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Also beschlossen vom Nationalrate, B e r n , den 24. März 1927.

Der Präsident: Paul Maillefer.

Der Protokollführer : G. Boret.

Also beschlossen vom Ständerate, B e r n , den 30. März 1927.

Der Präsident : Dr. R. Schöpfer.

Der Protokollführer: Kaeslin.

Der schweizerische Bundesrat beschliesst: Veröffentlichung des vorstehenden Bundesbeschlusses im Bundesblatt.

B e r n , den 30. März 1927.

Im Auftrag des Schweiz. Bundesrates, Der Bundeskanzler: Eaeslin.

# S T #

Bundesversammlung.

Die Frühjahrssession ist am 2. April 1927 geschlossen worden. Die Übersicht der Verhandlungen wird nächstens dem Bundesblatt beigelegt.

Im N a t i o n a l r a t e eröffnete Herr Präsident M a i 11 e f e r die Sitzung vom 1. April 1927 mit folgender Ansprache: Hochgeachtete Herren Nationalste !

Es sind heute genau 25 Jahre her, dass der Nationalrat zum ersten Male in diesem Saale Sitzung gehalten hat und dass das Parlamentsgebäude, zu dem dieser Raum gehört, den beiden Räten der Bundesversammlung Obdach bietet. Im Bundesblatt vom 2. April 1902 ist zu lesen: ^Die gesetzgebenden Räte der Eidgenossenschaft sind am 1. April 1902 zur Fortsetzung der ordentlichen Wintersession zusammengetreten.

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Nachdem die Mitglieder der beiden Räte und der Bundesrat sich in den bisherigen Sitzungssälen des Bundeshauses Westbau besammelt hatten, begaben sie sich in feierlichem Zuge unter Glockengeläute und Kanonendonner in das Bundeshaus Mittelbau zum Bezüge der neuen Sitzungssäle.

Im Nationalratssaal wurden vor vereinigter Bundesversammlung die Eröffnungsansprachen gehalten. Hierauf begaben sich die Mitglieder des Ständerates in ihren Sitzungssaal.a An der Feier hielten Ansprachen : Herr Bundespräsident Zemp, Herr Meister, Vizepräsident des Nationalrates, Herr Ständeratspräsident Reichlin.

Von den damaligen Mitgliedern gehören heute noch sechs Herren Nationalräte und sechs Herren Ständeräte der Bundesversammlung an.

Die noch im Amt stehenden Mitglieder des Nationalrates sind die Herren Joseph Choquard, Karl Eigenmann, Jakob Freiburghaus, Johann Jenny (Bern), Emile Gaudard und Aloys de Meuron.

Es war am Platze, diese Tatsachen hier wieder in Erinnerung zu rufen. Wir beglückwünschen unsere Kollegen zu der zurückgelegten langenund schönen parlamentarischen Laufbahn, und wir wünschen ihnen noch viele Jahre gesegneter Tätigkeit in unserer Mitte.

Im übrigen, meine Herren, könnte ich keinen bessern Wunsch zum Ausdruck bringen, als den, mit dem Herr Bundespräsident Zemp damals seine Ansprache schloss : ,,Mögen in diesem Hause für und für und zu allen Zeiten walten: Gerechtigkeit, Weisheit, Treue und Liebe zum schönen freien Vater lande \
Erlauben Sie mir, Sie vor Beginn unserer Verhandlungen daran zu erinnern, dass heute ein Vierteljahrhundert verflossen ist, seitdem das neue schweizerische Bundeshaus eingeweiht wurde. Am 1. April 1902 fand die Einweihungsfeier statt. Um 11 Uhr vormittags des 1. April 1902 versammelten sich der Bundesrat und die Mitglieder der eidgenössischen Räte im alten Nationalratssaal.

Um 11 Yi Uhr hielt die Versammlung ihren Auszug aus dem alten Gebäude und begab sich unter Glockengeläute und Kanonendonner durch die von strahlender Sonne beleuchtete, festlich geschmückte und von zahlreichem Publikum besetzte Bundesgasse-Christoffelgasse und Spitalgasse über den Bärenplatz zum Parlamentsgebäude. Der Zug wurde eröffnet und geschlossen
durch eine Abteilung Kadetten; eine Kadettenmusik, Trommler und Pfeifer sorgten für die Marschmusik, und Kadetten bildeten auf dem Wege und auf dem Platze Spalier. Eine Gruppe weissgekleideter

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Mädchen mit den Kantonswappen und Schärpen in den Kantonsfarben ging den Räten voraus; dann folgten die Weibel, der Bundesrat und die Räte.

Vor dem Parlamentsgebäude hatten die Bannerträger sämtlicher Korporationen und Vereine Aufstellung genommen; als der Zug sich näherte, spielte ein auf dem Balkon plaziertes Orchester den Choral ,,Nun danket alle Gott"1. Beim Eintritt des Zuges in die Kuppelhalle sang ein Knabenchor das ,,Rufst du mein Vaterland" und das ,,Sempacherlieda.

Die Mädchen mit den Landeswappen und -färben hatten sich mit der Helvetia in der Mitte auf dem grossen Ruheplatz der Haupttreppe aufgestellt.

Die Mitglieder des Bundesrates und der beiden Räte begaben sich in den Nationalratssaal, dessen Tribünen vollbesetzt waren. Der Bundespräsident, Herr Zemp, begrüsste die Räte im neuen Hause, worauf der Präsident des Ständerates, Herr Reichlin, und der Vizepräsident des Nationalrates, Herr Meister, Reden hielten. Nachmittags l Uhr fand im grossen Saale des Gesellschaftshauses Museum ein Bankett statt mit offiziellen Reden von Herrn Bundesrat Ruchet und Herrn Casimir von Arx, Vizepräsident des Standerates, von Herrn Nationalrat Paillard, vom bernischen Stadtpräsidenten, Herrn von Steiger, und vom Architekten, Herrn Professor Auer.

Zur besondern Freude gereicht es mir aber, heute sechs Mitglieder unseres Rates begrüssen zu können, welche vor '25 Jahren die weihevolle Feier mitmachten. Es sind dies die Herren : 1. Dr. Albert Ammann, Schaff hausen ; 2. Johannes Geel, St. Gallen; 3. Josef Hildebrand, Zug; 4. Emil Isler, Aarau; 5. Henri Simon, Lausanne, und 6. Josef Winiger, Luzern.

Als äusseres Zeichen unserer Freundschaft und Hochachtung überreichen wir ihnen heute einen kleinen Blumengruss in unsern Landesfarben weiss und rot, verbunden mit dem heissen Wunsche, es möchten ihnen noch recht viele, viele Jahre in geistiger und körperlicher Rüstigkeit vergönnt sein.

Nicht unerwähnt möge bleiben, dass auch unser heutiger getreuer Ratsweibel, Herr Schneiter, die damalige Feier ebenfalls mitmachte.

Lassen Sie mich die heutige, bescheidene Erinnerungsfeier mit den Worten des Ständeratspräsidenten von 1902 schliessen, der damals sagte : ,,Opferwilligkeit, Einigkeit, Gerechtigkeit und Gottvertrauen waren der Geist, welcher den Schweizerbund zum Ansehen gebracht und erhalten hata und lassen Sie
mich dem die Worte beifügen, dass dieser Geist unserer Kollegen vom Jahre 1902 auch inskünftig und jederzeit die Beratungen der Vertreter der Stände und des Volkes durchdringen möge.

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