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Bericht des

schweizerischen Konsuls in Sevilla Hr.

Joseph Frapolli

aus dem Canton .Hessin) sur das Jahr 1869

(Vom 14. April 1870.)

An den hohen sdnveiz. Bundesrath.

Tit..

Seit der Revolution vom September 1868 haben Handel und Jn..

Austrie viel von ihrer Bedeutung eingebüsst, und die schlechten Ernten der Jahre 1868/l869 viel zu dem herrschenden Missbehagen beigetragen, denn in diesem Lande macht der Verbau die hauptsächliche Snelle des Reichthums aus. Zudem konnten viele Landwirthe aus Mangel an Kapital ihre Aeker nicht ansäen.

Banken.

Die zwei in Cadiz bestehenden Banken mnssten mit gänzlichem Verlnst der Aktienkapitalien liquidirt werden. Diejenige von Sevilla wurde nicht vollständig lie.uidirt, indessen haben ihre Banknoten seit Ansang des Jahres 1868 im Handel keinen Kurs mehr und in einer der lezten Generalversammlungen der Aktionäre , welche am 4. d. Mts.

stattfand, hatte es den Anschein, als ob die Wertpapiere im Bortesenille kaum hinreichend seien, um die in Zirkulation befindliche Summe von 31/2 Millionen Realen zu zahlen. Allen Anzeichen nach dürste dieses Jnstitut binnen Kurzem zu existiren aushoren.

Die Bank von Malaga ist die einzige , deren Verhältnisse keine Stornngen erlitten haben ., ihr Diskonto ist seit Anfang dieses Monats aus 9 gestiegen. Unter solch' misslichen Umständen musste der Kredit sinken , baares Geld ist selten geworden, und man kann sich solches sogar .auf erstes Unterpfand nur zum Zinsfuss von 8 bis 10 % verschaffen.

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Die einzige blühende Jndnstrie, die sich in steigendem Masse entwikelt,.

ist die Ausbeutung der Bergwerke und die Verarbeitung der Erze. Jn den Vrovinzen Andalusien und Estremadura befinden sich zahlreiche er.^ giebige Erzgruben.

Die Kohlenminen von Espiel nnd Belmez, 70 Kilometer von Eo..^ dova entfernt, liesern der Eisenbahn von Madrid nach Lissabon vorzügliche Steinkohlen .^ . diese beträchtlichen Lager haben eine schone Zuknnst vor sich. Sowohl im Betriebe stehende, als im Bau begriffene und projektirte Eisenbahnen sind speziell für den Transport ihrer Kohlen bestimmt.

Die Brovinz Jaen , welche an diejenige von Eordova angrenzt, enthält zahlreiche silberhaltige Bleiminen, von denen diejenigen von Linares in vollen. Betriebe stehen und die wichtigsten sind. Rebst dem befizt sie auch mehrere Kupferminen. Die reichhaltigsten Erzlager befinden sich jedoch in der Vrovinz Huelva, wo Kupferkies und Braunsteinmetall in grosser Menge gefunden werden. Das Kupferkies besonders wird dort in den mannigfaltigsten Bildungen und .Verbindungen angetroffen.

Es würde schwierig sein, die Mächtigkeit, namentlich der Kupsertieslager,

festzustellen. Bergwerke dieser Art wurden in der Vorzeit durch die Bhoniziex, Earthager und Romer ausgebeutet . nach einer Unterbrechung von 20 Jahrhunderten kamen mehrere derselben, von denen diejenigen von Tharsis und St. Domiugo die bedeutendsten sind, w.eder in Aufnahme und werden nun in grossartigem Massstabe durch französische und

englische Kapitalisten ausgebeutet, welche G.^sellschasten gebildet und im

Laufe der Jahre 1868 und 1869 zwei Eisenbahnen erstellt l,aben, durch welche sie ihre Produkte nach dem Hasen von ^Huelva beforderu, von wo sie uach England eingeschifft und daselbst sur ehemische Brodnkte dieses Laudes verwendet werden , wo^u es eines jährlichen ^uautums ^vou 500,000 bis 600,000 metrischen Tonnen bedarf. So enorm auch diese Ziffer erseheint, so ist sie dennoch unbedeutend im .Vergleiche zu den Sehä^eu, welche diese Minen bergen.

Ju dem Bergwerke von Tharsis allein wurde durch Sondirungen, Schachte und Gallerien, die Existenz einer kompakten Masse von 260,000,000 Tonnen nachgewiesen, deren mittlerer Gehalt 3^ Kupfer, 50^ ...Schwefel

und 47^/e Eisen beträgt. Der Kupfergehalt der Masse variirt von 1 bis 20^., ohne dass eine merkliche Abnahme des Schwefel^ stattfände. Die^ am Wenigsten ergiebigeu Erze werden an Ort und Stelle dnrch Ausbrennnng, Auflösung und Riedersehlag in metallischem Znsta^de des Kupfers auf Eiseu behandelt. Jm Laufe des Jahres 1869 lieferte

dieses Bergwerk 2600 Touuen Knpfer, wozn es 254,000 Tonneu Erze bedurfte. Ueberdies wurden 120,000 Tonnen nach England ex^portirt d. h. 374,000 Tonnen des aus dem Bergwerke gewonneneu Erzes, und es lässt sich aus dieser Thatsache die Reichhaltigkeit der Minen er-

messen. Jezt geschieht die Ausbeutung in zu Tage liegenden Gängen,^

518 und man kann bei erhohten Arbeitskräften mit der grossten Leichtigkeit aus diesen Minen allein bis 500,000 Tonnen jährlich gewinnen.

Jch bringe unsern Kapitalisten und Jndustriellen diese Einzelheiten ^ur Kenut..iss, weil eine bedeutende Zahl Bergwerke dieser Art ans Mangel an Kapitalien unausgebeutet bleibt.

^fuhr.

Die Hauptartikel der Ausfuhr sind :

Tonnen.

.Blei in Barren (silberhaltiges und anderes) .

Bleier^

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Knpser in Barren .Kupfererz .

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Braunstein

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Bhosphorsaurer Kalk .

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Kork in rohem Zustande und in Dropse..

Wein vou Malaga, Montilla ^und .^eres ^.livenol

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Oliven, Orangen, Trauben und getroknete Feigeu Thnufisch, eingesalzene Sardinen und Sardellen

130,000 6,000 4,500 200,000 . 25,000 50,000 2,000 ^ek.^liter.

500,000 200,000 15,000 2,0.^0

Einfuhr.

. Fr.

74l ,006 1,764,000 3,000,000 13,61^,000 1,426,000^ 768,265 .

400,000 5,753,451 opfen, Getreide, Gerste, italienische Teigwaaren ^inen , Baumwolle, Garn, ^eide, wolleue und seidene 23,07.^,452 Stoffe .

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Schweizer Uhren .

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1,060,000 700,000 Frau^osische u n d englische Uhren .

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4,475,541 Dampf^ und Werkzeugmaschinen, Werkzeuge Jtalieniseher Mar^uor, Mühlsteine, Sehiesertafeln, Bausteine 1,200,000 u n d feuerbeständiger ..^ehm .

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3,765,644 Franzosisehe, englische und deutsche Kurzwaaren 22,317,423 Europäischer ^uker und solcher vou den Antillen 450,000 Gewebe u n d Sehweizerstikereien .

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Ehampagner- und Bordeauxweine, Ligueurs und gebrannte 3,004,535 Total der Einsnhr Fr. 87,521,317

^Die Ha..p..erzeug..isse fremden Ursprungs sind : .^eine u n d plattirte Bijouterie .

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.Ziehen-, Tauuen^ u n d Aeajouholz .

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Steinkohlen .

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^Kaffee, Eaeao .

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Leder, Häute, Filz u. s. w.

Konserven .

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Eisen,

^tahl

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t

Wasser

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519 Diese Angaben kommen aus den Zollstätten von Eadix^. Huelva, Sevill.a, Algesiras, Malaga und Almeria, welche an Ein^ und AusfuhrBollen die ^umme von Fr. 11,655,783 einnahmen. Durch eiu Dekret vom 12. Juli l 868 hat Spanien den Eiusuhrzoll für beinahe alle Kaufmannswaaren reduzirt. Das gleiche Dekret hat den Eingangszoll

fremder Schisse mit demjenigen des eigenen gleichgestellt.

^

.^m Betriebe stehende Eisenbahnen.

Von Madrid nach Eordova (von Andujar) .

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,, Eordova nach Malaga .

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., . ., ,, Sevilla .

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., ^evill..^ nach Eadi.; .

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,, M.....r^ nach Lissabon .

...

,, Utrera nach Moron , Marchena und Ossuna.

Diese Liu..^ verzweigt sich 35 Kilometer von Sevilla auf der Linie von ^.evilla nach Eadi^ und .wird sich bis nach Easariche verlängern, welch lezteres eine Station der Eisenbahn von Eordova nach Malaga ist. Judem sie mehrere .wichtige Bunkte, wie Moron, Marchesa, Ossuna und Estepa berührt, welche sich von der .^.auvtbahn abgeschnitten befinden, bringt sie .^.evilla und l^adi^ mit Malaga und dem mittelländischen Meere in nähere uud direktere VerBindung

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Von Almorchon nach Belmez. diese Linie verbindet sieh mit derjenigen von Madrid naeh .Lissabon .

Von .^eres nach Troeadero, Abzweigung nach der .Linie v o n Eadir^ .

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Von .^obadilla nach Granada. Abzweigung nach der Linie von Eordova nach Malaga. Diese Linie ist noch nicht vollendet und in Betrieb nur ans einer Streke von Von dem Bergwerke von Tharfis nach .^nelva . .^ ,, de^njenigen von Buitron nach Huelva .

Total der im Betrieb stehenden

Kilometer

78 Kilometer.

193 ,, ^ ^ 153 ,, 222 "

66

, ,

64

.,

46

19 50 60

,,

,, ,, ,,

1082

Einerseits die seit Jahren in Spanien herrschende finanzielle Krisis, andererseits die Schwierigkeit der Verbindungen, welche die Schienenwege mit den verschiedenen Punkten ihrer Zone bieten, sind Schuld daran, dass sich alle, mit Ausnahme desjenigen von Eordova nach Sevilla, welcher gnt ver.valtet wird und eine ziemlieh bedeutende Subveution erhält, in einer misslichen Lage ...befinden.

520 Eisenbahnen im Bau begriffen.

Von Sevilla nach Merida , einer Station der Bahn von Madrid nach Lissabon, mit Abzweigung nach der Linie von Eordova nach Sevilla .

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2 0 0 Kilometer.

Von Sevilla nach Huelva .

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. 1 1 0 ,, ,, den Bergwerken von Belmez nach Eordova .

84 ,, Total der im Bau begriffenen

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Kilometer 394

Bericht de...

schweizerischen Generalkonsuls in Neapel (Hrn. Meuricoffre von Frauenfeld für das Jahr 1869

(Vom 25. April 1870.)

An den hohen schmeiz. Bundesrath.

Tit.

Das Jahr. 1869 war für Jtalieu hinsichtlich der allgemeinen Lage ein relativ ruhiges Jahr. Gegenüber der frühern Aufregung scheint eine wirkliche Besänftigung der Gemüther eingetreten zu sein.

Die Uebelstäude der okonomisehen Lage, im Besondern die schweren .Lasten, welche die neuen oder neuerdings erhöhten Steuern und die Art und Weise ihrer Erhebung und Vertheilung der Bevölkerung auferlegen, wurden lebhaft empfunden, und diess uni so mehr, als alle diese Opfer, so bedeutend sie auch waren , keineswegs zur Herstellung des Gleichgewichts in den Staatsfiuauzen führten. Rieht nur blieben die wohlthätigen folgen einer solchen Finanzlage aus, sondern es stellte sich auch eine neue Steuervermehrung in Aussicht.

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Bericht des schweizerischen Konsuls in Sevilla Hr. Joseph Frapolli aus dem Canton Tessin) f?r das Jahr 1869 (Vom 14. April 1870.)

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1870

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2

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

04.06.1870

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516-520

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