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schweizerischen .Konsuls in Messina (Hrn. Victor Gonzenbach von St. fallen) über das Jahr 1869

(Vom April 1870.)

An den hohen schnitz. Bundesrath.

Erster Theil.

1. Lage int Allgemeinen und

Handelsgesezgebung.

Der gute Ertrag der Getreide und Oelernte von 1868 hatte diesem Laude für das Jahr 1869 glükliehere Verhältnisse in Aussieht gestellt. Die Getreidepreise begannen zu sinken, Getreide und Oel wurden massenhaft ausgesuhrt, das Goldagio besserte sieh stufenweise, die Zukunft des Handels erschien im Allgemeinen in einem günstigern Lichte, das Vertrauen kehrte zurük. Die überschwengliche.. Hoffnungen, welche sich an die Erofsnung des Suezkanals knüpften, haben hierzu das Jhrige beigetragen. Die Erwartungen indessen, welche sich auf die xeiehe Ernte von 1868 gründeten , gingen nnr zum Theil in Erfüllung.

Die Wuuden, welche die frühern Fehljahre, die Folgen der Cholera und der Zwangskurs geschlagen, schienen zu tief zu sein, als dass ein

einziges gutes Jahr zu ihrer Heilung hiugereichl. hätte. Den. Ver-

nehmen uaeh haben im Jahr 1868 die grossen Einnahmen der Grnndbesser und Bäehter kaum znr Tilgung eines Theiles der von ihnen in den frühern Jahren kontrahirten Schulden hingereicht und es soll ihnen auch fernerhin die grosste Sparsamkeit geboten sein. Jn der That hat auch der Handel in den Einsuhrartikeln im Jahre 1869 diese Behauptung

525 .bestätigt. im Verkaufe herrschte grosse Mattigkeit, während sich di.^ ^mporteurs mit Waarenvorräthen, die schwer aus die Vreise dritten, überladen sahen. Es ist wahr, die Aussichten für die Ernte von 1869 .^aren die schonsten gewesen, sowohl hinsichtlich des Getreides als des Oeles, das Endergebniss entsprach jedoch den Erwartungen nicht und schon zu Anfang der zweiten Jahreshälfte trat eine Lähmung des .Handels ein. Das starke Sinken der Rente und das Steigen des Agio trugen ^ur Gesehästsstokung bei, so dass das Jahr unter weit weniger günstigen Aussichten schloss als es begonnen hatte.

Das Jahr 186..) hat, was den Handel betrifft, kein Gesez von Bedeutung auszuweisen. Von dem Eongress der Handelskammern, welcher im September in ^ Genua stattfand, wurde das Verlangen

nach einigen Abänderungen im Ha..delsgesezbuehe gestellt. Es betrifft dies die Wechselbriese, die Transportverpflichtnngen der Eisenbahnen und die allgemeinen oder einfachen Havarien. Eine ^vom Ministerium ernannte .kommission beschäftigt sich mit den in den Handelstoder. einzuführenden Abänderungen. Es scheint, sie beantrage u.A. auch die Aushebung der ^ehuldhast, die Handelskammer von Messina hatte sich für deren Beibehaltung ausgesprochen.

Die Frage betreffend Abschaffung oder allgemeine Einführung des Stempels für Goldwaaren ist noch nicht entschieden. Die hiesige Han-

delskammer erklärte sich für die Absehafsnug.

Die Regierung beabsichtigt auch eine Umarbeitung und vollstäudige

.Berichtigung des Zolltarifs, insofern nämlich als ihre Finanzpläne es ihr gestatten werden, sich mit dieser notwendigen und allgemein verlangten Arbeit zu beschästigen.

......

^rgel^ni^e de^ ..^er.^aue..., der Bergwerke und der Industrie.

D e r W e i z e n u n d d a s ü b r i g e G e t r e i d e lieferten einen mii.tlern Ertrag und es salben sich unsere Provinzen genothigt, ihre Zuflucht neuerdings zu dem Getreide ^der Levante und des schwarzen Meeres zu nehmen.

Jm Hafen von Messina betrug die Einfuhr :

t867 . . . . . . 31,011,000 Kilo, 1868 . . . . . . 15,067,500 ^, . 1^ . . . . . . 33,385,600 ,,

Die Breise richten sieh mehr oder weniger nach denen der touangebenden Märkte und sie schwankten für Weizen von Taganrog von L. 22. 65 bis L. 2.). 55. per 100 Kilo, ,, sieilianisehen Weizen

I. ^nalität . .^ ,, ,, 23. 65 ,, ,, 20. 55. ,, ,, ,, ,, Gerste . . . . , , , , 6. ^0 " ,, 10. 10. ,, ,,Hektol.

Bund^bla^. Jahrg. .....XII. Bd. II.

36

526 Di.. ^Bohnen gewährten einen Durchschnittsertrag ; die Breise hielten

sich zwischen L. 7. 90 und .L. 11. 35 per Hektoliter.

Der W e in st o k lieferte im Ganzen, sowohl der .Quantität als der Qualität uach, einen guten Ertrag. Jn der Broviuz bemuht man sieh je^t, in der Kultur und Zubereitung des Weines - Dinge die bei^nahe noeh unbekannt sind - Verbesserungen einzuführen und wir dürfen hoffen, dass. einmal der Anstoss gegeben, die^ reichen Grundeigentümer aus der betretenen Bahn ausharren werden. Unsere Weinaussul..r nach dem Auslaude ist unbedeutend, ^dasjenige, was Malta eonsumirt, ausgenommen. Jtalien eousumirt das Uebrige.

B a u m w o l l e wird in der Brovi.^ Messina beinahe gar nicht mehr gebaut. Zwar wird sie noch in Bianeaviila und Terranova eul^ tivirt, aber in weit geriugerm Umfange als zur Zeit des amerikanischen Krieges. Die Ausfuhr hat beiuahe gänzlich anfgehort, das gesammte Brodukt geht in die italienischen ^pinuereien über.

O l i v e n o l , das bis im Mouat Juni zu den besten Erwartungen berechtigte, lieferte schliesslieh ein gan^ unbedeutendes Resultat, und olme die grosseu Vorräthe aus dem Jahre 1868 wäreu die greife hoeh gestiegen und diess um so mehr, als sich die Spekulation hineinwarf, und doch ist es unbestreitbare Tatsache, dass der Konsum dieses .^eles seit dem Antreten des Petroleums eine starke Vermiuderung erlitten hat.

Die Breise, welche aus ^. ..)..) per hundert Kilo gesunkeu waren, wurden aus L. 128 hiuausgetriebeu und standen zu Ende des Jahres aus L. 112.

Ro.h jezt s.^ud sehr grosse Vorräthe vorhanden, uud^ sollte die nächste Ernte wieder eine ergiebige sein, so werden die preise noch tieser sallen.

Das ^el aus unserer Gegend ist aussehliesslieh ^abrik^ und Brennol.

die Bereitung d.^s ^peiseols ist hier uoch unbekannt.

Die Resultate. der S e i d e n z u e h t haben die Hoffnungen, welche die Ernte von 1868 hervorgerufen, uieht erfüllt. Von der grossen Zahl vou Eiern, die vergeudet .ourdeu, ist das Meiste zu Gruude gegangen.

Währeud die Bivoltini 1868 einen änsserst reißen Ertrag gewährt und den Verlust aus der ersten Generation einigermaßen wieder gut ge^naeht hatten, ist im verflossenen Jahr die Zucht der Bivoltini mißlungen.

Es steht ^u befürchten, dass die entmuthlgende Erfahrung viele Laud^ wirthe iu ^er konnnenden ^aisou von der ..^eidenzueht abhalten werde.

A g r u m i . Die Kraukl.^eit, welche seit sechs Jahren die Eitronenpflanzungen verwüstet, dauert sort und verbreitet
sieh iu unserer Provinz und in derjenigen von Catania immer.. weiter ; hätte diese Eultur nicht in den ^roviu^en Eatauia und S^raens eine ganz ausserordeutliche Ansdehnnug erreicht, so wären die Eitroneupreise noeh weit hoher gestiegen, als sie es heute sind. Vor der Krankheit zahlte man das Tausend Eitronen mit ^r. 6. 50 bis Fr. 8. 50 vom Baume .oeg, je^t aber

527 mit Fr. 12 bis 17. Da nun, bei einem greise von Fr. 6, der Ertrag eines mit Eitronenbäumen bepflanzten Grundstül.s den Ertrag jeder andern Eultur überstieg, so ist es augenscheinlich, dass die heutigen preise zur Anlage neuer Pflanzungen hindrangen, namentlich in solchen Gegenden, wo die Krankheit no..h nicht aufgetreten ist. Ein Mi^el gegen diese ist noch nicht entdekt und Pflanzungen oon zehntausend Räumen, die pon ihr ergriffen sind , sterben binnen einigen Jahren vollständig ab. Bis jezt wurden einzig die Eitroneubäume vou der Krankheit ergriffen, und da ^ die bittere Oraugen tragenden Bäume vou ihr verschont bleiben, so werden neue Pflanzungen solcher Orangenbäume angelegt und auf lettere dann Schosse von Eitroueubäume.. gepsropft.

Die grosse Menge von Früchten, die sich zu einer langen Reise nicht eignen und aus Bäumen gewachsen sind, die sich im ersten Sladium der Krankheit befinden, hat bewirkt, dass die preise der Eilrouenesseuz und des eoneentrirten Eitronensastes sich nicht bedeutend verändert haben und sogar hinter denen des ..Vorjahres znrükbleiben. Die Preise sind: für Eitronenessenz L. 21 per Kilo, ,, süsse Orangenessenz ,,13 ,, ^ ,, .......neentrirten Eitrouensast a 60 Grad L. 575 für ein Fass von 1301/2 Gallonen.

Bergamottenefsenz (welche in der Provinz Reggio, also ausserhal^

meines Eonsnlarbezirks erzeugt wird) gilt ^. 32 per Kilo. Die Ernte ist eine ziemlieh gute gewesen.

per Kilo getrieben worden.

Die Preise waren 1868/6.) aus L. 60

R ü s s e gab es nur wenig und von schlechter Qualität, der Strauch soll^ ebensalls von einer Krankheit besagen sein. Die Preise halten

sich sur. L. 56 bis 58 per 100 Kilo.

Die M a n d e l n lieferten einen mittlern Ertrag. Die Preise, welche die Spekulation auf ^. 187 und 22^ hinaufgetrieben hatte,

sind jezt auf L. 163 und t..)0 per 100 Kilo gesunken.

Der Ertrag an Manna war gering, eine ^olge der im Angnst.

gefallenen starken Regengüsse. Auch die Qualität ist nicht gut. Die

Preise halten fieh für Manna in Kornern ans ^. 3. l 5 per Kilo, und

für Eannolo ans L. 8. 15 per Kilo.

Der S c h w e f e l spielt fortwährend eine Hauptrolle. Die Preise bleiben sich während des ganzen Jahres gleich und betragen :

^. I3. 60 bis ^. 15. 20 für 2. .Dualität, unvermischt, und .L. 12. .)0 bis ^. .l3. 25 ,, 3.

,, f anko an Bord nach Girgenti geliefert, den Ausfuhrzoll inbegriffen.

Die Aussuhr hat die Hohe der vorjährigen nicht ganz erreicht. ^ie

528 betrag 1 ....... Kilo 200,067,380, dagegen im Jahre 1869 nur Kilo.

198,455,080. Hinzuzurechnen ist noch der Verbrauch Gesammt-Jtaliens behufs Schwefelung des Weinstokes, einer unumgänglich notwendigen Massregel. Die Handelskammer von Balermo hatte sowohl am Eongresse in Genua als bei der Regierung die Ungerechtigkeit des AusfuhrVolles von L. 1 per 100 Kilo hervorgehoben. und verlaugt, dass dem..

selben, im entsprechenden Verhältnisse zu den übrigen Ausfuhrzollen, eine

Ermässigung zu Theil, d. h. dass der Ansaz auf zwei bis drei Brozeut

vom Werl.he festgesezt werde. Es hat jedoch den Anschein, als ob die Regierung auf diese Hülss.^uelle nicht verwehten wolle oder koune.

Dieses bisher von Messina nur in kleinen ^uautitäten ausgeführte Mineral dürste sür die Znkuust für unsern Hafen von grosser Bedeutung werdeu, sobald sich einmal die Eisenbahnen dem Gebiete der Schwefelgruben genahert haben. ^ür die Verschiffung ist unser Hafen ungleich geeigneter als die Häfen von Eatania , Girgeuti uud ^ieata und es ist gewiss, dass sobald .^ouforte nnd Eastrogiovauni von den Eisenbahnen erreicht sind, die Halste der Sehweselproduktion nach Messin..

dirigirt werden wird.

Es gibt in Sizilien nur wenig andere Mineralien. Eine Zeitlang wurde von der Entdeknng von Betrolenm in der Rahe von R.eosia gesprochen, ohne dass man aber hierüber Gewißheit erhalteu hätte.

Die Broviuz Messina ex^portirt etwas Knpser und Blei:

1867 Kupfer, Kilo 54,000. 1868 Kilo 85,000. 1869 Kilo 67,000.

,, Blei ,, 99,000. ., . 70,000.

,, ,, 174,000.

Der ^,Tifo bov.no^, eine Krankheit, die im Jahre 1867 unter dem sieiliauiseheu Hornvieh Verheerungen anrichtete, ist ^var uoeh nicht vollständig verschwunden, ohne jedoch ein.^n epidemischen Eharakter auzunehmen. Die Vorsiehtsmassregeln der Regierung beschränkten sieh auf das Verbot, das fleisch der kranken Thiere ^ur Rahrung ^u verwenden, und dieses Verbot beschränkte sieh hinwieder auf die Städte und grosse.n ^rtsehaften. Die ^infolge ^ der starken Sterblichkeit entstandene .^üke wurde dureh kalabresisehes Vieh (weisse Raee) wieder ausgefüllt.

Die Handelskammer von Eatania hat von der Regierung die sreie Einfuhr von fremdem Vieh für die Dauer von zwei Jahren verlangt, die Regierung aber noch nichts beschlossen.

J udustrie. Jm Allgemeinen macht steh hinsichtlich der industriellen Erzeugnisse, die ^ur .^andwirthschaft nicht in direkter Begehung stehen, kein Fortschritt bemerkbar. Die Baumwoll- und .^eineuweberei bleibt stationär. kein einiges g r o s s e s Etablissement ist in den Vrovin^en Messina und Eatania vorhauden. Zwei Baumwollspinnereien in Ra^usa uud .^eousorte haben den Betrieb eingestellt, ebenso das einige in Messina bestehende und mit mechanischen Webstühleu ausgerüstete

529 Etablissement. es beschäftigt noch einen Theil der Stühle mit dem Weben von glatter .Leinwand u..d se^t auch das Kruken sort, aber in weit redu^irterm Massstabe als vor dem Jahre 1860. Die Handweberei von Shirtings, welche ehemals in der Umgegend verbreitet war, ist verlassen, und es beschränkt sieh die Fabrikation, .^ie in Messina so auch in Eatauia, fast ausnahmslos aus farbige starke .Gewebe für Männerkleider und auf leichtere Gewebe für Frauen. Ju Eatauia sind es ^

meist Manner, die sich mit Weben besehästigen ; ihr Taglohn beträgt

L. 1 bis L. 1. 50. Das Brodukt ist gut gearbeitet, es sehlt aber an Sachkenntnis in Bezug auf garberei und Appretur, sonst dürsten sie mit den uor^italieuischen uud ausländischen Fabriken in Konkurrenz treten.

Die Seidenweberei nimmt immer mehr ab, und zwar in demselben Verhältnisse, in den. die ,,Mauti^ (ein Gewand aus schwarzem starken Stoffe, das den ganzen Korper umhüllt) aus den ..Provinzen Eatania und S^rakus verschwindet.

Spinnereien für rohe Seide gibt es in der Provinz Messina achtzehn mit 700 Bassines, und 300 Bassines in de^r Brovinz Catania.

Ju Messina befindet sich eine Bijonteriesabrik, welche ziemlich gute Arbeiten liefert, besonders was diejenigen Schmuksachen anbetrifft, welche von den Bäuerinnen getragen ^und im Aus^aude nicht verfertigt werden.

Die Spinnereien für Rohseide haben Anstrengungen gemacht, um ihre frühere Stellung aus dein Markte von ^ou, wo sie im Jahre 1868 eine traurige Rolle gespielt, wieder zu erobern. es scheint ihnen dies gelungen und das Produkt seither beliebter ^u sein. Von der Handelskammer wurde eine ,,^.^ia della sela^ (Eoutrolstelle) errichtet, welche möglicherweise ^ie Spinnereien zur Ausdauer in ihren lobliehen Bestrebungen anspornen. wird.

Die Fabrikation vou Eremor Tartari und konzentrixtem Zitronensaft ist immer in vollen. Gange, und wenn sich die Fabrikanten d..s .^remor Tartari der Redlichkeit beflissen, so werden ihre Produkte ebendenselben Werth erlangen, wie ähnliche .Produkte anderwärts.

Jn Messina, Stadt und Provinz, bestehen 6 Gerbereien, 3 Dampfmühlen, 2 Maeearoni-Dampfsabriken, l 8 Spinnereien für Rohseide,

54 Werkstätten sür Kreide- uud Top^reiarbeite.., 5 Werkstätten für

Verfertigung grosser Kreide.^asen zur ^Aufbewahrung des ^els, 4 Fabriken sür ordinäre ^..eife, 1 Eisengießerei, 2 Fabriken für eiserne Ketten.

Jn d..r .l^rovin^ Eatauia gibt es 1^ Gerbereien, 5 Maeearouifabriken, 2 Hands.^.uhfabriken, 8 Hntsabriken, 4 Fabriken für banmwollene Gewebe, ^5 Tab.^k- und Eigarrensabriken, 2 solche sür Süss^ holzsaft, 2 Fabriken für ehemische Produkte.

530 ^. ....^tal der Ein- uud ^lu^fuhr.

Es ist von hier aussieht moglich, über dieses Kapitel Auskunst zu ertheilen.

..l.. Ein-

und ^lu...fuhr, die Schweiz ^etre^end.

Die Quantitäten in Zahlen aus^udrnken, ist unmoglich. ich be-

rühre bloss einige spezielle Artikel.

B e d r u k t e W a a r e u . Et.vas Weniges au Mouchoirs von Glarus und Winterthur ausgenommen, ist dieser Artikel durch die Erzeugnisse von Manchester, Glasgo.v, Rouen, Mühlhauseu, sowie von denen einiger deutschen Fabriken verdrängt Borden. Einzig die Türkisch^roth-Artikel haben keine .Konkurrenz zu befürchten.

Die Einfuhr von .^t. G a l l e r W e i s s w a a r e u dauert sort, aber in limitirter ..Quantität; was glatte Mousselines und Jaeounats betrifft, so wird dem Glasgo.r.er ^abrii.ate der Vorzug gegeben.

G l a t t e l e i n e n e Z w i l l i c h aus den Kantonen Bern und Aargau findet immer. n o eh regelmässigen Absaz ; Sachsen jedoch, Belfast und Oberitalien machen sehr starke Konkurrenz. B ä n d e r und E l a st i e. u e s aus dem Ka..to.. Aargau und gegerbte und ^esirnisste Kalbfelle aus dem Waadtla^de finden immer noch einen beschräul^teu regelmäßigen Absaz.

Die Einsuhr von Bijouterie und Uhren war geringer als srüherhin .

auch dieser Zweig hat unter der allgemeinen Stokuug gelitten.

5. .^ermehrun^ und Verminderung der Ein-

und ^lu.^suhr.

Jn Messina, wo l 868 das Total der schiffe die Zahl von 5403, mit einer Haftfähigkeit vou 1,12^8.^3 Tonnen, erreicht hatte, trat im Jahre 186.) eine Vermehrung ein. Es sind nämlich angekommen: l 356 Dampssehisse, von zusammen 744,.).)0 Tonnen,

1524 grosse ^.gels.hisfe, ,, 2387 Küstenfahrer, ,, .^267

^, ^,

305,3l 7 100,754 ,, 1,t5l,061 Tonnen.

Jn Eatania betrug das Total der angekommenen

Jahre 186.):

Schiffe

447 Dampfschiffe von zusammen ^41,675 Tonnen,

23.)9 Segelschiffe . . . . . . ^0,8.)3 ,, 2846 232,568 Tonnen.

im

531 ^. ..^erauderuu^eu in den Ein^ und .^...fuhrzollen.

Eine nenneuswerthe Aenderung im italienischen Tarise ist nicht erfolgt. Die Regierung hat die Handelskammern über den Einfluss des franzosischen Handelsvertrags, der zuerst ^u Ende läuft, um ihre Meinung besragt.^ Meines Wissens ist, mit Ausnahme eines schwachen Versuches von Seite der einen oder andern Kammer, nirgends der Wunsch zur Rükkehr zu hohern Schwollen zu Tage getreten. Wohl aber verlaugte man eine allgemeine Revision nud eine Vereinfachung des Tarifs, ein

Begehren, das der Haudelsstand uachdrüklich geltend machte. Die Stadt Messina steht noch immer im Genusse der Brivilegien eines Freihafens, woran sich indessen mancherlei Beschränkungen knüpfen.

Das Barlamentsgesez von 1865 bestimmt, dass die Stadt ihre Freiheit so Clange behalten solle, bis die Eisenbahn Messina^Ealtanisetta und die Doks vollendet seien. Die Erossnung der Eisenbahn von Messina nach Eatauia (1866) und nach dentini (l 86.)) haben gezeigt, dass der Verkehr unserer ^tadt mit ganz Sizilien eine beträchtliche Ausdehnung gewinnen wird und zwar entsprechend dem .Vorrüken der Eisenbahnen nach dem Jnnern der Jnsel. Es ist sofort erkannt worden, dass ihre Stellung als Freihafen, in welchem alle ein- und ausgehenden einheimischen Brodukte den Zollsormalitäten unterliegen, grosse Hindernisse mit sich bringe,

ständen die Doks vollendet da, so bin ich überzeugt, dass die Ab-

schafsnng des Vrivilegiums eines Freihafens bereits verlangt worden wäre, ohne erst die E.^ssnuug der Eisenbahnen bis Ealtanisetta abzuwarten. Unglücklicherweise haben sich die Regierung, .^er .^.andelsstand

.und die Munizipalität über die zur Konstruktion der Doks geeigneste Stelle nicht verständigen konneu und es ging damit eine kostbare Zeit verloren, da es immerhin einer gewissen Frist. bedars, um den Bau, sobald man sich über die Stelle geeiuigt haben wird , zur Ausführung zu bringen.

7. ..Transit au^ und nach der Schweiz.

Richts.

8. Eisenbahnen.

Jm August wurde die Streke Eatania^Lentini (2.) Kilometer) eroffnet und hofft mau, zu Ende 1870 nach S^raeus zu gelangen. Auch an der Linie Eatauia^Ealtanisetta werden die Arbeiten energisch betrieben.

man glaubt bis im Oktober die Streke nach Leonsorte besahren zu konnen. Man kann sich die Revolutiou vorstelleu, welche dieses im Vergleiche ^um Transporte per Achse oder Mauleselrükeu so bequeme und billige Verkehrsmittel hervorbringen wird. Schon jezt hat der Verkehr aus der Linie Messina-Eatania eiue ziemlich bedeutende Ausdehnuug

532 gewonnen . der Bruttoertrag übersteigt die von der Regierung garantirti Summe. Jn den Wintermonaten war das verfügbare Transportmaterial

der Bahn für das Bedürsniss nicht genügend. Es ist gar keinem Zweifel unterworfen, dass der Handel von ganz Sizilien und derjenige Messinas insbesondere, einen ungeahnten Ansschwung nehmen wird, und das Bedürfniss nach Eisenbahnen wird in allen Provinzen, die mit den im Bau begriffenen .Linien in keiner mehr oder weniger direkten Verbindung stehen, auf das Lebhafteste empfuuden. Es wurde viel gesprochen von einer Eisenbahn Messina-Batti, längs der Rordküste der Jnsel, aber es scheint sich für die Uebernahme noch keine Gesellschaft gebildet zu haben, obgleich von Stadt und Brovinz ein Beitrag von vier Millionen Liren à fond perdu votirt worden ist. Auch in S.^raeus trat ein Eomite aus,.

um die Brovinz und die Gemeinden um Beitrage a fond perdn für den Bau einer Eisenbahn von S.^raeus nach Lieata anzugehen, al^er man scheint aus viele S.hwierigkeiten gestossen ^zu sein, indem die Regierung für Linien zweiten Ranges keine Garantien übernehmen will.

oder kann.

^. Banken. .

Die R a t i o n a l b a n k besi^t Filialen in Messina, Eatania und S.^raeus. Jn Messina besteht seit einem Jahre eine S p a r - und D i s k o n t ok a s s e , welche ohne anderes Kapital als eine Garantie der

Muuieipalität im Belause von Lireu 20,000, Depotgelder, selbst die^

kleinsten Beträge, annimmt und den Zins zu drei Brozent vergütet..

sie eseomptirt Seha^eine nud Wechsel mit ^vei oder drei Unterschriften und maeht Vorschüsse gegen Renten-Hinlerlage. Das Ziel, welches sich die Beförderer dieses Jnstitutes vorgesezt hatten, nämlich dem Haufwerkstande, den Dienstboten u. s. w. ein Mittel zu Ersparnissen zu bieten, wurde nur sehr unvollständig erreicht. zu Ende des Jahres 18^...) gab es nicht mehr als 478 ^parkassenseheine im Gesammtwerthe von Liren 187,861, wovon zwei Drittel von Depotgeldern der Grundeigentümer und des Handelstandes herrühren. Der Banco di Sicilia, mit der Eentraldirettion in Balermo und einer filiale in Messina, hat sich seit einem Jahre rekonstituirt und ist aus einer Staatsanstalt eine selbstständige geworden. Seine hiesigen ..Operationen beschränken sich darauf, Empfangscheine (Fedi di credito) sur Depotgelder auszustellen.. diese Empsangscheine werden auf der. ganzen Jusel als gese^liches Zahlmittel angenommen. Es heisst, er werde für Messina behufs des DiskontoGeschäftes Gelder zur Verfügung stellen, sobald die Regierung die den..

Baneo schuldigen Summen zurnkbe^ahlt haben werde.

Ju Eatania gibt es, ausser der Filiale der Rationalbank, eine S p a r k a s s e und eine s o e i a l e S p a r k a s s e , Räheres hierüber konnte ich nicht vernehmen.

533 Troz des Zwangskurses werden viele Handelsgeschäfte in Metallgeld abgemacht. Es fehlt auf der Jnsel nicht an le^term ; hingegen das Agi.^ musste sich, mehr oder weniger, dem.Kurse Oberitaliens aube.^uemen^.

Der Handelsstand hat an die Regierung das dringende Besuch gerichtet, es möchten durch ein sörmliches Gesez die in Metallgeld abgeschlossenen Geschäfte erlaubt und gutgeheissen werden. Das Handelsgericht in

Eatania fährt fort, sich der Gese^mässigkeit der aus Metallgeld oder Franken lautendeu Obligatiouen zu widersezen . dasjenige von Messina hingegen hat sich immerfort in günstigem Sinne über die Gültigkeit dieser Obligationen ausgesprochen.

10. ^in^u^ und ^onto.

Der Zinsfuss der Rationalbank war fortwährend : 5 ^/o sür Effekten mit drei Unterschristen, aus 90 .^age, 6 ^ Vorschüsse auf Renten und Seide.

Die 5 6 5

Sparkasse hat ihren Diskontosaz beibehalten : ^.. sür Effekten mit drei Unterschriften und aus drei Mouate, ^ ,, ^ ,, ^ zu^ ,, .,, ,, f.^ ,, ^ ,, Vorschüsse auf Renten und .^.ehazscheine.

11. ^ekurauzen.

Eiue Vermehrung der ^eeversieherungsgesellschaflen hat nicht stattgefuudeu. sie sind in Messina bei der Zahl 4 stehen geblieben. Dagegen gibt es 14 Agenturen sür Versicherung des Lebens, gegen Feuersgesahr nud ^eeunglük, worunter auch die Agentur der Helvetia.

Jn Eatania befinden sich 9 Agenturen , aber keine Assekurauzgesellschaft.

Alle Seeversicherungsgesellschaften Messinas haben im Jahre 1869 schlechte Gesehäste gemacht ; Dividenden wurden keine ausbezahlt. Der Glauben au ihre Solidität ist aber keineswegs erschüttert worden und ihre Aktien werden fortwährend gesucht. Diese Gesellschaften habeu schon seit mehreren Jahren keine Dividenden ausgerichtet.

1..... Einwanderung.

Die Mehrzahl der in M..ssiua und Eatania wohnende.^ Schweizer find junge in den Eomptoirs augestellte ^ente, Erzieherinnen und Bindermädchen. Unter den Eisenbahnarbeiteru befindet sich eine gewisse Anzahl .Dessiner, jedoch weniger als in früheru Jahren. Jn Messina ist eine von Schweizern geleitete franerei, die gute Geschäfte macht, indem sich der Biereonsum um Vieles gesteigert hat.

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Bericht des schweizerischen Konsuls in Messina (Hrn. Victor Gonzenbach von St. Gallen) ?ber das Jahr 1869 (Vom April 1870.)

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