460 ^rafrecht) belegt werden, wenn der Betreffende 3 Mal oder mehr wegeI.^ dem gleichen Vergehen bestraft worden ist.

Als Falschwerben wird es ebenfalls angesehen , wenn Jemand di^ Bestrebungen fremder Werbbüreaux , Einwohner der Schweiz anzuwerben , durch seine Thätigkeit unterstüzt, z. B. durch Annahme von Dienstbegehren , Haltung von Anmeldungsbiireaux, Bezahlung von Reisekosten^..

.Verabreichung von Marschrouten oder Empfehlungen , Führung von Trans^ porten u. dergl.

Art. 5.

aufgehoben.

Der. Art. 65 des Gesezes über das Bundesstrafrecht ist^

Art. 6. Dieses Gesez tritt mit der öffentlichen Bekanntmachung desselben in Kraft.

Der Bundesrath ist mit der Bekanntmachung und Vollziehung des^ selben beauftragt.

#ST#

Bericht der

Minorität der nationalräthlichen Kommission über das Werb-

verbot.

(Vom 24. Juli 1859.)

Tit. !

Die Veranlassung zu vorliegendein Gesezesvorschlag liegt zunächst i^ den vorgelegenen Akten, die nicht hinter Ende Mai zurückreichen. Wa.^ weiter zurückgreift , muß als notorisch vorausgeht werden.

Unterm 26. Mai abhin petitionirten 134 Schweizer aus Glarus, Graubünden, Neuenburg, Tesstn und Genf, daß die FreindenregimenteI^ in Jtalien nicht den Namen S c h w e i z e r r e g i m e n t e r führen n.ögen^.

alles nnter Hinweisung auf die bedrohliche Stimmung der italienischen Be.oölkerung gegen die in Jtalien wohnenden Schweizer. Der Bundesrath reklamirte hierauf beim Konsul in Rom, und gab den Konsuln in Livorno, .Turin und Genua davon Kenntniß, damit durch öffentliche Bekanntmachung

^ 46l.

^n den Zeitungen die Abneigung der Jtaliener gegen sämmtliche Schweizer .mehr ausgesöhnt werden möchte.

Gleichwohl war dieses bloße W o r t s p i e l (Fremden- statt Schweizer.truppen), wie sich erklären läßt, nicht hinreichend, die Mißstimmung der Demokratie in Jtalien , wie in England und Amerika, gegen die Schweiz wegen dieses unnatürlichen Jnstitntes der S c h w e i z e r t r u p p e n im D i e n s t e d e r M o n a r c h i e u n d i m K o n t r a s t e g e g e n d i e Sache ^dex V ö l k e r aufzuheben. namentlich, wo fie ein .Ausfluß der reaetionärsten Reprefsion eines Kongresses zu Verona schn sollten, zu gewaltsamer Verhütung e o n s t i t u t i o n e l l e x Z u s t ä n d e , wie sie 1811/12 in Eadix .proelamirt und 1821 durch die Earbonaribewegung in Jtalieu den Regiexungen abgezwungen werden wollte. Dazu kommt die Unnatur der Ver.hältnisse des päbstlichen Regiments, welches auf den Titel des g e ist-

lichen A b s o l u t i s m u s die Unmöglichkeit eines andern als

a b s o l u t e n w e l t l i c h e n R e g i m e n t s prätendirt.

Zwch Vorfälle trugen besonders bch, die Ausregung in Jtalieu so weit zu steigern, daß die dort lebenden Schweizer für ihr L e b e n und V e r m ö g e n Besorgnisse hegen mußten; das Mangelnde erfezte die re..

e v o l u t i o n ä r e Stimmung, die durch die Kriegsereignisse, wie durch die Thätigkeit der politischen Organe möglichst gefchürt wurde. So kam .es , daß hie und dort beängstende Demonstrationen gegen Schweizer zum Vorscheine kamen, die aber zum Glücke nirgends weiter führten, als daß die Schweizer gezwungen wurden, ihre Häufer, Magazine und Boutiten mehrere Tage verschlossen zu halten , und daß der Geschäftsverkehr mehrfach mit ihnen abgebrochen wurde. -- Dieser Zustand soll theilweise heute rioch fortdauern , obwohl die Leidenschaften. bedeutende Abkühlungen seither erfahren mußten.

Ein bedauerliches Ereigniß war der Vorfall in E e s e n a vom 12. Ma.^, wobei 200 Freiwillige Nachts von einer Compagnie päpstlicher Schweizersoldaten unter dem Vorwande , ihre Deserteure aufzusuchen, in ihrer Herberge umstellt wurden . und wo dann bchm bloßen Anblicke einer vereinigten Menge die Soldaten auf diese schossen, und mit ausgepflanztem Bajonette und halb betrunken unter dem Geschrch : Briganti italiani l Inorte a Napoleone l eingedrungen sch , so daß zulezt die beiden Abtheilungen dieser Eompag.iie selbst auf einander geschossen haben. --- Von den Bürgern blieben 9 verwundet , darunter zwch sehr schwer ; der .Apotheker Teodoro Vio erhielt I3 Bajonettwunden, und ein Volontär von S. Marino 9 Wunden , darunter von zwch Flintenschüssen ; die andern , weil unbewaffnet , scheu geflohen. Der Magistrat habe bchin Legaten geklagt und Aenderung der Garnison begehrt , aber erst nach zehn Tagen Gehör gefunden. (Vide Monitore toscano vom 13. und 28. Mav.)

^Das zwev.te Ereigniß war die Einnahme von P e r u g i a durch die Schweizertruppen , vom 22. Junr,.. - Der Eonsul von Livorno telegraphirte an jenem Tage an den Bundesrath : Après 3 heures de lutte hor^.

462^ ville, Suisses entrés, combat continué deux heures dans les rues; Suisses ont pillé. t.^e ..^^es in^ensi.^es, lendemain violences, arrestations,.

insillade recommencée, ville état de siège. - Nach einem Berichte des Eonsuis in Genua vom 27. Jiin..) habe es in Perugia mehr als 100 Todte^ gegeben, wo ..Leiber iiiid Kinder gemordet, ....- se... ans den Hänsern geschossen oder heißes Wasser gegossen worden.

Durch offizielle Proklamation aus Turin vom 22. Jiin... wurden a l l e^ T h a t s a e h e n aiif den Namen der S chweizert. u p p e n geschrieben;

welche Bezeichnung übrigens n a t ü r l i c h ist. weil sächlich richtig,

und wie sich auch S c h w e i z e r z e i t u n g e n der gleichen Bezeichnung oft bedienten.

Den 26. Jun... berichtet der Eonsiil in Livorno: die bessere Klasse dort fe... entrüstet, wie eine befreundete Regierung in osfieielleiii Biilletin beinahe mit Affeetation dreimal den S c h w e i z e r . n a m e n nennen und diesem ailes Gehässige aufbürden konnte. während außer Zweifel scheine, daß mit den Fremdenregimentern auch r ö m i s c h e Cavallerie und .Linie vereiniget gewesen sei.

Man verinuthe , die Schweizer hätten als Deckmantel dienen müssen, um Ansbrüche der Volkswnth gegen den Klerus zii verhindern ; denn es soll sich herausstellen, daß den Klöstern in und außer Perugia fürch..

t e r l i c h e G r e u e l (sic ^ zur Last fallen, so daß auch die Geistlichkeit in Livorno zittere. und das Volk kaum zu halten se^.

Kleine Anordnungen erneuern sich in allen Ortschaften des Jnii.rn und auch in Livorno . wo einige Eaffetieri den Schweizernainen auf ihrem Schild mit einem andern zii vertauschen für gut gesunden.

Gestern fernen in Florenz abermals verschiedene Schweizer gezwungen worden. ihre Läden zu schließen.

Am 25. Juni berichtet der Eonsul in Mailand .den Vorfall im EtaGlissement Elvetiea, wo der schweizerische Geschäftsführer, Hr. S c h l e g e l , .oon feinen Arbeitern bis zur Todesgefahr mißhandelt worden , wozu aber

unzweifelhaft die plözliche A r b e i t s e i n s t e l l u n g wesentlich mit

e.^

trug.

Die Polizer,. hatte einige Verhaftungen vorgenommen , und die schweizerischen Handelsagenten se^en gewarnt worden , ihre gewöhnlichen Versammlungsorte zu besuchen. Darauf fernen keine Tätlichkeiten weiter vorgefallen.

Nach dem Bericht desselben Eonsnlats, vom 30. Juni^ fev es in Mailand zu keinen weitern .Demonstrationen gekommen, als zn den Aufschriften : ,,Morte al Papa, mor.e ai Svi^eri i^ -- . wobch diese nach ihrer Befeitigung durch die Polizei wieder zum Vorschein gekommen, mit dem Auto.da-fé gegen Papst, EaIdinal Antonelli und Oberst Schmid, der seit der .Einnahme von Perugia zum Brigadier befördert worden , -- unter Tanz und l^vvivas de^ Voik^ unv BefchiInpsnngen jeder ^rt.

Von jenem ^Angenblicke war die Proeiama^ion ^.er Mailänder vonI 27. Jiin.^ an die Teffiner ergangen^ ,,die unnatürlichen Bande, die sie ,,an die öst^rr^chiseh.. freundliche Schweiz heften, zu zerreißen.^

46.^ Die öffentliche Meinung erhob sieh nun unisono gegen das Justitut der Schweizertruppen.

.

Am 2. Juli schreibt il l.)iriito über Perugia von barbarie dell.^ orde Svizzere : ,,Non dimeno non dispero di una Saint-l^arihélemy, ,, contro gli Svizzeri, la quale vendichi i ^delitti commessi da cocesti im,,placahili sicarii venduti e prostituiti all' oro della tirannide. La Svizzera ,,sarà orgogliosa di ^oxre fra le bandiere che serba in segno del valor^ ^nazionale, la bandiera tricolore dell' assassinato Perugia. -- Si copra di ....negro velo la staila di Guglielmo .fell, come tu.ti gli Svizzeri devono co.,pxirsi con anIbe le mani il volto pel grido di furore che contr'essi inalza^

,,l'^n.anità 1.^ Den 30. Juni -- zitirt la Staffetta ans l^aily-Ne^s -- offiziellem Organ des englischen Ministeriums des Aeußern : ,,La Svizzera stessa, la madre e nutrice di queste l^Inde di Assassini, ,,se ha qualclIe senso di vergogna e di riguardo ali' onore, dee. sentirsi ..,avvilita per Assassini a cui ess^ permette di us...i^e dalle sue valli e dalle^ ,, montagne per un servigio clIe i banditi dispreizerebbero -- Se la Con^federazione è indifferente a segno di permettere, o debole talmente da ,,essere incapace d'impedire questa inumana profanazione delle armi di no,,Inini liberi, essa è de^a della ^.i.^ro^a^ione del disprezzo del mondo ci,,viliz,.ato."

Mag man erklären, diese R e d e n s a r t e n der Revolution .und der Revolutionspartei in Europa sebo n oft gehört zu haben : diefe^ Sprache hat dießmal an Gewicht .dadurch gewonnen, daß aiich bei der l e g a l e n W e i t sie B e s t ä t i g u n g .fand, .und die g a n z e ö f f e n t l i c h e ^ M e ^ n u u g in diesem Sinne gewonnen ist.

Die jüngsten Ereignisse über das Abnehmen der schweizerischen Ein..

blenie be:.. den Fremdenregimentern in Neapel haben dieser mißbilligenden ^ Sprache gegen den Befand von fch w e i z e rise... e n S ö l d n e r t r u p p e n . .

nvch mehr Ausdruck gegeben^ und wenn man ..iich den l o g i s c h e n Widerspruch , der in .dem Begriff e i n e r S ö l d n e r t r i i p p e aus R e p u b l i k a n e r n liegt. nicht begreifen würde, so müßte man durch. die Ere i g n i s f e allmählig^ lernen, ,,daß aus der V e r l e u g n u n g der e i g e ,, n e u o b e r s t e n S t a a t s g r u n d s ä z e einem F r e ^ s t a a t e u n m ö g l i c h ,, N u z e n und E h r e erwachsen könne. ^ .^ii Hause f r e v sevn wollen, und auswärts^ andere mit Waffengewalt an gleicher Freiheit hindern, heißt den Grundsaz der Volkssouveränetät, der Freiheit, des Eonstituirungsr^chts und der Gleichheit der Rechte unter d....n Bürgern verleugnen; diese thatsächliche Verläugnnng durch Ang e h ö r i g e eines Freistaates ist gegen Angehörige eines andern ebenso berechtigten Staates eine B e l e i d i g u n g . eine B e s t r e i t u n g des g l e i c h e n R e c h t e s v o n S t a a t z u S t a a t , u n d dem A b s o l u t i smus ais System gegenüber ein A u f g e b e n D e i n e r S t a a t s g r u n d s ä z e , die ini e i g e n e n S t a a t e als die obersten Bedingungen zu.^

^464 .bürgerlichen Existenz gelten , und die man - aus Habsucht oder Servilismus, oder Ehrgeiz -- a u ß e r dem e i g e n e n S t a a t e mit ph^sischer Gewalt zu unterdrücken selbst Hand bietet.

Ueber diesen Widerspruch find nun auch die Schweizer im Auslande durch die P r a x i s , d. h. durch die n e u e s t e n E r e i g n i s s e ausge^lärt, und die Schweizer in Genua, wie diejenigen in Florenz sind darin einig: be..) den Bundesbehörden die A u f h e b u n g des s c h w e i z e r i s c h e n F r e m d e n d i e n s t e s nachgesucht zu haben; und die inländischen Jndu..

seriellen uuterstüzen diese Anficht.

Darin liegt die P r o b e , daß nunmehr J n t e r e s f e n fich in Gefahr befinden, die nicht g e r i n g e r sind, als die der bereits in auswärtigem Dienste engagirten Schweizer sein mögen, wenn das Dienstnehnien mehr ^erschwert oder unmöglich gemacht wird. Man ist daher allseitig einig. daß .man den s c h w e i z e r i s c h e n S ö l d n e r d i e n s t ausgeben soll. Die Minorität weicht von der Majorität darin ab . daß ste bloße Strafdrohungen ..gegen einzelne o h n e w e i t e r e E o n t r o l l e für ganz unwirksam hält.

Sie hält also am Vorschlage des Bundesrathes für Er t h e i l u n g v o n s p e z i e l l e n B e w i l l i g u n g e n fest. Wenn man dieß aber will, so scheinen m a t e r i e l l e D i r e k t i o n e n nöthig, wonach die Bewilligung ertheilt oder nicht ertheilt werden soll.

^ Die F o r m der B e w i l l i g u n g durch die B u n d e s b e h ö r d e ^ a l l e i n scheint vereinfacht werden zu können ohne allen Nachtheil für die Kantone.

Jst diesen Kenntnißnahme nöthig, fo mag, ohne daß das Gesez etwas hierüber vorschreibt , ein entsprechender modus procedendi ^von den Vollziehungsorganen aus eingerichtet werden. Tritt man in m a t e r i e l l e Direktionen ein, so ist die Frage. wie weit man gehen wolle.

z. B. ob auch bis zum Verbot, daß ein Schweizer für seine Rechnung Kapitulationen abschließe, oder nur, daß Schweizer in ein solches Eorps eintreten.

Die politischen Eonjnneturen verleihen in ihrer Veränderlichkeit solchen f a k t i s c h e n Z u s t ä n d e n auch eine sehr v e r ä n d e r t e . B e u r t h e i l u n g . Man vergleiche den Fremdendienst unter Garibaldi ^ v o r und nach dem Frieden von Villafranea, unter einer Kapitulation eines
Hrn. Ochsenbein, oder unter der Fremdenlegion in Algier, nach der Krimm u. dergl. Nach der politischen T e n d e n z der R e g i e r u n g s . g r u n d s ä z e , nach bestimmten L ä n d e r n oder.. W e l t t h e i l e n -- B e s c h r ä n k u n g e n des Fremdendienstes auszustellen , schien nicht p r a k t i s c h ^ .

noch dem Grundsaze der N e u t r a l i t ä t angemessen.

Bern.. den 24. Juli 1859.

Die Minorität der Kommission:.

J. .^lllt.nm.

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Bericht der Minorität der nationalräthlichen Kommission über das Werb- verbot. (Vom 24.

Juli 1859.)

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