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Aus den Verhandlungen des Schweiz. Bundesrathes.

(Vom 18. Januar 1875.)

Die Schweiz. Gesandtschaft in Paris hat mit Zuschrift vom 11. dies dem Bundesrathe zwei Rechnungen über die im zweiten Semester des Jahres 1874 aus dem. Hilfsfond für bedürftige Schweizer in Paris gemachten Unterstüzungen eingesandt.*) Nach Angabe der gedachten Gesandtschaft sind im erwähnten Zeiträume Fr. 4329. 35 an hilfsbedürftige Angehörige der Schweiz ausgegeben worden.

Mit Schreiben vom 15. dies hat Herr J. J. Stehlin von Basel, Bürgermeister und eidg. Oberst, seinen Austritt aus dem Nationalrathe mit Rüksicht auf sein Alter erklärt.

Herr Stehlin war seit 1853 ununterbrochen Mitglied des schweizerischen Nationalrathes.

(Vom 20. Januar 1875.)

Veranlaßt durch das von der Regierung des Kantons Genf unterm 24. Februar 1872 erlassene Gesez betreffend die Philloxera vastatrix, beschloß der Bundesrath, an alle Weinbau treibenden Kantone der Schweiz (Zürich, Bern, Luzern, Schwyz, Freiburg, Basel-Stadt und Basel-Landschaft, Schaffhausen, Appenzell A. Rh., St. Gallen, Graubünden, Aargau, Thurgau, Tossili, Waadt, Wallis und Neuenburg) das nachstehende Kreisschreiben zu erlassen.

,,Getreue, liebe Eidgenossen!

,,Wir wollen nicht ermangeln, Ihre Aufmerksamkeit auf die Thatsache hinzulenken, daß im Kanton Genf mittels eines Gesezes vom 24. Februar 1872 betreffend die durch die Philloxera vastatrix verursachte Rebenkrankheit immerhin beachtenswerthe Erfolge erzielt worden sind.

*) Siehe Beilage zu Nr. 4 des Bundesblattes.

90 Indem wir dieses Gesez abschriftlich beilegen, ersuchen wir Sie, in Erwägung zu ziehen, ob nicht in Ihrem Kantone auf den Fall, daß die Reblaus dort ebenfalls auftreten sollte, in ähnlicher Weise gesezgeberisch vorzugehen sein dürfte, damit eventuell das Nöthige sofort und mit Aussicht auf nachhaltige Wirkung vorgekehrt werden könnte.

Inzwischen ben uzen wir den Anlaß, Sie, getreue, liebe Eidgenossen, nebst uns in den Schuz des Allmächtigen "zu empfehlen.

Loi accordant au Conseil d'Etat les pouvoirs nécessaires pour combattre l'introduction dans les cantons de la maladie de la vigne causée par le puceron des racines (phylloxéra vastatrix).

(Du 24 février 1872.)

Le Conseil d'Etat de la République et Canton de Genève fait savoir que: Le Grand Conseil, considérant qu'une maladie redoutable, causée par un puceron, ravage depuis" quelques années certaines parties des vignobles français et menace de s'étendre dans d'autres pays; considérant que, lors môme que cette maladie n'a point encore été constatée chez nous, il importe que l'autorité ait les moyens d'en combattre l'introduction ou le développement: sur la proposition du Conseil d'Etat, décrète ce qui suit: Art. 1. Le Conseil d'Etat est investi des pouvoirs nécessaires pour prendre des mesures propres à prévenir l'introduction du phylloxéra dans le canton ou s'il venait à y apparaître, pour faire pratiquer dans les vignes atteintes Ou menacées, toutes les opérations reconnues utiles contre la propagation du fléau.

Art. 2. Les opérations .auront lieu sous réserve d'une indemnité équitable à fixer et à répartir par experts, ou, en cas de contestation, par les Tribunaux compétents.

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Art. 3. Les pleins pouvoirs accordés au Conseil d'Etat par la présente loi cesseront lé 31 décembre 1873.

Le Conseil d'Etat est chargé de faire promulguer les présentes .dans la forme et le terme prescrits.

" Fait et donné à Genève le vingt-quatre janvier mil huit cent soixante-douze sous le sceau de la République et les signatures du Président et du Secrétaire du Grand Conseil.

Le Secrétaire du Grand Conseil, J. Rollanday.

Le Président du Grand Conseil, A. Fontaiiel.

Le Conseil d'Etat promulgue la loi ci-dessus pour être exécutoire, dans tout le Canton, dès le jour de demain. .

G e n è v e , le 3.1 janvier 1872.

Au nom du Conseil d'Etat, Le Chancelier: Moïse P ig u e t.

NB. Les pleins pouvoirs accordés au Conseil d'Etat par la loi ci-dessus ont été prorogés, par une loi du 1er décembre 1873, jusqu'au 31 décembre 1875.

In Vollziehung des Art. 31 der revidirten Bundesverfassung, betreffend die Freiheit des Handels uud der Gewerbe, erließ der Bundesrath an sämmtliche Kantonsregierungen folgendes Kreisschreiben : ,,Getreue, liebe Eidgenossen!

,,Die Vorschrift des Art. 31 der Bundesverfassung, welche bestimmt, daß die Verfügungen über Ausübung von Handel und Gewerben, über Besteurung des Gewerbebetriebs und über die Benuzung der Straßen den Grundsaz der Handels- und Gewerbefreiheit selbst nicht beeinträchtigen dürfen, sowie Entscheidungen, welche wir auf eingegangene Beschwerden aus diesem Gebiete kürzlich zu treffen im Falle geweseq sind, haben eine Reihe von Kantonen veranlaßt, die bei ihnen über obige Materien bestehenden Verordnungen einer Revision zu unterwerfen und dieselben insoweit durch neue Bestimmungen zu ersezett, als sie mit der obgenannten Vorschrift der Bundesverfassung nicht mehr vereinbar schienen.

1)2 ' ,,Aus dem Umstände, daß die Regierung eines Kantons eine derartige neue Verordnung vor Publizirung derselben uns zur Prüfung und Genehmigung eingesandt, eine andere kantonale Behörde sogar vor Erlaß neuer Bestimmungen über die verfassungsmäßige Zuläßigkeit derselben Erklärungen von uns verlangt hat, während die übrigen Kantone, welche in der Lage gewesen sind, ihre bisherigen Vorschriften über Ausübung gewisser Gewerbe zu modifiziren, ihre neuen Verordnungen ohne Weiteres in Kraft gesezt und zur Ausführung gebracht haben, scheint hervorzugehen, daß über die Stellung der Kantone zum Bunde bei Erlaß solcher unter Litt, c des Art. 31 der Bundesverfassung fallenden Verordnungen verschiedene Ansichten herrschen.

,,Wir haben nun unsererseits nichts dagegen einzuwenden, daß die Kantone die in Litt, c des Artikel 31 vorbchaltencu Verfügungen von sich aus erlassen und in Vollziehung sezcn, um so weniger, als die Bundesverfassung den Kantonen eine vorgängige Einholung der Bundesgenehmigung, wie sie bei andern Gesezen ausdrüklich vorgesehen ist, in Betreff jener Verfügungen nicht vorschreibt und das praktische Bedürfnis der kantonalen Verwaltungen in der Regel eine rasche Ordnung der in ' Frage liegenden Verhältnisse erheischt. Sie haben bei Erlaß der Verfügungen darauf zu achten, daß sie den Grundsaz der Handels- und Gewerbefreiheit nicht beeinträchtigen.

.,Hinwieder behalten wir uns selbstverständlich voi-, jederzeit, sei es bei Anlaß von einlaufenden Beschwerden- von Bürgern, sei es in Folge der an die Hand genommenen Durchsicht der von den Kantonen eingeforderten Geseze und Verordnungen über Ausübung von Handel und Gewerbe die fernere Anwendung von Bestimmungen zu untersagen, welche wir mit dem im Art. 31 der Bundesverfassung aufgestellten Grundsaze der Handels- und Gewerbefreiheit unvereinbar erachten würden, von welchen Entscheiden natürlich immerhin die Berufung an die gesezgcbenden Räthe der Eidgenossenschaft offen steht.

,,Indem wir Sie ersuchen, von diesen Eröffnungen, durch welche wir unrichtigen Auffassungen und unnöthigen Vorkehren von vornherein zu begegnen wünschen, Vormerkung nehmen zu wollen, ergreifen wir den Anlaß, Sie, getreue, liebe Eidgenossen, sammt uns in Gottes Machtschuz zu empfehlen.a

93 Herr Charles Cossy, von Ollon (Waadt), hat mit Schreiben vom 17. dies erklärt, daß er wegen seiner am 12. 1. Mts. stattgefundenen Ernennung zum Kantonsrichter nicht mehr Mitglied des Nationalrathes sein könne.

(Vom 22. Januar 1875.)

Auf einen Bericht des Hrn. Professor S cline tzl er, Präsident der eidg. Centralkommission für Berathung von Maßregeln gegen die Reblaus, hat der Bundesrath beschlossen, es sei die Einfuhr von Wurzelreben und Rebholz aus R h e i n p r e u ß e n sowohl als von solchen a m e r i k a n i s c h e n U r s p r u n g s , ob leztere nun direkt aus Amerika oder aus irgend einem andern Lande kommen, verboten.

Der Bundesrath wählte als Telegraphist in Hägglingen: Hrn.

Arnold, W i r t h, von und in Hägglingen (Aargau), Posthalter daselbst.

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