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Botschaft des

Bundesrathes an die Bundesversammlung, betreffend die Erstellung eines Gebäudes für Physik und für die forstliche Versuchsstation der polytechnischen Schule in Zürich, nebst Lokalitäten für die meteorologische Centralanstalt.

(Vom 5. Juni 1886.)

Tit.

Seit nahezu 18 Jahren wird in den der polytechnischen Schule vorgesetzten Behörden und im Lehrerkreise der Anstalt das immer wachsende Bedürfniß nach zweckentsprechenden Lokalitäten für den Unterricht in Physik, namentlich in praktischer Richtung (Laboratorien) angeregt und besprochen. Chemie und Physik sind in der That die zwei Wissenschaften, welche durch den langen Kampf des Bundes mit Zürich über die Baufragen die treibenden Faktoren bildeten. Es kann also nicht verwundern, wenn nach langen Vorbereitungen endlich ein Vorschlag an die eidgenössischen Räthe gelangt, welcher, nachdem der Chemie Genüge geleistet ist, nunmehr auch der Physik zu ihrem Rechte und ihren Bedürfnissen gründlich verhelfen soll.

Schon im Jahresberichte der Schule p r o 1868 heißt es: ,,Die ,,Lokalitäten für die physikalischen Uebungen erweisen sich als ,,unzulänglich, und es müssen mit der Regierung von Zürich über ,,Beschaffung ergänzender Räumlichkeiten Unterhandlungen gepflogen ,,werden, die bereits angebahnt sind." Anno 1869 wird dieser Punkt dringend wiederholt. Im Jahresberichte von 1870 wird gesagt: ,,Eine Verständigung über die Baupflicht mit Zürich ist um

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,,so mehr anzustreben, als höchst dringliche Lokalbedürfnisse für .,,die physikalischen Arbeitsräume in allernächster Zeit zu befriedigen ,,sind."1 Seit 1868 vergeht kein Jahr, daß nicht dieser Gegenstand in immer nachdrucksamerer Weise hervorgehoben und der Nothschrei um Abhülfe wiederholt wird. Namentlich ergeht sich eine Spezialbotschaft des Schulrathes an den Bundesrath schon unterm 14. August 1872 in ausführlicher Darstellung dieses dringenden Bedürfnisses, und es wird schon damals die sofortige Abhülfe vom Bunde aus, wenn auch einstweilen auf Unrecht habende Kosten, beantragt. Die Klagen der Herren Professoren und ihr inständiges Bitten um Abhülfe begleiteten seit 1868 jeweilen die Klagen der Behörde, aber der leidige, schwebende Baustreit mit Zürich drängte stetsfort entscheidende Schlußnahmen zur Abhülfe in den Hintergrund und verwies auf Geduld und Zuwarten.

Während dieser Zeit machte die Wissenschaft der Physik so enorme Fortschritte, daß dieselben den Errungenschaften in der Chemie durchaus ebenbürtig an die Seite zu stellen sind. Ja die von uusern Schulbehördeii unabläßig erhobenen Klugen urn Abhülfe erscheinen heute selbst zu schwach, neben dem steigenden Rufe, der aus dieser Wissenschaft selbst ertönt, resp. aus der Fülle ihrer Resultate sich ergibt.

In der That hat sich hier Alles verändert. Der Physiker wird nicht mehr im Auditorium gebildet wie ehedem, sondern geradezu vorzugsweise im Laboratorium, in welchem sein Thun und Denken unmittelbar mit den Nalurkräften selbst zu leben und zu arbeiten angeleitet wird. So muß z. B. eine Maschinenbauschule heutzutage entschieden dafür sorgen, daß ihre Schüler eine physikalische Durchbildung in theoretischer und praktischer Richtung erhalten. So sehr hat diese Richtung neben der altern, konstruktiven Stellung genommen, daß z. B. die hervorragendsten Leiter der großen Maschinenwerkstätten der Schweiz, wenn sie ihre nächsten Angehörigen in polytechnischen Schulen unterbringen wollen, zunächst ängstlich tragen, ob da, wo sie ihre Studien machen sollen, auch für die physikalische Ausbildung theoretisch und praktisch genügend gesorgt sei. Es ist ja eine Sludienernst und Freudigkeit in hohem Grade anregende Erscheinung in «.er Wisseaschaft, daß die theoretische Denkkraft der Forscher in Verbindung mit dem Boden des Versuchs (in den Laboratoriums-
und Arbeitsräumen) eine wunderbare praktische Fruchtbarkeit für die Verwendung im Leben erwiesen hat und fortwährend erweist. Mehr und mehr in der That einigt sich in der Naturwissenschaft Forschung und Anwendung. Um keinen Preis darf unsere technische Hochschule die Förderung dieser Richtung vernachlässigen, die auf dem Gebiete der Physik geradezu die grüßten Resultate verspricht.

634 Bei der Größe dieser Aufgabe gestaltet sich die Erstellung der nöthigen Lokalitäten und die Beschaffung der wissenschaftlichen Mittel in dieser Richtung in der Thai und ohne Uebertreibung zu einer Lebensfrage für die Existenz und Rangbehauptung unserer technischen Hochschule. Dieser Marsch der physikalischen Wissenschaft während der Unterhandlungen über die Baupflicht hat in der That auch auf die Schulbehörden und den Bundesrath dermaßen Einfluß geübt, daß auf ernste rechtliche Prüfung und Gutachten gestützt, die Klage gegen Zürich auch auf Erstellung von Neubauten für Physik ausgedehnt wurde, während anfänglich hiefür nur Aenderungen im Innern des Hauptgebäudes gefordert und Neubau für spätere Zeiten vorbehalten war. Was der Bund Zürich zumuthete, davon wird er nach dem Vergleiche sich selbst nicht entbinden wollen, zumal die bestini inenden Gründe für einen Neubau nur gewachsen sind.

Wie besteht aber der jetzige Zustand die Kritik gegenüber der unabweisbaren Aufgabe?

Diese Kritik enthält die Botschaft des Schulrathes vom 24. Juni 1883 über den Bau des Chemiegebäudes bereits in der Hauptsache in folgenden Sätzen : ,,Die Dringlichkeit ganz neuer baulicher Einrichtungen für Physik steht durchaus auf ganz gleicher Linie mit der Chemie.

Wir müssen deßhalb sofort und gleichzeitig unsern Blick auch auf diese zweite Hauptsache für die Zukunft unserer Schule richten, welche den Vorarbeiten für Chemie möglichst nahe und rasch nachfolgen soll.

,,Von der Mitte der 70er Jahre an ist die Zahl der Laboranten in Physik, und zwar nicht nur aus der VI. Abtheilung der Schule (Fachlehrerabteilung in Mathematik und Physik), sondern aus fast allen Abtheilungen stetig gewachsen. Von ein paar Schillern, welche die von Anfang der Schule an hiefür verfügbaren höchst dürftigen Räume während mehr als einem Dezennium benutzten, ist die Zahl dieser Laboranten stetig auf 10, auf 20, auf 30 und über 40 gestiegen. Wenn der letzte verfügbare Kaum im Hauptgebäude nunmehr rasch und schon vor Eröffnung dos nächsten Schulkurses im Oktober 1883 nach Möglichkeit eingerichtet sein wird, wozu der große Seitengang neben den physikalischen Sammlungsräumen allerdings mit widerwärtiger Unterbrechung der freien Zirkulation im Gebäude, und der ganze ehemalige Vorkurssaal verwundet werden müssen, so genügt dies dem Platee nach aber höchstens für die jetzige Zahl. Das kleinste Mehrbedürfniß bleibt über unbefriedigt, kann überhaupt in diesem Hause au keinem Orte und an

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keiner Stelle weitere Befriedigung finden. Aber auch das Unwahrscheinliche angenommen, die Zahl der Plätze genüge für lange, so ist entschieden zu erklären und auf das Urtheil jedes Fachmannes von Bedeutung abzustellen dafür, daß die jetzt der Physik zugewiesenen Räume nebst denen, welche im Oktober 1883 hinzukommen, in keiner Weise den Anforderungen entsprechen, die an die Räume eines physikalischen Laboratoriums gestellt werden müssen. Dieselben sind zur Hälfte in die Erde v e r s e n k t , haben über sich eine Reihe von Hörsäälen, deren Füllen und Leeren «Ile Decken und Pfeiler und damit auch alle an Decken und Pfeilern befestigten Meßapparate in's Schwanken versetzen, und sind endlich in den verschiedensten Partien des Hauses z w i s c h e n L o k a l i t ä t e n e i n g e k e i l t , die den mannigfachsten andern Zwecken dienen und deßhalb in der s t ö r e n d s t e n W eise auf die p h y s i k a l i s c h e n A r b e i t e n z u r ü c k w i r k e n . So hat der eine Theil des Laboratoriums die Schmiede der mechanischen Schule, den Dampfmaschinenraum und die technologische und Maschinenmodellsarnmlung zu Nachbarn, lauter Nachbarn, die durch ihren Eisenreichthum und durch die mannigfach in ihnen bewegten Eisenmassen genauen physikalischen Messungen schaden So ist weiter der zweite Theil des Laboratoriums zwischen der Pedellwohnung der Universität, zwischen der Heizung des Hauses mit ihren zwei Dampfkesseln und zwischen dem zu letzterm gehörenden Kohlenmagazin eingeklemmt und die Verbindung zwischen diesem Kohlenmagazin und dem Heizraum führt mitten durch die Räumlichkeiten dieses Laboratoriumstheiles.a ,,Zudem ist überhaupt die ganze Bauart des Hauses derart, daß das Haus den Anforderungen, welche heutzutage an physikalische Arbeitsräume gestellt werden m ü s s e n , in keiner Weise genügen kann. Das Haus ist eben o h n e j e d e R ü c k s i c h t nahme auf physikalische Bedürfnisse gebaut, wie dieselben nach den jetzigen Erfahrungen und nach dem heutigen Stande der Wissenschaft verlangt werden müssen. F e i n e r e physikalische Arbeiten, welche h ö h e r n Ansprüchen auf Genauigkeit geniigen sollen, können in diesem Hause während der Semesterzeit wegen der durch das Kommen und Gehen der Leute verursachten Erschütterungen gar nicht ausgeführt werden. So muß z. B. Herr Professor Weber zur
Ausführung der vom internationalen Kornite zur Herstellung der elektrischen Einheiten gewünschten neuen Arbeiten über die absolute Widerstandseinheit, die nächste Sommerferienzeit verwenden, weil erst dann die für diese Arbeiten erforderliche Ruhe im Hause vorhanden ist,

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,,Die Verzettelung und Zerstreuung des physikalischen Laboratoriums über alle Theile des Hauses: in der Südostecke, in der Südwestecke und der Nordwestecke, ist zudem ein weiteres großes Uebel, ein f ö r m l i c h e r N o t h s t a n d . Die Leitung und die Beaufsichtigung der Arbeiten wird außerordentlich erschwert und der unaufhörliche Hin- und Hertransport der Instrumente über die Höfe, über die Korridore und Treppen, schadet den Apparaten und kostet Zeit und Mühe, die hesser zu etwas Nützlicherem verwendet werden konnten.

,,Für eine kurze Zeit ist solcher Nothstand allenfalls erträglich, sollte er längere Zeit dauern, so wurden allerlei Mißstände nicht ausbleiben können.

,,Die jetzige Zeitlage fordert gebieterisch einen Neubau der Physik, der sich den jetzt vorhandenen, großartigen Bedürfnissen der Physik an einer auf der Höhe der Zeit stehen wollenden polytechnischen Hochschule innig und vollkommen anpaßt. Noch nie hatte irgend ein Zweig der Naturwissenschaften für polytechnische Hochschulen die Bedeutung, welche gegenwärtig die Physik besitzt.

Ein guter Theil der weitern Entwickelung unserer polytechnischen Schule wird davon abhängen, wie in der allernächsten Zeit die Entwickelung des Studiums der theoretischen und praktischen Physik gefördert wird. Wird nicht sofort dafür gesorgt, dnß die Physik an unserer Schule die Entfaltung nehmen kann, die sie unter den heutigen Verhältnissen nehmen sollte, und die sie auch bei dem Gewähren von Platz und Geldmitteln nehmen könnte, so wird die Schule unfehlbar Schaden leiden. Andere polytechnische Hochschulen werden ihr dann in dieser Richtung zuvorkommen und der allzu lange verzögerte Neubau der Physik wird zu spät kommen.

,,In Rücksicht auf diese Gesichtspunkte bittet der Schulrath Ihre h. Behörde, auch diesen Gegenstand in nahe und ernste Würdigung ziehen zu wollen11 etc.

Diese im Jahre 1883 an unsern jetzigen Zuständen geübte Kritik muß in allen Theileu als nur zu ws.hr anerkannt werden.

Die nunmehr längst bezogenen provisorischen .'Räumlichkeiten dienen nicht nur ihrem Zwecke schlecht, sondern sind auch in Bezug auf ihre Größe als durchaus unzureichend ausgewiesen. Die den Herren Professoren bei diesem Provisorium zugcmutheten Anstrengungen sind auf die Länge geradezu unerträglich. Die beiden letzten Vorsteher des Departements des Innern haben sich von der vollen Wahrheit dieser Behauptungen wiederholt «elbst überzeugt und auch die Mitglieder der nationalräthlichen Geschäftsprüfungskom-

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mission können bei ihrem letzten Besuche der polytechnischen Schule keinen andern Eindruck erhalten haben. Das Interesse der Schule verbietet demnach in der That weitere Verschleppung und ruft einem ungesäumt an die Hand zu nehmenden und rasch zu fördernden Neubau. Dieses fällt um so mehr in's Licht, wenn die wiederholten Darstellungen des Schulrathes in's Auge gefaßt werden, nach welchen namentlich auch die Reorganisation der mechanischen Schule und weiterer Abtheilungen der Anstalt ohne diese Bereinigung der physikalischen Frage gar nicht rationell durchgeführt werden kann. (Vide Bericht des Schulrathes an den Bundesrath betreffend Reorganisation der mechanischen Abtheilung vom 14. Februar 1885.)

So wenig als der frühere und neueste Schulrath hat sich auch der Bundesrath dieser Ueberzeugung erwehren können. Weitere Zögerung bedeutet hier wahrhaft augenfälligen Schaden und Nachtheil für die Schule.

Von dieser Ueberzeugung ausgehend, fühlte sich der Bundesrath verpflichtet, aus dem Kreis vorbereitender Schritte heraus, nunmehr an die Erfüllung dieser Aufgabe näher heranzutreten. Es mußten der rechte Bauplatz gesucht und erworben, das vorn Schulrathe aufgestellte Programm aller Lokalitäten geprüft, in architektonische Ausfühmngsformen gebracht und die Kosten berechnet werden.

Was den Platz betrifft, so hat sich der Bund in seinem von den eidgenössischen Käthen gutgeheißenen Vergleich mit Zürich einen kostenfreien Baugrund für ein Physikgebäude nicht sichern können. Ein solcher muß demnach gekauft werden. Der in jenem Vergleiche zunächst in Aussicht genommene Platz zeigte sich bei näherer Prüfung und namentlich nach Ausführung des Chemiegebäudes als durchaus ungeeignet. Er könnte den wissenschaftlichen Bedürfnissen eines solchen Baues allenfalls zur Noth genügen, wenn der Platz bis zur Schmelzbergstraße ausgedehnt und die dortige Spitalscheuer in denselben einbezogen würde. Aber auch in diesem Falle würden demselben immer noch bedeutende Mängel anhaften und außerdem der Preis viel höher zu stehen kommen. Die Sachlage in Bezug auf diesen Platz ist in einem Schreiben des Schulrathes an das Tit. Departement des Innern vom 20. Dezember 1885 einläßlich besprochen. Wir verweisen auf jene Darstellung. Der vom Bundesrathe seiner Seits nunmehr in Aussicht genommene Denzler'sche Platz, der indessen laut Vertrag v o r dem 30. Juni acceptirt werden muß, ist aus folgenden Gründen der geeigneteste für diesen Zweck. Derselbe liegt

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1) abseits von jeder häutiger befahrnen Straße in vollkommener Ruhe ; 2) in vollkommen freier Lage, mit, durchaus unverkümmertem Volllieht von jeder Seite; 3) ist er der Gefahr der Verbauung nicht ausgesetzt.

Die Chefs des Departements des Innern der letzten zwei Jahre, nebst ihren berathenen Experten, haben nach eingenommenem Augenschein diese gleiche Meinung gewonnen, welche von den Professoren der Schule, dem Schulrathe und von den weiter vom Bundesrathe befragten wissenschaftlichen Experten aus Bern und Basel getheilt wird. Die Mitglieder der nationalräthlichen Geschäftsprüfungskommission haben den Platz in Begleitung des Präsidenten des Bundesrathes gleichfalls in Augenschein genommen und sich dem Direktor der Schule und dem Präsidenten des Schulrathes gegenüber in durchaus zustimmender Weise ausgesprochen.

In Bezug auf das Programm der Räumlichkeiten, soweit dasselbe die Physik allein beschlägt, sind nachfolgende, fachlieh bedingte Gesichtspunkte maßgebend gewesen, Physikalische Arbeitsräume stehen unter andern Bedingungen, als chemische. Sie erfordern für den Einzelnen mehr Platz. Diese Arbeiten verlangen einmal zumeist Messungen, welche nicht durch die nächste Nähe begrenzt sind ; sie ergehen sich in sehr verschiedenen Richtungen: Optik, Wärmetheorie, Elektrizität. Sie erfordern vielfache, größere Apparate u. s. w. Schon diese Gesichtspunkte bedingen und verlangen große und weite Räume. Man könnte sich z. B. durch Vergleich mit andern Physikbauten, in Straßburg z. B., an der viel größern Zahl der verlangten Arbeitsplätze stoßen. Allein die bisherigen Universitätsgebäude dieser Art lassen wesentlich die wissenschaftlich-theoretische Richtung in's Auge, wissenschaftliche Forschung und Ausbildung von Lehrern der Physik. Unsere Aufgabe verlangt aber eia Gebäude für wissenschaftliche Forschung und Lehre gleich den Universitäten (Abtheilung VI A und B der Schule), sodann ·'veiter die Richtung auf Bildung für technische Berufszweige. Auf diese Arbeitsräume sind sämmtliche Schüler im Maschinenbau (Abtheilung III) angewiesen ; dieselben können an dieser Richtung heutzutage nicht mehr vorbeigehen. In der Chemie sodann basiren z. B. Gasanalyse, Heizung, Beleuchtung auf Physik; die ganze Thermochemie, das eigentliche Grenzgebiet zwischen Chemie und Physik ist an diesen Arbeiten betheiligt. Mit der wissenschaftlichen Forschung allein und großen Wohnungen für Dozenten ist es bei uns nicht gethan. Wir haben

639 auf diesem Gebiete neben der rein wissenschaftlichen Forschung, don technischen Berufsrichtungen, der Anwendung in jeder Beziehung zu dienen. Man darf sich also nicht an der größern Zahl der Arbeitsplätze stoßen. Abtheilung VI A und B, III und IV, bald auch dio II. Ahtheilung, also die zahlreichsten aller Sektionen, sind an der Sache interessirt.

Die Frage des Lokalitätenprogramrnes ist von unserm Departement des Innern in äußerster Vorsicht auch der Begutachtung dritter Fachmänner außerhalb der Schule unterstellt worden. Dieselben haben das Geforderte in keiner Beziehung zu weit gehend befunden.

Wir verweisen im Uebrigen auf die Zuschrift des Schulrathes an den Bundesrath vom 12. August 1884. Jene Zuschrift ist begleitet von einer Speziai Begründung des Programmes ab Seite des Herrn Professor Dr. Weber.

Der Schulrath hat die Reduktionsfrage mehrmals geprüft, aber eine namhafte Reduktion der einzelnen Räume nicht gerechtfertigt gefunden.

In Bezug auf die vorgesehenen Gesarnmtkosten des Baues verweisen wir in der Hauptsache auf die nachfolgende Begründung durch die Techniker. Dieser Begründung stellen wir lediglich folgende Gesichtspunkte voraus: Der erste Voranschlag war um Fr. 210,000 höher. Eine von unserm Departement des Innern veranlaßte Konferenz, welche der Schulrathspräsident mit Herrn Professor Weber, dem Herrn Direktor der Schule und Herrn Architekt Professor Bluntschli abgehalten hat und dabei mit großem Nachdruck auf Baureduktion drang, ergab doch verschiedene Gesichtspunkte, nach welchen eine zweite Skizze bearbeitet worden ist, die namentlich durch Ausnutzung des Souterrains eine Kostenverminderung von Fr. 210,000 ergab. Durch diese in aller Strenge angeregte Reduktionsfrage ist, wie uns scheint, der ernste Wille, jede mögliche Kostenverminderung ohne Schädigung des Zweckes zu erreichen, wohl bewiesen.

Sodann ist doch zu erwägen, daß das Gebäude nicht nur der Physik dienen soll, sondern gleichzeitig einer forstwissenschaftlichen Versuchsstation mit einem Arbeitsraum auch für die Forstschüler in dieser Richtung und sodann einer meteorologischen Centralstation.

Die forstliche Versuchsstation beruht auf definitiven Schlußnahmen beider Käthe, die ohne bauliche Einrichtungen und Einlogirung gar nicht zur Vollziehung kommen könnten. Die Kosten der hiefür geforderten, übrigens bescheidenen Lokalitäten und die Kosten für die meteorologische Centralstation können nicht auf Rechnung der

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Physik gesetzt werden. Um mindestens Fr. 150,000 ist aus diesem Grund nach der Meinung der Techniker das Baubüdget für Physik zu entlasten. Wenn aus Grund dieser zwei letzten Einrichtungen die Bausumme gewachsen ist, so sind diese Zweige nicht der Physik anzurechnen, sondern für sich zu buchen, zumal sie auch für sich allein etwas werth sind. Sodann ist dem Bau auch ein weiterer indirekter Gewinn anzurechnen, nämlich das Freiwerden aller jetzigen provisorischen Räumlichkeiten für Physik im Hauptgebäude. Der größere Theil dieser Räume kann sodann für Unterbringung der volkswirtschaftlich sehr zu taxirenden Anstalt für Festigkeitsprüfung der Baumaterialien dienen. Bessere und größere Räume hiefür sind äußerstes Bedürfuiß. Die jetzige Einrichtung ist wegen Mangel an Raum in einer Weise unbequem, ja ungenügend, daß dieselbe in einer Fabrik kaum geduldet würde. Daß diesem Zustande, resp. Uebelstande, mit dem Bau für Physik abgeholfen wird, kann man füglieh der Physikbaute auf entlastende Rechnung sehreiben.

Auch hierüber haben sich die Mitglieder der jüngsthin inspizirenden nationalräthlichen Kommission orientimi können.

Im Weitern ist nicht zu vergessen, daß in Zukunft die Miethzinse für die Lokale der gegenwärtig in einem Privathause untergebrachten meteorologischen Ceutralstation dahinfallen werden.

Wie schon weiter oben bemerkt, eignet sich der in Aussicht genommene Bauplatz seiner ruhigen, isolirten und hohen Lage wegen vorzüglich für die Erstellung des Physikgebäudes, doch bietet er baulich ziemlich bedeutende, aber nicht unüberwindbare Schwierigkeiten, indem er eine stark geneigte Fläche bildet, so daß der tiefste Punkt des Platzes etwa 24.5 m. tiefer liegt, als der höchste Punkt. Diese Lage erfordert bedeutende Terrassirungen, um für den Bau einen annähernd ebenen Platz zu gewinnen.

Das von den F. Denzler'sch Erben im untern Schmelzberg.

Gemeinde Flunlern, zu erwerbende Grundstück hält circa 9700 m 2 , was zum vereinbarten Ankaufspreise von Fr. 8 pro m 2 eine ungefähre Summe von Fr. 77,600 ausmacht. Hiezu kommen noch die Kosten für einen circa 200 m 2 haltenden, dem Kantonsspital gehörenden Streifen Landes, dessen Ankauf für die Erstellung des von der Schmelzbergstraße her führenden Zuganges zum Physikgebäude nothwendig wird, so daß sich die Gesammtansgaben für den Terrainankauf inklusive
Stipulationskosten auf circa Fr. 80,000 stellen werden.

Das Gebäude besteht aus einem nicht unterkellerten Erdgeschoß an der Hauptfaçade, einem theilweise unterkellerten Hauptstock mit zwei geschlossenen Höfen, einem ersten Stock mit einem auf

641 drei Seiten geschlossenen, auf der vierten Seite offenen Hof und einem zweiten Stock im Haupttrakt des Gebäudes.

Die einzelnen Räume vertheilen sich auf die Stockwerke wie folgt: Erdgeschoß.

Elektrische Abtheilung.

Laboratorium für Anfänger .

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S p e z i a l l a b o r a t o r i u m Demonstrationszimmer f ü r Télégraphie Lehrer der Télégraphie Wärmezimmer .

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Eisenfreies Laboratorium.

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Disponible Räume Hauptstock.

Sammlungen und Depositorien .

Zwei große Hörsääle .

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Kleiner Hörsaal .

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Professoren-Laboratorien .

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Dozenten-Laboratorium .

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Prüfungszimmer .

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Bibliothek Werkstätte Maschinenraum .

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Vorräthe u n d galvanische Batterien Disponibel .

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Abwartwohnung .

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m3 m2 . . .

. 100 . . . . . . . 240 .

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45 21 .

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. 4 5 .

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.135 88 -- 674

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360 280 49 9 8 66 4 9 45 100 .162 .

59 .

20 .1 7 0 1458

Erster Stock.

Uebungslaboratorien .

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Depositorien .

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Hülfsapparate .

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Laboratorien f ü r Vorgerückte .

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,, Assistenten .

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f l Optische Zimmer .

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Professorenzimmer .

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Nebenwerkstätte .

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.2 .

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8 0 9 0 6 9 202 66 90 9 8 4 9 944

Bundesblatt. 38. Jahrg. Bd. II.

Uebertrag 3076 43

642 m2 Uebertrag Zweiter Stock.

Forstliche Versuchsstation.

Arbeitszimmer .

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Sammlungen .

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Uebungszimmer .

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Assisteutenzimmer .

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Disponibel

7 9 5 3

m» 3076

7 5 4 6 22

284 Meteorologische Centralstation.

m2 Direktor .

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. 3 6 Adjunkt 26 Bureau .

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. 51 Archiv .

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. 3 0 Bibliothek 62 Instrumentenzimmer .

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. 4 5 Abwartwohnung .

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. 4 9 Disponibel 59

358 642 zusammen 3718 Eine spätere Vergrößerung des physikalischen Instituts ist möglich, einmal durch Ausnutzung der hievor nicht in Rechnung gezogenen Korridore des Hauptstockes und des ersten Stockes, sodann durch Hinzuziehung der im Entwürfe für die forstliche Versuchsstation und die meteorologische Centralstation vorgeseheneu Räume im zweiten Stock, welche Institute ohne Inkonvenienz in ein anderes Gebäude verlegt werden können. Als Resurveräutne für das physikalische Institut dienen übrigens noch die großen Dachräume über den zwei hintern Seitenflügeln des Gebäudes.

Die Baukosten wurden auf Grund der ausgearbeiteten Skizze nach Kubikmeter bebauter Maße berechnet und in Anbetracht des in einfachem Style und ohne jede luxuriöse Ausstattung zu erstellenden Gebäudes der Kubikmeter zu Fr. 26 angesetzt.

Die Kostenberechnung ergibt sonach :

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1) Gebäude, 33,000 m 3 à Fr. 26 .

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2) Ten-assirungen und Freitreppen circa

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. Fr.

. ,,

858,000 112,000

Baukosten zusammen Fr.

Hiezu : 3) Ankauf des nöthigen Bauterrains circa .

.

fl

970,000

Gesammtkosten

80,000

Fr 1,050,000

Zu dieser Summe wären noch die Kosten für die innere Einrichtung und Möblirung des Gebäudes, über die wir jedoch zur Stunde keine nähern Mittheilungen machen können, hinzuzuschlagen. Immerhin kann bemerkt werden, daß die daherigen Anschaffungen verhältnißmäßig bedeutend billiger zu stehen kommen werden, als dies beim Chemiegebäude der Fall ist, indem die Einrichtungen im Physikgebäude nicht so komplizirter Natur sein werden, wie in Brsterem und überdies das physikalische Institut am Polytechnikum schon jetzt eine große Anzahl Apparate, welche in die neuen Lokale translocirt werden können, besitzt.

Wir beabsichtigen, die Baupläne nebst detaillirtem Kostenanschlag bis zum nächsten Herbst ausarbeiten zu lassen und Ihnen solche mit dem nächstjährigen Budget, in welchem ein erster Posten für die Ausführung der Baute fìguriren sollte, vorzulegen. Die Bauarbeiten würden wir derart betreiben lassen, daß das Gebäude auf das Frühjahr 1889 zum Bezüge bereit stehen könnte.

Mit Rücksicht auf die vorstehenden Auseinandersetzungen ersuchen wir Sie, dem nachfolgenden Entwurfe eines Bundesbeschlusses Ihre Genehmigung ertheilen zu wollen.

Genehmigen Sie, Tit., die Versicherung unserer vollkommenen Hochachtung.

B e r n , den 5. Juni 1886.

Im Namen des Schweiz. Bundesrathes, Der Bundespräsident:

Deucher.

Der Kanzler dei- Eidgenossenschaft: Kingier.

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(Entwurf)

Bundesbeschluß betreffend

die Erstellung eines Gebäudes fUr Physik und fUr die forstliche Versuchsstation der polytechnischen Schule in ZUrich, nebst Lokalitäten fUr die meteorologische Centralanstalt.

Die B u n d e s v e r s a m m l u n g der schweizerischen Eidgen ossenschaft, nach Einsichtnahme einer Botschaft des Bundesrathes vom 5. Juni 1886, beschließt: Art. 1. Für das eidgenössische Polytechnikum in Zürich soll ein Physikgebäude, in welchem gleichzeitig die Schweiz, forstliche Versuchsstation und die meteorologische Centralanstalt unterzubringen sind, erstellt werden.

Art. 2. Für den Ankauf des nöthigen Bauterrains und für die Baute wird eine Summe von Fr. 1,050,000 bewilligt.

Art. 3. Dieser Beschluß tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft.

Art. 4. Der Bundesrath ist mit der Ausführung desselben beauftragt.'

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1886

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25

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

12.06.1886

Date Data Seite

632-644

Page Pagina Ref. No

10 013 141

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