1293

# S T #

Botschaft des

Bundesrathes an die Bundesversammlung, betreffend die Gewährleistung eines Verfassungsgesetzes des Kantons Genf.

(Vom 17. Dezember 1888.)

Tit.

Mit Schreiben vom 27. November d. J. übermittelt uns der Staatsrath des Kantons Genf ein Verfassungsgesetz, welches der Große Rath dieses Kantons am 24. Oktober 1888 behufs A u s d e h n u n g der K o m p e t e n z der gewerblichen Schiedsg e r i c h t e (Tribunaux d e Prud'hommes) a u f s ä m m t l i c h e Dienstverträge im Kanton, in Abänderung des G e s e t z e s v o m 4 . O k t o b e r 1882, angenommen hat, u n d stellte an uns das Ansuchen, zum Zwecke der Einholung der eidgenössischen Gewährleistung im Sinne von Art. 6 der Bundesverfassung das Erforderliche veranlaßen zu wollen.

Das soeben erwähnte Verfassungsgesetz ist vom Volke des Kantons Genf in der Generalversammlung (conseil général) vom 25. November d. J. mit 5730 von 9204 Stimmen angenommen worden. Es lautet dasselbe wörtlich wie folgt: ,,Art. l des Verfassungsgesetzes vom 4. Oktober 1882, betreffend die Einführung von gewerblichen Schiedsgerichten, wird folgendermaßen abgeändert: ,,Streitigkeiten, welche zwischen Arbeitgebern und Arbeitern, Prinzipalen und Angestellten, Prinzipalen und Lehrlingen, Dienstherren und Dienstboten entstehen, unterliegen, soweit sie das Dienstverhältniß, die Ausführung der Arbeit und den Lehrvertrag betreffen., der Beurtheilung von Schiedsgerichten."

1294 In materieller Beziehung fügen wir hierorts zur Erläuterung bei, daß das Gesetz vom Jahre 1882, dessen Wortlaut im Bundesblatt 1886, Band III, Seite 1226 abgedruckt ist, die Kompetenz der im Kanton Genf neu eingeführten gewerblichen Schiedsgerichte auf alle die Streitigkeiten beschränkt hat, welche ,, a u f d e m Geb i e t e d e s H a n d e l s u n d d e r I n d u s t r i e zwischen Arbeitgebern, Fabrikanten oder Handelsleuten und ihren Arbeitern, Angestellten oder Lehrlingen in Betreff des Dienstverhältnisses entstehen", während nunmehr nach dem neuen Verfassungsdekrete die Zuständigkeit jener Gerichte schlechthin auf a l l e Dienstverträge und die daraus resultirenden Anstände ausgedehnt werden soll.

Da in dieser Modifikation des Gesetzes vom Jahre 1882 offenbar nichts gefunden werden kann, was mit den Vorschriften der Bundesverfassung im Widerspruche stünde, und da außerdem auch die formellen Erfordernisse erfüllt sind, so stellen wir den Antrag, Sie möchten dem erwähnten Verfassungsgesetze des Kantons Genf, vom 24. Oktober 1888, durch Annahme des nachstehenden Beschlußentwurfes die bundesgemäße Garantie ertheilen.

Genehmigen Sie, Tit., die Versicherung unserer vollkommensten Hochachtung.

B e r n , den 17. Dezember 1888.

Im Namen des Schweiz. Bundesrathes, Der V i z e p r ä s i d e n t : Hammer.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft :

Riniger.

1295 (Entwurf)

Bundesbeschluss betreffend

die Garantie eines Verfassungsgesetzes des Kantons Genf.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht eines Berichtes und Antrages des Bundesrathes vom 17. Dezember 1888 über das Verfassungsgesetz des Kantons Genf vom 24. Oktober 1888 betreffend die Ausdehnung der Kompetenz der gewerblichen Schiedsgerichte auf sämmtliche Dienstverträge, in Abänderung des Gesetzes vom 4. Oktober 1882, i n B e t r a c h t:

daß dieses Verfassungsgesetz nichts bestimmt, was mit den Vorschriften der Bundesverfassung im Widersprüche wäre; daß dasselbe in der Generalversammlung vom 25. November 1888 vom Volke angenommen worden ist, besch ließt: / 1. Dem vorgelegten Verfassungsgesetz des Kantons Genf vom 24. Oktober 1888 wird die Gewährleistung des Bundes ertheilt.

'2. Der Bundesrath ist mit der Vollziehung dieses Beschlusses beauftragt.

1296

# S T #

Botschaft des

Bundesrathes an die Bundesversammlung, betreffend Konzession einer normalspurigen Sekundärbahn von Murten nach Freiburg.

(Vom 17. Dezember 1888).

Tit.

Unter dem 7. November 1888 haben die Herren B. G i r o d , Advokat und Mitglied des VErwaltungsrathes der Suisse occidentale und Simplonbahn in Freiburg, Alf. Tschachtli, Gerichtspräsident, Dr. med. F. Stock und L. C a r d i n a u x , Major, letztere drei in M urte n, und A. B e y e l e r , Ingenieur in Bern, ein Konzessionsgesuch eingereicht für eine normalspurige Sekundärbahn von M u r ten nach Freiburg. Dem Gesuche waren die vorgeschriebenen technischen Vorlagen beigegeben.

In dem allgemeinen Berichte, welcher die wirtschaftliche Begründung des vorliegenden Projekts enthält, ist zunächst betont, daß die Frage einer Schienenverbindung zwischen Murten und Freiburg keineswegs neu sei, sondern schon vor bald 20 Jahren verschiedene Projekte veranlaßt habe, unter denen namentlich das von Herrn Ingenieur Herzog 1870/71 aus Auftrag der Regierung von Freiburg ausgearbeitete für eine Schmalspurbahn Erwähnung verdiene. Seither habe die Frage verschiedene Wandlungen durchgemacht, ohne aber je ganz in Vergessenheit zu gerathen. Denn die Stadt Murten, welche auf die Eröffnung der Broyethalbahn große Hoffnungen gesetzt, habe sieh darin getäuscht gesehen, indem die sie kaum berührende Linie ihr nicht nur den Handel nicht zugeführt, sondern zu Gunsten benachbarter Ortschaften abgezogen

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrathes an die Bundesversammlung, betreffend die Gewährleistung eines Verfassungsgesetzes des Kantons Genf. (Vom 17. Dezember 1888.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1888

Année Anno Band

4

Volume Volume Heft

55

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

22.12.1888

Date Data Seite

1293-1296

Page Pagina Ref. No

10 014 206

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.