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Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

(Vom l.. September l 856.)

Mit Depesche vom 12. Juli abhin macht der schweizerische General.kvusul in Rio de Janeiro dem Bundesrathe folgende Mittheilungen über Brasilien: ,,Die Reise, die ich während der Monate Mai und Juni nach ..Philadelphia im Jnnern der Provinz M i u a s - G e r a e s unternommen, ,,war nicht ohne Einfluß auf meine Ansichten bezüglich der Möglich...tei t und T h u n l i c h k e i t der schweizerischen Emigration. Wenn aus ..der einen Seite der ungeheure Reichthum der Natur die größten Hoff,,nungeu erwekt; wenn mau sich fast fürchten muß, durch das einfachste ..Erzählen des Gesehenen schon der Uebertreibung angeklagt zu werden so ,,find auf der andern Seite auch die Schwierigkeiten der Art, daß sie der ..Europäer kaum begreift, und jedenfalls nur durch Muth und Ausdauer .,,überwinden kann. Wie ost und viel aber Muth und A u s d a u e r den ,,europäischen Auswanderern fehlen, wie selten sie auch nur eine oberfläch,,liche Vorstellung haben von dem, was sie hier erwartet, habe ich schon ,,manchmal erfahren müssen, und viele Klagen, viele Leiden entstehen ge,,rade aus dem gänzlichen Mangel an m o r a l i s c h e r Kraft. Es ist That..sache, daß der Boden, z. B. gerade um und in der Nähe von Phila,, delphia, der neugegründeten Hauptniederlassung der Gesellschaft des M e r eu r y, ,,zweimal im Jahi.... Reis, Mais, schwarze Bohnen zweihundertsältig her,,vorbringt , daß Tabak ohne Pflege gedeiht , daß Zuker und Kaffee reiche ,,Aernte liefern, daß Pataten, Mandioea und manche andere kartoffelartige ,,Gewächse die beßte und gesundeste Nahrung bieten ; und eben so habe ich ,,mich überzeugen können , daß die leichten Fieber, welche den Ankömmling ,,im Wald und auf frisch g..reutetem Boden ergreifen, einfachen Mitteln ,,bald weichen; endlich bin ich der Ansicht, daß die große Heerstraße, ,,welche die Gesellschaft unternommen hat und die binnen kurzer Zeit vou ,,Lastwägen kann befahren werden, einen großartigen Verkehr notwendiger,,weise herbeiführen, den so reichen und werthvollen Produkten die vor...theilhaftesten Märkte erschließen und daher dem Grund und Boden dieser ,,Gegend einen großen Werth verleihen wird. Der Einwanderer kann aber ,,alle diese Vortheile nur durch bedeutende Anstrengung sich zu eigen machen..

,,Der Boden ist U r w a l d . und von dem, was Urwald ist, hat man, ohn..

,,es selbst gesehen zu haben , kaum einen Begriff. Riesenbäume und Dor-

,,nendickichte sind zu bewältigen, und dieß ist wahrlich keine Kleinigkeit,

,,Entbehrungen zu ertragen, welche zwar nicht übermenschlich sind, aber, ,,wie ich gesehen, vielen Auswanderern oft übermenschlich vorkommen, Un,,zufriedenheit, dann Mutlosigkeit hervorrufen und mit der Muthlos.gkeit

41.^ .,,das Elend. Hieher gehört wol auch eine Bemerkung anderer Art. Es ..kommen nämlich viele Leute hieher, die durchaus nicht passen, manchmal ..liederliche, manchmal auch rechtschaffene und ziemlich gebildete Männer, ,,die aber mit der Feldarbeit und überhaupt mit harter, körperlicher Arbeit ,, nicht vertraut sind. Den Kopf volter Bildet aus Eoopers Romanen oder ,,aus Robinson Erufoe, unglüklich, wenn sie keinen Wein, kein Bier, ,,kein Brod, kein frisches Fleisch, keine Kartoffeln haben, und unzufrieden ..mit der hier gewöhnlichen Kost (Bohnen, Mandioea, gedörrtes Fleisch, ,,Wasser), passen sie natürlich nicht in den Urwald, und werden bald ver.,,zweifeln. Die schweizerischen Gemeinden spediren dann auch erbarmungslos ,,Alte, Schwache und Kranke über' s Meer oder im Elend verkommene Fa,,milien , mit vielen ganz kleinen Kindern. (Hierüber verliere ich kein ..weiteres Wort; die bloße Erzählung der Thatsache wird genügen.) Nur.

..starken, kräftigen, der Feldarbeit gewohnten Leuten, Familien mit ältexn, ,,wenigstens theilweife erwachsenen Kindern ist die Einwanderung nach Bra.^ ,,filien anzurathen; nur diese werden gedeihen, und zwar so gut und wahr,,scheinlich besser, als in andern Ländern, nach denen sich die Einwanderung

,,gegenwärtig zieht.

,,An der Spize der Gesellschaft des M e r e u r y stehen Männer wie Herr ,,Theophilo Benedieto O t t o n i und J. Battista de F o u s e e a , deren ,,Wesen und Wirken ^zu würdigen ich hinreichend Gelegenheit hatte und ,,die ich nach meiner beßten Ueberzeugung als ehrenhast in jeder Beziehung ,,anerkennen muß. Die Gesellschaft ist noch nicht gerüstet, Auswanderer.

,,in größerer Menge anzusiedeln ; wenn aber die Vorkehrungen getroffen ,,sein werden, dann empfehle ich meinen Landsleuten, die einmal auswan,,dern wollen, einen Kontrakt mit Herrn Theophilo Benedieto O t t o n i zu ,,schließen. Die Gesellschaft verkauft dem Einwanderer Land zum billigsten

,,Preis (2 Reis per Braca i^. 360 Reis :--: 1 Franken; 1 Braça ..^ zirka

..,7 Fuß) auf 4 Jahre Kredit, unverzinslich ; die Lebeusmittel werden ,,die ersten 2 Jahre zu möglichst niedern Ansäzen geliefert.

,,Die Auswanderungsfrage ist gewiß wichtig für alle Schweizer, weil ,,davon Wohl und Wehe so vieler unserer Mitbürger abhängt, welche ,,in Folge der dem Menschen inwohnenden Sehnsucht nach der Ferne oder ..durch die Noth, den Druk der europäischen Verhältnisse gezwungen, unser.

,,Heimathland verlassen. B r a s i l i e n aber ist von der Natur mit allem ,,reichlich ausgestattet, was ein Land zur blühenden Heimath eines gluk,,lichen Volkes machen kann; ob es geschieht, hängt von der Wendung ah, ..welche die Dinge jezt nehmen, hauptsächlich von der Regierung, die ,,den Eingewanderten mit Schuz und Schirm beisteheu soll.^

Bundesblait. Iahra. v III. Bd. II.

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(Vom 8. September 1856.)

Mit Notifikation vom 22. v. Mis. akkreditixte Seine K. K. apoftolische Majestät der Kaisex von Oesterxeich den wirklichen K. K. Kämmerer, F e r d i n a n d F r e i h e r r n v o n M e n ß h e n g e n , a l s außerordeutlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei der schweizerischem Eidgenossenschaft, in Ersezung des Herrn Freiherrn v o n Kübeek, welchem zu einer andern Bestimmung berufen wurde.

Zum Putvexverkäufer in G r a v e s a n o , Kts. Tesfin, ist Giovanni.

t a r e r a patentirt worden.

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Inserate.

Ausschreibung.

Jn Folge Beschlusses dee schweizerischen Bundesversammlung soll aut dem ehemaligen Tillier.Gu...e, im Saudrain bei Bern, ein Laboratorium und ein Munitionsmagazin errichtet werden.

Bauunternehmer, welche die Erstellung dieser Gebäulichkeiten g a n z oder t h e i l w e i s e zu übernehmen gedenken, werden ersucht, ihre diess-

fälligen Angebote bis zum 27. l. Mts. der eidgenössischen Militärkanzlei

einzureichen. Die nähern Bedingungen, so wie die Baupläne können aus dem Bureau des Verwalters des eidgenössischen Kriegsmaterials, Herrin eidg. Oberst Wurstemberaer, eingesehen werden.

Bern, den 8. Sevteniber 1856.

Das

eidgenössische M i l i t ä r d e p a r t e m e n t .

Ausschreibung eiuer erledigten Stelle.

(Die Bewerber müssen ihren Anmeldungen, welche schriftlich und portofrei zu geschehen haben, gute Leumundszeugnisse beizulegen im Falle sein, ferner wird vou ihnen gefordert, daß sie ihren Tausnamen, und anßex dem Wohnorte anch deu Heimathsort deutlich angeben.)

1) B u r e a uches der Fahrpostdistribution in Basel. Jahresbesoldung Fr. 2004. ...lnweldung bis .,.uw 17. September d. J. bei der Kreis vostdirektion Basel.

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1856

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10.09.1856

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