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des

Departements fur Handel und Landwirthschaft des Kantons Waadt .aber die dortige Agrikultur im Jahr 18^.

(Erstattet an das eidg. Handels- und Zolldepartement

am 29. März 1867.)

Tit..

Die Gesamtproduktion der waadtläudis..hen Landwirthsehaft lässt sieh im Mittel auf auuäherud hundert Millionen, ihr Kapital dagegen (Gruud und Boden , Vieh , Gebäuliehkeiten und Akerwerkzeuge) auf mehr als 700 Millionen verausehlagen.

l.

Getreide.

Der Getreidebau nimmt in unserm Danton eine Bodenfläehe von 81 Millionen Quadratruthen oder etwa -^^ des nuzbaren Bodens in Anspruch, nämlich: Ouadralruthen. ^ Aigle, Vivis .

.

^,^ .

Morges , Aubonne , L a v a u x

L a u s a n n e

^

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s ü d l i c h e

Rolle, Nyon

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D r i s t r i k t e ^ ^ ^

. 18,200 l

Eehalleus, Cossonay Orbe , Yverdon ,

16,^00

Graudson . . 20,200 nordliehe Distrikte 54,200,000 Moud on , Dron , 18,000

Ave.uches , Baderne ,

446 Der Distrikt des Ba^s d'Enhaut produzirt kein Getreide, derjenige von .La Vallée nur sehr wenig.

Die Getreideernte von 1866 blieb unter einem Mittelertrag ; sie

lieferte höchstens 50 Viertel per Juchart zu 500 Ruthen. ^ehn viertel davon müssen, als Saamenkorn, vorweg abgezogen werden, so dass nur 40 Viertel per Jnehart übrig bleiben.

Auch die .Qualität des Getreides lasst zu wünschen übrig . es ist leichter und weniger ergiebig, als im Jahre 1865. Manche .Landwirthe haben das Getreide in feuchtem Znstande in ihre Scheunen gebracht, was nicht ohne einigen Schaden für dasselbe ablausen konnte.

Die Kornart, welche den besten Ertrag gewährte, ist das. Bewohn..

liche einheimische Korn . dieses ist das empfehlenswerteste und bei sorgfältiger Auswahl des Saamens noch weiterer Verbesserung fähig.

Troz dieser sehwachen Ernte stieg der Breis des Weizens nicht über Fr. 3. 50. bis Fr. 4 per .Viertel. Die .Konkurrenz des fremden Getreides, namentlich des ungarischen, liess hohere Breise nicht auskommen.

Der Marktpreis steht ungefähr dem kostenden Breise gleich. Da demnach diese Knltnr sich nicht mehr lohnt, so tritt bei unsern ...^ndwirthen immer mehr die Tendenz hervor , den Getreidebau ans das ^lllernothwendigste, d. h. auf die Deknng des Bedarfs an Streue, zu beschränken.

Der Roggen lieferte keinen bessern Ertrag als das Korn. Er wird übrigens nnr des Strohes wegen gebant. dessen man sich zum finden der Reben und der Garben bedient. Wird er zu ungefähr gleichen Theilen mit Weizen gemischt, so erhält ma.. das sogenannte Mischet korn, das ^wohnlich in solchen ^lekern gepflanzt wird, die eben Kar^.

toffeln getragen haben und dessen Ertrag einen Haupttheil des .Bedarfs für den Haushalt des .Landmanns liefert.

Gerste wurde nur wenig gepflanzt.

Haser gerieth besser als Weisen. sein Ertrag stellte si ..l, a.^s 55 bis 60 Viertel per Juchart, was den Bedarf bei weitem nicht dekt.

Ais Rebenprodukt gewinnt der B u c h w e i z e n in mehreren Distrikten eine gewisse Bedeutung. Erlangt er seine Reife nicht, so wird er vermittelst des Bfluges umgeakert und kommt dann den. Boden als tress..

liehes Düngmittel zu gute. Jn diesen.. Jahre lieferte er einen reichlichen Kornerertrag. Dieses Brodukt ist sehr gesneht , inden.. dasselbe stark

für die Viehmästung benuzt wird.

Die K a r t o f f e l n gewährten an einigen a.n Fnsse des Jnra nnd am Ufer des Sees gelegenen ^rten, wo sieh ein leichter Boden vorfindet, sowohl nach .^...nantität als nach ...^naiität eine leidliehe Ernte. U.berall sonst war dieselbe jedo.^h kümmerlich und aus schwerem Boden sogar nahezu null. Die gelben ^rühlingskartofseln sind gä^lich missrathen, inden. sie, von der Krankheit ergriffen, im Boden zu Grunde gingen.

447 H.

Kulturen v e r s c h i e d e n e r Axt.

-....le sehr seuehte Temperatur des Jahres war für das grüne Ge-

müse, wie Kohl, Salat u. s. w. sehr günstig.

Reps und Hans lieferten einen leidlichen Ertrag ; ihr Anbau wird aber aus die Bedursni^e der Haushaltung beschränkt.

.^ Jm Distrikt Aigle hat man den Hopsenbau eingeführt und damit sehr schone Erfolge er^elt. Ein ^eld von 500 Ruthen ^lacheninhalt lieferte. in vier Jahren einen Nettoertrag von Fr. 6520 , oder durchsehnittlieh ^r. 1630 per Jahr. Die Brodukte der Hopfenpflan^ung von St. Triphon erhielten an der leztjahrigen Ausstellung in Dijon eine Medaille erster Klasse.

Der Tabakbau wird im Grossen betrieben und ersreut sich eines steten Gedeihens in den Distrikten der .^ro.^e, sowie an mehreren Orten des Distrikts Jserten. Auch in den Umgebungen von Aigle beginnt man, sich damit zu besehästigen.

Die ^ruehtbäume dürsten zahlreicher , besser ausgewählt und sorgfältiger behandelt sein. Aepsel und Birnen gab es nur wenig, und noch unergiebiger war das Steinobst . dagegen erhielt man ziemlich viel Rüsse und Kastanien.

Die ^lumengärtnerei prosperirt fortwährend in Montreux^, sowie in der Umgegend pon ^ivis und Lausanne.

Die Bienenzucht war durch die Witterung nicht begünstigt.

Die Knltur des ^aulbeerbaumes und die Seidenzucht hatten, vor .venigen Jahren noeh, dank ihren sehr ermunternden Resultaten, eifrige Anhäna^r gesunden. Jn .^olge der ^eidenraupenkran^heit wurden diese ^wei^e aber mehr oder weniger ausgegeben und an zahlreiche Maulbeer^äume die A^t gelegt . j.^.^oeh se^en Einige diese Kultur noch sort.

Ill.

Weinbau.

Die Bedeutung dieser Kultur sür nnsern Kanton erhellt ans s^ Senden Ziffern.

Die Rebberge nehmen im Ganzen einen Flächeninhalt von

^,200,000 .^uadratruthen oder ^^^ des Flächeninhalts des Kantons ein. Sie verteilen sich in sollender Weise.

Aigle, Vivis, Lavau^, Lausanne ^

2^820,000 ^ die südlichen Distrikte zusammen.

Morges, ^lnboune,

l

Rolle, Ri.on . 2,270,000 ^ ^ossona^, .^rbe, ^verdon, Grandson ^ und Avenehes . . l

5,0.)0,000 .^uadratruthen.

die nordl.ichen Distrikte zusammen

1,110,000 Onadratruthen.

448

Was die Quantität anbetrifst, so war der diesjährige Ertrag de^ Reben ein enormer und hat daher , troz der gesunkenen Preise , ein schönes Geld eingetragen. Jn Aigle war die .Quantität geringer als anderwärts, dafür aber die Qualität um so besser.

Jn Lavaur^ ertrug ein Rebgut von 1000 Ruthen 16,000 Mass Wein , Welcher von der Kelter weg zu 44 Eentimes verkaust wurde, was einem --.. zur Hälfte dem Winzer und znr Hälfte den.. Grund.^.estzer zusallenden - Totalerlös von Fr. 7000 gleichkommt.

Man berechnet den Weinertrag aus 7 bis 11 Ch...rs per Juchart zu 500 Klastern. .^eben der Tendenz, den. Getreidebau engere Schranken zu ziehen und dagegen den Futterbau auszudehnen, tritt auch die Thatsaehe hervor, dass ziemlich viel neue Weinberge angelegt werden.

Ohne Weinbau ist es für den Pächter schwierig, wo nicht geradezu unmöglich, den gleichen Pachtzins wie srüherhin zu bezahlen. Aus dem Getreide zieht er weniger, vom Futter kaum mehr als srüher. dagegen sind die Löhne der Arbeiter und des Gesindes gestiegen.

IV. A l p e n w i r t h scha f t.

Die Erzeugnisse der Alpweiden vermindern sieh in Folge einer unzwekmässigen, d. h. zu isolirten Düngung, immer mehr.

Der Käse hatte dieses Jahr keinen rechten Zug. .Liegt der Grund hievon etwa in ^.iner allzugrossen Konkurrenz oder benuzeu wir nicht alle .Bestandtheile, die in der Milch enthalten sind....

Versuche zur Austroknung der Milch haben günstige Resultate ge^ liefert.

Die Vreise für Kühe stehen hoeh, die Milch aber ist nicht theurer als vor zehn Jahren. der Käse ist billiger als in den Jahren 1864 und

1865.

Jn einigen Distrikten (R.^on .^e.) beschäftigt man sieh auch mit der Mästung von Ochsen, nachdem solche als Zugthiere bennzt worden sind.

Die gemästeten Thiere gelten zwar bessere Breise als in den vorhergehenden Jahren, allein die magern Ochsen sind zu theuer, als da^ mit der Mästung etwas Erklekliehes gewonnen würde.

V. F o r st k u l t u r.

Alle Hochwälder von einiger Bedeutung werden in ziemlieh geregelter Weise bewirtschaftet. Das Niederholz, welches gemeiniglich aus einem Gemische verschiedener Holzarten besteht , enthält meistens aueh einige hochstämmige , vereinzelt oder in Gruppen vorkommende Bäume, welche als Van- oder Rnzholz verwendet werden. Das Riederhol^ wird alle acht oder zehn Jahre geschlagen.

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449

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dagegen werden abgelegene Bergwälder, und ^war gerade an ^...rten, wo es am notwendigsten wäre, sie stehen zu lassen und selbst noch zu vermehren , mit weni^ Sorgfalt und Raehhaltigkeit bewirthschaltet , so dass die Entwaldung der Gebirgshohen immer mehr überhand nimmt. Die Wiederaufsorstung der enthoben ^läeheu wäre ein dringendes ..^edürsniss , und ^war weniger des zu erzielenden Ertrages als des Einflusses wegen, den dieselbe auf das Klima und das Regime der Gewässer haben müsste.

Vl. F o r t s c h r i t t e .

Was die ^audwirthschastsgebäuliehkeiten anbetrifft, so sind die Sehennen häufig a^ kostspielig. Heu und Stroh konnten eben so gnt nuter einfachen Schirmdäehern untergebracht oder in Schober sormirt werden.

Viele Ställe siud zu niedrig und zu warm gehalten.

Manchenorts vernachlässigt man die Erstellung von guten Dünger^ gruben mit Jauehebehältern.

Die Akerwerkzeuge sieht man nach und naeh sich etwas vervollkommneu. Die Bflüge sind im Allgemeinen ^vekmässig konstruirt, ebenso auch die Eggen und fuhrwerke u. s. w. ^ur sollte tiefer gepflügt werden.

^..ute Säemasehinen würden grosse Dienste leisten. Der mit einem Vferde bespannte Rechen würde beim Einsammeln des Heus und des Emdes, sowie beim Zusammenrechen naeh beendigter Ernte viele Häudearbeit ersparen. Es konnteu sich, ^um ^weke der Anschaffung sowohl dieser Werkzeuge, als der Wal^e ^ r o s k i l l und der Siebmaschine V e r n o l l e t u. s. w., Gesellschaften bilden.

Unter den in jüngster Zeit entstandenen landwirtschaftlichen Vereinen sind ^u erwähuen derjenige im Dorse Eoreelles bei Veterlingen

und die Gesellsehast der Rebleute in Aigle.

Was die Verbesseruugen in den Kulturmethoden anbetrifft , so Breiten wir ^var langsam vor , bleiben aber doch hinter den Bedürsnissen nicht zurük , sobald es sich um die .Zueignung einer wirklichen Vervollkommnung handelt.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des Departements für Handel und Landwirthschaft des Kantons Waadt aber die dortige Agrikultur im Jahr 1866. (Erstattet an das eidg. Handels- und Zolldepartement am 29. März 1867.)

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1867

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20.07.1867

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