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#ST#

Uebersicht der

drei hauptsächlichsten Exportartikel des Hafens von Yokohama während des Wahres 1863 bbis zum 31. Dezember verglichen mit denjenigen vom vorigen Jahre.

1.^.

^ei^e.

Raeh London direkt . . . .

., Shanghai und Hongkong ,, Amerika . . . . .

Ballen ,,

T o t a l Ballen

9,386 13,646 148 23,180

1.^.

25,000

Thee.

2,888.126 2,360,683 1,123,932 .Total Bsund 6,372,741 5,485,585

^aeh Europa . . . . . . . .^ " Shanghai und Hongkong . . .,

Banlll^olle.

^aeh London, Shanghai^ und Hongkong ^enls

56,000

4,616

Die Durchschnittspreise für die obigen .Artikel waren folgende:

Seide Thee Baumwolle

von Doll. 400---450 per Vieul.

20- 25 15- 20

287

.^aummolle.

Bevor ich da^u sehreite, das Wenige über. diesen Artikel zu berichten, welches bisher zu meiner Kenutuiss gelangt ist , muss ich das fo oft Gesagte wiederholen , dass bei dem Verbote sur die Fremden , in das Jnnere Japans zu dringen , um dort an Ort und Stelle die betretenden Untersuchungen und Erkundigungen einzuziehen, es ausser dem Bereiche

der Mogliehkeit liegt , bestimmte unautastbare Anhaltspunkte über Broduktion und Verarbeitung dieses Rohstoffes zu gewinnen.

Jeh muss ^mieh daher daraus beschränken, in Raehsolgendem einen Auszug ^u geben , der aus einigen Werken über Japan und mündlichen Mitteilungen von Eiugeborneu, gepaart mit eigener Anschauung am hiesigen Blaze, ^usammengesezt ist. Eine unvermeidliche Folge dieser Kombination ist natürlich , dass einige meiner Anführungen als bekannt voraus^usezen siud, während andere dagegen mehr den Stempel der Vermutl..ung, als den der unbe^weiselten Thatsa.he ^tragen werden. Bei der Armuth des vorhaudeneu Materials und den nur mit Vorsicht auszuneh^ menden Angaben der Japanesen ist jedoch, wie vorerwähnt, ein umsangreicher und zuverlässiger Berieht uieht aufzustellen.

Der Ratur der Bflanze gemäss sind es die Küstenstriche von Ripon (mit Ausnahme der uordlichen) und ga.^ ^esso , wo Baumwolle gewounen wird ; ebenso wie in andern , diesen Rol^stosf erzeugenden Ländern ist die Bro^uktion eine sehr einsaehe. Der ^andmaun legt nämlich den Samen im März oder April ans, und schon im September oder Ok^ tober erreichen die ^tanden auf^iem Boden, wie in den ^eddo-Ebenen, eine Hol^e von 2 bis 2^ ^nss, mit einer Fruchtbarkeit von 2l) Kapseln und darüber ; in sandigen Gegenden , wie an den Jnlaud - ^eeküsten, ans Kinsin und Sikoks, siud dieselben kleiner und werden ^gewohulieh unr 1 .^uss hoch . mit 5 bis 10 Kapseln per .^tau.^e. Sobald die uolhige Reise eingetreten ist,.^wel^e sich dnr.h Springen der Kapseln kuud thnt, sammelt der Bauer m.t seiuen Familienmitgliedern die Baumwolle alloua-

lig ein und legt sie, nachdem die Ernte vollendet, 8 bis 10 ......age an die

Sonne zum .^roknen , ist sämmtliche Feuchtigkeit gehorig verdunstet, so wird zur Entfernung der Saatkorner geschritten, ein Versahren, das in ziemlich zeitraubender Weise und uubeholfen vor sieh geht, und in solcher Art uur iu einem Lande anwendbar ist, wo Arbeitskräfte und deren bestmöglichste . Ver^.erthung nicht iu Betracht kommen. Diese Reinigung geschieht nämli.^ durch einen sehr einfachen kleiueu Apparat von zwei di^.ht an einander liegeuden hol^erueu Wallen, welche, durch eine Handkurbel in Bewegung ges^t, die davor gehaltene Baumwolle mit Zurükl^ssuug der Saatkoruer ein^iel^t und aus der andern Seite von sich gibt.

288 Diese Handhabung ist so einsach, aber langwierig, dass sie gewöhnlieh durch ^raueu und Madchen gethan wird, die allerdings keine grosse Quantitäten per Tag reinigen konnen, und es würde jedenfalls bei grosser Produktion eine vollkommenere Maschine oder mehr Arbeitskräfte u n umgänglieh nothwendig sein.

Die gesonderte Saat wird entweder wieder zum Säen benuzt, oder man presst anch das Oel herans und verwendet die übrig bleibende.. Snbstanzen zu Dünger auf Reisseldern.

Die nach der Reinigung gewonnene Baumwolle ist von kurzem ....... tape l , in ^olge der daraus verwandten Sorgfalt, ziemlich frei von Saat, jedoch weniger brillant von Farbe als die chinesische. Jm Ganzen genommen kann sie, was Qualität aubetrisft, mit den besten .^....statischen Erzeugnissen sehr gut konknrriren . und ist sogar sür einige besondere Zweke besser verwendbar.

Hinsichtlich der verschiedenen Sorten und deren Güte klasfifizirt sie der Japaner nach folgenden Provinzen : Beste oder erste Sorte ...^ansehiu und Jse ; zweite Sorte Sakatscho und Owari; dritte ,, Kiotaug ; vierte ,, Sakatang, Bunko, Enschio und ^iu; nach welcher Eintheilung sich auch die preise gewohnlich richten.

Brima^Japau-Baumwolle Sausehiu allein ist reiner und besser von Farbe als chinesische oder indische Baumwolle.

Die Verarbeitung durch Spinnen und Weben liegt ebenfalls dem weiblichen Geschle^te ob , und es spinnt zunächst der Erzeuger sür den Bedarf seiner eigenen Haushaltung ; den etwaigen Ueberschnss verkaust er entweder zum Export oder an inländische Fabriken, ^ von denen einige für Japan ziemlich bedente^d sein sollen.

Bei dem Spinnen benuzt die .Arbeiterin , ungleich der europaischen Spinnerei aus Roken , nur die .^ände, indem sie mit den Fingern der linken Hand die in derselben rnhende Ba..m.volle ^..m ^aden dreht und mit der regten den holzernen Haspel durch eine ^urbel umdreht, auf welchen sieh sodann der ^aden ^viudet.

Sehon dadurch, dass nur eine Hand die Funktion zweier in Europa verrichtet, ist es sel.^r leicht b...greislieh, dass der Faden nur grob und unegal gesponnen werden kann, und, ausgenommen etwaige Dauerhaftigkeit. lässt daller japa..esisehes Garn sehr viel z.. wünschen übrig. Eiu Vergleich dieses mit europäischem Maschinen-

garn ist durchaus unzulässig, uud es erklärt sieh auch dadurch die Vorliebe,

welche die Eingebornen sür lezteres haben.

Bei der Weberei in den Banernhäusern wird meistens nur im Faden gesärbtes Garn verwendet, da der .Landmann nur dunkle Stosfe trägt.

Die Färbung wi.rd durch Färber, welche, wie in Europa, ein Gewerbe daraus bilden, bewerkstelligt,^ während jeder Bauer den uothigen

289 Bedarf in seinem eigenen Hause weben lässt. Der hiezu erforderliche Stnhl ist dem unsrigen, wenn auch bedeutend unvollkommener und noch in ganz primitivem Zustande , doch so ähnlieh , ..dass er keiner weitern Bes.hreibung bedars , und über den gewebten Stoff selbst ist zu bemerken, dass die Unregelmäßigkeit des Fadens auch nur ein schlechtes Gewebe

liefert.

Das Bedruken ungefärbter Stoffe geschieht ebenfalls dureh Färber; das Verfahren ist die ge^oohnliehe europäische Handdrukerei mit Formen, die allerdings sehr muhsam und zeitraubend ist. Da englische Shirtings in Folge der Regelmäßigkeit ihres Gewebes die Farben bei weitem besser annehmen, so gibt man ihnen beim Druken, theilweise auch beim Färben im Stük, den Vorzug vor inländischer Waare.

Was nun die jährlichen Ernten der Baumwolle anbelangt, so ist schon aus den dürstigen Notizen in Werken über Japan anzunehmen, dass sie nie so hervorragend, wie andere Vrodul^te als Seide ..und Thee, zu irgend einer Zeit gewesen sind. Der Japaner ist in seiner Bekleidung im Allgemeinen sehr einfach. uud da ihm Seide und Hans ^.r Fabrikation der notwendigen Stosse zu Hülse kommen, so liegt es auf der Hand, dass er von Baumwolle nur so viel erzeugt , als er notgedrungen bedarf. Selbst sur etwaige Missernten seheint er in guten Jahren keine besondern Anstrenguugeu gemacht zu habeu, eine Vermuthung, die um so mehr Wahrscheinlichkeit fur sich hat, als noch vor wenigen Jahren der Ausfall des Ertrages durch von Europäern importirte chinesische Baumwolle gedekt wurde.

Erst seitdem Amerika ausgehort hat, seiue enormen Quantitäten in die Welt ^u senden, ist Japan dureh Nachfrage und steigende Vreise zur grossern Knltur veranlagt .worden und bietet je^.t zur Auss^hr seine volle Ernte an, in der Ueber^engung, dass Enropa nie ermangeln wird, es mit bessern und verl^ältnissmässig billigern Manufakturen zu versorgen, salls der Mangel an Rohstoff seine eigene fabrication beeinträchtigen

sollle. Mit welcher Bereitwilligkeit und welchem Eifer si.h der Eiuge-

borne für grossere Erzeng..ng bemüht, beweisen am besten die ...Statistiken der hiesigen Anssuhr, welche ein Quantum von mehr als 46,00l) Ballen

vom l. Jnli 1863 bis heute, gegen nur 6700 Ballen in derselben

Berio^e des vorigen Jahres zeigen.

Die Banmwolle kommt an den Markt ^in mit Malten umhüllten Ballen von zirka 75 Eatties Gewieht, von denen ^nr V.ersehisfung uach Enropa drei in eiuen grossern Ballen vermittelst h^dranliseher fressen gepakt werden, und so verpakt gehen zirka 4 Vieuls Baumwolle auf eine .^onne von 50 .^ubiksuss.

Eiu japauiseher hiesiger Kaufmann schälte die Ernte dieses Jahres

auf eirea 150,000 Ballen zu 75 Eatties , ein Eftimat..m, welches jedenfalls weit unter der Wirklichkeit ist, da der bisherige Export schon dieser Zahl gleich kommt, und einstweilen noeh keine Abnahme in den Zufuhren

290 zu bemerken ist. ..dieser vermehrte Export ist der beste Beweis, das. das .Land unter günstigen Umständen erhebliche Quantitäten eräugen kann, die sich natürlich stets nach^ den von Fremden angelegten Breisen ri.l.ten werden , und es ist somit wohl anzunehmen , dass bei Beendigung de^ amerikanischen Krieges und wieder ausgenommener Baumwolleuanssul..r von dort die Ernten in Japan von Jahr zu Jahr geringfügiger ans^ fallen und schließlich wieder in ihr altes Stadium eintreten werden.

Dieses ist um so wahrscheinlicher, als nur großer Gewinn ausserordent^ li.^e Anstrengungen hervorrust und die Landesregierung stets darauf be..

daeht ist, des Landmanns ^ohn in ihre eigene Tasche zn lenken.

Schon wie die Sachen je^t liegen, nämlich hohe Breise im Jnnern des Landes bei unverhältmssmässigen Raten am hiesigen Bla^e, ist es. zu bewundern, dass die Regierung noch keine Verbote gegen ..^ie Herbeischasfung von Baumwolle erlassen hat, eine Einmischung in den Handel, die bei so vielen andern Artikeln von ihrer Seite sehr häufig geschieht.

Ueber den Fortgang des Geschästes etwas zu sagen , wäre verfrüht, weil Amerika deu einigen Aussehlag dabei geben wird. Es sei hi..r noch bemerkt, dass europäische Mäkler nicht er^i stiren, und diejenigen Fremden, welche sich mit Baumwollaussuhr beschäftigen , die Waare selbst dureh^ sehen haben.

^.

Mit der zunehmenden Ansfuhr haben sich die Frachten nach Europa auch verlheuert und Eourse auf London in der Schwebe erhalten , beispielsweise snhre ich die Raten solgeuder verschiedener Beriode.. an, wonach eine Ealeulalion ermöglicht wird. Die anderseits notirten preise wurden für beste ..^orte befahlt.

1863.

Monat. Baumwollpreise. Frachten nach England. EonrseausLondon.

^ per Vieul.

per Tonne.

pro ^ne^. Dollar.

Doll l 7 ^ ,, 18 ,, April 17 ,, Mai 17 ^ 17 Juni ,, Juli 1l) .., August 18 ...^ September .

^ ^ Oktober ^9 ^ November 24 .-.Dezember 28 1864. Januar ^,, 34 -^ebr...ar 27 ,, Jannar Februar Mär^

März

l7

,,

28

-

-

L.

,, ,, ,, ^ ,^ ^ ,, ,, ,, ^ ^ ,, ^

4. 10 ss.

4. 10 5.

4.

4.

4. 10 4. 10 4.

4.

4.

4. t0 5.

5.

10 -5. .l0 --^

10

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10

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-

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.^h. 5. 1 Den.

5. 1 5. 1^ 5. 4 .^.

^ 5. 2 ^ 5. 2^ 5. 3 5. 2 4. l0^ 4. ^0^ 5. 1 4 5. 1 5.

^

^

^

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^

^

^

^

^

5.

^

^

^

^

291 Ferner füge hier noch einen Conto finto über Japan^Baumwolle bei,.

^ur bessern Veranschaulichung der daraus lastenden Spesen u. s. w.

Ealeulation sür Baumwolle von ^olohama nach England per Segelt

100 Bienls Baumwolle a Doll. ^ 34 per Bieul

Doll. 3400. -

Unkosten .

...^epakt in 40 Ballen hydraulisch gepresst, jeder

Ballen misst eirea 3l ^ ^...biksuss : Zoll 5^ und Aussnhrschein Doll. 1^

Doll. 171. 50

40 Ballen hydraulisch gepresst a Doll. 1 ^ per Ballen Fuhrlohn nach und von der Bresse 30 c.

,,

60.

Empfangen, wägen, zeichnen .^ 10 c.

,, ,,

12. -4. -

Verschiffen .. 25 c. per Ballen Lagermiethe 1 Monat a 20 c. per Ballen

.^ ...

10. 8. -

per Ballen per Ballen

-

^oll. 265. 50^ .^oll.3665. 50 Eu.kauss^Komm.ssion .^ieheu Matler-Eourtage

2^.^ ^^ 1 ^.

^^ ^

132. 87

^^

^oll. 37..)^. 37^ Znm Eourse von 5 ss. 3 Dep.

See^Assekuranz L. 1300. - à 3 .^

und Stempel ^. 1. 6. -^

Fra..ht von 40 Ballen von 25.^ Tonnen a L. 5. ---

L.

.)97.

1.

5^

L. 40. 6. --^ ,, 126. 5. .--

^^^^^

L. 166. 11. --L. 1163. 12. 5 100 Bieuls ...^ 13,333^ .^ à ss. 20^^ per engl. Bfnnd.

Frei an Bord in England.

Die Baumwollsenduugen uaeh Europa lassen zwischen 1 .^ 3 .^ Ge-

wichtsverlust.

Y o k o h a m a , den 31. März 1864.

^. .^e.nt....a^.

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Uebersicht der drei hauptsächlichsten Exportartikel des Hafens von Jokohama während des Jahres 1863 (bis zum 31. Dezember) verglichen mit denjenigen vom vorigen Jahre.

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Jahr

1864

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Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

17.12.1864

Date Data Seite

286-291

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10 004 631

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