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Bericht des

Schweiz. Generalkonsuls in Rio de Janeiro (Hrn. E. E.

Raffard, von Genf) über das Jahr 1872.

(Vom 31. März 1873.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Tit.!

Indem ich die Ehre habe, Ihnen den Bericht über die Finanzlage dieses Reiches, die Aus- und Einfuhrsbewegung des Hafens von Rio-Janeiro während des verflossenen Jahres vorzulegen, muß ich jedoch aus früher erwähnten Gründen bedauern, den hiebei unserm Lande zukommenden Antheil nicht herausheben zu können.

Das Verwaltungsbudget vom Juli 1872 bis zum Juni 1873 schätzt d i e Einnahmen a u f .

.

. R s . 98,500 : 0 0 0 0 0 0 d i e Ausgaben a u f . . . .

. ,, 90,700:000 000, mit einem Einnahme-Ueberschuß von . Rs. 7,800 : 000 000 oder 22 Millionen Franken zum heutigen Wechselpreise von 263/* Schilling-Sterling pro 1000 Rs.

Dieses günstige Verhältniß ist nicht nur durch den allgemeinen Aufschwung der Geschäfte bedingt, sondern auch dadurch, daß die Regierung die während des Krieges gegen Paraguay errichteten.

Zölle fortbestehen läßt, um die während seiner Zeit gemachten AnBundesblatt. Jahrg. XXV. Bd. III

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918 lehen, welche sich auf nicht weniger denn 300 Tausend Conto's de Reis belaufen, amortisiren zu können. Denn im Jahr 1865 belief sich die öffentliche Schuld des Reiches auf 307 Tausend Conto's de Reis, den 31. December 1871 dagegen auf 649 Tausend Conto's de Reis.

Am 31. December 1872 bestand die Reichsschuld nur noch aus folgenden Posten: Ausländische Anlehen £ 15,538,900 zum Rs. 143,436 : 000 000, Cours von 25 $ Fonds publics zu 4, 5 und 6-°/o 7) 254,950 : 200 000, Anleihen von 1868, zahlbar in Gold 28,688 : 500||000, ·fi Billets payables par le trésor .

12,037 : 400 000, 1) Papiergeld i m Umlauf .

.

.

. n 150,598 : 087 000, Dépôts des orphelins et absents etc.

28,690 : 135)1000, ·n Total . ;i 620,400 : 322 000.

Am 31. December 1871 betrug die öffentliche Schuld .

.

.

.

. Rs. 649,000 : 000 000.

Am 31. December 1872 betrug sie .

T) 620,400 : 000 000.

Es wurden daher im Jahre 1872 amortisirt Rs. 28,600 : OOOPOOO, also zum heutigen Course ungefähr 80 Millionen Franken.

Diese beträchtliche Tilgung rührt von dem Ueberschuß der Einnahmen liber die Ausgaben und von der Höhe des Wechselcourses her, welcher um eine entsprechende Anzahl Reis die ausländische Schuld verringerte.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das gegenwärtige Verwaltungsbudget nicht weniger günstig als das vorherige ausfallen, und können wir auf eine ebenso große Verminderung der öffentlichen Schuld zählen, als im vorigen Jahre.

In flnancieller Beziehung befindet sich dieses Reich, Dank seiner weisen Verwaltung, in einer ausgezeichneten Lage und wenn, wie bisher, neue Ausgaben nur nach Maßgabe der Zunahme der Einkünfte decretirt, wenn die Verwaltungsüberschüsse gewissenhaft zur Einziehung des im Umlauf befindlichen Papiergeldes verwendet werden, so dürfen wir hoffen, den Wechselcours al pari zu behaupten, das Vertrauen wieder erwachen und eine Aera allgemeiner Wohlfahrt des Landes sich entwickeln zu sehen.

Folgendes sind die Schwankungen, welche der Wechselcours während des Jahres 1872 erlitten hat: Auf London 24 bis 263/g Denies Sterling für 1000 Reis, auf Paris 358 bis 393 Reis für l Franc.

Gegenwärtig steht der Cours noch günstiger, nämlich London zu 263/i, Paris zu 355.

919 Die Handelsgesetzgebung hat im letzten Jahre keine Veränderung erlitten, indem die Deputirtenkammer aufgelöst wurde und die neue Kammer sich erst im letzten December wieder versammelte.

Die Erhöhung des Wechselcourses hatte nichtsdestoweniger eine neue Verminderung der Zuschlagszölle zur Folge, welche von 28°/o auf 21°/o herabgingen.

Ausfuhr.

Unsere Ausfuhr bleibt seit einigen Jahren stationär oder weist sogar eher eine Verminderung auf.

Im Jahr 1871 wurden ausgeführt für Rs. 124,754 : 451 000, ,, ,, 1872 ,, ,, ,, ,, 105,334:352000, daher Verminderung um .

.

.

. Rs. 19,420 : 099 000.

Diese Verminderung fällt auf folgende Artikel: 347,000 Kaffeesäcke weniger zu .

. Rs. 14,200 : 0001ÌOOO, Zucker ,, 480 : OOOj 000, Baumwolle .

. ' .

.

. ,, 253 :000 000, Rum ,, 190:000 000, Tabak ',, 1,236:000000, Diamanten .

.

.

.

. ,, 3,500 : OOO.iOOO, Total-Abzug . Rs. 19,859 : OOO'IOOO.

Zunahme auf Leder . Rs. 299 : 000; 000, _ _ Tapzioca ,, 140:0001000 71 F " " ' 439 :000 000.

Rs. 19,420 : 099 000.

Mit Ausnahme von Leder und Tapioca haben unsere wichtigsten Erzeugnisse eine starke Abnahme aufzuweisen. Manches kommt ohne Zweifel auf Rechnung unbeständiger Witterung, schlechter Ernten etc. Allein da unsere Ausfuhr schon seit einigen Jahren, weit entfernt, zuzunehmen, sich eher vermindert, so hat man alle Ursache, sich über diese Erscheinung zu beunruhigen und ihrem Grunde nachzuforschen, welcher unserer Ansicht nach einzig auf dem Mangel an Arbeitskräften für den Landbau beruht.

Die' kaiserliche Regierung, welche ohne Zweifel die Dringlichkeit dieses Umstandes in Betracht zieht, bringt zwar große Opfer in dieser Beziehung, allein die Colonisation wird nicht auf die zweckdienliche Art geleitet, indem man im alten Schlendrian fortfährt, welcher darin besteht, die anlangenden Auswanderer in die von der Hauptstadt entferntesten Provinzen zu senden, wo ihnen deren Ein-

920 floß und Ermuthigungen abgehen. Die isolirten Colonisten werden leicht entmuthigt und arbeiten nicht, besonders wenn sie eines schnellen und leichten Absazes ihrer kleinen Erzeugnisse entbehren, wie es gewöhnlich der Fall ist.

Wären diese Auswanderer in die Nähe der Städte versetzt worden, so hätten sie Befriedigung und Gewinn gefunden und würden ihren Antheil zur allgemeinen Wohlfahrt beigetragen haben, während sie in den entlegenen Provinzen nur die Anzahl der Unzufriedenen » vergrößerten.

Der folgende Umstand wird vielleicht diese Sachlage verändern : Die brasilianische Regierung versetzt nämlich in ihrer Sorgfalt für die Colonisten, und um sie der in der Hauptstadt herrschenden Epidemie zu entziehen, alle neuanlangenden Einwanderer in die Dörfer in der Umgegend von Rio, wo das Fieber nicht herrscht.

Hieraus ergiebt sich für diese Gegenden eine Vermehrung von Arbeitskräften, und es werden sich daher voraussichtlich eine große Zahl von Auswanderern in der Umgegend der Hauptstadt ansiedeln und daselbst ohne Zweifel prosperirerf.

Unsere Kaffeeausfuhr, welche im Jahr 1867 2,659,753 Säcke betrug, ging ,, ,, 1868 auf 2,265,185 ,, ,, ,, 1869 ,, 2,564,975 ,, ,, ,, 1870 ,, 2,209,456 ,, ,, ,, 1871 ,, 2,358,001 ,, ,, ,, 1872 2,011,192 ,, herab, und unsere übrigen Erzeugnisse ebenso in größerrn oder geringerm Verhältniß.

Die im Jahr 1872 ausgeführten Erzeugnisse sind folgende: Kaffee .

.

. Rs. 96,537 : 216 000 Zucker .

.

. ,, 315:232 000 Baumwolle .

. ,, 969:256 000 Tapioca .

. ,, 309 :672J 000 Rum . ,, 416:976000 Leder . ., 1,152:000||000 Tabak .

.

. ',, 1,134:000 000 Diamanten .

. ,, 1,500 : OOOjjOOO Verschiedenes . ,, 3,000 : 000 000 Total . Rs. 105,334 : 352||000 Was einen Werth von £ 10,972,328 6 c. 8 d. zum Cours von 25 $ ausmacht.

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Einfuhr.

Die Einfuhr des Hafens von Rio-Janeiro im 1. Semester von 1872 finden Sie in umstehender Tabelle.

"Wir vermögen nur die Tabelle des II. Quartals zu liefern, welche annähernd derjenigen des ersten gleich sein wird. Es würde daher die Einfuhr des Hafens von Rio-Janeiro im Jahr 1872 ungefähr die Summe von 75 Tausend Conto's de Reis ausmachen.

Diese Summe steht unserer Ansicht nach weit unter der vermuthlichen wirklichen Einfuhr, welche ungefähr 100 Tausend Conto's de Reis betragen dürfte, in Betracht, daß die auf den amtlichen Tabellen aufgeführten Zahlen den von der Zollbehörde angegebenen Waarenwerthen entnommen sind, welche man natürlich soviel als möglich herabzusetzen sucht, um weniger Zoll bezahlen zu müssen.

Eingezogenen Erkundigungen zufolge würde die Schweiz zu unserer Einfuhr ungefähr 10 Millionen Pranken beitragen.

Tabelle der E i n f u h r im Hafen von Rio de Janeiro, I. Semester 1872.

Baumwolle, roh, bearbeitet, gewoben etc.

Rs. 9,078 : 689 000 Waffen, Ausrüstung und Munition 189: 672J978 ·n 164: 281 041 Oel ·n Stock- u n d andere Fische .

.

.

. ·n 210: 355 832 Getränke, gebrannte und gegohrene 423: 462 743 ·n Schuhwerk .

.

.

.

.

. n 808 : 272 475 2,721 : 143 252 Gesalzenes Fleisch .

.

.

.

. il 1,944 : 881|I860 Kohle 11 140: 745 004 Thee n 421 : 937,J879 Hüte ·n 571: 354 222 Kupfer, r,oh und bearbeitet n 444: 792||828 Leder und Häute, Lederwaaren .

11 338: 394,737 Drogen .

.

.

.

.

.

. T) 1,226 : 331 '367 Mehl .

.

·n Eisen, roh, Eisen- und Messerschmiedewaaren ·n 1,449 : 691 830 Tabak in Cigarren, Cigaretten und zum 147 : 673 925 Schnupfen .

.

.

.

.

.

3,343 :194 862 Wolle, roh, bearbeitet und gewoben .

1,348 : 867 377 Faden, r o h u n d verwoben .

.

.

.

922 .

Töpfer- und Glaswaaren .

Rs.

534 843||563 .

.

Maschinen .

a 271 847 600 Holz, roh und verarbeitet .

* 437 903ÌI439 Büttel378 498 422 Bijouterie und Uhrrnacherei in Gold, Silber . ,, und Platina 293 412 600 726 324 430 Papier und dessen Anwendungen .

326 690 163 Parfüm erien Spitzen jeder Art ,, 121 889 134 .

,, 1,274 662 216 Verfertigte Kleider .

,, 396 628 160 Salz .

.

.

.

,, 977 900 476 Seide, roh, bearbeitet und gewoben .

.

* 2,007 845 160 Weine jeder Art . » 4,482 494 580 Verschiedene Artikel .

Total . Rs. 37,204 684 ;099 Aus folgenden Ländern stammend: Großbritannien und Besitzungen . Rs. 18,290 : 040 749 6,465 : 124 519 Frankreich .

. ,, Rio de la Piata . ,, 3,000 :862 119 Deutschland .

. ,, 2,538 : 101 119 Vereinigte Staaten . ,, 2,050 : 310 214 Portugal und Besitzungen .

. ,, 1,789 :487!'528 Belgien . ,, 1,791 : 998I686 Spanien u. Besitzungen ,, 611 : 717 243 321 : 232||387 Italien .

· -n 69 : 009 '427 Oesterreich .

. ,, Schweden und Nor88 : 776 !421 wegen .

. ,, 5 : 936J|000 Dänemark .

. ,, 5 : 774 000 Rußland ,, 111 : 898 844 Paciflsche Staaten . ,, 64 : 414 374 Verschiedene Staaten ,, Total gleich obigen Rs. 37,204 :684 i099

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04.10.1873

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