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Bericht und Antrag der

standeräthlichen Eisenbahnkominission, betreffend die Tessinerbahnen.

(Vom

17. November 1865.)

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Tit. l Jhre kommission findet sieh in der Lage , folgenden Antrag zu stellen : ,,1. Die Behandlung der Vorlage des Bundesrathes vom 6. Rovember 1865, betreffend die Tessinerbahnen, sei bis zum nächsten Znsammentritt der Bundesversammlung versnoben.

,,2.

Jn der Zwischenzeit bleibt sowohl der Beschluss der BundesVersammlung vom 31. Juli 1863, als derjenige vom 22. Jnli 1865, so weit dieser eine allfällige Uebertragung der .Konzession sur unzulässig

erklärt, in Kraft. ^ Vor Erosfuung der speziellen Verschiebungsgründe hält es der Berieht-

erftatter uieht für unangemessen , den gegenwärtigen Stand der Sache kurz anzudeuten.

Das Misstraneu gegen die Konzessionäre , das gleich von Ansang aus den, der Bnndesgenel.migung beigefügten, von der frühern Praxis abweichenden Vorbehalten (Art. 4) ) und hinwieder aus dem Besehlufse der Bundesversammlung vom 22. Juli l 865 deutlieh erhellt, ) hat steh durch die seitherigen .Vorgänge vollständig gere.htsertigt.

Wir sehen eine von Geldmitteln gänzlich e n t b l o s s t e Gesel ls .hast im Besitze der .Schlüssel zu zwei konkurrirenden. Schweizer-

) Siehe eldg. Gesezsammung, Band VII. Seite 594.

) VIII, 48t , ,

v......,

, ,

481.

1t9 ^llpenbahnen ; sehen die ^onzefston......^ in einem Zeitraume von dritthalb .Jahren zur Aufrechthaltung ihres Kredites neue Gesellschaften bilden .unter vielversprechenden .^amen : International Co^ractor.^Companv, Zentral-Europäische Eisenbahngesellschaft u. s. w.

Nebenher wird der Konzesfion.^akt vom Bauunternehmer Holden .^egen ein Darleihen von 1600 Liv. Sterl. einem Londoner-Bankinstitut .angetragen, später erwirbt ein anderer Bauunternehmer (G e nasini) die wichtigsten , die Lebensfähigkeit der Tessinerbahnen geradezu bedingenden .Konzessionsrechte.

Rur unter den Auspizien einer Londoner^Finanzgesellsehaft (The ^nancial corporation) kann der vorgeschriebene Finanzausweis , jedoch lange nach Ablauf des Termins und in ungenügender Weise geleistet .verden, .so zwar, dass die Genehmigung nur b e d i n g t vom Bundesrath ausgesprochen wird.

Und h e u t e - nachdem von der ganzen Bahnunternehmung, die naeh genauen Berechnungen über 90 Kilometer Gesammtlänge hat, und deren kosten bei .^0 Millionen Franken betragen ,^ erst ungesähr l^ Million verbaut und kaum etwas mehr als ^^ der konzedirten Bahnlinien in Angriss genommen ist; h e u t e erklären der tessinische Staatsrath, der Bundesrath und der Vertreter der Gese.lschast, H e r r G a v e . ^ , selber, dass der Konzessionsinhaber, die Zentraleuropäische Eisenbahngesellschast , in ^rosser ökonomischer Bedrängniss nnd u n f ä h i g sei, ihren Verpflichtungen nachzukommen , wosern sie nicht sich neue Hülfsmittel verschaffen kann.

Zwar wird auch dem Staatsrath von Hessin ein Theil der Schuld daran beigemessen, dass die Arbeiten nicht im Verhältnisse zu den konzessionsgemässen ^ausristen gefordert wurden, indem er die vom Unternehmer Villa angeregte A b ä n d e r u n g eines b e r e i t s g e n e h m i g t e n Traeestükes noch nicht gutgeheissen habe.

Wir überlassen es dem tessinisehen ^taatsrathe , welcher bis je^k darüber noch nieht einvernommen ist , von dem scharfen Tadel sich ^u

reinigen, der diesfalls in der bundesräthliehen Botschaft^) gegen ihn ^.usgesprochen wird, und treten dermalen auch nieht aus die Erörterungen ein.

ob in jenem von der Gesellsehast leicht zu beseitigenden Hemmnisse n.urk-

lich , wie der Bundesrath behauptet, hohere gemalt e r b l i c k t werden ko n ne.

Obs.hon nach dieser angedeuteten Sachlage der Antrag sich unschwer ^begründen liesse, dass, in Anwendung des bekannten Art. ^ des Bundes^..nehmigungsbes.hlusses, die bereits im legten Sommer vom .Ständerath beschlossene und von der nationalräthlichen Kommissionsmehrheit beantragte . K o . . z e s s i o n s . . E r l o s c h u u g hierorts neuerdings auszusprechen sei, s^

^) ^iehe ^..ndesblatt v. .^. 18^.^ , Band III^ ^ei^e 927.

B^ndesblalt Jal^g. X^II. Bd. IV.

^

120 wollte Jhre kommission noch nicht zu einem solchen , die Jnterefse....

^der Gesellschaft aufs Empfindlichste berührenden Beschlusse setzt schon drängen.

.Nachdem Sie h e u t e der vom Rationalrathe ausgesprochenen Vertagung auf nächsten Frühling (Hornung resp. März) bereits zugestimmt^ haben, kann eine e i n f a c h e .Verschiebung, wie Jhre Kommission v^ sehlägt, weder einen erhebliehen Verzug in die Erledigung dieser Sache,.

noch Gesährde ot,er Rachtheil bringen.

Wird ja der Bundesrath die in dieser Beziehung v or s o r g e n d e n

Bundesbeschlüße vom 31. Jnli 1863 und 22. Juli 1865 auch ohne di^ pon ihm n a c h g e s u c h t e Einladung in Anwendung bringen.

Bis dahin ist alsdann auch den Varteien Gelegenheit geboten, sich.

in ^wei Richtungen näher auszuweisen.

D e x . t e s s i n i s e h e S t a a s r a t h wird inzwischen, wofern er wirklich.

mit seinen konzessionsmässigen Bfliehten im Rückstand sich befinden sollte , das V e r s ä u m t e aueh ohne spezielle Aussorderung nachholen.

Die K o n z e s s i o n ä r e aber mogen diesen letzten Anssehub dazu be.^ nutzen, um dem im Bundesrathsbeschlusse vom 22. Juli abhin enthaltenen, bisdahin aber unberücksichtigten A u f t r a g e bestens nachzukommen: ,,genaue Aufschlüsse mit den n o t h i g e n urkundlichen B e l e g e n über den Stand der Geldmittel , sowie über die behauptete Formation einer neuen ^ur Zeit noch namen- nnd heimatlosen) Gesellschaft vorzulegen^ Wenn der Bundesrath durch seinen Antrag gleichfalls den End-

entscheid aus einen spätern Zeitpunkt hinausrücken ^ will, so geschieht dies.

unter Voraussetzungen und in einer Weise, womit Jhre Kommission nicht einverstanden sein kann.

Der bundesräthliehe Antrag geht von der deutlieh ausgesprochenen Annahme aus, dass g e g e n w ä r t i g der ä u s s e r s t e Fall noch l.ncht v o r l i e g e , i n welchem d i e B u n d e s v e r s a m m l u n g d i e K o n z e s ^ i o n e r l o s c h e n e r k l ä r e n könne.

Dieser Antrag b e d i n g t demnach schon eine materielle Untersuchung und Würdignng vieler verschiedener Thatsaehen und .Verhältnisse, ja sogar den Entscheid der streitigen Kardinalsrage des vorliegenden Eisen-

...ahnstreits.

Dieser S t r e i t p u n k t sammt allen damit zusammenhängenden.

Momenten, welche eine rnhige nnd reisliche Erdaurung erfordern, k a n n und s o l l nach unserm Vorsehlage zur Zeit gänzlich i n t a k t belassen werden.

Jndem wir es sür ungeeignet halten, heute noch in dieser oder jener Weise auf den G e g e n s t a n d s e l b s t einzutreten, in einem Momente, wo die Bundesversammlung nach langwierigen Revisionsberathun^

121 ^en ermüdet und die beiden Räthe bereits die V e r t a g u n g beschlossen haben. empfehlen wir Jhnen schliesslieh die Annahnie unsers, dem Hauptentscheide in keiner Richtung präludierenden Ve.^chiebungsantrages.

B e r n , den 17. November 1865.

Ramens der kommission , Der Berichterstatter :

.^e..n^ ...^er.

^ o t e . ^le Angelegenheit der Tesflner Eisenbahnen ist auf eine spätere Ses^ fion verschoben worden.

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Bericht und Antrag der ständeräthlichen Eisenbahnkommission, betreffend die Tessinerbahnen. (Vom 17. November 1865.)

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23.12.1865

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