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Schweizerisches Bundesblatt

XVI. Jahrgang. 1l.

Nr. 25.

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11. Juni1864.

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des

schweizerischen Generalkonsulates in L e i p z i g über das

Jahr 1863.

(Vom 15. Februar 1864.) .

An den hohen Bundesrath.

Der Krieg iu deu V e r e i n i g t e n S t a a t e n , dessen traurige Folgen einen Hauptgegenstand des vorigen Jahresberichts ausmachten, ist noch immer nicht ausgekämpft. Wenn die Ereignisse der legten Monate im Grossen und Ganzen allerdings die Hoffnung .auf den endlichen Sieg der Rordstaaten aus dem Schlachtfelde mehr befestigt haben , so ist doch damit die Grundlage einer dauernden Vaeifieation noch keineswegs her-

gestellt, und wahrend der Kampf bis ietzt den reichen Hülfsquellen des

Landes bei aller Häufung der Schuldenlast kaum uo.h tiese Wunden gesehlagen, vielmehr dessen finanzielle Kräfte in ein fast unerwartet helles Licht gestellt hatte, während der Krieg selbst mancherlei .Bedürfnisse eräugte

und dadurch dem diesseitigen Handel und Gewerbfleiss hie und da ansser-

ordentli...hen Gewinn zugeführte, Fürsten die Rachweheu sich leich.t in Zukunft weit schlimmer fühlbar machen. Der Erfaz, welchen die im o st l ich e n A s i e n sich öffnenden Absatzgebiete zu gewahren schienen, ist durch die jetzige Gestaltung der dortigen Verhältnisse ebenfalls mehr oder weniger problematisch geworden. Dagegen darf man den günstigen Einflnss,

Bundesblatt. Jahrg. XVI. Bd.II.

4

42 welchen der nordamerikanische Krieg aus die Entwicklung de... V a u m w o l l e n e u l t u r in anderen Ländern ausübt, und den Vortheil grosserer Unabhängigkeit unserer Jndustrie in dieser Hinsicht nicht gering ansehlagen.

Jnteressant ist in Bezug anf die Broduetionsverhältnisse der verschiedenen .Länder die nachstehende Zusammenstellung über die Einfuhr Grossbrittaniens. Es kamen dahin :

von Nordamerika von Aeg.^pten, West- und

Südamerika von Ostindien, Ehina ..e.

Total

ll^.^

.^^

Ballen.

.. Ballen.

...l^.^ Ballen.

1,841,648

72,4l.. l

..32,028^

207,795 986,290 3,035,733

300,871 l ,071 ,734 1,445,066

409,343 l ,390,391 1,931,762

Von der .Quantität, welche der Zollverein in 1863 über Bremen einführte, bestanden eirea 86.^, in ostindisehem, meist indirekt bezogenem Vrodukt. Beilänfig mag noch bemerkt werden, dass sieh in A e g y p t e . .

seit der Erweiterung der Baumwolleultur ein nicht zu verachtendes Absatzgebiet erofsnet hat, während die ostasiatische Baumwolle noch in der Hauptsache mit Silber bezahlt werden muss. - Die Storung der Handelsbeziehungen zu Russland und V o l e n dauert noch sort, u...d es wird Jahre bedürfen, um sie wieder aus die frühere Hol.^e zn bringen.

Das Hauptinteresse des deutschen Volkes aber eoneentrirt sich gegenwärtig begreiflicher Weise aus den K r i e g m i t D ä n e m a r k . Die schnellen Erfolge der verbündeten Mächte geben aber der Hoffnung aus baldige

Beendigung dieses Kampfes Raum.

Uebergehend zur Aus- und Einsuhr des Zollvereins ist zunächst der gegenwärtige Stand der H a n d e l s v e r t r ä g e mit einigen Worten zu erwähnen.

Während die westliehen Staaten Europas mehr und mehr dureh ein vollständiges Retz von Handelsverträgen sieh verbinden, steht der Zollverein noeh immer fast isolirt da. Die ^rage des sranzbsisehen Vertrags ist im verflossenen Jahre der Losung kaum näher gerückt, wenn auch der Widerspruch der dissentireuden Staaten nicht mehr in den. Grade wie früher einzelne Positionen des Tarifs zum Gegenstande hat, sondern

sieh hauptsächlich aus die Verwerfung des Art. 3I beschränkt, durch welchen für die Zukunst die Möglichkeit niedrigerer Disferenzialzolle gegen besterreich ausgeschlossen werden würde. Bei der jetzigen Verwirrung der Verhältnisse . lässt sich der endliche Ausgang dieser Sache schwer vorhersageu ; inzwischen darf man uoeh immer den endlichen Abschluß des Vertrages hoffen, welcher freilich durch die Verzogernug bereits viel von

feiner Bedeutung sür die diesseitige Jndustrie eingebüßt hat.

Der am 28. März v. J. paraphirte und demnächst zum Abschloß

4.3 gelaugte Handelsvertrag zwischen Breussen und Belgi.en hat zwar, insosern ex sich aus die vertragsmässige Herabsetzung der Einfnhr^olle begeht, aus jeuer Seite nnr eine eventuelle Bedeutung, da Belgien nur das Versprechen erhalten hat, an allen künftigen Zollermässigungen, welche einer andern Ration gewährt werden mochten, zu partieipiren. Jnz.visehen hat, abgesehen von den gleichzeitigen Vereinbarungen über den .^chuz

d.^s literarischen Eigenthums, über gegenseitige Erleichterung der Schiff-

fahrt und über die Ablösung des Scheldezolls, auch jener Hauptvertrag nicht bloss eine einseitige Wichtigkeit. Das Beispiel freihändlerischer Richtung, welches eine so erlauchtete Regierung wie die belgische gegeben, kann nieht ohüe Folgen bleiben , namentlich hält es der Berichterstatter in hohen. Grade sür wünschenswert^, dass.die .Schweiz demselben insofern solgen mochte, dass sie die Ausgleichung der je^t unleugbar bestehenden Unb.lligkeit des diesseitigen Tarifs nicht durch Repressalien, sondern durch den Abschluss eines ähnlichen Vertrags anzubahnen strebt. Die Unhaltbarkeit des je^igen Zollvereintariss ist schon zu vielseitig erkaunt und anerkannt, als dass nicht jeder neue derartige Vertrag und die damit wachsende Verknüpfung der gegenseitigen Handelsinteressen die Rothwendigkeit einer baldigen Aenderung in helleres Licht stellen und diese selbst herbeiführen l^lfen sollte.

Ein Handelsvertrag mit Russland ist dnrch den Allgemeinen dentsehen Handelstag in Aussieht genommen; die^von den einzelnen Eor..

porationen auf seine Aufforderung hin kundgegebenen Wünsche gehen theils aus eine Modifieation des jenseitigen Zolltarifs, theils aber und vornehmlich auf Massregeln , dnrch welche die Abfertigung erleichtert werden soll.

Was nun die Ein- und A u s s u h r der Z o l l v e r e i n ssta a l e n betrifft, so ist bereits in früheren diesseitigen Berichten aus die Mangel der hierher gehorigen Statistik hingewiesen worden. Die sächsischen Handelskammern haben bei der Regierung den zeitgemässen Antrag gestellt, dass künftig auf vollständigere und raschere Verosfentliehung der Handelsstatistik sowohl des Zollvereins als insbesondere Sachsens Bedacht genommen wer^e, und es stellt dah..r, wenn au.^ vielleiebt no^.h nicht im nächsten Jahre, eine Besserung hierin zu erwarten.

Die Brutto-Eiuuahmen an Ein- und Ausgangsabgaben betrug im Zollverein in den ersten 3 Quartalen des Jahres Thlr. 18,458,893

im gleichen Zeitraume 1862 . . . . . . .

,.

18,880,294

so dass sich sür das lauseude Jahr eine^ Mindereinnahme v o n . . . . . . . . . . . . Thlr.

421,401 herausstellt.

Der Grnnd der Miudereinsuhr liegt, neben den oben berührten politischen Verhältnissen, bei vielen Jmportgegenständen in den. Umstande, dass der niedrige Wasserstand der schiffbaren Flüsse Deutsehlands in den

44 Sommermonaten , besonders von Mitte Juli an , eine Belastung der

Sehisssgefässe nur etwa bis zum vierten theile ihrer Tragsähigkeit ge-

stattete. Die Mindereinsuhr betrifft von den Gegenständen, welche sur die Schweiz von Jnteresse sind , namentlich baumwollene Garne aller Art, baumwollene Waaren, auch Seidenwaaren und Vieh. Eine erhebliche Steigerung zeigt die Einfuhr von Käse ; für Taschenuhren liegt kein Anhalt vor ; doch dürste, nach den Angaben über die hiesigen Messen zu urtheilen, darin ebenfalls eine Vermehrung der Einsnhr stattgefunden haben. Eine hierauf bezügliche Tabelle kann ..auf der Kanzlei des schweizerisehen Handels- und Zolldepartements eingesehen werden.

Was den Jmport vla Bremen anlangt, so zeigen das bedeutendste Minus die Einfuhren nach B x e u s s e n (um 1,09l,..)..).) Thaler Gold), nach H a n n o v e r (um 534,778 Thlr.) und den s ä c h s i s c h e n H e r -

zogthümern, das grosste Blns die nach Baiern (um 300,321 Thlr.)

Wegen der A u s f u h r fehlt es - mit Ausnahme der wenig interessanten Artikel, welche eine Ansgangsabgabe zahlen - an allen ^uverlässigen Angaben. Einen kärglichen Ersal^ dafür bietet wiederum nnr die Statistik der A u s f u h r B r e m e n s , welche nachstehend in ihren Hauptdaten gegeben werden mag.

Die Anssuhr seewärts betrug : ..^^

I^^

alfo ^^

Thal.er Gold.

ThaIer Gold.

7,039,651

6,548,050

-491,601

2,893,163

3,262,874

-^-369,711

in Mannfaetnrwaaren in andern Jndnstrieerzeug-

nissen

Thaler Gold.

ferner die Total-Ausfuhr nach folgenden Ländern, beziehungsweise Häfen, in Gold-Thalern :

Schweiz Oesterreich Europäisches Russland Schweden ,

Norwegen ,

Dänemark Grossbritannien Holland Belgien Frankreich

.

Jtalien, e^el. der osterreichi-

schen Bedungen Rew-^ork Baltimore

Andere Hasen der Vereins-

Staaten

I^^ ^ .ll^^^ 664,195 594,019 3,311,166 3,804,142 789,303 ^ 931,775

also ...l^^ -^70,176 -^492,97^ -l-142,472

2,411,551 3,505,508 1,007,032 286,402 154,350

2,627,538 4,027,428 1,219,134 319,662 494,664

-^215,987 .^52 l ,920 ^2l2,102 ....-33,26..)

^34^),314

724,285 9,291,822 254,848^

679,167 ....-45,118 8,259,739 -1,l)32,083 202,895 ^ -5 l ,953

406,447

220,408

-186,039

45 ^.^

Mexiko und Eentralamerika Reugranada Buenos-A.^res Brasilien Venezuela Andere Staaten Südamerikas Euba Das übrige Westindien Afrika und Juseln Ehina Die übrigen Asien Australien Die Sandwi.l.^Jnseln oder : Europa überhaupt Transatlantische Länder Da^u zur Ausrüstung der

Handelsflotte

305,875 10l ,983 269,893 150,043 234,670 137,314 739,^57 5l6,1l4 113,629 19,989 80,286 15,710 118,951

48,059,094 12,783,531 532,291 Total 61,374,916

^^ 223,726 181,l89 135,439 154,369 ^324,168 81,661 427,713 516,766 206,156 135,567 83,796 51,935 297,554

alfo ..^^ -82,149 -^-79,206 --.134,454 -^-4,326 -,-89,498 .--55,653 -311,844 -i- 652 -,-.92,527 -^115,578 -^3,510 ...^-36,225 -^178,603

48, l 22,703 ^ -^-63,609 11,545,403 -1,238,128 738,550 -^206,259 60,406,656 -968,260

Einige auf den Aussuhrhandel be^ügli^.he Bemerkungen werden unten bei der Besprechung der Leipziger Messen ihren Vlatz finden.

Ueber ^ie G e s e t z g e b u n g , soweit sie für den Handel und die Jndustrie von besonderen. Jnteresse ist, mag folgendes erwähnt werden : Mit der Einführung des gemeinsamen H a n d e l s g e s e t z b u c h e s find nur uoeh einige wenige kleinere Staaten im Rückstande; aus die meisten Schwierigkeiten stossen die Bestimmungen über die Vermogensoerhältnisse ^der Handelsgesellschaften und das Mäklerwesen. ^ie Einrichtung von Handelsgerichte^. , wie sie durch jenes Gesetzbuch vorgeschrieben wird, schreitet langsam vorwärts und ist namentlich auch in Vreussen noch nieht iu Angriff genommen. Die Arbeiten der in Hannover tagenden Eommisston zur Berathuug einer allgemeinen deutsehen E i v i l p r o z e s s o r d n un g sind in erfreulicher Weise gefordert worden, doch ist das endliche Zustandekommen des Werkes schon durch die Richtbetheiligung Breusseus au den Eommissionsarbeiten leider sehr in Frage gestellt. Auf die Re-

gelung des deutschen Münz-, Maass- und G e w i cht-.^ ^stem s

wartet man noch immer vergeblich.

Was die Va t e n t - Frage betrifft, so hat die vom Bundestag mit dereu Losuug beauftragte Eommissiou in Uebereinstimmung mit dem Gutachten des deutsehen Jngenienr-Vereins ^ sür Einführung des sogenannten Anmeldeversahrens, wie es ^. B. in England stattfindet, und damit eine Erweiterung des Patentschutzes beantragt. Die wissenschaftlichen Autoritäten dringen dagegen immer. ent-

46 sehiedener auf dessen gänzliche Aushebung, so namentlich der le^te volleswirtschaftliche Eongress, und zwar beruft man sieh dabei vorzugsweise aus das Beispiel der Schweiz. Jn diesem Sinne hat denn auch Breussen kürzlich sein Votum am Bundestage dahin abgegeben, ..^ass es zu einer Aenderung der Bat^.ntgeset^ebung, die nicht die A u f h e b u n g des Batentsch^es bezwecke, die Hand nicht bieten konne. Die sächsischen Handelskammern haben sich ebenfalls nahezu einstimmig für Abschaffung des Batentschul^es ausgesprochen.

Die V e r k e h r s - A n f t a l t e n anlangend, verdient vor Allem Erwähnung die seit vielen Jahren ersehnte Herabse^ung der El bz o l l e , für welche statt der bisherigen ^ Zollklassen deren . nur noch 3 zn l6, 8 und 2 preussischen Bsenningen bestehen.

Aneh die ^..ehifsfahrt auf der W e s e r geht einer besseren Zukunft entgegen, nachdem die seit 1.^45 schwebenden Verhandlungen zwischen Hannover und Bremen über die gemeinschaftliehe Anstiesnng^ der versandeten Unterweser im September ihren Abschluss dahin gesunden haben , dass Hannover die Userbauten bei Farge und Reknm, Bremen aber die Ansbaggernng 4 F ...ss unter der niedrigsten Ebbe bei einer Fahrwasserbreite von ^0 Fnss übernommen hat.

Ueber das Projekt eines R h e i n - E l b e - E a n a l s lässt st.h Roheres noch nicht berichten.

Die deutschen E i s e n b a h n e n hatten si.h bis zur legten GeneriVersammlung des Gesammlvereins im Juni vorigen Jahres um l26,5 Meilen gegen das Vorjahr vermehrt ; von neu projektirten Linien sind zu Sachsen eine direkte Verbindung zwischen Leipzig nnd Ehemni^ nnd Dobeln.^eis..ig-Grim...a^ei^ig ; a.^sser .....^aehse.^ : Halle ^ Torgau mit Fortse^ung über Eotlbus nach ..^osen, serner Eassel^ordhausen^Halle und Gottingen-Mühlhausen-Langensalza-^otha.

^ür das sächsische Erzgebirge sängt man an, die Notwendigkeit eines ^....stems von s. g. N e b e n b a h n e n ^.. erkennen, doch find zu dessen Ausführung n o eh keine ^ehritte gethan.

...^ehr erfreulich ist die Herabsel^uug der Gebühren für interne T e l e g r a m m e dureh Vernnndernng der Zonen von l0 ans 4 des einfachen ...^.al^es von 12 ans 8 ...^gr. ; sowie die Herabsezung der Gebühren von und naeh der ^..ehweiz -.-- ^unptom und Befordernngsmittel der gegenZeitigen nachbarlichen Beziehungen. Die^ Verdienste, welehe der Bundesrath
sieh in dieser Angelegenheit erworben, werden von dem handeltreibenden Publikum des Zollverein^ mit Dank ane.rl.ennt, und ...s ist nur zu wünschen , dass des Ersteren Bemühungen um ^ie Reform der internationalen V o f t t a r i f e mit gleichem Erfolge gekront werden moehten.

Das .. gewerbliche G e n o s s e n s c h a f t s w e s e n sehreitet rüstig vorwärts, nur bleibt zu wünschen, dass die Gese.^gebnng die Legitiniation der Genossenschaften als Korporationen und damit ihren Verkehr mit Drillen erleichtern mochte. Jm Laufe des Jahres hatten sie eine Krisis

^ 47 insofern zu bestehen, als ein ehrgeiziger Abenteurer, L a s s a l l e , die Arbeiter vou dem bewährten Schulze-Deli^sch^sehen Brinzip ab- und anf die

Rothwendigkeit der Staatsuuterstü^ung, zugleich aber -- als Mittel ^u

diesem Zwecke - auf das Streben nach allgemeinem Wahlrecht hinzulenken suchte ; dnrch glänzende Rednergabe gewann .L a s s a l l e schnell grossen Anhang; doch hat der gesunde Sinn der Arbeiter sich bald wieder der richtigen ^al.^n zugewendet. Auch die Arbeiter-Bildungsvereine gewinnen immer. mehr an Umfang.

Die A r b e . i t s n o t h , insbesondere in den Baumwoll-Jndustrie.Distrikten, hat nicht so grosse Dimensionen angenommen. wie^ zu sürchten stand. Die ansserordentliche Genügsamkeit der Arbeiter in B.^ng anf ihre Lebensbedürfnisse, die ^..pferwilligkeit der Mehrzahl der Fabrikanten, die Leichtigkeit beider i.m Uebergang ^u andern Fabrikationszweigen haben einen so schlimmen Rolhstand, wie z. ^. ln England, verhütet.

Von günstigem Einsluss hat sich dabei anch ein Umstand erwiesen, welcher sonst als ein Ra.htl.eil der deutschen Jndnstrie gegenüber der englischen erscheint, dass nämlich die verschiedenen Industriezweige nicht so wie dort in grosse Distrikte zusammengedrängt find. F l a c h s b a u und L e i n e n - J n d u s t r i e haben nuter der Einwirkung der Baumwolluoth namentlich in Westphalen, in Schlesien und im sächsischen Erzgebirge entschieden an Terrain gewonnen ; in letzterem Bezirke sind mehrere Flachsbereitungsanstalten angelegt worden, und die noch junge Flachsindustrie-Gesellsehaft in Anna-

berg z. ^. hat ihre^Spindel^ahl von 5000 auf 10000 erweitert.

Die

Zahl der in Sachsen befindlichen Stickmaschiuen hatte sich im März vorigen Jahres bis auf 97 , darunter^ 80 mit 2 und .) mit 3 Etagen, im Ganzen mit eirea 25,l)00 Radeln, vermehrt (Ende 186l 52, davon 43 mit 2 und 1 mit 3 Etagen, zusammen mit eirea 12,000 Radeln); es sel.^lt jedoeh in diesem Zweige noch an der geeigneten Verbindung der Hand- mit der Maschinen-^ndustrie. .^ämmtliche Stickmaschinen werden übrigens ^nr ^eit noch durch Menschenkrast bewegt. Ueberhanpt ist das Ganze gegenüber der schweizerischen Stick.Jndnstrie uur noch ein Ansang zu nennen, und es ist die Zeit der ^aumwollnoth natürlich nicht ^nr Erweiterung dieser Branche geeignet. Die Fabrikanten hoffen nach Absehluss des Verlages n^it Frankreich dort ein gutes Absatzgebiet zu finden.

Was die Leipziger M e s s e n anlangt, so ergiebt sich die Einfuhr an vereinsländisehen Waaren aus der nachstehenden Tabelle.

48 ^i.achn.e^nng

.^er zu ^eu .fesselt 1..^ iu Leip.^ eil^e^all^ellen ^ereillslalllnschen uicht zollpflichtigen ^aaren.

Benennung der Waaren.

Vaumwollenwaaren . . . . .

Eisenwaaren . . . . . . . .

^Garn

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Glas und Spiegel .

.

..

Feine Hol^vaaren . . . . .

Instrumente . . . . . . . .

Fertige .Beider . . . . . .

Tupfer- und Messingwaareu Knrze

Waaren

Leder

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.Lederwaaren . . . . . . . .

Leinenwaaren . . . . . . .

Vavier

.

.

.

.

.

.

.

. .

Bor.^ellan und Steingut Belzwerk

.

.

.

.

.

.

.

.

. .

.

Seidenwaaren . . . . . . .

Halbseidene Waaren . . . .

Strohwa^reu . . . . . . .

Tapeten ^.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Wolleuwaaren . . . . . . .

Wagen

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Ostermesse.

Michaelis-

Zentner.

Zenlner.

Zentner.

.

^nmma

Summa Summar.^

messe.

1l,.)^ 2,2l 2 523^ 567 225 295 332 155 1,146 13,465 68.)

5,l60 3, l 52 1,244 127 755 229 ^7 ^0 31,227

23,486 3,485 542 2, l 78 793 572 747 503 7,351 26,998 4,359 10,239 2,040 3,105 l,2l5 2,275 413 695 162 56,885 4l4

25,698 3,905 ^924 2,607 l ,325 6l1 1,231 600 6,655 30,541 4,787 10,203 1,650 3,081 1,l)39 2,487 338 112 54 71,039 332

1,363

1,^88

2,362

74,969

150,045

172,58l

.

diverse, nicht schon genannte Waaren

Neujahrsmesse.

m . . 397,595 Zentner.

49 Jm Einzelnen ist hierüber Folgendes zu bemerken : Jn der Reu j a h r s m e s se war, abgesehen von den amerikanischen Verhältnissen, namentlich der Mangel an Käufern aus Griechenland und den Donausürstentl..ümern wahrzunehmen ; auch der Absa^ nach Russland und Bolen zeigte sich, obgleich die Revolution damals noch nicht ausgebrochen war, ausfallend schwach ; in ausländischen Waaren betrug derselbe nur 273 Etr., mithin um 220 Etr. weniger als im Vorjahr. Ju s a b r i z i r t e m L e d e r war die Zufuhr so stark wie selten zu Reujahr;

doch wurde schliesslich mit etwas gedrückten preisen das Meiste geräumt; in. r o he n Wildhäuten war wenig Umsa^; von inländischer Waare machten rohe Ziegenselle das beste Geschäft.

Die Messe in Rauch w a a r e n ^var wie gewohnlich unbedeutend, am besten dagegen in w ol le n en W a a r e n , namentlich in Tuchen und tuehartigen Rossen. Jn Modesachen war schon vor der Messe das Geschäst flott gegangen, und so wnrde nur n..enig zugesübrt, was besonders an süddeutsche Käufer schnellen Absa^ fand ; auch von Schweizern wurde ziemlieh viel gekauft. Von den Fabrikationsorten waren Beil^ und Cottbus, Forste und Spremberg bevorzugt ; auch für die leichten Zephire und .^ Tuche von Sommerfeld und .^agan hatte der Eingang besserer gesehäftlicher Rachrichten aus Amerika einen kleinen Breisaufschlag ^ur Fol.ge.

Die geringen Vorräthe in blauen Tuchen wurden schnell vergriffen. Jn mehreren ^abrikorlen riefen bedeutende Ordres für den Orient reges Leben hervor. Jn K a m m g a r n s t o f f e n , wie auch in g e m i s c h t e n Waaren gab es wenig ^ager und wenig Umsal^. in ordinären Kleiderstoffe.., poil de chèvre u. s. w. wurden einige grossere Vosten . z u leidlichen Vreisen ans dem Markte gewonnen ; auch halbwollene Orleans machten ein gutes

Geschäst.

Was für B a u m w o l le u w a a r e n die Reujahrsmesse 186 l ,02, im ^Beginne der steigenden Eoujunetnr, besonders gün^ig gewesen, so war die solgende ^862^63 .desto unbedeutender. die Zusuhr betrug eirea

12,000 Etr., mithin 4600 Etr. weniger als im ^orjahr, und es l^om-

meu von dieseln Ausfall allein aus Sachsen 3.^0^ Etr. . in ausländischen Waaren betrug die Zns..l..r eirea 5000 ^tr. Die schweren Stoffe für den täglichen Bedarf, Eallieos, ^hirtiugs, weisse Ressel, baumwollene Futter^euge ^e. litten unter der Vertheurung des Rohmaterials. am meisten.

Aber auch iu anderen ..Aachen wurde nur wenig, hie und da mit einem geringen Ausschlage verkaust; an Weiss- und ...^ticker.^Waaren wurd.^ kaum der uothigste Bedarf mit einem Aussehlage von zirka 25 ^ befriedigt. Die baumwollenen und halbleinenen Hosenzenge der Laufilz gingen

zum Theil leidlich ab.

Jn L e i n e n w a a r e n betrug die vereiusläudisehe Znsnhr ebenfalls 2500 Zentner weniger als im Vorjahr, was dem guten Geschäftsgang vor der Messe zuzuschreiben ist. Jn Ereas wurde viel verkanst und wieder

50 eine kleine Erhol..uu^ de.: Breise gegen die Herbstmesse erzielt, ebenso in Rohleinendrell. Damast und Bett^uge waren wenig vorhanden, u..d der Absal^ darin beschränkte sieh im Wesentlichen ans die gewöhnliche Kundschast des Blaues und der Umgegend. .

Jn S e i d e n w a a r e n betrug die vereinsländische Anfuhr 755 Zeutner, über 40l) Zentner mehr als im Vorjahr, die ausländische gegen 900 Zentner. die Messe war in inländischen Waaren wenig belebt, unx ^chwar^e Ripse aus Erefeld und Elberfeld machten den schwarzen Stoffen aus der Schweiz uud ..^on ziemliche Eoneurre.^. Auch ausländische Seideu^e..ge machten wenig Geschäfte, abgesehen von den regelmäßigen Sendungen vou Bäuderu, Spil^n, a..eh etwas Stabwaaren nach Rnssland, ^olen und den Donanfürstenthüu.ern. Das Vereinsland kaufte ...ou Stab.waaren äußerst wenig, dagegen in der gewohnliehen Weise von Bändern und Spieen . von wel.l..^ lederen in gewissen Sorten ziemlich .^iel für die ländliche Bevölkerung nach Baden, Würtemberg und Bauern gegangen ist. Unter den ausländischen halbseidenen Waaren ma.hten sich wesentlich bemerklich sr.n.zosisehe und österreichische Shawls, englische Rüschen (ans baumwollenem und seidenem Tüll) und Lenoes --^ zum Theil nach Art des Orleans, vorwiegend aber bar^gearlig gewebte Stoffe ^us Alpa^aru, welchem seh on im Gespinnste eine ganz geringe .^nautität Sei.^e beigemischt ist. ^n Eonfeetions, ^osamente.., Zwirnspi^en ^e.

war das Geschäft ebenfalls ohne Belang. Dasselbe gilt ^von ^nrzwaaren.

Von ^ch w e i t e r T a s c h e n u h r e n wurden diesmal nur 4 Rentner netto eingeführt. nn.^ sogleich in den sreien Verkehr gese^t.

D^e ^sterme^e war trol^ der Befürchtungen , welche. mau für fie .^n heg^. Gru^.d hatte, nieht nur uieht eine ^.hle.hte, sondern fast eine Mittelniesse ^u nennen.

Zwar fehlt... Nordamerika, Russland und Voleu fast sür alle Artikel recht empfindlich, und man .oar gegen diejenigen .Käufer, welche fich eingesunden, sehr zurückhaltend u.it der Bewilligung vou Kredit , dagegen zeigte sich die Zahlnngsfähigkeit der Käufer aus den unteren Donautändern günstiger als man erwartet hatte, und belebte sich in ^olge dessen auch das neue Ges.häft , ferner waren die Schweiz, die seaudina^ ^is.hen Länder, sowie Südamerika stärker als sonst vertreten, auch übertras der inländische Absa^ bei weitem die gehegten Erwartungen.

Sehr gut gestaltete sich das Grossogesehäst in R a u c h w a a r e u , wo namentlich Griechen und Türken als gute Käufer austraten, ferner in l e i n e n e u Manufakturen. befriedigeud in L e d e r , wo sich ähnliche Verhältnisse zeigten wie in der Renjahrsmesse, und w o l l e n e n W a a r e n ; unter mittelmäßig in b a u m w o l l e n e n Geweben, am wenigsten gut, zum Tl^il sogar reeht u..g^nstig in . ^ e i d e ^ n w a a r e n .

51 Ju w o l l e n e n und h a l b w o l l e n e n Waaren betrug die Znfnhr über 6 l ,000 Zentner, fast 6000 Zentner mehr als im Vorjahr, und es kam von den. Gesamm^nantum aus Sachsen allein fast die Hälfte, nngefähr ^ auf preußisches Fabrikat. An.. Einkaufe betheiligten sich, was Bunins und dergleichen Stoffe anlangt, besonders stark die S eh w e iz e r , und es wurde rühmend^ anerkannt , dass sie meist baare Zahlung leisteten, um so mehr, je schwerer sonst in der Mannsaktureubranche die Verkäufer sieh vor der überhandnehmenden Unsitte , mit kleinen laugsichtigen Appoints, auf Rebenplä^e zu zahlen, retten können. Für eigentliche Tuche fehlte zu sehr die amerikanische Kundschaft. Damaste zu Möbelnbe^ug haben den mit Blumen b^drnckten Tibets und halbseideneu Stoffen grosseutheils das Feld geräumt.

Von g e m i s c h t e n W ..are u m ....h te n ^tappelartikel : ordinäre Kleiderstoffe, wie Napolitaine, Voil de Ehevre und dergl., die um ^eire..

30 bis 40.^ theurer bezahlt wurden, als in gewöhnlicher Zeit, Eassinets, die in bessern Sorten bei einem Ausschlag von ^ Rgr. per Elle sehr gesucht waren, ferner die soliden und überall beliebten Kleiderstoffe aus Alpa.^awolle mit Seide -^ bei nicht bedeutenden Vorräthen, im Allgenieinen befriedigende .Geschäfte.

Lohnenden und reichliehen Absa^ fanden serner inländische O r l e a n s und bedruckte J a . ^ u a r d - S t o s f e in bessern Qualitäten, ein Artikel, dessen Bedeutung sehr gewachsen ist und der besondere Erwähnung verdient, weil seine Fabrikation, in der Gegend von ^ittau, Reiehenau ..e.

statut der früheren Erzeugung roh^r Kattune aus Rotl^ eingeführt , die dortigen Arbeitslöhne nicht unwesentlich erhöht hat.

Die Zufnhr au B a u m w o l le n w a a r e u betrug nur 26,000 Zentner,

davon e.rea 23,5l)l) Ztr. inländisches Fabrikat (gegen 37,000 Ztr.

Ostern 186l). aufwachsen kam hiervon beinahe die Hälste, ans Vreus.eu mehr als ein Drittel. Ueber den Absal^ gilt im Allgemeinen das für die ..^enjahrsmesse bemerkte; zu erwähnen ist noch , dass t ü r k i s c h r o t he K a t t u n e ans .^.r Schweiz wie aus dem Zollverein, welchen ledern der hohe Zoll auf ^rappfarben immer no..h die Konkurrent fürs Ausland ^unmöglich macht, keineswegs denen des Rohstoffs entsprechende preise erretten.

Den S t i c k e r e i e n schadete beträchtlich die herrschende Mode der bis an den Hals ansch^liessenden Damenkleider, welehe nnr den Gebrauch kleiner weißer Kragen .ind Manehetten gestaltet. Der geringe Bedarf wurde übrigens vorzugsweise durch iuländisches Fabrikat gedeckt.

An ^ e i d e n w a a r e u gelangten im Ganzen 3028 Zentner (220 weniger als im Vorjahr) ^..r Messe, und es war darau das Vereinslaud mit 2275 Ztr. betheiligt. Von der dentsehen Kundschaft fehlte, wie bei andern Branchen , ein grosser Theil , andere dagegen kauften mindesten...

in dem gewöhnlichen Masse; so erklärt sichs, dass von den Verkäufern

52 viele wohl zufrieden waren, während andere versicherten, dass sie sieh einer fo schlechten Messe nicht zu erinnern wüssten. Jm Ganzen scheinen inländische Seidenwaaren ein besseres Geschäst gemacht zu haben , als schweizerische und französische Stabwaaren und Bänder; in glatten Stoffen und Modebändern waren die neuen Farben, Havannah und Grün, am meisten begehrt. Jn schwarzen Tasflen war der Absa^ ein ziemlich n ormaler; doch blieben die Breise tro^ der steigenden Tendenz des Rohstoffs unverändert.

H a l b s e i d e n e gazeartige Stoffe, Grenadines u. s. f. und dazu passende Shawls gingen sehr flott, namentlich wurden darin von ^nwesenden Engländern bedeutende Bosten entnommen.

Jn S chweizer^Tasehenu hren , wie auch in Bendulen und Re^ulatoren, zeigte sich geringer Begehr sowohl für den inländischen Konsum

als sür den . Export.

Schließlich mag noch erwähnt werden, dass M ä h m a s c h i n e n , welche namentlich auch in Leipzig und der Umgegend in grosser Auswahl und vorzüglicher Güte fabrizirt werden, ein bedeutendes Ges^äst machten.

Jn der ...^ichaelismefse machte sich, trol.. der noch immer fortdauernden ungünstigen politischen Zustände , zum ersten Male der lange zurückgehaltene Bedarf wieder in grösserem Mass und durchgängiger geltend, und es kann dah^r diese Messe in den meisten Branchen als eine gute, in einigen sogar als eine vorzügliche bezeichnet werden. Namentlich gilt dies vom Absal^ nach dem^ Zollverein; auch der Export nach Amerika^estaltete sich wieder günstiger, wiewohl die immer wechselnden K..rsverhältnisse und namentlich der Umstand, dass man den Stand derselben nicht immer rechtzeitig erfahren konnte, die Gesehäste dahin sehr erschwerten.

Vielfach bediente mau sieh des Auskunftmittels, die uaeh dem let^tbe-

kannten Tageskurs festgestellten Anweisungen an den Hanptplä^en Amerikas gegen Wechsel aus London einzutauschen und dadurch den Ges.häfteu die möglichste .Sicherheit zu verschasfeu. Die Begehungen zu den Donaufürst.^.thümer.. halten sieh in Folge der dortigen guten Getreide^ und Sei^ernten ebenfalls wesentlich gehoben. Aueh von der Schweiz, den skandinavischen Ländern und Jtalien wurde ziemlich gut gekaust, während die russische und polnische Kundschaft allerdings in den sonst dahin gangbaren Artikeln schmerzlich vermisst wurde.

Die Messe in sabrieirtem L e d e r nahm einen raschen günstigen Verlaus, in rohen Häuten dagegeu entsprach der Absal^ nicht ganz den gehegten Erwartungen. Jn R a u e h w a a r e n blieben die sonst für Russland gesuchten amerikanischen Artikel, namentlich feinere Lu^nswaaren, vernachlassigt, während im Uebrigen bedeutende Geschäfte gemacht wurden. Beilänfig sei erwähnt, dass der Absal^ in Sehweiusborsten, namentlich Wilnaer, Tietiner, Bukarester und Bodper, nach dem ^Zoll.^erein, Frankreich und der Schweiz grossen Umsang annahmen.

5^ Jn w o l l e n e n und h a l b w o l l e n e n W a a r e n erhob sich die ^usuhr diesmal aus das enorme ..Quantum von fast 80,000 Ztr. , was geg..n das Vorjahr ein^Mehx von mehr al^ 14,000 Ztr. ergibt, davon .

kamen über 8000 Ztr. auf ausländische Waaren. Tro^ dieser grossen Zusnhr war das Resultat der Messe fast durchgehends ein sehr günstiges.

besonders sür die vereinsländisehen Waaren. Für die Schweiz wurden namentlich Diktuehe viel gekaust. Aueh leichte Tuche sür den grient ..e., die verschiedenen Sorten Buckskins, serner Flanelle aller Art gingen trot^ der hohern Preise flott, und es wurden aus lettere noch ansehnliche Austräge sür den direkten Export zurückgelassen.

Das glänzendste Geschäft machten wohl die sog. Glauchauer.

Artikel, bei welchen allerdings die zur Messe gebrachten Vorräthe minder stark waren als sonst, fehon vor der Messe waren die Fabrikate während des ganzen Sommers sehr begehrt, und man hatte demzufolge die direkten Austräge nach dem Zollverein, nach der Moldau und Wallachei, Frankreich (behufs weitern Exportes), Spanien, Vortugal, Amerika, ja selbst für England kaum auszusühren vermocht. Ordinäre Kleiderstosse machten ein weniger günstiges Geschäft ; dagegen war der Absal^ in Ehemni^er wollenen Artikeln, ganz- und halbwollenen Mobel-Damaften, Jmperials u. s. w., ferner in Eassinets, in Unterrocksstossen, in den Greizer, Geraer und Reiehenbaeher Artikeln, besonders ripsartigen Modestosfen, in Orleans, .Lüstres u. f. w. (Zittau, Reichenau und .^.berschlesien) durchgängig sehr befriedigend.

Rieht minder gut ging das Geschäst in e n g l i s eh e n dergleichen Waaren, in ihren vielen glatten gemusterten und bedruckten Varietäten.

Auch w o l l e n e S t r u m p f w a a r e n aus Apolde und Umgegend fanden lebhaften Umsatz.

Die Znsnhr an b a u m w o l l e n e n W a a r e n ^hatte sich einigermassen wieder gehoben ; sie betrug über 28,000 Ztr. , wovon über 25,000 Ztr. ans inländische Fabrikate kommen. Die geringen Vorräthe an schweren und an Druck.vaaren aus dem Rheinlande, Westphalen, Baden, Berlin und Ehemni^ wurde s^.ell geräumt, auch schwere S c h w e i z e r Waaren guter Qualität, namentlich rothgrundige Eallieos und Tücher, waren meist für das Ausland. stark gefragt, ebenso ausländisehe Shirtings alter guter Qualität, weniger die leichtern franzosischen und Schweizer Stoffe, Jaeonats, Mnlls, Organdis u. s. w. ; von Weisswaaren und Stickereien gingen noch am besten broehirte Gardinen-

stofse.

L e i n e n w a a r e n , von welchen über 10,000 Ztr. inländisches und ^irka 250 Ztr. ausländisches Fabrikat zugesührt waren, machten in allen

Hauptartikeln besriedigende Geschäfte.

Verhältnissmässig am wenigsten günstig war das Ergebniss der Messe.

in S e i d en w ...are n; die Znsnhr daril. betrug eirea 2500 .Ztr. von

54 vereinsländischer und 237 Ztr. von ausländischer Waare. Jm Vergleich zur permesse machten inländische Seidenwaaren immerhin ein leidliches .Geschäst, und dasselbe gilt von ausländischen Stabwaaren. Tüchern und Ländern, wiewohl der schwache Absa^ nach Russland und Boleu hier sehr bemerkbar wurde. Rach Bolen ist in Seide und Halbseide nur einiges in schwarzen Waaren verkaust worden , weil damals das Verbot der Landestrauer noch nicht erlassen war; bald naeh dem Eintritte desselben sind dagegen zahlreiche Bosten in bunter Waare, namentlich auch Band, nach Volen versendet worden , es geigte sich plo^lich dringender Bedarf, und der dermalige Zustand der Dinge begünstigt sehr den Schmuggelhandel.

Die Donausürste..thümer kauften ziemlich viel Seidenwaaren , während sur den überseeischen ^ Export die Fabriken meist direkt engagirt waren.

H a l s e i d e n e V o p e l i n s und andere mit Seide gemischte Kleider-

stosse, inländische sowohl als ausländische , gingen nicht minder günstig als ähnliche Wollenstoffe. Vosamentirwaaren machten wenigstens kein ungünstiges Geschäft; hervorzuheben sind sogen. Bandzäckehen, welche im

Erzgebirge viele Hände beschäftigen.

An S c h w e i z e r T a s c h e n u h r e n betrug die Znfuhr 67 Ztr., ^er Absa^ nach dem Jn- und Auslande eirea 31 Ztr.

Ueber den sonstigen Handel Leipzigs lässt stch zur Zeit im Mangel fast aller statistischen Augaben nichts Bestimmtes sagen.

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Bericht des schweizerischen Generalkonsulates in Leipzig über das Jahr 1863. (Vom 15.

Februar 1864.)

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