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Schweizerisches Bundesblatt.

XIX. Jahrgang. l.

Nr. 10.

9. März 1867.

Jahresbericht des schweizerischen Generalkonsuls in Toskana pro 1866.

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(Vom 31. Januar 1867.)

An den hohen Bundesrath.

Erster Theit.

l. Lage im Allgemeinen und Handelsgesezgebung Weniger noch, als die frühern Jahre, kann das Jahr 1866 für den toskanischen Handel im .Allgemeinen , und im Besonderu für denjenigen von Livorno weder eine Rorm süx die Zuknnst, noch auch Stoff zu einen.. interessanten Berichte liefern.

Gleich nach seinem Beginne hemmten Kriegsbesürchtungen, Rüstungen und Aussicht ans Papiergeld das Geschäst, .bis der Krieg selbst im Frühsahre ansbrach, wozu noch die überaus nachtheiligen Schwankungen der Goldwährung , als unausweichliche Folge des hienach unter .Ziffer 10 erorterten. Zwangskurses der Banknoten, und die Fortdauer der Mauthsehwierigkeiten samen.

Wie schon in meinem legten Berichte erwähnt,) soll Livorno's Freihafen zu Anfang 1868 ganz aufgehoben werden. bis jetzt wurden aber dafür gar keine Vorkehrungen , wie Errichtung von Entrepots ...... ..e..

getroffen, und man verkehrt mittlerweile in einer solchen Bedrängnis,..

dass die Aufhebung beinahe wünsehenswerth wird.

...) Siehe B..nde...blatt v. J. 1866 Band I. Seite

Bundesblatt. Jahrg. XIX. Bd.I.

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^

gesetzlich erstreckt sich der Freihasen zwar noch über die ganze Stadt, ist aber faktisch schon beinahe ausgehoben, da die Mehrzahl der Artikel nicht einmal vereinigt, sondern von einander getrennt, aus irgend eine Weise unter Mauth-Schlüssel gelagert werden mn.ss, und zwar nicht nur diejenigen, die einen .^onsumozoll zahlen, sondern auch die italienischen Produkte, um deren Nationalität zu erhalten, und die fremden, für die

man bei der Einsuhr in das italienische Zollgebiet die Zollbegünstigungen der Handelsverträge nicht verlieren will.

Schon jetzt verspürt man Mangel an passenden Lokalitäten und besonders an Mauthbeamten , aus die man la^ge warten muss , sowie man eine Waare unter Sehloss nur besichtigen , ein - oder ausführen will, was Zeitverluste verursacht, die bei den jetzigen schnellen Transportmitteln, per Bahn und Dampsboot, doppelt unerträglich sind. Roch schlimmer wird es jetzt nach dem l. Januar 1867 gehen, wo Zucker, .^assee und eine Menge anderer Artikel, die bisher noch frei waren, mit einem ziemlieh starken Staats -Konsumozoll und einem kleineren für Rechnung der Gemeinde belastet worden sind , mithin auch unter Mauth-Schloss gelagert werden müssen, um nicht ans den ausschliesslichen Verbrauch in der Stadt Livorno angewiesen zu sein.

Dies Alles wird den Schmugglern nnr Vorschub leisten , die Regiernng verspricht zwar immer Abhülfe, wird aber dnreh die politischem, administrativen und finanziellen Verhältnisse so sehr in Anspruch genommen, dass sie bis jetzt hauptsächlich um die Vermehrung der Staatseinkünste besorgt ist, die leider nur unbedeutend zunehmen, obwohl alle Abgaben gesteigert und fortwährend neue eingeführt werden.

Das neue ^Handels- und Eivilgesetz, sowie das Gesehwornen..

gericht für ^riminalsälle, finden naeh und naeh Anklang, obwohl mancher Reehtsgelehrte , ja selbst mancher Richter mit demselben noch nicht vertraut ist und häufig das frühere Handelsgesetz (Code Napoleon^ zurück

gewünscht wird.

Von der Einführung des gesetzlich vorgeschriebenen Handelsgerichtes ....ird in Livorno noeh gar nicht einmal gesprochen.

.^. ..^rzeu^nsse ^.er Lan^irtl^chaf^ der Ber^er..e un.li der Austrie.

Die Ernte von Weizen war in Toskana mittelmässig , jene von Mais von sehr gnter .....Qualität, aber geringer Quantität, .von Bohnen und anderen Hülsensrüehten , der Trockenheit halber, schwach, von Kastanien nnd Wein befriedigend , von Olivenöl mittelmassig und von .Seide gering, indem sie der vorjährigen beinahe um ^ nachsteht. Die Gutsbesitzer losten jedoch aus beinahe allen diesen Produkten hohe Breise, so dass sie in denselben reichen Ersatz für den Minderertrag, ja selbst die Mittel zur Bestreitung der erhohten Abgaben fanden.

269 Auch die Ergebnisse der Viehzucht waren sehr befriedigend. Schweinesett galt beinahe 50.^. mehr, als in den früheren Jahren, und doch hielt die bedeutende Aussuhr desselben nach England , mitunter auch nach Deutschland nnd der Schweiz, bis^gegen den Sommer an. Schaaswolle wurde gut verkaust und Hornvieh , von Seuchen verschont, stieg ebenfalls bedeutend, als die^ Zusuhren aus der Schweiz und Oesterreich sich verminderten, da auch Oberitalien, der Kriegsverhältnisse wegen, nur sehr wenig Vieh hieher lieferte.

Die Borax^Erzeugung iu Bomeranee bei Volterra, bis je^t die einzige in Europa , liefert immer noch die alten sehr brillanten Resultate und bleibt für englische Rechnung monopolisirt. Dagegen hatten sammtliche Bergwerks .^Unternehmungen aus Silber , .Blei, Quecksilber und Kupfer die grosste Mühe kümmerlich fortzubestehen , indem vulkanische Einflüsse auf den regelmässigen Betrieb hemmend einwirkten und in Folge davon die^ ohnehin nicht reichen Erzadern oft verloren gehen und nur mit bedeutenden Kosten wieder ausgefunden werden konnen. Selbst die Kupsergrube bei Montec.uim, la Br.^ia benannt, die während mehreren Jahren sehr bedeutende Erträge lieferte und einige Familien bereicherte, arbeitet jet^t nur schwach an armen Er^adern.

Gute brauchbare Braunkohle wird an verschiedenen Orten in ziemlichen Quantitäten ausgebeutet , wirkliche Steinkohle aber konnte in Toskana noch nicht ausgefunden werden.

Die Ausbeutung der sehr reichen und guten Eisenerze der Jnsel Elba wartet noch auf den gehossten Aussehwung, weil die Regierung die diessallsigen Vrojekte noch nieht zur Hand nehmen konnte.

Marmor und Alabaster behaupten ihren alten Ruf, und es hatte ersterer wieder bedeutenden Verschleiß nach Nordamerika.

Jm Fache der .Judustrie kann ich das in meinem legten Berichte erwähnte zunehmende Gedeihen des durch einen , damals unbemittelten Savoyarden , unter Benutzung einer starken Wasserkraft, in Eolle^bei ..^iena angelegten grossen Eisenwerkes bestätigen.

Auch die vor einem Jahre im Entstehen begrissenen zwei Unternehmungen in Biombino znr Versertigung vom billigen ^tahl und Stahlarbeiteu aus Erz von der Jnsel Elba, unter Anwendung von Besmer's ^stem. - das eiue .unter der Direktion des Herrn A. Vonsard, vormaliger Direktor der dortigen Regierungs^Eisenwerke, das andere unter der Leitung des Herrn
J. Bo^a , früherer Direktor in .^ietrarsa bei Reapel, -^ nehmen an Ausdehnuug zu und machten schon ziemlich bedeutende Lieferungen für die italienische Kriegs - Marine , scheinen aber sur die Ausdehnung der Werke kaum ge..ng Mittel zu besten.

.^e^terer Herr Bozza hat, wie es heisst, soeben mittelst Anwendung der Elektrizität einen besonders zur Verfertigung äusserst starker Stahl-

270 platten . sur Ban^erschisfe se^. vortheilhasten neuen Bxozess erfunden , dessen Resultate durch eine Regierung^ Kommission untersucht werden sollen.

Die Tuchfabrikation bleibt , aus einige Lokalitäten des Jnnern Toskana's beschränkt, ungefähr stationär, während Banmwollweberei , Färberei und Druckerei, mit englischem Gärn, einige Jahre wegen der hohen ^arnpreise reduzirt , nun einen neuen .^lnsschwung nahmen und, der Zollersparnisse wegen, manchem St. Gailer^, Aarganer- und GlarnerGewebe eine gefährliche Konkurenz ma.hen.

Dir hiesige Rhnm- Fabrik eines Bündners nnd eine von einen.

Tessiner betriebene Bleiweiss-Fabrik arbeiten noch ziemlich viel nnd gut.

Von Schuster- und Schneider-Arbeiten, hiesigen Holz- und Eisenmobels .e. hatte man den regelmässigen Absatz nach der Levante, der mit der Aushebung des Freihafens anshoren dürste , da man bis jetzt nur zollfreie Waare verarbeitete, und es muss die Regierung ernstlich besorgt sein , wenn sie .^icht mehrere tausend Menschen ohne Brod wissen will.

Die frühere so ergiebige Fabrikation der Florentiner Strohhüte liegt ganz danieder. Dagegen verspricht man sich Günstiges von einem noch nicht ganz vollendeten, ziemlich gut augelegten Schissswerfte mit trockenen.

Bassin ...... , welches die Regierung früher sür die Kriegsmarine bestimmte und nun , zur Benutzung sür die Handelsmarine , einer Vrivatgesellschast übergeben hat.

Es ist zu hoffen, dass die Regierung anch einmal Zeit finden wird, dem Handel, der Jndustrie, der Vervollkommnung des Ackerbaues, überhanpt der produktiven Arbeit mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

.^. Total-^in- n..d ^fn^.

4. ^in- nll.^ ...l^fnhr au^ und uach der ^meiz.

Jn Ermanglung aller und jeder statistischen Rotizen , die ich mir auch von der Regierung nicht verschaffen kann , ift es mir leider heute wieder nicht moglich, mit Zahlen über diese beiden Punkte einzukommen.

.^. .^erme.^ru^ und .^ermindee..^ der ^in- nnd Anssu^r.

Aus oben angeführtem Grunde muss ich mich auch hier aller statistischen Angaben enthalten. Es ist jedoch augenscheinlich, dass Livorno^ Handel un.^ ^chifffahrt nicht den erwarteten Aussch.ouug genommen hab^n, dass sie viel^.ehr stationär geblieben sind, ja sogar aus den zu Ansang dieses Berichtes angeführten Gründen im Jahre 1866 eher etwas abgenommen hab...u. Gauz besonders gilt dies von der Segelsehisffahrt, was aneh der durch dieselbe benutzt.. ,^ häufig halb leer stehende Medi-

271 eeische Hasen beweist. Grössere Bewegung zeigt sich freilich in dem neuen aussehen Hafen, der von den fich immer noch mehrenden Damps^ booten besucht wird . dieser Verkehr ist aber ein nur scheinbarer, da diese Schiffe bloss einen kleinen Theil ihrer Ladung hier loschen oder einnehmen. . Auch ist ein Theil der Waare nur dazu bestimmt, für Florenz Bologna ^. zum Bahuhof geführt zu werden, und Livorno verspürte noch keine wesentlichen .^ortheile von der Rahe der Hauptstadt. --- .Florenz, das früher nur einen, grossteutheils von Livorno aus versorgteu Konsum^Kleinhandel hatte, sah dagegen bei dem vermehrten Verschleiss in der Stadt selbst und in der Umgegend einige grossere Handelshäuser auskommen, die direkt von. Auslande beziehen und den ^ivornesern Konkurren^ machen.

Jn d..r Einfuhr schweizerischer Manusakturwaaren war im Jahr 1866 bei einigen Artikeln eine entschiedene Abnahme, bei anderen weder Vermehrung noch Verminderung bemerkbar.

Zu den ersteren gehören insbesondere die glatten , sowie die in Farben gewobenen baumwollenen und halbwollenen Artikel , wie Ginghams , Hosenstoffe , Sarsenets , gesärbtes Futtertueh , Mouchoirs , Eravatten, sowie auch die leinenen Drills, deren Absa^ sich sehr vermin-

dert, ja beinahe ganz ausgehört hat. Ein guter The.il^ dieser Artikel

wird je^t im Julande hergestellt, und es scheinen unsere Fabrikate deren Konkurrenz nicht aushalten zu können. Rur nach den besseren ....^ualitäten leinener Drills, die eine grössere Kunst der Fabrikation erfordern, erhielt sieh eine, aber immerhin sehr beschränkte Nachfrage.

.^u den stationär gebliebenen Artikeln gehören die Glaruer Fabrikate,

als. sämmtliehe gedruckte .Hals- und Kopstüeher, nebst türkisch ^ rothen

Ealieos und Mouchoirs , welche den gewohnliehen regelmässigen Absal^ fanden. J^n Toskanisehen dürste. n sie eher in der Zunahme begriffen sein, während die Ausfuhr nach Tnnis beinahe ganz aufgehört hat, wohin ehemals bedeutende ...^..uautitäten türkisch -rother Tücher ^lon^ choirs uso se^) und gedruckter baüm.^olteuer Tüeher mit und ohne Fransen von Livorno ausgingen, die je^.. .oohl direkt aus der Schweig dahin gesandt werden.. .

Der Verschleiss der St. Galler brochirten und gestickten Artikel war auch et^as kleiner a^ls sruher, weil England in deu glatten Geweben wieder stärkere Konkurrenz macht, während der ^ungünstigen Geldverhältnisse wegen von den sigurirten. feineren und theureren .oenig^.r konsu.uirt wurde.

Jn den in ^arbe gewobenen Mouchoirs (Baroes genannt), in baumwollenen ^chirmstoffen und in Elasti.^ues aus der Schweiz sand ein, wenn auch nicht starkes , doch ziemlich bedeutendes Gesehäst statt.

Bei den Elasti.^ues macht zwar England auch Konkurrenz, aber b^i

272

^

.

mehreren Qualitäten behaupteten unsere Industriellen , vermoge ihrer billigeren Breise, den Vorrang.

Von unseren Seidestoffen und Bändern .oar der Absal., gering, weil für Modeartikel die sranzosischen , fnr einfache solide , sowie für billige Waaren die einheimischen vorgezogen werden ; er beschränkt sieh beinahe anssehliesslich aus einige Schirmstoffe, Tassetas , Satins nuis

und glatte Bänder.

Baumwollenbänder .verden billig im Jnlande fabrizirt.

Weil man sieh von Luxusartikeln moglichst entfernt hielt, ging es mit Uhren und Bijonterie^Waaren allgemein schlecht, obwohl es bei den le^tern den Genfer.. gelangen zu sein seheint, mit den Mailändern Stich zu halten, welch' lettere früher leichtere Waare z.. billigeren Breisen lieferten - ein Umstand , der in der Folge von Wichtigkeit werden kann.

Von Leder , rohem sowohl als gegerbtem , und von Strohwaaren würde sehr wenig eingesührt. Die eingeschmuggelten Schweizer.^Eigarren glaube ich , wenigstens sür Toskana , von kleiner Bedeutung, und die Verkäufer der Berner Hol^schni^waaren zeigten sich nicht mehr.

Dagegen hat der Verbrauch von Schwei^erkäse bedeutend zngenom^ men . aber leider befindet sich dieser Artikel, mit wenigen Ausnahmen, in den Händen von Personen , die finanziell oder moralisch nicht hoch stehen, so dass grosse Vorsicht zu empfehlen ist.

Wie früher, beschränkte sich Livorno's Aussuhr nach der Schweig (beinahe ansschliesslich über Marseille, so dass auch da jede Kontrolle fehlt) auf Speise- und Fabril^livenol, ^alg, Schweinefett, wenige Seide, Südsrüchte, Honig nnd einige Levantiner ^arb- und Medizinal^ droguen.

6. ..^eeande...^^ in dea Allfal.en der ^in^ und Anssuhrzoll^Tarife.

Darüber lässt si^.h dieses Jal.^r gar nichts berichten , da die n..nen nnd die erhohten Eonsumo^olle wohl nicht unter diese Rubrik gehoren.

7. Durchfuhr aus und nach der ^chmeiz. ^ Diese dürfte sich auf die Warensendungen der Schweiz nach Livorno's Umgebungen beschränken , und ans die gegenseitigen kleinen Sendungen aus und nach einzelnen Häsen der Berberei nnd S^rien's, mit denen Livorno noch regelmäßige ^egelschiss^Verbindungen unterhält.

Etwas Genaues und Bestimmtes lässt sich jedoch auch hierüber nicht sagen.

^73 ^. ^ifenhahlIen lllld ^er^r^e^e.

Meinem legten, se.hr ausführlichen Berichte hierüber habe ich wenig beizufügen. Rur die eine Eisenbahnlinie von Florenz über Arezzo und Berugia nach Rom und Neapel einerseits, nach Aneona anderseits, würde Ende Dezember beendigt und dem Verkehr übergeben. - An jener von Livorno über Empoli und Siena nach Rom sehlt noch Manches, und diejenige von Livorno nach Eivitaveechia^.Rom, fast immer der Meeresküste entlang führend, soll in 3---4 Monaten fertig werden. Man fährt jedoch sehon seit geraumer Zeit bis Runziatella, von wo schlechte Dilegenees in 6 a 8 Stunden nach Eivitaveechia führen.

An der Linie Spezia^Genna wurde nur zum Seheine und äusserst schwach, ja beinahe gar nicht gearbeitet, weil die Uebernahmsgesellschast mit der Regierung in Brozess stand. -^ Rach einigen richterlichen Urtheilen, die gegen die letztere ausgefällt wurden, hat man die noch strettigen Bunkte einem schiedsrichterlichen Spruche anheimgestellt, und es sollen die Arbeiten bald wieder eisrig zur Hand genommen werden.

Die missliehe Lage der Gesellschaft der romischen Bahnen hat alle andern, mit ihr susionirten Gesellschaften in's Verderben gezogen.

Alle sind augenblicklich zahlungsunfähig, und die Regierung hat die durch sie garantirten Zinseoupon^s der abgestempelten, aber noch fort.^ bestehenden Aktien und Obligationen der ehemaligen Liporneser und Sieneser-Bahnen selbst bezahlt, kann auch die so sehr gewünschte und befürwortete grosse fusion nicht fallen lassen, sondern muss und will sie aus irgend eine, noch nicht bestimmte Weise unterstützen. ^ie befindet.

sieh desshalb in nicht geringer Verlegenheit, und ieh hatte nicht Unrecht, die unbegreifliche Fusion in meinem letzten Berichte wiederholt zu rügen.

Die Regierung hat nicht weniger als eirea 60 Millionen Liren jährlieh sür Subventionen an die verschiedenen Eisenbahnen zu zahlen.

Mittlerweile gingen Aktien und Obligationen sehr bedeutend zurück ; sie besitzen, so zu sagen, keinen Kurs und wurden schon seit geraumer^ Zeit ini osfiziellen Livorneser und Florentiner Kursblatte nieht aus-

gefüllt.

Dass die Verwaltung unter solchen Umständen nieht sehr gut ist, braucht keiner Erwähnung.

.). Ba^en.

Die nun schon seit 3 Jahren unterhandelte und prinzipiell angenommene Fusion der Toskanisehen mit der italienischen Rationatbank schien unbezweiselt am 31. Januar 1866 erfolgen ^u sollen, aber sie kam noch um keinen Sehritt vorwärts.

.

274 Mittlerweile fielen die Aktien der Toskanischen vom höchsten Stand

von L. 1900 wieder auf .L. 1500, obwohl für das ^ahr 18.^6 eine

Dividende von eirca 12 ^ (selbstverständlich aus den eingezahlten Nominalwert von L. 1000) in Aussicht steht und für 1^5 10^ ^ ausbezahlt wurden. Di^ Regierung bevorzugte die italienische Rationalbank , die eher eine Staatsbank ist , zum Rachtheile der Toskanischen, einer wirklichen Handelsbank. Letztere zwei sind in Toskana beinahe die einzigen nennenswerthen Banken.

.

.

Die toskanische .Kreditbank in Florenz für Jtalien's Jndnstrie nnd Handel, welche auch Banknoten ausgibt, und die Caisse Nation^ Toscane décompte von Livorno, mit Filiale in Florenz, die keine Banknoten ausgeben darf, haben ihre Kapitalien so sehr an größere Unternehmungen gesesselt, dass sie in. täglichen sinan..

gellen Verkehr kaum in Betracht kommen . ebenso die

Volks-Bank in Florenz , die naeh Einführung des Zwangsknrses errichtet wurde, um den kleineren Jndustriellen etwas beiznstehen und besonders um sie mit Banknoten zu nur L. 1 für die Bezahlung der Arbeiter zu versehen, zur Zeit, wo man nicht wusste, wie man steh kleine Barschaft verschaffen konnte, und wo nur sehr menig der kleinsten Banknoten von L. 20 und L. 10 bestanden, die mit einem Agio von 3 bis 4 1/2 bezahlt wurden.

Am 1. Mai 1866 ertheilten die Kammern der Regierung ausgedehnte Vollmachten zur Verteidigung des Landes und zur Regelung der Finanzen. An demselben .Tage erliess der Konig eine Verordnung mit nachstehenden Bestimmungen : ,,1) Die italienische Rationalbank macht dem Staate einen Vor^schuss von 250 Millionen ..^ren a 11/2 1/2 per Jahr (der später ans

,,280 Millionen erhoht wurde) und ist der Verbindlichkeit enthoben, ,,ihre Banknoten , die Zwanaskurs erhalten , gegen Metallgeld ein^u,,losen.

.,2) Der B^nco di Napoli, der Banco di ^icil^, die toskanisehe ^Rationalbank und die toskanische Kreditbank sur Jtaliens Jndustrie ,,und Handel dürfen fortsahren , in .Gemässheit ihrer Statuten Kredit^scheine, Volieen und Banknoten auszugeben, und es bleibt denselben ,,anheimgestellt, deren Einwechslung mit Metallgeld oder mit Banknoten ..der italienischen Rationalbauk (die einzigen, die in Toskana Zwangs.,kurs haben) auszuführen. Jm Reapolitanischen und in Sizilien haben "dagegen die Kreditscheine und Vol.ieen des B.^nco di Napoli und. B^nco ...di Sicilia auch Zwangskurs.

. ^.3) Wenigstens 1/2 des Metallgeldes, das sede der obigen Banken ..nach deren Statuten und im Verhältniss zur Roten-Eireulation befitzen

275 ,,muss, wird mit besonderen .^orsichtsmassregeln immobilistrt und dessen ,,Gegenwerth durch Roten der italienischen Rationalbank ersetzt.^ Die unvermeidliche Folge dieser Massregel war das Verschwinden des Geldes , das massenhast ausgesührt , mitunter auch versteckt wurde und mit Agio angekauft werden musste. Letzteres stand sehon in der ersten Woche des Mai aus 4-51/2, stieg am 11. Juni aus 19---20 ^1/2 und hielt sieh zwischen 15-19 ^ bis zum 4. Juli, wo es die ersten Berichte des preussischen Sieges plotzlieh von 19 auf 12--10 ^ herabdrückten. Später wieder etwas gestiegen , nahm er eine sehwankende.

aber sinkende Tendenz an, von Ende August bis Ende Dezember zwisehen 6 und 41/2 1/2, und steht heute auf 41/2 ^. ^ür Kleinsilber Zahlte man ansänglieh ungefähr die Hälfte, feit einiger ^eit aber nur 1/2 à 1 ^1/2 .weniger, als für das Goldagio.

Der wirkliche Friedensschluss und andere politische Ereignisse Ratten.

vielleicht weniger Einfluss auf den Geldmarkt, als die Bedürsnisse der Regierung sowohl für den Unterhalt der Armee, als sür. die Lieferungen des Auslandes und sur die Bezahlung der ^ins-Eoupons der Staatsschuld an auswärtigen Blähen.

Rächst der Regierung haben aber auch Brivaten Gold u...... Silber für eine nicht zu bestimmende, doch gewiss sehr bedeutende Summe ausgeführt, da sranzosisches Sicht-Bapier hier immer hoher stand als Gold ,.

dagegen haben die Banken dann und .vaun Gold vom Auslande be-

zogen, das ihnen bis zu 18 .1/2 kostete.

Am niedrigsten stand das Agio in dem Augenblicke , als man glaubte , die Regierung würde sieh mittelst Verpachtung des TabakMonopols die zur Aufhebung des Zwangsl.nrses nothige .^umme verschassen. Das jüngste^iuken . beruhte aus der Aussicht, dass dieses Ziel nun mittelst einer i.. Unterhandlung begriffenen Operation betreffs der Liegenschaften des Klerns erreicht werde, ^aber wahrscheinlich .vird der Zwangsknrs doch uoeh geraume Zeit fortbestehen.

Der unausweichliche ,. aller und jeder ......olksklasse , besonders aber dem. Handelsstande, durch Eutwerthung des Geldes und Vertheurung der meisten Leb^nsbedürsnisse verursachte bedeutende Schaden wurde .um so fühlbarer, als der Zwangskurs eingeführt und die Baarsehast verseheucht wurde, ehe und bevor für den nothigen Ersatz an kleineren Banknoten gesorgt war, so dass man überall,^ besonders an Handwerker und Fabrikarbeiter, die kleinen Zahlungen gar nicht zu leisten vermochte.

was hie und da Unordnungen verursachte und grossere Exzesse besürchten

liess. Die hiesige Bank musste deu Austausch , selbst gegeu kleineres

Bapier, ganz einstellen, und man bezahlte ein ziemliehes Agio, uni gegen grossere .Banknoten auch nur solche von L. 100, L. 50, L. 20 und L. 10 .^u bekommen, von .welchen aber bloss ein sehr kleiner Vorrath er.istirte..

276 Erst nach zwei oder drei Monaten erhielt man fortgesetzte Sendungen ^on im Ausland verfertigten Roten pou L. 20, .L. 10, .L. 5, sowie von kupfernen 5 und 10 Eentimenstücken , pon welch^ lederen eine grosse Masse in Umlauf gese^t wurde.^ die aber wieder verschwand, so dass sie heute noch mit 2 .^ Agio bezahlt werden.

.l^. ^i11^ .111.. Ti.^ e o 11 t o .

Bei der toskauisehen und italienischen Rationalbank war der WechselDiseonto vom 1. bis 7. Januar 6 ^, vom 8. Januar bis 25. Februar 7 ^., von. 2^. Februar bis 31. Dezember 6 ^ und immer 1/2 .i 1 ^ hoher für Vorschüsse aus Staatspapiere und Aktien. Jn den kritischen Monaten Mai. Juni, Jnli diseontirten aber jene 2 Banken nur sehr wenig, und bei Privaten war nur zu 7 i. 8 .1/2 Geld zu sin..

den, da manche lieber Baarschast aufbewahren wollten, als sieh einem stärkeren Agio-Verlust auszusehen. Mit Ausnahme der obigen Monate war das ^eld aber bei privaten immer 1/2 .^ l ^ unter dem BankSeonto häufig, ja im August und September für gutes Bapier nur

3^ .^ 31/2 ^, jel^t 5 ^ werth.

Toskana's Jnland blieb. auch dieses Jahr nicht ^ ohne Fallimente.

Livorno bewährte seinen alten Ruf pon Solidität. de.nungeachtet muss jedoch die Warnung wiederholt werden , ohne vorherige genaue Erknndigungen keine neuen Verbindungen anzuknüpfen , indem es auch hier nicht an Schwindlern fehlt, die unter Benn^ung von Ramen, welche mit jenen vortheil.haft bekannter Däuser ähnlieh lanten , Vrobebestellnngen machen und im Auslande ihre Opfer suchen.

I....^). .^ e1te ^1.^i11.^en.

Solche weiss ich keine anzuführen, ansser der oben (Ziffer 2) erwähnten Erfindung des Herrn B o z z a zur Stahl- und Eisensabr.ikation.

^) Ueber Ziffer 1t de.^ .^che...a.^ für dle .^nsul.^berieh^ betreffend ,,.^er.

s l c h e r n n g e n ^ , (Bunde.^bla^ .... ^. 18...^^ .^^ 81^ .st ..^ .^erstehenden Bericht nleh^ gesagt.

.277.

Reiter Theil.

1. ^i^all.^nngen.

Diese kennen in meinem Konsulatsbezirke nicht tontrolirt werden.

.^. ^^eize^esellschaften.

. Mit merkantilisehen , industriellen oder wissensehastlichen Zwecken bestehen deren hier keine.

Ueber die schweizerische Wohlthätigkeits^ und Unterstü^ungs-.^esellschast wurde dem hohen Bundesrath ein gedruckter Jahresbericht eingesandt.

Der Schweizer-Verein in Livorno , ^.r Forderung geselligen Zusammenhaltens, zählt gegenwärtig 35 Schweizer und 35 deutsehe MitGlieder.

Jn Florenz besteht eine ähnliche, sedoeh weniger zahlreiche gesell-

schast.

278

Landwirthschaftlich

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B

e

r

i

ch

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des

Regierungsrathes

des Kantons.

Solothurn

an

das schweiz Handels- und Zolldepartement.

(Vom 24. November 1866.)

Tit. l Auf Jhr Kreisschreiben vom l. diess , betreffend die diessjährigen Ergebnisse der Land- und Alpenwirthsehast, der Viehzucht und der Forstkultur ......., beehren wir uns, Jhnen folgenden Berieht zu erstatten:

Das Jahr 1866 dars für die Landwirthschaft im Allgemeinen höehStarke froste, die mit seltener Heftigkeit bis zum 20. Mai andauerten , schadeten hauptsächlich stens ein befriedigendes genannt werden.

dem Getreide. Die Ernte dars in Folge der erwähnten froste und wegen zu nasskalter Witterung bloss als eine Drittelernt.. angenommen werben. Günstiger ist das Jahr für die Viehzucht. Das Butter ist im Allgemeinen sehr gut gerathen, und der prächtige Herbst war zur Weide ungemein günstig. Die Viehpreise stehen hoch und ermuntern die Auszucht von Jungvieh bedeutend. Jn Bezug auf Milchwirthsehast

macht sich in den Milchpreisen ein merklicher Rückschlag geltend. Die

Mulehen wurden per . Eentner um Fr. 10-.12 wohlfeiler als letztes Jahr verkauft. Jn Folge dieses Mindererloses sind die Miiehpreise

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Jahresbericht des schweizerischen Generalkonsuls in Toskana pro 1866. (Vom 31. Januar 1867.)

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09.03.1867

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