511 ihrer Dampfschiffe nach Brasilien und Blata gesorgt, was für den Hafen Gennas sehr günstig ist.

Einwanderung und Schweizerin Gesellschaften.

Man schlägt die Zahl der ans der Schweiz kommenden Bersonen, die sich hier nach Brasilien, den Blatastaaten und der argentinischen

Republik einschiffen, aus jährlich 400 bis 500, und diejenigen, welche sich nach .Algerien und Frankreich begeben, aus 700 bis 800 an. Meist sind dies Tesfiner Steinhauer , welche dort Arbeit suchen und , nach einigem Erwerb, zurükkommen.

Der schweizerische Unterstüzungsverein ist die einige unter unsern Landsleuten bestehende Gesellschast. Laut seinem lezten Berichte von 1869 hat derselbe 150Bersonen mit einer Snmme von 1355 L. unter-

stüzt. Die Mitgliederzahl belies sich auf 68.

#ST#

Bericht des

schweizerischen .Konsuls in Bastia, Hrn. Feretti aus dem Danton Hessin, für das Jahr 1869

^

(Vom 28. März 1870.)

An den hohen s.chmeiz. Bundesrath.

Tit. l Seit mehr als 12 Jahren war Eorsika, wie die osfiziellen Berichte es nachweisen , durch fehlere Ernten schwer heimgesucht. Theurung auf Theurung und die mit einer Hestigkeit wie sonst nirgends auftretende Traubenkrankheit äusserten aus die Ausfuhr einen lähmenden Einsluss , aber günstigere Zeiten künden sieh an, und die lezte Jahresernte war besser.

512 Die infolge der Krankheit seit mehreren Jahren daxniederliegende Rebenkultur hat wieder eine.. kräftigen Aufschwung genommen ; bedeutende landwirthschaftliche Unternehmungen werden ausgeführt. und Eorsika kann nicht nur seinen inländischen Bedarf, sondern noch weit darüber hinaus produeiren , wenn nicht seine Ebenen und ein Theil seiner Thäler mit ungesunder Luft angefüllt wären. Bedeutende Entsumpfungsarbeiten wurden auf verschiedenen Punkten der ostliehen Küste ausgesührt, andere sind in Angriff genommen und wohl nirgends sonst wird

sich die Mühe der Bodenentwässerung besser lohnen. Mehr als 300,000

Hektaren des fruchtbarsten Bodens , eben so sehr für die Kultur des Tabaks wie der Baumwolle geeignet, konneu für den Akerbau gewonnen werden.

...Waldungen.

Dreizehn in die Wälder führende Strassen werden in Korsika neu angelegt, wodurch die Ausbeutung der Waldungen erleichtert .vorden ist, deren Flächeninhalt au Staatswäldern aus 45,030 Hektaren und an Gemeindewäldern auf 65,030 Hektaren, im Ganzen also aus 110,060 Hektaren augeschlagen wird, und man kann die Zahl der einen Umfang von 1,60 Meter haltenden Bäume auf mindestens 7 bis 8 Millionen Stämme veranschlagen. Jeder Baum von 1,60 Meter Umfang liefert

wenigstens 3 Kubikmeter beschlagenes Holz ^ dieses ist das Minimum

des Ertrages , welches sehr oft 8 Kubikmeter überschreitet. Rach den statistische.. Angaben Frankreichs über den Handel mit dem Auslande hat Eorsika im Jahre 1865 nach Julien allein für Fr. 2,538,098 Bauholz e^portirt. Das naeh den Hasen der Halbinsel oder uach den frau^osiseheu Märkteu des Mittelmeeres gebrachte Binienholz (Larieio)

wird per Kubikmeter zu Fr. 65 bis Fr. 70 verkaust.

Die Ausbeutuugskosten im Walde übersteigen nicht 8 bis 9 ^ranken per Kubikmeter , hieraus kommen die Abzüge zn Gunsten der Staats^ und Gemeindekasse , 52 bis 56 ^raukeu betragen per Kubikmeter die Trausportkosteu und schließlich folgt der Gewinn der Unternehmer. Die zu Masteu geeigneten Bäume werden in Toulon oder Eastellamare mit ^r. 3500 das Stül^ befahlt. Die italienischen Werste sür die Kriegs- und Handelsmarine haben dem eorsischeu Holze, das bei ihnen starke Verwendung findet , bereits den Vorzng eingeräumt. Dank der Erosfuung der Waldstrassen geht das ganze .Land einer Umgestaltung

eutgegeu, der Wohlstand dringt bis in die entlegensten Ortschaften, die

Gemeinden ^ widmen den Ertrag ihrer ^Hol^chläge der Ausführuug von Bewässerungsarbeiten, dem Ban von Kirchen, Schulhäusern und der Erstellung von Gemeindewegen. Wenn die ausgeloste, aus schweizerischeu Aktionären ^.sammengesezte Gesellschaft Desaeeo heute noch e^istirte, so hätte sie ohne Zweifel ans der Ausbeutung ihrer Forsten enormen

513 Vortheil gezogen, Dank der grossen durch den Bau jener Waldwege in

jüngster Zeit erreichten Verkehrsleichtigkeit.

Die grossen Binien (Larieeio), sowie die immergrünen und weissen Eichenwälder bilden sür Eorsika einen beinahe unersehopflichen Reiehthum, und sür den Staatsschaz eine wichtige Einnahms.^uelle. Ueberdies sind viele Bezirke mit weitausaedehnten Kaftanienwäldern bedekt , deren Bäume ebenso kräftig und ergiebig sind, wie die schousteu in den Apenninen und am Aetna. Grosse Olivenpflanznngen schmüken die^ Hügel und Thäler.

Metallurgie.

Verschiedene Erz-, Kupfer-, silberhaltige Blei-, Antimon-, Manganesinm^ und Eisenminen sind zu Tage gesördert worden, und einige derselben wurden bereits durch die Regierung konzessionirt; allein beinahe alle sind aus Mangel an Betriebskapital in Versall gerathen. Es gibt auch seltene kostbare und schone Gesteinsarten, so ^. B. Granit, Vorphhr, Jaspis, Agat, Marmor und Alabaster, sehr verwendbar für künstlerische Zweke, allein bis jezt beinahe unbenuzt.

Eorsika besizt anch Mineralquellen, kalte und heisse, deren vorzüglichste ^diejenigen von Orezz.. sind, welche kalt, eisenhaltig und von säuerlichem ...^eschmak in reicher Fülle hervorsprudeln, ein Liter Orezzowasser enthält zwei Liter Kohlensäure in natürlichem Zustande. Dieses auswerft wirksame Heilwasser wird mit Vorsicht in starke Flasehen gesüllt und durch ganz Eurova und A^uerika versendet. Die Quelle wurde vom Departement konzessionsweise an franzosische industrielle abgetreten, die danut einen a^sserordentlich starken Handel treiben.

Die .heißen ..Quelle.. von Bietrapola oder die Bäder pon Fiumorbo sind berühmt und erhalten ihr Wasser ans acht .Quellen. Jhre Temperatur wechselt von l0^ bis 43^ Reaumur. Sie werden ebenfalls sehr stark besucht. Die heißen Quellen von Guagno oder Vieo erfreuen sich ^ ebenfalls eines weit verbreiteten Rufes.

Handel ^orfika^.

Die Fortschritte des Handels in Korsika sind überall sühlbar^ mit der Industrie jedoch geht es nur langsam vorwärts, ^a es sowohl an Kapitalisten als an Unternehmern fel^lt. Die vorzüglichsten Ausfuhrartikel siud : .^liveuol, Wein, Eitroueu , Eedra, Orangen, getroknete Gemüse, Lupinen, getroknete Früchte und Kastanien, frische und gesalze^e Fische, Ba^- und Brennholz, Holzkohle, M^rtheublätter, gegerbte und zubereitete Häute, Ziegen- u^.d Zi^leiuf.^lle^ ^chaf^ und Lammfelle, Marmor, sabrizirter Tabak, Theer, Harz, Korallen rohe, welche an den Küsten der Jnsel gefischt werden.

514 Die Hanpteiufnhrart^el sind folgende : Waizenmehl, Gerste, Reis, ^nker und Kaffee, eine grosse Menge Schlachtvieh , Käse , gesalzenes Schweinefleisch, Häringe, Stoksisehe, Tabak in Blätter.., Seidenwaareu, wollene und baumwollene Gewebe , genaschte ^ und leinene , Hans , Tauwerk, gegerbte Häute und rohe Wolle, Eisenerz, Stan^eneisen und Eisenartikel, Ziegel, Steingut und Glaswaaren. Allein die Bilanz zwischen Ausfuhr und Einfuhr stellt sich ^..m Rachtheile Eorsi.as heraus.

Was den direkten Handel zwischen der ^.ch.veiz und Eorsika be^ trifft , so besteht derselbe nur in einigen Artikeln , w.ie in Uhren und sabr.zirtem Tabak, Viviser, Genfer u n t.. Grandson-Eigaren, welche seit einigen Jahren einen merklichen Aufschwung genommen . was die übrigen Artikel betrifft , welche in der ..^ehwei^ fabrizirt werden , so findet deren Einsuhr nur anf ....direktem Wege über Frankreich und Jtalien ^ftatt.

industrielle ^t^.blissemente.

Es bestehen in Korsika ^w..i grosse metallurgische Etablissemente , das Hüttenwerk von Toga, 1 Kilometer von Bastia, und dasjenige von Solengaua, in einer Entfernung von ^l03 Kilometer, ohne die kleinen Eisenwerke .^ ia Esalane , welche jahrlich mehr als 50,000 Tonnen Eisen erster ^nalität liesern. Uuglüklicher^oeise ist in Diesen zwei grossen Etablissementen seit dem Jnkrastreten des Gesezes über den Freihandels^ verkehr Arbeitsstitlstand eingetreten. Man hofst jedoch, dass sie ihre frühere Thätigkeit wieder aufnehmen werden.

Rebstdem gibt es in Bastia. Ajaeeio und in einigen andern Vrovinzen Korsikas Gerbereien, Mae.^aronisabriken, Destillirfabril^en, ^eifeund Ba^steinfabriken , ^elmühlen , .^livenkernmühlen , endlich kleine Schissswerste.

Banken.

Vor einigen Jahren hat man in Bastia, der Hauptstadt der Jnfel, eine Filiale der Bank vou Frankreich errichtet, deren Zinssnss versehiedene Schwankungen von 3, 4 und 5 ^/o erlitten hat. Es gibt überdiess ^.vei andere. Bankgeschäfte in Bastia.

...^erke ^on Bedeutung in^ Bau .^e^ri^en.

Ein grosser Seehafen, welcher dem Wohlstaude der ^.tadt und dem Handel der ganzen Jnfel einen neuen Aufschwung verleihen wird , ist in Bastia im Bau begriffen. Andere Arbeiten, zum Z.veke der Troken..

leguug der Sümpfe und der Ausbesserung der Brüken sind in der Ans-

führung begriffeu.

515 ^ro^arti.^ ^iienbal.nproiekt.

Jm Vlane liegt eine Eisenbahn , welche von Bastia auslausend und die grosse ostliche Ebene durchschneidend, im .^.üden der Jnsel, bei der kleinen Stadt Bonisaeio , an der Meerenge gleichen Samens ,^ in geringer Entsernung von der Jnsel Sardinien ihren Endpunkt fände.

Diese Eisenbahn würde Eorsika mit Sardinien in Verbinduug sezen , nach einer einstündigen Uebersahrt auf der die beide Jnseln trennenden Meerenge wäre von legerer Jnsel^aus binnen wenigen Stunden Livorno erreicht, wobei Eorsika in nahezu vollständiger Längenansdehnung bis Bastia durchschnitten würde. Von hier aus dauert die Ueberfahrt nach Jtalien 5 Stunden.

Die Regierung hat das Terrain bereits studiren lassen und es ist gegründete .Hoffnung vorhanden, dass dieses grosse Brosekt binnen Kurzem zur Verwirklichung gelange, ein Brojekt, womit die Wohlfahrt der Jnsel, namentlich aber der Anbau der grossen östlichen Ebene auss Engste verknüpft ist, welch' leztere vermoge der Erleichterung des Verkehrs zur Kornkammer Eorsikas werden konnte.

Zum ^chlusse sei noch einer werthvollen Eigenthümlichkeit Eorsikas

erwälmt.^ es gibt hier weder Wolfe noch giftige Reptilien, dagegen besizt es all^ jenes Wildpret, das sich aus dem Festlande Jtaliens^Frankreichs und Spaniens vorfindet.

Der Boden ist im Allgemeiuen wenig ergiebig, die sehone und ausgedehnte Ebene des oftlicheu Theiles ausgenommen, welche dem Akerbau im Grossen ein ausgedehntes Gebiet von 150,000 Hektaren erosfnet.

Tiefe Thaler. eine beständige Vegetation,^ ein wirklieh malerisches Land, ein reiner Himmel, gesunde Luft, ein veränderliches Klima, eine zwar nicht reiche Ratur, wozu aber alle Vorbedingungen vorhanden sind , so dass der sie bearbeitende Arm seiner reichlichen Belohnung sicher sein darf: Das ist Korsika l

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des schweizerischen Konsuls in Bastia, Hrn. Feretti aus dem Danton Hessin, f?r das Jahr 1869(Vom 28. M?rz 1870.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1870

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

22

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

04.06.1870

Date Data Seite

511-515

Page Pagina Ref. No

10 006 499

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.