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Bericht des

Bundesrathes an die h. Bundesversammlung betreffend Hebung der schweizerischen Pferdezucht.

(Vom 22. November 1867.)

Tit. l Es sind nun bald sechs Jahre. seitdem die Frage der Verbesserung de... schweizerischen Pferdezucht bei uns anhängig gemacht ist. Der Vorstand des Vereins schweizerischer Land.virthe , an dessen Stelle später der schweizerische landwirtschaftliche Verein getreten, richtete nämlich am 22. Jänner l 862 das Gesuch an uns, Deiner kommission von Sachverständigen die Frage zur Prüfung und Begutachtung vorzulegen , wie die Pferdezucht in der Sch.veiz gehoben und verbessert werden könne."

Der genannte Verein ging bei seiner Eingabe hauptsächlich von der Ansicht aus , dass die anfgeworsene Frage .,von grosser volkswirthschastlicher und politischer Bedeutnng" sei. Er behauptete, die Vserdezucht sei früher iu mehreren Kantonen in ziemlicher Ausdehnung betrieben worden , in neuerer Zeit aber zurükgetreten , und erblikte den Grund davon theils in der Zunahme der inländischen Milchwirthschast und den die Konkurrent erschwerenden .Leistungen des Auslandes. Rach seiner Meinung beruht die Zunahme der Milch.virthschast (der Käsereien) auf der zeitweiligen grossern Rentabilität gegenüber der Pferdezucht , so wie aus dem Umstande. dass diese mit grosserer Gesahr von Verlust verbunden ist. Die Ueberhandnahme einer solchen Wirthsehaftsweise ver-

106 mindert die Zahl der Zuchtpferde und die Sorgfalt für die Bserdezucht, ^ während gleichzeitig die Anstrengungen des Auslandes für Verbesserung des Bferdesehlages die Nachfrage nach schweizerischen Bferden vermindern.

Die fremden Händler , die früher ins Berner-Oberland und in die Kantone Luzern und Schw..^ gekommeu waren , um Bserde zu kaufeu, bleiben weg, weil sie nun ans den Bserdemärkten Deutschlands bessere und sür den Bedarf geeignetere Ghiere finden. So verlieft die schweb zerische ..^serdezueht al.lmählig ihre Bedeutung. Versuche , die hin und wieder schon gemacht wurden , dieselbe zu heben , blieben erfolglos , weil sie vereinzelt sind und entweder der rechten Mittel oder der nothigen Ausdauer entbehren.

Die Rülschritte sowohl quantitativer als qualitativer Ratur in der Bserdezucht verursachen unserm Lande jährlich eine sehr in Betracht falleude Ausgabe für Pferde , die von. Auslaude eingeführt werden, und bereiten uuserm Heere vielfache Verlegenheiten.

Die Schwierigkeit der Rekrutirung der Kavallerie ^und der schon häufig beklagte Maugel an guten Offizierspserden . zum Theil auch an gnteu

Zugpferden sür die Artillerie , hängt mit dem sehr beschränkten Betrieb der schweizerischen Pferdezucht zusammen.

Der Ausbruch eines Krieges

würde die diesfälligeu Verlegenheiten steigern. Vernachlässigen wir die

Pferdezucht, so wird es auch bei guter Gelegenheit. zu Vferdankäufen und bei reichlichen Geldmitteln immer mehr au Leuten fehlen , die mit den Vferden vertraut find, wie es namentlich sür Dragoner und Trainsoldateu wüuscheuswerrh sein muss. Es ist zn fürchten , dass der Eifer für Pferdezucht , der hier und da in der Schweig erwacht ist und noch erwachen mag , bald wieder erkalte , wenn er nicht in die rechte Bahn

geleitet und nicht für möglichst güuftige Ergebuisse gesorgt wird. Die

bei der allgemeinem. schweizerischen Vferdausftellung vom Jahre 1861 in .......tanz gemachte Wahrnehmung , dass von den schweizerischen Bferdeschlagen nur noch weuige schone Hengste vorhanden si^d, sowie Berichte aüs verschiedenen Vferdezn..ht treibenden Gegenden lassen nicht erwarten, dass ohne rationelle Anhandnahme der Sache, ohne das Zusammenwirken tüchtiger Kräfte und ohne planmässige Durchführung befriedigende und lohnende Ergebnisse erzielt werden.

Diese, hier iu ihren Gruudzügen mitgetheilte Eingabe des Vereins schweizerischer ^andwirthe wurde von. Departement des Jnuern sueeesfiv einer Reil.^e sachkundiger Mänuer zur Begutaehtuug zugestellt.

Jnzwisehen uahm sich die Buudesversau.mluug selbst der Sache au, indem sie am 22. Juli 1863 bei Anlass der Brusung unserer Geschäftsführung den Besehluss sasste : ,,Der Bundesrath ist eingeladen , dem Bserdedienste der ,,Ar^nee die vollste Aufmerksamkeit ^u schenken und auf Abhilfe .,der iu seinen^ Geschästsberichte diessalls angedeuteten U.^bel-

,,stände bedacht zu sein.^ (Amtl. Samml. Vll, 546, Ziff. 5.)

107 Einen ähnlichen , aus Hebung der Pferdezucht in der Schweiz gerichteten Zwek hat .die unterm 3. März 1863 an uns gerichtete Eingabe der Regierung des Kantons Bern. Diese stüzt stch hiebei hauptsächlich aus die Thatsache, dass die Regiepserde, welche die Eidgenossenschaft zu militärischen Zweken verwendet , grosstentheils im Auslaude angekauft und meistens zugeritten eingeführt werden. Die genannte Kantonsxegierung macht auch auf den Bedarf von Pferden für Rekrutirung der Kavallerie und für die Gebirgsartillerie aufmerksam. Sie hält die bisherigen Mittel der Pferdezucht in der Schweiz für unzulänglich. Eine langjährige Erfahrung, wird darüber in jener Eingabe bemerkt, hat den Beweis geleistet , dass die Brivatthätigkeit nicht hinlängliche Garantie darbietet, sür den Bedarf der Armee Pserde genug zu liesern, wenn ihr

nicht von Seite des Staates unter die Arme gegrissen wird. Es liegt dies in der Ratnr der Sache. Denn die Pferdezucht ist mit vielsälti-

gem Rifieo verbunden. mancher Liebhaber sehoner Vserde lässt sich durch die Gesahr zurükschreken, welche sür seine Finanzen, wie sür seine eigene Sicherheit in diesem Gewerbe liegt , wenn ihn nicht der ^taat aus irgend eine Weise ansmuntert. Mehrere Kantone haben durch Aussezung von Prämien Hand ans Werk gelegt. Es sind dies aber nur vereinzelte Bestrebungen, deren Wirksamkeit aus engere Kreise bes.^ränkt

ist,. so lange nicht der Bund selbst die ihm zu Gebote stehende Aus-

munterung gewährt.

^

Wir sezten am 23. Rovember 1863 beim Militärdepartement eine Kommission von sechs Mitgliedern zu näherer Prüfung der militärischen Seite der ^rage nieder. Gewählt wurden die Herren Oberst W ehrli in Thnn, Militärdirektor K a r l e n in Bern, ^berstlieutenant ^uinelet in Vivis, Oberst Cornar o in Rapperschwi.l , Oberpferdarzt .....äs in Aarbnrg und Stabspferdarzt B i e l e r in Rolle. Gleichzeitig beauftragten wir das Militärdepartement, sich in Betreff der nationalokonomisehen und landwirthschastliehen Seite der ^rage mit dem Departement des Jnnern ins Benehmen zu sezen.

Die militärische Kommission trat am 5. Juli 1864 zusammeu und

gelangte nach 16 jungen zu dem Vorschlage, dass sich der Bnud bei der Pserdezucht mit einem erkleklichen Beitrag zur Anschafsung von Zuchtpserden betheilige.

Das Departement des Jnnern ernanute hierauf eine Kommission von Experten und bezeichnete als Mitglieder : die Herren Nationalrath V o g e l in Wangen, Stabsmajor Jos. S c h n ö d e r in Sursee, Rational ratl^ v o n A r r ^ in Olten , Regieruugsrath W a s s a l i in Ehur, Oberst T r o n e h i u iu ^avign.... Diese Kommission trat am 15. November 1864 unter dem Vorsize des Departementsvorftehers zusammen , verschob aber nach einlässlicher Berathung einer Reihe vorgelegt^ Fragen den Abschluß

108 ihrer Verhandlungen , um das Ergebniss der schweizerischen Bfe.rdausstellnng in Aarau und der schweizerischen Viehzählung abzuwarten.

Jnzwiseh..n entsprach das Departement des Junern einem Wuusche dieser Kommission, indem es zur Vervollständigung des Aktenmaterials an sämmtliche Kantonsregierungen eine Reihe von Fragen richtete, deren ^ Beantwortung denn auch allseitig erfolgt ist.

Die landwirtschaftliche Kommission war daher bei ihrem erneuerten Zusammentritte, der am 25. April lezthin vereint mit der Militärkommission stattfand, im Falle, Nachstehendes ^u konstatiren.

Die schweizerische Bserdezahl beläuft sich zwar nach der sehweizeri-

scheu Viehzählung vom 2l. April 1866, der ersten, die bisher stattgefunden, mit Jnbegrifs der Esel, Manlthiere und Maulesel aus 105,762 Stute (Füllen, Stuten, Hengste, Wallachen u. s. w.^, was, verglichen mit den vorausgegangenen kantonalen Zahlungen von 18^2-^866, im Ganzen eine Zunahme von 13,542 Stükeu ergibt. Richts desto weniger hat ^uautitativ die schweizerische V s e r d e z u c h t abgenommen. Die gemachten Auszüge aus den schweizerischen Zolltabellen von 1854-^1866 weisen nämlich nach, dass in den legten 13 J..hren 41,658 Vferde vom ^.luslande in die Schweiz eingeführt , von dieser aber nnr 27,733 in

dasselbe ausgeführt worden sind. Schon dies allein^ macht eine M..hreinsnhr von 13,925 ...^tükeu aus, oder im Durchschnitte jährlich beinahe 1071 Stüke. Der jährlich.. Ueberschnss der Mehreinfnhr ist im Steigen begriffen. J... den zel,.n Jahren von 1854-1863 betrug er nnr 870.

Jedenfalls hat die Zunahme der Vferde in der Schweig weder mit der Zunahme ^der Bevolterung, noch mit der Entwiklung des schweizerischen Militärw.^seus Schritt gehalten. Die Einführung von Eisenbahnen mag für den regelmässigen ^raehtdieust und für den ^u^us eiue M^nge Bserde entbehrlieh gemaeht haben. Di.^ Güterwageu^üge vou eiueu.^ Ende der Schweiz zum andern haben ansgehort. Mancher Handelsreisende , der früher mit Bserd und Wageu seine Geschäftsreisen besorgte , benuzt je^t Eisenbahnen und Vosten. Die Aendernug des Wirthschasl.ss..st..ms der Landwirthsehast, wo statt unrentabeln Al^erbaues Wiesenbau eingeführt wird, macht ebeusalls eine Meng^ ^...rbaupferde entbehrlich. früher war in einigen Kantonen lebhafter Absa^ von Vferden nach Jtalien.

Die Abnahme dieses Handels lässt keineswegs aus qualitative Hebnng der Pferdezucht schließen. Dnrch Abnahme der Rachfrage wird der schweizerische Vserd^üchter entmuthigt. Der schweizerisch^ ^audwirth findet seine Rechnung besser bei der Rindvieh^ucht. Sowohl schone Zuehtstiere als Riuder sind seit einigen Jahren ges.^hte Aussuhrartikel geworden, und überdies haben die Eisenbahnen dem Milch- und Bitterhandel einen Weg nach^ dem Auslande geoff^et. Der Käshandel hat sich^ seit ein paar Jahren ebeusalls ausgedehnt und damit zur Sicherung

der Rentabilität der Milehwirthsehast wesentlich beigetragen. Das Ver-

109 mindern der Weiden durch Bodenverbesserung und durch Vertheilung vieler Korporationsalpen hat manchem Bserdezüehter die Möglichkeit genommen , seinen Füllen den zur gesunden Entwiklung und zur Kräf^.

tiguug notwendigen Weidgang zu erhalten, zumal die getheilten Weiden

im Werthe gestiegen sind. Die vom 14.---18. Oktober 1865 in Aarau abgehaltene allgemeine schweizerische Bferdausftelluug hat auch über die eingetretene qualitative Abnahme der schweizerischen Pferdezucht keinen Zweifel übrig gelassen. Bei derselben konnte aus Mangel an schonen Exemplaren der erste Breis weder für die Heugste^, noch für die Stutenabtheilung verabfolgt werden.

Die Abnahme der Bferdezucht hat bedeutende Rateile für die

schweizerische Volkswirthschast ^ur Folge. Das Bserd als Zugkraft für

landwirtschaftliche Zweke ist dem grossen Gutsbesiz unentbehrlich. Seine Stärke und Schnelligkeit hilft dem Landwirthe in Zeiten, wo es Roth

thut, mit rascher Beförderung das Akerfeld pflügeu. den Dünger herbei^

schaffen und die Ernten unter Dach bringen. Zu aus den Hochgebirgen ist es ebenfalls unentbehrlich.

Arbeit ersparende Maschinen und Geräthe erfordern Zugkraft, z. B. die Bserdehake, der Bferderechen , die Dreschmaschine, die Wiesenegge u. s. w. Anch von Bausteinen, wenn der Bau rasch por stch gehen Bferd nicht leicht ersehen.

den Holzaussuhren Verschiedene neue, nicht weniger seine die Mähmaschine, für den Transport soll , lässt sich das

^ür den Dienst der Bost in jenen Gegenden , wohin keine Eisenbahnen reichen, ist dasselbe so unentbehrlich, dass auch seine offentliehe und ftaatswirthsehastliche Bedeutuug uieht zu verkennen ist. Roch mehr tritt diese beim Militärwesen hervor. Kein Heer kann in. ^elde ohne Bserde bestehen. Die Armee bedarf der Bferde zum Dienste der kommaudireudeu Offiziere, zum Transporte von Munition, von Waffenvorräthen und Gepäk, zur Ausrüstung der Artillerie und Kavallerie und zum Botendienste.

Bei sortgesezter Abnahme der Bserdezucht und bei der Vertrustung aus die Bferdeinfuhr entstehen wesentliche Rachtheile. ^ässt man die Sache so g^.hen, so wird steh in der .^olge die ^nr Bebaunng der Aeker und Wiesen u. s. w. erforderliche Zahl von Bferden namentlich dann nicht mehr vorfinden, wenn die Schweiz in einen abhaltenden Krieg verwikelt werden und ihr in einzelnen Treffen eine grossere Anzahl Bserde .zu Grunde gehen sollte , die sofort wieder zu ersten wäre. Es dars dabei nicht ausser A^ht gelassen werden , dass ein Krieg ausser den zu dessen Rührung uothigeu Militarpserden eine Menge militärischer Re^uisitioneu zum Trausport von ^ebeusmittelu , Stroh , Hol^ n. s. w.

sür den Bedarf der Truppeu uaeh sich ziehen würde. Die ^serde der .^andwirthschaft ihre^u eigentlichen Dienste entziehen , hiesse den Bodenertrag beschränken, was in Zeiten, wo der Schweiz die Einfuhr von

110 .Lebensmitteln vom Auslande abgesperrt wäre, pon unberechenbarem Rachtheil sein müsste.

Dazu k o m m t . n och, dass, wenn ein Krieg in Ansicht steht oder erklärt ist, die dabei betheiligten oder angrenzenden Staaten die ^serdAusfuhr zu verbieten pflegen. Durch ein solches Verbot abgesperrt vom Bezug ihres Bedarfes aus dem Auslande, würde die Schweig sür das ^lnsbringen ihrer Armeepserde enorme Kosten haben. .

Das Bserd als Handelsware kann ein sehr wichtiger Gegenstand des Verkehrs werden. Dieses ist aber nur moglieh bei rationeller Bserde^ zucht. Wie bei jedem andern Gewerbe bilden auch bei . diesem Rachfrage und die Qualität der Waare die V..rkaussmogli.l^eit und l^en Verkaufswerth. Jn allen europäischen Staaten, wo die Pferdezucht auf einen gewisseu Standpunkt von Vollkommenheit gelangt ist, gilt der Vserdehandel als ein einträglicher Zweig der Viehzncht treibenden Bevolkerun.^. Ein grosser Betrag konnte der Schweiz erspart und ihrer Viehzucht zugewendet werdeu , wenn eine Pferdezucht eingeführt wird, welche den Bezng von Vserden aus dem Auslande entbehrlich macht.

.^ius .^eu von den Kantonen über den Stand der schweizerischen Bserdezucht eingelangten Antworten ergibt sich, dass für deren Verbessernng in den Kantonen Aargau, Bern, Basel-Landschaft, ^reib..rg, Solothurn, Schafshansen, Zürich, St. Gallen, Uri, Wallis und Waadt schon seit Jahren Schritte gethan wurden. Graubünden hat sich in jüngster Zeit solchen Bestrebungen augeschlossen. Sogar schon im vorigen Jahrhundert sind von den Regierungen in B.^rn und in der Waadt und in ^reiburg Anstrengungen in dieser Riehi.u..g gemacht worden.

Jm Kauton Bern war es das nun aufgehobene Kloster Bellela...., welches die Pferdezucht in den Freibergen ins Leben rief und ihr namentlich dureh Eiusül^ruug arabischer und andalusischer Hengste zu eiuent Rnfe verhals, der bis zu den heutigen .^ag^n reicht. Dasselbe ist der ^all unt dem Kloster ^iusiedeln , welches steh vor Zeiten ebenfalls um die Bserde^ü.htung und um .^lufstelluug eines eigenen Schlages verdient gemacht hat. Der Ruf des Einsiedlersehlages wird auf die Einführung eines audalusisehen Hengstes und dessen Einwirkung auf die ..^eht

zurükgeführt.

Jn allen obeu erwähnten Kantonen war bisher das Züchtnngswesen gesezlich geordnet. Meistens fand Brämirung von preiswürdigen Thieren statt, hier jährlieh, dort von 3 zu 3 Jahren.

Die Kantone Ludern, Uri, ^reibnrg, ^olothurn, Basel^andschaft, Schafshausen und Wallis erklären das .^rämirungss.^stem für ihre Ver. hältnisse als nüzlich und wollen mehr oder weniger günstigen Erfolg davon wahrgenommen haben. Uri, Solothnrn und Wallis sind der Ansicht, dass ohne Brämiens...stem der Vferdezucht kaum mehr grosse Ansmerksamkeit geschenkt werden. dürste.

111 Mehrere Kantone stnd beim Vrämiens.^ftem nicht stehen geblieben.

So hat namentlich der Danton Waadt in den Dreissigerjahren ein...

Stuterei errichtet. Dieser Haras bewährte sieh nieht. Eben so wenlg hatte dort der Ankauf einer Vferdweide durch den Staat (1860) den erwarteten Erfolg. .Obwohl gehörige Schirmhütten dafür erbaut und nur geringe Tax^en für den Stoss festgesezt wurden, fand doch der Versuch bei der Mehrzahl der Bserdezüchter wenig Anklang. Die Zahl der ausgetriebenen Füllen sank von 82 aus 47. Bis zum Jahre 1856 hatte das Brämieus.^stem fortgedauert. Hatte es sich im Ganzen auch nicht so übel bewährt, so gaben sieh bei ihm doch neben grossen Vor-

theilen auch wesentliche Mängel kund. Raeh solchen vielfältigen Er-

fahrungen betrat der Staat , auf den Vorschlag einer Kommission von Sachverständigen, einen neuen Weg. Er kaufte von 2 zu 2, oder von 3 zu 3 Jahren jeweilen 2 Hengste an, welche er dann mit einer pekuniären Einbusse, aber unter schulenden und den Jnteressen der ^Bferdezucht dieuenden Bestimmungen auf dem Wege der Versteigerung an

Vserdezüchter überliess. Das diessällige Opfer des Staates für 2 Hengste in 2 Jahren belief sich auf 1200-1400 Fr. Die wohltätigen Wirkuugen dieses Versahres liessen nieht lange auf sich warten. Jndessen hatten die Versuche mit Bercheronhengsten zur Folge, dass ein etwas zu schwerer Schlag gezogen wurde, der sich nur sür Lastwagen eignete.

Man versnchte es daher später mit Hengsten halbenglischen Blutes und Rormändern englischer Abkunst. Diese Kreuzung hat sich zur Znfriedeuheit der Regierung, der ^ferdezüchter und der Vserdebesizer bewährt.

Bei der Versteigerung unter dem Ankaufspreis behielt sieh die Regierung vor, unter den Hochstbietenden ihre Wahl zu treffen. Sie sieht hiebet darauf, dass die Hengste nur in gute Hände, namentlich nicht in diejenige von Wirtheu kommen und im Lande möglichst gleiehmässig vertheilt werden. Der Erlös wird sür das aus den Verkauf folgende Jahr zu ^rämieu verwendet, welche den Bessern von andern ausgezeichneten Hengsten, sowie auch von Stnten und Füllen zufallen. Die guten Ersolge dieses Systems werden von den Bferdezüchtern der Waadt anerkannt und haben sich auch bei der schweizerischen Ausstellung in Aarau.

bemerkbar gemacht.

Auch der Grosse Rath des Kantons ^t. Gallen hat am 29. ^o-

vember 1866 den Besehluss gefasst, znr Hebung der dortigen Vferdezncht 3 Zuchthengste und 12 Stuten ans Staatskosten anzuschaffen und dieselben den Vserdezüchleru um 70 ^ des Ankaufspreises zu überlassen, sobald dafür Anerbietungeu zur Uebernahme gemacht werden.

Der Kanton Schafshansen hat zur .^.ebung seiner Pferdezucht seit einigen Jahren aus seiuer, mitten im Lande gelegenen Domäne Griesbach .... B e schä l h e. . g st e aufgestellt^ welche den kantonsaugehorigen Vferdezüchtern zum Belegen der Stnten dienen. Den Bessern , welche sieh

Bundesbla..... J.^rg.XlX. Bd. III.

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112 ausweisen, das. sie die schonften Stuten belegen liessen , werden Breise^ verabfolgt. Alle 4 Jahre findet eine Ausstellung von Bferden der Jn^ ^ueht statt, wobei Fr. 3000-4000 als Brämien sür ein- bis vierjährige Vfexde .zur Vertheilung kommen. Diese Einrichtungen bewähren sich in doppelter Begehung, indem im Kanton ein ziemlich befriedigender Bserde-

schlag sich hexanbildet und die Beschäler mit Stuten aus Deutschland uud den Rachbarkantonen besucht werden. Die ausgestellten Hengste sind aus den Staatsgestüten hervorgegangene Thiere halbenglischen Blutes (Anglowürttemberger).

Der Kanton Waadt und der Kanton Sehaffhausen haben ansserdem eine Einrichtung m.t einander gemein, die sür das Gedeihen der Bferdezueht vou unsehäzbarem Werthe ist. Es ist die auch vom Kanton Bern seit 1862 gesezlich beschlossene, aber noch nicht ins Leben gesührte Kontrolle über Abstammung. Darin ist Vater und Mutter des Füllens sammt den erblichen Eigenschaften angegeben. Dieses in England seit beinahe einem Jahrhundert mit den.. besten Erfolge angewendete Versahreu dürste das beste Mittel sein , in der schweizerischen Vserdezneht zu richtiger Erkenntnis.. und zu einem gehörigen System zu gelangen. Es ist ein Ersahrungssaz der Pferdezucht, dass bei der ersten Zeugung vou Bserden edler Raee sich häusig Erbmängel der Voreltern zeigen , welche in ..der zweiten oder dritten reiublütigeu Fortpflanzung sich verlieren.

Eine fernere Thatsaehe ist .die, dass fremde Bferde, die in ein .Land eingeführt werden , das ein anderes Klima und andere Ernährungsweise hat, sich in ihrer neuen Heimat akklimatisiren müssen uud ihre Zengnngs.

produite gar oft der sonst berechtigten Erwartung nicht entsprechen, son-

dern dass erst bei der 2. uud 3. Abstammung die ursprünglichen Eigen-

sehasten und edeln Auszeichnungen den Kultnrverhältnissen angepasst steh einstellen. Diese beiden höchst wichtigen ^Erscheinungen können nur mit Hülse vou Abstammnngskontrollen in ihrem wahren Werthe beurtheilt werden.

Prämien für Hebung der Bserdezncht gaben bis znr jüngsten Zeit .

Zürich, von 3 zn 3 Jahren bei Viehansftellnngen in preisen von je 100-300 Fr. sür schöne Hengste.

Bern, jährlich 20,000 ^.nken, Ln^ern, jährlich nugesähr 1200 Fr. in Vreisen von je ^..0^200 ^r.

für Hengste ^ Uri, jährlich l70 ^r. sur 2 Hengste ; ^reiburg, jährlich bis zum Betrage von 1200 Fr. ; .^olothnrn. jährlieh mit Inbegriff der Unterhaltungsgelder 1000 Fr..

Schaffhausen, jährlich 330 F..... sür ^uchtstuten uud alle 4 Jahre .^000^4000 Fr. sür selbstge^ogene Bferde.

Appeuzell J. Rh., jährlich 270 Fr. an Hengfthalter ; St. Gallen, bis zum^Beschlnss der Bferdankäuse jährlich 3000^..,

113 Graubünden hat in der lezten Zeit jährlich 3000 Fr. auf sein

Budget gesezt.

Waadt, alle 2 Jal.re 8000 Fr.

Die kantonalen Prämien für Pferdezucht belausen sich also jährlich

aus 30^-40,000 Franken.

Bei allem dem ist die schweizerische Bserdezucht mit solchen Schwiexigkeiten verbunden, dass ihr nur durch die Da^visehenkunft des Bundes ein gedeihlicher und rascher Erfolg gesichert werden kann. Frankreich, dessen Grenzen -,.^ des Umsanges der Schweiz berühren, macht ihr eine sehr bedeutende Konkurrenz. Dort ist die Bserdezucht durch staatliche Unterstüzung zu einer allen .Bedürfnissen , denen der Armee, der Landwirthschast, der Jndustrie un^d des Lu^us entsprechenden Bluthe gelangt.

Frankreich gibt noch eine schone ^ahl wertvoller Bserde ans Ausland ab. Mit der daherigen Konkurrenz im Westen der Schweiz wetteisert im Osten der Schweiz diejenige Württembergs, das eine durch englisches Blut aufgefrischte Pferdezucht von Staats wegen betreibt. Schafshanseu , Thurgau , St. Gallen und Appenzell gehoreu zu seinen namhaften Kunden. Ueberdies besuchen die schweizerischen Vferdeinkäufer die ..^ferdemarkte von ganz Rorddeutschlaud und diejenigen von Ungarn.

Ein ...^tutenbesizer kann für sich allein nicht u.ohl einen eigenen Hengst halten^ er ist daher abhängig von den Anschaffungen anderer Vferdezi.chter, und diese Anschaffungen sind nicht immer der Art, dass die zu paarenden Zuchtthiere iu Raeeu, Form, Grosse und andern Eigenschaften zu einander in passendem Ebenmaße stehen. Je mehr für dieses Ersorderniss gesorgt ist, desto leichter und gedeihlicher kann die Pferdezucht sieh entwik^.lu. ^on Brivateu ist dies sehr schwer zu erzielen. Sie weichen iu ihrer Wirthsehaftssührung und iu ihren Ansichten von einander ab. Bei ihrem Tode gehen ost die Ersahrungen, auf die sich Schlüsse baueu lassen, verloren. Einzelne Kantone, die sich der ^ferdezueht annehmen, müssen den Bserdebefi^ern lästige Verkaussbeschränkungen anserlegen , oder aber gewärtigen , dass der Ruzen ihrer Subventionen ^achbarkantoueu zufällt, die, troz ihrer Unthätigkeit, durch ihre Angehorigen iu den Bestz der schönsten ^üchtungsresultate gelangen. Ganz anders würde sich die Sache gestalten, wenn der Bund die Oberleitung der Pferdezucht durch ökonomische Betheiligung übernähme. ^ie schweizexisehen ^ferdezüchter und die Kautone dürfen dies nach der Ansicht der Kommission um so eher von ihm erwarten, als er es ist, der die Bserd^ aussuhrverbote in Reiten verhängt , wo die Bserde am meisten gesucht sind. Die Auswahl und Vaarung der Zuchtpferde
bildet iu Euglaud, Frankreich, ^xeußen und Hannover eine eigeue Wisseusehaft, die nicht bei jeden.. Landwirthe vorausgese^t werden darf. Die Regieaustalt bietet der Eidgenossenschaft einen zu ihrem eigenen Vortheil gereichenden Aulass, sich der schweizerischen Pferdezucht anzunehmen und iu mehrfacher.

Beziehung den Vserdezüchtern mit gutem Beispiele voranzugehen.

114 Nachdem sich die Kantonsregierungen und die landwirtschaftliche .Kommisston in diesem Sinne ausgesprochen hatten , vereinigte sich mit der leztern die militärische Kommission am 25. April lezthin ^u einer Schlussverhandlung, in welcher die Schlussnahmen der getrennten Siznngen bestätigt und vervollständigt wurden.

Jn^wischen hat auch der ostschweizerische Kavallerieverein, und zwar aus Anregung des schweizerischen landwirthschaftlichen Vereines , mit einer Vorstellung d. d. Winterthur den 28. Rovember 1866 bei uns für Hebung der schweizerischen Pferdezucht, namentlich für Einführung des englischen Halbblutes durch eidgenossische Ankäufe von Bserden im Ausland und deren Fortpflanzung im Jnlande , theils mit sremden, theils mit Erlenbacher - und Schw.^erstuten , sich verwendet. Dieses Vorgehen wurde von der h. Bundesversammlung in so weit uuterstüzt, als der Nationalrath am 12. Dezember gl. J. eine Motion von 26 Mitgliedern und der Ständerath am 14. desselben Monats eine solche von 8 Mitgliedern erheblieh erklärte und uns zur Berichterstattung überwies.

Die eine wie die andere Motion lautet wie folgt : "Es wolle die h. Bundesversammlung beschliessen :

,,1. Es sei aus das Büdget von 1867 eine Summe von 60,000 ^ranken zum Zweke der Unterstüzuug der schweizerischen Bserdezucht ,^u nehmen ; .,2. sei der Bundesrath eingeladen , bis zur nächsten ordentlichen ..Session der Bundesversammlung Berieht und Anträge über die z.vek,,mässigste Verwendung dieses Kredites einzubringen.^ Nachdem wir die Frage.von den verschiedenen Gesichtspunkten ans, die dabei in Betracht kommen , durch Sachverständige haben prüfen lassen, kommen wir in Würdigung der Ansichten beider Kommissionen zu sollendem Ergebnisse.

Die Schweiz besizt nach der Zählung vom Jahre 1866 in runder

Summe eine Million Stük Rindvieh und nur 10l),..)00 ^serde. Die Rindviehzucht ist von viel grosserer Wichtigkeit als die Bserdezncht.

Jene ist lohnender^ ste wirst einen sieherern und schnellern Ertrag ab.

Ueberall, wo die Rindvieh^ucht .....ohl gedeiht , drängt sie daher die Vserdezucht in den Hintergrund. Es kann nicht von ^erne die Ausgabe sein, dieses irgendwie zu hiudern^ es ..^äre vielmehr ein grober nationalol.onomischer fehler, weun man die Bserdezucht in der Schweiz aus Kosten der Rindviehzucht auszudehnen versuchte.

Es gibt aber Gegenden, besonders Weiden und Alpen, wo die Vserdezueht besser gedeihen kann als die Rindviehzuehl. Jn Wirkliehkeit werden 9l)00--..10,l.)l)0 Stnten zur Zucht verwendet. Die ^ählung vom Jahre 1866 ergab 9505 trächtig oder säng^.nde Zuchtstnten und dem entsprechend 5644 Hengstsüllen unter 2 Jahren. Rechnet man

115 gleich viel Stutenfüllen hinzu und vertheilt man die Gesammtzahl von

11,288 aus 2 Jahre, so ergibt sieh die wirklich vorhandene ^üllenzahl,

wie sie ungefähr vorausgeht werden darf.

Wenn nun in der Schweiz jährlich 5000-6000 Füllen prodnzirt werden , so ist es keineswegs gleichgültig, ob sie zu tauglichen, den Laudesverhältnissen entsprechenden Pferden sich entwikelu. Schon vom landwirtschaftlichen Staudpunkte aus erhellt klar der Vortheil, der aus einer gesuchten , daher leicht verkäuflichen und theuren Produktion erwachsen mnss. Derartigen Anforderungen genügt unsere Landesrecht in keiner Begehung. Während die Landespferde durchschnittlich zu massigen Breisen verkaust werden, kommen im Allgemeinen diejenigen Bferde

nicht so billig zu stehen, die in die Schweiz eingeführt werden , zumal

die Einsnhr die Aussuhr sehon der Zahl naeh ungefähr um die Hälfte übersteigt. Dieser Tribut an das Ausland müsste geringer werden, wenn die Landeszucht gehoben, namentlich wenn sie qualitativ verbessert würde.

Die Bserde des Landes sind serner ein Bestandtheil der Wehrkrast desselben. Rur dann kann die Schweiz unabhängig vom Auslande ihre Wehrkraft vollständig erhalten, wenn ste auch die sür den Reitdienst und für die Kriegssuhrwerke erforderliche Zahl und Qualität

Bserde besizt. Die Zählung ergibt einen Bestand von 64,000 Stuten

und Wallachen im Alter von 4 oder mehr Jahren, d. h. einen Bestand von Bserden, die - im Uebrigen ihre Tauglichkeit vorausgesetzt -- zum Militärdienste verwendet werden konnen. Ein Ausgebot unsers gesammten Heeres würde einen vollen Drittel dieser ^ahl in Anspruch nehmen. Allein wer mit den thatsächliehen Verhältnissen etwas vertraut ist , weiss , dass naeh Abzug der sür die unentbehrlichen Verkehrsmittel notwendigen Bserde aus der übrigen Zahl nicht mehr die nöthige Menge tauglicher .^tüke ausgezogen werden konnte. Wenn man auch

die Bespannung nothdürstig noch fände, so fehlt es doch in hohem Masse

an den nothigen Reitpserden. Aus diesen Gründen sehen wir uns denn auch, sobald ernstliehe Kriegsrüstungen stattfinden , jeweilen zu Massregeln veranlag, welche die Bferdeaussuhr hindern. Durch die Rothwendigkeit solcher Massregeln allein sehon wir.^ das Jnteresse des Gesammtvaterlandes an dem Bferdebestande nachgewiesen.

Die V e r b e s s e r u n g der Bferdezucht liegt somit im Jnteresse des Laudes. Die Verbesserung der Rachsucht fordert die Rentabilität dieses

Zweiges der Landwirtschaft, und in der grossern Rentabilität liegt der

mächtigste Hebel ^u seiner Vermehrung.

Die Mittel zur Hebung der Bferdezucht liegen zum Theil in der Fütterung und Bslege der aufzuziehenden Thiere, hauptsächlich aber und zum weit grossern Theile in der Herbeischaffuug vou Zuehtthiereu, welche in ihrem Bau und den daraus sich ergebenden Leistungsfähigkeit die für ein tüchtiges Bserd erforderlichen Eigenschaften besizen.

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Es fehlt der Schwe^ an kräftigen, gängigen Bserden , wie solche sowohl der Krieg , als die Verwendung im Frieden .i de.^.. m.^ns, an der Earrosse u. s. w. erfordert. Solche Vferde sind in der ganzen

Welt die gesuchtesten, weil urbarsten, und ihre Zucht ist hauptsächlich für die Schweiz Bedürsniss und gleichzeitig rentabel. Aber für dieselbe

bedarf es vom Auslande herbeizuschaffende Zuchtthiere. Mit dergleichen Hengsten konnen verständigerweise hochsteus die bessern Stuten der eiegantern einheimischen Raeen, des Simmenthals und der Zentral- und Ostsehweiz zur Kreuzung versucht werden. Diese Raeen sind leider bexeits zn weit vom Jdeal eines guten Vferdes entfernt , als dass ihre wesentliche Verbesserung aus sieh selbst mit nahe liegendem Erfolg zu erzielen wäre.

Bei der forts.hreitenden Entwiklung der Verkehrsmittel sind übrigens die Anforderungen an das^ Bferd gestiegen. Die Bserdezucht ist in den Ländern, wo sie rationell betrieben wird, in einem Fortschritte begriffen^ bei welchen Raeen und Schläge, die bei ihren althergebrachten Eigenschaften verharren, auffallend zurükbleiben. Wenn sich nun aber die Anforderungen an die Vferde steigern , so wird derjenige Züchter, welcher hieraus keine Rüksicht nimmt, auf dem Markte eine Rolle spielen gleich derjenigen eines Fabrikanten, der nach altem Herkommeu ohne Rül.sicht ans die Bedürfnisse des Konsumenten produzirt.

Die Fnhr- und Akerbaupserde der westlichen Schweiz, so wie auch die Saumpserde der Gebirge, dürfen ohne Rachtheil für die Zukunst Verbesserungseinflüssen uicht länger entzogen bleiben.

Wenn die ^erbeischasfung geeigneter Zuchtpferde aus dem Auslande als das geeigneteste Mittel zur Hebuug der Pferdezucht erscheint, so muß noch hervorgehoben werden, dass vorzugsweise Hengste uoth.oeudig sind, um einen möglichst raschen Ersolg zu erzielen. Gleichzeitig ist aber die Herbeischaffuug einer Anzahl entsprechender Stuten zwekmässig, um durch Jnzucht die abgehenden Beschäler ersehen zu konneu. Die . Herbeischassung fremder Zuchthengste ersordert grosse Umsicht sowohl als ausgedehnte Mittel. Solche zu bieten , ist der Einzelne nicht wohl im Staude. Dies einsehend, haben einzelne Kantone ausländische ^ncht-

thiere mit glüklichem Ersolge eingeführt. Allein derartige vereinzelte

Anstrengungen, so verdienstlich sie sind, verschwinden im grossen Ganzen, oder werden erst nach einer Reihe von Jahren die gewünschten Vortheile darbieten, wenn nieht umfassender vorgegangen wird.

Die Herbeischasfung geeigneter Zuchtpferde erscheint somit als ein osfeutliches Werk , an dessen Zustandekommen der Bund ein grosses Jnteresse hat, das aber über die Kräfte des Einzelnen geht und für welches auch die bisherigen Anstrengungen einzelner Kautone nicht ausreichen.

117 Wenn wir für den Bund unter den gegenwärtigen Umständen die dringende Notwendigkeit, in die Pferdezucht einzugreisen, anerkennen, so wollen wir aber damit keineswegs behaupten, dass derselbe diese.

..^ucht von sich aus treiben , ein kostspieliges Gestüt errichten oder auch nur ein Hengstdepot unterhalten soll, wie es alle uns umgebenden Staaten machen. Er soll nur die geeigneten Zuchtthiere einführen und sie an Züchter unter Bedingungen abgeben , welche einen erfolgreichen Betrieb der Bserdezucht gestatten und dabei die Verwendung der Ghiere für den Zwek, für den sie eingeführt sind, sichern. Ueberdies sollen die Kantone ihre bisherigen Leistungen zur Veredlung der Bserdezucht mit denen der Eidgenossenschaft verbinden. Der Vortheil, geeignete Zuchtthiere verhältnissmässig billig zu beziehen, soll in erster Linie denjenigen Kantonen Anstehen , welche eigene Opfer mit denen des Bundes pereinigen.

^,ur Sicherung des Ersolges ist nothwendig , dass die neue Zucht längere Zeit konsequent durchgeführt werde, und wir haben nur desshalb in den Gesezentwurs eine Bestimmung über ^estsezung der Buudessubsidien sür die nächsten 5 Jahre nicht ausgenommen, weil vorausgesezt werden darf , dass die h. Bundesversammlung , wenn sie die ^ache wirklieh an die Hand nehmen will, ^zur Erreichung des Zwekes die nöthige

Zeit und die erforderlichen Mittel bei Festsezung des Budgets jeweilen

^gewähren werde.

Die ersten ^Anschaffungen werden die grossten ^pser erfordern.

Wir rechnen dafür einen Gesammtauswand von 60,000 Fr. in der Weise, dass ungesähr 20 Hengste zu durchschnittlich 5000 Fr. angekauft und mit einem Verluste von je 2000 ^r. verkauft , Stuten hingegen 20 zu durchschnittlich 3000 ^r. erworben und mit einer Einbusse von 1000 ^r. erlasseu würden. Für jedes folgende Jahr müsse ein Drittel jener Summe vollstäudig ausreichen , nicht bloss um den ersten ...^tand der Znchtthiere zu erhalten, sondern auch um der Vferdezueht durch neue Jmportationen und andere Anregungsmittel wesentlich auszuhelfen.

Es ist also nicht zu besürchten, dass später Vermehrung der Bun^ desunterstüzung verlangt ^ werde. . Leichter gedenkbar ist der Fall, daß ungünstige Verhältnisse den ersten Ankauf nicht ganz aus einmal in geeigneter Weise ermöglichen. Jn einem solchen Falle sollte der unverwendet gebliebene ^Kredit seiner Bestimmung nicht entzogen, sondern der Vervollständigung früherer Ankäuse vorbehalten werden.

Uebrigen.^ wird an der .^and der Erfahrung die Zukunft lehren , wie Schritt für Schritt weiter vorzugehen ist.

118 Zu diesem ^weke schlagen wir Jhnen nachstehenden Beschlussentwurf ^..or, wobei wir den Anlass benuzen, Sie, Tit., unserer vollkommensten ..Hochachtung zu versichern.

B e x n , den 22. November 1867.

Jm Ramen des schweiz. Bundesrathes, Der V i z e p r ä s i d e n t .

l^r. ^. Dubs.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft .

^ie^.

Beschlußentwurf betreffend

Hebung der schweizerisch.^ Pferdezucht.

Die B u n d e s v e r s a m m l u n g der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht eines Berichtes des Bundesrathes vom 22. Rovem-

.ber 1867,

b e s eh li esst: Art. 1. Der Bundesrath wird ermächtiget, eine Anzahl Zuehtpserde, vorzüglich Hengste. welche sich zur Verbesserung der sehweizeri^.hen Pferdezucht eignen, im Auslande anzukaufen.

Art. 2.

Bei diesen Ankäufen soll vorzugsweise das englische Halbblutpferd berüksichtiget werden.

Art.. 3. Die eingesührten Zuchtpferde werdeu unter Berüksiehti.^ung ihrer besonderu Tauglichkeit zur Verbesserung der einzelnen sehweifrischen Raeen und Schläge in die betreffenden Gegenden verkaust.

11.^ Art. 4. ^..ex Verkauf hat unter Bedingungen zu geschehen, welche die Ruzung der Zuchtthiere zum Zweke der Hebung und Verbesserung.

der Vserdezucht garaütiren.

Art. 5. derselbe geschieht an die Kantonsregierungen oder an.

Jnstitute und Vereine , die pon denselben hiesür bezeichnet werden , im Verhältniss der eigenen Leistungen der Kantone zur Erreichung des durch diesen Beschluss angestrebten Zwekes.

Art. 6. Zur ^..ekung der voraussichtlichen Verluste aus den ersten Ankäufen wird ein Kredit von^ 60,000 Franken für das nächste Jahr

bewilligt.

Art. 7. ^..er Bundesrath ist mit der Vollziehung dieses Beschlusses beauftragt.

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Bericht des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung betreffend Hebung der schweizerischen Pferdezucht. (Vom 22. November 1867.)

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1867

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07.12.1867

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105-119

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