99 zu müssen.

Es hat sich auch bei uns ergeben, dass viele Gesehäste ohne

gehörige eigene Mittel sich etabliren und auf den Kredit allzuviel sich verlassen , der Sturz solcher Firmen ist sicher, sobald dieser Kredit entzogen wird, wie diess eben in politisch unruhigen Zeiten sehr ost der Fall ist.

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der

Handelskommission des Kantons Glarus an

da.... schweiz. Handels- und Zolldepartement über

die dortige Landwirtschaft und Industrie im Jahr

1866.

(Vom 13. März 1867.)

a.

Landwirthschaft.

Das verflossene Jahr .var bekanntlieh auch für unsern Kauton kein besonders gesegnetes. Die hochst wichtige Kartoffelernte hat durchgeheuds fehlgeschlagen unter dem Einflusse der anhaltend nassen Witterung des Spätsommers, die Heuernte kann im untern Laudestheil als gut gelten, während die im Hinterland gegen 1865 weit zurückstehen soll. Trotzdem

ist der Werth di.eses wichtigen Artikels gegen das Vorjahr bedeuteud

Zurückgegangen, weil bei uns, mehr aber noch in den angrenzenden BeDirken , das Vieh lohnenden Absatz fand uud zum Schaden der .Landwirthsehast sortgesührt wurde. Es ist daher Hoffnung vorhanden, dass

si.h der etwas gelockerte Viehstand durch das billige Butter bald wieder

erholen werde. Was die Sommerung aus den Alpen betrifft, so soll das Endresultat keineswegs unbesriedigend gewesen sein. Für Butter er-.

100 zielte man wahrend des ganzen Jahrs einen guten Vreis, während Käse und Schabzieger , namentlich aber ersterex , im Verkausswerth ziemlich zurückgeblieben sind.

D u r ch s eh n i t t s p r e i s e.

a. Von Butter

.

.

b.

.

.

c.

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Käse Grünkäse

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Fr. 100-110 per Eentner.

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45-50

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.,

.

.

.

.

(Schabzieger) .l ^ ^ ^ ^ Am Obstergebnis.. kann das Jahr 1866 zu den mittlern gezählt werden.

^. B.inmlnollill^lf^ie.

1. Was die Resultate von 1866 betrifft, so können dieselben im Allgemeinen nicht günstig für den Fabrikanten genannt werden, wenn auch ausnahmsweise die Konjunkturen dem Spinner, und abwechselnd dem Drucker (je nach den Breisen der rohen Tücher) in k u r z e n Zwischenräumen es erlaubten, mit Vortheil zu arbeiten . allein die ausser.^ ordentlichen Schwankungen ini Werthe des Rohstoffes , verbunden mit den Kriegsereignissen und der Storung in allen Kreditverhältnissen , konnten nicht ohne empfindliche Einbussen vorübergehen.

Zu Anfang des Jahres 1866 kostete amerikanische Baumwolle (..^.s Louisiane z. V.) in Havre Fr. 257 per Eentner von 50 Kilo , aber nachdem sie sich bis Mitte März auf Fr. 250 behauptet hatte, fiel sie bis Mitte des folgenden Monats April in raschem Abschlag aus Fr. 210, und von da in noch jäherm Sturze bis Ende Mai ans Fr. 175,

wohl infolge der in England mit sast beispielloser Heftigkeit her.^.iugebrochenen Handels^ und Geldkrisis, bei einem Diseoui.o von 8 bis 10^.., wo aller Kredit aushorte, und weltbekannte Bauk-^irmeu dem Ruiu auheimfalleu mussten.

Unterdessen brach der Krieg in Deutschland und Jtalien aus, wo.^ durch das Zutrauen vollends untergraben ward. so dass alle Geschäfte

gelähmt wurden ; und der gegen Ende Jnli erfolgte Abschlnss eines

Waffenstillstandes konnte nur einen trügerischen Schein von Besserung bewirken , da die geschlagenen Wunden zu ties waren , um so schnell vernarben zu können ; denn nachdem sich amerikanische Baumwolle vorübergehend wieder aus deu Vreis von Fr. 200 gehoben hatte, trat abermals ei.ne so rückgängige Beweguug ein, dass in der ersten Septemberwoche bas Louisiane mit Fr. 165 sur .^0 Kilo den n i e d r i g s t e n Standpunkt des ganzen Jahres erreichte. indem schon im .Oktober dafür wieder Fr. 1 ........ bezahlt wurde, dann zu Aufaug Dezember Fr. 175 um mit ^r. .l 87 zu schließen.

10l Solche Schwankungen ^wischen Fr. 257 und ^r. 165, beiläufig 36^ im Werthe der rohen Baumwolle, verbunden mit der Storu..^ in allen Verkehrsverhältuissen durch den Krieg , erzeugten auch sür die schweizerische Jndustrie eiue grosse Stockung , verbunden mit fast fortwährenden Verlusten aus den vorräthigen und in der Fabrikation besindliehen Waaren , indem der Spinner , Weber und Drucker alle Wechselfälle des A b s c h l a g e s meistens selbst tragen musste , ohne den Vortheil vorübergehenden S t e i g e n s im Werthe des Rohstosses beim Absa^ seiner Erzeugnisse auch nur in bescheidenem Masse einholen zu kennen. Mittlerweile horte nicht nur die Glarner Aussuhr nach Deutsch^.

laud und Oesterreieh gänzlich aus, sondern diese Länder suchten während des Krieges sogar sür ihre eigenen Gespinnste einen Absa.^ nach der Sehwe^, gleichwie auch England Bitweise seine Baumwol.leugewebe unterm Kostenpreis aus die schweizerischen Märkte warf.

Fin. die Fabrikanten , welche ihre bedruckten Tücher uach Jtalien abzusehen gewohnt waren , brachte ^udem die plol^liche Einsührung des ^wan^skurses sür die Roten der B.^nca N.^io.^le um so empfindlichere Einbußen , da jenes Dekret in seiner Wirkung rückgreifeud auch aus diejenigen Zahluugsverbindliehkeiten ausgedehnt wurde , welche vor dem 1.Mai kontrahirt worden waren, und vergeblich wurden da^egen bei der konigliehen Regierung in ^loren^ Vorstellungen versucht.

Auch das überseeische Geschäft konnte bei dem Mangel an Zutrauen nicht in Schwung kommen, und in der Levante wurdeu ^larner Fabrikate ost ^u sehr gedrückten Preisen verkauft , da die Konknrrenz ^u gross war.

2. R e u e r u n g e n von Bedeutung im betrieb der Fabrikation sind im verflossenen Jahre kaum namhast zu machen , die Errichtung e i n e r neuen Druckerei ausgenommen. Jm^nerhin finden , namentlich auch im Spinn- und Websache, fast uuunterbrocheu ein^elue Vergrosserungen statt, sowie auch allmählig iu ^olge der Fortschritte der Technik ältere Masehiuen abgeschasst und neue, vo^kommenere eingeführt werden.

Jm Ganzen genommen hat es, trol^ der Ungunst der Verhältnisse, der Arbeiterbevolkerung nie ..n Verdienst gefehlt , und da unter derselben immer von Zeit zu Zeit .Auswanderungen nach Nordamerika stattsinden, namentlich ans dem Hinterland, so muss der Abgang von Arbeitskrästen ost dnreh .^.erbeiziehung
von ^amilien aus den Raehbarkantonen erseht werden.

3. Was die Aus s i c h t e u sür die Znknnst anbelangt, so scheint auch das Jahr 1867 noch kein n o r m a l e s sür die Banmwollindnstrie zu werden, obschon die Geschäftslage eiue. viel gesundere ist als im zurückgelegten Jahre, indem die greise des Rohstosses sich auf einer minder gefährlichen Seala bewegen werden. Es wird somit auch das

102 so notwendige Zutrauen in den Werth der Baumwollenerzeugnisse wiederkehren, nachdem es durch die immerwährenden Schwankungen so tief erschüttert worden, dass alle Unternehmungslust gelähmt war.

4. Zur H e b u n g der Jndnstrie konnte im Berichtsjahre wenig gethan werden , und obschon die massigeren Einfnhrzolle für Schweizer.^ waaren nach Frankreich und dem Zollverein einige Hoffnung zu vermehrtem Absatz bieten , so konnte Erhebliches erst nach einer weitern Herabsetzung jener Tarife erreicht werden. Jn Jtalien lastet überdiess der Zuschlag des Décime aus aller Besteuerung, sowie auch die Unsicherheit der Papierwährung zu schwer auf den Verkehr drückt.

Das Loos der Arbeiter in unsern Fabriken hat sich im Allgemeinen keineswegs verschlimmert , da neben etwelcher Theurung im Lebensunterhalt in manchen Abteilungen auch die Lohnungen eine sortschreitende Verbesserung ausweisen. Zudem gewähren die Krankenkassen Manchem einen grossen Trost in Tagen des .Leidens und der Gebrechlichkeit, und es wurde auch hierin wieder ein Fortschritt angebahnt durch Einführung solcher Kassen auch für das weibliche G^.sehl.e.ht. Es ist zu hossen, dass solche Bestrebungen immer allgemeinere Teilnahme finden werden.

Unser Fabrikgesetz, mit Beschränkung der Arbeit auf 12 Stunden, ist namentlich für die Kinder und die Frauen in den Spinnereien und Webereien eine W oh l t h a t geworden, welche wir auch andern indu^ striellen Kantonen empfehlen möchten, uni so die Jnteressen der Jndustrie mit den Geboten der Humanität zu vereinigen.

^. Wollindustrie.

Der Rohstoff erlitt während des legten Jahres durch den deutsch-

italienischen Krieg einen erheblichen Abschlag, die Breise stiegen jedoch naeh beendigtem Kriege schnell wieder aus den srühern Standpunkt, ja in einigen Qualitäten sogar noch hoher.

Dem Absatz der Fabrikate vou Wolle und Halbwolle thut der schlechte Verdienst der arbeitenden Klasse in den andern Jndustriezweigen, theure Lebensmittel und Geldmangel im Jnland, sowie auch in^talien, wohin immer Einiges ans der Schweiz in Wollsabrikaten abgesetzt wird, wesentliehen Abbruch , so dass das Jahr 18^ aneh in dieser Jndustrie nicht zu den bessern gezählt werden kann.

Jtalien konsumirte während 5 Monaten fast gar nichts, und zudem brachte der dortige Zwangskurs der Banknoten und die dadurch erfolgte Entwerthung der Valuta den. dorthin handeltreibenden ^nbliknm empfindliehe Verluste. Es ist zu bedauern, dass sieh eine Staatsräson erlaubt,

schriftlich eingegangene Verbindlichkeiten zwischen eigenen Angehörigen und Vrivaten, die auswärtigen neutralen Staaten augehoren, zu brechen und zu annulliren.

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Bericht der Handelskommission des Kantons Glarus an das schweiz. Handels- und Zolldepartement über die dortige Landwirtschaft und Industrie im Jahr 1866. (Vom 13.

März 1867.)

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15.06.1867

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99-102

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