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Botschaft des
ßundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Ankauf eines Postgebäudes in Amriswil (Thurgau).
i (Vom 25. März 1927.)
Die Telephonzentrale Amriswil genügt den Verkehrsbedürfnissen nicht mehr und muss ersetzt werden. Im Zusammenhang damit sind Erweiterungen der Ortskabelanlage in Aussicht genommen. Auch müssen Fernkabel in die Zentrale eingeführt werden. Die gegenwärtigen Dienstlokale, die in einem altern Hause, zirka 500 m vom Postbureau Amriswil l entfernt eingerichtet sind, können für die vorgesehenen Neueinrichtungen nicht in Frage kommen, da sie ganz unbefriedigende Verhältnisse aufweisen. Eine Verlegung der Zentrale in nicht allzu ferner Zeit ist daher nicht zu umgehen. Als Unterkunftsort für den gesamten Telegraphenund Telephondienst würde sich ein Teil der Wohnung im I. Stock des Postgebäudes an der Station gut eignen. Daneben verbliebe für den Stelleinhaber noch eine zweizimmerige Dienstwohnung. Die Dienste, der Post-, Telegraphen- und Telephonverwaltung wären damit unter einem Dache vereinigt, was der Zusammenarbeit des Personals nur förderlich sein könnte.
Das Publikum dürfte diese Vereinigung als Verkehrsverbesserung ebenfalls begrüssen.
Das Hauptpostbureau ist im obgenannten Poslgebäude jedoch nur mietweise untergebracht. Die Dienstlokale nehmen die ganze Erdgeschossfläche von 127 m 2 in Anspruch. Für die Unterstellung der Posthandkarren steht im Nebengebäude eine Remise von zirka 20 m8 zur Verfügung. In diesen Dienstlokalen wird neben dem Aufgabeverkehr, herrührend aus dem ßahnhofquartier, die gesamte für Amriswil ankommende Post behandelt.
Ein kleineres Postbureau im Oberdorf dient lediglich dem Aufgabeverkehr dieses Teils der sehr ausgedehnten Oftschaft.
Die nachstehenden Zahlen geben Aufschluss über die Bedeutung des Post-, Telegraphen- und Telephonverkehrs von Amriswil ; sie zeigen auch, dass dieser Verkehr in stetem, erfreulichem Anwachsen begriffen ist. Eine Ausnahme macht nur der Telegrammverkehr, der hier, wie fast überall, eine fallende Kurve beschreibt.
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a. Postverkehr.
Postbureau Amriswil 1.
Uneingeschriebene Brief Postsendungen Aufgabe
Jahr
1913 1921 1926
. . .
Paketpost
Wertzeichenverkauf
Anzahl
Anzahl
Fr
322,232 366,600 469,093
108,689 , 120,177 134,194
46,856 96,034 126,336
Gesamter Postverkelir (Postbureau x Amriswil 1 und 2.)
1913 432,872 144,415 74,592 505,726 192J 174,606 181,658 1926 619,048 200,620 231,838 b. Telegraphen- und Telephonverkehr.
Jahr 1913 1921 1926
Telephon
Telegramme
Teilnehmer
4691 6842 4247
143 222 298
Ortsgespräche
Ferngespräche
Transit
38,847 61,946 88,843
57,876 183,994 255,066
6,773 33,963 30,770
Total
103,496 279,903 374,679
Die beabsichtigte Verlegung der Telephonzentrale in das Postgebäude führte zu Unterhandlungen mit den G-ebäudeeigentümern über Erneuerung des Postmietvertrags ab 30. Juni 1929 und Miete der Lokale im I. Stock an die Telegraphenverwaltung. Dabei ergab sich, dass die Eigentümer die Postliegenschaft zu verkaufen gedenken. Sie sind immerhin bereit, den Postmietvertrag unter Erhöhung des gegenwartigen Mietzinses von Fr. 2900 auf Fr. 4500 für zirka 15 Jahre zu verlängern und der Telegraphenverwaltung die gewünschten Lokale zu einem Mietzins von Fr. 2400 ebenfalls langfristig zu vermieten. Auf Wunsch könnten auch die Dachstockräume für jahrlich Fr. 1000 hinzugemietet werden. Diese Ansätze erwiesen sich als übersetzt. Es erschien deshalb ratsam, zu prüfen, ob der Ankauf der Liegenschaft nicht vorteilhafter wäre. In dieser Beziehung ist folgendes auszuführen : Das Postgebäude ist in den Jahren 1899/1900 auf einem Grundstück gegenüber der Station für Postdienstzwecke besonders erstellt worden und kann hierzu noch viele Jahre genügen. Sollte später eine Vergrösserung der Postlokale erforderlich werden, so ist sie ohne weiteres möglich.
Der nötige Umschwung ist vorhanden.
Auch die Telegraphen- und Telephonverwaltung wird in dem Gebäude bleibende Unterkunft für ihre Dienste schaffen können.
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Andere passende Mietobjekte in Stationsnähe sind nicht vorhanden.
Eine Verlegung des Postdienstes in ein abseits des Bahnhofs gelegenes Gebäude kommt nicht in Frage, weil der Postbetrieb sofort erschwert und vermehrte Personalkosten erfordern wurde.
Nach langen Unterhandlungen mit den Eigentümern der Postliegenschaft haben sich diese schliesslich bereit gefunden, ein Kaufversprechen verurkunden zu lassen. Darnach würde die 704 m 2 haltende Postliegenschaft samt Posthaus und Nebengebäude, brandversichert für zusammen Fr. 75,000, der Postverwaltung zu einem Preis von Fr. 105,000 käuflich überlassen, sofern die eidgenössischen Räte den erforderlichen Kredit bewilligen.
Das Posthaus enthalt Keller, Erdgeschoss, 1. Stock und ausgebauten Dachstock.
1 Im Keller bestehen Betonböden, Kellerdecke aus "["- Eisen und Betongewölben, Zentralheizungskessel im Vorplatz.
Das Erdgeschoss enthält das Postbureau mit Schalterraum und Abort.
Parkettboden im Bureau, Plättliboden im Schalterraum; beide Räume 1,8 m hoch getafert.
Der 1. Stock weist eine 5 Zimmerwohnung auf mit Küche, Bad und Abort. Zwei Zimmer mit Parkettbodenbelag und l,a m hohem Täfer. In den übrigen Zimmern Buchenparkett, Fussladen, darüber tapeziert. Küche mit Kochherd für Holz und Kohlen, G-asanschluss.
Im Dachstock befindet sich eine 6 Zimmerwohnung mit Küche und Abort. Überall tannene Riemenböden, Fussladen und tapezierte Wände.
Küche mit Plättliboden und Kochherd für Holz und Kohlen.
Das Objekt ist gut gebaut, Kellermauern in Beton, oberes Mauerwerk, nach den Mauerstärken zu schliessen, aus Backstein. Die Fassadenverkleidung der Strassenfront bis Oberkant Stockgurt Granit. Alle übrigen Steinhauerarbeiten in Natursandstein.
Nach dem Bericht der eidgenössischen Bauinspektion Zürich ist die Postliegenschal't Amriswil wie folgt zu bewerten : a. Grebäudegrundfläche samt Hofraum : 524 m 2 à Fr. 15 Fr. 7,860 180 ,, ,, ,, 5 (hinterer Teil) ,, 900 704 m 2 b. Postgebaude : 2474 m 3 umbauter Raum, gemessen von Oberkant Kellerboden bis Oberkant Kehlgebälk à Fr. 35 Zentralheizung extra fl
Fr.
8,760
,, ,,
92,590 2,400
Fr. 86,590 6,000
c. Remise Wert der Postliegenschaft total
Fr. 103,750
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Der Kaufpreis von Fr. 105,000 darf deshalb als angemessen bezeichnet werden, zumal die Eigentümer das Gebäude erst kürzlich mit ca. Fr. 8700 Kosten instandgestellt haben.
Zum Kaufpreis von Fr. 105,000 kommen hinzu ca ,, 600 für Handänderungs- und Geometergebühren, sowie ca. . . ,, 1,500 für Änderung an der Postschaltereinrichtung, Vergrösserung der Schlossfacheranlage und Herrichtung eines direkten Ausgangs vom Schalterraum in das Treppenhaus für die mit dem Telephon- oder Telegraphenbureau verkehrenden Postbenützer. Weitere ,, 1,500 müssen gerechnet werden für Einrichtung der Telephonzentrale im 1. Stock (Ausbrechen von l---2 Wänden, Erstellen einer neuen Wand, Beleuchtungsänderung, sowie Renovationsarbeiten).
Die Gesamtanlagekosten werden demnach betragen ca. Fr. 108,600 Eine Rentabilitätsberechnung zeigt, dass der Kauf der Liegenschaft dem Abschluss neuer Mietverträge vorzuziehen ist.
Gestützt auf diese Verhältnisse ersuchen wir Sie, dem anliegenden Entwurf zu einem Bundesbeschluss Ihre Genehmigung erteilen zu wollen und benützen den Anlass, Sie unserer ausgezeichneten Hochachtung zu versichern.
B e r n , den 25. März 1927.
Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident: Motta.
Der Bundeskanzler: Kaeslin.
(Entwurf.)
Bundesbeschluss betreffend den Ankauf eines Postgebäudes in Amriswil (Thurgau).
Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 25. März 1927, beschliesst: 1. Für den Ankauf und die Instandstellung eines Postgebäudes in Amriswil (Thurgau) wird ein Kredit von Fr. 108,600 bewilligt.
2. Dieser Beschluss tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft.
3. Der Bundesrat ist mit dessen Vollziehung beauftragt.
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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Ankauf eines Postgebäudes in Amriswil (Thurgau). (Vom 25. März 1927.)
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1927
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13
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2192
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30.03.1927
Date Data Seite
423-426
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10 029 999
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