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Schweizerisches Bundesblatt.

XVI. Jahrgang. ll.

Nr. 43.

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8. Oktober 1864.

Bericht des

Bundesrathe an den schweiz. Ständerath , betreffend die Frage der Vereinfachung der Telegraphenverwaltung.

(Vom l. Juli 1864.)

Tit..

Jndem wir einer diesfälligen Einladung des Ständerathes vom 22. Dezember 1863 Folge geben, beehren wir uns, demselben unseren Bericht über die Frage der V e r e i n f a c h u n g der T e l e g r a p h e n v e rw a l t u n g , n a m e n t l i c h durch A u s h e b u n g d e r K r e i s i n s p e k t o r e n , vorzulegen.

Um sich über diese Frage vollständig aufzuklären , ist es am Vlaze, sich vorerst die jezige Organisation der Telegraphenverwaltung und namentlich die Funktionen der Jnspektoren zu vergegenwärtigen.

Die Telegraphenverwaltnng wurde, so wie sie gegenwärtig besteht, dureh das Bundesgesez vom 20. Dezember 1854 organisât (siehe offiz.

Sammlung, Band V, Seite 1). .....ach Analogie der für die Vost- , Zoll- und Vulververwaltuug angenommenen Bestimmungen theilte man

gleich nach dem Entstehen unserer Telegraphie das gebiet der Eidge-

uosseuschast in vier Telegraphenkreise. Raeh einer dreijährigen Erfahrung wurde diese Eintheilung durch das erwähnte Gesez vom 20. Dezember

1854 definitiv beibehalten. Au der Spize eines jeden Kreises befindet

sich ein Jnspektor , welcher unmittelbar der Direktion untergeordnet ist ; diese selbst steht direkt unter dem Bostdepartement.

Bundesblatt. Jahrg. XVI. Bd. II.

61

806 Die einige Abänderung an diesem Geseze bezieht sich anf die Ausäze der Besoldungen, welche ^nlezt durch d...s Bnudesgesez vom 2.). Ja-

nua.. 1863 festgefezt wurden (siehe ossi^. Sammlung, Band Vll, S. 4l8).

Jndem durch legeres die Stellen der Kreisinspektoren beibehalten wurden, ist das Maximum ihrer Besoldung gleichzeitig von Fr. 2700 auf ^r. 3600 erhoht worden. Diese Erhöhung wurde zudem aus de^ Vorschlag des Bundesrathes beschlossen, in .^olge einer mit Sehlussnahme vom 5. Februar 1862 an denselben gerichteten speziellen Einladung der hohen Bundesversammluug, in der nächsten Simung Vorschläge über Besoldungserhohun^ zu Gunsten der T e l e g r a p h e u i u s p e k o r e n und Telegraphisten vor^u-

legen. (^iehe offiz. Sammlung, Band Vll, ^. 137.)

Diese Einladung selbst wurde in Folge unserer Botschast vom 6.

Januar 1862 (siehe Bundesblatt v. J. 1862, Band l, S. t 3t) an den Bundesrath gerichtet, iu welcher es bezüglich der Telegraph.^inspekloren

heisst : ..Diese Beamten, von denen jeder einen sehr ausgedehnten Kreis mit ^30-^0 Büreau^ und 100-^200 Stunden Linien unmittelbar ^u ver..walten hat, die den Dienst in allen seinen Theilen zu überwachen ..haben und dasür der Zentralverwaltnng verantwortlieh sind. ^ie alle ,, Neubauten, Umbauten und Reparaturen der Linien auszuführen, alle ^Lokal - und Versonalsragen . so wie alle Reklamationen ^. ^n begut^achteu und zu erledigen haben ; denen die Ueberwachnng der fassen und ., die .Stellung der ^reisreehnungen obliegt, die im Besi^e ausgedehnter ., technischer .Kenntnisse sein müssen, um diese Vflichten erfüllen zu tonneu; ^,die über bedeutende Fonds für Ausgaben aller Art verfügen, und daher ,,.,ur Dekuug dieser Verantwortlichkeit dreifach so starke Kautionen zu ,,leisten haben, als die Ehefs der Telegraphenbüreaur^ ; diese Beamten, ,,dereu Rang mit demjenigen der Zoll. und ^reispostdirektoreu ^n ver^gleichen ist , stehen aus einer verhältnissmässig ^u niedrigen ^tnfe der ,,Besoldungsskala der eidg. Beamten ^e.^ Judem wir diese Darstellung der Funktionen und der Verpflichtungen ^der Jnspektoreu in allen Theilen bestätigen , müssen wir beifügen , dass dieselben die gan..e Zeit und Krast der ..^telleninhaber ..u Anspruch nehmen, und ^war zun. grossteu ....uzen und Bedurfniss sür den Telegraphendienst.

Wir haben gesehen, dass ihre Zahl durch das Gese^ von. 20. Dezember 18^4 aus v i e r sestgese^t worden war. Diese Zahl wurde seither uicht erhoht, nnd doch. blieb die Telegraphenverwaltung während den abgelaufenen 10 Jahren m eh t stehen. Die Geschäfte haben bedeutend Zugenommen ; sie ^haben sich verdoppelt, verdreisaeht und mehr, wie dieses ^us den wenigen Zahlen der nachstehenden Tabelle deutlieh hervorgeht.

807 B e st a n d

Ende 1854.

---

Ende 1863.

-

Länge der .Linien, in stunden 410 665 ,, ,, Dräthe, ,, 505 1035 ^ahl der Apparate . .

145 333 ^,, ,, Büreau^ . .

90 2l2 ^ ., ,, Beamten . .

120 322 ,, , Telegramme .

129,167 456,87l Total der Einnahmen . Fr. 235,688. 50 Fr. 671,885. 04 ,, ,, Ausgaben l^ im Allgemeinen) ,, 218,718.47 . 570,846.44 .,

,. Ausgaben für Bau und Unterhalt

der minien . . . ., Aktivsaldo . . . . ^.

51,9ll. 85 16,970. 0...

Ver-

mehrung.

62 105 l 3l) ^35 168 254 185 161 ^ .

,, .79,997.40 246 ,, 101,038. 60 4.^

Hieraus geht deutlich hervor, dass gegenwärtig ein Jnspe^tor 16.^ statt l 00 Stunden Linien und mehr ^u bauen, r^.pariren , unterhalten und überwachen hat , statt 35 hat je^t jeder Jnspektor 8.... Apparat aus^ zustellen, ^u prüsen und die Behandlung d.^rsell^en ^ Beigen und zu ül^exwachen; statt 20 Bürean^ hat jeder 50, statt 3..) Beamten 80 zu beaufsichtigen, zu leiten und dafür die Verantwortlichkeit zu tragen u. s. u.^ Der Gesehäftskreis der Telegraphen-Jnspektoren hat sich somit sehr erweitert, so sehr, dass es ihnen nieht mehr möglich ist, allen ..^erpfli^tungen nachzukommen, welche ihnen Anfangs übertragen worden ^aren.

Die Zeutralverwaltung musste daher nach und nach alle Gesehäste übernehmen, welche querst die Jnspektoren besorgt hatten, dann aber mit Vortheil zentralisirt werden konnten, wie z. B. die Lieserungen der ^ormulare und Druksaehen, des Drathes, der Jsolatoren, theilweise der Stangen, die Versendung der Apparate uud des d.^u gehorenden Materials, die Erledigung der Re^nungs-Revisiouen ...e., endlich und zwar erst jüngst die Anfertigung der Einnahmen^Reehnnngen.

Den Jnspektoren liegen folgende wesentliche Funktionen ob .

t . Alles, was Be^ug hat aus den Bau, die Unterhaltung uud Ueberwachung der Linien, sowohl in Betreff der Ausführung der Arbeiten als der Verwenduug der hiefl.r bestimmten bedeutenden ^onds. Wenn diese Verrichtungen solchen Angestellten .übertrage^ werden, welche davon nichts verstehen , oder nicht die nothige Zeit daraus verwenden konnen, oder endlich weder mit den .Lokalitäten , noch mit den Bersonen und

808 Dingen längs ihrer Linien hinlänglich vertragt sind, so riskirt man die.

Zerrüttung der Linien oder .^ie Verwendung unverhaltnissmässiger Summen für ii..ren Unterhalt, im Vergleich zu welchen der Gehalt eines Inspektors kaum in Betracht kommt.

2. Alles, was die technische Einrichtung der Büreaur^ und die Ueberwachnng des eigentlichen Telegraphendienstes betrifft. Auch hier ist vollständige Kenntniss der Bersonen und Lokalitäten, so wie der Technik selbst

unumgänglich nothwendig, und es leuchtet ein, dass z. B. Angestellte,

welche nur ausnahmsweise bald von da, bald von dort, au ^rt und Stelle gesandt würden, die erste dieser Bedingungen keineswegs erfüllen konnten.

3. Alles, was behnss Uutersn.hung oder Vollziehung Bezug hat auf den Verkehr an ..^rt und Stelle mit den kantonalen und Gememdsbehorden, mit den Jngenienrs und Wegknechten, mit den Eisenbahngesellschaften und ihren Jngenienrs und Angestellten, endlich mit den Bri...

vaten. Jn diesem dritten ^alle wie in den vorhergehenden find hinlängliehe Erfahrungen und Kenntnisse sammt der speziellen Kenntniss der kantonale.. und kommunalen Organisationen, so wie derjenigen der verschiedenen Eisenbahne..eselischaften , der Gebräuche und Bedürfnisse der verschiedenen Gegenden und der daselbst herrsehenden Sprachen nothwendig.

Jn diesen verschiedenen Beziehungen herrscht in unserem Lande so grosse Vielseitigkeit, das Telegraphenne^ und die Zahl der Bürean^ haben überdiess, wie wir gesehen, so sehr Angenommen, dass die Beibehaltung der von uns als wesentlich bezeichneten Funktionen der Telegraphen-Jnsperren durch Vorstehendes hinlänglich. gerechtfertigt erscheint.

Aber neben diesen wesentlichen Funktionen, mit welchen die J..spek.^ toren chre Untergebenen weder beauftragen konnen no^h sollen, hatten sie noch eine Reihe von Arbeiten mehr administrativer Ratur ^u besorgen, welche sich allgemein aus das gan^e Rez, ans alle Büre.^, a^f alle Gegenden beziehen, und wir haben gesehen, dass alle diese Arbeiten nach und nach bei der Direktion Centralisât werden mussten, um den Jnspektoren mehr Zeit zur Besorgung ihrer wesentlichen Funktionen zu geben, als dieses in lester Zeit geschehen konnte.

Jüngst haben wir in dieser Richtung den wichtigsten Sehritt dureh die Centralisation der Komptabilität der Einnahmen gethau.

Wir haben bemerkt, dass die Jnspektoren die ihnen übertragenen Ver^ pfliehtungen nicht mehr in vollständiger Weise zu erfüllen im Stande seien. Um nnr ein Beispiel ^u ^itiren, bemerken wir, dass das ^stem der Jnspektoren an der ^pi^e von Kreisen oder territorialen Eintheilung gen des Re^es unseres Wissens in allen Ländern von etweleher Ansdehnung eingeführt ist, ab.^r nirgends fallen, so viel wir wissen, so zahlreiche Linien und Büreau^ a...f einen einigen Juspektor, wie bei uns.

809 Wir verlangen von unseren Jnspektoren, dass sie wenigstens z w e i Mal des J a h r e s die Jnspekti^on aller Linien und Bureau^ vornehmen und . über jede einzelne Jnspel.tion einen Bericht ...n die Zentralverwaltnng erstatten. Run war es aber denselben ungeachtet al.^ ihres Eifers nicht moglieh, die Tour i m J a h r ^ 1 8 6 3 einmal vollständig ^u machen.

Jn ^rankr^i..h gibt es in jedem Departement einen Jnspektor, welchem 3 bis 5 Büreau^ untergeordnet sind; der Jnspektor muss jedes Bürean jährlieh wenigstens a c h t ^ M a l und jede Linie v i e r Mal, die Hauptbureau^. m o n a t l i c h m e h r e r e M a l e besuchen. Welch^ ein Unterschied in den Mitteln^ und doch erwartet man nicht, dass die Resultate in der Schweiz geringer seien als in Frankreich oder irgend anderswo.

Diesem mangelhasten Zustande gegenüber befanden wir uns bei Anlass der legten dreijährigen Erneuer.mgswahlen der eidgenossischen Beamten.

Es standen verschiedene Mittel zur .Abhilfe zu Gebot. Verkleinerung der preise und Vermehrung der Zahl der Jnspektoreu, oder Errichtung von Adjuuktenstellen bei den Jnspektionen, also Begebung eines JnspektionsPersonals, was bis dahin vermieden wurde; oder endli.h Entlastung derselben von einem Theil ihrer jezigen Geschäfte, welcher ohne Uebelstände bei der Telegraphendirektion zentralisirt werden kann.

Wir haben dieses leztere Mittel ergriffen.

Es ist einleuchtend, dass die Geschäfte der Direktion natürlich gleich.^ zeitig wie diejenigen der Jnspektionen an Umsang ^.genommen haben, namentlich durch die diesen ledern abgenommenen Arbeiten. Rieht nur fand seit Erlass des Gestes vom 20. Dezember 1854 keine Vermehrung des Beamtenpersonals der Direktion statt, sondern es wurde aueh die

Stelle eines technischen Jnspektors seit ihrer Erledigung ini Jahre 1860 nieht mehr beseht.

Es war daher dringlich , der Direktion mit der Zu-

theilung neuer Arbeiten gleichzeitig auch die Mittel ^u ihrer Besorgung

^u gewähren. Dieses haben wir durch Errichtung der Stelle eines Adjunkten der Telegraphendirektion und Stellvertreters des Zeutraldirektors gethan, indem wir von der uns dnreh Art. 6 des erwähnten Bundesgesezes vom 20. Dezember 1854 eingeräumten Vollmacht und von der im zweiten Alinea des Art. 10 enthaltenen Bestimmung . betreffend den Stellvertreter, Gebrauch machten.

Sobald eine genügende Erfahrung die Vortheile dieser neuen Stelle dargelhan haben wird, werden wir nicht ermangeln. die definitive Errichtnng derselben als dauernde Stelle der Genehmigung der h. Bundesversammlung vorzuschlagen.

^o viel uber die gegeuwärtige Orgauisation der Telegraphenverwaltung und insbesondere über die Funktionen der Kreisinspeltoren.

Es bleibt uns je^t nur noch die oben erwähnte ^rage der Vereinfachung der Telegraphenverwaltung dur.h Aushebung der Kreisiuspektoren.

8l0 zu prüfen übrig, was dnreh die vorstehende Darstellung wesentlich erleich-

tert ist.

Diese Frage wurde bei Anlass der Beratl.ung des Büdget sür 1864 in dem .^inue aufgeworfen, dass dnreh die Aufhebung der .^reisinspektoren eine wesentliche Ersparniss erzielt werden könnte. Ans der einen Seite schien man nicht von der Redlichkeit dieser Beamten überzeugt zu sein, aus der andern glanbte man deren Funktionen mit Vortheii anderen Beamten der eidgenossischen Verwaltung, wie z. B. den ^reispostdir.^ktoreu oder den Ehess der Telegraphen-Hanp^r..^ übertragen ^. konnen.

Wir glauben oben gezeigt zu habe.., dass, unserer Ansieht na.h, die genannten Stellen nicht nur nüzlich, sondern sowol für den gnten ^...ang des Dienstes , als sür die umsichtige und ökonomische Verwendung der bedeutenden jährlichen Ausgaben für Linienbanten durchaus notl.wen-

dig find.

Der Gedanke, die ^reispostdirektoren oder die Ehess der TelegraphenHanptbüreau^ mit den bisher von den Telegrapheninspektoren beneideten Funktionen z.. beantragen, veranlasst uns zu folgenden ..Bemerkungen: 1. Vorerst lä^t sieh keine parallele ziehen zwischen der praktisch so gnt gelungenen Vereinigung d...s ^ost- und .^elegraphendienstes in den kleinen Bü.^an^ nnd dem .^lane, auch die hoheren Stelleu dieser beiden Dienstzwel^ zu verschmelzen. Der einmal ausgestellte und ^um Spielen bereite ...^^egraphenapparat kann den fanden ^er ersten besten ^...rson anvertraut werden, voransgesezt, dass sie mit gewohnlieher Jntelligenz b^ gabt sei un^ iesen und schreiben konne , nach Verlauf von einigen Ta^en wird sie i^n Stande sein, denselben in vollkommen befriedigender Weise funktioniren zu lassen. ^o verhält es steh mit der l.ängern oder kür^eren Lehrzeit b^i d.^n meisten in .^nnst und J^dustrie verwendeten Maseinen.

Darf hieraus geschlossen .verd.m , d.^ss die Jngenienre und Sachverständigen, welche diese Maschinen konstrniren, aufstellen und deren .^ebran..h lehren, w^ehe sie repariren und unterhalten, dass diese M^inn...r eines ^ages beseitigt und dnreh einf.^^.he Administratoren ohne irgend welche technische Kenntnisse ersezt werden konnen ^ 2. Ungeachtet des beständigen Verkehrs zwischen der ^ost- und Telegraphenverwaltnng sind sie stets voliig getrennt^ gewesen. Jn den weniger bedeutenden Bürean^, .v o ^...r nämtiehe ^ean^te ^ie beiden Dienst.

zweige besorgt, empfängt derselbe von d...r ersteren Ver^valtnng die Weisungen sür Alles, was das .l^ost.vesen betrifft, und von der zweiten für Alles, was die Telegraphen betrifft, und umgekehrt sendet sich der erwähnte Beamte je n a eh dem Dienst^veig an die eine o.^r andere Verwaltnng, ohne dass dabei je Verwirrung oder Konflikt entstanden wäre.

Jn ^.illen. wo beide Verwaltungen iuteressirt stnd, wie bei Lokal- oder ..^ersonalsragen, berathen si.h der Telegraph.^ninspe^or und der ^eispostdirektor oder die Teiegraphendixektion und das betreffende Bürean der

811 ^eneralpostdirektion, und das Bostdepartement entscheidet aus die (übereinstimmenden oder einander entgegengesehen) Vorschläge der beiden Verwaltungen.

Ferner gibt es, ausser den oben erwähnten Büreaur^, andere, deren Zahl sich stets vermehrt, und in welchen ^er Telegrapheudieust durch Angestellte der Zollverwaltung oder der Eisenbahnverwaltungen oder selbst von .l^rivatverwalluugen, wie Hotels, Bäder, Spiuuereien u. s. w. besorgt wird, die ab^r mit der Bostverwaltm.g iu keiner Verbindung stehen.

^älle dieser Art kommen übrigens auch häusig bei andern Verwaltungen vor, so gibt es eine grosse ^ahl von Postbeamten, welche gleichzeitig Angestellte der Zollverwaltung der Eisenbahnen, der Kautoualverwaltuugen u. s. w. sind, und zwar ^ur Befriedigung der Beteiligten.

Der Kreispostdirektor hat sich demnach bei dem gegenwärtigen Zustande iu keinem Falle in den Telegraphendienst zu mischen, und umgekehrt mischt sich der Telegraphen^Juspettor des Kreises eben so wenig in den Vostdienst als in denjenigen der Zolle, Eisenbahnen oder Brivatetablisse^nente , welche in Folge von speziellen Vereinbarungen den Tele.graphendienst durch ihre eigenen Augestellten besorgen lassen.

3. Aus allem Gesagten geht hervor, dass die Funktionen der Tele^rapheuiuspektoren wesentlich technischer Ratur sind, oder mit auderu Worten, dass sie vor Allem eine gründlich^ Kenntniss der praktischen Telegraphie und der Anwendung der Wisseuschast der Elektrizität auf ^ die Telegraphie erfordern. Was in diesen ^.nnktionen reiu administrativer Ratur ist, wurde verhältnissmässig sehr bes^hräukt. An^h werden sie durch den Jnspettor persvnlieh besorgt, welcher zu diesem Zweke weder über einen Adjunkten, noch über Sekretäre oder Kontrolle ^u verfügen hat.

4. Ju dieser leztern Beziehung verhält ..s sich mit den Kreispostdirektoren ganz anders, welche über. ein zahlreiches ^ersoual versügeu, mit allen Organen von eben so vielen Verwaltungen , ausgenommen jedoch des technischen Theils, welcher dabei nicht vorkommt. Zu diesem Theile konnte in der ^....stvexwaltnng nur das Transportmaterial gerechnet ^werden, welches unter dem Kursbüreau steht, und dieses hat hiefür, gleich der Telegrapheudirel^ion, in den verschiedenen Gegenden der Eidgenossenschaft ^....ezial.^Jnspektoren zur Verfügung. Wollte mau daher den Tele^raphendienst ^uit dem
Bost^ienste bei ^en Krei^postdirel^liouen vereinigen, so müsste man jedem derselben nolh^vendigerweise einen speziellen Telegraphenbeamten beigeben.

^ie vier Juspektoren würden somit durch 11 Adjunkten erseht, was ohne Zweifel eine beträchtliche Vermehrung der Ausgaben herbeiführte, und weit entfernt, den Dienst ^u vereinfachen, denselben el^er bedeutend kompli.,irte .und also den. vorgesehen Zweke in keiner B.^iehuug eutspräehe.

5. Die Eiutheilung der ^ehweiz in eben so viele Telegrapheukreise .als Hauptbüreau^ vorhandeu siud, gegeuwärtig 14, und die Uebertraguug

8l2 der Funktionen der Juspektoren an die Ehefs dieser Büreanr^ bote nicht minder bedeutende Uebelstände dar. Wir hätten nämlich dann vierzehn , statt vier Jnspektoren. Obs.hon die Kreise viel kleiner waren, so müssten sich d^h die Ehefs hänstg wegen diesen und jenen Arbeiten von ihren Büreaur^ entfernen. sie wären nur noch .^hess den. Ramen nach. Dieses hätte sofort die Wahl eines ferneren Telegraphisten aus jeden. der ^ 4 Büreaux^ zur Folge, ohne dabei der Besoldungserhöhungen zu ........denken, welche man den Büreauehefs für die Besorgung ^der Funktionen als Jnspekloren, und den ersten Telegraphisten sur ihre Funktionen als Bureauchess zu verabfolgen genöthigt würde. ^ Das Resultat wäre. bedeutende Vermehrung der Kosten, falsche Stellung der mit widersprechenden Funktionen betrauten Beamten, und folglich Mangel an Einheit, Mangel an Autorität und schnelle Zerrüttung des Dienstes.

6.

Wir haben bereits bemerkt. dass das System der Jnspektoren an der Spi^e von Telegraphenkreisen im Ausland sehr verbreitet sei.

Wir konneu beifügen , dass man z. B. in Frankreich , dem eigentlichen .Lande der Neutralisation, in dem .Lande, wo namentlich in der Bostver..

waltung keine Unterabtheilung e^istirt, welche unseren Kreispostdirektionen entspricht, nach Durchführung verschiedener Systeme für die Organisation der Telegraphenverwaltung, vor ein oder zwei Jahren definitiv znm ^stem von Jnspektoren gelangte, welche in den Departement^. residiren und direkt unter der Zentralverwaltnng in Baris stehen. Diese Jnspektoren haben ganz ähnliehe Funktionen wie die unsrigen, aber ihre Kreise

sind viel kleiner und folglich v^rhältnissmässig viel zahlreicher. Diese Stellen werden von ehemaligen Zöglingen der polytechnischen Schule be-

kleidet.

Jn Oesterreich hat man beim Beginne der Telearaphie den Telegraphendienft vollständig mit dem Bostdienste vereinigt. Namentlich war.^.n die Kreispostdireltoren mit der Leitung des Telegrapheuwesens in den Brovin.^en beauftragt. Man hatte ihnen zu diesem Behuse Juge.neurs oder ..^pe^ialkonm.issäre beigegebeu. Gerade dieses sehlägt man nun für uns vor. Aber der Dienst stokte ; man nahm dann die schweizerische Organisation zum Muster, beauftragte selbst den schweizerischen Telegraphendirektor mit dieser Organisation, die mit der unserigen beinahe vollständig übereiustimmt, und seither hat man das osterreichische Telegraphenwesen nur rühmen ge^rt.

7. Jm Allgemeinen darf man, wie wir glauben, von der sehweizerisehen Telegraphenverwaltung behaupten, dass sie sieh raseh entwikelt

un^ ihre spezielle Ausgabe, die Telegraphie, in befriedigender Weise gelost hat, und dieses ohne den ökonomischen Standpunkt aus dem Auge zu verlieren, wodurch über Verhossen guustige Resultate erzielt wurden. Diese Ansieht . scheint sowol durch die ossentliehe Meinung rüksiehtlich der Vortheile der Telegraphie für unser Land, als .^urch die seit 12 Jahren all-

8l3 jährlieh bei Brüfnng unserer Geschästssührung durch die h. Bundesversammlung abgegebenen Urtheile bestätigt zu werden. Wir heben namentlieh hervor, dass die Ausgaben für Besoldung der Beamten der Telegraphendirektion und der Jnspektoren im Jahre 1854, welches dem jezt noch in Krast bestehenden Bundesgeseze über das Telgraphenwesen zur Grundlage diente, sich aus mehr als 22 .^ der Gesammtsumme der Be^ soldungen bewiesen. im Jahr 1863 dagegen aus nur 12 ^. Es ist gegründete Hoffnung vorhanden, dass sich dieses Verhältni.ss bei Beibehaltung der gegenwärtigen Organisation stets günstiger gestalten werde.

Jn Erwägung aller dieser Gründe hat der Bundesrath die Ehre, dahin zn schlössen, dass seiner Ansicht nach für einstweilen keine Veranlassung vorhanden sei, die fundamentale Organisation der Telegraphenverwaltung, wie sie durch das Bundesgesez vom 20. Dezember 1854 festgestellt worden ist, abzuändern.

Jm Uebrigen ergreist er den Aulass , um dem hohen Ständerath^ die Versicherung seiner ausgezeichneten Hochachtung zu erneuern.

Bern, den 1. Juli 1864.

Jm Ramen des fchweiz. Bundesrathes,

Der Bundespräsident: l^r. ^. Dnbs.

Der Kanzler der Eidgen ossensehast:

Schieß.

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Bericht des Bundesraths an den schweiz. Ständerath , betreffend die Frage der Vereinfachung der Telegraphenverwaltung. (Vom l. Juli 1864.)

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08.10.1864

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805-813

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