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@ö)»efjerfs$e6 SSunbee-blatt.

Ix. Iahrg. I.

Nr. 26.

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Bericht des

23. Mai 1857.

.

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*

Schweiz. Bundesrathes an die h. .Bundesversammlung über" seine Geschäftsführung im Jahr 1856.

(Fortsezung.)

©eschaftskreis des ginanzdepartements.

' JÄöns-B-efeu.

1. B<.trie& der Münzstätte.

A. M ü n z f a b r i k a t i o n . ,®emäß dem Budget hätte . die Münzfabrikation im Jahr 1856 in der Prägung von 2, l und V» Franken, "zu* sammen 1,125,000 Stuf, im Nennwerth von Fr. 1,500,000 bestehen: sollen. Jndesseu war die Ausführung diqfr Prägung von der h. Bundes·verfammlung nur unter der Bedingung mäßiger Silberpreise gestattet wor-den, und da diese Preise das ganze Jahr hindurch sehr hoch standen, unt> «s sich zudem-erwies, daß die 1851 angefertigten Bovc'schen Original* slämpel für 2 und 1 Franken -in nicht mehr benuzbarem Zusta"--16
fünftige Silberprägung nöthigen Metalls der eidg. Münzstätte direkt zuzn-

ivenden, denjenigen Theil nämlich, der im Lante selbst von kleinen Händlern ..jusammengekauft, bisher meist nach -Frankreich gewandert war, und dex Bundesbiatt. Jahrg. IX. Bd. I.

61

590 durchschnittlich zu 2 ^ niedrigerm Preise als das von Paris zu beziehende..

Feinsilber erhältlich ist. Ein Zinsverlust wird hiebei nicht gemacht, da.

diese Silberbarren statt gemünztem Gelde in der eidg. Staatskasse liegen.

Die Silberankäuse im Berichtsjahre beliesen fich auf Kilo l 57, 859 Gramm fein, und der dafür bezahlte mittlere Preis von Fr. 220. 30^ per Kilo, wobei noch eirea 66 Kil. legirtes Kupfer ohne Vergütung mit..^

erhalten wurden , beweist hinlänglich die Nüzlichkeit dieser fortwährenden.

kleinen Ankäufe.

Die ueueu Original^. und Reproduktion.^ stäm pel für die 1 und .^ Franken w....rd..n gegen Ende des Jahres vom eidg. Münzmechaniker, der zugleich geschikter Medailleur ist, geliefert und verdienen alle Anerkennung.

Eine Abänderung in der Stä..u^zeichuung fand nicht statt.

Jn Ermanglung der Silberprägung fand die Münzstätte Bethätigun^ durch Ausführung der Dekrete vom 28. Januar 1854 und 28. Januar.

1856, wonach zusammen 4^ Millionen Einxappenstüke zu prägen .waren,.

indem hievou 1855 erst eirea .,^ Million Stüke sabrizixt worden war.

Die vorhandenen Maschine^ hätten nuu zwar. mehr als hingereicht, um die 4,000,000 Stüke in einem Jahre zu prägen; es wurde indessen ein be^ schränkterer Betrieb deßwegen angeordnet, damit auch für 1857, oder wenigstens für einen Theil dieses leztern^ Jahres, die Münzfabrikation gesichert bleibe, und es wurden daher nur so viele Arbeiter (10, die für die Briefmarkenfabrikation eingerechnet) angestellt, um eirea 2./^ Millionen Stüke zu prägen, wobei dje verschieden....^ Arbeiten schon ordentlich in einander griffen, die Dampfmaschine aber doch nicht fortwährend in Bewegung war..

Die Ablieferung von Rappenstüken an die eidg. Staatskasse betrug

Fr. 25,000 oder 21/^ Millionen Stiike; geprägt wurden eirea 2,532,000 Stüke.

^ .

.^

B. B r i e f m a r ^ e n s a l..ri^atinn. Jn der ersten Hälfte des Jahren waren die Bestellungen dieser Briefmarken von Seite der Po.stverwaltung.

über Erwarten groß, nachher aber wieder weniger beträchtlich. Jm Ganzen.

.ergab sich für 1856 ziemlich dieselbe Vermehrung des Verbrauch^, wie sie^ sich seit mehreren Jahren in regelmäßig steigender Progression zeigte.

Es wurden nämlich Br efmarken

gedr.^kt

z.^ 5 Rappen ^ 10 ^ .

,

,

.

15 20 40 1

und ...erisizIri :

an die Postve.^waltuna

abgeliefert :

l,759 ,550 Stük. 1,775,000 Stük.

2 ,3l6 ,425 ^ 2,32.^, 000 ^ 1 ,483 ,800 ^ 1,475,000 ^ , 724 ,900 ^, 725, 000 ^ 395 ,.^25 ^ 400, 0l)0 ^ ^ Franken 198 ,550 ,, 250, 000 Tot.^.l: 6,^78,950 Stük. 6,950,000 Stük.

..

.

.

.

.

.

591 Der Preis des Rohstoffs (des mit Seidenfaden durchzogenen Papiers) ist seit 2 Jahren um eirra 50 ^ gestiegen, und es dürf:e daher um so billiger sein, den auf die damaligen Papierpreise bafirten Lieserungspreis von Fr. 1 per 1000 Marken, dem Aufschlag entsprechend, nämlich um 5--10 ^, demnächst zu erhöhen, als seiner Zeit beschlossen wurde, es sollen die Briefmarken von der Münzstätte zum kostenden Preise, ohne Gewinnzuschlag, geliefert werden. Die für die Fabrikation der Briefmarken dienenden Maschinen (dieselben, wie sie in Baiern für die nämliche .Arbeit bennzt werden) waren der Vervollkommnung fähig, und es ist dem Münzmechaniker zu Ende De-

zembers wirklich gelungen. mit den gleichen Pressen jezt die doppelte S^ikzahl

zu druken, so daß ^it Ansang 1^.57 zwei Arbeiter weniger für die Frankomarkensabrikation nöthig sind. Eine weitere Verbesserung in Bezug auf den Drnk der Marken..mschläge wird ...er Bericht des nächsten Jahres enthalten.

.

C. N e b e n a r b e i t e n . Außer den beiden erwähnten, den Münzbetrieb zunächst aufmachenden Fabrikati.onszweigen vermehrte sich im Berichtsjahre auch die theils von selbst sich darbietenden^ theils durch die Bemü.hungen der Verwaltung herbeigezogenen Nebenarbeiten in unerwartet ..erfreulicher We.se. Es w..ren folgende : a. Abhobeln von Maschinentheilen in Rohguß für öffentliche und Privatetablissemente mittelst der im Laufe des Jahres aufgestellten Hobel..

n.aschine, der einzigen, welche sich in Bern befindet.

b. Auswalzen von Kupferstreifen für die Zündkapselfabrike und von Messingstreifen, welche für die Uhrenfabrikation bestimmt find.

c. Lieferung von Schulpfenningen an die i^rziehungsdirektion des Kant.^ns Bern.

d. Lieferung von Denkmünzen in Gold, Silber, Bronze und Zinn nach

Mainz und nach Bafel (an leztern Ort über 3500 S.ük). Die leztere Bestellung beschäftigte die Münzarbeiter

etwa einen Monat

lang.

e. Prägung der Münzstätte-Mrdaillen.^

f. P^gung v...n Schießmarken für die Schüzeugeselischaft in Langenthal.

Um auch solche Arbeiten, welche mit den in der Münze vorhandenen Hilfsmitteln wohlfeiler und schöner als vo^ Privatunternehmern aus..

geführt werden können, herbeizuziehen, wurde d...r eine der beiden sür d^ Prägung dieser Marken erforderliche Stä^pel, derjenige, der auch für Schießmarken anderer Gesellschaften bennzt werden kann, auf Kosten der Mün Verwaltung angeschafft, eine kleine Auslage, die bei wiederholten Bestellungen sehr bald gedekt^ sein w^rd. .

g. Drnk von Fr.rneo^Bolli für den Kanton Tessin.

h. Für e^ne weitere, dem nächsten Jahre zufallende, der Fabrikation der ..^ane.^Boiii ähnliche Betätigung. nämlich sür den Drnk von Wechselm^r^e^ sür ^en Kantou Zürich, wurde im Lause dieses Jahres die

592

^

Einleitung und Vorbereitung getroffen, so wie auch Unterhandlungen angebahnt, um die Prägung von Schüzenthalern für das nächst^ jährige eidg. Freischießen und von Medaillen süx die schweizerische Industrieausstellung der eidg. Münzstätte zuzusichern.

Einige andere Vorschläge für Lieferung von Denkmünzen ..e., z. B.

für das eidg. Sängerfest in St. Gallen, waren ohne Erfolg geblieben, zum Theil deßwegen, weil die Erstellung der Stämpel für einen vorübergehenden Zwek die Kosten solcher Denkmüuzen zu sehx erhöht, und weil der Münzmeehaniker, dem solche Gravirarbeit vorzugsweise übertragen worden wäre, dutch Anfertigung der Stämpel für die Ein- und Zweifrankenstüke schon in Anspruch genommen war. Es wurde aus lezterm Grunde von dem für Anfertigung von Medaillenstämpeln bewilligten Kredite fast kein Gebrauch gemacht, mittelst weichen Kredites sonst auf Kosten der Münzverwaltung Stämpel für die jährlich wiederkehrenden Fefte hätten angefertigt werden können.

II. ^dInisfion der ^oldtunnzen.

Das fortwährende Ueberhandnehmen der in der Schweiz zirkulixenden Gold- und die dieser Zunahme entsprechende Verminderung der Silbersorten veranlaßt am Schlusse des vorigen Jahres die Regierung von Zürich/ beim Bundesrathe anzufragen , welche Maßregeln derselbe zur Verhütung der dadurch eintretenden Uebelstände zu ergreisen gedenke, und kurze Ze.t darauf (Januar 1856) gelangte die kaufmännische Gesellschaft in Winter..

thur mit dem Ansuchen an die h. Bundesversammlung, es möchten die französischen und . andern gleichwertigen Goldmünzen in der Schweiz zu ihrem Nennwerthe ais^ gefezliche Zahlungsmittel erklärt werden Jn Folge dieses nun zum zweiten Maie gestellten Antrages wurden wieder, wie schon 1854, diejenigen Kantone, in welchen Banken oder sonstige größere Han^ delsinstitute bestehen, eingeladen , diesen Jnstituten mehrere, das Verhältniß zwischen dem umlaufenden Gold und Silber, so wie allfällige. zur Abwehr.

...der zum Abfluß des Goldes ^chon getroffene und die jezt vorzunehmenden Schritte betreffenden Fragen zur Beantwortung und Berichterstattung ^or^ zulegen. Auch der schweizerische Konsul in Brüssel wurde über den ^in Belgien, einem Lande, das seit einigen Jahren wie die Schweiz den reinen Silbermünzfuß hat, herrschenden sachbezüglichen Zustand befragt. Wie zwei Jahre früher, so waren auch dießmal wieder
in den einlangenden Antworten die verschiedensten Ansichten vertreten, uud wie 1854, so beantragte auch jezt der Bundesrath in seiner einläßlichen Botschaft (Bundesblatt, Jahrgang V111, Bandl1, Seite 140), am bisherigen, aus das Silber allein bahrten Münzf^stem festzuhalten, und auch jezt in keinerlei Tarifirung des Golden einzutreten. Die h. Bundesversammlung erhob unterm 21. Juli (eidg. Gefezfammlung, Band V, Seite 35.') diesen Antrag zum Beschluß, mit dem Beifaz, der Bundesrath möge den Gegenstand auch fernerhin im .Auge behalten und nöthigenfalls darauf bezügliche Anträge bringen.

593 Als ein mißlicher Zustand muß der jezige jedenfalls bezeichnet werden, in welchem , wie man nun wol annehmen darf, ^wenigstens die Hälfte des im Lande. zirkulirenden Goldes aus Sorten besteht, die das Gesez gar .nicht anerkennt, in welchem die eidg. Kassen selbst (wenn auch diese ohne alle Verbindlichkeit für die Zukunft) , und ihnen nachfolgend ein Handelsinstitut nach dem andern (in unserm Berichtsjahre die Banken von Zürich, Basel, Glarns, Bern, Genf und Neuenburg) die Goldmünzen den Silbermünzen gleich zu geben und zu nehmen angefangen haben, und in welchem,.

bei der Schwierigkeit und den zu großen Opfern , um sich Silber zu verschaffen, entgegen dem klaren Sinn und Wortlaut des bestehenden Gesezes, je mehr und mehr auch Löhnungen in ungesezlichen Sor.en ausgerichtet werden.

Wenn andere Staaten, die mit uns den gleichen Silbermünzfuß^ haben , zu Aenderungeu im Münzwefen sich veranlaßt sehen , dann wird auch für die Schweiz der Zeitpunkt eintreten , allfällige Modifikationen im Münzf^stem eintreten zu lassen; in der Zwischenzeit halten wir noch jezt durchgreifende Maßregeln für verfrüht, und sehen auch keinen großen Uebelstand dabei, das jezige Verhältniß noch einige Zeit fortbestehen zu lassen.

^. falsch... ...^nnzen.

Auch in diesem Jahre hatte der Münzdirektor wiederholt sich mit Untersuchung falscher Münzeu zu befassen. Drei solcher Untersuchungen, wovon eine die Anfertigung falscher deutscher Sorten betraf, giengen ihm in ganz kurzer Zeit vom thurgauifehen Verhörrichteramte zu ; die vierte ^n einem Unterfuchungsrichlerarnte im Kanton Bern ; eine fünfte von der Regierung des Kantons Tefsin.

Jn einem Falle erhielt der Mün^direktor von einer Privatperson direkt der Zirkulation entnommene falsche Silbermünzen und provo.^irte feinerseits

gerichtliche Nachforschung. Die Fortschritte, welche die Jndustrie im All-

gemeinen macht, gab sich in den meisten untersuchten Fällen auch bei Fabrikation der falschen Münzen kund ; nur die im Kanton Bern verfertigten machten auch dieß ^ahr , wie schon früher, hierin eine Ausnahme, indem die Nachahmung äußerst leicht erkennbar war.

I^. ^ersona^esiand.

Der Münzdirektor trat mit Ende des Jahren von seiner Beamtung zurük und , nachdem eine als Nachfolger gewählte Persönlichkeit die An^ .nahme der Wahl abgelehnt hatte, beschloß der Bundesrath, die Stelle vor der Hand unbese^t zu lassen nnd vorerst die seiner Zeit provisorisch erlassene Münzftätteverordnung, bezüglich der Funktionen der einzelnen Mü.^beamteu, einer Revision zu unterwerfen. ^m Uebrigen fand kein Perfonenwechfel bei der Münzverwaltung ftatt, und es wird die mit dem Jahre 1857 eingetretene^ geränderte Organisation Gegenstand des nächsten Geschäftsberichtes sein..

594 '^. finanzielle ^r^bnifse der ^tnnzverwaltnng.

So wenig als andere Länder, kann auch die Schweiz ohne alle finanzielle Opfer ihr Münzwefen in einem geregelten Zustande erhalten. Sie müßte auch dann solche Opfer bringen, wenn sie keine eigene Münzstätte besäße; und so lange d..^ ^.zige Münzs^stem mit seinen vollwerthigen Siiber.münzen in ...'.raft bieibt , wird nur dann die Münzverwaitung Reinertrag gewähren können , anstatt Staatszufchüsse zu erheischen , wenn Billonsorteu geprägt werden , deren Metailwerth nur zirka die Hälfte des Nennwertes beträgt, und deren Fabrikationskosten nicht. wie es bei den Einrappenstüken der Fall ist, auch nahezu die Hälfte des Nennwerths erreichen, oder wenn der Münzstätte, wie es wenigstens für 185.' den Anschein hat, bedeutende Nebenarbeiten übertragen werden. Es ist serner in Betracht zu ziehen , daß in der eidg. Münzstätte ans Rohstoff von verhältnißn.äßig sehr ge^ xiugem Betrage Werthe von zirka einer Million Franken (Briefmarken) jährlich produzirt werden, daß also eine sehr einläßliche, durch mehrere Beamte ausgeübte .^ontrole, damit aber auch etwas größere Verwaltungskosten wohl am Plaze sind, so wie daß die eidg. Münzstätte nicht nur ihr .^e^ triebs^, fondern nun auch, laut Bundesbeschluß vom 25. Juli 1856, ihr Anlagekapital zu verzinsen hat, weicher Posten in den Münzstätten anderer Länder bei Berechnung der Prägungsko^en ganz außer Betracht fällt.

Es ist endlich bei Beurtheilung d..s diesjährigen Ergebnisses zu be^

xüksichtigen, daß die Münzfabrikation eine beschränkte war, und die Kupferpreise fortwährend hoch standen. Von diesem Gesichtspunkte aus befrachte:, wird der dießjährige Staatszuschuß von Fr. 13,614. 03 als durchaus gerechtfertigt erscheinen. Er wäre noch geringer geworden, wenn das an^ gekaufte Silber zum Werthe , den es gegenwärtig auf den großen Pläzen hat, oder auch nur zu demjenigen, zu welchem es ausgemünzt wird, an.^ statt zum fixen Preise von Fr. 221 per Kilogramm fein verrechnet worden wäre. llebrigens haben wir für die Zukunft alle Hoffnung, das für die Münzverwaltung kein Staatszuschuß mehr nöthig sein , im Gegentheil sich ein Ueberschuß der Einnahmen über ^ie Ausgaben erzeigen werde.

Die großen Differenzen in den Einnahmen und Ausgaben der Rech-.

uung gegenüber dem Budget rühren, wie voriges Jahr, davon her, daß

die budgetirte Silberprä^ung unausgeführt blieb.

^nl^ervern^ltnn^.

Die fortwährenden ^Klagen über die Fabrikation schlechten Pulvers waren seiner Zeit die Veranlassung, daß eine eigene Kommission ernannt wurde, diese Angelegenheit zu untersuchen und geeignete Vorschläge zur Hebung ^es gerügten Ue^belstandes zu hinterbringen. Diese Kommission hat sich wiederholt mit der Sache beschäftigt und die eingegangenen Klagen untersucht. Viele wurden begründet gesunden , mehrere aber haben sich al^

595 ^stichhaltig oder wenigstens als sehr übertrieben herausgestellt. Um so ..oiel möglich auf die Fabrikation eines möglichst guten Pulvers hinzuwirken, Wurden von ihr folgende Verbesserungen zu sofortiger Einführung empfohlen : 1) Anwendung möglichst trokenen Salpeters in Form kleinster .Kristalle; 2) Anschaffung des Pulverkohlenholzbedarfs für drei Jahre und dessen

jährliehe Ergänzung durch die Verwaltung; .3) baldmöglichste Einführung der Kohlenbereitung in gewöhnlichen Z^lindern oder in solchen mit überhiztem Wasserdampf; ^4) Anwendung des Mischungsverhältuisses mit vermindertem Schwefel-

g^halt .^ ^5) Regulirung des Stämpelgewichts, der Hubhöhe , Stam^fezeit ,.

Schlagezahl, Gewicht des Sazes ; ^6) Umsezen des Sazes ; ^7) .Vertheilung der Staubabsälle zu den neuen Sazportionen ;

.8) sorgfältiges Feucht.. und Trokenpoliren ;

^)) Einrichtung von künstlichen Trokenanstalten in allen Pulvermühlen ; ^10) ..Anfertigung des Pulv^erkornes in runder Form für Jagd-, Schüzeuund Jnfanteriepulver, in ekiger Form für das Geschüz, und in ekiger oder runder Form für das Sprengpulver ; 11) Verwenduug der Kanonennummern 1, 2, 3 und 4 für Schüzenund Jnfanteriegewehre , 5 und 6 für Artillerie, 7 bis 10 zum Sprengen.

Dies^ vorgeschlagenen Verbesserungen find, so weit es sich wenigstens ..iu der Zwischenzeit thun ließ, von der Pulvexverwaltung ausgeführt wor^en. Jm Uebrigen wünschte die Kommission, daß von weiter eingreifenden ^Aen^erungen , und namentlich von Erweiterung und anderer Einrichtung der fühlen noch abstrahlt werden mochte, bis sie, auf sernere Untersuchungen ^eftüzt. ihren Schlußrapport abgegeben habe. Auf den Wunsch besagter .Kommission ordnete sodann der Bundesrath den Herrn Stabshauptmanu ^.e R o y e x nach Frankreich und Belgien ab, um die dortigen Einrichtungen ^für die Pulverfabrikation zu studiren und einen ausführlichen Bericht über .seine Wahrnehmungen zuhanden dex Pulverkom.^isfion einzureichen. Herr ^Le Ro^er wurde in dieser Mission auf die zuvorkommendste Weise sowol ^on Behörden als Privaten unterstüzt, und sein interessanter Rapport, begleitet von Planen und Zeichnungen, so wie von vielen Mustern, liegt schon seit mehreren Monaten in den Händen der Pulverkommission. Diese ..Kommission würde wahrscheinlich ihre Arbeiten bereits im gegenwär.tigen Geschäftsjahre beendigt haben, wenn nicht die Nenenburgerwirreu ^und die hiedutch veranlaßt.. Abwesenheit fast aller Kommissionsmitglieder dazwischen getreten wäre ; im Jahre 1857 aber wird dieser Gegenstand seine definitive Erledigung finden. Wahrscheinlich wird eine durchgreifende .Reorganisation der Verwaltung und Fabrikation zur radikalen Abhilfe ^.uothwendig werden.

596 A d mi ui s t r a t i v e x T h e i l .

Die Organisation der Verwaltung war folgende: Ju Bern waren angestellt ein eidgenössischer Pulververwalter und ei^ Adjunkt, welche zu besorgen hatten.

1) die Fabrikation und den Handel mit Zündkapseln und Schlagröhren ;.

2) die Oberaufsicht über Fabrikation und Handel sämmtlicher 4 Raf^ finerien und 8 Pulvermühlen der Schweiz ; 3) die spezielle Leitung der Raffinerie bei Bern und der Pulvermühlen zu Langnau, Worblausen und Thun : wegen der Entfernung von der..

Pulvermühlen an lezterm Orte und zu Langnau wurden daselbst Jn.^ spektoren aufgestellt, welche darüber zu wachen hatten, daß die Fa..

bxikation auf keine gefährliche Weise stattfinde.

Ferner waren angestellt: Ein Verwalter für die Mühle in L a v a u x ; ..

...

in Luzern für die Raffinerie und Mühle in Kriens;.

..

.,

in Altstätten, Kts. Zürich, für die dortigen Mühlen

und die in Ehur, an lezterm Orte auch ein Jn^

spektox; ..

,,

in Bruggen, Kts. St. Gallen, für die Mühle in.

Marsthal.

Für die Zukunft ist in Betracht zu ziehen, daß 1) die Pulververwaltung sich bedeutend ausgedehnt und der Zentral^ verwaltex noch außerdem die Administration des Il. Bezirks mit deu Mühlen zu Thun, W o r b l a u f e n und Langnau, nebst der Salpeterraffinexie und Zündkapselfabrike zu besorgen hat.

Die Kornmission schlägt daher eine Vermehrung von drei B...^ amten in Bern vor, nämlich einen eidg. Verwaltex mit zw.^i Gehilfen und einen Magazinverwalter mit einem Gehilsen ; sollten aber die Magazinverwalter ihren Wohnfiz in der Nähe der Pulvermühlen aufschlagen müssen , so möchte dann sür den eidg. Pulververwalter ein Gehilse genügen, da in diesem Falle immer noch zwei.

Beamte mehr als gegenwärtig in Bern wären.

2) Während des abgelassenen Jahres 1856 wurde die Pulvermühle in.

Ehur bestimmt, die noch nicht ausgebaute in Altstätten, Kts. Zürich,.

zu ersezen und deßhalb unter den Verwalter an lezterm Orte gesezt,^ was sich als zwekmäßig erwies , so lange die Mühle nicht im Gange^ war, jedoch große Jneonveniente darbot , indeIn von Altstätten an^ die Fabrikation in Ehur nicht gehörig beaufsichtigt werden konnte.

Da nun die Mühle in Altstätten bald wieder in Gang kommt, s.^

^

wird in Ehur eine eigene Verwaltung, sowol sür die Mühle daselbst^.

als sür den dortigen Kanton aufgestellt werden müssen ; denn ebe.^ diefer Mangel einer Verwaltung in Ehur gab Anlaß zu den vielen^ aus dieser Gegend gekommenen Klagen, indem die Graubündner ihr^

597 Pulver von Marsthal beziehen mußten, wo dasselbe aus dazu fich wenig eignendem Erlenholz verfertigt ward, während das in ihrer Nähe und aus bessern Holzarten fabxizirte nach Altstätten geführt wurde..

M a t e r i e l l e r Theil.

I. L i e g e n s c h a f t e n .

.Jm 1I. Bezirk wurde erbaut in Worblaufen ein Trokenhaus

für

...

.

.

.

.

.

.

.Fr.

2,025.

61

in Thun ebenfalls ein Trokengebäude . ,, sammt Ruthenschopf . . . . . . . .

l ,543. 62.

2,587. 92

Ouadratsnß Land für . . . . . . .

angekauft, um die Magazine gegen^ das Rasenbrennen der Nachbarn sicher zu stellen.

Auch wurde die Pulvermühle daselbst großenteils aufgebaut, worüber jedoch,

880. 50.

Jm IV. Bezirk, in Altstätten, Kts. Zürich, wurden 33,290

wegen nicht gänzlicher Vollendung der^

selben, nichts in dieser Rechnung erscheint.

Jm V. Bezirk, in Marsthal, wurde ein großer Ruthen-

schopf errichtet für . . . . . . . .

3,029. 18^

Total: Fr. 10,066. 83 Durch die Verlegung des Stationsgebäudes der Eisenbahn an den.

^rt der seitherigen Salpeter^ Raffinerie wurde die Aufsuchung einer andere passenden Liegenschaft nothwendig. Wir fanden nun diese Liegenschaft in.

der Besizung des frühern Tillier^Gutes am Sandrain und erwarben solche^ für den Preis von Fr. 69,000.

Da das hiezu gehörige Land von 27 Juchaxten nicht für die Salpeter - Raffinerie ganz nothwendig erscheint, so ist eine Verpachtung oder^ theilweiser Verkauf zwekmäßig , was übrigens Gegenstand des nächstem.

Geschäftsberichtes sein wird.

II. Materialien.

Salpeter wurde angekauft:

inländischer 100,485 .^ für . . . Fr. 50,969. 34 fremder 588,199 . , ,, . . . ,, 333,871. 03 Der inländische Salpeter hat durchschnittlich 85 .^ Reingehalt, der.

sremde 95 ^. Jm vorhergehenden Jahre wurden nur 90,850 .^ inlän...

discher ^Salpeter angekauft, so daß diese Jndustrie etwas zugenommen hat^ uud noch mehr zunimmt, wenn in Ehnr ein Verwalter zur Abnahme des.

in jenem Kanton gefundenen Rohsalpeters ausgestellt wird.

S ch w e f e l wurde bisher, billig und rein, von der ehemischen Fabrik^ in Schweizerhall bezogen. K o h l e wird theils aus Faulbaumholz, theils

^98 .^us Haselruten und theils aus Schwarzerlenholz verfertigt. Die erstere ..Holzart fcheint die beßten Resultate zu liesern, was sich aus dem geringen spezifischen Gewichte erklärt, da fie nur 0,5 des Wassers, dagegen die Beiden andern 0,6 haben. Das Faulbaumholz findet sich aber nur im Kanton Graubünden vor, und wurde bis dahin bloß bei der Pulvermühle ^in Ehur verwendet ; in den andern Mühlen, zu Lavaux, Langnau, Thun, ..Worblaufen, Kriens und Altstätten werden Haselruthen, in Mar.^thal, Kts.

St. Gallen hingegen ausschließlich Schwarzerlen .. Stammholz gebraucht, ^welches weniger sich dazu eignet. Jn jüngster Zeit wurden Versuche ge^.nacht , die Kohle durch Destillation in ...^lindern zu gewinnen ; doch zeigte fich die erhaltene Kohle eben so ungleich , als die nach bisheriger Art in ^Kesseln gebrannte.

S c h i e ß p u l v e r wurde in diesem Jahre fabrizirt .

..(vor dem Bau der Eisenbahnen genügte eine Fabrikation

664,546 .^

von 300,000 ^) ^und angekauft . . . . . . . . . . . . . 115,038 ...

.dennoch fand eine Verminderung statt von 25,945 .^, welche daher rührt, ^daß der Bau der Mühle in Altstätteu fich um mehr als 1,^ Jahr verZögerte.

F i n a n z i e l l e r Theil.

Dexselbe ergibt sich aus nachfolgender Uebersicht und zeigt einen Nettogewinn von Fr. 138,640. 47.

Wäre die Pulvermühle zu Altstätteu früher vollendet gewesen , so würde der Gewinn bedeutender sein , welcher sich auch durch eine Explosion in Marsthal reduzirte , die wahrscheinlich ^dadurch verursacht wurde, daß der Pulvermacher, dem Arbeitsvertrag zu^..ider, das auf dem Boden Zusammengewifchte zu Sprengpulver verwendete.

^Wenn die Verwalter näher bei den Pulvermühlen wohnen würden , s^ könnten solche Unvorsichtigkeiten weniger vorfallen.

Nachweise.

Budgetbe.^immung.

Fr.

Rp.

.

.

t i .

.

.

.^echnungsresultate.

Einnahmen.

1 ^ .

Fr.

Fr. ^ Rp.

.^00, 0l)..)

3,^ .1,1^0

--

--

^4,^

.

h. Aus Zinsen von Liegenschaften

3,450

c. Aus Verschiedenem

.

3,488

13

Vermehrung des Pulvervorraths

18,16l

50

.

.

Pulv.exverwaltuug

414,872

71

Fx.

Rp.

919,564

71

894,465 . 08

... Aus dem Pulververkanse

--

Rp.

--

Mehr als die Budgetbestimmung.

.^ <^ ^

Zur Seite 599.

Bndgethestimmnug.

Ansgaben.

...^echnnngsresultate.

.

.

^

.

^

.^ol.

^ ^

Fr.

Rp.

Fr.

Rp.

Fr.

Rp.

Fr.

Rp.

Fr.

Rp.

780,924 780,924 138,640 919,564

24 24 47 71

.... Gehalte.

3,^00 ...^1)0 ^,000 ^,400 4,000 3,^00

1^,000

4,501

1. Pnlververwalter 2.

.^junkt

.

.

. . . . . . . . . .

.

.

3 . Zwei Bezirks^erwaiter 4.

dito

.

.

.

.

.

.

.

. . . . . . .

.

.

^

.

.

.

5. Provision an die Bezirksverwalter 6. Reisevergülungen, Büreaukosten

77

.

.

.

.

.

.

3,500 2,200 2,000 2,400 5,134 83 7,266 94

22,50l 77

Mehr als die Budgetbestimmung.

h. Fabrikation.

I.)7,..)^4 .^0,^87 08

^37,.^ ^

160,652

26

1,^)0

Mehr als die Budgetbestimmung.

c . Pulverantänfe . . . . . . . . . . .

d. Außerordentliche Fuhren und Taglöhne .

e. Reparationen und Unterhalt der Gebäulichkeiten.

3.^,000 .4,300 ^..)

u n d Geräthe

I0,40i) I4,^)0 ^,^I 1.^ 2,^ 77 --

.

.

.

f . Magazinwärter . . .

g . Technifche Untersuchungen h. Seonto an Pulververkänfer i . Fuhrvergütungen . .

1.^. Zinfe der Slaatsvorfchüsse 1. Zinse von Liegenschaften

8 ^ , ^

^30,^

1 . Verbrauch an Material . . . . . . .

2 . Fabrikationskosten . . . . . . . .

In.

Verschiedenes

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Verminderung d e s Pulvervorraths Pulververwaltung

350,432

24

Mehr als die Bndgetbestimmung.

Gewh.....

.

.

. . . . .

. . . . .

und Behörden . . . . .

. . . . .

. . . . .

.

.

.

.

. .

. .

. .

. .

. .

.

.

. . . .

324,733 .'3,570 34

398,303 34 99,391 704 28,710 6,224 . 280 154,185 18,300 12,960 19,470 19,892

6l 17 23 39 3l 41 36 65

^00 ...^iind..a...selnsabril.ati...n uud fandet.

materieller Theil.

1. Fabrikation der Zündkapseln.

a.

Fabrikation des Knall^neksilbers.

Es ergab fich ans den bisherigen Erfahrungen, daß, um ein gutes.

.Kuall.^ueksilber zu verfertigen. die dazu verwendeten Materialien das Meiste dazu beitragen, nämlich : 1) Reines Oueksilber; -- das im Handel vorkommende war ziemlieh rein ; beim Abdampfen ließ es wenig Rest.

2) Salpetersäure - mußte mehrere Male, theils wegen Mangel an hinreichender Stärke, theils wegen Unreinheit znrükgewiefen werden.

3) Weingeist -- mußte man ebenfalls auch schon ausschlagen wegen zu

wenig Reingehalt.

b.

Fabrikation der .hülfen.

Jn diesem Jahre wurden auch Hülsen für Scharfschüzenkapseln ver^ fertigt und auch verkauft; doch war der Verbrauch weniger groß als man gehofft hatte, wahrscheinlich aus dem Grunde, daß der Preis für die Pri^ vaten zu hoch gestellt war, nämlich Fr. 3 das Tausend, 1. Qualität,

und

,, 2 ,,

,,

2.

,,

d. h. fehlerhaste.

Es ist jedoch zu bemerken , daß diese Scharsschüzenkapseln von der

gleichen Metalldike find, wie die Jnfanteriekapfeln , damit sie nicht zer^.

springen können, und daß Kapseln von solcher Stärke im Ausiande noch theurer verkauft werden. Nur Kapseln von geringerer Metailstärke und^ ohne Rand zum Anfassen werden wohlfeiler verkaust. mit welch' lezterex Fabrikation man sich nicht befassen zu fo.len glaubte.

.

c.

Füllung der Zündkapseln.

Es erzeigte sich, daß die Kapseln für Scharfschüzen mit einem stärkern Saz gefüllt werden müssen , als diejenigen für die Jnfanterie ; leztere ent.^ halten : Salpeter

.

.

.

.

.

.

.

Feuchtes Knallqueksilber . . .

und die Kapseln für Scharfschüzen : Salpeter

.

.

.

.

.

.

.

Feuchtes Knallqueksilber . . .

d.

1 Theil/

2 .1

3

Theil..

..

Firnisfiren.

Es wurde der gleiche Firniß, wie früher, ans Schellak und Weingeist gebildet, gebraucht, doch vorher filtrirt, welche Operation ziemlich schwierig ist, und daher das Firnissiren vertheuert.

601 Jm Uebrigen änderte man nichts an der Fabrikation, ^ie Zündkapseln kamen keine Klagen ein.

2.

und gegen

Fabrikation der Schlagröhxeu.

Jm Jahr 1856 wurden keine Schlagröhren fabrizirt, aus deru Grunde .weil die in lezter Zeit verfertigten noch nicht definitiv als Ordonnanz angenommen waren.

finanzieller ...^eiI.

Nach untenstehenderUebersicht erzeigt sich ein Gewinn von Fr.3,1 29. 6l, ^der bei den jezigen hohen Preisen der Rohstoffe als befriedigend erscheinen kann, da gegenwärtig in Paris das Tausend Jnsanteriekapseln, mit Rau...^ Fr. 8 kostet, hier aber zu Fr. 5 verkauft wurden.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des Schweiz. Bundesrathes an die h. Bundesversammlung über seine Geschäftsführung im Jahr 1856. (Fortsezung.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1857

Année Anno Band

1

Volume Volume Heft

26

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

23.05.1857

Date Data Seite

589-601

Page Pagina Ref. No

10 002 199

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