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des

schweizerischen Generalkonsulates in St. Petersburg über

das Jahr 1863.

(Vom 15. Februar 1864.)

^

An den hohen Bundesrath.

Tit. l J m p o r t in Russland.

Die grosse Entfernung der beiden .Länder und der Umstand, dass in den russischen Grenzzollämtern der Ursprung der importirten Waaren nicht berülsiehtigt wird, machen die Ertheilung eines genauen Beritts über den Verkehr zwischen Russland und der Schweiz zur Unmoglichl.eit.

Rur un Allgemeinen, ohne Anga.be des ..Quantums. und des Werths der Waaren, kann berichtet werden.

Dieses vorausgesehikt, gehe ich zu den einzelnen Artikeln über, die Russland aus der .Schweiz begeht.

S e i d e n w a a r e n , g l a t t e , als: Florenee, Marceline, Lnstrines, Gros du Rhin ..e. , in den Mittelsorten, werden nicht unbeträchtlich bezogen ans den Kantonen Zürich und Basel. Jn schweren Glossen wird den. L...oner Fabrikat, welches an Reinheit des Gewebes und Lebhaftigkeit der Farben wenig zu wünschen übrig lässt, der Vorzng gegeben.

Von faconnirten, gewürfelten und gestreiften Zengen wird wenig oder nichts bezogen, weil sie im Lande fabrizirt werden.

Seidene Bänder, glatte Tafst und Atlass , lieserü die Kantone Basels Aargan, Bern. Jm vergossenen Jahr war der Konsümo davon geringer als früher, weil zu Damenkleiderbesätzen, wozu sie sonst viel benutzt wurden , Sam.ntbänder , so wie auch wollene glatte und gosfrirte Litzen in Anwendung kamen.

2.^ Jn Bändern has.^ hsses werden wohl Geschäfte gemacht; allein da.^ durch sorgfältiges Gewebe, schone lebhafte Farben und mässige preise sich anzeichnende St. Etienner Fabrikat macht nicht geringe Konkurrenz.

Auch werden Kommissionen in St. Etienne viel schneller ausgeführt als in der Schweiz , ^ ein für Saisonartikel sehr zu berüksichtigender

Umstand.

Sammtbänder, Basler Fabrikat, sind bis jetzt wenig bekannt.

Die gewebten und bedrukten seidenen Tücher, welche in der Um^ gegend von Zürich fabrizirt werden, sind sür den russischen Consumo zu gering.

W e i s s e l e i c h t e B a u m w o l l e n w a a r e n , als: brochirte Mousseline, ^tikereien aller Art, werden ziemlich viel bezogen aus den Kantonen St. Gallen und Appe.^ell. Geschäfte in gestikten Tulles sind

dagegen nicht zu machen , weil der Eins.chr.^oll in Rnssland zu hoch ist.

Für glatte und fa.^onnirte baumwollene Tulles e^.istirt hier eine von ..^ehwe^ern auf Aktien gegründete Fabrik, die gute Geschäfte macht.

Jn glatten Mousselines, Organdi, Tarlatane, Jaeonat, Ransouk.

kann das Schweizerfabrikat, der Breise wegen, nicht mit Tarare, Sachsen und England konkurriren.

Jn bedruckten Mousselines, ..^rgandi, Jaeonat und Eal.eot, die sehr hoch besteuert sind, wird dem Mülhausener-Fabrikat entschieden der Vorzng gegeben, weil die Muster neuer und dem russiseheu Gesehmack mehr augepasst sind, als die der Schweizerwaare.

S c h w e r e b a u m w o l l e n e A r t i k e l , als: glatte, rothe und bedruckte Tuche oder Merino, konnen die Konkurrenz des englischen Fabrikats nicht aushalten. Ebenso geben bedruckte baumwollene Tücher weni^ oder gar keinen Ru^eu. ^ie Fabrikation von seh.veren rothen Baumwollen^eugen, deren Konsumo in Russlaud eine gewisse Hohe erreicht, hat seit der Zunahme der Krapp-Broduktion an den Küsten des kaspischen M ...res , im Lande einen nicht geringen Aufschwung genommen.. Der Absaz von Banmwollenwaaren ist im Allgemeinen im Laufe des verflossenen Jahres träge gewesen , was sich hinlänglich durch den hohen Stand der preise des Rohmaterials erklärt. Jn vielen fällen wnrd...

das Fabrikat durch leinenes und wollenes erseht.

W o l l e n - und L e i n e n w a a r e n sind aus der ...^chwei.^ uicht zu begehen. Erstere sind zu gering, lettere hoher in den Vreisen als die.

schlesis.hen, Bieleselder, belgischen und namentlich als die inländischen Fabrikate.

^ss.^ .^s......^s, wie sie im Kanton Aargau sabrizirt werden,

liesert England billiger. Eine Fabrik aus dem Vlat^e , die bis jetzt nur

Kautschukartikel anfertigt^, richtet sich aus die Fabrikation von Geweben ein. Bringt sie es damit zu einer gewissen Vollkommenheit, so werden

24 ausländische Tissus ....l.^qnes, des hohen Einfuhrzolles wegen, nicht mehr bezogen werden können.

. .

^ S t r o h g e f l e chte , schweizerischen Ursprungs, werden fast gänzlich vom to...ka.nsehen Fabrikat verdrängt. Blumen, ^Garnirungen , Verz.exungen u. s. w. von Stroh, wurden im verflogenen Jahre nnr in sehr geringem Mass verwendet.

Geflechte mit Bserdehaar gemischt, würden mehr Absaz finden, wenn .die Breise für die geldknappe Zeit nicht zu theuer wären.

Strohhüte werden aus Florenz und Baris bezogen.

Der Uh r e n h and e l leidet unter dem Druk der allgemeinen GeldVerhältnisse, ist aber aller Wahrscheinlichkeit naeh , besonders in den billigeren Sorten , eines Aussehwungs sähig , sobald die Zeitumstände ruhiger geworden sind und die Emanzipation der Leibeigenen vollständig vollzogen sein wird. Der gemeine Mann findet Gesallen an Ul,r und Kette. Vor keinem Geschästslokale bleiben die Landleute. so gerne be^ wundernd stehen, als vor den Schaufenstern der Uhrenhändler.

Von w e i s s e m K ä s e bezieht Rnssland über St. Betersburg alljährlich ein gewisses Quantum aus der Schweiz. Von lukrativem Absa^ ist, des hohen Zolles wegen., nur prima Qualität. Sendungen geringerer Qualitäten, die häufig in .Konsignation gemacht werden, sind in vielen Fällen verlustbringend und überfuhren hänfig den Markt.

Grüner K ä s e (Sehab^ieger) wird in hinreichender Quantität, meistenteils von im Lande befindlichen Schweizern, recht schmackhaft zu.bereitet und nicht theuer verkaust.

H o l z s e h n i t z w a a r e n , namentlich kleinere Gegenstände und Rippsaehen, finden durch ganz Russland Absatz, obgleich nieht für eine ^umme, die man bedeutend nennen kann. Grossere Lnr^usstüke sind schwer ab^use^en und unterliegen ebenfalls dem Druk der Zeitumstände und GeldVerhältnisse.

K i r s c h w a s s e r und E n t r a i t d ' A b s i n t h e sind mit einem zu hohen Einsuhrzoll belastet. um mit den inländischen konkurrireu zu konnen.

Jn Vorstehendem sind die Hauptartikel ^.gesührt, welche aus der Schweiz bezieht.

Russland

Sollte hin und wieder no.^h der eine oder andere Artikel, wie z. B..

Ehoeolade, Kräuteröl, Kräuterthee, Kräuter.er^traet, Mil.l^ucker, getrocknetes O^st, importirt werden, so ist der Betrag nicht von Bedeutung. ^

Zum Schluss dieses Berichts folgt das Verzeichnis der Einsuhr^lle ..n Russland. auf den meisten der benannten Artikel.

Es zahlen :

25 Per 1 ^ russisch .^r 1 Schweiz.^ zlrke...

.^.

Seidenwaaren und seidene Tücher, feste, gewebte und bedruckte . . . .

Seidene Bänder aller Art

.

.

..^p.

^r.

4. 40

20.^

2. 20

.

.

. .1. l0 1. 54

Baumwollenwaaren, schwere weisse, farbig gewebte und gefärbte, mit Ausnahme von Baumwollensammet .Baumwollenwaaren, schwere, bedruckte Baumwollensammete, weisse gefärbte, farbig gewebte und bedruckte .

Tissus élastiques .

.

.^ .

Strohgeflechte und Verzierung aller Art

Strohhüte

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.3.

-

10. -

Baumwollenwaaren, leichte weisse, farbig

gewebte und gefärbte .

..vergleichen bedruckte .

^t.

5. 7. - ^

-.39 -.

77

1. 80 3. 50

-. 77 ..-... 77

3. 50 3. 50

---.

30

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

4.

15.

-

-

Käse, per Bnd von 40 .^ russisch . 5. 50 - 50 Uhren, silberne, per Stük 66 Eop., zirka Fr. 2. 40 ,, goldene, ,, ,, 1 . 32 ^, ,, ,, 4. 80 ^einenwaaren, 23 .^ vom Faktura-Betrag.

Der direkte Exporthandel von Russland nach der Schweiz ist von sehr geringem Bedeutung, um nicht zu sagen null; was sich hinlänglich

ans dem Umstand erklärt, dass Russland meist Rohprodukte liefert, die sehr

Schwer ins Gewicht fallen und desshalb die Kosten des weiten Transports nicht tragen können. Es sind folgende: Kupfer, Eisen, Hanf, Flachs, Hanfgarn, Tauwerk, Vottasche, Talg, OleIn, Hanfol, Leinol, Oelkuchen, Thran, Hausenblasen, Juchten, Kalb..

felle, ^elzwerk, Wolle, Borsten, Vferde..Mähnen und Sehweife, Bettfedern und Daunen, Kümmel, Süssholz, Leinsaat, Roggen, Weizen.

Haser, Segeltuch, Raventueh, Matten.

Die Ausfuhrzolle aller dieser Waaren sind nur unbedeutend.

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Bericht des schweizerischen Generalkonsulates in St. Petersburg über das Jahr 1863. (Vom 15. Februar 1864.)

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04.06.1864

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