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Bericht des

Schweiz. Generalkonsuls in Neapel (Hrn. Meuricoffre von Frauenfeld) für das Jahr 1874.

(Vom 14. Juli, eingegangen den 19. Juli 1875)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Allgemeine Lage.

Das Jahr 1874 war in Italien vom Standpunkte der Volkswirthschaft und des Handels aus doppelt charakteristisch.

Einerseits war es eine Periode der Abrechnung für die Verluste, und Mißerfolge, welche die übermäßige Spekulation und die übertriebene Unternehmungslust der vorhergehenden Jahre erzeugt hatten, so daß obgleich deren Ursachen auf die Vorjahre zurückzuführen sind, doch ihr Verlauf mehr als einen schließlichen Schiff bruch aufweist, indem das, was kein Vertrauen verdiente oder aber nicht; lebensfähig war, unterging. Jedoch nachdem man dem Feuer auf diese Art seinen Antheil überlassen, ist der Boden nach jeweiliger Forträumung der Trümmer fester und die Lage besser geworden.

Die Spannung in der Finanzlage ließ nach und nach ab und das Publikum sah endlich ein, daß ebenso wie man in den Vorjahren zu überschwenglich im Vertrauen gewesen, mau darauf zu weil;

981 im Mißtrauen gegangen war gegen das, was reell war und die nöthigen Elemente eines nützlichen Fortbestandes in sich schloß.

Gute Ernten in den Hauptprodukten des italienischen Ackerbaues haben andererseits die Lage bedeutend erleichtert im Vergleich zu den relativen Mangeljahren, welche vorhergegangen waren; doch hatte dieser Ueberfluß zu viele Lücken auszufüllen als daß er nicht zum größten Theil durch die private und lokale Verproviantirung absorbirt worden wäre, welche überall erschöpft worden war, um den dringenden Bedürfnissen des Vorjahres zu begegnen. Der Produzent, dem die so hohen Preise, welche er für den Rest seiner früheren Vorräthe gemacht hatte, noch im Kopfe steckten, war häufig unschlüssig, ob er das neue Produkt zu Bedingungen hergeben sollte, welche ihm als zu sehr ' zu seinem Nachtheile differirend erschienen und zog es vor, es für spätere Eventualitäten aufzuspeichern. Daher enstand im Allgemeinen für die Mehrzahl der Artikel kein bedeutender Verkehr im Umsatz und das Geschäft blieb schleppend.

Es erhellt jedoch aus dem eben Gesagten, daß von beiden genannten Gesichtspunkten aus die Lage sich im Jahre 1874 auf eine sehr bedeutende und gründliche Weise verbessert hat, wenn auch die Anzeichen einer blühenden Thätigkeit und eines wirklichen Gedeihens sich noch nicht in allgemeiner Weise geltend machen und vollständig entwickeln konnten.

Erzeugnisse des Ackerbaues.

Getreide, Wein, Olivenöl.

Für jeden dieser drei Artikel, welche zusammen einen sehr großen Theil der süditalienischen Ackerbauproduktion ausmachen, kann dus Jahr :1874 als ein fruchtbares Jahr angesehen werden.

Jedoch haben das Korn sowie die. Haferarten und die Bohnen nur ein mittel mäßiges Ergebniß geliefert. Aus den oben bereits angegebenen Gründen ist der Ausfuhrhandel in diesen Artikeln während des größten Theils der Verkehrszeit schleppend geblieben ; die Oelernte übrigens findet erst ganz am Schlüsse des Jahres statt und ein Theil der Oliven wird selbst erst in den ersten Monaten des folgenden Jahres geerntet.

K r a s ]) w u r z e l n.

Im Frühjahr 1874 betrugen die im Vorjahre gerieten Krapppflanzungen bereits nur noch die Hälfte des Bestandes der früheren Jahre; (loch kam zu den Sämliagen de s Jahres 1873 noch eine

982 gewisse Anzahl von im Jahre 1872 gesäeten Pflanzungen, deren Wurzeln nicht mehr im Boden bleiben konnten und daher nothwendiger Weise im Jahre 1874 ausgerissen werden mußten, da es bekannt ist, daß diese Pflanze mit Vortheil ihre Wurzeln bis zum Alter von 30 Monaten aber nicht darüber hinaus entsvieke.lt.

Es werden demnach die im Jahre 1874 ausgelassenen Wurzeln auf 20,000 Ballen à 430 Kilo geschätzt, eine Zahl, zu welcher man noch 9000 am 31. Dezember 1873 vorhandene Ballen zählen muß. Von dieser Menge wurden 16 bis 17,000 Ballen ausgeführt, nämlich 12,000 nach Avignon und 4 bis 5000 nach England.

Die Nachfrage war für Amerika und .Holland null, da dieses zwei Länder in ausgedehntem Maße die Farbmethode mit künstlichem Alizarin, welches aus dem Anthracen gewonnen wird, eingefühlt haben, nachdem dieses künstliche Alizarin von Fr. 35 auf Fr. 8. 50 per Kilogramm gesunken ist. Wie im Jahre 1873 wurden 4 bis 5000 Ballen im Jahre 1874 für den lokalen Konsum und die Fabrikation entnommen und am 31. Dezember 1874 war noch ein Bestand von 7000 Ballen vorhanden.

Die Aussaat des Jahres 1874, welche im Jahre 1875 gebrütet werden wird, soll wiederum um die, Hälfte gegen das Vorjahr reduzirt werden. Es liegt auf der Hand, daß die Kultur des Krappes nur noch in schwachem Maße für die um Ne.apel herumliegenden Provinzen opportun ist : außer dem gegenwärtigen Sinken der Preise und der geringen Aussicht, dies der Landmann hegen kann in Bezug auf das Steigen derselben, muß man nicht vergessen, daß die Mehrzahl der für dieses Erzeugniß bebauten Grundstücke durch einen zu lange fortgesetzten Anbau ein und derselben Pflanze erschöpft waren, und zwar in dem Maße;, daß sie gegenwärtig nur noch die Hälfte einer mittleren Ernte aus früheren Zeiten liefern. Andere Produkte, wie. z. B. die Baumwolle und vielleicht der Tabak, werden die Krappwurzel ersetzen.

B a u m w o 11 e.

Im Jahre 1874 war die Baumwollenaussaat in den um Neapel herumliegenden Provinzen geringer als die im Jahre 1873, jodoch hat der Landmann bei diesem Anbau besser seine Rechnimg gefunden, da die Pflanzen sich besser entwickelt hatten und der Ertrag der Kapseln an Baumwollenfaser größer als in den Vorjahren gewesen ist.

Jedoch hat der Gesammtertrag der sogenannten CastellamanBaumwolle den Betrag von 2000 Ballen nicht überschritten, wovon ungefähr 1400 Ballen aus unserer Provinz entweder nach Nord-

983 Italien, welches den größten Theil davon aufkaufte oder nach der Schweiz oder Süddeutschland, welche wegen der schönen Qualität in diesem Jahre willig die italienische Baumwolle gekauft haben, ausgeführt wurden.

Das eher befriedigende Resultat, welches die Baumwollenproduzenten in diesem Jahre erzielt haben, wird ohne Zweifel eine weitere Verminderung dieser Bodenkultur verhindern. * Hanf.

Die Aussaat von Hanf im Jahre 1874 ist nicht allein um 1/4 geringer als im Jahre 1873 gewesen, sondern die Entwickelung der Pflanze ist auch nicht von der Temperatur begünstigt worden, da sie unter den zu lang anhaltenden Regengüssen im Monat Mai und unter dem windigen Wetter im August zu leiden gehabt hat.

Ebenso wie in den Provinzen Bologna, Ferrara und in Venetien ist der 1874er Hanf von schwärzlicher Farbe, sehr ungleich in der Länge und weniger seidenartig als in den guten Jahren geblieben, da aber die Faser kräftig war, eignete er sich gut für die Seilerei.

Entweder aus diesen Gründen oder aber wegen der regelmäßigen Ernten, welche im Jahre 1874 Frankreich und Belgien machten, betrug im Jahre 1874 die Ausfuhr nur: a u Werg .

.

.

. 11,500 Zentner.

,, rohem Hanf .

.

.

7,500 ,, ,, gehecheltem Hanf .

.

4,000 ,, Die Preise haben zwischen Lire 108 und Lire 120 geschwankt für die Prima-Sorten, zwischen Lire 100 bis Lire 115 für die zu Stricken verwendeten Sorten, je nach Güte, Alles frei an Bord.

Die aus dem Jahre 1873 übrig gebliebenen Partien, also ungefähr 12,000 Zentner, welche in jeder Beziehung besser waren, landen leicht Käufer zu sehr guten Preisen.

Gesammte Ein- und Ausfuhr.

>

Die Einfuhr der süditalienischen Provinzen im Jahre 1874 ist nahezu in ihrer Gesammtheit in folgenden Zahlen ausgedrückt: durch d a s Zollamt Neapel .

.

.

. Lire 157,154,042 ,, ,, ,, Castellamare .

.

. ., 33,584,501 ,, ,, " Bari " 12,035,813 O

O

Zusammen

Lire 202,774,356

984 Diese Gesammteinfuhr weist gegen die Gesammteinfuhr im Jahre 1873 eine Vermehrung um Lire 40,184,415 auf.

Die Gesammtausfuhr im Jahre 1874 läßt sich durch folgende Zahlen ausdrücken.

über Neapel Lire 38,640,395 ,, Castellamare , 2,036,374 ,, Bari ,, 18,980,281 Ausfuhr von Olivenöl über Gallipoli, Taranto, Rossano u n d Gioja . . . . , . , 14,480,755 Ausfuhr von Getreide über Barletta .

.

,, 2,545,893 Zusammen

Lire 76,68^,698

Diese Gesammtausfuhr weist gegen die Gesammtausfuhr im Jahre 1873 eine Abnahme um Lire 24,162.626 auf.

Besondere B e m e r k u n g e n ü b e r die Z u n a h m e d er G e s a m m t e i n f u h r u n d d i e A h n a h m e d e r G es a m m t a u s f u h r.

Nach den oben gemachten Angaben ergab das Jahr 1874 für die continentalen Provinzen Süditaliens eine Vermehrung der Einfuhr um Lire 40,184,415 und eine Abnahme der Ausfuhr um Lire 24,162,626.

Unter solchen Umständen muß es natürlich scheinen, daß das Agio auf Banknoten, welche in Italien Zwangscours haben und im Allgemeinen durch den Ueberschuß der Einfuhr über die Ausfuhr eines Landes influenzirt werden, da cratere nicht mit Hauknoten gezahlt werden kann, sondern mit Metallwerthen gedeckt werden muß, bedeutend steigen mußte. Doch dem war nicht so und im Jahre 1874 erlebte man im Gegentheil, daß die Prämie, auf Gold und Wechsel in Italien von 116 auf 110. 50, d. h. um 4 1 /« 0 /" gesunken ist.

Zur Erklärung dieser scheinbar anormalen ökonomischen Thatsache, muß mau zunächst auch die Ein- und Ausfuhr des übrigen Italiens in Betracht ziehen und zweitens darf man nicht außer Acht lassen, daß die italienische Reute, welche auf den Plätzen Paris, London und Berlin der Gegenstand fortwährender Umsätze ist, eine andere Art von Ausfuhr ausmacht, welche sich zu bedeutenden Zahlen erhebt und die Wagschale zu Gunsten Italiens umstimmt, obgleich die Einfuhr und die Ausfuhr von Waaren ein ganz entgegcngesetzes Ergebniß liefern würden.

985 E i n f u h r a u s d e r S c h w e i z und A u s f u h r n a c h d e r Schweiz.

Die offiziellen Angaben der Zollämter Neapel, Bari, Brindisi und Taranto beweisen fortwährend bezüglich des Einfuhrhandels aus der Schweiz nach diesen Plätzen eine neue Abnahme gegenüber den Zahlen vom Jahre 1873, die in ihrer Gesammtheit bereits in starker Abnahme gegenüber 1872 waren. Die Abnahme im Jahre 1874 gegenüber 1873 trifft hauptsächlich die Baumwollengewebe, die Seidenwaren und die Uhren. Dagegen fand eine Zunahme statt für Wollengewebe, Hanfgewebe, Käse, verarbeitete Metalle, Bijouterie (welche jedoch um ein bedeutendes gegen die Zahl im Jahre 1872 zurückbleibt), und einige andere weniger wichtige Artikel.

Beiliegende Tabelle gestattet einen Ueberblick über die Einfuhr der verschiedenen Artikel aus der Schweiz nach Neapel in den Jahren 1872, 1873 und 1874, in dem sie den Unterschied für jeden Artikel hervorhebt.

Die Gresammteinfuhr aus der Schweiz nach Neapel im Jahre 1874 hat Lire 2,445,817 gegen Lire 2,712,151 im Jahre 1873 und Lire 4,208,606 im Jahre 1872 betragen. Die Abnahme beträgt also Lire. 266,334 gegen 1873 und Lire 1,762,789 gegen 1872.

Die Einfuhr der Schweiz über Bari hat dagegen um ein Weniges zugenomminen, wie aus beiliegender Tabelle ersichtlich ist.

Sie betrug Lire 176,148 gegen Lire 149,597. 60 im Jahre 1873.

Hingegen ist die Ausfuhr über Bari nach der Schweiz laut Angaben" derselben Tabelle von Lire 549,813. 27 irn Jahre 1873 auf Lire 195,839 im Jahre 1874 gesunken. Das Zollamt Neapel verzeichnete im Jahre 1874 keine Ausfuhr nach der Schweiz. Das Zollamt Castellamare hat weder für .Einfuhr noch für Ausfuhr mit der Schweiz Beziehungen gehabt, die von Brindisi und Taranto haben dergleichen nur für unbedeutendere und niedrigere Beträge als im Jahre 1873 gehabt, die ihrerseits selbst damals nicht bedeutend waren.

Ueber Brindisi fand irn Jahre 1874 kein Transit nach der Schweiz statt, während derselbe im Jahre 1873 Lire 45,050 (hauptsächlich Uhren) betrug.

Der Transitverkehr aus der Schweiz über Neapel betrug im Jahre 1874 nur Lire 2178.

986

Bemerkungen.

Dio oben angeführten Zahlen betreffend die Einfuhr aus der Schweiz in die südlichen Provinzen Italiens, laut welchen (liest-, Einfuhr, die schon 1872 auf 1873 so stark abgenommen hatte, auch noch vom Jahre 1873 zu 1874 einen Rückschritt machte, bedarf reiflichster Erwägung.

Es sind zwei Seiten dieser Frage zu prüfen: 1. Ist die Abnahme der Einfuhr wirklich so bedeutend als diese Zahlen sie zu bestimmen scheinen?

2. Wenn es unbestreitbar feststeht, daß eine Abnahme in der Einfuhr aus der Schweiz stattgefunden hat, welches sind alsdann die Hauptursachen dieser Abnahme?

Was den ersten Punkt, anbetrifft, so haben wir zu bemerken, daß verschiedene Gründe uns zu der Annahme veranlassen. dass die Einfuhr aus der Schweiz in Wirklichkeit nicht in dem Maße abgenommen hat, als es jene Zahlen glauben lassen könnten.

Es ist thatsächlich erwiesen, daß wenn die schweizerischen Waaren über Marseille in Neapel eintreffen, sie auf den Zollamtsverzeichnissen in die Rubrik des Verschiffungshafens eingeschrieben werden, d. h. also als französische Waare, wenn nicht ihr schweizerischer Ursprung auf der Deklaration, welche ihr zur zollamt ichen Behandlung beigegeben ist, ausdrücklich vermerkt ist. Da nun französische und schweizerische Erzeugnisse vom italienischen Zollamt gleichmaßig behandelt werden, so wird die Angabe des Ursprungs, die für den Importeur keinen besondern Werth hat, wahrscheinlich ziemlich häufig weggelassen und laut den offiziellen Verzeichnissen der Betrag der schweizerischen Einfuhr um soviel vermindert, eine Verminderung aber, die wie nachgewiesen worden, vollständig fiktiv ist.

Außerdem kann nicht bestritten werden, daß eine große Menge schweizerischer Waaren hier anlangen, welche bereits in Oberitalien zollamtlicher Behandlung unterzogen worden sind, oder sie werden auch von schweizerischen Exporteuren mittelst ] Eisenbahn direkt an ihre Kundschaft in den Abruzzen, Apulien und Calabrien spedirt, welche sich in direkten Verkehr mit den Fabrikanten setzend, nunmehr den Platz Neapel umgeht.

Wir dürfen jedoch nicht behaupten, daß die Tragwei e genannter Thatsachen so hoch anzuschlagen wäre, um annehmen zu können, daß die Einfuhr aus der Schweiz nicht in Wirklichkeit abgenommen hätte. Folgende Ursachen kann man zur Begründung dieser Abnahme anführen.

987

Einerseits ist der Einfuhrhandel auf dem Platze Neapel für viele Artikel, und speziell für jene, welche die Einfuhr aus der Schweiz ausmachten, gesunken und zwar in Folge einer thatsächlichen Störung, welche die zahlreichen Zahlungseinstellungen in Neapel und das daraus entstandene sehr berechtigte Mißtrauen veranlaßteil.

Die bedrängte Lage der unteren Volksklassen während der Theuerung der Lebensmittel in den Jahren 1872 und 1873 (einer Theuerung, deren ganze einschneidende Wirkung sich noch während der ersten Monate des Jahres 1874 fühlbar machte) hat den Konsum der billigen schweizerischen Artikel, für welche sie die einzigen Abnehmer sind, wohl herabdrücken können, und andererseits ist das Land im Allgemeinen, die wohlhabende Klasse mit Inbegriffen, sei es aus denselben angeführten Ursachen, sei es wegen der außerordentlichen Erhöhung der Taxen, sei es endlich wegen den Nachwirkungen der Handels- und Finanzkrisen, relativ ärmer geworden und verbraucht Ogegenwärtig weniger Luxusgegenstände.

O O O O ö Ich erwähne, ohne jedoch übermäßig Gewicht darauf zu legen, die zwar beachtenswerth gewordene Konkurrenz, welche seit kurzer Zeit in Calicots und gedruckten Tüchern Böhmen zum Nachtheil der Zürcher und Glarner Artikel macht.

Es besteht aber noch ein besonderer Umstand, dessen Wichtigkeit von Tag zu Tag unbestreitbarer wird : es ist dies die Entwickelung und Verbesserung der inländischen Industrie in Italien und zwar hauptsächlich im Norden der Halbinsel. Wenn die daraus für die ausländischen Erzeugnisse entstehende Konkurrenz hin und wieder in anormaler und somit nur vorübergehender Weise sich geltend macht, wie dies der Fall war, als mehrere Seidenbandlungen in Como fallirten und Verschleuderung in diesem Artikel daraus erfolgte, so ist, sie nichts desto weniger als eine wichtige und allgemeine Thatsache vorhanden, nicht allein für Seidenwaaren, sondern auch für Baumwollenstoffe sowohl gedruckt, als weiß oder farbig gewirkt, für Elastique-Artikel und für Bijouterie.

Die Anstrengungen, welche Italien und besonders Norditalien macht, um seine industrielle Unabhängigkeit wieder zu gewinnen, können nicht bestritten werden.

· Was letztgenannten Artikel anbetrifft, so hat sich die neapolitanische Bijouterie sehr vervollkommnet, doch wäre ihre Konkurrenz wenig zu befürchten, weil ihr Fortschritt
langsam ist und sie der Kapitalien ermangelt.

Was für die schweizerische Bijouterie zu befürchten ist, und was jedenfalls der Grund ihrer verminderten Einfuhr ist, ist der lebhafte Aufschwung, welchen die lombardische Bijouterie-Fabri-

ÎÎ88

s

kation genommen hat. Es wird in Mailand kurrente und sehr gute kurrente Waare zu so billigen Konditionen hergestellt, wie, sie Genf nicht haben kann. In Bezug auf vollendete Arbeit ist der Fortschritt sehr schnell und sehr bedeutend gewesen, und die, Arbeitskraft, welche hier nicht wie in der Schweiz durch die Ansprüche der Internationalen in die Hohe getrieben wurde, bewegt sich in Schranken, welche Deutsehland und die, Schweiz überschritten haben. Mailand hat sich hauptsächlich derjenigen Artikel befleißigt, welche man früher aus Gent importirte, und trotz der Verschiedenheit der Genres ist die deutsche Produktion ebenfalls erreicht worden.

Für den Augenblick hat die italienische Industrie das Fehl ihrer Thätigkeit auf den Markt, welchen sie innerhalb der Grenzen des Königreiches findet, beschrankt, doch läßt sich die, Zeit voraussehen, wo sie, wenn ihre Kapitalien sich vergrößern, über die italienischen Grenzen hinaustreten und sich in guter Lage befinden wird, um den andern Produzenten gewisse ausländische Absatzgebiete, und namentlich jene im Orient, streitig zu machen.

Verkehrsmittel.

Zahlreiche und bedeutende Dampfschifflinien verbinden die Häfen der continentalen Provinzen von Süditalien wie. Brindisi einerseits und Neapel andererseits mit Kleinasien, dem schwarzen Meere, Egypten, Indien und dein äußersten Osten.

Ich erwähne zunächst der italienischen Dampfschifffahrtgesellschalten Rubattino und Trianeria, von welchen die erstgenannte Neapel durch monatliche Fahrten mit Alexandrien, Suez, Aden und Bombay verbindet, wie sie auch regelmäßige Fahrten nach Tunis unterhält. Die zweite verbindet Neapel und Brindisi mit dem Piraeus, Constantinopel und Odessa durch wöchentliche, oder zweimonatliche Fahrten. Brindisi unterhält außerdem seinen Verkehr mittelst der Dampfboote des österreichischen Lloyd und der englischen Peninsular und Oriental Company. Die großartigen Verzweigungen des Fahrdienstes dieser mächtigen Gesellschaften bis an'ss äußerste schwarze Meer und den fernsten Osten sind bekannt. Außerdem ist Neapel Ruhehafen für die prachtvollen Dampfschiffe der französischen Messageries maritimes, deren zweimonatliche Fahrten sich bis Japan ausdehnen, und ferner für die französische Gesellschaft A. L. Fraissinet&c Comp., die dasNetz/ ihrer Fahrlinie über den Orient erstreckt.

r 989

Banken.

Unter dieser Rubrik habe ich zu berichten, daß im Laufe des Jahres 1874 in Neapel die Società meridionale dei Magazzini Generali mit einem Kapital von 10,000 Action à Lire 250 gegründet wurde, wovon jedoch nur 8000 Stück ausgegeben wurden. Diese Gesellschaft, welche sich auf das italienische Gcsez über die Magazzini generali (Lagerhäuser) vom 3. Juli 1871 stützt, requirirte sofort ein umfangreiches Gebiiude, zwischen dem Eisenbahnhof und dem Hafen gelegen, um darin ihre Magazine zu errichten, aber die bedeutenden Einrichtungsarbeiten haben es nicht gestattet, den Betrieb dieser Magazine vor dem 31. Dezember 1874 zu eröffnen.

Vergleichende Tabelle des Handelsverkehrs der Schweiz mit Bari in den Jahren 1873 und 1874.

Einfuhr,

1873.

Bezeichnung der Waaren.

Käse .

.

.

Baumwolle, gesuonueu Leinen .

.

.

Baumwollengewebe .

Leinengewebe .

Mercerie .

.

.

Eisen .

.

.

Condeiiüirte Milch

40,868

53,118

64 : 03

40,000

13,118

6,524. 60

16 : 45 88:00 8:24

27,202 4,499 400

--

-- 20,677. 40 4,499. -- 400. --

53,986

80,536. 40

Werth.

Quantität.

172 : 79 124 : 63

27,640 62,315

81 : 72

19:19

Ztr.

.

;·> :i

.

.

413:00 54:15

AVertn.

82,600 21,447

Einheiten. Quantität.

.

;i 7)

Werth-Differen/.

1874.

·(i ;·>

149,597. 60

j>his.

minus.

54,960

176,148 T,

Ausfuhr.

990

Olivenöl Jolmmiisbrod Mandeln Senfkörner Ania Feigen, getrocknet O ? O Wein

Ztr.

.,

1,780:11 231,414.30 130:38 16,402 1.004:48 20,089.60 292 :90 6.986 1.503:20 225,480.-- 1.100:00 160^600 200:00 12,000. -- -- -- 81 : 81 6,229. 37 13 : 01 1,150 ., 1,300:00 54,600.-- -- -- Hektol.

-- -- 500:00 10,701 549,813. 27

195,839

215,012.30 13,103.60 64,880. -- 12.000. -- 5,079.37 54,600. -- --

-- -- -- -- -- -- 10.701

304,675.27 10,701

Nach Seite 990,

Categorienweis eingeteilter Ueberblick des offiziellen Werthes der aus der Schweiz eingeführten beim Zollamt Neapel während der Jahre 1872, 1873 und 1874- eingegangenen Waaren.

Einfuhr.

I

0

! '£

Bezeichnung der Waaren.

6C

i

\ ö 1 l i

1.

n.

m.

IV.

v.

vu.

VI.

«VIII.

*IX.

*x.

*XI.

XII.

' XIII.

! XIV.

i *XV.

*XVI.

*xvn.

xvm.

,

Offizieller Werth.

Offizieller Werth.

Differenz.

Differenz.

i

"
XIX.

XX.

1872.

1873.

minus.

plus.

1873.

1874.

minus.

plus.

Lire.

Lire.

Lire.

Lire.

22

Lire.

Lire.

Lire.

Lire.

Wasser, Getränke u n d Oele . . .

429 407 Colonialwaaren, Säfte, Vegetabilien, MedizinalArtikel u. s. w. .

3,983 22,319 Früchte, Getreide, Gemüse, Pflanzen und -- i -- Futterkräuter .

.

.

.

.

.

39,356 Fettwaaren (feste Käse) .

.

.

.

-- Fische .

.

.

.

.

.

.

-- -- Vieh 1 33,046 ; 27,576 Hilute 36,971 41,858 Hanf, Leinen und die bezüglichen Manufakten 875,666 Baumwolle ,, ,, ,, ,, 1,209.200 82,545 38,754 Wolle, Roßhaar, Haare u. die bezügl. Manufakten Seide und die bezüglichen Mauufakten .

151.810 | 77,860 Getreide, Mehl und Teigwaaren .

-- -- 7,046 ' 3,861 Holz, r o h und verarbeitet .

.

.

.

2.124 ' 43,223 Papier und Bücher .

.

.

469/217 280,195 Mercerie, Kurzwaaren. Uhren u. s. w. .

78.'3«)4 9.928 Metalle, roh und verarbeitet Gold, Silber u. s. w., roh und verarbeitet . 2,108^202 1,268^754 1^932 -- Steine u n d Fossilien .

.

.

.

.

853 !

658 Geschirr-, Glas- und Kristallwaaren Tabak 4.630 50 Zusammen Lire

4,208.606 . 2,712,151 ti

--

18,336

--

-- -- -- -- 5,470 -- 333,534 43,791 73,950 -- 3,185 -- 189.022 68^376 839.448 1,932 j 195 · 4.580 :

-- -- -- -- -- 41,099

1,581,019 i

85,364

-- 39,356 --

7,880

3,983

420

-- .

39,356

35 94,302 63

-- -- 27,576 41,858 875,666 38,754 77,860

-- --

4,887

-- -- -- -- --

429

-- 30,007 (51,171 524.770 58.'483 18/270

-- 3,861 43,223 280,195 i 9^928 1,268,754

--

3,563

--

-- -- --

35 54,946 !

63 i

-- -- 350,896 -- 59,590

2,431 ^ 19,313

-- 1.186 2>220 257^124 80,693 1,306.765 !

' 48 658 ^ 1.346 50 1J034

-- 2,675 41,003 23,071

2)712,151 ', 2,445,817 t i 1

480,798

;

7,451

-- -- -- * --

19,729 1

70.765 38^011 48 688 984 214.464

;

991

Die mit * bezeichneten Categorien zerfallen für 1874 in nachstehende Einfuhren.

Einfuhren.

VIII. C a t e g o r i e .

Maß-'

Einheit. Quantität. Werth.

Sparteriearbeiten Kilo Leinen- u. Hanfzwirn, einfach, ungebleicht ·n Leinen- und Hanf-Gespinnst, ungebleicht, unter 6 Faden .

.

.

.

. ·n Gebrauchte Kleider und Wäsche .

n Einfache Jutefäden .

.

.

.

·/> Gesammtwert der 8. Categorie

·

IX. C a t e g o r i e .

Baumwolle, gezwirnt, ungebleicht, einfach Kilo Baumwollengewebe und mit Leinen oder Wolle vermischt: ungebleicht von 7 bis 11 Kilo .

ii gebleicht .

.

.

.

.

·n ohne Bezeichnung, roh ·ii ,, ,, gebleicht ·n gefärbt oder farbig .

7l bedruckt .

.

.

.

.

.

·fl gestickt .

.

.

.

.

.

;·) Posamenten ohne Bezeichnung 11 ,, gefärbt oder farbig .

11 Litzen und Bänder .

.

.

.

n Gesammtwerth der 9. Categorie X. C a t e g o r i e .

Gesponnene Pferdshaare Theerßlz Wollengewebe und gemischte Strumpfwaaren .

Wollendecken aller Art

·

Kilo 55

Werth Kilo ·n

Gesammtwerth der 10. Categorie XL C a t e g o r i e .

Gemischte Seidengewebe Bänder, seidene oder von Seidenabfall Gesammtwerth der 11. Categorie

1,000 1,523

601 6,852

1,986 50 30,066

18,515 25 35,178

. Lire 61,171 556

7.554 41,547 4,174 22,957 3,528 21,168 5,155 793 11,252 101,258 31,259 312,590 602 12,040 1,320 132 1,380 138 3,408 426 . Lire 524,770 2,300 296 1,578 138 2,228 .

Kilo 55

.

1,947

8,050 888 33,417 2,760 13,368

Lire 58,483 42 56

3,150 15,120

. Lire

18,270

992

XV. C a t e g o r i e .

Läufe, Gewehr,, , PistolenSoldatengewehre .

.

.

.

Jagdgewehre . . . . .

Buchdruckertypen, neue .

.

Webercarden Landwirtschaftliche Maschinen .

Metallgewebe, MessingMercerie, ordinär . . . . .

" fein Elephantenzähne . . . . .

Modearbeiten Uhrgehäuse, goldene .

. . .

,, silberne .

.

.

Uhrenbestandtheile .

.

.

Fischbein .

.

.

.

.

Instrumente, optische, Précisions- u. s.

MasseiQuantität. u a ü W e r t h .

109 2,180 Nro.

,, 408 ·J,754 .

.

8 225 26 1.1)50 , , 265 . Kilo 1,11)2 458 1,374 ,, 2,149 ·J,OS3 . ,, 183 1 ,007 ,, 583 r.,247 , , 861 30,135 n 57 1,425 . .

41 '2,108 ,, 594 511,400 . Nro.

4,523 135,690 ..

114 2.650 . Kilo 872 (ÎJ104 .

.

15 w. ,, «00

Gesammtwerth der lo. Categorie XVI. C a t e g o r i e .

Eisen, erster Fabrikation .

,, zweiter ,, Draht, Stahl-

.

.

. Lire 257,124

. Kilo 223,728 . ., 644 ,, 117

Gesammtwerth der 16. Categorie

.

. Lire 8l',693

XVII. C a t e g o r i e .

Goldschmiedarbeiten in Silber .

. Werth ,, ,, vergoldetem Silber ,, ,, .

.

Kilo " in Gold Bijouterie in Silber .

.

.

. Werth " ,, vergoldetem Silber .

.

" Gesammtwerth der 17. Categorie

.

711,8!)!

45 L 351

-- 525 ·-120 26 l,2!)f.,<)4;i -- h',411 -1,766

. Lire l,30(i,765

A

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des schweiz. Generalkonsuls in Neapel (Hrn. Meuricoffre von Frauenfeld) für das Jahr 1874. (Vom 14. Juli, eingegangen den 19. Juli 1875)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1875

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

33

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

31.07.1875

Date Data Seite

980-992

Page Pagina Ref. No

10 008 739

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

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