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Schweizerisches Bundesblatt XXI. Jahrgang HF.

Nr. 48.

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4. ®ezem6er 1869.

Botschaft

des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung betreffend Erweiterung der Forstschule des eidgenössischen Polytechnikums in eine Forst- und landwirthschaftliche Schule.

(Vom 26. November 1 869.)

Tit.!

Sie Angelegenheit, welche wir Jl)iien mit ©egemuartigem vorzulegen die Ehre ha&eit, ist bereits im Jahre 1859 unsererseits ©egenstanb eines Berichts und ..'liitrages an bie h. eidgenössischen Räthe gewesen.

Veraulasst burch .-ßetitiouen der Section d'industrie .et.d'agriculture de l'Institut genevois, des Sereins Schweizerischer ·-...·aiibw.irthe; des VoltjiehuiigsfomiteS beS eidgenössischen la.iWirfhjchaitfichen 83iinbes, tuelche in ben Jahren 1856--1859 buvdjaiis. luiaBljcingig von einander und gleichwohl mit benierfeuSwerthei Uebcroinstiifimung aus bas -.öebürsiuss einer hoheru Unterrichtsanstalt für bie schweijcrische Sandwirthschaft ausnierfsam gemacht und eine Erweiterung bcs eidgenössischen ..ßoli)tei.hnikum.3 nach dieser Richtung hin begehrt hatten, stellten wir damals, gestfijt aus die Ergeîmisse einläjilichet Erhebungen übet den ©taub bes lat.bu.trthschastltchen Unterrtd)ts ber ©chwetj-im ..Serhaltniss zu demjenigen be» 3lu8laude8 und oui das ©ittachteiV' ; von ©achverstnnbigeu, welche sehr augelegentlii-h bie -.Beachtung Per von den Vertretern ber Landwirthschaft ausgesprochenen Wüi.jche empfahlen. Bei Jhncn ben A n t r a g , ' e s möchte ber ordentlich....

Bundesblatt 3ahrg.XXI. öd. Ili.

31

328 ^ahreskxedit der polytechnischen Schule um^irea Fr. 7000 erhoht und dadurch die Moglichkeit gewährt werden , .in angemessener Weise süx hohern landwirthschastlichen Unterrieht am Bol.^technikum zu sorgen.

Die h. Bundesversammlung ging indessen aus diesen Antrag nicht ein, theils weil bereits für andere Zweke eine erhebliche Erhohung des

Kredites^ für die polytechnische Schule stattfinden musste, theils weil es

damals noch zweifelhast schien , ob die Errichtung von Lehrstühlen am Polytechnikum der richtige Weg sei, um den angestrebten Zwek in einer den .Verhältnissen der schweizerischen Laudwirthschast entsprechenden Weise zu erreichen.

^

So blieb diese Angelegenheit längere Zeit ans sich beruhen, bis sie im Jahre 1864 von dem inzwischen durch Verbindung mehrerer Vereine entstandenen schweizerischen landwirthschastlichen Verein mit erneuter Kraft wieder aufgenommen wurde. Es geschah dies durch Einreichnng einer Betition (d. d. 5. Dezember 1864^ au die h. Bundesversammlung, in welcher der genannte Verein unter einlässlicher Begründung das ^Gesuch

stellte : .,es mochte die sorstliche Abtheilung des Bolytechnikums zu einer

land- und forstwirtschaftlichen erweitert werden, und zwar dadurch, dass die laudwirthschastlicheu Fächer in den Lehrplau derselben eingereiht, ^wei Brosessoren sür die Landwirtschaft nebst einem Assistenten angestellt und mit der so reorganisirten Schule eine agrikultur-chemische Versuchsstation iu Verbindung gebracht werde.^ Mit der Untersuchung und Berichterstattung über diese Betition beaustragt, zogerten wir nicht, die immer wichtiger und dringender werdende Frage wieder an die .^.and zu nehmen. Dieselbe wurde zunächst^ an den eidgenossischen Schnlrath geleitet, welcher seinerseits, um der

Angelegenheit eine möglichst gründliche Brüsnng zu sichern, eine Spezial-

kommission^ niedexsezte und, nach Anhorung ihres Berichtes, unter dem 5. April 1865 sein Gutachten abgab. Dasselbe beantwortete die Frage, ob das angeregte Brojekt im Jnteresse und in einem wissenschaftlichpraktischen Bedürfnisse der schweizerischem. Laudwirthschast begründet sei und ob der angestrebte Zwek m.it Vortheil gerade durch eine Verbiuduug ^ mit der polytechnischen Schule, ^.esp. mit der ^orstabtheilnng erzielt werden konne, durchaus bejahend, billigte im Allgemeinen auch den von der Direktion des schweizerischen landwirthschaftlichen Vereins sür die landwirthschastliehe Sehnle vorgeschlagenen .^ehrplan , wobei jedoch die Rothwendigkeit einer grossern Zahl von Lehrlrästen nachgewiesen wurde,

und sprach sich endlieh bezüglich des Einflusses, weichen eine ^solche hohere

Schule aus die Existenz und Frequenz der kantonalen Al^erbausehulen haben

würde, dahin ans, dass eine nachtheilige Rükwirknng nach dieser Richtung durchaus nicht zu befürchten sei.

329 Gleichwohl konnten wir dem Antragendes Departements des Jnuern, welches, auf dieses Gutachten ^gestüzt, Ermächtigung zu Unterhandlungen mit der Regierung von Zürich bezüglich der von ihr eventuell zu übernehmenden Verpflichtungen verlangte , nicht sosort beipflichten , sondern beauftragten durch Beschluß vom 25. April das Departement, die Frage

^u begutachten, ob die landwirthschastliche Abteilung nicht mit der.

Forstschule vereinigt und an einen andern Ort, als den Siz des Vol^techuikums verlegt werden konnte.

Das hierüber vom schweizerischen Schnlrathe , welcher seinerseits die Frage dnrch eine besondere Kommission prüfen liess, eingeholte und ^in der zweiten Hälfte des Jahres 1866 eingereichte Gutachten, auf welches wir später noch zurükkommen werden, sprach steh auf das Eut^

fchiedenste dahin aus, dass die laudwirthsehaftliche Schule mit dem Vol^

teehnikum zu verbinden fei, und wies nach, dass, wenn dieselbe mit der Forstschule vereinigt, au einem dritten ...^rte als selbstständiges Jnstitut errichtet werden sollte, sie das Drei- oder Viersache von Kosten veranlassen müsste und auch daun noch an mannigfachen. nicht zu gebenden ..^achtheilen leiden würde.

Da der schweizerische landwirtschaftliche Verein , von welchem die

Petition für Errichtung einer landwirlhschastlichen Abtheilnng am ^ol^

.technikum ausgegangen, nur die deutsche Schweiz umfasst und von Seiten der romanischen Schweiz in neuerer Zeit die ^rage keine Beurtheilung erfahren hatte, so glaubte das Departement, mi.^ Rüksicht aus die eigenthümliehe Ratur der ^rage, iezt schon und bevor ein fertiges Brosekt der sra.^osischen Schweiz gegenüberträte, dieselbe in geeigneter Weise veranlassen zu sollen. sich über die Sache auszusprecheu. Es übermittelte zu diesem Zweke.^die fragliche Petition, sowie die daraus bezüglichen Gutachten dem Vorstande der landwirthschaftlichen Gesellschast der romanischen Schweiz, mit der Einladung, die augeregte Frage ihrer Bexathung zu unterstellen und ihre Ansieht darüber dem Departemente kundzugeben. Diese Einladung wurde dnreh eiu vou Herru faville in Gens Ramens des Vorstandes verfasstes Memorial beantwortet, in welchem nicht nur der Gedauke der Errichtung einer schweizerischen land^ wirthsehaftlichen Schule unterstüzt, sondern auch dem Projekte ihrer Ver^ bindung mit dem Polytechnikum in Zürich unbedingte Zustimmung ertheilt wurde.

. Rach Ke^.ut..issnahme dieser Akten und eines, die einschlägigen fragen einlässlich beleuchtenden Berichtes des Departements vom 15.

März 1867, beschlossen wir am 25. März, aus die Errichtung einer

landwirthsehastlichen Schule, und zwar als Abtheilung des eidgenossischen

Polytechnikums einzutreten, und beaustragteu deu Präsidenten des schweizerischen Sehulrathes, mit der Regierung von Zurich Unterhandlungen ^u pflegen betreffend Uebernahme der für die zu errichtende Anstalt

330 nothigen Lokalitäten sammt Versuchsfeld, und einen bezüglichen Vertrag unter Ratifikationsvorbehalt abzuschliessen.

^ Raeh einer vorläufigen Bespre.hung zwischen den beidseitigen Abgeordneten erofsuete uus die Regierung von .Zürich am 25. Mai 1867, dass sie als Vorbedingung für weitere Verhandlungen in der Sache die Mittheiluug eines bestimmten Programms wünschen müsse, aus welchem die bauliehen und übrigen Erfordernisse , für die der Kanton Zürich in Mitleidenschaft gezogen werden wolle, genau ersichtlich seien.

Diesem Begehren zu entsprechen wurde unsererseits eine eigene Kommission ni^dergesezt , mit dem Austrage, die Anlage, Ausdehnung und Einrichtung der zu gründenden Austalt, die Bestimmung der Fächer, welche gelehrt werden sollen, und der dazn nötigen Lehrkräfte, die Ermittlung der erforderlichen Räumlichl.eiten , sowohl bezüglich der Zahl als der Trosse, Lage, besondern Beschaffenheit, ^ie Aufstelluug eines möglichst genauen Kostenvoranschlages für die erste Einrichtung, wie für ^die regelmässigeu Jahresausgaben zum Gegenstaud ihrer Untersuchung ^u maehen und darüber Berieht zu erstatten.

Die Abwesenheit mehrerer Mitglieder der Kommission während der im Herbst 1867 in Zürich ausgebroehenen Eholera verhinderte längere Zeit den Zusammentritt der Kommission, und wir waren in ^olge dessen erst am 1l. Dezember in der Lage, der Regierung von Zürich die gewünschten Vorlagen ma.hen zu tonnen.

^Der raschen ^ori.sührnng der Verhandlungen stellte stch indess bald ein neues Hinderniss in den Weg, indem der Kanton Zürich mit dem Jahr 1868 in eine tiefgehende politische Bewegung eintrat, welche die ohnedie^ einer Verständigung auf der von uns^ aufgestellten Grundlage nicht souderlieh günstigen Dispositionen der Regierung noch .weiter herabstimmte und sie veranlage, mit Schreiben vom 6. Mai 1868 uns den Wunsch anzusprechen, sofern wir uus mit ihren frül.ern Aufbietungen, bezüglich unentgeltlicher Ueberlassung eines Banpla^es und eines Versnehsfe.ldes, nicht begnügen zu tonnen glaubten, die weitern Verhandlungen auf eine günstigere Zeit, die hoffentlich nicht ferne liege, zu pertagen.

Wir erklärten uus, der Situation Rechnung tragend , hiemit einve^stan^eu, immerhin mit dem Vorbehalt, bei allzulanger Dauer der Unterbrechung die ^rage in geeiguet seheinender Weise vor die eidgeuossischeu Räthe ^u
bringen, und suchten diesen Stillstand für die Angelegenheit noch ^so uuzbar als moglich dadurch zu machen, dass .oir die Kom^ missionsproto.ol.le und Berichte , welche dazu dienen konuteu , einen klaren Begriff von der projektirten landwirthschaftlieheu Schule zu geben, verosfentlichten und ste den Mitgliedern der eidgeuossischeu Räthe , den

331 landwirtschaftlichen Vereinen, Direktionen der Akerbauschulen u. s. w.

zugehen liessen. ^) Rachdem jedoch seit der legten Kundgebung der Regierung von Zürich ein volles Jahr verstrichen war und der schweizerische landwirthschastliche Verein unterdessen in einer neuen Eingabe an die BundesVersammlung dringend um Beorderung der Angelegenheit ersucht hatte, glaubte unser Departement des Jnnern, die Sache wieder an die Hand nehmen ^n sollen, und legte uns im ..Juni dieses Jahres den Entwurf z.. einem Bundesbeschlusse vor , laut welchem eine landwirthschastliche Schule am Bol^te.^.ikum errichtet, der Kredit desselben angemessen er.^hoht und dem Kanton Zürich eine bestimmte Frist gese^t werden sollte, um sich in betreff der seinerseits zu übernehmenden Leistungen zu exklaren.

Da trat ein neuer Zwischensall ein, indem die Regierung von Waadt mittelst Eingabe vom 25. Juni unter Hinweisung auf die Schwierigkeiten , welchen d...^ Brojel^ der Errichtung einer landwirtschaftlichen Schule, als Abteilung des Polytechnikums, in ^den Unterhandlungen

mit Zürich begegnet sei, und die nach verschiedeneu Richtungen günstigen

Verhältnisse . welche der Kanton Waadt einer solchen ..^.ehnle zu bieten im Stande war.., den bestimmten Antrag stellte, es mochte die projektirte Anstalt in Lausanne errichtet und zu diesem Behnfe Verhandlungen erosfnet werden.

^ ^bscho.. nun zwar der Geda^l.e, dem hohern laudwirthschastlichen Unterricht, verbunden mit dem forstlichen, außerhalb des schweizerischen Bol^techuiknms eine eigene selbstständige Anstalt zu geben, von uns bereits gewürdigt und verworfen worden war, so glaubten .....ir doeh dem hochst anerkennenswerten Anerbieten der Regierung von Waadt, welches zudem jene Frage in modisi^rter Weise. an uns brachte, die Rüksicht schuldig zu sein , dasselbe iu Untersuchung zu nehmen und eine Vorlage an die Bundesversammlung unterdessen verschieben zu sollen.

Nachdem wir uns jedoch aus dem Berichte des seither ^.bestellten und veränderten eidgenössischen ^h..lratl,es, welcher mit Begutachtung der Betition ^der Regieruug von Waadt beauftragt worden war, und demjenigen des Departements des Jnnern überzeugen mussten, dass die Vortheile, welche die Errichtung einer sür sich bestehenden landwirths.hastlichen Schule in Lansanne bieten mochte , die vielfachen Rachtheile , welche.

mit einer Trennnng jener Schule von der Forstschule und dem Bol.^technikum überhaupt verbunden wären, bei weitem nicht auswiegen würden , so hielten wir es sür geboten , das Begehren der Regierung von Waadt, so weit an^ uns, ablehnend zu erwidern, und wollten nun nicht weiter zogern , die Angelegenheit Jhnen durch Vorlage von Anträgen zum Entscheide zu unterstellen.

^) Siehe Bund^blatt v. ^. 18.^, Band Ill, Seite ....07--.^2.

332 Wir glaubten nicht unterlassen zu sollen, der Behandlung der Sache selbst eine summarische Darlegung der Stadien und Hemmnisse vorauszuschiken, durch welche dieselbe hindurchgegangen ist und die es erklärlich machen, dass die Bundesversammlung erst jezt sich mit bezüglichen Anträgen befassen kann.

Jndessen darf wohl gesagt werden, und ist es von den landwirthschastlichen Kreisen auch ofsen anerkannt, dass die Sache selbst durch den Aufschub, welchen sie erlitten, nicht nur nichts verloren, sondern wesentlieh gewonnen hat. Das anfänglieh sehr unvollkommene Brojekt hat sieh in Folge der wiederholten Untersuchungen , welchen dessen einzelne^ Seiten unterstellt worden sind, zu immer grosserer Bestimmtheit, Voll-

ständigkeit und Richtigkeit herausgearbeitet und sichert,. wenn es in der

nunmehr beabsichtigten Gestalt ausgeführt wird , der schweizerischen Landwirthschast und dem Lande überhaupt einen Rnzen und Erfolg, den eine Schule in so mangelhafter Gestalt, wie dieselbe in den ersten Anregungeu lag, nimmer hätte bieten können.

Rach diesem gelten u.^.ir zur nähern Begründung unserer Anträge .

über .

1.

Bei uns wie anderswo war der Betrieb der Landwirtschaft bis .n die neuere Zeit nicht viel anderes als das Resultat alten Herkommens, ausgelaugter praktischer Erfahrungen, unznsammeuhäugender und oberflächlicher Beobachtungen, unsicherer Versuche und ^usälliger Eutdekungen. Während die Wissensehast längst fernliegende Gebiete zum Gegenstand ihrer Forschungen gemacht und über. den Znsammenhang ihrer Erscheinungen Licht. verbreitet hatte, .^urde das Allernächste , der .Landbau, von ihr gar nicht oder doch nur beiläufig und mitte.bar berührt. Der alte, handwerksmäßige, empirische Betrieb der ^..ndwirthsehast blieb so, .oeil und so lange er g..uugte. Mit steigendem Be-

dürsuiss an Landesprodukten half sich die Landwirtschaft einfach durch Ausdehnung des Kulturlandes, durch Ausrodung von Wäldern, durch Austrokuung von ^ü.nps..n, durch Ausgeben der Bra.hwirthschast u. s. w., und wenn in dieser Zeit die schweizerische Landwirtschaft vorteilhaft von derjenigen benachbarter Länder abstach , so lag der Grund davon darin, dass der Sch.vei^er immerhin et.oas bessere Schulbildung hatte, und in der Versüguug über Grund und Boden, über seine Verson und Arbeitszeit, über seine Brodukte freier als sei^u Ra.hbar war.

Unterdessen ist mit gleichzeitig immer grosserem Wachsen der Bepolkeruug un^ Zunahme des Bedarss die Zeit gekommen , wo sich die .Landwirtl..s..hast in ihrer bisherigen extensiven Wirthschast gehemmt sieht.

Die Erweiterung der knltursähigen Oberfläche hat iu unserm Lande in..

Allgemeinen ihre Grenzen erreicht, an einzelnen Orten - namentlich

333 im Hochgebirge --- aus kosten des Waldareals und der Sicherheit de...

knltivirten Tieflandes sogar überschritten, und es ist von nun an der Landwirthschast die immer schwieriger werdende Ausgabe gestellt, ans der gegebenen, nicht weiter ausdehnbaren Fläche viel mehr als bisher zu erzeugen, und zwar ohne durch irrationelle Ausnuzung das Kapital des Bodens aus Kosten der Nachkommenschaft zu schwächen oder zu zerstoren.

Zu der Ersüllnng dieser Ansgabe , welche ernster ist , als es aus den ersten Anblik scheinen mag, reicht die herkömmliche Brax^is der Land^wirthsehast , ihre Empirien, ihr ganzes, wie auch im Einzelnen noch so verständiges Regel- und Reeeptens^stem nicht aus.

Hier hilst nur ein grosseres, zusammenhängenderes, umfassenderes Wissen , eine tiefere Erforschung aller Dinge und Erscheinungen , mit denen die Landwirthschast zu thun hat, ein Aussuchen und Erfassen der Geseze, welche in jenen Erscheinungen und Brozessen wirksam sind, ein bewusstes und sicheres Dienstbarmachen der ^aturkräfte und ^atnrgeseze - kurz, eine auf gründlicher und umfassender Wissenschaft der Ratur ruhende Behandlung der Landwirthschast.

Es hatte denn auch kaum jene Ausgabe sich angekündigt und ge-

stellt, als die Wissenschaft anfing, in der intensivsten Weise mit ihr sich zu beschäftigen. Ehemie und Vh..sik, Botanik und Zoologie, Geologie und Mineralogie, alle eilten herbei, um sich au der .Losung jener Ausgabe ^u betheiligen. und es ist denn auch ans dem Zusammeuwirken dieser mit der landwirthsehastlichen Technik binnen wenigen Jahrzehnten eine Wissenschaft der Landwirtschaft emporgewachsen , welche ^weder in Umfang noch in Jnhalt und Methode der dürftigen Landwirthsehastslehre mehr gleicht , wie sie noch zu Ansaug des zweiten Deeenniums dieses Jahrhunderts gestaltet war.

Um diese Errungensehasten der wissenschaftlichen Arbeit und Forschuug der praktischen Landwirthschast zuzuführen und leztere dadurch zu vollkommuerer und erfolgreicherer Losung ihrer Ausgabe zn besähigen, wurden in einer Reihe von Staaten mit vorgeschrittener Knltur besondere landwirthsehaftliche Fachschulen gegründet , anfänglich isolirte Akademien , verbunden mit eigener grosser Gutswirthschast , in neuerer Zeit durchgängig als landwirthsehastliehe Fakultäten von polytechnischen Schulen oder Universitäten. Ueber den ganzen Stand des landwirtschaftlichen Bildungsweseus im Auslande haben wir in unserer Botsehast vom

12. Januar 185..) (Bundesblatt 185.), l, 75) einlässlich Bericht er-

stattet, und erlauben uns daher, hier auf jene Darstellung zu verweisen, wobei sreilich hinzugesügt werden muss, dass gerade in dem verflossenen Jahrzehnd die hohern landwirthschastlichen Anstalten des Auslandes sehr.

wesentlich vervollkommnet worden sind.

.

334 Die Schweiz besizt keine Anstalt dieser Art. Der Grund h.evon liegt nicht darin, dass die schweizerische Landwirtschaft eine solche wissenschaftliche, höhere Bil...uugsschule nicht bedürste oder dass sieh in dem landwirthschastlicheu Stande das Bewusstsein von der ^othwendigkeit einer solchen noch nicht geltend gemacht und nicht kund gegeben hatte.

Die schweizerische Laudwirlhschast kann der befruchtenden , mit der Erkenntniss der Ratur auch die Herrschast über dieselbe steigernden und sichernden Wissensehast so. wenig entrathen , als die Landwirthschalt irgend einer der nns umgebenden Kulturländer. Die immer dichter werdende Bevolkeruug, die Unmöglichkeit weiterer räumlicher Ansdeh-^ nung der Landeskultur, die weit vorgeschrittene Getheiltheit des Grnndbestes, die Konkurrenz, ^ welche andere Länder nachgerade auch ans den Gebieten landwirtl^sehastlicher Produktion eröffnen, welche lange ^eit sast aussehliessliehes Eigenthum schweizerischer Landwirtschaft waren , die Thatsache, dass eine rationelle Bewirtschaftung den Ertrag von Land und Alpen in sehr beträchtlichen. Masse zu steigern im Stande wäre, dies Alles mahnt, der Landwirthschast bald möglichst diejenigen Kräfte zuzuführen, welche sie in den Stand sezen, den hohern Anforderungen, welche Zeit und Verhältnisse an sie stellen, Genüge zu leisten.

Die Reihe von Betitionen, welche in den verflossenen zehn Jahren von Seite der landwirtschaftlichen Vereine an die Bundesbehorden gerichtet worden sind, beweisen anch zur Genüge, dass die Forderung einer

hohern wissenschastlichen Bildnngsanstalt für die Land.virthschast nicht ein theoretisches, doktrinäres Bostulat ist, sondern einen. reellen Bedürsnisse entspricht, das von allen einsichtigen schweizerischen Landwirthen in übereinstimmender Weise beurkundet wird.

Jm Laufe des lezten Jahrzehnds haben einige Kantone allerdings besondere Anstalten für Bildung vou Laudwirthen eingerichtet . Zürich auf dem Strick^os, Bern auf der Rütl^, Aargau in Muri, Thurgan in Kreuzlingen , Schulen ^mit mehr oder miuder ausgedehnter Guts-

wirthschaft, in denen die Zoglinge einerseits in die landwirtschaftliche

Arbeit selbst eingeübt werden, andererseits in Raturwissenschasten und iu den techuischeu Fächern der Laudwirthschast Unterrieht erhalteu. So sehäzenswerth diese Schulen sind, so ist doch mit ihnen der Laudwiri.hsehaft bei weitem nicht dasjenige gegeben, was sie bedarf. Die geringe Reise der Schüler bei ihrem Eintritt , die verhältnissmässig kurze Dauer des Kurses, die vielsaehe Uuterbrechuug des Unterrichts und die Beschränkung desselben wesentlich auf den Winter, die geringe Zahl von Lehrkräften, die Uuvolll.ommenheit der Hilssanstalten, die Jsolirlheit der Lehrer - Alles dies macht es unmoglieh , dass sie gründlich ansgebildete Landwirtl^e liefern. Die kautonalen landwirthschastlichen Schulen so urtheilt der schweizerische landwirthschastliehe Verein sind für die .Landwirtschaft uuges.ähr das, was die Handwerks- und beziehungsweise

335.

die Gewerbsschulen sur die übrigen technischen Gewerbe. Sie ^geben.

ihren Schülern eine gute Grundlage sür die Ausübung des gewählten Berufs , aber keine eigentlich wissenschaftliche .Bildung , sie befahlen ihre ^öglinge , den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu erkennen, und sezen sie dadurch in den Stand, ihren Beruf auch da mit^ Erfolg auszuüben , wo die Verhältnisse von denjenigen , unter welchen sie gelernt haben, verschieden sind . dagegen können sie nicht Landwirthe bilden, die von sich ans das landwirtschaftliche Gewerbe wesentlich zu fördern und gründlieh zu verbessern oder gar umzugestalten i... Stande ..^wären , sie können auch nicht als Zentralpunkte wissenschastlicher Bestrebungeu gelten , sie können keine Lehrer der Landwirthsehast bilden .

und überhaupt die höhern . wissenschastlichen Bildungsanstalten nicht ersezeu.

Wenn sich dessen ungeachtet kein Kanton entschlossen hat, .eine landwirthschastliehe Unterrichtsanstalt zu gründen, welche diesen Aufgaben gewachsen ^wäre, so liegt der Grund hievon darin, dass die Errichtung und Ausstattung einer soleheu Anstalt mit der nöthigen Zahl ausgewählter Lehrkräste, den erforderliehen Laboratorien , Sammlungen und sonstigen Hilssanstalten zu grosse Mittel erheischt, als dass eiu einzelner Kantor im Juteresse der gesammten schweizerischen Landwixthsehaft diese Opfer ans sich nehmen könnte, zumal als gerade diejenigen, welche dabei besonders in Fragen kommen dürsten , sür die schweizerische Universitätsbildung schou außerordentliche Anstrengungen machen.

^ Es stehen.

kann .nun

aber diese nachtheilige

Luke nicht

länger sortbe-

Die Landwirthschast repräsentirt Deinen zu bedeuteudeu Theil unsers ^esammten nationalen Vermögens und Erwerbes . aus ihr beruht die Existenz von ^u vielen Familien und Gemeinden. ihre Lage, ihre gesunde Entwiklung bedingt in zu hohem Masse die Wohlfahrt des g.inzen Laudes , dass es nicht eiu Gebot ersten Ranges wäre, ste mit höchster Aufmerksamkeit zu pflegen und ihr alle Bedingungen zu bieten , deren sie zu ihrer .Sicherung, ^örderuug und Vervollkommnung bedarf.

Als eine wesentliche unter diesen Bedinguugen anerkennen und reklamireu alle Eiusichtigen des grossen landwirthschastlieheu Standes die, dass ihneu durch Errichtung einer wohlorganisirten, gut ausgerüsteten hohern landwirthsehastlichen Schule die gau^e Summe des Wissens nahe gebracht und zugänglich gemacht werde, welches die rationelle Landwirthschasi. nnserer Zeit geschahen hat und fortwährend schafft. Sie reklamireu sür die Landwirthsehast das, was der Technik, dem Gewerbe, der Jndustrie in der polytechnischen Schule gegeben ist.

Wir halten dasür , dass der Bund hiezu Hand bieten solle, und erachten den Ruzen, welcher aus eiuer solchen Anstalt dem Lande er-

336 wachsen wird, für bedeutend genug, um die Opfer, welche dafür zn bringen sein werden, zu rechtfertigen.

Diese Anstalt wird dem Lande, wenn auch anfänglich nur eine geringere. allmälig aber eine grossere Zahl von Maunern geben, welche

naturwissenschaftlich, laud- und volkswirthsehastlich gründlich ausgebildet,

dem landwirtschaftlichen Betrieb die richtigen Bahnen anzuweisen im Stande sein werden , welche die Eadres der grossen .landwirthschastlicheu Bevolkernug bilden und diese allmälig vorwärts bewegen werden .

Männer, welche, weil mitten in dieser Bevoll.eruug und in ihrem Bexnfe lebend, in hoh.m Masse geeignet sein werden, einerseits hoheren, .

allgemeineren Jnteressen und Forderungen in diesen Kreisen Eingang ^u verschaffen, andererseits deren Anschauungen und Bedürfnisse in richtiger Weise zu vertreten, Männer, welche, wo sie stehen, eine einsichtige, rationelle Gemeindewixthschaft anzubahnen und ebenso den kantonalen und eidgenossischen Legislaturen und Administrationen in allen Fragen land.. und volkswirths.haftlicher Ratur vom grossteu ....uzen sein werden.

Die hohere landwirthsehastliche Schale wird dem ganzen landwirtl..schaftlichen Bildungswesen Halt und neuen Jmpuls geben. Die bestehenden kantonalen landwirtschaftlichen Schulen, welche bis jezt, weil halb Akerbausehule, halb Akademie ^..nd desshalb unklar in Ziel und Organisation, schwankten und augezweiselt wurden, werden sofort eine richtig.., feste Stellung erhalten ; die Zahl derselben wird sich mehren^ und leicht mehren konneu, weil gut gebildete Lehrer sür sie zur Dispo^ sition sein werden , der in der Ratur der Sache liegende Zusammenhang dieser Schulen, beziehungsweise Guts^irthschasten mit der hohern landwirthschaftliehen Schule wird, wie dieser le^r.., so auch den ersten in vielen Beziehungen sonderlich sein.

Wir besorgen nicht, dass die .^urch die hohere landwirthschaftliehe ^ehule Gebildeten sogenannte unpraktische Männer sein, oder die Zahl derer vermehren werden, welche mit theoretischen Rezepten die landwirthschaftliehe Ersahrung sofort zu schulmeistern sich unterfangen und dadurch die alte Abneigung der Bauern gegen Alles , was von Büchern und Kathedern herkommt, nur vergrossern.

Aeehte Wissenschaft gibt auch rechte Bra^is. je gründlicher und wissenschaftlicher .^ie Bildung, desto m.^hr weiss sie die Erfahrung zu schälen , desto weniger gleicht fie in ihrem Austreten deu. laudwirthschastlichen Dilettantismus, welker, was er heute geleseu und gelernt hat, morgen predigt und resormiren will, was er nicht versteht. Wir hätten ein solches Gebahren nur dann zu besürchteu , wenn man sich bei der Organisation der ^chnle mit
Halbheiten begnügen oder, um rascher zu einer grossern Anzahl von Schülern zu kommen, da^n herbeilassen würde, das Mass der znm Eintritt erforderlichen Vorbildung so ties zu stellen, dass der Unterricht seine wissengastliche Methode und Haltung von vornherein eiubüssen würde.

337

2.

Die hohern landwirthschastliehen Schulen wurden ansänglieh überall als sür sich selbst bestehende isolirte Lehranstalten, verbunden mit einer mehr oder weniger ausgedehnten Gutswirthschast, eingerichtet. Dies schien damals der richtige Weg zu sein , ^ um theoretische und praktisch tüchtige Landwirthe zu bilden. Die Resultate entsprachen aber den Erwartungen nicht. Nachdem L i e big den Kampf gegen die landwirthschaftlichen Akademien erofsnet hatte , überzeugte man sich je langer je mehr von der Unrichtigkeit des bisherigen Systems und ist nachgerade

allgemein zu der .Ansicht gelangt,^ dass die höhere landwirtschaftliche

^Schule aus das praktische Wirthschasten Verzicht zu leisten habe und am besten mit Universitäten oder polytechnischen Schulen zu verbinden sind.

,,Was die landwirtschaftlichen Lehranstalten betrifft, sagt jener Begründer der neuern , wisseusehastliehen Landwirtschaft , so gibt ein Blik in ihre Einrichtungen zu erkennen, dass sie, so wie sie sind, für unsere Zeit keine Lebenssähigkeit besizen. Die Vereinigung der Schule mit der Erlernung des praktischen Betriebs oder des Haufwerks zerstort ihr Wirken. welches so nüzlich seiu konnte.^ sie sind weder das Eine noch ..^s Andere , nieder Bildungsstätten des Geistes, noch gute Werkstatten ; sie haben von beiden et.oas und von keinem das Rechte. Der technische Betrieb kann erlernt und nur Grundsäze konnen gelehrt werden.

Um das Handwerk ^u lernen, muss der Landwirth in die Lehre, und um seinen Geist zu bilden , muss er in die Schule gehen. Eine Vereiuignng von beiden ist uumoglich ; nur ein Nacheinander ist moglich.^

.,Aus den laudwirthschastlichen Akademien liegt das Handwerk stets mit

der Schule im Streit, und wenn eine neue ^.äemaschiue, ein Vflng oder sonst et.vas probirt wird , so sind die Lehrsäle der Ehe.uie . Vhhsik ..e.

le.^r , die Lehrer der Ratnr^isseuschaften und der Mathematik sind mehrentheils auf unsern Universitäten gebildete , tüchtige und wissensch^stliehe Leute ; aber das Handwerk beherrschte ihre Erfolge ; sie werden ....ald entmuthigt, und von einem gründlichem. Unterrichte in den Raturwissen^chasten kann kei..e Rede unter diesen Verhältnissen sein.^ ,,Als ein unendlicher Fortschritt im Ganzen muss es angesehen werden, dass selbst bei denen, welche die Gymnasien, Real-, Gewerbund technischen Sehnten nicht zu besuchen Gelegenheit hatten, die Meinung Wurzel gefasst hat, dass eiu wenig mehr Wissen selbst dem gewohnlichen Handwerker unter Uniständen von Ru^en sei , dass einige Kenntnisse in der wissenschastlichen Botanik dem Gärtner, einige ehemische dem Bäker, Seifensieder, Gerber und ^ärber bei dem Betrieb des Gewerbs sorderlieh sein konnten ; däss ein Gärtner darum, weil er etwas mehr von dem .Lebeu der Bflan^e weiss , kein schlechter Gärtner sei ; dass ein Bäker darum, weil er weiss, was Brod, Mehl, ^alz , Sauerteig und Hefe, oder der Seifensieder. weil er weiss, was Fett, Asche, Kalk und Lange

338 eigentlich sind, was ihre gute Qualität ausmache und an welchen be stimmten Zeichen man sie erkenne , --- dass diese Handwerker darum,.

weil sie dies Alles wissen, keine schlechtem. Erzeuger von Brod und Seis^ seien als ihre Handwerksgen ossen, die dies nicht wissen.^

..Diese Fortschritte in der Geistesbildung werden in Zukunft noch weit segensreichere Früchte mit der grössten Sicherheit erwarten lassen ; sie haben bereits gewirkt , dass die Wissenschaften einen gewissen , weuu auch beschränkten , aber täglich wachsenden Einfluss aus die .^ebung der.

Gewerbe und der Industrie zum Vortheil des Landes auszuübeu ver..

mogen, und sie werden auch auf .^ie L a n d w i r t h s c h a s t eine gleich^ günstige Wirkung äussern, wenn man erkennen wird, dass die Ab.^ sonderung der landwirtschaftlichen Akademien von den a l l g e m e i n e n B i l d u n g s a u st a l t e n e i n e . A u s s eh l i ess.. n g v den.. i n t e l l e k t u e l l e n F o r t s c h r i t t e b e d i n g t e , u n d dass d e r mit der Erlernung des technischen Betriebs v e r k n ü p f t e mangelhafte, halbe und einseitige wissenschaftliche U n t e r r i c h t , d e r d i e s e n A k a d e m i e n e i g e n t h ü m l i c h ist, d e r Grund ihrer a l l m ä l i g e n Verkümmerung und der E r f o l g -

l o si g l. e it ihrer W i r k s a m k e i t ist.^

Diesem Urtheile .Liebig.... hat sich iu deu lezten zehn Jahren eine Reihe der bedeutendsten Sachverständigen , unter ihnen Direktoren und Lehrer der angefochtenen Akademien selbst, angeschlossen, so dass seither keine hohere , landwirthschastliche Schule nach dem alten System mehr gegründet worden ist, vielmehr mehrere der frühern Akademien ihre Verbindung mit der Gutswirthschast ausgegebeu haben und an Universi-

täten übergesiedelt sind.

Di ...se Ersahrungen sind gewichtig genng, um von dem Gedanken, die projektirte schweizerische landwirthsehastliehe ...Schule iu der Gestalt einer mit praktischem Gutsbetrieb verbundenen hohern Lehranstalt zu gründen , von vornherein ab^urathen. Jn wie bestimmter Weise diese Ansicht aber auch von dem schweizerischen landwirthsehaftlichen herein vertreten wird , geht aus den nachfolgenden Worten hervor , welehe wir, der Wichtigkeit der ^rage wegen, aus seiner Betitiou von 1864 ausheben : "Wir glauben nicht zu weit zu geheu , wenn wir uns dahin aussprachen , ein von der Schule aus zu bewirthendes Gut sei für den erfolgreicheu Unterricht einer hohern, landwirthsehastlichen Schule kein Bedürsuiss und nicht geeignet, die Uuterrichtszweke wesentlich zu sordern.

Um die Richtigkeit dieser Ansicht darzutl^un, brauchen wir nur aus unsern Unterriehtsplan hinzuweisen, an dem sieh kaum viel streichen lässt.

Wo soll bei 25^30 wöchentlichen Unterrichtsstunden und den damit zu verbindenden Arbeiten im Laboratorium und aus dem . Versuchsselde die

339 Zeit zu regelmässigen praktischen Demonstrationen hergenommen werden, ^..enu man den Studirenden die selbstthatige Verarbeitung des Stosses, das eigentliche Studiren, nicht unmoglich machen will^ Wir kennen die sogenannten praktischen Demonstrationen auf den Gütern der hohern landwirtschaftlichen Lehranstalten aus eigener Anschauung und wissen, wie gar wenig dabei gewonnen wird. Für die , welche die Landwirth-

^ehaft bereits selbsttätig ausübten , sind sie nuzlos und für die, welche noch nie selbst Hand anlegte.., vollständig ungenügend, ist vollends die

Zahl der au den Demonstrationen theilnehmenden Schüler gross, dann kommt gar nichts dabei heraus als Zeitversäumniss. Die hohere land^.

.^irthschastliche Lehranstalt kann ihre Schüler .nicht das Bflügen, Säen, Bslanzen., Mähen ^e. lehren. das müssen sie entweder schon konnen, wenn sie eintreten, oder es nachher in der Vrax^is lernen. Jhre Aus^gabe besteht nicht in der E i n ü b u n g der p r a k t i s c h e n A r b e i t e n , s o n d e r n in der w i s s e n s c h a f t l i c h e n Begründung der Landw i r t h s c h a s t s l e h r e , sie muss ihre Schüler denken lehren und sie dazu besähigen, sich eine selbstbewusste Ueberzeugung von den Ursachen und gründen ihres Thuns und Lassens zu verschassen. ^s versteht sich von selbst, dass wir im Uebrigen den Werth des .Anschauungsunterrichts nicht uuterschäzen . wir glauben aber, es sei hiesig kein eigenes, von der Schule zu bewirtschaftendes Gut nothwendig, sondern es genügen regelmassige Exkursionen auf gut bewirtschaftete Güter, denen bei den jezigen Verkehrsverhältnissen gar keine erheblichen Schwierigkeiten im Wege stehen.^ ,,Wollte man eine schweizeris^.e landwirtschaftliche Schule in VerBindung mit einem ^andgute gründen, so wäre die Vereinigung derselbeu mit dem Bol.^teehuikum nicht moglieh , weil es in der nächsten Umgebung von Zürich an Gelegenheit znr Erwerbnng eines grössern, passenden Gutes fehlen würde. Man musste eine isolirte landwirthsehastliehe Schule errichten und deren Si^ auf das zu erwerbeude Gut verlegen, was ^ur ^olge hätte, dass grosse Banten ausgeführt und sür

die Hilsssächer, wie Mathematik, Ehemie, Bhv.s^, Botanik, Mineralogie, Geologie, Zoologie, Bodenkunde und Elimatologie, Rechts- und Volks-

wirthschaftslehre ^e. besondere Lehrer augestellt werden müßten. Hierdurch würde die Aussezung eiues jährlichen Kredites von mindestens 50,000 ^r. und ein Auswand snr den Gutsaukaus, die Bauten und die erste Einrichtung von nahezu einer halben Million uothwendig. Der grosse Aufwand sür eine isolirte landwirthschastliche Schule wäre aber uieht der^ einzige Raehtheil derselben , der weit grossere würde darin bestehen, dass n..an den Zwek einer allseitigen wissenschaftlichen Ausbildung der eine solche Suchenden nicht so vollständig erreichen würde , wie bei der von uns vorgeschlagenen wohlfeilen Einrichtung. Weder^ für die Hilsssächer, noch sür das Hauptfach würden sieh sür eiue solche Anstalt so tüchtige Lehrkräste finden, wie sie am Polytechnikum bereits vorhanden

340 oder für dasselbe zu finden sind. Die wohltätige, vor Einseitigkeit bewahrende Wechselwirkung zwischen den .Lehrern und Schülern perschiedener Riehtungen ginge verloren ; wir bekämen eine einseitige Fachschule mit allen ihren Uebelständen. Rieht viel besser würde die Sache, wenn man mit der landwirtschaftlichen Schnle die Forstschule perbinden, diese also vom Polytechnikum abtrennen würde ; für die Forstschule wäre

das ein sehr grosser Rüksehritt. - Eine isolirte landwirthschastliche

Schule würde nnsern kantonalen landwirtschaftlichen Anstalten Konkuxrenz machen ; sie würde nicht nur die Gründung neuer Akerbausehulen hindern, sondern die Aufhebung eines Theils der schon bestehenden herbeiführen, sie würde diese nicht stüzen und heben, sondern ^u der^ selben hinnntersteigen und sie erdrüken.^ Durch all' diese kaum bestreitbaren Gründe dürfen wir die Frage in dem Sinn a.ls erledigt erachten . dass n..enn eine hohere land^irthsehastliche Schule in der Schweiz errichtet werdeu soll, dieselbe nicht als isolirte praktisch-lheoretische Fachschule , einzig , oder mit der Forstschule verbunden, aus irgend ein Gut zn verweisen, sondern als eine rein wissenschaftliche Schule einzurichten und mit einer hohern allgemeinen Bildungsanstalt der Schweiz in unmittelbare Verbindung zu bringen ist.

Es kann nicht verwuudern, dass von Ansang bis jezt alle Betitionen, ans der deutscheu und der sranzosischen Schweiz , und alle Gutachten hiefür ans das e i d g e n o s s i s c h e B o l h t e c h n i k u m hingewiesen haben. Es sprechen dasür in der That eine Reihe der gewichtigsten

Gründe.

Das Bolptechniknm mit seinen Spezialschulen ruht auf Raturwissensehast und Mathematik, den Wissenschaften, welche auch die Grnndlage der landwirthschastliehen Bildung sind. Es ist sür dieselbe^ bereits mit einer reichen Zahl ausgezeichneter Lehrkräfte ausgerüstet. Es besizt in seinen botanischen, mineralogischen, geologischen, entomologisehen Kabineten, seinen zwei aufs beste eingerichteten chemischen Laboratorien, in seinen Räumlichkeiten, Hbrsälen und Kabineteu fürBh^sik Einrichtungen und Sammlungen , wie sie eine landwirthschaftliche Schule nirgends in

der Schweiz in solcher Fülle und Ausrüstung finden konnte. Es pflegt

in seiner Forstschule Wissenschaften, welche mit der Landwirthschaft auss engste zusammenhängen , ia iutegrireude Theile derselben sind. Es bietet mit seiner ^eltion für Bildung von Fachlehrern uaturwissenschaftli.her Riehtnng solchen Schülern der landwirtl.^sehastlichen ^ehule, welche sich sür das Lehrfach ausbildeu wollen , Forderung manuigsachster Art.

Es legt mit all' den Kräften und Hilfsmitteln seiner Vll. Abtheilung die reichste .Gelegenheit nahe zu allgemeiner humaner Ausbildung. Es ist ein kräftig pnlsirendes Zentrum wissens.hastli.hen ^trebeus und Forscheus^, dessen Jmpulse sieh ^sosort auch der ueuen Schule mittheilen und dieselbe mit Sicherheit aus .die Hohe bringen und aus derselben

341 erhalten würden, welche die Bedingung ihres Gedeihens und ihrer

Wirksamkeit ist.

Als solches Zentrum zieht es tüchtige, strebsame Kräste an und macht es^moglich, der neuen Schule ausgezeichnete Lehrer zu gewinnen, wie solche sich in unserer Zeit nur. ausnahmsweise sür sekundäre Anstalten finden lassen.

Als gemeinsame Bildungsstätte von Hunderten von jungen Männern verschiedener Richtnng ist es ein Herd der mannigfachsten Anregungen, eine wertvolle Schnle sür Selbsterkenntniss, Welt- und Charakterbildung.

^

Und sehen wir uns noch weiter um, so findet die laudwirthschaftliehe Schule in nächster Rähe ihrer Horsäle und ihres agrikultur.chemischen Laboratorinms eine landwirthschaftliche Schule mit einem Güterkomple^ von l 00 Jucharten, so.vie eine Thierarzneisehule.^ Jst auch, wie bereits obeu gesagt, nicht verstanden, dass die Zoglinge der landwirthschastlicheu Schule während der Studienjahre praktische Landwirthschaft treiben sollen, so ist es dennoch nothwendig, dass Lehrer und Schüler in steter Verbindung und Anschauung der Vra^is bleiben, was dort in der geeignetesten Weise ermöglicht würde.

Ans die Raehricht hiu , dass die Buudesbehorde in ihren ^orverhandlnngen mit der Regierung von Zürich in Betreff der zu übernehmenden Leistungen aus Schwierigkeiten geflossen sei , hat die Regier..ug des Kantons Waadt die Errichtung der projektirten landwirthgastlichen Schule in . L a u s a n n e , dem Si^e ihrer Akademie, in Anregung gebracht, und es ward uus dadurch Veranlassung geboten, mit den dortigen wissenschaftlichen Bildungsverhältnissen uns näher bekannt zu machen und die Vortheile und Rachtheile zu erwägen, welche mit einer Trennung der landwirthsch.aftlichen Schule von der Forstschule und einer Verlegung der erstern nach Lausanne verbuuden wären.

Wir halten es dem Eharakter der Frage angemessen, das von uns über diese Frage eingeholte Gutachten des eidgenossischen ^chulraths als Beilage zu unserer Botsehast in extenso Jhnen vorzulegen. Sie werden aus demselbeu die Gründe entnehmen , welche den Schulrath veranlasst haben, sich einstimmig dah.n auszusprechen.

^1) dass eine landwirthschaftliche Sektion nur zum grossten Ra^theile beider vou der Forstschule getreunt würde ;

2) dass die projektirte landwirthschaftliche Abtheilung uach deui ganzen Unterrichtsorgauismus der Schweiz uur in der Verbindung mit der polytechnischen .^chnle und dem Mitgenuss der Mittel der leztern

mit so geringem Büdgetzuschlag , wie beantragt worden , gleich

Bedeutendes leisten konne .

3) dass eine^ solche Sektion auch sach- und naturgemäß einen Theil der polytechnischen Sehule bilde .^

342 Lässt man sich bei Beurtheilung der Frage rein von objektiver ..Würdigung der Verhältnisse , von dem Jnteresse der Ermoglichung der ^von der schweizerischen Landwirthschast so dringend gewünschten Anstalt, von der Sorge für ein sicheres, der Ausgabe genügendes Gedeihen derselben und sür eine gesunde Ausbildung unserer blühenden vaterlandi-

scheu Bildun^gsanstalt leiten , so lässt sich dieselbe ka.^u anders beant-

worten, als dies der eidgenössische Schulrath, dem jene Sorge in erster ^Linie obliegt, gethan hat.

Jnd...m wir demselben beipflichten und die Vereinigung der zu errichtenden Anstalt mit der polytechnischen Schule beantragen , sind wir überzeugt, nicht uur im wohlverstandenen Jnteresse der Sache selbst, ^welche in Frage liegt , zu handelu , sondern auch im weitern der Frage des Ausbaues unsers hohern schweizerischen Unterrichtswesen.s eine politische und sachlich rationelle Losung ossen zu halten und zu wahren.

^ Wir glauben uus. nicht zu täuschen, wenn wir annehmen, ^dass der Rus des Cantons Waadt nieht so sehr der speziellen, projektirten Schule .ge.^te, als vielmehr den Wunsch, das Bedürsniss, den Anspruch der srauzosischen Schweig konstatire , eine grossere eidgenossische Bildungs^ anstalt in ihrer Mitte und aus ihren Boden verpflanzt zu sehen , nicht nur um ihre unmittelbaren Wohlthaten zu geniessen, sondern ebenso sehr um in und durch eine solche Anstalt sieh mit den. ganzen Vaterland und das ganze Vaterland mit sich näher und intensiver zu verbinden.

.Und wenn wir diesem Ruse, den wir in vollsten ..Masse würdigen, ntcht in der jezt gewünschten Weise entsprechen , so soll damit Durchaus nicht .gesagt sein, dass wir das demselben zu Grnnde liegende ...^edin.sniss nicht als vollberechtigt anerkannten und demselben nicht gerecht ^u werden gedächten. Wir hossen vielmehr, dass die Zeit nicht ferne sei, wo dnrch volle Anwendung des dem ...^und... nach Art. ^22 der ^nn^esversassnng zustehenden Rechtes jenem Bedürfnisse eine weit ausreicheudere uu^ gleichzeitig für die Gesammtheit wohlthätigere Besriedigung wird geboten werden können, als dies dnrch Ueberiassung der laudwirthschastlichen Schule geschehen wäre.

3.

Aus dem Boden der polytechnischen Schule würden sich ^lau und O r g a n i s a t i o n der laudwirlhschastlichen Sektion im Wesentlichen folgendermassen gestalten : Der U n t e r r i c h t d e r S c h u l e , in seineu .^auptzügen gedacht, .würde umfassen : 1. Naturwissenschaften und Mathematik in ihrer speziellen Zuwendung auf die .^andwirthschast.

2. Pflanzenbau und Betriebslehre.

343 3. Viehzucht.

4. Volkswirthschastslehre und Ruralreeht.

Ferner sollen die Schüler angehalten werden, mit den Forstschülern einzelne Fachex der Forstwissenschaft, wie z. B. Waldbau, zu horeu und soll im Uebrigen eine en^elop..dische Uebersicht der Forstwissenschast für die Studirenden der Laudwirthsehast vorgetragen .verdeu.

Der K u r s u s dauert z w e i Jahr^.

Die

Bedingungen

Schüler si..d :

zur

Aufnahme

als

ordentlicher .

^1. Ausweis über den Besiz derjenigen Vorkenntnisse , wie sie das Ausnahmsregnlativ sür die Forstschule verlangt.

2. Ausweis über den Besiz derjenigen praktischen Erfahrungen und Kenntnisse, wie sie an einer der bestehenden Akerbauschulen oder in einer rationell betriebenen Gutswirthschast erworben werden konnen.

3. Das zurükgelegte 17. Altersjahr.

Die neue .......chule wird mit der Forstschule verbunden und bildet

mit ih... als Land^. und s o r s t w i r t h s c h a f t l i c h e ....chul e die V. A b t h e i l u n g d e ^ B o t h t e e h n i k u m s . Sie steht unter Einem Vorstande un^ ein und derselben Konferenz, in ähnlicher Weise wie an der chemiseh-technisehen Schule die technische und pharmazeutische Richtnng, oder au der ^ehramtskandidaten-Abtheilung die mathematische und naturhistorische Studienrichtung neben einander untergebracht sind.

Lehrer und Schüler der landwirthschastlichen Sektion stehen in allen Beziehungen unter d e n s e l b e n g e s e z l i c h e u und r e g l e m e n t a r i s c h e n V o r s c h r i f t e n , welche sür das Bol.^technil^um überhaupt gelten.

Zur Erreichung des gestekten Zieles und zur Erfüllung ihrer Auf^ gabe b e d a r f die Schule, unter Voraussezuug ^er Mitbeuuzuug der sür Mathematik und Naturwissenschaften , für Forstwissenschaft und Volks^ wirthsehafslehre, für Rural- und Verwaltungsrecht, für Feldmessen, Topographie , ^lanzeichnen , Strassenban , Drainage, landwirthschaftliche Maschinenkunde und landwirthsehastlich ..s Bauwesen bereits^ vorhandenen Lehrkräfte , sowie der bereits vorhandenen ehemischen und physikalischen Laboratorien , uaturhiftorischeu und technischen Sammlungen, an s p e z i e l l e n L e h r s t e l l e n . 3 Hauptprosessureu mit zweien Assistenten und an besonderen Hi l ss insti t u t e n : a. ein V e r s u c h s s e l d von ungefähr^zwei Jueharten ; b. ein a g r i k u l ^ t u r ^ ehemis ches ^ a b o r a t o r i u m . e. ein m i k r o s k o p i s c h ^ p h ^ s i o l o g i s c h e s L a b o r a t o ^ r i u m , d. ....iu G e w a c h s h a u s ^ e. S a m m l u n g e n (Werkzeuge, Geräthschaften, Sämereien), f. B i b l i o t h e k .

Bundesbl^. .^ahrg...^XI.Bd.III.

32

344

Es ist hier der Ort, das besondere Bostulat ^u besprechen, welches die Betitionen des landwirtschaftlichen Vereins jeweilen mit der Er...Achtung eine... hohern landwirthsehastlichen Schule in ...Verbindung gebracht haben, nämlich die Einrichtung einer l a n d w i r t h s c h a s t l i c h e n , speziell ...grikultnr-chemischen V e r s u c h s s t a t i o n . Das über diese Frage eingeholte spezielle Ex^pertengutachten sezt auseinander , dass der Begriff einer V e r s u c h s s t a t i o n immer noch sehr unbestimmt sei, wie überhaupt diese Art von Anstalten erst den neuesten Zeiten angehore.

Jm Allgemeinen dürsten bei denselben je nach den Arbeiten, mit denen sie sich vorzugsweise besassen, 2 Hauptklassen unterschieden werden, näm^ lieh l a n d w i r t s c h a f t l i c h e und chemische. Die erstere , welche sieh theils mit Fütterungsversuchen in Bezug ans Broduktion von Mileh, Fleisch, ^ett, Wolle, Arbeit und Dünger zur Vergleichung sowohl verschiedener ^uttersorten als verschiedener Thiergattnngen unter sich, theils mit Versuchen betreffend Erzeugung von pflanzlichen Brodukten je nach Bodenart , Exposition, Düngungs- und, Kulturmethoden beschästigteu, sezten die Verfügung über ein grosseres Gut voraus und seien gewohnt lich mit einer Musterwirtschaft verbunden. Die andere Klasse von Versuchsstationen befasse sieh mehr mitchemischenAufgaben : Analysen von Boden-, .Aschen- und Düngerarten, Untersuchung der Mileh, Rahrungsmittel, ^rinkwasser ^e. Rur eine Versuchsstation dieser Art konne mit der landwirtschaftlichen Schule verbunden werden. Eine solche hätte sür die Anstalt grosse Vortheile , sür die Schüler , indem sie in dergleichen Untersuchungen. hineingezogen würden und da durch eigene Anschauung erlangen konnten. sür die Lehrer, indem si^ dadurch in steter Berührung mit den Männern der Bra^is bleiben würden, was sür alle angewandten Wissenschaften ohne Ausnahme, sür die Landwirtschaft aber ganz besonders erforderlich sei. Es seien dazu übrigens keine^ weitern Einrichtungen nothig als diejenigen, welche in jedem chemischen und um so mehr in einem agrikultur-chemisehen Laboratorium ohnehin vorhanden seien, und es würden dadurch besondere Kosten nicht verursacht, im Gegentheil einige, wenn auch nicht bedeutende Einnahmen erzielt.

^ässt sich somit eine solche Versuchsstation ohne Schwierigkeit
mit der hohern laudwirthschastlichen Lehranstalt verbinden , ja ist das agrikultur-chemisehe Laboratorium eigentlich von selbst ein solches Jnstitnt, so erhält dagegen die Frage eine grossere Tragweite, wenn man sich den Ansichten der Kommission anschliesst , welche die ganze Einrichtung und Ausrüstung der laudwirthsehastliehen Lehranstalt begutachtete und deren Verhandlungsprotokoll und Bericht der gegenwärtigen Botschaft beigegeben sind. Sie sasst die Versuchsstationen wesentlich als praktische Konsnltationsstellen sür die. Landwirthe aus, mit der Verpflichtung, Analysen von künstliehen Düngerarten oder düngenden Mineralsalzen, ^..ehaltsanal^sen geernteter Brodnkte, Milchnntersuchnngen u. s. w. gegen

345 festgesezte Entschädigung vorzunehmen. Wolle man mit solchen Jnstituten der Landwirtschaft unter die^ Arme greifen, so sei es mit einer e i n z e l n e n derartigen Station nicht gethan, vielmehr sollten dann mehrere. vorhandene oder an zwekmässigen Orten zu gründende Schullaboratorio zu einem solchen Zweke je mit einer Summe von 1500--2.000 Franken unterstüzt werden. damit an denselben wissenschaftlich genaue Analysen landwirtschaftlich wichtiger Stoffe gegen massige Ta^en übernommen werden konnten. Die .kommission ist der Meinung, es sei eine nutzbringend angelegte Ausgabe , wenn man von Bundes wegen 4-5

solcher Jnstitute , die passend gelegen , d. h. über die westliche , ostliche

^uud Zentralschweiz vertheilt seien, unterstüzte, und denkt hiebei hauptsächlich an die bestehenden Laboratorien der Akerbauschulen und dasjenige der zu gründenden landwirthsehastlichen Schule. Dieses werde, wie es als Lehrinstitut die Akerbauschulen erleichtern solle, die weitere Ausgabe der Forschung nach bessern Untersuchungsmethoden, der Kontrole bekannter Methoden u. s. w. heben.

Diese Frage hängt, wie mau steht, mit der Errichtung einer höhern landwirthschastlicheu ...Schule nicht unmittelbar zusammen , und ist auch, nach unserer Ansicht, nicht so reis, dass jezt schon daraus eingegangen und der Beschluss der Errichtung einer Serie von Versuchsstationen oder regelmäßiger Unterstüzung von bereits bestehenden gesasst werden konnte.

Dass das agrikultur^chemisehe Laboratorium der landwirtschaftlichen

Schule als Untersuehungsiustitut in der genannten Richtung thätig sein

^und seine Dienste leisten wird , wie dies bis jezt unsers Wissens von dem chemischen Laboratorium für die Jndustrie und auch für die Landwirthschast geschah, nehmen wir als selbstverständlich an. Einem Weitergehen in der von der Kommission angedeuteten Weise wird aber nothwendig eine genauere Orientirung über die Verhältnisse der bestehenden Akerbauschulen, eine Verständigung mit den betretenden Kantonen über Vlan, Einrichtung und Versahren der damit verbundenen oder zu verbindenden Versuchsstationen, über die .Leistungen des Kantons, des Bundes und der Brivaten ^e. vorauszugehen haben und überhaupt zunächst Wirken und Erfolg der ersten, in dem agrikultur-chemischeu LaMoratorium der landwirthschastlichen Schule gegebenen Versuchsstation abzuwarten sein.

4.

. Bezüglich der A n l a g e und U n t e r h a l t u n g s k o s t e n der Anstalt gingen wir von Anfang an von dem Grundsaze aus, dass das-

selbe Verhältniss zwischen Bund und Siz der Anstalt, welches bei der

Gründung des Bol^technikums als billig und gerecht anerkannt worden, auch bei dieser Erweiterung der Schule in Anwendung kommen solle, und dass demgemäß der Siz derselben die für sie notwendigen Räum-

346 liehkeiteu sammt Versuchsfeld unentgeltlich anzuweisen habe , wogegen der Bund die Kosten . der ersten innern Einrichtung sowol , wie .^ie sämmtlichen jährlichen Kosten der Schule übernehmen würde.

Die Ko st e n des neu z n e r r i c h t e n d e n G e b ä u d e s sind von der Kommission , gestüzt auf eine mogliehst genaue Ermittlung der

erforderlichen Lokalitäten .^vide Beilage), aus zirka Fr. 147-159,000 geschäht. so dass mit Hiu^ureehnuug des Z.nfes für zwei Jucharteu Versuchsseld und untergeordneter Beigaben .^ie ganze finanzielle Leistung

des Sizes der Anstalt^ aus zirka F r. 1 6 0 , 0 0 0 zu berechnen sein dürfte.

^ ^ . Der spezif^irte V o r a n s eh l a g f ü r d a s r e g e l m ä s s i g e J a h r e s b ü d g e t der Schule kommt aus die Summe von Fr. 35,000 und die approximative ....^häzuug der K o s t e n f ü r d i e e r s t e E i n -

r i eh t u n g aus Fr. 30-4^,000.

Was nun die erstgenannte Leistung betrisst , so glauben wir mit Sicherheit daraus rechnen zu dürfen , dass Zürich . in Erwägung der Bedeutsamkeit der neuen Anstalt auch sur seine speziellen Jnteressen und der erheblichen jährlichen Opfer , welche die Eidgenossenschaft für die Vflege derselben aufzuwenden. hat , die Uebernahme derselben nicht verweigern wird, wenn auch die ersten Verhandlungen darüber uieht sofort zum erwünschten Ziele geführt haben. Anf diesen. Wege vorausgehender Uuterhandluug und Verstäudigung zum Ziele zu kommeu , halten wir für bei^e theile schwieriger , als wenn die Bundesversammlung darüber bestimmt und dadurch den kompetenten Behorden des Kantons Zürich eine .feste Unterlage für ihren Entschluss geboten wird.

Wir schlagen Jhnen desshalb zur Ordnuug dieses Verhältnisses dasselbe Verfahren vor , welches in mehreren analogen Fällen und stets mit Erfolg eingeschlagen worden ist.

Dem Bunde selbst erwächst dnrch Annahme des Ent^urses eine jährlich nicht unbedeutende Mehrausgabe. Sie ist , wie oben gesagt, auf ^irka Fr. 35,000 veranschlagt. Jndesseu wird die essektive MehrAusgabe ui^ht so hoch steigen , weil mit der Gründung und Erofsnung der landwirtschaftlichen Schule und ihrer Versuchsstation eine Reihe von Ausgaben, welche der Bund bisher zur Forderung landwirthschastlieher Zwel.e machte , wegsallen kouneu wird. Für agrikulturchemische Untersuchungen, sur alpenwirthschaftliehe Bestrebungen, für Obstbau und Milchwirthschaft ...e. ^. hat der Bundesrath seit einer .Reihe von Jahren immer zirka ^r. 8--^10,000 ausgegeben. Jndem man der Landwirth^ sehaft eine gut eingerichtete hohere Bilduugsanstalt bietet und ihr da-

dnrch gleichzeitig eiuen lebendigen Mittel- und Ausgangspuukt für

Forderung laudwirthschastlicher Fragen und Bestrebungen gibt, kann man die bisherigen mangelhasten Aea^uivalente ohne Raehtheil fallen lassen,

347 wodurch die regelmäßige Jahresausgabe sür die Landwirthschast nicht mehr als zirka Fr. 27,l)00 betragen wird.

Dieses Opfer aber, .glauben wir, sei der Bund der Landwirthsehaft schuldig, und erachteu es nicht unbegründet, wenn die Betition des schwel. landwirthschaftliche.. Vereins sagt : ,. Dem Lande , das mit Recht stolz ist auf seine guteu Volksschulen, das ^seine G^mnasieu und Gewerbsschulen mit der größten Sorgfalt pflegt, das mehrere Akademien, drei Universitäten und eine polytechnische Schule hat , die ihresgleichen sucht, diesem Lande fehlt jede. Einrichtung zur Bflege derjenigen Wissen-

,. schaft , welche die Grundlage des ältesten Gewerbes bildet , des Ge-

werbes , dem drei Viertheite der gauzeu Bevolkeruug ihre Thätigkeit widmen , das als die Hauptstü^e der Volkswohlsahrt zu betrachten ist, ohne das die E^isteu^ der bürgerliehen Gesellschaft gar nicht denkbar wäre. Jn keinem andern Gebiete geistiger Thätigkeit sind wir ganz auf das .Ausland angewiesen , in keinem andern zehren wir nur an fremden Errungenschaften , ohne irgend welchen Ersaz für das un.... Geboteue zu geben, als aus dem Gebiete der Landwirthschastswissenschast.

Für die nahe verwandte Forst^irthschast hat man schon bei Gründung des Bol.^teehnikum^ gesorgt, - ist aber die Landwirtschaft von geringerer

poll.swirthschaftlicher Bedeutung ^

Judem wir ein Mehreres für unnothig erachteu, beehren wir uns, gestüzt aus obige Auseinan^erse^uugen , den nachfolgenden Gesezentwurf Jhrer Annahme zu empfehlen , und beuten gleichzeitig den Anlass, Sie, Tit., unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern. .

B e r n , den 26. Rovember 1869.

Jm Ramen des schweig Bundesrathes, ^er B u u d e s p r ä s i d e n t :

.^elti.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft:

Schieb

34^ ^ese^entwurs betreffend

Erweiterung der Forstschule des eidgenössischen ..^olntechmkums zu einer land- und forstwirtschaftlichen Schule

Die B u n d e s v e r s a m m l u n g ^ der schweizerischen Eidgenossenschaft

b e schl i esst :

Art. 1. Es wird mit der Forstschule des eidgenössischen Bol^technikums in Zürich eine hohere landwirtschaftliche Schule verbunden.

Dieselbe steht unter dem Gesez vom 7. Februar 1854, betreffend Errichtung einer eidgenosfischen polytechnischen Schule , und bildet mit

der Forstschule als sünste Abtheilung die ,,land^ und sorstwirthschastliche Schule.^ Art. 2. Der ordentliche Jahreskredit sur die polytechnische Schule wird aus den Zeitpunkt der Erofsnung der land.virthschastlu.hen Sektion

um Fr.. 35,000 erhoht, somit aus Fr. 28.^,000 ^sestgesezt.

Art. 3. Dem Danton Zürich, als Siz der Anstalt, liegt ob : 1) im Einverständuiss mit dem Bundesrath die erforderlichen Räuml^chkeiten, ge.näss dem hiesür aufgestellten Programm, unentgeltlich zur Verfügung zu ftelleu, gehorig einzurichten und zu unterhalten ., 2) ein geeignetes Versuchsfeld von ungefähr zwei Jueharten uuent-

geltlich anzuweisen.

Art. 4. U e b e r g a n g s b e st i m m u n g :

Die zuständigen Behorden des Kantons Zürich haben binnen drei Monaten dem Bundesrathe die Erklärung abzugeben, ob ste die in dem Artikel 3 genannten .Verbindlichkeiten übernehmen wollen oder nicht.

Art. 5. Dieses Gesez tritt sofort nach seiner Erlassung in Kraft.

Der Bundesrath wird die zur Vollziehung desselben erforderliehen Massregeln treffen.

349

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des

schweizerischen Schulrathes über die Errichtung einer land^ wirtschaftlichen Schule am eidg. Polytechnikum, oder Verlegung derselben nach Lausanne.

(Vom 23. Oktober 1869.)

Tit. l Unterm 4. ..August d. J. haben Sie uns eingeladen , Jhnen über das Gesuch des Tit. Staatsraths von Waadt, ,,dass der Bund die pro-

jektirte landwirtschaftliche Schule nicht mit dem Polytechnikum verbinden, sondern nach Lausanne verlegen möchte",, unsere Ansieht mitzutheilen.

Der Schulrath hat diese Angelegenheit einer einlasslichen Vorprüsung durch eine .kommission aus seiner Mitte unterstellt und hieraus in pleno die Sache in einer besondern Simung berathen.

Wir beehren uns , Jhnen in Nachfolgendem die Resultate dieser Berathung zur Keuntniss zu bringen.

Wir haben uns zwvar über die vorwürfige Frage implicite schon wiederholt ausgesprochen ; einmal schon in dem einlässlichen Gutachteu vom 22. März 1865 worin die Frage speziell gewürdigt worden war: ,,Kann der angestrebte Zweck (Gründung einer hohern landwirthschastlichen Lehranstalt) mit Vortheil gerade durch eine Verbindung mit der polytechnischen Schule erstellt werden?", sodann in einem zweiten nachträglichen Gutachten vom 3. Juli 1866.

Jn lezterm ist ganz besonders die Frage einlasslich erortert, ,.ob nicht die angeregte landwirthschastliche Abtheilung mit der Forstschule zu vereinigen und diese beiden.

350^ Abteilungen vereint anderswohin verlegt und nicht mit dem Bol^technikum vereinigt werden sollen ^^ Die beiden genannten Gutachten sind in erster Linie von Fachmännern ausgegangen, und der sch.ve.z. Sehnlrath hat nach einlässlicher Würdigung seine volle Zustimmung zu den darin gebesserten Meinungen ausgesprochen. Wir dürsen uns sonach in der Hauptsache auf jene Gutachten begehen.

Die Art, wie die Frage ^je^t neuerdings gestellt wird, hat indessen auch ihre neue besondere Seite. Es soll nicht die Forstwirtschaft vom Polytechnikum getrennt und dann .Land- und Forstwirthschast an einem dritten Orte zusammengelegt werden , es soll vielmehr die Forstwirth- ^ schast am Vol^techniknm bleiben und die Laudwirthschast einer Akademie zugetheilt werden. Diese etwas modifizirte Frage wohl erwogen . konnen wir keiue andere Antwort geben, als wir diess schon zwei Mal gethau haben. Die Trennung der ^orstabtheiluug und der laudwirthschaftlichen Abtheilung von einander müssten wir nach allen Richtungen, die für eine derartige Organisationsfrage entscheidend sind, sür einen

groben Missgriff ansehen. Schon die praktische Lebensstellung und Wirk-

samkeit gebildeter Forstmänner und gebildeter Landwirthe in der Schweiz in^s Auge gefasst , muss es Jedermann einleuchten , dass die Einen im Gebiete der Andern keine Fremdlinge sein dürfen und sollen. ^ede Anregung zu Verbesserungen in beiden Gebieten wurde bei uns seit Jahrzehnten in wohlbewusster Vereinigung vou den besten. Krästen beider Branchen angestrebt. Wir haben es mit zwei Brüdern zu thun . die ihre Bildung vielfach bei deu gleichen Meistern zu sucheu haben , mit zwei. Brüderu auch, deren Wirksamkeit ohue stete gegenseitige Rücksiehtnahme und Würdiguug ihre besten Ziele verfehlen würde. Was schon

die Stellung im praktischen Leben zeigt , weist jeder gut orgauisirte

Schulplan solcher Anstalten auch theoretisch uud wissensehastlich aus.

Alle allgemeinen Fächer sind beiden Sektionen gemeiusam. Man denke an Botanik (allgemeine und spezielle), an Ehemie (allgemeine und Agrikulturchemie), an Zoologie, Betrographie, Geologie, Meteorologie, an Mathematik, allentine und sodann sorstlieh-landwirthschaftliehe Anweudungen derselben , Voll.swirthschaftslehre , Verwaltungsrecht . ja man schreite weiter vor, selbst zu Spezialitäten, wie ^eldmessen, Topographie, Vlauzeiehneu , Strasseubau , Drainage , landwirthschastliche Maschinen^ kunde und landwirthschastliches Bauwesen, so leuchtet ein, dass dem gebildeten Landwirthe g.^uz ebenso wie dem Forstmann ein grosser Theil dieser Disziplinen theils unentbehrlich, theils sehr forderlich ist. ^elbst die speziellsten eigensten Gebiete dieser zwei Berussarten rverden an einer solchen Schule nur in so fern aus einander gehen , dass der Forstmann ein grosseres Mass von Zeit, Kursen und Arbeitskrast aus gewisse ^pe^ialitäten seines engern Faches verwenden muss und ein gleiches Ver.hältniss süx den Landwirth in dem Seinigen eintritt, aber in einem

3^ kürzern allgemeineren .^nrse wird der Forstmann über die wesentlichen Disziplinen der Landwirthschast , wie der Landwirth über die wesentlösten Ausgaben des ^orstwirthes unterrichtet werden müssen. Die Vrosessoren beider Richtungen werden hiebei vortreffliche Dienste leisten können. Trennung hiesse Geld und Krast vergeuden. Mit weit mehr Auswand wäre Geringeres erzielbar und schädliche Einseitigkeit in der Bildung nothwendig gegeben. Schon längst sühlte man an der Forstabtheilnng des Polytechnikums den Maugel Dieser Ergänzung, und gleich

bei der Eröfsnnng der polytechnischen schule rügten die einsichtigsten

Freunde der Landwirthschast als eine unbegreifliche Sache, dass fehlerhast ^und einseitig nicht gleich im Anfang eine sorst^ und landwirthschaftli.he Sektion zusammen am Polytechnikum . errichtet worden sei. Die landwirthschastlichen Vereine der welschen ....^chwei^ zu allererst und ihnen .

nachfolgend diejenigen der deutschen Schweiz verlangten ^seit 18.^4 ohne Unterlass und in stets erneuerter und verstärkter Weise die .Vertretung der landwirthsehastlichen Disziplinen, und sie verlangten .-- welsche wie Deutsche Schweizer ^ diese Vertretung am Polytechnikum, bei und mit der Forstschule vereint. Die Vetition des schweizerischen laudwirth^

schaftlichen Vereins vom Jahr .l 864 schließt: ,,Es möchte die forstliche

Eintheilung des Polytechnikums zu einer land- und forstwirtschaftlichen Abtheilung erweitert werden, und zwar dadurch, dass die landwirthsehast^ lichen Fächer in den .Lehrplau derselben eingereiht, zwei Professoren sur die .Landwirthschast nebst .einen. Assistenten augestellt und mit der so reorganisirten Schule eine agrikulturchemische Versuchsstation in Verbinduug gebracht werde. ^

Für diese Vereinigung spricht an.h ein zweiter Gesichtspunkt.

Wir sind zwar der Meinung , dass die grosse Bedeutsamkeit eine...

wissenschaftlichen Herdes für forst- und landwirthschastliehe Zwecke in unserm Vaterlande keineswegs nur nach der Zahl der Zoglinge zu be^ messen ist, die in einer solchen hohern Unterriehtsanstalt in den nächsten 10 oder 20 Jahren erwartet werden kann, dass vielmehr dieses be^ deuteudste und älteste Gewerbe wissenschaftlicher Vertretung bedarf. und in unserm Lande zu fordern berechtigt ist, so sehr. ja mehr als irgend ein Anderes. Dennoch ist die Frage der muthmassliehen .^chülerfre^uenz nicht ganz untergeordnet und immerhin auch der Beachtung werth.

Es ist nun einleuchtend , dass jede einzelne Spezialität für sieh (Forst- und Landwirthsehaft) keine erhebliche Fr^uenz verspricht, will man nicht den Unterricht in allzusrühen Jahren beginnen und das Mittelsehulwesen in allen Kantonen nach dieser Richtung nngebührlich herunterdrüken , ja eigentlich nullifiziren. Die bisherige Frequenz der Forstschule gibt einen Massstab für die muthmassliche ^r.^uenz. einer getrennten landwirthschastlichen Schule (s. Beilage). J... Auslande stehen die forst- und landwirthschasttichen Schulen mit den Staats-

352 anstellungen und mit den Staatsexamen im Lande in enger Verbindung von daher sind desshalb nicht grosse Fre.^uen^usehüsse zu erwarten , am wenigsten dann, wenn die Anstalt selbst, an welche diese Sektionen angereiht stnd , nicht grossen Rus und grosse allgemeine Anziehungskraft, und zwar sür Lehrer wie Schüler besitzt.

Zwei gesonderte Anstalten ^ in der Schweig, jede für sich, kämen beide in schlechtere Lage, während. eine allein intensiv wirksamer durch die wechselseitige Unterstützung , auch einer ansehnlichen Sehülerzahl

gewiss ist.

Wenn die bisherige Erörterung besagt, beide Richtungen vereint werden mit geringern Kosten Hoheres leisten , sich gegenseitig heben , beide gehoren naturgemäss zusammen und sichern endlich allein eine ansehnliche Fxee.uenz. so wirkt diese Wechselwirkung im Weitern auch aus die ganze polytechnische Schule zurück. Richt nur Forst- nnd Landwixthe prositiren davon , dass die Fächer beider am gleichen .^rte ausreichend besetzt sind , auch die übrigen Abtheilungen der Anstalt g e w i n n e n von dieser Sektion, geben wieder dieser Sektion. Landwiri.hschastliches Bauwesen, Meliorationen, Entwässerung, landwirtschaftliches Maschinenwesen interesstren nicht nur den ^orst- nnd Laudwirth allein , sondern gar sehr auch den Jngenieur, den Mechaniker, den Architekten. Schon jetzt werden drainage und landwirtschaftliche Maschinenkunde^ vielfach von Jugenieureu und Mechanikern gehort,^ selbstverständlich werden auch Land- und Forstwirthe manche andere Kurse horeu an den übrigen Abtheilungen , ^u deren Verständniss sie befähigt sind. Wir sprechen hier zunächst nur von technischen Fächern. Aber welche andere Anstalt in der Schweiz bietet von ferne diese reiche Snmme von Unterriehtskräften in den allgemein bildenden Fächern^ Für Geschichte, Literatur, Rationalokono.nie, neuere Sprachen^ Wollen Sie, während Sie eine eidgenossische Anstalt mit solchen Mitteln besten, die ^andwirthe an geringere Bildungsmittel verweisen , während doch gerade diess auch mit der Kerupunl.t bei Gründung dieser Abtheilung ist, dass nach und nach eine Reihe von Männern gebildet werden sollen , auch für das land.^irthschaftliche Gewerbe, welche aus der ganzen Hohe der Kultur ihrer Zeit, den gewiegtesten Repräsentanten jedes andern Standes uud Gewerbes

ebenbürtig an geistiger Kraft nnd Einsicht , dieses alte und wichtigste Gewerbe seine Jnteressen und Rechte sur Volk und Staat w u r d i g vertreten ^ Rach dieser Richtung , wie nach der Richtung der natürlichen Zusammengehorigkeit , ist es wieder die polytechnische Schule , welche die Landwirthe selbst als diejenige Anstalt bezeichnen, welcher der Anspruch gehort. Es widerstrebt uns durchaus, eine Vergleichung anzustellen zwischen den Mitteln, die Lausanne einer solchen ...Sektion zur Mit-

wirkung beigesellen konnte, und den Mitteln, welche die eidg. pol^

353 technische Schule besi^t. Wir wollen desshalb nur diejenigen Mittel der polytechnischen Schule im Detail aufzählen , welche durch ihre Mitwirkung geeigenschast^.t sind , mit verhältnissmässig geringem Budgetzusa^ einer solchen Abtheilung in kurzer Zeit Rang und ^Ansehen unter gleichen Anstalten zu erringen , wie sie wohl keine kantonale Anstalt weder in der deutschen noch in der welschen Schweiz zur Zeit bieten kann. Wir lassen die reiche Zahl ausgezeichneter Lehrkräfte in. allgemein bildender und selbst mathematischer Richtung bei Seite, deren Zahl nahe an 20 steigt, und wollen nur von der naturwissenschaftlichen Richtung sprechen, die bei Gründung dieser Sektion zunächst mitbethätigt '^werden kann. Es scheint nämlich, als ob hie und da, selbst in der

Schweiz noch, die Ansicht bestehe, als sei die schweizerische polytechnische

Schule in naturwissenschaftlicher Richtung dürftiger bedacht als in mathematischer. Daher mag wohl die Meinung datiren , als ob diese oder jene kantonale Schule für eine landwirtschaftliche Sektion annähernd

die gleichen Hülssmittel bote. Diese Ansicht ist gänzlich unrichtig.

Eine forst- und landwirthschastliche Abtheiluug würde vorerst in nächster Rähe ihrer Horsäle und ihres agrikulturehemischen Laboratoriums eine landwirthschaftliche Schule mit einem Gütexk.omple^ von 100 Jucharten finden, so wie eine .^hierarzneischule. Es ist nicht verstanden, dass die ^ Zoglinge dieser Sektion während der Studienjahre praktische Landwirthschaft treiben sollen, dennoch ist es notwendig, dass Lehrer und Schüler in steter Verbindung und Anschauung der Vra^is bleiben. Dieses würde in Zürich dnrch die vom Danton verlangten Leistungen aus's Beste ermöglicht. Dass Zürich ein neues agrikulturchemisches Laboratorium nebst nothigen Dorsalen und einem pflanzenph.^ol.ogischen , so .wie einem mikroskopischen Cabinet zu erstellen hätte, so wie die übrigen in dem Berichte der eidgenosstschen Expertenkommission angegebenen Forderungen erfüllen müsste, muss im Geseze selbstverständlich verlangt werden. Alles Dieses käme somit zu dem Vorhandenen hiuzu.

Run besitzt die Anstalt bereits drei Sektionen, die nieht wesentlich auf mathematischer, sondern mehr ans naturwisseuschastlieher Basis aufgebaut sind.

Diese Richtungen bedürfen in naher Zeit die zwei benannten Kabinete auch ohne eine landwirtschaftliche Abtheilung, und sie konnten tro^ des Wegzuges der landwirthschaftliehen Sektion auch in Zürich nicht wohl länger erspart werden. Die Mehrkosten für ^ i e s e Abteilung sind

desshalb in Wirklichkeit noch etwas geringer als der gedruckte Bericht

der eidgenossischen Kommission besagt. Die drei naturwissenschaftlichen Sektionen, welche schon bestehen, und eine landwirthschaftliche Abtheilung bedeutend fordern, sind die chemische Schule, die Forstschule und die Sektion sür Bildung von Fachlehrern naturwissenschastlicher Richtung.

Diesen Sektionen dienen bereits : der botanische Garten , reiche naturwissenschastliche Sammlungen (botanische, zoologische, mineralogische, geologische, entomologisch....) zwei ans's Beste eingerichtete chemische Labora..

354 torien, zu denen ein drittes agrikultnrchemisches sich gesellen würde, Räumlichkeiten, Horsäle und ^Kabinete für Bl.^sik und physikalische Uebungen. Es sind (die Professoren für forstliche Fächer bei Seite gelassen) angestellt: 2 Brofessoren der Ehemie,

^

2

,,

,,

1 Brosessor 1 ,, .l ,,

, Bhr.^

, Botanik, , Mineralogie, . Z^.^e, , Geologie,

mithin nur in naturwissenschaftlicher Richtung 9 Brofessoren, denen eine

erhebliche Zahl tüchtiger Hülfskräste, Assistenten und Brivatdozenten mit-

wirkend und ergänzend zur Seite stehen. Diese Brosessureu gehoren der schweizerischen polytechnischen Schule an. Jn Lausanne müssten die von der Akademie herbeigezogenen Hülsskräste doch wohl nach ihrer hauptsächlichsten Tätigkeit Brosessoren der Akademie b l e i b e n und natürlich für jene Bildungsbedürfnisse sortamten , sür welche sie augestellt sind. Wie da die Selbständigkeit einer eidgenossischen Specialschule hergestellt werden konnte, ist vorerst nicht recht einzusehen. Ob und in welchem Umsaug diese Herren speziellen Zwecken und Bedürsnissen eiuer solchen Abtheilung noch dienen konnten. dürste überdiess in der Ausführung auf weit grossere Schwierigkeiten stossen als man zu denken scheint.

Diese legten Betrachtungen wollen wir nicht fortseien , zumal Jhnen, Tit., so gut wie uns die Vergleichung der Unterrichtskräste der polytechnischen Schule mit denjenigen der Akademie in Lausanne moglich ist, und wir, wie schon bemerk, der Missdeutuug ^eutgeheu wollen. als gedächten wir die ehrenwerthen Anstrengungen des Kantons Waadt sür hohere Bildnng und den Werth der Akademie in Lausaune herabzusehen. Wir wollten mit diesen legten Betrachtungen nur andeuten, wie unverantwortlich es wäre, eiu so reiches Mass v o r h a n d e n e r e i d g e n ö s s i s c h e r Mittel nicht für eine Sektion zü benutzen, die ohnehin die blosse sachgemässe Erweiterung einer schon kreirten Abtheiluug ist ^ wir wollten sagen, dass wir uns verpflichtet fühlen, vor dem Betreten eines Weges zu warnen , welcher die Broduktivität verwendeter grossartiger Mittel sür hohere Bildungs^wecke bedeutend reduziren, durch ^erzetteluug und Zersplitterung durchaus zusammengehöriger Dinge ihren Werth sür das Land und ihre Anziehungskrast sür ^ die ftudirende Jngend des Vaterlandes zunächst vermindern müsste. Es fällt uns hiebei durchaus nicht ein , .der grossern Frage eiuer weitern Zentralisation ^es hohern Unterrichtes im Vaterlande präjudiziren ^u wollen, den nationalen und seientisischen Ansprüchen der ron^anischen Schweiz und des romanischen Geistes in dieser Richtung entgegenzutreten. Viel-

355 mehr betrachten wir jene Frage als durchaus frei und unpräjudizixt durch ^ die heute zu losende Frage , denn hier in der That handelt es sich nur um die naturgemäß Erweiterung einer zum guten Theil.. schon gegründeten Sache, um eine Sektion, die ihre Zusammengehörigkeit zur polytechnischen Schule , welche bereits eine Forstschule besitzt , an der

Stirne trägt.

Wix xesümiren unsere Meinungsäußerung in folgenden Sä^en : 1) Eine landwirthschastliche Sektion würde nur zum grosten Rachtheile beider von der Forstschule getrennt.

^

2) Die projektirte landwirthschaftliche .^lbtheilung kann nach dem ganzen Unterrichtsorganismus der Schweiz nur in Verbindung

mit der polytechnischen Schule und im Mitgenuss der Mittel der

lel^tern mit so geringem Büdgetzuschlag, wie beantragt ist, gleich Bedeutendes leisten.

Eine solche Sektion bildet auch sach- und naturgemäß einen

Theil der polytechnischen Schule.

Schließlich ben^en.^ wir diesen Anlass, Sie unserer ausgezeichneten Hochachtung neuerdings zu versichern.

Zürich, den 23. Oktober 1869.

Jm Ramen des schweizerischen Schulrathes, Der P r ä s i d e n t :

^. ..^appeler.

^

Der Sekretär: ^. Baumanu.

356

..Jrtquenj ber ^orflfchule beg etbg. ^olçtcchnifumS feit bem ..Beflehen ber -änjtalt.

(.ÇrfleHte ....Wonte.

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1855/56 1856/57 1857/58 1858/59 1859/60 1860/61 1861/62 1862/63 1863/64 1864/65 1S65/66

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Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung betreffend Erweiterung der Forstschule des eidgenössischen Polytechnikums in eine Forst- und landwirthschaftliche Schule. (Vom 26. November 1869.)

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Foglio federale

Jahr

1869

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

48

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

04.12.1869

Date Data Seite

327-356

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10 006 325

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