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Schweizerisches Bundesblatt.

VllI. Jahrg. ll.

Nr. 52.

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20. September 1856.

Z w e i t e r Bericht der

.eidgenössischen Experten, Pauli und L'Eveille, über die projektirten Eisenbahnlinien zwischen Bern und Morsee.

(Vom 13. September l856.)

Durch eine Zuschrift zeichneten eröffnet ,

vom 5. September l 856 wurde den unter-

daß die Kommission des Nationalrathes wünsche , es möchte den Herren eidg. Experten Gelegenheit gegeben werden, sich über diejenigen Ansichten auszusprechen, welche von verschiedenen Seiten her gegenüber den Schlußfolgerungen ihres Berichtes und gegenüber den Anträgen des Bun...

desrathes gemacht wurden, und die Begründetet ihres Berichtes darzuthun.

Jn Folge dessen haben die Unterzeichneten von folgenden , mitgetheilten Akten Einsicht genommen :

ihnen

1. neue Erwägungen zu Gunsten einer Eisenbahn über Bulle (l856 Stuckart) eingesandt am 2. September von dem Eisenbahnkomite in Bulle; 2. ein Schreiben des Staatsrathes des Kantons Freiburg vom 2. Septembex, begleitet von einem Berichte der Herren Jaeqmin und Schlemmer, Ingenieure der Genf-Lyoner - Eisenbahn . serner eine Zuschrift des Herrn Rivet im Namen der Direktoren obiger Gesellschaft ; .3. eine Zuschrift von Herrn Jules Pieeard an Herrn Staatsrath Delarageaz ; 4. eine .Znschrist der Entsumpfungs und Eisenbahndirektion des Kantons Bern , vom 5. September, begleitet von einem Berichte der Herrn Jngenieuxe Kocher und Wetli ;

Bundesblatt. Jahrg. vlIt. Bd. t...

...4

458 5. ein Bericht von Herrn Oberst Buchwalder an den Bundesrath^.

vom ^. September; 6. Prüfung der geologischen Verhältnisse des Terrains ...on Lausanne bis zum Lae de Bret, von den Herren Vogt und v. Mortillet., 7. ein Dekret des Großen Rathes des Kantons Waadt, vom 5. Se^ tembex, aus welchem hervorgeht, daß Waadt die Ermächtigung ver.^ langt fiix Erstellung einer Eisenbahn Lausauue.-Peterlingen.... au peu über freibuxgisches Gebiet, und dasüx an Freiburg die Bewilligung ertheil t, eine Eisenbahn aus waadtländischem Gebiete in beliebiger Richtung zu erbauen. Auf den Fall aber^ daß die Bundesversammlung fich für die Linie Lausanne-PeterlingenFreiburg-Bern ausspxechen sollte, so ist der Staatsrath ermächtigt, mit der Westbahngefellschast zu unterhandeln ; 8. ein zweites Dekret des Großen Rathes des Kantous Waadt, von gleichem Datum, durch welches derselbe den Staatsrath ermächtigt, der Werbegesellschaft für den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Jferten an die neuenbuxgische Gränze bei Vauxmaxeus die Kouzesfion zu ertheilen.

Von diesen verschieden Aktenstüken verbreitet Ziff. 1 kein neues über den dermalen einzig noch in Frage kommenden Streitpunkt, und die Akten unter Ziff. 7 und 8 beschlagen nur das Administrative der Frage; weßhalb wir uns bloß mit den Aktenstüken Ziff. ..^ bis Z6 befassen.

Eine aufmerksame Prüfung dieser Aktenstüke zeigt, daß gegenwärtig nur uoch über das Traeé zwischen Lausanne und dem Lae de Bret Ungewißheit obwaltet.

Dieses Traeé ist von folgenden drei Gesichtspunkten aus geprüft worden : hinsichtlich des Gefälles, hinsichtlich der Beschaffenheit des zu durchschneidenden Terrains und hinsichtlich der Schwierigkeiten , welche es darbietet.

Was das Gesäll betrifft, so ist dargethan worden, daß, ohne di^ Höhe des Anfangspunktes in Lausanne zu verändern , die Höhe des An...unstspunktes in der Gegend des Lae de Bret (Mühle Puidoux) um 35 bis 36 Meter tiefer gelegt werden kann. Daraus folgt, daß das Gefalle aus der ganzen Streke um 16 Millimeter auf den Meter vermindert wex^ deu kann, wodurch dann das Traeé dem Genfersee näher gebracht wird.

Mau hat bemerkt, daß das zu durchschneidende Terxain zwei vexschiedenen geologischen Perioden angehört:. das eine der tertiären Bil^ dungsperiode , welches den Nameu Molassenformation erhalten hat , und das andere der S ü n d f l u t h p e r i o d e (Diluvium).

Diese beiden Erdgebilde, die in der Regel aus Sand, Nagelfiuh

45.^ oder .....ies, aus undurchdringlichen Schichten von Mergel und Thon bestehen, stellen dem Baue die nämlichen . Schwierigkeiten entgegen.

Da wir aber bas Terrain blos mit Riiksicht auf feine Schwierigkeiten prusten, so haben wir uns uicht näher darüber ausgesprochen, ob es zweien verschiedenen Formationsperiodeu angehöre.

Wir geben daher gerne zu, daß wir das Terraingebilde ohne Verbindung mit dem Diluvium als Molassengebilde angenommen haben, und wir freuen uus, daß unsere Jnadvertenz zu einer so interessanten Arbeit, wie diejenige der Herreu V o g t und von Mortillet ist, Veranlassung gegeben hat.

Es bleibt somit nur noch die wichtigste aller Fragen^zu untersuchen,

nämlich diejenige über die Schwierigkeiten, welche das zu durchschneidende

Terrain dem Baue darbieten wird.

Wir erlauben uns daher, die von den verschiedenen Seiten^her dießfalls gemachten Bemerkungen, welche uns vorgelegt wurden, ^hier ,.^ zuführen .

.Beken bei E.pesses.

Die Herren Jae.^miu nnd Schlemmer.

,. Diese Herren haben nur ein Terrain von festgelagerter Dammerde gefunden.

Eine einzige Stelle von 25 bis 30 Metern Länge befindet fich in Bewegung; der zum Eingange des Kessels führende Feldweg senkt sich jedes Jahr um einige Zentimeter; sobald aber die Gemeinde Abzug..

graben erstellt haben wird, hört diese Bewegung auf..

Diese Herren haben nur zwei Ouellen in der Nähe des Hauses de la Graugette gefunden, deren Wasser durch Steinrinnen ins Dorf Epesses geführt wird, ohne daß sich in dieser Leitung eine Verschiebung bemerkbar macht.

Das Terraiu ist daher vollkommen günstig. Uebrigens wird zugegeben, daß es nicht klug war, auf einem solchen Terrain einen Damm vou 20 Metern zu projektiren. .^

Die Herren Bogt nnd von .^ortillet.

.,Jm ganzen Beken wird nicht e i n e Spur vou Bewegung bemerkt.

Die vou den Experten bezeichneten Abrutschungen stnd bloße Riffe in der schweren Erde, welche durch die Hize entstehen.

Die in Bewegung steh befindenden Erdmassen beginnen hundert Meter oberhalb der Brüke von Eornallaz und erstreken sich, immer breiter werdend, bis an den See ; auf der Höhe haben ste eine Breite von höchstens 30 Metern, und gegen den See hin verbreitern sie sich in der Form eines Dreieks.

460 Aus diesen.. ganzen Umfauge sieht man gespaltene Mauern und Erdrisse. Selbst die Mauern dex Straße entlang sind hie und da eingestürzt...

Di.... Herren Locher nnd ..^etli.

,,Erst unterhalb des Weges von Epesse auf der Höhe de la Eroix ist ^ie oberste Schichte in gleitender Bewegung bis zux Landstraße hinab.

Ueberhaupt scheint der Boden in geringerer Höhe über dem See, wo sich das Traeé von Lausanne nach Vi^is hinzieht , nicht fester als in größerer Höhe zu seiu.^

Herr Bnchwalder.

,,Nach den Mauern , welche unterhalb zu sehen und vom Genserie an stufenförmig bis etwas unterhalb der vorgenannten Eisenbahnlinie über einander gesellt sind und nach dem D orse Epesfes selbst zu u..theilen, ist dieser Abhang solid.

Ohne ^weisei können aber die an vermiedenen Stellen entspringen^ den Quellen, wenn deren Wasser in einem Punkte aufgehalten werden, Abgleitungen und Eiusturze verursachen, aber .e..^

Ohne uns hei d^n in ^.e^.n Bemerkungen enthaltenen Widersprüchen länger aufzuhalten, wollen wir nur bewerten, daß sich daraus ergibt, daß, wenigstens auf ^em Gebiete, welches sich 100 Meter vor der Brüke von Eoxnal^az bis zum Geufexsee er.^rekt , das Terrain in Bewegung ist uud daß, wenn die Beabsichtigte Abänderung des Traeé dessen Annäherung gegen den Genfersee be^we^t, dasselbe auf ein immer schwierigeres Terrain bringen wird.

llebergang der Entrine.

Die Herreu Jac.^miu und Schlemmer.

,,Wir haben diese Stelle mit Sorgfalt untersucht. Die Abhänge erheben sich vom Ufer ^es Gensersees bis zur obern Fläche in großen regetmäßigen Abstufungen.

Das Terrain zeigt ^eine Spur von Einstürzen. Uebera^l ist der Boden , dessen Abschüssigkeit durch Stüzmauern gemildert wird , mit Reben bebaut nnd scheint äußerst fruchtbar zu sein...

Die Herren Bogt nnd ......on .^ortitle.t.

,,Nur die Oberfläche des Abhanges ist stellenweise von einer dünnen Schicht thouartigex Erde gebildet, welche durch die Zersezung der Mexge..^ schichten hexvorgebracht ist , die zwischen ^en Sandsteinschichten lagern.

46 I Diese dünne Bedekung von Dammerde, die noch obendrein aus einem sehr steilen Abhange ruht, ist nicht haltbar und rutscht nach dem Flusse hinab.

Das Ufer sieht dadurch sehr zerrüttet (bouleversé) aus, trozdem daß die Einwirkung ganz oberflächlich und daher von keiner Bedeutung ist.

Die abschüssigen Schich:en des rechten Ufers fanden ihren Stüzpunkt am Abhange des linken Ufers ; allein der Fluß , welcher diesem Abhange entlang dahinläuft, zerstört fortwährend diesen Stüzpunkt, was zur Folge hat, daß dieses Terrain ebenfalls fortwährend gegen den Fluß abgleitet. Diese Abgleitung wird noch begünstigt durch die von obenhex durchsi^erndeu Wasser, welche zwischen der beweglichen Erde und den Molass.enschichten ein-

dringen, die Oberfläche schlüpfrig machen und so zur Abgleitung bringen.

Es sind daher in einem gewissen Umfange Abgleitungen vorgekommen.^

Die Herren .Locher und .^etli.

..Beim Uebergang über die Lntrine begegnen wir größern Schwierigkeiten. Da wo das bezeichnete Traeé durchgeführt werden sollte, zeigt sich an der westlichen Halde der Boden nach der Richtung der Neigung dex Schichten in großem Umfange in Bewegung...

Herr Bnchwalder.

,,Auf dem rechten Ufer des Bachen ist der Boden in Bewegung , die Wasser scheinen hier reichlich vorhanden zu sein , denn der Boden ist sumpfig und ist derselbe mit gewöhnlichen Sumpfpflanzen bewachsen ; sogar Schilf findet sich in großer Menge vor.

Die Bewegung diesem Terrains beginnt etwas oberhalb zweier Häuser und scheint in einer mehr oder weniger großen Tiefe auf Molasse stattzusinden. Es hat daselbst auch eine Kluft (.issnre)...

Wir müssen hier bemerken, daß, wenn einige dieser Herren im Bette dex Lutrine nur ein völlig solides Terrain gesunden haben , andere hinwieder mehr oder weniger bedeutende Bewegungen konstatirten , so wie das Vorhandensein ausgedehnter und ständiger Moose.

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Die Herreu Jae.^miu nud Schlemmer.

,,Wir haben beide Seiten des Thales besichtigt und abwechselnd große Bänke, harter Molasse und Mergelmolasse gefunden.

Auf der linken Seite des Thales haben wir eine Abgleitung von 8-10 ^Metern bemerkt; allein diese Abgleitungen treten anfallen Abhängen zu Tage, wo die Schichte der Dammerde sehr dünn und zuweilen

.bloß auf die Dike des Rasens beschränkt ist.^

462 Die Herren Bogt nnd .^orti.^et.

..Wenn wir uns nicht irxen , so haben die Experten von einigen Risse....

der Dammerde gesprochen, welche sich auf dem unter einem Winkel vo.^ 4.^ abfallenden Abhange des linken Bachufers vorfinden ; es ist dieses Damm...

exde von höchstens ein Fuß Tiefe, welche sich aus den hervortretenden Theilen der Schichten durch Verwitterung und Zexsezung aus der Ober^

fläche gebildet hat.

.^

^ Man sieht aus dem Grunde dieser unbedeutenden Zerklüftungen die Köpfe der soliden Schichten. Es ist daher nur die ganz oberflächliche Del.e, welche in das Bett des Baches abgleitet.^

Die Herren .Locher und Wetli.

,,Wir stiegen von der östlichen Anhöhe bis zum Bette des Baches hinab. Spuren von Abrutschuugen zeigten sich an dieser steilen Halde an verschiedenen Stellen ; große Massen fanden wir aber hier nirgends in Bewegung. Diese beschränkt sich offenbar anf eine Schicht Alluvium , welche wenige Fuß tief auf theilweise aus festem Sandstein bestehender und senkrecht zum Abhange geschichteter Molasse ausliegt.

Die östliche Halde, obschon weniger steil, dürfte zu Ablösungen eher ge^ neigt sein, weil die Schichten südöstlich einfallen. Bemerkenswert^ fanden wir hier einen Kanal längs dieser Halde nach der untern Mühle geführt, welcher bei fortwährenden Rutschungen nicht bestehen könnte.... Dennoch dürfte es zwekmäßiger sein , das Traeé ob der Mühle Rochette mittelst zweier kleiner Viadukte und eines Tunnels unter der östlichen Anhöhe durchzu^ führend

Herr Buchwa.lder.

,,Es ist einleuchtend, daß man die Bauten auf solide Grundlage er^ stellen kann, welche den Damm von 45 Meter Höhe halten f.^lt.^

Das Vorhandensein von Erdmassen, welche sich auf dem linken User der Paudaise in Bewegung befinden, wird nicht bestritten ; aber, während^ dem die Untersuchung der Oertlichkeiten uns zu der Annahme berechtigte, daß die Tiefe der Erde über dem Felsen bedeutend sein könnte , haben diese Herren nur ganz dünne Schichten von Dammerde gesehen.

Sondirnngen allein können in dieser Hinsicht die richtige Ansicht darthun.

Bei den anerkannten und von diesen Herren beschriebenen That^ fachen , so wie bei dem Eindxuke , welchen die Untersuchung der Oertlich^ leiten bei uns zurükgelassen hat , müssen wir ans folgender. , aus un^ serm ersten Berichte entnommenen Saz zurükkommeu :

^3 ..Uud wir könnten ähnliche Verhältnisse angeben, wo wir gesehen ^haben, wie erfahrne Jngenieure veranlaßt waren, auf schon begonb ^ u e n e A r b e i t e n zu verzichten , um auf Umwegen ficherers Terrai.....

..,zu finden...

Wir erinnern uns speziell solcher Fälle und erlauben uus, hier einige. derselben anzuführen : Herr Obe^ingenieur Julien, dessen Name in Beziehung auf den ^ifeubahnbau als Autorität gilt, glaubte klug zu handeln, als er den Durchstich des Ablon aufgab, um feine Eisenbahn auf einem, keine Be.^ sorgnisse einflößenden Terrain zu erstellen.

Wenn wir nicht irren, so verläßt gegenwärtig die Paris-L^ouer-Eifeubahngesellschaft diejenige Richtung der Eisenbahn nach Salins, welche ^wischen Mouchard und lezterer Stadt liegt, um nicht genöthigt zu seiu, ihr Traeé in den Lagern von Lias-Mergel zu entwikeln, welche Salius umgeben , und schlägt dagegen von Moutard ab uber Arsures die Rich.^ tung in die Schluchten von Arbois ein, wo stch ihrem Traeé keine derartigen Schwierigkeiten entgegenstellen.

Die Herren Jngenieure der Gesellschaft führen ihre Arbeiten vou Bellegarde auf der Linie Lyon.-Genf au, und behaupten, daß die Ver.hältnisse auf diesem Punkte wenigstens eben so schwierig seien als am Abhange von Lausanne.

Wir wollen dieses nicht bestreiten; allein die Bauten von Bellegarde sind nicht beendigt, und wären sie es auch, wer kann sagen, daß fie uach Verlauf einiger Jahre nicht wieder von vorn begonnen werden müssen.

Erlaube man uns in dieser Beziehung einige Beispiele anzuführen.

Bei D o n a u w ö r t h wurde ein Damm von beiläufig 4 Metern Hi..he auf Londoner^Thon, welcher vorher wählend eines Jahres mittelst zahl-.

reicher Abzugsgräben troken gelegt worden war. erbaut. Dieser Datum fiel auf einmal zur Hälfte ein, und der untere, zwischen dem Damme und dem kleinen Bache, welcher den Fuß des Abhanges bespült, gelegene Boden schwoll allenthalben auf.

Wenn nun zwar dureh kräftige Maßregeln das Terrain auch konso.lidirt wurde, so verzögerte sich doch durch die Arbeiten , welche dieser Vorfall erheischte, die Eröffnung der Bahn um volle fünf Monate.

Jn unserer Nähe hat der Damm von Rochefort aus der Eisenbahn von Besançon nach Dijon, welche bereits im Betriebe ist, die Dämme, auf welchen die Bahn erstellt ist, mit solcher Kraft verschoben, daß die Gesellschaft für diesen Punkt
bedeutende Summen opfern muß, und die .^isenbahnzüge daselbst stets verspätet werden.

So viel in Bezug auf die auf wässerigem Terrain erstellten Dämme t Folgende zwei Beispiele beziehen stch auf Einschnitte, welche auf quellenfaltigen. Terrain erstellt wurden.

464 Am Ufer des Mains bei Karlsstadt wurde am Fuße eines Abhanges eine Straße erstellt; bald warf der Abhang Spalten und die Straße wölbte sich auf.

Zu Mans, bei Erstellung der Straße nach Ballons, kam der gleich^ Fall vor. Das Aushören des Regens, die Erstellung starker Stüzn.auern schienen die Bewegung aufzuhalten, al^ auf einmal nach fünf oder sech^ Jahxen die gleichen Ereignisse auf den nämlichen Punkten sich wieder^ holten. Die Straße bob sich, die mittels Mörtel erstellten Stüzmauern stürzten ein , Häuser wurden zerstört, und unermeßlich... Spalten zeigte^ sich aus allen Abstufungen dieses hohen Abhanges.

Diese verschiedenen Beispiele und viele andere , welche wir noch an^ führen könnten, scheinen uns hinlänglich zu beweisen, daß in allen Fällen, wo man nicht sicher ift , den größten Theil der Quellen zu sammeln , un.^ ihren leichten und schnellen Abfluß zu sichern, es immer klüger wäre , sich nicht solchem Terxain anzuvertrauen.

Die bei E p e s s e vorgenommene Untersuchung hat uns fest überzeugt^ daß man sich auf diesem Punkte in einem solchen Falle befinde.

Jst nun hiemit gesagt , daß der Durchgang aus einem solchen Ter^ rain unter keinen Umständen ^ersucht werden sollet Gewiß nicht; abe^ jedesmal, wenn die.Nothwendigkeit zum Durchgang um jeden Preis zwingt, wie bei Bellegarde, so soll sich der Jngenieur nur wie zu einem nothwen^ digen Uebel dazu herbeilassen und daraus Bedacht nehmen, daß er früher oder später den Feind von Neuem und mittels Geldopfer zu bekämpfen habe, nachdem er beim ersten Anlaufe nicht hat Meister werden können.

Waren wir nun in einem solchen Fallet

Keineswegs.

Unbestreitbar haben wir in dem Traeé über den Bretsee gewisse Vor^ theile gefunden , welche il.m eigen sind , und welche uns dessen Annahme wünschen ließen.

Aber im Gegensaz zu diesem Traeé bieten sich die Traeés über .^verdon dar, welche ebenfalls ihre besondern Vortheile haben.

Bei der großen Wahrscheinlichkeit nun , daß die Streke zwischen^ Lausanne und dem Lac de Bret nicht ausgeführt werden könne , mußten wir jedes Traeé vollständig und bestimmt abrathen, welches n.^thwendiger^ weise über Lausanne und den Lac de Rret gezogen werden muß.

Wir wiederholen daher: Da man nicht gezwungen ift, ein Trae.^ zu wählen , welches , nach dem Geständnisse der L.^on-Genfer-Gesellschaft, demjenigen über Betlegarde gleich gestellt werden kann , vor welchem ihre Jngenienre nicht zurükfchreken d u r f t e n , so haben wir die Anficht und .mußten dieselbe festhalten, daß jedes Traeé über Lausaune und den Lac.de Bret unausführbar sei.

Aber die Genf-Lvoner^Gefellfchaft besteht, nach Einsichtnahme von

4..^

^em Berichte ihrer Jngenieure , auf der Linie Lausanne-Lac de Bret, und.

anerbietet deren Ausführung unter gewissen Begingungen.

Um unserer Aufgabe nachzukommen , hätten wir vielleicht zwischen dem Traeé Laufaune-Lac de Rret uud denjenigen über .^vexdon Vergleichungen ansteilen sollen, auf den Fall hin , daß die Bundesversammlung unsere Ansichten nicht theilen und die Linie über Oron annehmen sollte.

Aber wo findet sich ein Projekt , das geprüft werden könnte .^ Jedermann hat zugestanden und berorgehoben , daß das Projekt nur ein ganz vorläufiger Entwurf sei.

Jn diesem Falle müßten wir verlangen , daß eine Vorarbeit beigebracht würde, welche mit einer den Schwierigkeiten des Traeé .entsprechenden Sorgfalt aufgenommen wäre. Diefe Vorarbeit müßte auf dem Terrain ausgeftekt und Plane mit Längenprofil und einigen O.uerprofilen aufgenommen fein ; auch müßten genügende Sondirungen gemacht und die Beschaffenheit des Bodens, die Tiefe der verschiedenen Erdschichten an den schwierigen Stellen angegeben werden ; Zeichnungen von Kunstbauten und Exdarbeiten müßten gegeben und Berechnungen über die Erdbewegungen und die Voranschläge sür die Kunstbauten gemacht fein.

Da eine solche Arbeit den Zeitraum von beiläufig einem Jahre erfordern würde, so wäre es zu wünschen, daß auch die Entwerfer der zwei andern Projekte P a v e r n e -M u r t e n und P a ^ e r n e - F r e i b u r g diesen Verzug beugten, um ihre Vorarbeiten in ähnlicher Weise zu ergänzen.

Dann , aber erst dann , könnte man die kürzere Linie über den Bretsee gegenüber den drei Traeés über ^verdon ihrem wahren Werthe nach mit einander vergleichen, und dann wäre e^ den Experten möglich, deu eidgenössischen Räthen ein unifassendes und allseitig motivirtes Gutachten .über den wahren Werth der Projekte abzugeben.

Jn Zusammenfassung des besagten müssen wir erklären, daß in den neuen uns vorgelegten Aktenstükeu , deren Verdienste wir übrigens gehörig würdigen wollen , nichts sich findet, das unsere frühere Anficht wankend machen könnte.

Wir verwerfen durchaus jede.^ Gefalle , welches einen Zentimeter über^ steigt und ziehen vor, so weit es immer möglich ist, dem Traeé eine größere Entwikiung zu geben , um inner dieser Gränze zu verbleiben ; denn in mehreren Fällen baben diese Gefälle bedauerliche Ereignisse zur Folge gehabt, und erst kürzlich waren sie schuld, daß bei Aschassenburg eine Anzahl Wägen zertrümmert wurden...

Ob die beweglichen Texrains des Abhanges von Lausanne dem Diluvium oder der Molasseformation angehören, ist gleichgültig; ihre Beschaffenheit und der Umstand, daß auf einigen Punkten die Trokenlegung beinahe unmöglich zu bewerkstelligen ist, scheint uns eine sehr große Schwierigkeit zu konstatiren^ .vor welcher man zurükschreken muß, weil ein anderer Ausweg freisteht.

^ Sollte nun endlich unsere Furcht als übertrieben erscheinen, so müssen wir rathen , die Lösung der Frage zu verschieben uud von den bei den drei Traeé Betheiligten zu verlangen, daß fie vollständige Vorarbeiten beibxiugen, auf welche gestüzt man ein s i c h e r e s und e n d g ü l t i g e s Urtheil

.fälleu könnte.

Bern, den 13. September 1856.

Pauli.

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L'Eveillé.

Summarische Uebersicht der

Ein-, Aus- und Durchfuhr in der Schweiz im Monat August 1856.

E i n s n h r.

Die Gesamteinfuhr dieses Monats betrug : 13,922 Stüke Vieh, wovon Schu1alvieh .

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,, Großvieh .

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Für Franken 90,593 an Werth, bestehend in Mühlsteinen, Akexgeräthen , Oekonomiefuhrwerken , Gefährten u. s. w.

28,822 Zugthierlasteu , wovon die hauptsächlichsten sind..

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Apothekerwaaren und chemische Produkte Baumwolle, rohe .

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Baumwollengarn und Zwirn aller Art Baumwollenwaareu allex A x t .

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8,824 5,098 Zugthierlasteu.

10,032 4,480 2,180

Brenn-, Bau- und gemeines Nuzholz Koke, Torf, Braunkohle, Steinkohlen Kalk und Gyps, gebrannt und gemahlen 494,614 Zentner verschiedener Waaren, wovon Amlung

Stüke.

Zentner .

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2,006 5,316 12,706 207 3,475

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

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1856

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

52

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

20.09.1856

Date Data Seite

457-466

Page Pagina Ref. No

10 002 025

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