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Aus den Verhandlungen der schweiz. Bundesversammlung.

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Die wegen dem unerwartet erfolgten Hinschiede des Hrn. Bundesrath Vietor Ruffn außerordentlich einberufene Bundesversammlung ist a 31. Januar 1870 zusammengetreten.

Der Vorsizende, Herr Landammann l).... Heer von Glarus, leitete die Verhandlungen mit solgender Ansprache ein : .,Meine Herren .

,,Eine Veranlassung ungewöhnlicher Art sührt uns heute in diesem Saale zusammen. herr Bundesrath Russn, welcher noch an unsern Verhandlungen im legten Dezember iu voller Kraft und Gesundheit Antheil genommen, ist, wie Sie wissen, wenige Tage nach unserem Auseinandergehen plözlich vom Tode dahin gerafft worden, und der h. Bundesr.ath hat es für angemessen erachtet, zum Behuse der dadurch nothwendig gewordenen Reuwahlen, die Vertreter der Ration und der Stände ausserordentlich in die Bundesftadt einzuberufen.

,,Meine Herren. Der jähe Tod des Hrn. Bundesrath Ruffn hat ..n unserm gesammten Vaterlande, und wohl auch über dessen Grenzmarken hinaus, einen tiefen Eindruk hervorgebracht. Ein Mann, dessen.

Jahre , dessen geistige wie körperliche Rüstigkeit die Gewähr dafür zu

Mieten schienen , dass ihm noch eine lange und gesegnete Thätigkeit im Dienste des Vaterlandes Geschieden sein werde , ist plozlich , inmitten einer ruhmvollen politischen Laufbahn aus den Reihen der Lebenden .verschwunden, und die ungehenchel.te Trauer, die in durchaus spontaner .und unzweideutigen Weise allüberall stch kund gab, ist der beste Beweis dafür, wie hoch dieser Mann in der Liebe und in der Achtung seines

Volkes stand , wie sehr dieses es empfindet , dass in dem designirten

Bundespräsidenten für 1870 ein hochverdienter, durch Charakter eben so fehr als durch Talent hervorragender Staatsmann ihm entrissen worden ist. Was uns anbelaugt, meine Herren, die wir das Gluk hatten, den Verewigteu näher zu kennen und längere oder kürzere Zeit seine Kollegen zu sein und ihn in seiner amtliehen Thätigkeit zu sehen, so glaube ich in Jhrer Aller Ramen zu sprechen , wenn ich sage, dass wir uns aus vollstem Herzen den Gefühlen der Ration anschliessen , dass wir diesen .vorzeitigen Tod im Jnteresse des Vaterlandes tief betrauern, und daß

180 .vir am Grabe Vietor Russes unserer schweizerischen Eidgenossenschaft nichts Besseres wünschen können, als dass es ihr jederzeit vergönnt sein möge, an der Spize ihrer öffentlichen Angelegenheiten Männer s o l c h e n S c h l a g e s zu sehen. Es ist in dem feierlichen Augenblike , als die sterbliche Hülle des Verewigten der Erde übergeben wurde , von einem feiner .Kollegen im Bundesrathe das grosse Wort ausgesprochen worden : ,,dieser Todte habe keinen Feind gehabt^ . und wenn dem also war, s.^ hatte er dieses seltene Glük unzweiselhast zn verdanken der Lauterkeit, Einfachheit und männlichen Geradheit seines Eharakters, Eigenschaften, die wir auch am Staatsmann, und gerade an diesem, nicht ....euige^ hoch fchäzen wollen , als die glänzendsten Gaben des Geistes und de.^ Talentes.

,,Was seine ^amilie, was seine Freunde, was sein Heimatkanto.., dessen treuester Sohn er war, an ihm verloren habeu, das bedars hier^ keiner Hervorhebung , wir haben es Alle, wenn auch nur ans der Ferne,..

mitangesehen , wie diese engern Kreise den Gesühlen der Trauer und der Hochschäzung einen ergreisenden .^sdrnk verliehen.

Jn diesem ^Saale aber mag mein schwaches Wort, in Jhrem Ramen gesprochen, Zeugniss ablegen dafür, dass die Vertreter der Ration es empfinden, was das grosse, gemeinsame Vaterland verloren hat.

Der schwer heimge..

suchten Familie wird es zu einem süssen Troste gereicht haben und auch heute gereiehen , aus den unzweideutigsten Kundgebungen die Ueberzeugung schöpfen zu dürsen , wie theuer der Heimgegangene der Ration gewesen ist.

,,Jndessen, mein.^Herren, das Leben übt unerbittlich seine Rechte...

Von dem Grabhügel unseres trefflichen Todten müssen unsere Vlike sich.

wegwenden, um sür die lebendige Gegenwart zu sorgen. Wir müssen trachten, die .Lüke wieder auszufüllen, die so schmerzlich und unerwartet der Tod gerissen hat. ^..azn sind wir hieher beschiede.. worden.

,,Ehe wir zu u.^sern Arbeiten schreiten, möchte ich Sie aber noch um Eines bitten . . wenn ieh mit demjenigen , was ieh über den Verewigten gesagt, Jhren eigenen Empfindnngen einen, wenn aneh noeh s^ ungenügenden, Ansdruk gegeben habe, so lade ieh ^ie ein, als Zeichen

der Zustimmung und zugleich als eine stille Huldigung gegenüber den Manen Vietor Russes sich von Jhren Sizen zu erheben.^

Die Büreanr^ des Rational- und Ständerathes , wie sie am 6.^ und 7. Dezember 186..) bestellt worden waren ^), wurden bestätigt.

.^ Siehe Bunde.^blatt v. .^. 18.^9, Band IlI, Seile ^7.

181 Als neue Mitglieder des N a t i o n a l r a t h e s sind erschienen: ^ ^ Herr Adam H e r z o g , Fürsprecher , von und in Münster (Luzern), gewählt am 19. Dezember v. J. im 13. eidg.

Wahlkreise.

,, ,,

^

Gottlieb R i e m , von und in Kiesen (Bern), gewählt am 26. Dezember v. J. im 7. eidg. Wahlkreise, für Hrn. Bundesrath Schenk.

I)r. Eugen Eseher, Grossrath. von und in Zürich, gewählten Ersezung des Hrn. Bundesrather. Dubs vom

1. eidg. Wahlkreise am 9. Januar d. J.

,, Charles Friderich, Staatsrath. von und in l.^ens, gewählt vom

47. eidg. Wahlkreise am 23. Januar d. J.

an der Stelle des Hrn. Bundesrath Ehaliet^ Venel.

^

Am 1. Februar d. J. hat di... vereinigte Bundesversammlung ge-

wählt:

als Mitglied des Bundesrathes : Hrn. Baui E é r e s o l e , Nationalrath und Bundesriehter, von und in Vivis (Waadt).

,, Bundespräsident für das Jahr 1870: Hrn. Bundesrather. J.Dubs.

^, Vizepräfideut des Bundesrathes für 1870: .^rn. Bundesrath Dr.

K. Schenk.

Nachdem Herr E e r é s o le die Auuahme der aus ihn gefallenen Wahl erklärt un^. als Bundesrath den l^id geleistet hatte . wurde die ausserordentl.iehe Bundesversammlung von ihre^n Präsidium als geschlossen erklärt.

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05.02.1870

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179-181

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