoit, Curchod et Genton, membres du Conseil d'administration de la Société financière vaudoise, déclarés adjudicataires du chemin de fer de la ligne internationale d'Italie par le Simplon, par procès-verbal d'enchère du 16 mars 1874, signé: Jules Roguin, commissaire fédéral, et Evéquoz et Ferd. de Preux, notaires, dits adjudicataires, tous sans domicile connu en Valais.

,,L'avocat P.-M. Gentinetta, domicilié à Loëche-Ville, agissant comme représentant de la Société du chemin de fer de la ligne internationale d'Italie par le Simplon, en vertu de pouvoirs du 25 avril 1874, tout en maintenant les réserves et protestations antérieures de la Compagnie contre la validité de l'adjudication et toutes mesures prises en dehors de l'action du tribunal conventionnel seul compétent, et se fondant sur la disposition de l'art. 1416 du Code civil du Valais, invoque la rescision de la vente de dit chemin de fer et accessoires pour cause de lésion et vous assigne

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à comparaître par-devant le juge soussigné de la ville de Sion, en son domicile à Sion, le 27 du mois de juin prochain, à 10 heures du matin, pour reconnaître le bien fondé de sa demande, tenter conciliation et procéder selon droit. Le représentant de la Compagnie s'oppose dors et déjà à la prise de possession de votre part de dit chemin de fer jusqu'à décision judiciaire à intervenir."

Sion, 20 mai 1874.

J. Brindlen, juge.

zur Kenntniß bringt und das Gesuch stellt, daß der Bundesrath diese VorladuneO als nichtigo erkläre.

In Erwägung : 1) Nach Art. 7 der unterm 6/17. Februar 1866 vom Kanton Wallis ertheilten Konzession für die Ligne d'Italie par le Simplon hat die Nicht-Innehaltung der für die verschiedenen Streken angesehen Fristen den Dahinfall der Konzession, und nach Art. 3 des Bundesrathsbeschlusses vom 15. Mai 1868, betreffend Genehmigung der genannten Konzession hat die Nicht-Leistung des genügenden Ausweises über die gehörige Fortführung der Bahnunternehmung das Erlöschen der Bundesgenehmigung zur Folge.

2) Weil die Gesellschaft ihren diesfälligen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, hat der Bundesrath durch Beschluß vom 19. September 1872 auf Antrag des Staatsraths von Wallis die Bundesgenehmigung für die fragliche Konzession als erloschen erklärt, und der von Herrn A. de La Valette, Namens des Verwaltungsrathes der Ligne d'Italie dagegen ergriffene Rekurs wurde durch Bundesbeschluß vom 20/23. Dezember 1872 abgewiesen.

3) Nach dem zitirten Artikel 7 der vom Kanton Wallis ertheilten Konzession, womit im .Wesentlichen die Art. 13, Absaz 4 und Art. 28 des Bundesgesezes vom 23. Dezember 1872, betreffend den Bau und Betrieb der Eisenbahnen auf dem Gebiete der schweizerischen Eidgenossenschaft, übereinstimmen, hat der Dahinfall der Konzession zur Folge, daß die vorhandene Anlage auf Rechnung der fehl baren Gesellschaft versteigert werden muß.

4) Sowohl nach dem alten Eisenbahngesez vom 28. Juli 1852 als nach dem neuen vom 23. Dezember 1872 ist es die Bundesversammlung, welche die Konzessionen ertheilt, resp. genehmigte, welche die Frage, ob den Bedingungen der Konzession, resp. der Bundesgenehmigung ein Genüge geleistet sei, entscheidet und gegebenenfalls die Konzession, resp. die Bundesgenehmigung entzieht, resp. entzog.

5) Wenn die Bundesversammlung, resp. vermöge ihrer Vollmacht der Bundesrath, die Bundesgenehmigung als erloschen erklärte,

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enn die vorhandene Anlage versteigert, wenn unterm 24. Sepember 1873 eine neue Konzession für die Ligne d'Italie beschlosen, wenn diese neue Konzession gemäß dem im Artikel 30 derelben enthaltenen Auftrag dem Ersteigerer (der Simplonbahnesellschaft) übertragen wurde, so wurden damit Akte der Staatsoheit ausgeübt, welche vom Richter gerade so wenig aufgehoben w erden können, als z. B. ein von kompetenter Behörde erlassenes resez, durch welches sich ein Privater verlezt glaubte. Ein gerichtches Verfahren, welches durch Aufhebung dieser staatshoheitlichen kte Aufhebung von dadurch geschaffenen Privatrechten zum Zwek at, ist nichtig ; beschließt : 1. Die durch Herrn 3. Brindlen, Richter in Sitten, unterm 0. Mai 1874 im Amtsblatt des Kantons Wallis an die Herren Philippin und Kons, gerichtete Citation, am 27. Juni nächsthin bereffend Aufhebung des Verkaufs der Ligne d'Italie vor ihm zu ercheinen, sowie überhaupt jedes gegen die Ersteigerer der Ligne Italie zu dem angegebenen Endzwek eingeleitete gerichtliche Verahren wird als nichtig erklärt.

2. Der Staatsrath von Wallis wird eingeladen, dafür zu sorgen, aß dem durch die genannte Citation eingeleiteten Verfahren keine olge gegeben werde.

3.Dieser Beschluß ist dem. Staatsrathe von Wallis und der implonbahn-Gesellschaft mitzutheilen.

B e r n , den 30. Mai 1874.

Im Namen des Schweiz. Bundesrathes, Der Bundespräsident:

Schenk.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft : Schiess.

Bundesblatt. Jahrg. XXVI. Bd.I.

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Bundesrathsbeschluss betreffend Klage auf Aufhebung der Versteigerung der Ligne d'Italie. (Vom 30. Mai 1874.)

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