1014

# S T #

Schweizerische Bundesversammlung.

In der Sitzung des Nationalrates vom 20. Dezember 1917 hat Herr Präsident H. Calarne zum Andenken an den verstorbenen Herrn Nationalrat Rudolf Su t er folgende Ansprache gehalten: Herren Nationalräte l Am abgelaufenen 28. Oktober ist Herr Rudolf Suter aus Zofingen mit der glänzenden Zahl von 6138 Stimmen im 36. eidgenössischen Wahlkreise als Mitglied des Nationalrates wiedergewählt worden. Zum siebenten Male haben so seine aargauischen Mitbürger das vor 16 Jahren in ihn gesetzte Vertrauen bestätigt.

In der Tat wurde Rudolf Suter am 10. März 1901 als Nachfolger des am 8. Februar zuvor verstorbenen Herrn Erwin Kurz zum Mitgliede des Nationalrates gewählt. Er hatte sich damals dank der in kantonalen Angelegenheiten entfalteten Tätigkeit eine gesunde Volkstümlichkeit erworben. Seine politischen Freunde hatten Hoffaungen in ihn gesetzt, die er nie getäuscht hat.

Und nun ist Nalionalrat Suter nach 16jähriger hingebender parlamentarischer Arbeit von uns geschieden, ohne dass wir, seine Kollegen, fast Zeit gehabt haben, die Nähe des letzten Abschiedes ins Auge zu fassen.

Sie werden, meine Herren, von mir nicht verlangen, dass ich Ihnen mit der trockenen und mathematischen Genauigkeit eines Statistikers die Laufbahn unseres Kollegen Suter ins Gedächtnis zurückrufe. Gestern hatten ihn seine Wähler von neuem mit der Vertretung ihrer Angelegenheiten betraut; ein unheilbares Leiden hat ihn jetzt hinweggeraflft. Suter scheidet von hinnen, selbst ohne noch einmal in diesem Saale den feierlichen Eid haben schwören können, dem sich die zu unterwerfen haben, die das souveräne Volk in die gesetzgebende Landesbehörde schickt.

Suter, der am 21. Juni 1845 in Zofingen geboren ist, stand in seinem 73. Altersjahre. Man hätte indessen angesichts seiner heitern und so geselligen Gemütgart hinter ihm keineswegs einen der Altesten dieses Rates gesucht. Warum sollte ich wiederholen, dass er von 1864 bis 1866 in Zürich, am eidgenössischen Polytechnikum, technischen Studien oblag, wo er dauci hafte freundschaftliche Beziehungen anknüpfte, die er später zu vertiefen

1015 Gelegenheit hatte? Und wozu sollte ich ihm in seiner industriellen Laufbahn folgen? Hier wollen wir nur den politischen Menschen, don der öffentlichen Sache geweihten Bürger würdigen. Im Jahre 1879, im Alter von 34 Jahren, zog Rudolf Suter in den Grossen Rat seines Kantons ein, den er 1989 präsidierte; Berufenem wird die Aufgabe zufallen, Suters Rolle in der kantonalen Politik geeignotenorts gerecht zu werden und seine Verdienste, die er auch in seiner Eigenschaft als Mitglied des Handelsgerichts seines Heimatkantons während 18 Jahren geleistet bat, gebührend hervorzuheben.

Und ich muss es auch denen, die sein Vorrücken im Militärdienste verfolgt haben, überlassen, die demokratische Auffassung von unserer Armee zu kennzeichnen, der dieser Oberst von Fach, dem selbstherrlichen Gebaren gewisser Berufsoffiziere durchaus , abhold, von jeher gehuldigt hat.

Kaum mit Oberst Suter bekannt geworden, war man von seinem liebengwürd gen Wesen, der Herzlichkeit seines Entgegenkommens eingenommen. Bei ihm war nichts gekünstelt, er zeichnete sich aus durch natürliche Liebenswürdigkeit.

Sie haben ihn gekannt, und Sie haben ihn, meine Herren, geachtet. Er legte sich weise Zurückhaltung auf und sprach nicht bei jeder Gelegenheit; er verstand sich auf die Kunst, sich beschränkend MUSS zu halten, und griff nur ein, wann und wo es sein musste. Und eben deswegen schenkte ihm der Hat Gehör; man konnte sich auf sein weises .Urteil, auf seinen guten Rat verlassen und hörte gerne auf ihn. Sie haben ihn namentlich gehört an jenem Tage, an dem er, durchdrungen von der Gerechtigkeit der von ihm mit soviel Überzeugung vertretenen Sache, Ihre Zustimmung fand zu einer Herabsetzung des Zinsfusses für dus von vorwiegend aargauischen Städten, deren geschickter Wortführer er war, verbürgte Eisenbahnanleihen. Verdankte er übrigens nicht dem verbindlichen Wesen, durch das er mit ebenso beharrlichem als uneigennützigem Schicklichkeitsgefühl seine Freunde in seiner eindringlichen Redeweise zu gewinnen verstand, den Erfolg seiner Bemühungen?

Serren Nationalräte!

Nachdem Rudolf Suter im Jahre 1901 zum Mitgliede des National rat es erwählt worden war, wurde er sechsmal hintereinander in seinem Amte bestätigt: seine Wähler sind ihm treu geblieben; er fand hier ebenso unerschütterliche, treue und sichere Freundschaften wieder. Es hat ihn gekränkt, wahrnehmen zu müssen, dass wir uns manchmal nicht verstanden, wie es in

1016 Glück und Unglück unzertrennlich verbundene Eidgenossen tuo sollten. Und er hat sich bei jeder Gelegenheit bemüht, widerstreitende Anschauungen vermittelnd auszugleichen ; er war von der Überzeugung durchdrungen, dass nur Missverständnisse un& vorübergehend entzweien konnten, und er machte es sich, zur Aufgabe, diese Missverständnisse zu zerstreuen.

Unser Kollege Suter mochte als Einsamer gelten, trotzdem er einer der geselligsten Menschen war. Bei dem Gedanken, dass wir sein herzensgutes und treues Antlitz nicht mehr sehen, seine so treuherzig gereichte Hand nicht mehr drücken, seine Ermahnungen zur Eintracht und Einigkeit nicht mehr hören werden, beschleicht uns tiefe Wehmut. Der Tod hat einen unserer Besten hinweggerafft.

Ich lade Sie ein, meine Herren, sich zur Ehrung des Andenkens unseres teuren verstorbenen Kollegen Rudulf Suter von Ihren Sitzen zu erheben.

# S T #

AILS den Verhandlungen des Bundesrates.

(Vom 22. Dezember 1917.)

Dem Kanton Tessin wird an die Kosten der Wiederherstellung der Kapelle von San Rocco in Bissone ein ßundesbeitrag von 20 °/o des auf Fr. 11,000 angesetzten Voranschlages, im Maximum Fr, 2200, zugesichert.

Dem Kanton Tessin wird an die zu Fr. 49,000 veranschlagten Kosten der Lawitienverbauungen und Aufforstung TremorgioSgonfio-Faura di Fiosso, Gemeinde Proto (Rodi-Fiosso), ein Bundesbeitrag von 70 °/o, höchstens Fr. 34,300, zugesichert.

Die Abänderung der §§ 15, 18 und 19 der Verordnung betreffend das Zivilstandswesen des Kantons Basel-Landschaft vom 13. November 1911 wird vom Bundesrate genehmigt.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Schweizerische Bundesversammlung.

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1917

Année Anno Band

4

Volume Volume Heft

54

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

29.12.1917

Date Data Seite

1014-1016

Page Pagina Ref. No

10 026 603

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.