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genügt. Sollten die Jnseln anf ihre eigenen Mittel angewiesen bleibenso dauert es voraussichtlich lange Zeit, bis sich die Finanzen wieder in normalem Stand befinden.

Jn p o l i t i s c h e r B e z i e h u n g ist im Verlause des legten Jahre...

nichts Erwähnenswerthes vorgefallen.

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des

schweizerischen Konsulates in Bernant bue o für das Jahr

1863.

(Vom 14. April 1864.)

.

An den hohen Bundesrath.

T i t. l Nach möglichst genauen Erkundigungen ist der Stand der im Eonsulatsbezirk Vernambueo residirenden schweizerischen, Angehörigen folgender : Vropinz ,, ,, ,,

Pernambuco zählt 48 Barabba ,, 1 Rio Grande do Rorte ,, 8 Eeara ,, ^

Total 61 Zuwachs seit 1861 9 Personen. Dem Gesehlechte nach sind es 46 Männer, 8 Frauen, 7 Binder, Familien zählen wir darunter 10.

^2 Schweizerische Handelsfirma i^ Bernambu....^ ,, ., ,. Rio Brande ,, ,.

,. Eeara

Total

^ t 1

8.

Die Angestellten, Handwerker ^e. ^eniessen ein befriedigendes Einkommen, wesshalb sehr selten Unterstü^ungsgesuche vorkommen, denen nach .besten grasten entsprochen wird. Jn lester Zeit sind einige zweideutige Jndividuen um Unterstüzung eingenommen ; fie konnten sieh jedoch nicht als Schweizer legitimeren und mnssten abgewiesen werden.

Jm Oktober vorigen Jahres wurde durch die deutseh-schwe^erisch...

Kreditbank in St. Gallen hier ein Eommandite-Bankgesehäst unter ^der Firma von A. Schasfter ..^ Eomp. gegründet, in welchem Geschäft der sehweiz. Eonsnl durch kontraktliche Bestimmung die Ueberwachung hat.

Bisanhin ersreut sich das Jnstitut guten Kredites.

Jm Allgemeinen haben wir hier und an den benachbarten Küstenplanen des Rordens von 186l ---1.^3 eine recht schwere Geschästskrifis durchgemacht, die das Zutrauen bis ins innerste Mark erschütterte.

Jn Folge mehrjähriger schlechter Produkten - Ernten und niedriger Vreise, besonders von Zucker, kamen die Bflanzer immer weiter zurück; Geldnoth und Arbeitslosigkeit machten sieh geltend und die Produktion -^ nicht mehr lohnend .-- wurde stets geringer. Dabei wurde dureh das Verkausen aus lange Termine. der Eredit viel zu viel überspannt und Mancher hielt sich jahrelang nur durch Missbrauch des Kredites. Endlich versiegte indessen auch diese Snelle, da die eingegangenen Verbindlichkeiten nach langem Hinausschieben doch einmal fällig werden mussten. Als dann keine ^ouds mehr zur Einlösung der Aeeepte vorhanden waren, musste das Gebäude des Schwindels endlich mit einem Male zusammenstürzen. ^ Eine ni.ht zu ermittelnde Anzahl von Detaillisten stellte Schlag aus Sehlag ihre Zahlungen ein und arrangirte sieh sehr ...um Rachtheil ihrer Gläubiger, der Jmporteurs, welche den grossten Theil ihres Vermögens und viele davon noeh weit mehr als dies verloren. Ju diesen Zeitpunkt fällt das Falliment der Eommandite-Bank ^morim lra^o.^o .^antos ^ Comp., durch deren sraudulosen Bankrott alle Schichten der Bevölkerung in Verlust kamen, weil dieses Bankhaus die kleinsten Ersparnisse von hunderten unbemittelter Leute in Deposito hatte und voraussichtlich keine Dividende wird befahlen konnen. 16 Engros-Häuser mussteu in ^olge dessen die Zahlungen suspendiren und manche kleinern Etablissements gingen dabei zu Grnude. Gleichzeitig wurden in den Kassen der Regierung^ Bank
enorme Summen Geldes vermisst, die nicht wieder zum Vorscheiu kamen, was die Bank zur Einschränkung ihrer Geschäfte zwang. Diese Vorsälle konnten nicht verfehlen, das gegenseitige, der gesunde^ Entwiklun^ des Handels so notwendige Vertrauen auss Tiefste zu erschüttern und die nächste ^olge davon war die Kür..u..g der Kredite von Seiten der

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Jmport-Häuser. Unser Aller Rettnng war der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten, der nicht blos die preise der Baumwolle in die Höhe trieb, sondern auch den Anbau derselben binnen drei Jal.ren beinahe verviersachte. J. J. 1860^61 belrng die Baumwoll-Vro.^uktion der ^rovin^ Vernambneo wenig üb.r 20,000 fallen, während man heute die Ernte von 1.^3.^4 ans 80,000 fallen schäzt. damals schwankten die Vreise^ zwischen 7 a 8 Doli., heute zwischen 19-20 Doll. per ^rroha von 32 .^.

während im Ja..nar l. Jahres einige Zeit bis 28,500 bezahlt wurden und wir schon lauge Zeit nicht mehr unter 20 Doll. losten. Jn annähernden Proportionen hat die Produktion der benachbarten Brovinzen zugenommen, die ihre Vrodukte beinahe anssehliesslich aus hiesigem ^Blal^e verkaufen.

Jndesseu bleibt der Zuker doch immer noch das Hauptprodukt unserer Provinz. Die Baumwolle wird mehr im Jnnern , der ^nker näher der .^üste gebaut. Die Produktion von .^uker wurde zwar in Folge der.

starken Eonenrrenz von Rübenzuker von Jahr zu Jahr mehr vernachlässigt, weil sie bei dem Mangel an Eommunikatiousmittelu mit grossen Opfern für den ^flan^er sowohl als für den Exporteur verbunden war, der in Europa uicht mehr die srühern, sondern (langsam aber konstant) sinkende Vreise holte, wobei Niemand als die .Konsumenten Europas Rechnung finden konnten. Dnrch den Aussall der Rüben^uckerproduklion im vorigen Jahre machte sich piö^lich erneute ^rage für Eolonial^ncker geltend und die preise stiegen allmalig wieder bereits mehr als 60 .^ über die niedrigsten ^otirnngen, in Zeit von eirea 6 Monaten, mit fernerer .Tendenz z..r Hohe. ^ie Vreise sind indessen noch lange nicht auf früherer .^tnfe und es hangt ganz und gar von dem Rübenbau in Frankreich und Deutschland ab, wie sich der Artikel ferner stellen wird. Mit den .^avanna- und Mauritins-Znkern konnte unser Brodul.t stets die ..^oneurre..^.

anshalten.

Es

fehlt in diesem Lande au landwirthsehaftliehen ...Schulen

und

ebenso an Trieb zu eigener Thatigkeit, da die Arbeit als Vflicht der

Selaven angesehen wird. Ans diesem Grnnde und in ^.olge Abnahm^ der schwarten arbeitenden Bevölkerung bleibt die Entwiklung des Landbaues zurük , auch ist die veraltete Eulturmethode einer grossern Vrodul^tion hinderlieh. Unsere ..pflanz er wissen nichts vom Fortschritt, soudern wie der Urgroßvater sein ^.eld bebant hat, so mnss es der Enkel nachmachen. Die so sehr vervollkommneten Maschinen aus den Vereinigten Staaten für Feldarbeit finden hier nur bei sehr wenigen gereisten Gutsbesi^ern Aufnahme, und es werden uo.h Jahrzehnte vergehen, ehe der Ru^en solcher Maschinen von dem grossen Haufen der Vslanzer eingesehen wird und zur Ra.hahmung veranlasst.

Eine natürliche ^olge dieser Zustände war es, dass die Jmportation stets bedeutend grosser war als der Export und das. die preise d^r ^uporten im Verhältniss der graduellen Verarmung des Landes ^au.^ iu^ue..

Bundesblatl. ^ahrg.X^I. Bd. II.

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34 Schlechter wurden, so dass viele Artikel nur mit Verlust verkauft werden konnten und zwar um so mehr, als die Zolle auf den meisten Manusakturen übermässig hoch find. Der Absaz nach dem Jnnern nahm im gleichen Verhältniss ab, als die Verarmung des Landes Annahm und da der Jmport stets noch die beschränkten Bedürfnisse überschritt, so konnten die Erlospreise der Steigerung des Rohstoffes in Europa nicht folgen, so lange noch grosse Lager am Blatte waren. Von englischen StapelArtikeln war der Markt am wenigsten überfüllt, weil diese Waaren zum weitaus grossten Theil für Rechnung hiefiger Jmportenrs herauskommen, während deutsche, sranzosisehe und namentlich Schweizer-Waaren in Eonsignation gesandt werden und besonders lettere seit einer Reihe von Jahxen überführt wurden. Die englischen Artikel konnten daher dem Ausschlage zuerst folgen und haben immer ziemlich Sehritt gehalten, während Eontinental-Waareu noch lange Zeit nur schlechte Breise bedingen konnten.

Der Jmport nahm endlich ab und der Eonsum wurde, dank de.. hohen Vreisen der Baumwolle uud daraus erfolgenden grosse.. Einnahmen der Bflan^er, wieder grosser, so dass wir gegen Ende des vorigen Jahres uns endlich wieder eines äusserst lebhaften Geschäftsganges erfreuten und die besten Hoffnungen für die Znknnst hegen dürfen.

Da der Ursprung der eingeführten Waaren in den Zolltabellen ni.ht regiftrirt wird, so ist der Werth der ^chwei^er-Artikel nicht genau ^u ermitteln ; nach meiner numassgebliehen Meinung mag sich der Werth der jährlichen Einsuhr auf eirea 500 Eontos de Reis, ^oll und Spesen in..

begrisfeu, belausen. Die früher so begehrten St. Galler -Mousseline..

Waaren sind zum Theil aus der Mode gekommen. Der Absal^ von Robes Mousseline hat beinahe gänzlich anfgehort und die alten Lager von Mousseline plnmelis find nur zu sehr red.^irten ^reisen zu b^ geben , glatte Mousseline wird hingegen bekannter uud begehrter. Von feinen Stickereien ist der Markt noch überführt und der Eonsum sehr klein.

Rideau^. ..e. finden keinen Absal^. Türkisch-rothe Tüeher und Toggenburger-Artikel erfreuen sich bessern Begehrs. Jn Zürcher Seiden.oaaren hat sieh die ^rage meist nnr ans schwarze glatte Stoffe redn^irt, während Basler Seidenbänder erfreuliehen Absal^ finden.

Geuser Bijouterie^ haben sieh hier nie eingebürgert und der Umsa^ in Uhren ist
ebenfalls nicht gross, weil die soliden englischen Fabrikate dem zerftorenden Eiusluss des feuchten heissen Klimas weniger ausgesetzt sind. Die Arbeit in dieser Branche wird hier jedoch sehr gut befahlt. Der Eonsnm von Schwerer-

käsen ist hoehstens aus eirea 100 Laib jährlieh zu bringen. Absinthe

und die verschiedenen gebrannten Wasser ermangeln des Absa^es beinahe.

gänzlich. Das beste ..^rognostikon ist den Fabrikaten von Eonfeetions zu stellen, die in lezter Zeit in St. Gallen und Appenzell in Angriff genommen wurden und mit den französischen in jeder Hinsicht koukurriren konnen. Strohwaaren fallen nicht in Betracht.

35 Mit der Wiederkehr frühern Reichthnms des Landes wird auch der Grossha..del , der sich beinahe ausschliesslich in fremden Händen befindet, wieder einen gedeihlichen Fortgang nehmen. Einige glükliehe BaumwollSpekulanten haben in kurzer Zeit grosse Summen Geldes gewonnen.

Die kaiserliche Regierung ist einstweilen eifrigst bemüht, die sinangellen .Verhältnisse des Landes zu ordnen und den Kredit im Auslande wieder zu gewinnen.

Um den grossen , dem .Lande nachtheiligen Eoursschwankm.gen zu steuern, haben die englischen Sovereigns gesezliehen Eonrs ^u Rs. 8. 890 bekommen ; die offentliehen Kassen nehmen diese Münze, und alle Banken des Landes sind verpflichtet worden, stets genügende Vorräthe von eng..ischem Gold zur Auswechslung gegen ihre Banknoten in Eassa zu haben.

.Handelsbericht ans .^..apan.

Durch ^reiben vom 1. April d. J. meldet Herr D. de G r a e s f

van B o l s b r o e k , diplomatischer Agent der k. niederländischen Regierung und Generalkonsul ad intérim der schweizerischen Eidgenossenschaft in Japan, dass der Jmporthandel von Kanagawa (Yokohama) hauptsächlieh gegen Mitte März ein sehr lebhafter gewesen sei, und dass mehrere Verkaufe zu hohern preisen stattgesunden haben.

Die am meisten begehrten Artikel waren Baumwollenstosfe, was den hohen preisen , welche im Jnnern für das einheimische Fabrikat verlangt werden, hanptsächlich zuzuschreiben ist.

Das Geschäst in ......hee und roher Seide war .nur mittelmässig, weil die Vorräthe gering, die Auswahl schlecht, die preise hoch und aueh die Röhrichten aus Europa nicht sehr ermuthigend sind.

Die Znsuhr von Baumwolle war unbeschränkt, und trozdem dass für diesen Artikel eine beständige Raehfrage war, blieben doch die Vorräthe immer sehr beträchtlich ; die preise indessen zeigen eine fallende Tendenz.

36 Es sind im Monat März 16 Schiffe mit 6l 88 Tonnen Gehalt eingelaufen und 13 Schisse mit 4738 Tonnen ausgelaufen.

Die ausgeführten Artikel waren 191 Ballen Seide, 654,642 & Thee, 4991 Ballen Baumwolle, 500 Stük Zimmerholzer, 2976 Ballen

Seegras, 952 Kisten Verschiedenes, 477 Ballen Lumpen und 1831

Hänte.

Aus Nagasaki ist der Handelsbericht sür den Monat März uoeh nicht eingetroffen.

#ST#

Aus den Verhandlungen des schweiz. Bundesrathes.

(Vom 1. Juni 1864.)

Veranlagt durch die im Kanton Basel - Landschaft herrschende Aufregung und Spannung zwischen den Barteien, hat der Bundesrath einen eidgenossischen Kommissär in der Berson des Vizepräsidenten des Bundesrathes, Hrn. Dr. S c h e n k , nach .Liestal abgeordnet.

Mit Rüksieht anf ortliehe Verhältnisse hat der Bundesrath die in seiner Schlussnahme vom 8. April d. J. sür Abhaltung der Scharfschüzen-Rekrutenschule Rr. 59 auf Luziensteig festgesezte Zeit (vom 29.

Angust bis 1. Oktober) abgeändert und sie auf die Zeit vom 15. August

.bis 17. September verlegt.

am 18. September.)

.Hrn.

(Eiurükung am 14. August und Entlassung

Der Bundesrath wählte als Kommis auf dem Hanptpostbüreau Ehur Gubert Gyger, Förster und Lehrer, von und in Haldeustein.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des schweizerischen Konsulates in Pernambuco für das Jahr 1863. (Vom 14. April 1864.)

In

Bundesblatt

Dans

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In

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Jahr

1864

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

24

Cahier Numero Geschäftsnummer

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04.06.1864

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31-36

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10 004 440

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