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uudesblatt.

Jahrgang V. Band III.

Nro* 45.

Samstag, den 8. Oktober 1853.

Man abonnirt ausschließlich beim nächstgelegenen Postamt. Prel* für das Jahr 1853 im ganzen Umfange der Schweiz p o r t o f r e i grrn. 4. 40 Centimen. Inferait sind f r a n k i r t an die Expedition einzusenden. Gebühr 15 Sentimeli per Zeile oder deren Raum.

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Allgemeiner Bericht

des eidgenössischen Telegraphendirektors an das schweig.

Post- und Bundepartement, über den jezigen Stand des Telegraphenwesens in der Schweiz.

(Vom 4. Oktober 1853.)

Nachdem die schweizerischen Telegraphen nun seit einem Iahre erstellt und seit 8 Monaten dem öffentlichen Verkehr übergeben find, gebe ich mir die Ehre, dem eidgenösfischen Post- und Baudepartement einen allgemeinen Bericht über den jezigen Stand der Administration und des ganzen Instituts vorzulegen.

Gegenwärtig find 68 Telegraphenbüreaur dem offentlichen Verkehr übergeben und noch im Laufe dieses Iahres werden in Folge der durch Beschluß der Bundes»er# fammlung vom 2. Februar 1853 ausgeführten neuen Bundesbf........ Jahrg. v. Bd. III.

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518 Sinien von Zürich über Brugg nach Basel; von Bern durch das Oberland über den Brünig durch Unterwal* den nach Suzern; von Chur über den Iulier nach dem Engadin und über den Maloja nach Eastafegna und von Lausanne durch das Wallis bis Sitten noch 11 weitere Büreaur eröffnet werden, wodurch die Zahl aus 79 gebracht wird. (In .Frankreich sind gegenwärtig 60 ...Celegraphenbüreaur in ..Betrieb).

Die Gesammtlänge aller Dräthe, welche das Spinn-j gewebe des Telegraphennezes ausmachen, beträgt unge.-, fähr 500 Stunden. Diefelben find so angebracht, daß man .von jeder einzelnen Station zu jeder andern auf mehreren Wegen gelangen kann, damit im Falle einer Unterbrechung oder einer Ueberhänfnng auf der einen Linie die Kommunikation nicht gestört ist.

Die Leitungen find der Obhut der Kantonspolizei und dem Wohlwollen des Publikums anvertraut .und es gereicht zur Ehre des leztern, daß in neu« er .Zeit dk durch Muthwitten veranlaßten Unterbrechungen immer seltener werden.

Bei Traeirung dieser Sinien war man grundsäzlich daraus bedacht, den öffentlichen Straßen zu folgen.

Wo jedoch der üvpige Baumwuchs diese Richtung un» möglich machte, stellte man die Stangen in das $rivat* eigenthum.

Dieses leztere geschah überall mit Zustimmung der betreffenden Befizer, was um so leichter erlangt wurde, als meistentheils die Bäume der nämlichen Befizer da-» durch geschont werden konnten, kein Schaden für das Sand aus diesem Servitute entsteht und endlich das leztere in keinerlei Weise lästig ist, indem bei allen Bauten «nd Veränderungen, welche die privaten unternehmen.

.519 die ïelegraphenadministration die Kosten für Verande-* Tnng, der Leitung zu tragen hat.

·2s zeigte sich, daß die bisherigen Einrichtungen zur Verhütung des Eindringens der LufteUktrizität längs der Dräthe in die Apparate nicht vollkommen genügten, indem zwar die lezteren vor größeren Entladungen vollkommen geschüzt waren, aber geringe £..mantitäten fremder Elektrizität, welche nicht vollständig entfernt werden konnten, den Dienst auf eine lästige Weise unterbrachen.

(Sine physikalische Untersuchung dieser Rükstände von Elektrizität fübrte auf eine veränderte Konstruktion der Ableiter, welche nach den wenigen Erfahrungen der lezten Monate; zu urtheilen, allen Uebelständen abhilft und daher nächstens allgemein eingeführt werden foll.

Die Schweiz ift das erste Land, welches durch Einführung einer gleichförmigen fehr niedrigen ..Care für alle Distanzen im internen Verkehr den Verfuch gemacht hat, tie Benuzung der Telegraphen möglichst zugänglich zu. machen. Troz der starken Zunahme des Verkehrs können jedach voraussichtlich' die Ausgaben, welche bei der großen Zahl der wenig, rentablen kleinen Bureaux und ihren vethältnißmäßig großen Unterhaltungskosten bedeutend find, nicht g«dekt werden. In Folge gemachster Erfahrungen konnte zwar die Organifation verbessert und- dadurch der ursprünglich angesezte Voranschlag der Ausgaben- vermindert werden. Ganz besonders erwächst durch die Verbindung des Telegraphendienstes mit dem $ostdienst eine wesentliche Ersparniß.

Es wird das Prinzip festgehalten, daß der Telegraplj keine Einnahmsquell...» für den Bund sein sein soll, son* dern als ein Erltichterungsmittel für den Verkehr des -Publikums von der hohen Behörde erstellt wurde.

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Das Anlagekapital beträgt l$r. 550,000; davon sind gr. 400,000 durch ein unverzinsliches Anleihen gedekt, von welch' lezterem die erste Rate bereits im nächsten Jahr aus der Bundeskasse zurükbezahlt wird. Diefes Gesammtkapital verlangt zu 4 Prozent berechnet einen jährlichen Reinertrag von gr. 22,000.

gür diesen Ertrag ist vorläufig keine Ausficht vorfanden, aber felbst die laufenden Ausgaben werden troz der gi'ößten Oekonomie von Seite der Administration bei der niedrigen Tare durch die' Einnahmen der Telegraphenbüreaur nicht gedekt und find daher vorläufig auf den Ueberfchuß der Posteinnahmen gewiefen.

Der Dienst wird gegenwärtig von 41 Obertelegraphisten versehen, welche speziell zu dieser Arbeit verwendet werden.

Dazu kommen noch 72 Postbeamte, welche in den Zwischenbüreaur neben dem Postdienste den Telegraph bedienen. Sämmtliche 68 (respektive 79) Büreaur find in 4 Kreise getheilt, welche unter der unmittelbaren Seitung der vier Inspektoren stehen. Dieselben haben.

neben der Aufficht über das Personal und Materielle die Komptabilität, den Linienbau und deren Unterhalt iju besorgen. Sie flehen unter der Zentraldirektion, die dem eidg. Post- und Baudepartement untergeordnet ist.

£>ie Direktion unterfucht fämmtliche Rechnungen, kontrolirt die Depefchen und führt im Allgemeinen die Oberleitung, indem fie die bezüglichen Anträge dem Depar.tement vorlegt.

Sie besteht aus einem Direktor, einem Adjunkten, dessen Stelle nunmehr mit derjenigen eines Infpektors des zweiten Kreifes verbunden werden foll, einem ersten Sekretär, einem Kontroleur und dem nothwendigen Büreaupersonal.

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Der Direktion ist ferner eine Werkstätte beigegeben, welche unter der Leitung eines Werkführers sämmtliche Apparate verfertigt und unterhält.

Im Verlaufe dieses Iahres find durch verschiedene Verträge mit den Nachbarstaaten unsere ...Eelegraphen mit denjenigen des Auslandes verbunden worden. Dem Abschluß dieser Verträge stehen Schwierigkeiten technischer und administrativer Natur entgegen, indem die Apparate in den verschiedenen Ländern nach ungleichen Systemen eingerichtet 'find, so daß meistens beim Eintritt in ein anderes Gebiet die Depesche umgeschrieben werden muß, und in den Nachbarländern der Telegraph vorzugsweise zu Staatszweken eingerichtet und daher dem Publikum nur unter erschwerenden Bedingungen zur Benuzung gestattet wird. Bei Abschluß der Verträge sucht man wo möglich die gleichen Vortheile für den internationalen Verkehr zu erlangen, welche das Publikum im Innern

der Schweiz genießt.

..Durch Vermittlung Frankreichs telegraphiren wir nach Belgien, Holland und durch den unterseeischen 'Telegraph nach England; durch Vermittlung Badens nach .dem ganzen Norden von Deutschland ; durch Vermittlung Oesterreichs einerseits bis an die äußerste ungarische Gränze, andererseits nach den italienischen Ländern.

Den Anschluß an Sardinien hofft man noch im Laufe dieses .-perbftes bewerkstelligen zu können.

Eben fo wenig wie in allen andern Ländern über* nimmt die schweizerische Administration eine Garantie für die richtige Ankunft der Depeschen. Dagegen trägt sie allen Reklamationen in so fern Rechnung, als sie bei nachgewiesenem Fehler »on Seiten der ...telegraiphenbüreaur die erlegte Tare vergütet.

Sie hat jedoch die in ihrer Kompetenz liegenden

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Mittel in Anspruch genommen, «m die Richtigkeit der .·Eelegraphirung möglichst zu sichern, indem sie anordnete, daß alle Zahlen, welche in einer Depesche vorkommen, von dem Ankunftsbüreau zurük telegraphirt werden.

Ein Mittel zur Prüfung der Richtigkeit der Ankunft der Depeschen hat das Publikum darin, daß dieselben ïoïïationirt werden können, das heißt: der Aufgeber kann von der Station, an welche die Depefche adresfirt ist, gegen Erlegung der halben Tare verlangen, daß die -.Depesche zurük telegraphirt werde.

Depeschen werden nicht nur an diejenigen Orte befördert, in welchen sich Telegraphenbüreaur befinden, fondern es ist ein Boten- und Expressendienst eingerichtet, wodurch augenbliklich von der Station aus die Depesche weitet? befördert wird nach einer Taxe, die von der ...Distanz abhängt, und welche von dem Aufgeber der De-pefche entrichtet wird.

folgende Tabelle gibt eine Uebersicht über den telegraphischen Verkehr und dessen Zunahme bis zum lausenden ..Bionat.

Depeschen wurden befördert: Interne.

iitt Januar ,, gebruar

,, März ,, April ,,Mai ,, Juni

,,Juli ,, Auguii

3534 3807

4728 5375 5852 6879

7429 7682

45286 -®crn, den 30. ©eptember 1853.

Der Direktor teerfcifcg.ïetegraphen'verwaltung: <§.. Brnnnec.

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Allgemeiner Bericht des eidgenössischen Telegraphendirektors an das schweiz. Post- und Baudepartement, über den jezigen Stand des Telegraphenwesens in der Schweiz. (Vom 4.

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08.10.1853

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