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4656 Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung über die Erstellung eines Dienstgebäudes für Post,-Telegraph und Telephon in Locamo.

(Vom 4. Januar 1945.)

Herr Präsident!

Hochgeehrte Herren!

Das Postamt Locamo ist seit 1901 mietweise in einem Gebäude an der Piazza Grande eingerichtet, das damals von der Banca Svizzera Americana erstellt wurde und im Jahr 1924 in das Eigentum der Schweizerischen Bankgesellschaft übergegangen ist.

Die Lage des Mietobjekts im Zentrum des Geschäftsverkehrs von Locamo ist für die Postbenützer äusserst günstig. Die eigentlichen Dienstlolcale, die im Zeitpunkt des Bezuges, im Jahre 1901, für Schalterraum und Bureaulokale eine Fläche von rund 380 m2 aufwiesen, sind im Laufe der mehr als vier Dezennien nicht nur zu klein geworden, sondern vermögen auch in ihrer baulichen Anlage den betrieblichen Anforderungen nicht mehr zu genügen.

Die Schalterstellen sollten zur bessern Bedienung der Postbenützer vermehrt und die Schaltereinrichtungen modernisiert werden. Es erweist sich überdies als wünschenswert, die.Schlossfächeranlage zu verbessern und so herzurichten, dass die Fächer den Inhabern tagsüber länger zugänglich sind. Die eigentlichen Dionstlokale sollten erheblich grösser sein und auch besser eingeteilt werden; wegen der gegenwärtigen Anlage und des Platzmangels ist eine rationelle Dienstabwicklung nicht möglich, was sich unvorteilhaft auf die Verwendung der Arbeitskräfte auswirkt. Das Personal muss heute mit unzureichenden hygienischen Einrichtungen vorlieb nehmen. Vor längerer Zeit ist in der Presse auf die misslichen Einrichtungen hingewiesen worden. Wohl wurden in der Folge gewisse kleinere Mängel bestmöglich behoben. Die seither durchgeführte eingehende Prüfung der baulichen Verhältnisse durch die Fachleute der Verwaltung hat aber zum Schluss geführt, dass die Anlage des Gebäudes nicht' gestattet, die bestehenden Lokale befriedigend zu vergrößern und durch Umbau den veränderten Bedürfnissen des Betriebes anzupassen. Es liessen sich trotz grossen Kosten nie auf die Daxier befriedigende Verhältnisse schaffen.

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Unter den erwähnten Umständen wie auch im Hinblick auf die Grosse der benötigten Räumlichkeiten und Hofflächen musste die Erstellung eines verwaltungseigenen Gebäudes ins Auge gefasst werden. Nach dieser Richtung weisen übrigens auch die Bedürfnisse der Telephonverwaltung. Die Telephonanlagen sind ebenfalls seit 1901 im obengenannten Bankgebäude eingemietet.

Für die damalige Telephonzentrale, bestehend aus zwei Umschaltschränken zu 40 Anschlüssen, genügten drei Lokale im 1. Stock mit kleineren Nebenräumen.

Im Lauf der 40 Jahre haben sowohl die Telephonteilnehmer als der Gesprächsverkehr stetig zugenommen, sodass die Anlagen unter Hinzumiete von neuen Räumlichkeiten im 2. Stock verschiedene Male angepasst und erweitert werden mussten. Im Jahr 1921 wurde eine Lokalbatterie-Multipelzentrale in Betrieb gesetzt, die bereits 10 Jahre später einer Zentralbatterie-Zentral Platz machen musste. Heute ist auch diese Anlage wiederum am Ende der Aufnahme- und Leistungsfähigkeit augelangt, und ihre Ersetzung durch ein automatisches Fernendamt, woran die 10 Landzentralen der Netzgruppe angeschlossen werden sollen, ist in Aussicht genommen. Das neue Fernamt wird direkt verbunden sein, nicht nur mit dem Amt Bellinzona, sondern namentlich mit dem Amt Lugano, das als Vermittlerstelle dient für den Verkehr mit dem Gebiet des Sotto-Ceneri, sowie mit den übrigen Landesteilen und mit dem Ausland.

Die derart ausgebaute Telephonanlage in Locamo dürfte ein Kapital von mindestens Fr. l 000 000 darstellen und kann im Hinblick auf ihre Bedeutung nur in einem verwaltungseigenen Gebäude untergebracht werden.

Über die Entwicklung des Post-, sowie des Telephonverkehrs während der letzten 40 Jahre geben die nachstehenden runden Zahlen nähern Aufschluss.

1943 1900 1940 1920 Post: 5100 6800 Einwohner 3 600 Uneingeschriebene Kleinsendungen, Aufgabe 428000 975 000 2 038 000 2075000 105000 129 000 Pakete Aufgabe . . . " 46 000. 101000 158 000 130 000 Zustellung 47000 139000 50000 147 000 135 000 Geldeinzahlungen 17000 Wertzeichenverkauf und Barfran308000 306 000 kierunge Fr.

57000 203000 41 39 Personalbestand 16 40 Telephon : Hauptanschlüsse Ferngespräche .

55 7200

2200 600 1900 272000 1477000 2361000

Um die PTT-Dienste im Zentrum des geschäftlichen Verkehrs beibehalten zu können, anerbot sich die Gemeinde Locamo in dankenswerter Weise, den für das projektierte PTT-Dienstgebäude samt Magazin und Garage erforderBundesblatt. 97. Jahrg. Bd. I.

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34 liehen Bauplatz unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Die PTT-Verwaltung hat diese Offerte gerne angenommen und mit der Gemeinde unter den üblichen Vorbehalten einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen. Darnach tritt die Gemeinde der PTT-Verwaltung für die Erstellung des neuen PTT-Gebäudes ein Terrain von rund 1500 m2 an der Piazza Grande, sowie ein weiteres von rund 3000 m2 an der Via della Posta für die Erstellung einer PTT-Garage mit Magazin unentgeltlich zu Eigentum ab.

Das von der Direktion der eidgenössischen Bauten im Benehmen mit den Fachleuten der PTT-Verwaltung ausgearbeitete Bauprojekt sieht zwei Gebäude, nämlich das eigentliche PTT-Dienstgebäude, sowie das Garage- und Magazingebäude und einen einfachen offenen Schuppen vor.

A. Postgebäude.

Das Projekt weist eine überbaute Eläche von 1080 ma auf und enthält Untergeschoss, Erdgeschoss, 1. und 2. Stock, sowie einen zweigeschossigen Anbau. Die einzelnen Stockwerke finden wie folgt Verwendung: Im .Untergeschoss sind die Luftschutzräume, die Heizungsanlage und die übrigen Kellerräume vorgesehen, im Erdgeschoss die Publikums- und Diensträume für Post, Telegraph und Telephon, im 1. Stock der grosse Automatenraum, Hauptverteiler, Maschinen- und Akkumulatorenräume, sowie Lokale für den Aufenthalt des Personals mit Garderoben und Toiletten. Im 2. Stock befinden sich eine Wohnung für den TT-Monteur, je eine Mietwohnung zu 4 bzw. 6 Zimmern, sowie 2--8 vermietbare Bureauräume.

Für die Bauausführung werden hauptsächlich folgende Baustoffe verwendet: Im Keller Beton- und Zementsteinmauern, Asphaltisolierung gegen Grundwasser ; in den übrigen Stockwerken Backsteinmauerwerk, Stützen und Decken aus armiertem Beton.

Für die Portico-Säulen, den Fassadensockel, die Fenstereinfassungen und das Dachgesimse soll einheimischer Naturstein zur Verwendung kommen.

Dach: Holzkonstruktion mit Ziegeln.

B. Garagegebäude.

Dieser Bau sieht eine überbaute Fläche von 660 m2 vor und umfasst folgende Bäume: im Untergeschoss die Heizung, im Erdgeschoss TT- und Postgaragen mit Werkstatt und Waschraura, ferner die notwendigen Nebenräume, im Dachgeschoss grosser Lagerraum, Platzanlage vor den Garagen mit Tankstelle.

Für die Ausführung sind vorwiegend Zement- und Backsteinmauern, Betonböden und -decken vorgesehen. Ziegeldach. .

35 C. TT-Schuppen.

Einfacher offener Schuppen von 150 ma überbauter Grundfläche, für die Montage der Kabelstangen und Unterbringung von T T-Material und -Fahrzeugen. Ausführung in Zementsteinmauerwerk, Ziegeldach.

Neben dem Gebäude Lagerplatz von rund 80 m2 für Telephonstangen und Zoreseisen.

Die vorbeschriebenen Neubauprojekte werden folgende Aufwendungen erfordern : A. Postgebäude.

Die Baukosten wurden für das im April 1942 ausgearbeitete Projekt ermittelt und betrugen gemäss dem detaillierten Kostenvoranschlag vom 15. April 1942 inklusive Umgebungsarbeiten und Honorare total Fr. 915 000.

Nach Abzug der Umgebungsarbeiten sowie der Ingenieur- und Architektenhonorare ergibt sich ein Baukostenpreis von Fr. 73.70 pro m3.

A u s f ü h r u n g s p r o j e k t vom 1. Dezember 1944.

Umbauter Kaum 12 000 m3 Auf Grund des oben errechneten Einheitspreises von Fr. 73.70 pro m3 ergibt sich für das vorliegende Projekt eine Bausumme von . . Fr. 884 400 Umgebungsarbeiten » 21600 ; Total Fr.

906 000.

Teuerungszuschlag für Preiserhöhungen vom April 1942 bis Dezember 1944 = 15% » 135900 Ingenieur- und Architektenhonorare » 63 100 A. Postgebäude: Baukosten total Fr, 1105 000 B. Garagegebäude.

Einschliesslich Umgebungsarbeiten und inklusive Ingenieur- und Architektenhonorare : Baukosten total Fr. 247000 C. TT-Schuppen.

Einschliesslich Lagerplatz und Architektenhonorar: Baukosten total Fr.

25000

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Gestützt auf die vorgenannten Berechnungen beansprucht das gesamte Bauvorhaben der PTT-Verwaltung an finanziellen Mitteln: A. Postgebäude.

Fr. 11.05 000 B. Garagegebäude.

» 247000 C. TT-Schuppen » 25000 Baukosten total Fr. 1377000 Diese Bausumme basiert auf den Baumaterialpreisen und Arbeitslöhnen von Ende 1944.

In Zusammenfassung unserer Darlegungen beehren wir uns, Ihnen den nachstehenden Entwurf zu einem Bundesbeschluss zur Genehmigung zu unterbreiten, und benützen den Anlass, um Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

Bern, den 4. Januar 1945.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der B u n d e s p r ä s i d e n t :

Ed. von Steiger.

Der Bundeskanzler:

Leimgruber

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(Entwurf.)

Buiidestoeschluss über

die Erstellung eines Dienstgebäudes für Post, Telegraph und Telephon in Locamo.

Die Bundesversammlung der schweizerischen E i d g e n o s s e n s c h a f t , nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 4. Januar 1945, beschliésst:

Art. 1.

Für die Erstellung eines Dienstgebäudes in Locamo für Post, Telegraph und Telephon samt den zugehörigen Garage- und Magazinlokalen wird ein Kredit von Fr. l 377 000 bewilligt.

Der Bundesrat ist ermächtigt, am vorgelegten Bauprojekt im Eahmen des bewilligten Kredites noch diejenigen Änderungen anzubringen, die sich nachträglich als notwendig erweisen sollten.

Art. 2.

Dieser Beschluss tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft. Der Bundesrat ist mit dem Vollzug beauftragt.

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H3S«-

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über die Erstellung eines Dienstgebäudes für Post, Telegraph und Telephon in Locarno. (Vom 4. Januar 1945.)

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1945

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04.01.1945

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32-37

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