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# S T #

Bericht des

schweizerischen Konsuls in San Francisco (Hrn. J. Berton von Genf) über das Jahr 1872.

(Vom 15. März 1873.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Tit. !

Das Jahr 1872 war für Kalifornien in mancher Beziehung ein außergewöhnliches; insbesondere die Landwirtschaft hatte sich einer großen Entwiklung zu erfreuen.

Niemals noch hat sich die Erde so fruchtbar erzeigt; Korn, Wein, Obst, Wolle und andere häusliche Produkte waren in solchem Ueberfluß vorhanden und wurden zu so lohnenden Preisen verkauft, daß der Wohlstand des ganzen Landes sich dadurch gehoben fühlte.

Versuche mit Baumwollen- und Tabakkultur etc. waren erfolgreich und bewiesen, daß Boden und Klima alles hervorbringen, was Luxus und Bequemlichkeit erfordern. 50,000 Pfund Tabak, welche in Gilroy, Santa Clara county, gezogen und zubereitet wurden, sollen den besten seit 30 Jahren aus Ha vana bezogenen Qualitäten gleich stehen.

726,

Kalifornien war auch frei von den Verwüstungen, welchemehrere andere Theile der Erde betroffen haben; indem es von Stürmen und Ueberschwemmungen verschont blieb.

Die Bewegung der Reisenden zur See und zu Land hat eine Vermehrung von 18,693 Seelen während des verflossenen Jahres zurükgelassen.

Einfuhr.

Das kommerzielle Ergebniß der Einfuhr in Kalifornien im Jahr 1872 erzeigt eine Vermehrung von 100 Prozent im Vergleiche zu den Jahren 1868, 1869 und 1870 und von 40 Prozent zum Jahre 1871.

Der Seehandel hat bedeutend zugenommen und zeigt eine Vermehrung von ' 1,400,000 Dollars .

. mit England, 3,000,000 ,, ,, Japan, 1,200,000 ,, ,, China, 700,000 ,, ,, Frankreich, 300,000 ,, ,, Java, 1,200,000 ,, T, Australasièn, während der Handel mit Brasilien, Belgien, Peru etc. ein wenig abgenommen hat.

Unsere größten Einfuhren kommen aus China, mit dem Betrag von .

.

. 10,000,000 Dollars, Japan, ,, ,, ,, .

7,180,000 ,, .

England, ,, ,, ,, ,, . · .

.

5,100,000 ,, Die wichtigsten Einfuhrartikel sind folgende: Zucker .

.

. m i t 4,000,000 Dollars.

Seidenartikel .

.

4,431,000 ,, Thee . ' .

. ,, 5,282,167 ,, Kaffee .

.

. ·,, ' 1,585,000 ,, Reis .

.

. ,, . 1,468,000 ,, Wollenartikel .

. ,, 800,000 fl Wein .

.

. ,, 314,000 ,, Chemikalien .

. ,, 220,000 ^ etc. etc.

Unser Meerbusen wurde im Verlaufe des Jahres von 3695 Fahrzeugen mit 1,240,376 Tonnen besucht, welche Anzahl indessen nicht hinreicht, der Exportfracht zu genügen, dank der ganz außerordentlichen Kornernte. Die Frachtpreise stiegen in Folge dessen

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g

te deutend, und man hat berechnet, daß sie eine Totalsumme von 12,000,000 Dollars erreichten.

Ausfuhr.

Unsere Tabellen weisen während des Jahres 1872 eine Ausfuhr von 6,071,383 Zentner Frucht und ,, 247,088 Fässer Mehl (zu 200 ST) auf.

Im Jahr 1871 betrug dieselbe 1,311,679 Zentner Frucht und 232,094 Fässer Mehl.

Am 31. December 1872 blieben in den Magazinen von San Francisco cirka .

.

.

.

.

50,000 Tonnen GetreideJ im Innern des Landes cirka .

. 250,000 ,, ,, (gering angeschlagen) Summa cirka 300,000 von âicser werden ausgeführt .

. 200,000

,, ,,

,, ,,

i m Lande konsumirt .

.

.

. 100,000 ,, ,, Die Totalausfuhr der Waaren und Landesprodukte (Gold und Silber nicht inbegriffen) zur See, während des Jahres 1872 beträgt 23,793,530 Dollars, die Hauptartikel sind: Getreide mit 10,671,004 Dollars, Wolle .

1,126,800 n ·n Wein 411,000 T) ·n Quecksilber .

861,715 ·n 11 109,341 Kupfermineralien .

T) n Silbermineralien 193,512 ·n 11 Verschiedene Metalle VI 1,770,259 11 Mehl 1,330,391 fi 11 Bauholz 309,251 11 T) Gerste .

222,978 11 n etc. etc.

Dieser Export zur See betrug nach den Bestimmungsorten: New-York, einen Werth von .

.

5,563,364 Dollars, England, ,, ,, ,, .

. 10,946,736 ,, Mexico, ,, ,, .

1,182,408 ,, Südamerika, ,, ,, ,, .

746,805 ,, Sandwichinseln, ,, ,, ,, .

.

487,516 ,, China, .

,, , , , , . .

1,387,813 ,, Britisch Columbien ,, ,, ,, .

748,714 fl Japan, ,, ,, , ,, .

.

997,518 ,, Australien, ,, · ,, .

.

295,984 ,, fl Andere Länder ,, ,, n · · 1,436,672 ,,

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Indessen sahen wir aus den Berichten des ,,Central Pacifique", daß .die Eisenbahn' aus Kalifornien 65,283,903 Pfund Produkte oder verschiedene Waaren ausgeführt hat, von welchen die Transitwaaren, wie z. B. Thee, mit 12,106,421 Pfund abzuziehen sind.

Wolle hauptsächlich wurde mit der Eisenbahn im Werth von 6,623,200 Dollar befördert; fügt man noch die Ausfuhr zur See hinzu, so erhalten wir für 'diesen Artikel eine Export-Ziffer von 24,578,980 Pfund, mit einem Werth von 7,780,000 Dollars.

A u s f u h r von Gold und Silber.

Unser Gold- und Silber-Export während des Jahres 1872 vertheilt sich, wie folgt, nach den Bestimmungsorten : New-York .

.

. m i t 4,055,565 Dollars.

England .

.

. ,, 2,262,302 China . ,, 7,476,865 ,, · Japan .

.

.

.

,, 10,212,949 ,, Panama \ .

. ,, 56,679 ,, Andere Länder .

. ,, 5,266,075 fl mit 29,330,435 Dollars, in folgender Art: in Goldbarren .

.

,, Silberbarren .

.

,, Goldmünzen .

.

,, mexikanischen Piastern ,, Goldstaub ..

.

,, Silbermünzen .

. ò

. 11,910,565 Dollars, 7,913.391 ,, . 7,888^620 ,, . 1,427,441 ,, .

37,007 ,, .

153,411 ,, 29,330,435 Dollars.

Wir könnten dieser Summe noch die Zolleinnahmen beifügen, welche sich auf 8,184,479 Dollars belaufen und von denen ein Theil in die Bundeskasse nach Washington fließt. Wir wollen nicM von dem in den Staatsminen von Nevada produzirten Silber sprechen, weil dasselbe seit der Eröffnung der Eisenbahn sogleich nach Osten befördert wird, ohne San Francisco zu berühren.

In 16 Jahren hat Kalifornien den Reichthum der Welt an Gold und Silber um 656,000,000 Dollars in runder Summe vermehrt, ohne zu zählen, was die Reisenden selbst mit sich genommen haben, allein als unsern Hauptreichthum betrachten wir heutzutage unsere landwirtschaftlichen Erzeugnisse, deren Entwiklung in Folge der Bearbeitung -neuer Länderein jedes Jahr zunimmt.

729 Die Münze in San Francisco hat im Jahr 1872 für 16,380,600 Dollars in Gold und Silber, aber hauptsächlich in Gold geprägt.

Die Steuern des Staats, des Bezirks und der Stadt, wurden durch die lezte Gesezgebungsperiode zu l'/2 Prozent auf den Werth des beweglichen und unbeweglichen Vermögens festgesezt; sie waren früher höher, allein die Schäzer waren gemäßigter in ihren Schazungen als heutzutage, so daß das Resultat auf dasselbe hinausläuft.

Der Verkauf von Liegenschaften zu San Francisco während des Jahres belief sich auf 13,127,458 Dollars und die Hypothekardarleihen betrugen 8,137,263 Dollars. Unsere lezte Gesezgebung beschloß die Errichtung einer neuen Straße, Montgomery Avenue genannt. Sie wird das Centrum und das im untern Theil der Stadt befindliche Quartier von North-Beach direkt verbinden, indem sie ganze Häusermassen in einer ziemlichen Länge en biais durchschneiden wird. Das Gcsez hat unserrn Stadtnith die Ermächtigung ertheilt, Obligationen auszugeben, zahlbar in 30 Jahren, mit einem halbjährlich zahlbaren Zins von 6 °/o zur Entschädigung der expropriii-ten Eigenthümer und zur Ausführung der nöthigen Arbeiten. Diese Obligationen werden die an der neuen Straße betheiligten Liegenschaften belasten und werden gleichsam als eine beinahe auf dem ganzen nördlichen Theil und einem großen Theil des Centruins der Stadt errichtete Hypothek betrachtet werden können. Sie werden daher -für ganz solid gehalten und sind vom Bürgermeister, dem Vermessungsbeamten und dem Steuereinnehmer unterzeichnet. Die expropriirten Eigenthümer haben das Recht, die sofortige Bezahlung ihrer Entschädigung in Obligationen zum Kurs von 85 zu verlangen oder den Verkauf der Obligationen abzuwarten, welcher nächstens durch schriftliche Steigerungsangebote stattfinden wird. Die Arbeiten werden im nächsten April beginnen.

Die ./)Swiss-American-Banka,' eine anonyme Gesellschaft mit einem Kapital von 10 Millionen Franken, welche leztcu Januar in Genf gegründet wurde, hat hier am 1. März eine Succursale eröffnet, und wir hoffen, daß ihre Operationen den zwei Republiken, deren Namen sie trägt, zum V ortheil gereichen werden. Sie wurde von dem Publikum von San Francisco sehr günstig aufgenommen.

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S c h w e i z e r i s c h e Wo h I t h ä t i g k e i t s g e s e l l s c h af t.

Der Bericht des Zahlmeisters der schweizerischen Unterstiizungsgesellschaft in San Francisco über ihre Thätigkeit im Jahre 1872 ist veröffentlicht worden. Das Aktivvermögen der Gesellschaft betrug a m 3 1 . Dezember .

.

.

. Dollars 8,247. 0 8 dasjenige des Hilfsfonds ,, 1,052. 39 Total'Dollars 9,299. 47 Die Einnahmen beliefen sich im Jahr 1872 auf Doli. 3,921. 08 die Ausgaben auf .

.

..

.

. ,, 3,384.65 Es ergibt sich daher ein Vortrag von .

.

42 Kranke wurden in San Francisco und 18 ,, im Innern des Landes, 60

,,

. Doli,

536. 43

in Summa auf Kosten der Gesellschaft verpflegt.

· ' Die Gesellschaft ,hat auch Gutscheine für Kost und Logis ausserhalb der Krankenhäuser konvaleszenten Kranken und bedürftigen Schweizern, Mitgliedern und Nichtmitgliedern der Gesellschaft, ausgetheilt.

Es ist dies eine Einrichtung, welche unsern Landsleuten große Dienste leistet und gut geleitet wird.

Der Gesangverein ,,Schweizerbunda und der Sehüzenvereiu ,,Swiss sharp shootera erfreuen sich schönen Gedeihens.

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Bericht des

Schweiz. Generalkonsuls in Rom (Hrn. Louis Schlatter) über das Jahr 1872.

(Vom 18. März 1872.}

An den hohen schweizerischen Bundesrath.

Seit dem Einzug der italienischen Truppen in Rom und seiner Provinz haben sich die Zoll- und Handelsverhältnisse daselbst vollständig verändert; die Geschäfte haben jedenfalls zugenommen und diese Zunahme begleitet natürlich die Konkurrenz.

Von überall her kamen die Geschäftsleute herbeigeströmt, im Glauben, Rom sei von Allem entblößt und besize keine Waarcnvorräthe, wie die andern Städte Italiens.

Die Negozianten zahlten ungeheure Miethpreise und machten sich große Illusionen; die Magazine waren wohl versehen und viele der Neuangekommenen haben bittere Erfahrungen gemacht; sogar in den nationalen italienischen Artikeln war Stillstand wegen der großen Waarenmenge, die hieher gesendet wurde. Die italienische Industrie macht bedeutende Fortschritte, indem sie durch den Eingangszoll und die Wechseldifferenz beschüzt wird, welche heutzutage einem andern Eingangszoll gleichkömmt, da Gold oder Silber gegenwärtig auf 13% und sogar bis 14% stehen. Dieser Wechselverlust auf den B larzahlungen, welcher seit dem vergangenen Sommer von 5% bis zu der gegenwärtigen Höhe beBundesblatt Jahrg. XXV. Bd. II.

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Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des schweizerischen Konsuls in San Francisco (Hrn. J. Berton von Genf) über das Jahr 1872. (Vom 15. März 1873.)

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1873

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14.06.1873

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725-731

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