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1883

Botschaft dea

Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Bellinzona.

(Vom 6. Oktober 1924.)

I.

Bereits mit Bundesbeschluss vom 12. Juli 1912 ist ein Kredit von 133,600 Fr. zum Ankauf eines Bauplatzes für ein Post-, Telegraphen- und Telephongebäude im Kantonshauptort Bellinzona bewilligt worden. Dies geschah vorsorglicherweise, um der Eidgenossenschaft einen für ein Postgebäude günstig gelegenen Bauplatz an der Bahnhofstrasse zu sichern. Der Baugrund, der damals vom Bund erworben wurde, misst 2402,se m2. Die Erstellung des Gebäudes selbst kam vorläufig nicht in Frage, da die Postverwaltung für ihre Dieneträume an einen Mietvertrag gebunden war, der noch bis zum 30. November 1921 dauerte.

Erst auf diesen Zeitpunkt sollte das neue Gebäude bereitgestellt werden.

Die Notwendigkeit, für Post-, Telegraph - und Telephon bessere und zweckraässigere Unterkunft zu schafien, ist schon in der- bezüglichen Botschaft vom 28. Mai 1912 eingehend dargelegt worden.

Sie ist in erster Linie wegen der Unzulänglichkeit der bestehenden Postlokale in dienstlicher, räumlicher und hygienischer Hinsicht begründet. Die Räume für Telegraph und Telephon sind von der Post getrennt und befinden sich in einem Hause am Platze ,,Collegiata". Auch sie mussten als für das Telephon unzureichend bezeichnet werden. Diese Verhältnisse, die schon im Jahre 1912 dazu mahnten, die Erstellung eines eidgenössischen Postgebäudes in Bellinzona in Aussicht zu nehmen, bestehen fort und haben sich seither verschärft. Trotz des Weltkrieges mit

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seinen unheilvollen Folgen hat der Verkehr von Post, Telegraph und Telephon in Bellinzona im allgemeinen wieder einen erfreulichen Aufschwung genommen, wie dies aus den nachstehend angeführten Verkehrszahlen hervorgeht: Post.

1901

1913

1923

Gewöhnliche Briefpostgegenstände 1,789,164 2,122,243 2,203,770 Eingeschriebene Briefpostgegenstände 52,448 88,887 149,660 Zeitungen 1,660,729 1,338,195 2,834,255 Pakete 204,328 264,612 233,659 Postanweisungen und Postchecks 38,384 58,346 92,774 Wertzoichenverkauf . . . .

72,410 225,840 300,957 Telegraph.

Telegramme, ankommende und abgehende

1901

1913

1923

26,671

27,602

19,285

Telephon.

1901

1913

1923

Teilnehmer 47 196 413 Lokalgespräche 7,762 67,140 177,149 Ferngespräche 27,899 97,253 242,584 Durchgangsgespräche . . . .

-- -- 104,099 Während, in Übereinstimmung mit der allgemeinen Entwicklung, dio Zahl der Telegramme im letzten Jahrzehnt zurückgegangen ist, hat dagegen der Telephonverkehr eine derartige Zunahme erfahren, dass die Bereitstellung grössorer und zweckmässig eingerichteter Lokale nicht mehr länger aufgeschoben werden kann. Den dringendsten Anforderungen konnte vor einigen Jahren noch dadurch Rechnung getragen werden, dass zunächst der Baudienst des Telephonbureaus verlegt wurde, was die Einrichtung einer etwas grösseren Zentrale gestattete. Doch muss diese Lösung nur als Notbehelf bezeichnet werden.

Gegenwärtig ist die kürzlich mit dem Telephonbureau verschmolzene Kreistelegraphendirektion VI, Sektion Bellinzona, zum Teil in einem dem Telegraphenarnle gegenüberliegenden Hause, zum Teil in Lokalen neben dem Telegraphenamt untergebracht.

Dass die Vereinigung von Post, Telegraph und Telephon (Betrieb und Verwaltung) im gleichen Gebäude von Vorteil wäre, liegt auf der Hand.

481 Die Diensträume der Kreispostdirektion Bellinzona und der Hauptpost befinden sich gegenwärtig in einem Gebäude, das der Gemeinde Bellinzona gehört und für Schulzwecke bestimmt ist.

Im Jahre 1919 liess sich die Gemeinde bewegen, den nur noch bis 30. November 1921 laufenden Mietvertrag noch einmal um 5 Jahre, d. i. bis 30. November 1926, zu verlängern. Es geschah dies, um die Eidgenossenschaft nicht in die Zwangslage zu versetzen, in der damaligen ausserordentlich ungünstigen Zeit einen Neubau ausführen zu müssen. Die hohen Materialpreise und Löhne und die ungünstige finanzielle Lage der Postverwaltung würden zu äusserster Einschränkung in der Bauausführung gezwungen haben und man hätte sich damit begnügen müssen, dem Gebäude innen und aussen die allereinfachste Ausstattung zu geben. Trotzdem würde der Bauaufwand immer noch unverhältnismäßig hoch gewesen sein, und es wäre nicht ausgeblieben, dass nach ein paar Jahren jedermann gefunden hätte, es hätte sich bei einigem Zuwarten mit weniger Kosten etwas Schöneres, Solideres und Zweckdienlicheres erstellen lassen. Dank dem Entgegenkommen der Gemeinde konnte dieser günstigere Zeitpunkt abgewartet werden. Er ist heute gekommen, und der Neubau muss in Angriff genommen werden, da die Gemeinde die an die Post vermieteten Lokale für ihre eigenen dringenden Bedürfnisse braucht und daher nicht in der Lage ist, den Mietvertrag mit der Postverwaltung noch einmal zu verlängern.

Die Hinausschiebung des Baus um fünf Jahre ermöglichte auch, die Baupläne auf das sorgfältigste zu bearbeiten und dabei allen neuen Gesichtspunkten Rechnung zu tragen, die durch die Betriebsreorganisation der letzten Jahre aufgestellt worden sind.

In den Abmessungen der Räume musste selbstverständlich eine gewisse künftige Verkehrszunahme von Anfang an berücksichtigt werden. Daneben aber wurde das Hauptaugenmerk darauf gelegt, durch geeignete Aneinanderreihung der Räume Erweiterungsmöglichkeiten für eine spätere Zukunft zu schaffen.

Für eine zweckmässige und der Bedeutung entsprechende Anlage reicht der im Jahre 1912 erworbene Bauplatz nicht aus.

Ausser dem Posthof ist ein besonderer Hof vorzusehen, der dem Telephonbureau als Werkplatz für den Baudienst zu dienen hat und um den sich die Magazinräume für die Linienbaumaterialien gruppieren. Dieser zweite Hof muss ebenfalls mit
Motorlastwagen befahren werden 'können und daher eine geeignete Zufahrt besitzen. Zu diesem Zwecke ist es erforderlich, die beiden südlich, an der Via della Posta gelegenen kleinen Liegenschaften Eredi Cattò und Eredi Brunel im Halte von zusammen 896 m*

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hinzuzuerwerben, Diese Abrundung hält sodann die Bahn offen für spätere Erweiterungen und gestattet schliesslich, die Umgebung des Hauptpostgebäudes durch Schaffung eines kleinen Platzes mit Bäumen und Rasenflächen so au gestalten, wie es dem Charakter der Anlage angemessen ist. Denn das Gebäude wird als Sitz der Kreis Verwaltungen für Post, Telegraph und Telephon der italienischen Schweiz ein wichtiges öffentliches Gebäude der Stadt Bellinzona sein und daher, ohne in seinem Äussern die Grenze gediegener Einfachheit zu überschreiten, doch ein gewisses Mass von Repräsentanz zeigen müssen.

Bis jetzt konnte mit den Eigentümern der beiden Liegenschaften eine Einigung über den Verkaufspreis nicht erzielt werden.

Sollte eine Verständigung nicht zustande kommen, so müsste zur Expropriation geschritten werden, da die Notwendigkeit der Erwerbung im Sinne dos Vorstehenden gegeben ist.

II.

Im projektierten Gebäude sind folgende Räumlichkeiten vorgesehen : A. Hauptgebäude.

Kellergeschoss : Heizungsanlage und Kohlenraum 112m Magazine, Arbeite-, Unterkunfts und weitere Kellerräume 325 ,, Erdgeschoss: Betriebsräume der Post mit Schalter-, Schlossfächer- und Telegrammaufgaberaum . . . . 649 ,, E r s t e r S t o c k : Räume für die Kreispostdirektion 355 ,, Z w e i t e r S t o c k : Räume für den Telegraphenund Telephonbetrieb und für den Sektionschef mit Verwaltung 371 n D a c h s t o c k : Wohnung für den Hauswart und Archivräume 118 ,, Dachraum als Archiv benutzbar.

B. Nebengebäude.

(Remisen mit Verbindungsgalerie). K e l l e r g e s c h o s s : Garage für Kraftwagen 80 ,, Linienmaterialmagazin und Arbeitsraum 144 ,, E r d g e s c h o s s : Remisenräume für die Post . . 183 ,, Rollmaterialmagazin und Arbeitsraum 93 ,, Die beiden Höfe werden folgende Flächen aufweisen: Der untere Hof für das Telephonbureau 330 ms Der obere Hof für die Postverwaltung . . . . . . 380 ,,

483

Die nähere Anlage der Räume ergibt sieh aus den Bauplänen und dem detaillierten Kostenvoranschlag, der eine Bausurame yon total Fr. 1,380,000 aufweist.

Die Fassadengestaltung ist aus einem engern Wettbewerb hervorgegangen, zu welchem nach Vorschlag der Gemeindebehörden Ton Bellinzona die Herren Architekten Conti, Brunel und Brenni eingeladen worden sind. Den vorliegenden Plänen wurde das Projekt Brenni zugrunde gelegt, das hinsichtlich der Fassaden durch die eidgenössische Baudirektion eine Umarbeitung erfahren hat.

Für die Ausführung sind folgende Materialien vorgesehen: Fassadenverkleidung des Erdgeschosses bis und mit dem Stockgurt in Granit. Das Hauptportal, die Fenstereinfassungen des ersten und zweiten Stockes, die Eckbossen sowie das Hauptgesims, mit Ausnahme seiner flängeplatte, aus Kalkstein von Castione, sogenanntem ,,Castione-Marmor". Dieser Stein ist heller und wärmer in der Farbe als Granit und bekommt mit den Jahren eine schöne gelbe Patina, wie dies an der Hauptfassade der Kathedrale von Bellinzona zu sehen ist. Der Castione-Kalkstein wird auch bei dem zurzeit im Bau begriffenen Stadthaus von Bellinzona verwendet. Die übrigen Mauerflächen erhalten einen Edelverputz.

In Berücksichtigung der dargelegten Verhältnisse ersuchen wir Sie, dem nachstehenden Entwurf zu einem Bundesbeschluss gefl. Ihre Genehmigung erteilen zu wollen.

Genehmigen Sie die Versicherung unserer besondern Hochachtung, B e r n , den 6. Oktober 1924.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident:

Chuard.

Der Bundeskanzler: Steiger.

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(Entwurf.)

Bundesbeschluss betreffend

die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Bellinzona.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 6. Oktober 1924, beschliesst 1. Für die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäude in Bellinzona wird ein Kredit von Fr. 1,380,000 bewilligt.

' 2. Der Bundesrat wird ermächtigt, die zur Ergänzung des Postbauplatzes erforderlichen, an diesen anstossenden Liegenschaften Cattò und Brunel im Halte von 896 m* zur Schaffung des nötigen Umschwungs zu erwerben.

3. Dieser Beschluss tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft.

4. Der Bundesrat ist mit dem Vollzug beauftragt.

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend die Erstellung eines Post, Telegraphen- und Telephongebäudes in Bellinzona. (Vom 6. Oktober 1924.)

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1924

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41

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1883

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08.10.1924

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