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Bericht des

schweizerischen Konsuls in Havre (Hrn. Emil Wanner von Nidau, Kantons Bern) über das Jahr 1874.

(Vom 25. April 1875.)

An den hohen Schweiz. Bundesrath.

Tit.

Wenn auch das Jahr 1874 in Bezug auf den Handel besser als das vorige war, so hat es für Havre doch nicht den Verkehr, welcher vor dem letzten Kriege bestand, wiedergebracht.

Trotzdem das Geld nicht rar war und Ernteverträge reichlich gewesen sind, fehlte doch das Vertrauen und der Handel zauderte, sich in wichtige aber langdauernde Geschäfte einzulassen.

O Der Discont, welcher seit 28. November 1873 auf 5 % stand, ist am 5. Mai J874 auf 41/2 % und am 5. Juni 1874 auf 4 % heruntergegangen, auf welcher Höhe er seitdem stehen geblieben ist.

Der Kaffee,, welcher Anfangs des Jahres zu äußerst hohen Preisen bezahlt wurde, erfuhr einen starken Abschlag und war demnach schwer zu plaziren und gab nur noch zu viel geringfügigeren Geschäften Anlaß.

o O Ebenso ging es der Baumwolle, welcher, als die Spekulation sich von ihr gewendet hatte, nichts weiter übrig blieb, als den Konsum tagtäglich zu befriedigen.

Ein Theil der schweizerischen Transitwaaren, welche der leichte Verkehr, den die Eisenbahnen und Häfen in Belgien und Deutschland bieten, angezogen hat, zog sich von Havre zurück, trotz der Bundesblatt. Jahrg. XXVII. Bd. III.

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200 Vortheile, welche der hiesige Hafen, unserer Meinung nach, bieten kann, in Folge der großen Konkurrenz, welche sich die großen Dampfschifflinien machen, die unter verschiedener Flagge zwischen Havre und Amerika stattfinden. Eine Konkurrenz, welche eine Zeit lang die Fracht auf einen höchst niedrigen Satz heruntergedrückt hatte.

Als Beispiel diene Nachstehendes : Die Dampflinien zwischen Havre und New-York, welche eine Zeit laug Franzosen (alle 14 Tage), Hamburger und Bremer (alle 8 Tage) berühren, suchten Fracht zu Fr. 20 die Tonne von 40 Kubikfuß (und selbst darunter) ; unglücklicherweise waren Frachten nicht genügend vorhanden, um drei Gesellschaften 7,11 versorgen, und HO mußten die Bremer Dampfschiffe verzichten, bei Havre anzulegen.

Trotzdem diese Beförderung eingegangen ist und in Folge der Leichtigkeit, mit welcher wir stets via Liverpool, von London oder Southampton aus, mit direkten in Havre ausgestellten Connaissements spedirei! können, bleibt uns stets die Aussicht zu niedrigen Preisen zu verladen.

Endlich sind neue Dampfschifflinien nach den Antillen, Venezuela , La Piata u. s. w. entstanden und bieten uns stetsfort viel Erleichterung für unsere Spedition.

Der Verkehr im Hafen war ziemlich belebt uud hat in Bezug auf Schiff- und Tounenzahl die Zahlen überschritten, welche wir für das Jahr 1873 angegeben hatten.

Befrachtete Schiffe sind eingelaufen : Seefahrer : 577 französische mit 241,803 Tonnen Ladung 1973 fremde ,, 1,124,369 ,, ,, 2550 Schiffe 3142 Schiffe

mit

1,360,172 Tonnen Ladung

Küstenfahrer : mit 242,339

,,

,,

5692 Schiffe mit 1,608,511 Tonnen Ladung mit Ballast : 312 ,, 242,039 ,, Gehalt 6004 Schiffe

-

"1^850,550.

201 Befrachtete Schiffe sind ausgelaufen : Seefahrer : 452 französische mit 236,114 Tonnen Ladung 108ö fremde ,, 655,806 ,, ,, T538~Schiffe ,, 891,920 Tonnen Ladung Küstenfahrer : 2998 Schiffe mit 255,696 _ ,, 4536 Schiffe

mit 1,147,616 Tonnen Ladung mit Ballast: 1522 Schiffe mit 561,870 ,, Gehalt 6038 Sahiffe.

1,709,486.

Beiliegend eine Uebersicht über unsere wichtigsten Importartikel während der Jahre 1873 und 1874.

Es wäre noch zu erwähnen, daß die Ausfuhr von Baumwolle in Flocken nach der Schweiz 142,575 Kilogramm betragen hat.

Die Auswanderung war viel weniger lebhaft, denn aus unserem Hafen wurden nur 19,994 Passagiere spedirt, wovon 2876 Schweizer, während die Italiener 8319 betragen haben.

Die schweizerische Gesellschaft befindet sich noch immer in gedeihlichen Umstämden. Die Zahl der Mitglieder variirt nur wenig, da die Austretenden durch neu Angekommene ersetzt wurden, wodurch die auf ungefähr 130 bis 135 gehende Mitgliederzahl stets .stationär bleibt.

Bei einer Bevölkerung von 86,825 Einwohnern betrug die Zahl der Geburkm 3054 (1572 männliche, 1482 weibliche)", die der Todesfall',' vnir 2638 (1426 männliche, 1212 weibliche) worunter 168 Todfgebitiiie.

Emiulir in Havre.

Hölzer, ,, ,, ., Cacao Cachou Kaffee

Mahagoni Cederli Ebenholz Farbholz Gummi

Bretier ,, Zentner Tonnen Säcke ., i,

1874.

25,522 5,167 4,328 39,360 58,500 1,180 523,390

1873.

45,448 4,468 4,448 32,018 69,625 6,208 515,896

202

1874.

Getreide (Weizen) . VI

T)

Cochenille Baumwolle Pferdshaars Häute Kupfer Curcume Fischbein Gambicrholz Oel, Thran ,, Cocus ,, Lcberthrau ,, Palm ,, Petroleum Indigo Wolle und Schaffelle Natronsalpeter Kalisalpeter Orseüle Russische Potasche Amerik. Potasche Pcrlasche Quercitron V)

Reis Rocou Schmalz Zucker, franz. Antillen n n TI ,, Brasil, u. a.

,, Réunion ,, Cuba und Portorico ,, Havanna Talg, Amerikanisch ,, La Piata

Säcke Kilogr. · Collis Ballen Collis Stük Barren Collis Paket Säcke Fässer V) V) T) VI

Collis Ballen Säcke 11 Ballen Fässer TI

11 11

Säcke Collis n Fässer 11

Säcke 11 11 Fässer Kisten Collis 11

1,400,282 33,163,000

869 ' --2,045 1,017,593

--

1873.

1 Hektoliter.

J 1,263,000 528 380,199 2,182 1,054,433 96,826

578

3,079

1,283

1,456 4,008 915 1,610 2,145 7,245 239,415 5,228 82,406 200,119 805 170 675 1,446 45

5,965

7,514 676 1,865 12,835 150,336 3,507 63,350 1 34,552

70 170 454 2,075

89 215

81 6,212

7,463 51,980

92,623

847 18,459 9,470 11,150 5,304 13,415 11,646 13,245 9,454 \ 12,613 |

1

1,377 32,378 14,541 55,443 10,623

-- 5,223 29,233 44 KXO *·*)·>·'·£

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1875

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12.06.1875

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199-202

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