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Schweizerisches Bundesblatt.

XIX. Jahrgang. ll.

Nr. 26.

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15. Jnni 1867.

Jahresbericht des

schweizerischen Generalkonsuln in Japan pro

1866.

.

(D. d. Yokohama 1. Januar 1867.)

An den hohen Bundesrath.

Erster Theil.

1. Lage im Allgemeinen nud Handelsgesezgebung Der Handel von Yokohama hat sieh während des verflossenen Jahres weniger günstig gestaltet, als man bei seinem Beginne allgemein er wartete. Zu diesen Hoffnungen berechtigte hauptsächlich die in H i o g o

dureh die fremden Minister glücklich beendigte Misston, uämlich die Ra-

tifikatiou der mit dem Taikun abgeschlossenen Verträge durch den Mikado und das Versprechen, H i o g o mit dem 1. Januar 1868, oder, wenn moglieh, auch früher dem fremden Verkehr zu erosfnen.

Allein die Feindseligkeiten zwischen dem Taikun und dem Bürsten von Ehioshiu hinderten den freien Verkehr im Süden Rippon's. Die japauesische Regierung hatte die Simonoseki Judemuität zu bezahlen im Betrage von 3 Millionen Dollars, wovon Anfangs des Jahres $ 750,000 abbezahlt wurden. Geld wurde ziemlich rar, die inländische Münze in.n.er mehr entwertet, bis auf den Kurs von 318 Jtzibns per $ 100,.

während diese früher selten unter 240 und 250 standen.

Bundesblatt. Jahrg.XIX. Bd.Il.

8

78 Jn Folge dessen litten auch die Vreise für Jmporten . die Zusuhren wurden dessen ungeachtet immer grösser, so dass schließlich nur noch mit Verlust und auch dann nur mit Mühe realisirt werden konnte.

Hie^u kamen noch die traurigen Nachrichten aus Europa : der .^rieg in Deutschland und Jtalien, die Bank-^rists in London, Bomba.. und Ealeutta. Man befürchtete auch hier eine Katastrophe, welche sich aber

glücklicherweise ans die .Liquidation der Comm.^.....^ B.^nl.. of Indi...,

und der Z e n t r a l b a n k beschränkte, welche bald darauf durch die Er^.

osfnung einer neuen Bank, einer Branche der H o n g k o n g und S h a n g h a i B a n k i n g - E o r p o r a ti o n , erseht wurden.

Als die Jmporten Anfangs des Jahres so immer neue Zusuhren aus Europa ankamen, suchte einige Verschiffungen nach Ehina abzuhelfen und vermindern. Es half aber nur wenig . man hatte

schlecht standen und man dem Uebel durch so die Vorräthe zu sich fortwährend über

den schleppenden Gang des Geschäftes zn beklagen, als a... 26. Ro-

vember viele von .^en grossten Waarenlagern durch ^euer zerstort wurden, in ^olge dessen m..^ allgemein glaubte, dass nun die Jmporten, welche dadurch etwas seltener geworden waren, bessere Breise holen würden.

Allein aueh hierin täuschte man sieh , deun als die Raehricht von den.

grossen Feuer nach ^hiua kam, wurden sogleich mehrere Schisssladnugen von Mauufakturen herüber geschickt, in der Meinung, dass hier grosser Waarenn..angel eingetreten und nun Alles zu brillanten ^reisen zu verkaufen sei. ^o kam es, dass das Geschäft so ziemlich beim Alten blieb.

Hierin liegt der schlagende Beweis, dass es keineswegs ein grosser Vorteil ist , in unmittelbarer Rahe eines so bedeutenden Vla^es wi.^ Shanghai ^u sein , von woher man bei der geringsten Rachsrage in kurzer Zeit mit beliebigen Quantitäten von ^tappelartikeln überführt werden kann.

Das verflossene Jahr ^eiehnete sich auch dur.h die grossartigen J^ibusspekulationeu aus , wobei aus diesem platze etwa 6 Millionen Franken verloren gegangen sein sollen.

Jn S e i d e und .^hee, den beiden Haupte^portartikeln Japans, waren die Fluktuationen sehr bedeutend. Seidenpreise variirten zwis.^hen .^ 800 und ^ .)^0 per Vieul fur beste ^orteu. .^hee.preise bewegten sich ^wischen .^ 18 und .^ 45 per Bieul, je uach Qualität. Beim Schlusse der .^eidensaison a^u 30. Juni zeigte der .^eidene^port einen Aussall von 4.^.00 Balleu gegenüber dem Export des vorhergehenden Jahres. Diesen Aussall schrieb man theilweise einer mißlungenen Ernte zu , the.lweise dem grossen Exporte von Seidenranpeneiern , welcher nahezu 2,500,000 partons betrug. Jn .......hee dagegen u.ar die Ausfuhr bis zum 30. Juni bedeutend stärker als diejenige von.. vorigen

79 Jahren sie betrug nämlich 7,593,000 .^ gegen nur 5,131,741 .^, während die preise ^.gleich um etwa 34^. stiegen.

B a u m w o l l e , welche in srüheru Jahren in ^iemlieh bedeutenden .^..uauti..äteu ausgeführt wurde , bildete gegeu Ende des legten Jahres und auch jet^t noch einen wichtigen Importartikel , da die let^tjährige Erute ga..^ missrathen ist. Der Bedarf wird meisteus von Shanghai ans mit chinesischer Baumwolle gedeckt , und wenn nur massige Verschissnugen stattfinden, so ist der Erlos gauz befriedigend.

Jm Gaumen genommen lassi. das abgelaufene Jahr piel zu wünschen übrig . in geschäftlicher Hinsteht hält es mit keinem der vorhergehenden den Vergleich aus.

Während die hier angesiedelten fremden Kausleute fast ohne Ausnahme sich über erlittene Verluste beklagen, haben dagegen die Japaner den Lowenantheil am Geschäfte gehabt. Die Exporten wurden ihnen zu enormeu Vreisen abgenommeu , während sie für Jmporten kaum den Eiusta..dswerth bezahlten.

Der Verkehr m.t den Japaneru bot im Allgemeinen nicht mehr die Schwierigkeiten dar wie früher, da sie sich nach und uach auch mehr an die Europäer gewohuen und die Regierung das Jhr.ge da^t beiträgt, um den Verkehr zu erleichtern. So hat sie ^. B. eine Verordnuug erlassen, wonach jeder Japauer ius Ausland reisen kann., hiefür hat er sich nur die Erlaubniss seiues .^rtsvorstehers und einen Bass von der Regierung ^u erwirken. früher durfte kein Japaner unter irgend welkem Vorwande das ^and verlassen , und .^awiderhandelnde wurden sehr strenge bestraft.

Eine Handelsgesel^gebung besteht in Japan nieht , wenigstens ist den Europäern keine solche bekannt. Differenzen ^wischen Europäern und Japanern werden für Erftere von ihrem resp. .Konsul und für .^e^tere dureh deu Gouverneur von Yokohama entschieden.

..... ^ r z e ^ n iss e der Landmirthschast, der Ber^merle und ^er Industrie.

Japan ist sehr reich an landwirthsehaftlichen Erzeugnissen und der Bodeu ausgezeichnet bearbeitet. Ein Hauptprodukt des Landes ist der Reis, welcher den Einwohnern als Hanptnahrnngsmittel dient und dessen Ausfuhr strenge verboten ist. Dagegen bildeu in erster Linie Seide und Thee wichtige Exportartikel, serner werden noch e^portirt: Wachs^ Tabak, Ginseng, Oel, .^ampher, Hans, G^allnüsse .e. Das Land ist reich an Gold-, ^ilber^ , .^npser- und .^ohlenminen , für dereu riehtige Ausbeutung aber noch das Verstäuduiss fehlt. Kupfer und Kohlen werdeu in massigen Quantitäten ausgeführt ., es konnte jedoch in weit grosserm ^^assstabe geschehen, wenn die ^eute deu richtigen Begriff von

80 der Ausbeutung der Bergwerke hätten. Die Japaner fabriziren alle Arten seidener und baumwollene... Stoffe, jedoch aussehliesslich für ihren eigenen Bedarf. ihre Einrichtungen sind noch sehr primitiv.

.^. Totaleiltf..thr ..t^ Total^sf^r.

Da bei dem grossen Brande vom 26. November alle Baviere des

hiesigen Zollamtes zerstört wurden, so lässt sich hierüber nichts Bestimmtes sagen, und Tabellen konuen für dieses Jahr keine ausgestellt werden.

4. ^infnhr aus ^er ^..meiz.

Der Hauptartikel, welcher aus der Schweiz in Japan eingeführt wird, find immer noch die Tafsachellas, welche jedoch bei Weitem nicht mehr so gesucht sind wie früher. Das Land wurde während des legten Jahres dermalen damit übersührt, dass jetzt noch grosse .Quantitäten hier auf Lager liegen, welche kaum aus den Breis zu bringen sein werden.

Da während der .Sommermonate überhaupt sehr wenig umgeht, so werden wohl manche Verluste aus den ungeheuren Massen, welche hergeschickt wurden, zu beklagen sein.

Wenn keine so übertriebene Zusuhren mehr stattfinden, wie letztes Jahr, so werden sich Tassachellas auch wieder ordentlich bezahlen . aber immerhin ist der .Konsum eher im Abnehmen begriffen , und bedruckte Waaren seheinen bei den Japanern nach und nach beliebter zu werden.

Auch in türkischrothen Tüchern nimmt der Konsum merklich zu. Eine bestimmte Angabe über die^ letztjährigen Einsnhre.. ans der S.hweiz zu geben, ist nicht moglich, da vom hiesigen Zollamte keine Ursprungszeugnisse der Waareu verlangt werden und so ziemlich Alles unter allgemeinen Angaben eingeführt wird.

Uhren , Musikdosen und Schmucksachen finden nur beschränkten Absatz , daher auch hierüber nichts Renes zu berichten ist. Dagegen scheinen den Japanern die Schweizerwafsen gnt zu gefallen. Jm Vergleich zu andern Exportwaren, der hohen Breise wegen, dürfen auch hievon nur kleine .^nantu.ns eingeführt werden, wenn sie einigen Rntzen lassen sollen.

A u s f u h r n a eh d e r S eh w e i z.

Auch hierüber lässt sich nichts Zuverlässiges sagen , da alle für die Schweiz bestimmten Waaren nach Marseille, London oder Holland perschifft werden und es daher uicht moglich ist, eiue Koutrole hierüber zu führen. Jedenfalls wurde ziemlich viel ..^eide, anch etwas Seideusamen und Gallnüsse nach der Schweiz verschickt.

81 ...... .^erme.^n.tg und ..^ermi.^er^ .^er ^in^ u^ .^lu^hr.

^.ie Einfuhren überstiegen im Allgemeinen bei weitem diejenigen der vorhergehenden Jahre , ohne dass jedoch das Geschäft brillanter gewesen wäre ; im Gegentheil hat man den Bla^ so sehr mit allem Moglichen überführt, dass die meisten Artikel nur mit Verlust realisirt werden kouuen. Während der Export von Seide einen bedeutenden Ausfall zeigt , wurden dagegen etwa 2 Mil.liouen Bsuud Thee mehr verschifft als im vorigeu Jahre.

^. .^era^erun^eu iu den ...lnsat^eu ....er ^in^ uud ^fu^olltarise ....ou ^o..ohama.

Unterm 25. Juni wurde eine Konvention abgeschlossen zwischen den Repräsentanten von England, Frankreich, Amerika und Holland einerseits und den Bevollmächtigten der japauesischen Regierung anderseits, wonach die srühern ^ollans.^e bedeutende Modifikationen erlitten.

^a der h. Bundesrath bereits im Besil^ dieser Konvention ist, so komme ich hier nicht weiter auf den Gegenstand zurück. ^)

7. Durchfuhr au^ und nach ^er ^^ei^.

Hierüber ist uiehts zu sagen.

^. Be^el)rs...oe^e.

Eisenbahnen gibt es in Japan noch keiue. -...^e einige Landstrasse, von einem Ende de.^ Reiches zum andern, ist der . ^ o k a i d o , dessen sieh jedoch die fremden nie bedienen. Alle Waaren werden zur See transportirt. ^ie Verbiuduu^ ^wischen Yokohama, Nagasaki und Hakodate wird fast ausschliesslieh dnrch Segelschisse unterhalten , dereu fahrten aber sehr unregelmäßig sind. dagegen er^istireu regelmässige ^ampfsehifssVerbindungen ^wischen Europa und Yokohama , nän.lieh ^wei englische Bosteu und eine frau^osische, wovon die beiden erstern je den 12. und 28. , und die le^tern den 1.). eines jeden Mouats von Marseille ab-

gehen. Sie macheu die Reise gewohnlich iu 54 bis 58 Tagen , je uach der Jahreszeit.

Mit dem 1. Januar 1867 ist auch eine neue ^teamer-Linie ^wischen San^ ^raneiseo , ^o^ohama und Hongkong eroffnet. Einstweilen geht alle 3 Monate, ^en 1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. .Oktober eiu ^chisf von ^an ^raneiseo ab , kommt in ^a 24 Tagen ohne Ausenthalt in Yokohama an, wo es sich 2 Tage aushält und uach Hong^) Siehe ^und^blalt v. ^. 1.^.^^, Band II, ^eile 8.^0 u. ^1.

82 kong weiter fahrt. Von Yokohama nach San Franko kehrt dasselbe Schiff je den 25. Februar, 25. Mai, 25. August und 25. November nach San Franeiseo zurück, in Verbindung mit der dortigen Linie nach Rew^ork.

Die Bassage kostet.

,, Rew-^ork .

L Klasse. ll. Kla^e.

^ t 70 ., ,, 435 ,, 3l 0

Von Yokohama nach San Franeiseo Mex^. ^ 250

Transit durch den Jsthmns von Banama (eirea 5--^ Stunden Eisenbahn) inbegrisfen. Getränke werden ex^tra berechnet, wie diess ans allen amerikanischen .Linien der Fall ist.

Sowohl Bassagiere der L wie ll. Klasse haben 250 .^ Gepack frei.

Uebergewicht wird mit 10 Eents per ^ naeh ^an Fraueiseo und mit

20 Eents per ..^ nach Rew.^ork bezahlt.

Die Fracht ist nach San Fra u e i s e o ^ 15 per Tonne von

40 Kubiksnss. Rach Re w - ^ or k: für The... und andere Güter ^ 45 per Tonne von 40 Kubi..suss. für Rohseide 10 Dollars per Bfuud brntto.

Zahlbar ani Vestimmnngsorte in amerikanischer Goldmünze.

^. .Ba^eu.

Die in Yokohama etablirten Banken sind : Tlio ()r^n^l B...nk Corporation , tl.e C^ar^ered Mer.^mn.e B^nl.^ of lndia . London ^ China.. ll.e Hon^on^ ..^ .^l^n^l.^i B^nkh^ Corporation. Die beiden Erstern sind Filialen von .Londoner Banken , wahrend die Lettere ihr Hanptbüreau in Hongkong hat.

10. ^ilts- ul^ Tiseontofnß.

Ein fester Zinsfuss er^istirt hier nicht. die Banken zahlen gewohnlich

für deponirte Gelder 5^ Zi^.s mit ^monatlicher Ankündigung. sür andere Termine je nach Uebereinkunft.

Auf Hypotheken oder andere

Garantien leihen sie Gelder zn 12 bis 18^ Zins. Gelder aus H^po-

theken sind in.mer zu 10^-12^ Zins .zu plaeiren.

Jn Conto Corren.. berechnen die Kaufleute gewohnlich 6 --8^ Zins , für Vorschüsse ans Waaren und Baaranslagen 1 .^ per Monat.

Seontirt wird in der Regel zu 1^ per Monat.

Der Kurs auf London variirt.

für Bankpapier

,, Brivatpapier

6 Monat Sicht ^ d. à ^ d. per Mer,. ^

6

.,

,,

.^.^ ,, ^ ,,

,,

,,

,,

11. ^ersi^erun.^ea.

Die in Yokohama schasten sind :

vertretenen

bedeutendsten Versicherungsgesell-

^3 lm^rial et China Fire Insurance Comptes.

London Assurance Corporation.

Commercial I^ion Assurance Company.

Hon^koa^ Fire Insurance Company and Fire Alliance.

^ortliern .Assurance Company.

Liverpool, London ..^ Globe lnsurancc Company.

European Assurance Society.

North Brnish ..^ Mercantile ln^rance Company.

l^ho^ni^ Assurance Company.

Royal lusurancc Company ol Liverpool.

London ^ Lancashire ..^ ^amaran^ F^re Insurance Comptes.

Rach dem grossen Braude wurden die Versteheruugsprämien erhoht, und dieselben stnd nun folgende : Für Waaren in steinernen Magazinen : .

^ ü r

1

^ l .

I.Klasse ^^ Für Wohnhäuser

^.

I.

,, ^

ll. ,, IlI. ^,

^,, ^ .,

.^

.

^ t .

^^ 1 ,, 1^^,

^ ^, 1 ^ ,, 1 ^, 1^,,

.

.

.

Mt.

1 2 M t .

1^^

1^^

-^ ,, 1^^

^^,, 2^^,

2 ,, 2^^ ^, 2^ ,, 3 ^,

Mobeln und Effekten befahlen dieselbe Vrämie wie das Wohnhaus, in welchem sie sieh befinden.

Reiter Theil.

I. ^in.^auderuu^.

2.^ Schwei^erbürger haben sich in Yokohama angesiedelt , nämlieh 1.) Kaufleute, 1 Wirth, 2 Koehe^ .) davon sind Hauseigentümer in Yokohama.

^. Sch^eizer^ese.lschafteu.

^eit zwei Jahren besteht eine Schü^engesell.schaft. Die meisten hiesigeu Schweizer sind Mitglieder derselben, auch mehrere Deutsehe haben sich ihr angeschlossen. Jeden Herbst hält fie ihr Schü^euseft, und das diesjährige zeichnete sieh durch grosse Theilnah.ne und sehone Breise be^ sonders aus.

^4

Jahresbericht des

schweizerischen .^.onsul.^ in Algier pro 18^.

(Vom 25. Februar 1867.)

^ln den hohen Bundesrath.

Tit..

Die allgemeine Geschäftslage in den drei Provinzen Algeriens ist fortwährend wenig befriedigend.

Rur ungern sahen die Kolonisten die Theilung des algerischen Territoriums in zwei ^onen , nämlich in eine m i l i t ä r i s c h e oder araMische und in eine bürgerliche, zur Thatsaehe werden. Die bürgerliche Zone bleibt nichts desto weniger der unmittelbaren Autorität des kommandirenden Generals der Vrovinz unterworfen, welcher der wirkliche Bräfekt ist, unter dessen Befehlen ein bürgerlicher Bräsekt steht, der die Geschäfte zu besorgen hat.

Wenn durch dieses System eine grossere Sicherheit als srüher erzielt wird , so kann man es sich gefallen lassen. Vielleicht wird n..s dann die Genugthuuug zu Theil , das Aufblühen eines Landes zu erleben ,

das bisher einzig dem Militärstande Vortheile geboten hat.

Durch die Heusehrel^ensehwärme, welche das Land überzogen, wurden die Kolonisten in eine äusserst missliehe Lage gebracht. Der nachgewiesene Schaden in den drei Provinzen beträgt nahezu zwanzig Millionen Franken, während der Ertrag einer zu Gunsten der Beschädigten veranstalteten Sammlung sich bloss ans 800,000 Franken belaufen hat.

Es unterliegt keinem Zweisel. dass sieh, troz der in Aussicht stehenden sehönen^inanzprojekte , eine sehr grosse Demoralisation des Landes bemächtigt und eine bedeutende Entwerthung von Grund und Boden

85 stattgesunden hat. Viele Gruudeigenthümer wären ^ur Veräußerung ihres Befizthums bereit, wenn sie dafür einen soliden .Däuser sänken.

Dennoch herrseht in den algerischen Rotariatsbüreau^ kein Mangel an Geld. Dieses gilt jedoch bloss für die Geldanwendungen in den grossen Verkehrszentren und nur sür erste Hypothek , mit einem ^inse von 7, 8 und ..) Vro^ent, und gegen wenigstens dreifache Sicherheit.

Was den uuglüklichen Kolonisten anbetrifft, der einige hundert Franken bedarf, sei es sür die Reparatur seines Hauses, sei es für den Ankauf von ^ugthiren oder von Sämereien, so ^ibt es hier keiu Geldinstitut, an das er sieh wenden konnte. Wohl mag es ihm gelingen, bei dem einen oder andern Kapitalisten gegen sehr hoh.e Zinse ein Dar^ leihen aufzunehmen. Gelddarleiher dieser Art pflegen die neue Theorie, wonach das Geld eine Waare ist, sür deren Risiko man sich sorgfältigst Dekuug verschaffen müsse , im ausgedehntesten Sinne praktisch an^uwenden.

Die Cholera hat nus ihren alljährlichen besuch abgestattet , aber glüklieherweise ohne dieses Mal grosse Verheeruugen anzurichten. Die von der Sanitätsbehorde ergrisfeneu Massnahmen wirkten verderblich auf den Handel ein ; sie wurden aus die Spi^e getriebeu und dauerten selbst dann noch gegenüber den Marseiller Bostdampfern sort, als die Epidemie bereits in unseru Maueru herrschte.

Lai.dnnrt^chast.

Tabak.

Der Ertrag des Tabaks , welcher aus beinahe sechs Millionen Kilogramm augestiegen war , ist in den le^eu Jahren um sast ^wei Drittel ^urükgegaugeu. Die Ursache dieses Rükgauges will mau theils in den strengen Bedingungen , welche die Regie bei ihren Ankäufen stellt, theils aber auch in den gesunkenen Breisen des ausländis.^en Tabaks , namentlich des amerikanischen , finden , der sieh einer grossern Beliebtheit erfreut als der algerische.

Da die Kolonisten bei den anerbotenen preisen nicht mehr ^..stehen konnen, so ist diese Kultnr theilweise ausgegeben worden.

Es ist jedoch ^n bemerken , dass sich in ^olge der Anforderungen, welche sowohl von Seite der Regie als des Handels , die nur dem Tabak der feiueu Sorte ihre Beachtung schenken , die .Qualität um Vieles gehoben hat, iudem seither grossere Sorgfalt aus die Kultur verwendet wurde.

Mau ist wohl ^u dem ^chlusse berechtigt , dass der Tabakbau küustig keine grosse Ausdehuung mehr gewinnen und dass mau sich aus die bevorzugten Porten des Sahel und der Ebene vou K h r a s n a und Eh e b li beschränken werde.

86 Der Mittelpreis des algierisehen Tabaks belauft sich aus Fr. 70 per 100 Kilogramm.

F l a eh s.

Die Kultur des Flaches wurde erst seit einten Jahren in Algerien eingeführt, und ist dort in der Zunahme begriffen.

Jm Gegensaze zum Rorden Europas wird der Flachs hier i.n Winter gezogen und dadurch den gefahren vorgebeugt, womit die Troken^ heit des Sommers diese Bflanze bedroht. Zwei Flaehssorten werden gebaut . die italienische und die sogenannte Riga'sche , erstere des Saamens, leztere des Garnes wegen.

Wenn sich die Kolonisten vorzugsweise der Anpflanzung der italien nischen Sorte zuwenden, so geschieht dies darum, weil der Flaehssaamen ein Handelsartikel geworden ist , während das Garn noch des Absazes ermangelt.

B a u ni w o l l e.

Die Ernte des Jahres 1866 wurde großenteils durch die Heuschreken zerstört.

Die von dem Zollamt veröffentlichten Zahlen ge^ währen demnach keinen Anhaltspunkt zur Würdigung der .^age dieser Knltnr , und zwar um so weniger , als mancher Bflanzer es vorzog^, seine Ernte aufzubewahren, statt sie zu geringen preisen zu verkaufen.

Rach unfern. Dafürhalten sind die jezigen niedrigen Vreise für Baumwolle mit weichem, langem Haar ganz dazu geeignet, die Vslanzer zu entmutigen. ^..ehr wahrscheinlich werden die leztern auf den ^ortbetrieb dieser Knltur verzichten. Uebrigens ist unsere Vroviuz für den Banmwollbau weniger geeignet, als diejenige von .^ran, wo das Klima trokener und eiu zwekn.ässiges Bewässerungssystem eingeführt ist.

Oliven.

Der Oliveubanm ersreut sich seitens der kab.^lischen Bevolkernug, deren gröften Reichthum er bildet, einer ganz besondern pflege. Die Vrovinz Algier besizt Olivenwälder in einer ^ln.^dehnung von beinahe 3000 Hektaren , welche in guten Jahren einen ^elertrag von sechs Millioneu Kilogramm zu liesern vermogen , was durchschnittlich einen Werth von sechs Millionen Franken ausmacht.

Die Ausbeutung der Korkeichenwälder hat bisher noch keine bedeutenden Resultate geliefert.

Einige Wälder wurden durch Feuer ...erftort, andere von den Arabern verwüstet . diejenigen, ans denen Rnzen zu ziehen wäre, befinden sich in den Händen verschuldeter Konzessionäre.

So kommt es , dass man den Ertrag des aus den Wäldern unseres Departements gezogenen Korkes ans nicht mehr als 50,000 Franken anschlagen dars. Und doch sollten schone Resultate z.. erzielen sein,

87 wenn man bedenkt, dass 100 Kilogramm Kork, im Werthe von unge-

fahr 60 ^ranken, zur Fabrikation von 15,000-.--16,000 Bsropfen hin^

reichen.

Getreide.

Jn den Provinzen Algier und Oran war die Ernte eine mittelmassige ; eine sehr reiche dagegen lieferte die Broviuz Konstantine , die ihren alten Ruf als ,,Roms Kornkammer^ bewährte.

Seide.

Die Seidenzucht befindet sich in einem leidenden Zustande. Ansserdem dass der Maulbeerbaum, so wie noch viele audere Bäume, uameutlieh iu dem schweren Boden der Ebene uicht fortkommen will , ist es au.h die den meisten unserer Landwirthe mangelnde Kenntniss der Bflege des Seideuwurms, der Mangel an einheimischen Spinnereien und folgerichtig au^h an Käufern, serner die Seideuraupeukrankheit, welche daran die Schuld tragen^ dass dieser Zweig keine Ausdehnung gewonnen hat.

^ Rach Ab^ng der von den Eingebornen konsnmirten kleinen Quantität l.elief sich die Ausfuhr aus unserer Vrovinz im Jahre 1866 aus nicht

mehr als 57.)3 Kilogramm.

V i e h z ucht.

Es wurden im L.ause des Jahres 15,407 Ochsen nach Marseille

ausgeführt.

Die Viehzucht findet hier, wenigstens was das Gedeihen des Viehes au und für sich anbetrifft, die allergünstlgsten Bedingungen. Die unermesslieheu ^treken ^aude^ , welche die freigebige Ratur mit Butterkräutern bedel^t , bieten dem Hornvieh einen vorzugsweise geeigueten Weideplaz. Mit Leichtigkeit vermochten unsere ^audwirthe einen ^rossen Viehstand zu halten, besonders wenn sie sieh eutsehliesseu konnten, künstliche Wiesen- und Wurzelgewächse mit dem Raturgras ^u verbinden.

Hand in Hand mi^ der Viehzucht liesse sieh auch eine Verbesserung der einheimischen Raee anstreben, die ausgeartet ^u sein scheint.

Würde aber hiemit auch ein Vortheil erreicht^ Wir zweifeln daran und find überzeugt, dass es am zwekmässigsten seiu wird, sich lediglich auf die Mastung ^es Hornviehs arabischer Zucht ^.. beschrauken.

Die Viehzucht der Araber ist für diese mit keinerlei Kosteu verbunden , und darum schwierig , ihnen Konkurrent ^u maehen , ^udeu^ würde u.^an sur das veredelte Vieh keine lohnenden preise finden. Die ^leis.her geben, mit wenigen Ausnahnien, dem Vieh arabischer Zncht den Vorzug, weil ihnen das ^.leiseh billiger zu stehen kommt.

88 ^al^el.

E i n f u h r.

Die Lage des algierischen Handels hat sich um nichts verbessert.

die finanzielle Katastrophe von 1865 hatte den Grund zu neuen Fallimenten gelegt.

Was das Geschäft in baumwollenen Geweben anbetrifft, so haben einige israelitische Hänser den Kredit, der ihnen von sranzösischen Fabri^ kanten leichtsinnigerweise gewährt wurde, zu Ankäusen missbraucht, die mit den Bedürfnissen des Landes ausser allem Verhältnisse stehen. Die Folge davon war eine Entwerthung der Waare und der Ruin mehrerer dieser unvorsichtigen Spekulanten.

Eine im Lause eines einzigen Jahres anf mehr als 21 Millionen Franken gesteigerte Einsnhr von baumwollenen Geweben, zu einer Zeit, wo der Stand der Landesprodukte ein so ungünstiger .war, musste notl..wendigerweise zu jenen gerichtlichen Liquidationen führen , welche dem

bereits durch die Fallimente des Jahres 1865 erschütterten Kredit des algierischen Handels tiese Wunden sehlagen.

Die Einsuhr von Weizenmehl hat sich um 995,814 Kilogramm vermehrt, eine für unser getreidebauendes Land anormale Erscheinung.

...l u s f u h r.

Der Getreidehaudel im Departement Algier beschränkte sich ans die Bedürfnisse des Blazkonsums. Es war dies die ^olge der durch die Heuschrekensehwärme angerichteten Verwüstungen und des wenig befriedigenden Ernteergebnisses.

Dieses wird aus folgender Zusammenstellung ersichtlich :

I8^. Korn

Gerste

18..^. Korn Gerste

.

.

.

.

.

40,360 Hektoliter.

.

.

.

.

.

60,281

.

.

.

^.

1,090 ^ektol.

621 ,, ^ .

^ ^

Verminderung im Jahre 1860

.

.

.,

100,641 Hektoliter.

1,711

,,

98,930 Hektoliter.

Dagegen erfreute sich das Departement Konstantine einer reichen Getreideernte, und machte sich die hohen Preise zu R..zeu.

Die Wolleuausfuhr schliesst mit einem Desizit von 428,773 Kilogramm . für die Sorten von Bou..saada und Tiares kamen die preise bis aus 185 Franken zu stehen.

Oliveuol weist eine Vermehrung uach von 1,237,022 Kilogramm.

89 Transit.

nichts.

^iseubal^eu und .^er.^rsme.^e.

Die alaierischen Eisenbahnen sind an die Varis-L^on-Méditerran^eGesellschaft kon^essionirt und bestehen aus folgenden .Linien :

Bhilippepille-l^oustautine ,

Algier^ran.

Die erstere Linie hat eine Länge von ungefähr 100 Kilometern.

Die Arbeiten au derselben wurden in den ersten Monaten des Jahres

1865 begonnen und sollen zu Ende 1867 beendigt sein.

Dem Verkehr dieser Bahn bietet der Reichthum der Broviuz Konstantine an Bergwerken , Holz und Akerbauer^euguissen eine sichere Grundlage.

Die Linie Algier-^.ran hat eine Bahnlänge von ungefähr 430 Kilometern. Man hosft. dass sie bis Ende 1871 vollständig erstellt sein werde. Jm Ausang wird der Verkehr ein ziemlich beschränkter sein, allein eiue Zunahme desselben nicht lange ausbleiben, indem eine sehone Zahl von Unternehmungen nur die Bahnerossuung abwarten, um sofort mit der Ausbeutuug von Bergwerken, Wäldern u. s. w. ihre

Thätigkeit zu beginnen.

...^eue Erfindungen.

^iehts.

.^a.^en.

Laut dem le^en, den Aktionären der Bank von Algier vorgelegten Bericht hat bei diesem Etablissement eine Vermehrung der Geschäfte stattgesuudeu.

Aus jede Aktie fiel eine Divideude vou ^r. 62, d. h. 12^/.. Bro^eut des ^ominalwerthes der Aktien von ^r. 500 und 10^ ^ro^ent der Emissionen von ^r. 600.

Dieses glänzende Resultat dürste ^u Jllusioneu führen, und es ist daher am .^.rte , hier ^u erwähueu , dass diese Gewinne der Bank gan^ besonders in einem ihr von dem ^inan^ninister eingeräumten Vortheile herrühren , der darin besteht , dass dieselbe über eine dem Staatsschaz angehörende und in ihren Gewolben liegende Summe von 7 b.s 8 Millionen kostenfrei verfügen kann. Ans diesem Kapital ^eht die Bank einen jährlichen Gewinn von ^r. 600,000. So lange d^es Verhältniss, welches nicht ans einem Vertrage beruht, vom Minister ausrecht gehalten wird, konnen die Aktionäre mit Sicherheit ans sehone Divisen-

90 den zählen, und eben so lange wird auch die Thatsache, dass die allgegemeinen Kosten gegenüber dem ^eschäftsumfang allzugross sind, unbeachtet

bleiben. Diese Kosten belaufen sich per Jahr ans Fr. 189,309. 24.

die Besoldungen erseheinen darunter mit Fr. 139,452. 52.

..^l....^ u.^ ...^e.^tof^.

Der gesezliche Zinsfuß beträgt wie bisher 10 Brozent. Die Bank eskomptirt Handelseffekten, von weniger als hundert Tagen Verfallzeit, mit zwei Unterschriften zu 6 Brozent per Jahr. Die andern Banquiers steigern den Diskonto , ie nach der Zahlungsfähigkeit des Vorweisers, bis auf 12 und mehr Vrozent. Der Zins für hypothekarische Anleihen

beträgt 7 bis 8 Vrozent.

^eeasse^ranze^.

Jm Allgemeinen übernahmen die grossen Dampssehifffahrtsgesellsehaften die Versicherung der aus ihren eigenen Schiffen verladenen Waareu. Was die Segelschifffahrt Anbetrifft, so ist Marseille der Blaz, wo unsere Kaufleute ihre Versicherungen vornehmen lassen.

^chmeizer.^esellfchaften.

Die Verhältnisse der Gensergesellsehaft des Setif scheinen sieh nunmehr günstig gestalten zu wollen. Jhr in Genf verosfentl.ichter Jahresbericht weist für 1866 eine Bruttoeinnahme nach von 13,45 Vrozent.

nach Abzug der Kosten und Verluste, im Betrage von 4,22 ,, bleiben netto

9,23 Prozent,

die sieh in folgender Weise vertheilen :

1) Zins des Gesellsehaftskapitals . 5 Brozent.

3) .^lmortifirnng des Kapitals . . 1,- ,, 4) Dividende . . . . . . . 3,01 ,,

2)

Reservefond

.

.

.

.

.

.

.

gleich oben

0,22

, ,

9,23 Prozent.

Das Verdienst dieses Resultats gebührt der einsichtsvollen Direktion , die den Beweis geliesert hat , welcher Entwiklung der Landbau in Algerien, bei Anwendung des Pachts..stems fähig ist, seien die Pächter nun Europäer oder Eingeborne.

Am ^ehlusse dieses Berichts können wir das neue Unglük nicht mit Stillschweigen übergehen , welches die Kolonisten in der Brovinz Algier am 2. Januar 1867 betroffen hat.

91 Ein Erdbeben, von dem wir an diesem Tage heimgesucht wurden, hat nicht allein vielen Menschen das Leben gekostet , sondern auch eine grosse Anzahl all' ihrer E^istenzmittel. beraubt und in das allertaste

Elend gestürzt.

Zur Ehre der Bevölkerung und der Behorden sei es gesagt , dass die Hülfe rasch bei der Hand war. Die Subseriptionen übersteigen bereits Fr. 120,000, und immer werden noch Beiträge gezeichnet.

Diese Gelder werden sehr wahrscheinlich sur den Wiederausbau der zerstorten Häuser ihre Verwendung finden. Unter der Zahl der Opser befinden sich auch mehrere Walliser ^amilien, die nach Möglichkeit unter^ stüzt worden sind.

Obgleich unser im Genfer Journal erschienener Ausruf zu Gunsten der Opfer der Heuschrekenkalamität nicht den erwarteten Erfolg hatte, so hoffen wir doch, dass die Schritte, welche die Regierung von Wallis für die Angehörigen dieses Kantons gethan hat, von Ersolg sein werden.

^^^..^..-.^

Jahresbericht

des schweizerischen Generalkonsul.^ in ^t. ^eter.^burg pro 18^.^)

^ 28^ ^

^.n den hohen Bundesrath.

^r^er ^heil.

1. La^e im All.^ementeu l..^ .^an^els^ese^ebnn^.

Das Jahr 1866 ist, wie für die Mehrzahl der europäischen Staaten, so auch für Rnssland nicht ohne bedeutende Si.orungen und Schwankun^en in kommerzieller und finanzieller Beziehung vorübergegangen.

^) Dieser Beri^ ist in deutscher Sprache abgefaßt worden.

92 Vom Beginn des Jahres an bis zur Beendigung des prenssischosterxeichisch^italienisehen Krieges sielen die Kurse ans die auswärtigen Wechselte in rascher Folge um 20 à 25.^.

Selbstverständlich mussten in Folge dessen die Breise, sämmtlicher Jmportartikel in dem nämlichen Verhältniss erhoht werden .^ der Absal^ wurde geringer, das Geld rarer.

Raeh dem Friedenssehluss gestalteten sich die Verhältnisse wieder günstiger. Das Vertrauen kehrte zurück , und Transaktionen waren

leichter zu bewerkstelligen.

Die in einigen Gegenden Europas, namentlich in Frankreich, stattgehabte Missernte steigerte die Getreideausfuhr aus den russischen See..

häsen um ein beträchtliches. Die Wechselkurse stiegen in Folge dessen wieder um 20 ^ 25 .^ . das Geld wurde aber dessen ungeachtet nicht viel flüssiger, weil die zwei inneren Prämienanleihen 200 Millionen Rnbel. absorbiren, die dem Verkehr gänzlich endogen sind, was um so mehr empfunden wird, als ausserdem 5 a 600 Millionen Rubel zinstragender inländischer Staatspapiere in den Händen des Vnblitnms ruhen, mit denen weder an die Krone noch an privaten Zahlungen geleistet werden konnen , und die in ^.olge dessen nur mit einem Verlust von 20 a 30^ je nach der Gattung gegen Banknoten einzuwechseln sind. 5^ zinstragende Reichsbankbillets stehen zu 78.^., 5.^ zinstragende Billets derBrämieuauleihe dagegen erster Emission zu 10.)^, diejeuigen zweiter Emm.ssion zu 105^. Weder die einen noch die andern dienen als Zahlungsmittel ; ihr Stand beweist aber die Er-

wartungen, denen sich das Vublikum hinsichtlich der Ehaneen hingibt.

Das in Eirkulation befindliche Vapiergeld belauft sich in rnnder ..^umme auf 7l)0 Millionen Rubel, der Metallsoud der Re^ichsbank auf 60 Milliouen Rubel.

Gold- und ^ilbermunzen, deren Knrs fortwährend schwaukt, stehen gegeuwärtig gegeu Vapiergeld 20^ über pari.. in Eirl.nlation befindet sieh davon nicht ein Stück.

Das

seit dem vorigen Jahr eingeführte ofsentliche Gerichtsversahren

erweist sich als sehr wohlthätig und segensreich. Die 35 Friedensrichter

der Residenz haben vollauf zu thun und schlichten Streitsachen in wenigen Tagen, die früher in Monaten zu keinem Resultate gelaugen konnten.

Rur die alten , noch nicht ausgehobenen oder reorganisirten Gerichts^ behorden lassen viel zu wünschen übrig.

Die im verflossenen Sommer beim Erscheinen der Eholera getrosfenen Vorsichtsmassregeln waren vom besten Ersolg gekront, und thaten

dem Umsichgreifen der Epidemie. Einhalt.

Da

diese gesährliche Seuche durchaus rasche Hülse^ erheischt , so

93 waren in allen Theilen der Stadt temporäre Krankenzimmer eingerichtet, wo jeder von der Krankheit Befallene ausgenommen wurde und sofortige Hülfe erhielt. Die Beaufsichtigung dieser Lokale, namentlich in Be^ug aus das hochst wichtige Ersorderniss der Reinlichkeit aller ihrer Abtheilungen, hatte eine Anzahl Männer aus allen Ständen bereitwillig übernommen.

Die Emanzipation der Leibeigenen vollzieht sieh allmählig und ruhig.

Die Moralist vieler freigelassenen lässt aber zu wünschen übrig.

Bittere Klagen werden lant über die Unzuverlässige.. , Unmässigkeit, Trägheit und den Hang ^n Ausschweifungen der arbeitenden Klassen.

Obgleich wohl erst mit dem Heranwachsen der jüugeren Generation in dieser Begehung eine gründliche Besserung ^n erwarten ist, so muss dennoch je^t schon die ^anze Bevölkerung des russischen Reichs dem Kaiser Alexander ll. zum tiessteu Dauk verpflichtet sein für die hochherzigen zeitgemäßen Reformen auf vielen Gebieten der Verwaltung.

Mochten sich nun auch pflichttreue , patriotisch gesinnte , uneigennül^ige und wahrheitliebende Männer finden, denen die Vollstreckung der kaiserlichen Anordnungen anvertraut werden kann l

^. T.ie ^en^tisfe der Landmirths^ast, der Ber^er.^e und der Industrie bleiben in Rnsslaud jedes Jahr nahezu die gleicheu. Um Wiederholungen zn vermeiden, ist daher auch diesesmal aus den Bericht für das Jahr 1.^4 hinzuweisen.^) ^u erwähnen ist indessen. dass auf eiue schlecht Rnnkelrubenernte des Jahres 1865 eine sehr ergiebige

folgte.

Au der russisch -asiatischen Küste des schwarzen Meeres find durch Bohrungen sehr ergiebige Raphta^uellen entdeckt worden, die vielleicht schon in kurzer Zeit mit dem ^etrolenm ans Amerika in Konkurrenz treten ^verdeu.

.^ .^ie Totaleinsnhr und Totalausfuhr .Alands ist mit .^enanigkeit nicht anzugeben und die daruber veröffentlichten Tabellen nicht als maßgebend ^u betrachten. Jn den Einfuhrlisten sigurireu sehr be^ träehtliche Sendungen von Eiseubahu^ubehor und Schienen.

Russland besi^t ^war ausgedehute Eiseubergwerke . das Produkt ist aber sür ^ie Anfertigung von Schienen zu weich, zu theuer und eignet sich mehr zur ^tahlsabrikation. Lokomotive und Waggous werden ebenfalls vom Auslauge bezogen.

^) Siehe ^und^bla^ v. ^. 18^5, Band l. Seite .^^1.

Bundesbla^. Jahrg. XlX. Bd. ll.

.

^

4. ^nft^r al.^ der ^t.^eiz.

Der Handel mit Seidenwaaren schweizerischen Ursprungs war das ganze Jahr hindurch der hohen Breise , niedrigen Kurse und grossen Konkurrenz wegen schwierig und wenig Rn^eu bringend. Auch für die Folge sind wenig Aussichten aus besondern Ersolg.

Weisse brochirte Mousseline, besonders aber Mousseline und Jaeeonnet, Entredeux und Bundes, waren eine ^eit lang sehr gesucht. Die äusserst langsamen .Lieserungen der Fabrikanten haben aber das Geschäft

sehr parall.sirt, Der Bedarf geht allmählig aus englische Elun.^Spi^en und Entredeux über.

.gestickte Mousseline und Tüll-Gardinen sind der hohen Einfuhrzölle wegen nicht zu beziehen, es kommen desshalb weisseJa.^uard-Ti.ll-Gardinen in Anwendung.

Der Absa^ von glatten Baumwollenwaaren aus der Schweiz ist im Vergleich zu dem Onantum, das Russland aus England, Frankreich und Sachsen bezieht, nur gering.

Da von weissem Käse nur erste Sorte hieher geliefert wurde , s.^ war das Geschäst regel.n..ssig. Geringere ..Qualitäten konnen unter allen Umständen nnr Verlust bringen , namentlich wenn sie in Konsignation versendet werden. Es wird Klage geführt über schwache Verpackung der Käse. Entweder werden die Kübel leichter .gemacht, oder die Behandlung ist weniger sorgfältig als früher.

Mit Rissen und Spalten eintreffende Laibe geben der ..^ermuthung Raum, dass die Kübel auf den Dampfschiffen zu nahe au die Maschinen plaeirt werden.

^Inter den. Druck der Geldverhältnisse ist der llhrenhaudel bis zur Beendigung des Krieges sehr schwach gewesen , hat sich aber in der zweiten Hälfte des Jahres, besonders im Jnnern des Reichs, merklich gebessert.

Der .^lbsal^ von Uhreubestandtheilen und Uhreumacherwerkze..geu war

regelmässig, und bleibt sich alljährlich nahezu gleich.

Wie beim Käsehandel, so verursachen anch bei dem Uhrengeschäft Eonsignatiouen von geringer Waare nicht nnr den Eigentümern, sondern a.uch dem Rns der sehweizerischeu Fabrikate .überhaupt empfindlichen Schaden.

Das Geschäft mit schweizerischen ^trohartikeln hat faft gänzlich auf^ gehort, und was Russland vou sonstigen Artikeln ans der Schweiz bezieht, ist nicht von Belang.

.^. Der in den Berichten eingeführten Reihenfolge wegen ist zu bemerken, dass auch für 1866 der Betrag der E i n f u h r a n s d e r

95 S c h w e i z nicht zu konstatixen ist, we.l. alle und jede Angabe darübe....

fehlt.

^. Schon seit längerer Zeit ist die Rede von einer Revision d e s r u s s i s c h e n Z o l l t a r i f s , um die sehr ungleichmäßigen Sä^e den gegenwärtigen Verhältnissen mehr anzupassen , was aber bis jel^t noch

nicht erfolgt ist.

Eine gewisse Anzahl pon Fabrikbesi^ern . die ohne hohen Sehu^ in einem Lande , das die Ratnr auf den Ackerbau und die Viehzucht auswiesen hat, nicht würden bestehen konneu, huldigt begreiflicher Weise dem Schn.^ und Zollsystem, nnd es scheint, dass ihre Stimmen be..

treffenden Orts nur allzusehr in's Gewicht fallen.

7.. Transmuter paspelt ^.nrch die ....^meiz nach Russland wenige oder keine.

.^. ^isenl.ahneu in .^la^, im betrieb.

Länge.

^.ie Rieolai-Bahn, von St. Betersburg nach Moskau Von ^t. Betersburg nach Wilna .

.

.

.

., Wilna nach E^dtkuhnen (Breussen^ .

^ .

.

^,

Warschau

.

.

.

,, Moskau ,, Ris.hne^.Rowogorod ,, ,, ,, Räsan .

.

.

.

.

.

388

^

.

.

.

.

4.l0 ^ 185 ,,

.

.

67 204

,, ,,

,, ,, ,, ^ .,

,, ^,

,, ., Jaroslaw (bis Kloster ^ergiewsk) Riga nach Düuaburg .

.

.

.

..

,, ^, ,,

Grus^hnoka^on .

.

.

.

^essa nach Balta .

.

.

^t. Betersbur^ nach Zarskoie^Selo .

,, ,, .^ranieubauu.

.

Helsingsors nach ..^awastehus (^iunland)

,, ^üuaburg nach Witebsk .

^,, Räsau .. Koslow .

Wolga^on . . .

.

.

.

7 Werste - 1 deutsche Meile.

.

.

.

604Werste.

657 ,, 17^ ,,

.

.

.

.

.

.

243 ^ 196 ,, 73 ,,

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

66 194 25 51 100

Jm Ganzen

3642 Werste.

Rach einem Bericht des ^iuauzministers sind weitere 2277 Werfte Eisenbahnen projektirt oder im Bau begriffen.

Alle diese Bahnen, ohne ^weisel von grossem Ru^eu für das Land,

sind aber für die Betheiligten nicht einträglieh, denn sie führen sämmtlieh durch s.hwach bevolkerte Gegenden.

Bei den meisten derselben hat die Regierung eine ^insengaranti..

von 5^.. übernommen, während sie, wie man hort, kaum 2 a 3.^

netto abwerfen. Für die Beorderung der im Verhältnis^ zum Werth schwer in's Gewicht fallenden russischen Brodukte sind, der grossen Entfernungen der prodnzirenden Gouvernements von den Seehäfen wegen, die Frachten zu hoch. Rnr für den Transport von Getreide werden bei der gegenwärtigen .Konjunktur einzelne Bahnen, wie die von Balta nach Odessa, stark benn^t.

Es ist in den legten Tagen viel von dem Verkauf der RisolaiStaatsbahn zwischen St. Vetersburg und Moskau an eine ausländische Gesellschast geschrieben und gesprochen worden.

.^. .Barett. Wie im Bericht für 1865. Eine projektirte AgrarBank kam wegen Mangels an Teilnehmern nicht zu Stande.

l^. ^- und ^iseoltto^. Die Reichsbank zahlt 2 à 6^, Zinsen. Der Diseonto schwankte^ im Laufe des Jahres 1866, je nach Umständen, zwischen 6 und 10.^ per Anno.

lt.

^ersichetu.t^efellfchgftett iu .^ßlan^ ans Aktien.

Gegen Feuersgefahr.

Die " ,, ,, ,,

^rimitlver Tages ^ Dividende Werth.

kurs. füx 18.^.

erste compagnie, gegründet .l 827, R.

zweite ,, ,, ,, ., Salamander ,.

,, ,, ., St. Betersburger ,, ,, ^ ,, Moskauer ., ,, ^, ,, Eine Lebens- und Leibrenten - Versicherung^ gesellschast . . . . . . ,,

400 400 45 1.^0 100 15 250 195 25 200 118 13 200 120 10 100 90 unbekannt

Die See- und Fluss^lssekuranz und Transport-

Gesellschaft Radesehda .

.

. ,, 50 120 12 Ueberdiess gibt es in Russland noch 37 andere Aktien-Gesellschasten^

Des anhaltenden Geldmangels wegen stehen die Breise sämmtlieher Aktien sehr niedrig, einzelne nicht über 40^ des Rominalwerthes.

Die vorstehend angeführten , auf Aktien gegründeten fünf ^euerversieherungsgesellsehaften haben für die Schweiz insofern Jnteresse. als sie Vereinbarungen mit auswärtigen Assekuranz-Kompagnien wegen Rückversicherungen trefsen.

12. ..^etle ^rfin^n^en von Belang haben nicht stattgefnnden.

^ o t. e. Der zweite Theil diesel Beri^^, betreffend die Auswanderung nach Rußland, ist in ..^r. 18 des Bundesblattes von diesem .^ahre, Bd. I.. Sel^e 7.18 erschienen

97

Landwirthschaft und Industrie.

#ST#

B

e

r

i ch t

des

Handleskollegiums des Kantons Basel - Stadt an

das schweiz. Handels- und Zolldepartement über

den dortigen Handel und die Industrie im Jahr 1866.

(Vom 8. März 1867.)

......it..

Das Jahr 1866 liess sich bekanntlich ansäuglich nicht übel an.

Jn den Monaten Februar und März giengen gewisse Jndustriezweige schwunghaft, und diess trotz der immer mehr in den Vordergrund tretenden Befürchtungen wegen eines deutschen Krieges. Gerade dieses langerwünschte Aufleben der Gessaste war Ursache, dass man sich nicht an den Gedanken gewohnen konnte, Vrenssen werde seine grossen materiellen Jnteressen, welche von dem guten Gang der Geschäfte anhängig wareu, in die Schanze schlagen. Man täuschte sich hierin, uud der preußischösterreichisch-italienische Krieg trat deuuoeh ein. Gegeu alles Erwarten nahm derselbe ein merkwürdig sehuelles Ende , und erwies sieh desshalb nicht so sürchterlich in seinen folgen als man erwartet hatte. Jmmerhin war die Stockung der Geschäfte während des Krieges und unmittelbar vor demselben eine vollständige , und die Spuren derselben sind heute uoeh nicht vollständig verwischt.

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Jahresbericht des schweizerischen Generalkonsuls in Japan pro 1866. (D.d.Yokohama 1.

Januar 1867.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1867

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

26

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

15.06.1867

Date Data Seite

77-97

Page Pagina Ref. No

10 005 474

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