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2954 Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung über den Umbau des Hauptpostgebäudes in Bern für Telephonzwecke.

(Vom 16. Mai 1938.)

Herr Präsident!

Hochgeehrte Herren!

Die fortschreitende Entwicklung des Telephonverkehrs der Stadt Bern ruft einer Erneuerung und Erweiterung der Betriebsanlagen, zu deren Unterbringung im Hauptpostgebäude in Bern ausgedehnte Umbauten des Dachstockes vorgenommen werden müssen. Wir beehren uns, Ihnen hierüber folgendes zu berichten.

Die erste Telephonzentrale für den Or t s dienst in Bern wurde im Jahre 1881 mit 144 Teilnehmern im damaligen Postgebäude am Bollwerk eröffnet, das, später als Telephongebâude bezeichnet, heute noch das örtliche Telephonbauamt, dazu eine Ortszentrale, das Fernamt und das Verstärkeramt beherbergt. Im Jahre 1896, als die Teilnehmerzahl auf etwa 1500 angestiegen war, musste diese erste, handbediente Ortszentrale durch eine neue ersetzt werden.

Im erhöhten Mittelbau wurde hiei'ür ein zweckentsprechender Saal hergerichtet, der sowohl das Orts- als auch das Fernamt aufnahm. Diese Ausrüstungen waren noch nach dem Lokalbatteriesystem gebaut.

Zwölf Jahre später, im Jahr 1907, hatte sich die Teilnehmerzahl mehr als verdoppelt, und die Zentrale musste wieder einer neuen Platz machen. Es war ebenfalls eine handbediente Zentrale, jedoch nach dem Zentralbatteriesystem, die dann weiter, bis im Jahre 1926, mit etappenweisen Erweiterungen den Dienst für das Telephonnetz der Stadt Bern allein versah. Da das Netz Bern inzwischen aber bereits auf 9000 Teilnehmer angewachsen und an eine Erweiterung der handbetriebenen Ortszentrale nicht mehr zu denken war, wurde der Bau einer zweiten Zentraleneinheit beschlossen. Gegen ihre Unterbringung im Telephongebäude am Bahnhof sprachen jedoch zwei gewichtige Gründe. Einmal hätte das Gebäude wiederum weitgehend umgebaut und von Grund auf verstärkt werden müssen, und sodann schien es nicht ratsam, weitere grössere Kapitalien in einem mit der Bahnhofumbaufrage verknüpften Gebäude zu investieren. Man sah deshalb von dieser Lösung ab und zog vor, den

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Telephonbetrieb etappenweise in das nabe gelegene Hauptpostgebäude zu verlegen, dessen grosse Belastungsmöglichkeit und hohen Stockwerke es ermöglichen, ohne allzu grosse Kosten geeignete Bäume für den Telephonbetrieb zu gewinnen.

Für die neue Zentrale wurde im dritten Stock des Hauptpostgebäudes, auf der Seite nach der Aarbergergasse, ein zweckentsprechender Saal gebaut. Im Jahre 1926 fand eine vollautomatische Telephonzentrale darin Aufstellung, deren Fassungsvermögen in den Jahren 1928 und 1981 von anfänglich 4400 auf 10,000 Anschlüsse erweitert wurde.

Um das alte Handamt im Telephongebäude noch einige Jahre ausnützen zu können, wurde'es in den Jahren 1925/26 umgebaut und dient seither für den Betrieb von rund 5000 Teilnehmern. Nun ist es nach 26jahrigem Betrieb am Ende seiner Gebrauchsfähigkeit angelangt und vermag den gesteigerten Verkehrsansprüchen nicht mehr zu genügen. Da zudem das Anschlussvermögen der beiden Zentralen (altes Handamt und neue automatische Zentrale), einschliesslich Eeserven, Ende 1984 erschöpft sein wird und eine Erweiterung des alten Handamtes aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht in Frage kommt, wird im Jahr 1984 eine zweite automatische Zentrale für etwa 8000 TeirnehmeranschlüBse beschafft werden müssen. Damit wird die in den Jahren 1925/26 begonnene Automatisierung des Ortsnetzes Bern ihren Abschluss finden und Bern, wie die Städte Basel, Genf, Lausanne und Zürich, den einheitlichen automatischen Betrieb erhalten.

Es ist vorgesehen, die neue Ortszentrale II im vierten Stock des Hauptpostgebäudes, über dem Wählersaal der Ortszentrale I, unterzubringen und hiefur einen zweiten Apparatensaal aufzubauen. Die Kosten für die Zusammenarbeit der beiden automatischen Wählergruppen lassen sich durch diese Kombination am niedrigsten halten. Zudem wird nicht nur genügend Platz für ein 10,000er Amt gewonnen, sondern es können auch noch das zukünftige vollautomatische Landamt und die Einrichtungen für die Fern- und Städtewahl untergebracht werden, wodurch wiederum das Zusammenarbeiten von Ortsund Fernverkehrseinrichtungen wesentlich erleichtert wird.

Damit wird indessen erst den dringenden Bedürfnissen des Ortsverkehrs abgehollen sein. Als nicht weniger notwendig erweist sich auch eine neue Ausrüstung für den Ferndienst. Das im Jahre 1908 umgebaute, im Telephongebäudo
am Bahnhof untergebrachte Fernamt muss, selbst wenn keine aussergewöhnliche Steigerung des Fernverkehrs eintritt, im Jahre 1935 durch eine neue Fernzentrale ersetzt werden. Das ungefähr 24 Jahre alte Fernamt ist abgenützt und veraltet. Die Lebensdauer einer solchen Einrichtung beträgt normalerweise 15--18 Jahre, Es ist geplant, das neue Fernamt im vierten Stock, Nordseite nach der Speichergasse, unterzubringen. Gleichzeitig müssen auch der Fernleitungsverteiler und das Verstärkoramt verlegt werden. Diese Ausrüstung wird am zweckmässigsten im dritten Stock unmittelbar unter dem Fernamt aufgestellt, wodurch die beste und billigste Verkabelung zwischen Fernamt und Verstärkeramt erreicht worden kann.

782 Wie sieh der Verkehr des Telephonnetzes Bern seit dem Jahr 1910 entwickelt hat, ist der nachstehenden Zusammenstellung zu entnehmen.

Jahr

Teilnehmer

Ortsgespräche

Ferngespräche

Total

1910 1920 1925 1982

3,931 6,554 7,829 11,311

8,623,950 7,285,872 8,236,824 14,251,495

822,883 3,685,264 4,651,266 7,755,519

4,446,283 10,970,686 12,888,090 22,007,014

Unter Einrechnung des Transitverkehrs, der im Jahr 1932 = 1,538,756 Gespräche aufwies, ergibt sich ein Jahresverkehr von total 28,545,770 Gesprächen.

Die fertigen, neuen Betriebsausrüstungen, werden eine Summe von rund Fr. 4,000,000 erfordern. Eine erste Quote von rund Fr. 800,000 ist bereits mit dem Voranschlag PTT 1933 für die nötigen Vorarbeiten genehmigt worden.

Die Erfahrungen beim Brand des Telegraphengebäudes in Bern haben gelehrt, dass es nicht zu verantworten wäre, Telephonanlagen von dieser Ausdehnung und Bedeutung in einem aus Holz konstruierten Dachstock unterzubringen. Es ist deshalb in Aussicht genommen, das Dach über dem Mitteltrakt im Süd- und Nordflügel abzubrechen und es durch einen massiven Aufbau zu ersetzen. Eür die Sicherheit gegen das Umsichgreifen eines gefährlichen Brandausbruchs wird dies dio beste Lösung darstellen. Sie gestattet, sämtliche Telephonanlagen in drei, feuersicher abgeschlossenen Gebäudeteilen auf das rationellste aneinander zu reihen.

Die Unterbringung der zweiten automatischen Zentrale im Dachstock des Hauptbaues an der Aarbergergasse ruft dort einer Umgestaltung der mittleren Partie der Fassade. Der bestehende Dachraum ist für die neue Zweckbestimmung ganz ungeeignet. Es fehlen die verlangte Bodenfläche, die genugende Beleuchtung und insbesondere die notwendige Feuersicherheit, Überdies ist die Front gegen die Aarbergergasse mit Dachaufbauten schon derart überladen, dass eine Erweiterung unter Wahrung der bisherigen Ansicht ausgeschlossen erscheint. Eingehende Studien haben ergeben, dass sich das Programm nur erfüllen lässt, wenn diese Partie des Dachstuhles samt den Dachaufbauten abgebrochen und durch einen Aufbau als viertes Stockwerk ersetzt wird. Dieser Aufbau wird ca. 1,80 m von der bestehenden Fassadenflucht zurückstehen und ergibt eine einfache, viel ruhiger wirkende Architektur.

Die zu beiden Seiten anschliessenden Fassadenpartien des dritten Stockes sollen dem neuen Mittelstück angepasst werden.

Übrigens ist bereits im Jahre 1926 mit der Vereinfachung der unruhigen Fassade eine erste Probe gemacht worden. Damals wurden im dritten Stock der Bollwerkseite die Fenster auf das Mass derjenigen der untern Geschosse

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verbreitert und die zackigen Bekrönungen, die das Dachgesims unschön unterbrechen, entfernt. Dies führte auch eine günstigere Belichtung der Bäumeherbei und gestattete eine bessere Platzausnützung. Ausserdem sind durch den Wegfall der vielen Daehanschlüsse die Kosten für den Gebäudeunterhalt herabgesetzt worden und die Fassade hat durch die ruhigere Dachgestaltung sehr gewonnen. Diese am Bollwerk eingeleitete Fassadenanderung wird nun aus gleichen Gründen auch am übrigen Teil des Bollwerks sowie an der Speicherund Genfergasse durchgeführt werden.

Ferner soll der grosse Turm auf der Seite gegen das Bollwerk, der durch nichts begründet ist und bedeutende Kosten im Unterhalt verursacht, abgetragen und durch einen schlichten Aufbau ersetzt werden, der mit der übrigen Fassade im Einklang steht.

·Diese Änderungen an der äussern Gestaltung sind von den städtischen Behörden bereits geprüft und begrusst worden.

Die Mittelpartie des Gebäudetraktes gegen die Speichergasse wird ebenfalls um ein Geschoss erhöht, das ähnlich dem Aufbau an der Aarbergergasso von der Fassadenflucht zurückgesetzt ist.

Die Gebäudetrakte längs dem Bollwerk und der Genf erga sse werden dagegen, entsprechend den Fronten an der Aarberger- und Speichergasse, nur gegen den Hof erhöht. Dadurch erhalt auch der Posthof eine einheitliche Umrahmung und es werden im dritten und vierten Stock bedeutende Nutzflächen gewonnen und komplizierte Dachanschlusse vermieden.

Als Material für den Umbau der äussern Fassaden im dritten Stock kommt soweit möglich der vom Abbruch herrührende Sandstein in Frage. Für den Best ist Kunststein vorgesehen. Die Aufbauten des vierten Stockes und alleHoffassaden werden in Backsteinmauerwerk mit Verputz ausgeführt : Stützen, Unterzuge, Decken zum Teil in Eisen, zum Teil in armiertem Beton; Spengler arbeiten in Kupfer; Fenster in Doppelverglasung (wo notwendig mit Stören).

Die "Wände und Decken der Säle für die Telephonanlagen werden verputzt und in Bipolin gestrichen, diejenigen der übrigen.Bäume je nach der Zweckbestimmung in Ölfarbe gestrichen oder tapeziert. Der Bodenbelag der Säle wird aus Linoleum bestehen. Als Sicherheitsmassnahme gegen Feuer sind im Kehlboden zweckmässig verteilte Trennungswande und Hydrantenanschlüsse vorgesehen.

Entsprechend der Beihenfolge, in der die Betriebsausrustungen eingebaut
werden müssen, werden auch die Umbauten im Hauptpostgebäude etappenweise auszuführen sein. Es sprechen auch noch andere Gründe für ein solches Vorgehen. "Wegen des Witterungseinflusses, wie auch wegen der Brandgefahr muss vermieden werden, das ganze Gebäude auf einmal zu % abzudecken und während längerer Zeit mit einem grossen Notdach stehen zu lassen. Zudem würde die gleichzeitige Gerüstung auf 8 Fronten und die längere Benützung desgrössten Teils des Posthofes für Bauzwecke den Postbetrieb empfindlich stören.

Es ist daher beabsichtigt, zunächst an der Aarbergergasse den Aufbau des vierten Stockes für die Ortszentrale II in Angriff zu nehmen. Hand in Hand, damit hätte der Umbau im dritten Stock und der Aufbau des hofseitigen Teils,

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des vierten Stockes an der Genfergasse zu gehen. Nach Vollendung dieses Eohbaues würde in einer zweiten Bauetappe zum Aufbau an der Speichergasse geschritten.

Für eine spätere dritte Bauetappe ist sodann noch der abschliessende Umbau des dritten Stockes im Westflügel und die Beseitigung des grossen Turmdaches geplant. Die Arbeiten dieser letzten Etappe würden je nach den "Verhältnissen, jedenfalls aber nicht vor 1935 oder 1986, zur Ausführung gelangen.

Um dem Telephonbetrieb im Hauptpostgebäude die erforderlichen Bäume zuweisen zu können, müssen in der bestehenden Lokalzuteilung Verschiebungen vorgenommen und einzelne Dienstabteilungen (Kreispostdirektion und Postcheckamt) bis auf weiteres nach der sogenannten alten Kavalleriekaserne verlegt werden. Dieses Provisorium wird so lange dauern, als über die Bahnhoffrage und die Neugestaltung der im Bahnhofbereieh hegenden Hochbauten nicht entschieden ist.

Im alten Telephongebäude werden sodann nach Abbruch der Ortszentrale II, des Fernamtes und Verstärkeramtes ein Teil des zweiten Stockes und der Mittelaufbau im dritten Stock frei. Es bietet sich damit die seit langem herbeigewünschte Gelegenheit, der Kreistelegraphendirektion für den Betriebsund Verwaltungsdienst die erforderlichen weitern Räumlichkeiten zuzuweisen; der kleine Rest wird vorläufig eine Eeserve bilden.

Die Kosten für den Um- und Aufbau stellen sich gemäss der detaillierten Berechnung der Direktion der eidgenössischen Bauten auf Fr. 1,430,000.

Diese Summe verteilt sich ungefähr in gleichen Teilen auf die vorgesehenen drei Bauetappen.

Auf Substanzvermehrung entfällt ein Betrag von rund Fr. 780,000; er wird über das Anlagekonto (Liegenschaften) verrechnet. Der Best von Fr. 650,000 ist der Betriebsrechnung der Telegraphen- und Telephonverwaltung, verteilt auf 3 bis 4 Jahre, zu belasten.

Gestützt auf die vorstehenden Darlegungen ersuchen wir Sie, dem projektierten Um- und Aufbau des Hauptpostgebäudes in Bern für Telephonzwecke -zuzustimmen und dem nachstehenden Entwurf zu einem Bundesbeschluss Ihre Genehmigung erteilen zu wollen.

Wir benützen den Anlass, Sie, Herr Präsident, hochgeehrte Herren, uneerer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

Bern, den 16. Mai 1988.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Eundespräsident :

ScLulthesS.

Der Bundeskanzler: Kaeslin.

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(Entwurf.)

Bundesbeschluss über

den Umbau des Hauptpostgebäudes in Bern für Telephonzwecke.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 16. Mai 1933, beschliesst :

Art. 1.

Für den Umbau des Hauptpostgebäudes in Bern zu Telephonzwecken wird ein Kredit von Fr. 1,480,000 bewilligt.

Der Bundesrat ist ermächtigt, im Rahmen des bewilligten Kredites diejenigen Änderungen am Bauprojekt vorzunehmen, die sich nachträglich als nötig erweisen sollten.

Art. 2.

Dieser Beschluss tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft.

Art. 3.

Der Bundesrat ist mit dessen Vollziehung beauftragt.

Bundesblatt, 85. Jahrg. Bd. I.

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Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung über den Umbau des Hauptpostgebäudes in Bern für Telephonzwecke. (Vom 16. Mai 1933.)

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Foglio federale

Jahr

1933

Année Anno Band

1

Volume Volume Heft

20

Cahier Numero Geschäftsnummer

2954

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

17.05.1933

Date Data Seite

780-785

Page Pagina Ref. No

10 031 993

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