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Bericht des

schweizerischen Konsuls in Pest über den Stand der Saaten in Ungarn.

(Vom 8. April 1874.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Die trockene Witterung im Herbste v. J. und der lange ziemlich strenge Winter haben die Vegetation hier zu Lande durchwegs sehr zurückgehalten.

Während in den letzten zwei Jahren um diese Zeit die Wintersaaten schon sehr üppig entwickelt waren, haben die Felder heuer erst mit Anfang April zu grünen angefangen. Aus den vielen in den letzten Tagen aus den wichtigsten Productionsgebieten Ungarns mir zur Kenntniß gelangten Mittheilungen läßt sich jedoch im Allgemeinen constatiren, daß die ersten Berichte, welche stark»; Auswinterung befürchten ließen, verfrüht waren, da auf vielen Aeckern, wo man die Keime zum größten Theil erfroren glaubte, dieselben jetzt zum Vorschein kommen.

Es ist anzunehmen, daß an vielen Orten trockene Kälte die unbedeckten Felder beschädigt hat, und daß Feldmäuse, welche sich im Herbste zeigten, streckenweise die junge Saat zerstört haben; da aber diese und ähnliche Erscheinungen sich jedes Jahr mehr oder weniger wiederholen, und nie alle Körner, welche dem Boden anvertraut werden, zur Entwicklung kommen, darf man um die Erndte, resp. gute Entwicklung der Saaten deßhalb nicht be,

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sorgt sein; im Gegentheil dürfte der Umstand, daß die Saaten heuer nicht so dick stehen, beruhigen, weil Rost und Fäulniß der Pflanze, welche bekanntermaßen in den letzten 2 Jahren die Getreide-Erndte theilweise zerstörten (was nur eine Frage zu großer Dichtigkeit resp. Ueppigkeit der Saaten war), weniger oder gar nicht zu befürchten sind. Es wäre verfrüht, jetzt schon über ein bevorstehendes Resultat der Erndte eine Meinung abzugeben, indem Alles noch von der Witterung abhängt, und zwar in der Hauptsache von den Monaten April, Mai nnd Juni; soviel ist jedoch heute mit Bestimmtheit anzunehmen, daß, einige Gebiete ausgenommen, wo einzelne, zu wenig tief bebaute Felder (zum großen Ganzen ein verschwindend kleiner Theil und kaum zu berücksichtigen) umgeackert werden mußten, die Waizen- und Roggensaaten gut überwintert sind und kräftig und gesund sich zu entwickeln beginnen.

Nicht zu übersehen ist, daß, durch den trockenen Herbst begünstigt, die großen fruchbaren Strecken im Banat, welche mehrere.

Jahre unter Wasser gestanden sind, und voriges Frühjahr größtentheils noch mit Schilf verwachsen waren, der Kultur wieder zugänglich wurden und im Herbste mit Weizen bebaut werdet» konnten.

Reps ging schon irn Herbste der trockenen Witterung wegen; spärlich auf, und es hat die sehr empfindliche Pflanze dort, wo wenigSchnee gefallen, durch die Kälte stark gelitten, so daß in diesem Produkt selbst unter den günstigsten Verhältnissen die Erndte unter mittelmäßig ausfallen dürfte. Seit circa 14 Tagen herrscht milde, trockene Frühlings-Witterung, welche die Sommersaaten ungemein begünstigt. In den letzten zwei Tagen wird von allen Seiten dea Landes Regen gemeldet, der das Wachsthum und die rasche Entwicklung der Winter- und Sommersaaten sehr befördert und den Oekonomen in jeder Beziehung willkommen ist.

Die hohe Regierung hat in diesem Jahre in verschiedenen Gegenden australischen Weizen anbauen lassen, und man hofft,, da letztes Jahr schon Versuche von Privaten gute Resultate ergaben,, und dieser Anbau schon jetzt kräftiger als der von ungarischem Weizen erscheint, auf günstige Erfolge. Fachmänner der Oekonomie, und Müllerei glauben, daß die Einbürgerung von australischem Weizen, der den besten ungarischen Sorten in Qualität nicht nachsteht, für die ungarische Landwirtschaft in der Folge von großer "Wichtigkeit
sein wird.

Im Banat und in der Theißgegend ist neuer Weizen per Juli und August lieferbar um fl. 2--4, d. h. pr. Ztr. um fl. 4. 50 und bis fl. 5. 50 gehandelt worden.

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Aus den Verhandlungen des Schweiz. Bundesrathes.

(Vom 17. April 1874.)

Herr Nationalrath Carlo B a t t a g l i n i in Lugano hat dem Bundesrath seinen Austritt aus dem Nationalrathe schriftlich erklärt.

Herr Dr. Francesco B r u n i in Bellinzona ist vom Bundesrathe zum Art des tessinischen Scharfschüzenbataillons Nr. 13 ernannt worden.

,-, Gleichzeitig wurde er vom Grad eines Lieutenants zum Hauptmann befördert.

Herr Adolf Wieland in Aarau, Major des Schüzenbataillons Nr. 21 hat mit Schreiben vom 12. dies die Entlassung von dieser Stelle nachgesucht, und es ist ihm vom Bundesrathe die gewünschte Entlassung unter Verdankung der geleisteten Dienste ertheilt worden.

Der Bundesrath ermächtigte sein Post- und Telegraphendepartement zum Abschluß von Verträgen mit den Regierungen der Kantone Luzern und Aargau wegen Errichtung eidgenössischer Telegraphenbüreaux in Sehwarzenberg, und Meisterschwanden.

Der Bundesrath hat gewählt: (am 14. April 1874) als Posthalter in Beguins: Hrn. L. Philibert S t u c k y, von dort, derzeit Kreispostkassier in Genf \ (am 17. April 1874) als Telegraphistin in Perroy: Frau Jeanette D u t r u i t , Schneiderin, von und in Perroy (Waadt) ; ,, ,, ., Boneourt: Jgfr- Augusta S c h o u l l e r , von Courchavon (Bern), in Boncourt.

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Bericht des schweizerischen Konsuls in Pest über den Stand der Saaten in Ungarn. (Vom 8.

April 1874.)

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