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Schweizerisches Bundesblatt XIX. Jahrgang. l.

Nr. 8.

23. Februar 1867.

Landwirthschaftlich #ST#

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i ch t

des

Bereit für Landwirthschaft und Gartenbau des Kantons Zürich an

das eidg. handels und Zolldepartement.

(Vom 10. Dezember 1866.)

Tit. .

Jn ergebenster Erwiederung Jhrer geehrten Zuschrift von. 1. No vember haben wir Jhnen über die diesjährigen Betriebsergebnisse des laudwirtschaftlichen Gewerbes in unseren Kanton Folgendes zu berichten .

Ganz im .Allgemeinen u.ochten wir hier zuerst erwähnen, dass das Jahr 1866 uicht zu den günstigen Ertragsjahren gerechnet werden dars, einzelne Kantonstheile abgerechnet, wo die Quantität des Ertrags au Wein die übrigen ungünstigen Momente in den Hintergrund gedrängt hat. Zn Herbeisührnng dieser im Allgemeinen ungünstigen BetriebsErgebnisse hat die wesentlich ungünstige Jahreswitterung vorzüglich beigetragen. Das erst spät eingetretene Frühjahr war nass und besonders sehr talt, der Sommer sehr troten und heiß, von der Ernte an wieder feucht und kühl, und der sehr günstig, warme gerbst konnte das dnrch die extreme Beschaffenheit der frühern Witterung Versäumte nicht mehr nachholen.

Bundblatt Jahrg XIX. Bd. I.

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222 Was nun die einzelnen Betriebszweige anbelangt, so waren ini G e t r e i d e b a u die Aussichten im Anfange des Jahrs gar nicht ungünstig, die Getreidesaaten waren stark und vielversprechend durch den Winter gekommen , die nasse und namentlich die kalte Frühjahrswittexung verdarb aber alle Aussichten: die W e i z e n s a a t e n wurden gelb, blieben in der Entwiklung zurük und konnten sich in der sur ihre Bestokung entscheidenden Jahreszeit die zum krästigeu Schossen, zur starken Eutwiklung der Halme und Aehren nothige Menge von Rahrungsstossen nicht verschassen. Die Bflanze, überhaupt kränklich und schwächlich geworden , erholte sich nimmer , die Halme- und Aehrenbildung blieb schwach, und der Ertrag der Winterfrüchte, von Weizen und Spelz, blieb im ganzen Kanton wesentlich hinter den Erwartungen und hinter dem Durchschnittsertrage zurük. er dürste nach nnserm Dasürhalten sowohl hinsichtlieh des Stroh- als des Kornerertrags nicht mehr als zu einer 1/2 Ernte, gegenüber einen. mittleren Ertrage, anzuschlagen sein.

Beim R o g g e n , einer in mehreren Kantonstheilen stark angebauten Winterfrucht, verhielt sich die Sache anders . derselbe schosset bekanntlieh früher als die übrigen Winterfrüchte , die Kälte schadete daher der Entwiklung der Halme nicht mehr, wohl aber sehr bedeutend der Blüthe, welche gerade in diese ungünstige Periode fiel, daher der Strohertrag gut, der Kornerertrag sehr ungünstig war, und nur einer halben Mittelernte gleich zu achten ist. Besser, obschon aneh nicht ganz normal, zeigte sieh der Ertrag von Sommergerste, die aber in unserm Kauton nur in kleiuer Ausdehnung gebaut wird, und der Hafer endlieh geigte einen ganz ungleichen Stande nur die bald ini Frühjahr. gesäeten Haferäker gabeu befriedigende Erträge, die später gesäeten, welchen die uothige Feuchtigkeit nicht mehr zu ^heil wurde, standen grossentheils erbärmlich und gaben n o eh sehleehtere Erträge. Dass unter solchen, dem ^..treide^ bau fast durchweg ungünstigen Verhältnissen aueh .^slanzenkrankheiten auftreten mussten, namentlich Rost und auch Brand gar nichts Seltenes waren, wird gewiss nicht befremden.

Richt viel günstiger als der Getreidebau gestaltete steh der Anbau von W u r z e l g e w ä c h s e n . Kartoffeln insbesondere erfroren an einzelnen Orten in Folge der verderblichen ^pätfroste im Mai , sehlugen zwar später wieder aus, aber sowohl sie als die durch den Frost nicht beschädigten Kartosfeln konnten sich in dem durch die starken Frühjahrsregen sestgesehlageu^n und später durch die Trokeuheit des Vorsommers erhärteten Boden nur schlecht entwikeln, der Knollenansa^ blieb schwach, und die vorhandenen Knollen wurden bei den meisten Sorten durch das im Spätsommer eingetretene regnerische Wetter gegentheils krank, der Ertrag davon war im Kanton Zürich durchweg gering und hat im Durchschnitt nicht mehr als die Hälfte einer guten Mittelernte ergeben. Die Kartosselpreise bliebeu im Verhältniss zur Missernte aber nieder, indem Zusuhr aus auderu, iu dieser .Beziehung mehr begünstigten Gebenden

223 unsere eigenen Breise herabgedrükt hat. Runkelrüben, in unserm Kanton leider noch viel zu wenig gebaut , ergaben einen mittlern Ertrag ; zu ihrem ausgezeichneten Gedeihen fehlte aber in diesem Jahr die ..othige Wärme. Auch Kopskohl und andere Gemüsepflanzen gaben einen besriedigenden, wenn auch keinen vorzüglichen Ertrag. Ein in unserm Kanton in sehr ausgedehntem Masse als Stoppelfrucht gebautes Wurzelgewächs, die weissen Rüben, Wasserrüben, hier zu Laude Raben genannt, schlagen im Jahr 1866 ga..^ sehl. die Herbstwitterung war sür sie zu rauh und nass.

Die eigentlichen F u t t e r g e w ä c h s e , die bei uns zu immer höherer ^edeutuug kommen, anbelangend, so war der Wiesenertrag in. ersten Schnitt (Heu-Ertrag) nach Quantität vorzüglich, nach Qualität gut, die folgenden Schnitte (Emd) sielen aber in einzelnen Kantonsth^.ilen fast

gan^ aus , erst ganz spät im Herbst ^eigte sich noch ein kräftiger Rachwuchs aus den Wiesen, und wurde in den schönen Tagen des Spätherbstes theils noch eingeheimst, theils durch Abweiden ausgenuzt. Jm

Ganzen dars aber der Futterertrag der Wiesen als ein befriedigender, nirgends in uuserm Kanton jedoch als ein ausgezeichneter bezeichnet werden. Von den Akersutterkräutern hat der rothe Klee in seinen. Er-

trag wenig besriedigt : die klimatische Bedingung seines Gedeihens,

feuchtwarme Witterung, ist ihm eben das ganze Jahr hindurch eigentlich nie zu Theil geworden. Die ^u^erne gab besser aus, im trokenen Vorsommer namentlich zeigte dieses tieswurzelude Gewächs zu eiuer ^eit, wo der rothe Klee und die Wiesen abdorrten, das freudigste Gedeihen, ebeuso aneh die Esparsette. Der ^utterertrag, als Ganzes betrachtet^ ist in unserm Kautou ein mittelguter.

Die Grosse des ....^b s t e r t r a g s wechselte bei uns sehr bedeutend, je uachdem die Maifroste einen grossern oder geriugern Einfluss äussern konnten. ^lu einzelnen Orten erhob^ sich die Obsternte über den Durchschnitt, an andern Orten blieb sie mehr oder weniger wesentlich hiuter diesem znrük, überall gab es mehr ...lepsel als kirnen. Den .^stertrag des ganzen Kantons konneu wir etwas niederer als einen mittelgute tar^ireu.

Das Ergebniss des W e i n b a u e s gestaltete sich nach den einzelnen Kantonstheilen ebenfalls ausserordentlich verschieden. J m ^ s o g . Weinlande unseres Kantons erfroren im ^rühjahr die Rebeu und gabeu desshalb nach Menge und Güte nur einen geringen Ertrag , besser stand es dagegen in der Gegend des Zürichsee's und in den grossern ^lussthälern.

Hier blieben die Reben vom froste verschont, und gaben nach Menge einen Ertrag, wie er bei uns wohl noch selten grosser gewesen sein mag, während dagegen die .Qualität, und dieser entsprechend die greise, oiel zu wünschen übrig lassen. Der .kalte und feuchte Spätsommer übte den schlimmsten Einfluss aus die Qualität des Weines, und auch die später

224 eingetretene schone und warme Oktoberwitlerung konnte die Versänmuisse des August und September nicht mehr austilgen. Da unser Weinbau fast ausnahmslos mehr aus Quantität als aus .^^.l.i.ät gerichtet ist, so konnten wir troz der niedern Breise in allen fegende.., wo die Reben nicht ersroren, mit dem Ergebnisse des Weinbau^ aus^s Bes^e zufrieden sein.

Sonstig.. Handelsgewächse, namentlich Hopsen, Hanf, Flacht werden b^.i uns leider weniger gebaut, als diese rentabeln .^slanzen es verdienen. R e p s oder L e w a t allein wird fast aller .^rten , wenn anch nicht in grossem Massstabe, gepslan^, und es ist derselbe aller Orten xeeht gut gediehen. Manlbeerbanmkultnr und Seidezucht sind in uuserm Kanton so gut wie verschwunden, sie werden nur noch von Einzelnen aus Liebhaberei betrieben.

Unsere V i e h h a l t u n g hatte im Jahr 1866 noch die Nachwirkung des unauustigen ^utterjahres .l 865 zu ertragen. Vieler Orten war der Viehstand im Herbst des ledern Jahres stark redu^irt worden, die nur mittelmässigen ^uttererträge im lausenden Jahr, sowie die ungüustigen Erwerbsverhältnisse desselben gestatteten eine Ergänzung desselben, wenigsteus im vollen Masse, meistens nicht. Dieser Umstand^ sowie das

gar häufig stattgesundene Durehhnngern des Viehstandes im Winter 1865/66 beeinträchtigten sehr die Erträgnisse der Viehhaltung, so dass der Laudmann von dieser sichern und bedeutenden Einuahms.^nelie sieh nicht des besten Ergebnisses erfreuen durste. Von Seuchen dagegen blieb unsere Viehhaltung - dank den gesundheitspoli^eilichen Vorkehrungen ^gänzlich verschont.

Von sonstigen Kalamitäten, welche im Jahr 1866 das Bewerbe des Sandmannes betroffen haben, erwähnen .vir ausser dem au einzelnen Orten vorgekommenen Hagelschlag noch ausdrüklieh des von Veriode zu V.^riode in vergrossertem Massstabe austretenden Maikäser- und Engerling.^..hadeus, welcher ^e länger je ^uehr energische Vorkehren uoll^veudig maeht, wenn nicht der ^audmanu die ^rneht seines .^leisses durch diese schädlichen Jnsekten sehr beeinträchtigt sehen will, wie diess ^. B. heuer wieder an sehr vielen ^.rten in unserm Danton der ^all war. Rebe..

aller moglieheu Sorgfalt zu Vertilgung des Maikäfers dnreh ureusehliche Kräfte dürfte sich uan..entlich die ^..ehouung aller natürlichen feinde der genannten schädlichen Jnsekten von selbst empfehlen.

Ueberbliken wir noch einmal im Gesammteu die Betriebsergebnisse des landwirthf.haftlicheu Gewerbes, so haben wir nicht gerade Grund, das jezt zu Ende gehende Jahr im .Allgemeinen als günstig zn bezeichneu. Hat zwar für einzelne Kantonstheile , in welchen Weinbau der

fast ausschliessliche Betriebszweig ist, der reichliehe Weiuertrag die Lü^eu des übrigen Betriebes ergäbt, so ist dagegeu das Fehlschlageu der Ge-

225 treideernte und Kartoffelernte für den weitaus grossten Theil unseres Kantons, für welchen eben Getreidebau ein sehr bedeutender Knltnr^weig ist, in Verbindung mit dem gerade in diesen Kantonstheilen zu Tage getretenen Missrathen des Weinbau's , und das nur mittelmässige E.^ gebniss des Futterbau's und der Viehhaltuug der Grund , warum der sehon seit einigen Jahren unter unserer Vauersame hervortretende Rothstand sich nicht nur nicht vermindert , sondern eher noch vermehrt hat.

Der Bauer hat aus seinen theuer und zu theuer erkauften Gütergewerben im Allgemeinen nur geringe Einnahmen, und die hohen Getreidepreise des heurigen Jahres vermogen den Miuderertrag an Frucht in keiner Weise aufzulegen. Jm Jnteresse des Standes unserer Landwirthe müssen wir wünschen , dass das kommende Jahr ein günstigeres sür sie sein moge, als das jezt zu Ende gehende.

Mit wahrer Hochsehäzung .

Zürich, den 10. Dezember 1866.

Samens des kantonalen landwirthsehastlichen Vereins , Der Präsident:

^l. Laudolt.

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Summarische Uebersicht des

internen schweizerischen

Geldanweisungsverkehr

im Monat Januar 1867.

Jm Ganzen sind von den schweizerischen Postbüreaux 53,890 Geldanweisungen ausgestellt worden, im Betrage von

Fr. 4,1.5,949.34,

6,956 davon waren taxfrei und betrugen

.

46,934 waren tarpflichtig, im Betrage von .

.,

450,835. .-.

^ 3,665,114. 34.

53,726 Anweisungen wurden per Boft und 164 per Telegraph befördert.

Von den taxfreien Anweisungen waren

6,428 im Betrage bis aus Fr. 20l) und 528 ,, ,, . von mehr als Fr. 200 bis Fr. 500 ; von den tarpflichtigen 43,209 im Betrage bis auf Fr. 200 und 3,725 ,, ,, von mehr als Fr. 200 bis Fr. 50l) ausgestellt.

1,627 Stüke, im Betrage von Fr. 10^15. 26 (St. Gallen) war die

1,459 1,152

,, ,,

,, ,,

,, ,,

höhste,

,, ,, 1l 5,897. 93 (Zürich) ,,

,,

war die

zweithoehste und 77,224. 58 (Lausanne) ^ war die

dritthoehste

Anzahl der Geldanweisungen, welche ein einzelnes Büreau ausstellte.

Die Dnrchsehnittssumme einer Anweisung beträgt Fr. 76. 38.

Die bezogenen Gebühren betrugen Fr. 11,567. 90 und die Durehsehnittsgebühr einer Anweisung beträgt Fr. -. 25 Rp.

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Bericht des Vereins für Landwirthschaft und Gartenbau des Kantons Zürich an das eidg.

Handels und Zolldepartement. (Vom 10. Dezember 1866.)

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1867

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08

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

23.02.1867

Date Data Seite

221-226

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10 005 384

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