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Schweizerisches Bundesblatt.

Vlll. Iahxg. H.

Nr. 33.

5. Inli 1856.

Jahresabonnement (portofrei. in der ganzen Schweiz): 4 Frt.

Einrükungsgebühr per Zeile 15 Cent. - Inserate sind srankirt an die Expedition einzusenden.

Drnk nnd Expedition der Stämpflischen Bnchdrnkerei (G. Hünerwadel) in Bern.

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Botschaft

des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung, betreffend die

Goldtarifirung.

(Vom 25. Juni 1856.)

Tit.

Nachdem die Frage über die Tarifirung des Goldes zuerst im Ständexath in .Anregung gekommen und auch der Nationalrath einer dießfälligen Einladung an uns für schleunige Vorlage eines sachbezüglichen Gedezentwurfs beigetreten war, wir aber auf Verschiebung dieser ganzen Angelegenheit angetragen hatten , wurde in Würdigung der vorgebrachteu Gründe unterm 8. Februar 1854 der Beschluß gefaßt: ,,Der Bundesrath wird eingeladen. unter Benuzung der sich weiter ex,,gebenden Erfahrungen bis zur nächsten Juli-Session Bericht zu erstat,,ten, ob und welche neue Verfügungen im Münzwefen der Eidgenos,,senschaft zu treffen feien und der Bundesversammlung bejahenden

^Falls geeignete Anträge zu hinterbringen (S. eidg. Ges. Sml., ,,Bd. l.V, S. 56).

Unterm 14. Juli 1854 erließen wir nun eine Botschaft an die h.

Bundesversammlung. worin wir nach Vorlage verschiedener, von einzelnen schweizerischen Regierungen und Handelsinstitnten eingetroffeneu Gutachten unfere näher begründeten Ansichten in solgende drei Punkte zusammen faßten.

.(Siehe die Botschaft im Bundesblatt vom Jahr 1854, Bd. 11l, S. 311): 1) Es sei u n s e r Münzsystem, b a f i r t a n s das S i l b e r , als nziger Werthmesser beizubehalten.

2.I Sollen wir die Silberwährung aufrecht erhalten, so dürfen wir, wie o b e n n a c h g e w i e s e n w o r d e n ist, das s r a n z ösische Gold nicht zum N e n n w e r t h e g e f e z l i c h e r k l ä r e n .

3) Es s o l l dem f r a n z ö s i s c h e n Golde auch nicht ein niedrig e r e r , g e s e z l i c h e r W e r t h a l s der N e n n w e r t h g e g e b e n , es soll d a s s e l b e auch n.cht seinem innern W e r t h e nach taxifirt und gesezlich erklärt werden.

Bnndesblatt. Jahrg. VIII. Bd. II.

20

140 Der Schlußantxag gieng dahin: ..Es sei, in Festhaltung des jezigeu Münzs^stems, welches das Gold als

,,gesezliches Zahlungsmittel nicht zuläßt, in die Frage über die Tari-

,,firung des Goldes nicht einzutreten; vielmehr sei der Bundesrath^ ..angewiesen, auf deu Fall der Vermehrung der Goldmünzen, und ,,namentlich des Eindringens französischer Fünf- und Zehnfranken..stüke in die Schweiz, die geeigneten Anträge für deren Abwehr der ,,Bundesversammlung vorzulegend.

Jn Folge der Berichterstattung vom 6. Dezember 1854 der dießfalls niedergesezten ständeräthlichen und des Gutachtens der nationalräth^

lichen Kommission vom 14. Dezembex 1854 (Bundesblatt v. J. 1855, .Bd.

I, Seite 1 und 23), beschloß die h. Bundesversammlung unterm

^. Dezember 1854 (eidg. Ges. Sml. V Bd., S. 13).

,,Es sei in Festhaltung des j.ezigen Müuzsystems , welches das Gold als ,,gesezliches Zahlungsmittel nicht zuläßt, in die Tarifirung des Gol,,des nicht einzutreten.^ Die Sache selbst blieb nun einige Zeit auf fich beruhen, bis di^ Regierung von Zürich am 24. Dezember 1855 eine Zuschrift an den Bundesrath richtete, worin sie auf den Umstand aufmerksam machte, daß in neuerer Zeit die Zirkulation des französischen Goldes in der Schweiz zunehme und der Umlauf der Silberforten sich mindere , weßhalb fie zu vernehmen wünschte, welche Maßregeln zur Verhütuug der dadurch eintretenden Uebelftände, mit besonderer Besichtigung der gleichartigen Verhältnisse in Belgien , ergriffen werden wollten.

Am 17. Januar 1856 wandte sich ferner die kaufmännische Gesellschaft in Winterthur an die h. Bundesversammlung , rnit dem Ansuchen, ,,daß die französischen Goldmünzen und die nach dem französischen ,,Systeme geprägten Goldmünzen anderer Länder in der Schweiz zu ,,ihrem Nennwerthe als gesezliches Zahlungsmittel erklärt werden ,,möchten,^ und begründete diesen Antrag damit .

,,die Thatsache lasse sich nicht läugnen,^ daß seit einigen Jahren, und ,,besonders wieder in der jüngsten ^eit, eine bedeutende und steigende ,,Masse Goldes in die Schweiz gebracht wurde, und obschon solches ,,nirgends gesezlichen Kurs habe , so würden dennoch täglich starke ,,Zahlungen nicht bloß im kaufmännischen Verkehr. fondern auch füx ,,Eonti der Handwerker und größere Arbeitslöhne in diesem Metall ,,je länger je mehr geleistet.^ Die öffentlichen Kassen, fowol e i d g e n ö s s i s c h e als k a n t o n a l e . ^ die Banken und die Banquiers nehmen das Gold zum Nennwerthe. Selbst ihre Nachbarn , die wenig goldfreundlichen Behörden und Kaufleute des hohen Standes St. G a l l e n wüßten gar wol, daß seit geraumer Zeit die exklusive Silberwährung bei ihnen Schiffbruch gelitten habe und ^ie .meisten ihrer Bankhäuser ihren Kommittenten zur Vorschrift machten, ihxe

141 Ziehungen bloß in francs de France auszustellen , da ihnen das nöthige Silber mangle und damit fie in .Gold zahlen könnten. Was daher von dieser Seite nicht wolle anerkannt werden , bestehe schon größtenteils faktisch in St. Gallen , und dieser Kanton würde auf die Länge , so wenig als sie, gegen den Goldstrom schwimmen können.

Bei der fortwährenden Ausfuhr von geprägtem Silber aus F r a n k reich nach den überseeischen Ländern wäre zu befürchten, daß daselbst iu naher Zukunft d^.s Silbergeld m.t Agio müßte bezahlt werden oder keines mehr geprägt, oder wie es bereits in O e f t e r x e i c h geschehen, bedeutend in seinem Feingehalte verschlimmert würde. Wie stünde es dann mit unserer S i l b e x v a l u t a und woher sollte die Schweiz alsdann ihren Silbermünzbedaxf nehmen^ Geschähe aber nichts, so würde die Goldzufuhr fortdauern und wir bekämen wieder zwei Valuten, nämlich die Kurrentvaluta oder ^das Gold für den täglichen großen und kleinen Verkehr und die strikte Silberv a l u t a , wo namentlich die ärmern Leute und die Schuldbriefdebitoren die Opfer sein würden. .

^ Sie sehen demnach mit dem Z u w a r t e n oder G e h e n l a s s e n nux Naehtheile und keinerlei Vortheile voraus. ...Sie haben die Ueberzeugung, daß Frankreich, gleich England und A m e r i k a , sich mit dem Goldfuß bald noch vertrauter machen dürfte, sonst würde es nicht so zu sagen Tag und Nacht nur Gold ausprägen lassen; und da wir einmal seinen Münzfuß eingeführt hätten und ohne bedeutenden Schaden keiu Silber prägen, noch in hinlänglichem Ouantum aus Frankreich beziehen könnten, so bliebe nichts anderes übrig , als das^ französische Gold auch bei uns im Nennwerthe gefezlich zu erklären.

Was endlich eine Tarifirung des Goldes unter dem Nennwerthe anbetreffe, so müßten fie sich unter den obwaltenden Umständen entschieden dagegen aussprechen ; denn eine solche Unterwerthung wäre gleich einem V e r b o t o^er einer Ausschließung, und könnte zu argen Mißbräuchen und bedenklichen Verlegenheiten führen.

Da nun sowol in öffentlichen Blättern, als auch mittels direkter Anregung der erwähnten Behörden die Goldfrage neuerdings zur Sprache gekommen und fich die Befürchtung vielseitig regte, daß beim Fortbestehen der gegenwärtigen Verhältnisse je länger je mehr in rascher Progression die Goldforten an die Stelle des Silbers
treten und leztere später nux rnit Verlust zu erhalten sein würden , so lud das Finanzdepartement die Regierungen von B a f e l , . Bern, St. Gallen, W a a d t , Neuenburg, Genf und F r e i b u r g ein, ihren Banken oder sonstigen Handelsinstituten solgende Fragen zur Beantwortung und zum gutachtlichen Berichte vorzulegen^ 1) Welches war bei dortigen Banken oder Kassen seit dem vorigen Jahre das Verhältniß des Goldes zum Silberverkehre.. Hat der Goldverkehr im Ganzen zugenommen, und in welchem Grade ungefähr^ Welches ist dermalen das Verhältniß des Goldvoxrathes zum Silbervorrathe..

142 2)

Haben die dortigen Banken oder Kassen sich veranlaßt gesehen, Maßnahmen zur A b w e h r des Goldzuflusses zu ergreifen oder Maßnahmen, um sich den Abfluß ..u sichern , z. B. .durch Ausheilung d.er Wechsel auf S i l b e r oder G o l d w ä h r.uug oder auf f r a n z ö s i s c h e Wäh.. u u g .^

3)

W.el^e Maßregeln find nach dortiger Ansicht in dieser Frage ..u ergreifend Jst das Gold g e s e z l i c h zu tarifixen..

Da Belgien vor einigen Jahren den gesezlichen Kurs der französischen Goldmünzen aufgehoben und in dieser Beziehung sich also allein auf die Silberwährung zurük gezogen hatte , so war es für uns von Jntexesse , zu vernehmen , wie sich in dieser Frage die .Erfahrungen iu .Belgien gemacht hatten. Wir ersuchten deßhalb den Konsul in Brüssel um Beantwortung folgender Fragen: 1) Hat sich seit der erwähnten Maßnahme Belgiens die Zirkulation des französischen Goldes in Belgien erhalten, und in welchem Grades Hat der Zudrang des französischen Goldes ab- oder zugenommen^ 2)

Zu welchem ^urse wird das französische Gold im Verkehr angenomment

3) Hat sich das von Belgien eingeschlagene System nach den bis jezt gemachten Erfahrungen bewährt, oder haben sich Uebelstände gezeigt..

Wird Belgio auf di.sem System... beharren..

Auf die verschiedenen, an die oben angegebenen Behörden gerichteten Zirkulare sind uns nach und nach d^e einschlagenden Antworten zugegangen, und außerdem noch eine Mittheilung ^es Handelskollegiums von BaselS t a d t uud der Z ü r i c h e r H a n d e l s k a m m e r mit dem Ansuchen, ,,der hohen Bundesversammlung die geeigneten Anträge zu hinterbringen, ,,daß die französischen Goldmünzen und die nach dem französischen ,,Systeme geprägten Goldmünzen anderer Länder in der Schweiz zu ,,ihrem Nennwerte als geseziiches Zahlungsmittel erklärt werden.^ Die eingelangten Berichte und Anträge lassen sich nun in zwei Ka^ tegorien theilen, und zwar 1) solche, welche den französischen und andern mit denselben genau übereinstimmenden Goldmünzen gesezlichen Kurs zum Nennwerthe er^ theilen wollen, wosür sich verwendeten: 1. die Handelskammer in Zürich, 2. ,, kaufmännische Gesellschaft in Winterthur; 3. ,, Regierung und die Kantonalbank von Bern ;

4. das Handelskollegium in Basel;

2) solche,

.

welche die Aufrechthaltung des Bundesbeschlusses

vom 1^.

Dezember 1854 wünschten, also die Festhaltung des jezigen Münz-

s^stems, welches das Gold als gesezliches Zahlungsmittel nicht zuläßt und in die Frage über die ^oldtaxifixuug nicht eintritt , wohin gehören :

143 1. Neuenburg, Haudei^kommission, 2.

Kantonalbauk,

3.^ Ersparnißkasfe; 4. St. Gallen, Regierung, ^.

^.

kaufmännisches Direktorium,

Bank;

7. W a a d t , Staatsrath, 8.

.^antonalbauk; 9. F r e i b u r g , Kantonalbank, 10.

H^pothekarkasse ; 11. B e l g i e n , Konsulat in Brüssel.

Die ergere Anficht, die Tarifirnng dex französischen nud anderer gleich-.

artiger Goldmünzen nach ihrem Nennw^he , wird m^tivirt

1) v o n d ^ r H a n d e l s k a m m e r in Zürich damit, da^ mit Riikficht

auf die gegenwärtigen Verhältnisse und den seither noch in bedeutendem Maße zugenommenen Verkehr in Goldmünzen eine gesezliche Wexthung der leztexn uni so wünschbarer und notwendiger zu exachteu fei, als, wenn auch bis je.^t noch immer genug S.lber sich ge^

funden habe und zur Zeit im Allgemeinen mit Bezug auf die Gold-

münzen gegenüber dem Silber kein Unterschied bestehe , sondern dieselben im Nennwer.the angenommen und auch wieder ausgegeben , ja.

sogar di^ Arbeiter hie und da mit Gold ausbezahlt werden , ohne daß diese freiwillige Annahme und Ausgabe von Goldmünzen zu tadeln wäre, weil eben bi^ jezt n^ch nichts auf denselben verloren n^nrde - ein solcher unbesvrglicher und unsicherer Zustand in den Geldvexhältnissen , ..a.nen.iich bei voraussichtlich noch größerer Ausdehnung des .^..ldverkehrs, unmöglich lange andauern könnte, daher ..iner solchen Ungewißheit durch schüzende Maßregeln abgeholfen werden sollte.

2) Von der k a u f m ä n n i s c h e n G e s e l l s c h a f t in Wiuterthur, wie schon hievox angegeben wurde.

3) V o n der Regierung v o n Bern und d e r K a n t o n a l b a n k .

D^ der Andrang de^ Goldes in der allgemeinen Zirkulation des Klein^ und Großverkehrs in sehr bedeutendem Maße zugenommen habe, so sei nicht daran zu denken, dieses Zirkulationsmittel durch eine übelverstandene legislatorische Maßregel verdrängen oder im Kurs herabfezen zu ^wollen. Es wäre dieses ein Fehlgriff, dessen schlimme Folgen nicht lange ausbleiben würden.

D^e statistischen A..g^ben über di^.. Münzprägung i^n gro^.^n Nachbarstaate F r a n k r e i c h , dessen Mün^ftem wir seit 1.^52 a u ..h zu dem unsrigen gemacht haben. ^igten uns, daß die Goldprägungen in Paris in ganz außerordentlichem Maße zugenommen hätten, während die Silberprägungeu bei^ nahe auf Nu^l herabgesuuken wären und es eine große Seltenheit sei, nur einen silbernen Fiinffrankenthaler mit der Esfigie des ..Kaisers zu Geficht zu bekommen.

144 Der Grund hievon sei ein sehr natürlicher, indem die alles Maß überschreitenden Einsuhren von Gold aus der neuen Welt nach Europa ^as Silber nothwendig verdrängen mußten.

Eine Herabsezuug des Goidmün^fnßes sei in diesem Momente zur Unmöglichkeit geworden und hätte Opfer gekostet, die sich auf Millionen.

belaufen haben würden, ohne den Zwek zu erreichen. Es wäre auch die Zuriikziehung des Geldes und neue Umprägung desselben ganz unausführbar, ..veil die bereits in Zirkulation befindliche Masse so bedeutend sei , daß eine solche Operation nur in einer langen Reihe von Jahren durchgeführt ^werden könnte. Ans diesem Grunde sei auch für lange Zeit eine Demo^etifixung des Goldes in keiner Weise zu befürchten.

Jn hohem Grade müßte aber bedauert werden , daß in der kurzen Zeit, seit. die Schweiz das französische Münzf.^em mit so vielem Erfolg zu dem ihrigen gemacht hätte und worüber allgemeine Zufriedenheit in unfern Gauen herrsche^ schon eine Störung eintrete , die .besser vermieden worden wäre.

Das vortreffliche französische Münzs^stem erlitte dadurch ...inen Stoß, der einem Mißgriffe in der Münzgefezgebung sein Entstehen zu verdanken

hätte.

Der Grundsaz nämlich , einen fixen Münzfuß für Gold un^ Silber aufzustellen ,. zeige sich nun wirklich in seiner ganzen abschreckenden Form.

Die zwei Metalle könnten sich in die Länge in ihrem relativen Werth neben und gegen einander nicht unter allen Umständen behaupten.

Bei Errichtung des jezigen französischen Münzfußes vor mehr als einem Halben Jahrhundert hätte man dem G^ld einen Werth gegenüber dem Silber angewiesen bei gleichem Feingehalt wie i zu 15.^. l Kilogramm ausgemünztes Gold war also gleich 1.^./^ Kilogramm ausgemünztes Silber.

Während einer langen Reihe von Jahren hätte sich das Verhältniß

leiblich halten können. Das Gold galt während geraumer Zeit im Ver-

hält^iß dieses Maßftabs ein Agio , welches Inehr o^er weniger sank oder stieg, je nach der Nachfrage. Dieses alte Verhältnis^ sei nun aber ganz gestört durch die Uebexschwemmnugen von Gold, womit der große Maxtt in Europa gegenüber dem Silber überfiuthet werde, und die unausweichliche Folge davon^ sei , daß leztexes viel seltener wer^e , weil es relativ gegenüber der Gold^Depreeiation ini Werth gediegen se^ und sich dahin ziehe, wo e^ mehr gelte.

Diese Erscheinung sei aber für je.^t eine unausweichliche, und wenn der große .^taat F r a n k r e i c h sie nicht vermeiden könne, so würden wir es in unserm Vaterlande noch vie. weniger ^huu können. Die Regiex.^ng vou Bern sei daher überzeugt, daß mau nichts thuu könne, als uns einfach au die Taxierung der französischen ...^oldsorten anzuschließen und ihnen den Werth zu geben , den sie in Frankreich haben , nämlich 5..-- 10-^0 Franken; denn man dürfe nicht vergessen, daß man in miiuz.^ staatlicher Beziehung keinen andern Weg mehr einschlagen könne, als den...

14.^ Wenigen, den das Nachbarland befolgt, ^wer.n mau sich nicht legislatorischen Fehlgriffen aussezen wolle, welche das Volk allein entgelten müßte.

Diese Agiotage, wie man sie früher kannte, würde den Staatsbürger, ^nd namentlich den Schuldner heimsuchen, und zu vieler Unzufriedenheit Veranlassung geben. Man hätte wieder eine Art Repetition der früheru .Verhältnisse mit den Fünsfrankenthalern zu 34^ gesezlicher Valuta, und dieses sollte vermieden werden. Eine Herabsezung des Nominalwertes des ^Goldes sei um so weniger zu befürchten , als fort und fort in Frankreich ^as Gold zu gleichem Schrot und Korn in großen Massen ausgeprägt werde, wie von Anfang der Einführung des französischen Münzfußes her, wobei der nämliche fixe Nominalwerth aus den Stüken erscheine, wie bis ^ahin 10-20-40 Franken.

Es wäre daher eine höchst ^verkehrte Maßregel, mit diesem Proeedere fortzufahren , wenn eine Herabsezung des geprägten Goldes im Wurfe liegen sollte. Jm Gegentheil würde aber in Frankreich der Goldmünzfuß ^ie Oberhand gewinnen. Ein längeres Gehenlassen aus dem bisherigen.

Fuße, wonach einzig die Silberwährung in Befolgung eines richtigen.

rationellen Maßstabes als Norm beibehalten worden wäre, sei fast nicht mehr haltbar. Man bedaure dieses sehr; denn einzig auf diesem Fuße wäre man auf einer ganz gesunden münzpolitifchen Basis gestanden, indem man ^as Gold in der Zirkulation wol tolerirte, aber nicht gesezlich tarifirte.

Müsse man nun von diesem Systeme, durch die Macht der Umstände .gezwungen, Abgehen, so sei es besser, es j e z t als s p ä t e r zu thun.^ . Einen Werthmesser in zwei verschiedenen Metallen bleibend nach einer .gesezlichen Bestimmung relativ unter sich feststellen zu wollen, sei, wie bereits gesagt, nicht haltbar, denn der eine oder ver andere gewinne die Oberhand, je nachdem die Produktion des einen oder des andern größer sei.

^in Uebergang zum Goldmünzfuße würde die Folge davon sein, welchem zu entgehen kaum mehr möglich wäre.

4) Vom Handelskollegium des K a n t o n s Basel-Stadt.

Es könne sich nicht mehr um eine theoretische Untersuchung handeln, .welches der beiden Metalle, Gold oder Silber, sich besser zux Grundlage eines Münzs^ftems .eigne ; es handle sich einfach darum, ob die län^ere Beibehaltung eines.. eigenen, reinen Silbermünzfußes für die Schweiz unter den obwaltenden Umständen zweckmäßig nnd ob fie auf die Dauer

überhaupt möglich sei.

Bekanntlich hätte seiner Zeit die Schweiz bei der Reorganisation ihres Münzwesens den französischen Silberfranken mit Ausschluß des Goldes zux alleinigen Basis ihres Münzs^stems angenommen. Es geschah dieß zu einer .Zeit, wo in Frankreich das Silber, wenn auch nicht g e s e z l i c h , doch.

f a k t i s c h das einzige Zirkulationsmittel war, wo Goldprägungen in dem ^durch das Gesez vom 7. Gern.inal, an .^l, festgesezten Verhältniß von 151/^ : 1 .allerdings vorkamen , aber das Gold nicht im gemeinen Leben als Münze ^ixkulirte , sondern beinahe ausschließlich in den Händen des größeru Han-

146 dels und .der Geldwechsler war und .nicht zu seinem gesezlichen Werthe.

sondern mit einem veränderlichen , bald höheren , bald geringern Agiv bezahlt wurde. Man glaubte damals in der Schweiz, ^von ^in.^r gleichzeitig gen Tarisirung der französischen Goldmünze Umgang nehmen zu sollen, v^n ^em theoretisch allerdings richtigen Saze anstehend, ^daß erne ^doppelt^ Währung unstatthaft sei , und daß das Münzf^stem eines Landes auf einem einzigen Metalte , auf einem einzigen Werthrnesser beruhen müsse. Die Massenhafte Goldausbeute in ^Kalifornien und Australien war damals noch zu neu , als da^ß man ihr die Bedeutung , ^.eu Einfluß ^uf das Verhält^ der beiden Metalle beigemessen hätte, die sie seither erlaug. hat ; ^vielleicht war .nan auch der Meinung, daß Frankreich unter allen Umstände^ a...

der Silberwährung festhalten und eher zu einer Demonetisation seiner Goldmünzen schreiten würde, ein^ Maßregel, die allerdings .damals von mehreren einflußreichen Staatsmännern und Nationalökonomien befürwortet wurde., ....nd .die, we^nn schon mit vielen Opfern und Schwierigkeiten ver^

bundeu, doch damals .noch in den Bereich dex Möglichkeit gel^rt hätte.

Seitdem hätten sich. aber die Dinge wesentlich anders gestaltet. Wäh^

xend b^s zum Jah^ 1.^4^ das wirkliche Werthverhältnrß d^r beiden Metalle auf den hauptsächlichsten Handelsplätzen gegenüber d^m in Frankreich g^sezlichen von 1.5^ : .^ .einen Unterschied zu Gunsten d^ Goldes auf^ewiesen , wäre .in Fol^ der anhaltendem stauen ^Anfuhre^. kalifornischen und australischen Goldes der Wexth .di^s .l^tern ^ietalles gesunken und stellte fich erst .a.uf ^..s .ge.sezliche Verhältn.iß von^151/^ : 1 , bald noch tief^.

Man hätte seinen V^rtheil dab.ei gefunden , Gold im Auslande an^ zulaufen, i^ Paris in Zwauzigsrankenstüke umzuprägen ,..^iefe gegen Si^ex.^ fuuffraukeu^uke . auszuwechseln , die leztern wieder ins Ausland zu versen^ den und dort zu verhältn.ßm^ßig höherem Preise ge^en^Gold umzutauschen..

Nebrn diesen Arbitrageg.efchäft^n wären ^es hauptsächlich dr.ei Umstände gewesen, welche mitwirkten, das Silbergeld auf d.en französischen Pläze.^ zu verdrängen und das Gold an seine Stelle zu bringen. Zuerst.rm J.^hx 1850 die D^.onetisation der Goldmünzen in Holland und deren Ersezung.

durch Silber. welcher Umtausch vorzugsweise in Silber statt gefunden und eine starke Nachfrage für Silber, so wie ein Ausbieten des Goldes ^ zur Folge hatte.

Zweitens im Jahre 1853 der Mißwachs und .die parken .Getreideeinfuhren aus Deutschland und andern^ Ländern , welche . durch ..^aarschast und großenteils durch Silbersendnngen regulirt wenden mußten.

Drittens endlich in den lezten zwei Jahren der orientalische Krieg und i.^ dessen Folge die starken Baarsendungen nach dem Orient, weiche Wenfalls,.

so weit möglich, in Silber geschehen, indem dieses Metall in j^nen Län-^

dern verhältnißmäßi.g einer größern Nachfrage genieße.

Man werde sich daher niebt wundern, we^n das Wesen der Metall^ zirkulation in Frankreich^ sich seit dem Jahre 1849 gänzlich umgestaltete habe. Während die Prägung von Goldmünzen in den Jahren 1803 bis 1848 die jährliche Snmm^ von 27 Millionen nicht überstiegen habe, von.

Welchen zudem der größere Theil expoxtirt und wiedex eingeschmolzen wu.rd...,

147 seien in den Jahren 1849-- i 855 nicht weniger als 1700 Millionen in Gold geprägt worden. Die Silberprägungen dagegen wären in dem.

gleichen Zeitraume nur unbedeutend gewesen, und da aus den vben ange^ gebenen Ursachen ein beständiger Abfluß von Silbergeld statt gefunden, so xechne man, daß gegenwärtig schon die größere Hälfte der gesammten, aus eixea 2500 Millionen angeschlagenen Metallzirkulation Frankreichs in Gold bestehe , ein Verhältniß , das fortwährend noch zu Gunsten des Goldes.

im Zunehmen sei.

Dieß sei die gegenwärtige Sachlage in F r a n k r e i c h , und jeder mit .den Verhältnissen irgendwie Vertraute werde sich j.ezt noch im Ernste de^ Hoffnung oder Befürchtung hingeben, daß eine Demonetifation des Goldes, ein Uebergang zur reinen Silberwähruug dort noch möglich oder nur denk^ bar sei. Die vereinzelten Stimmen, die sich jezt noch in diesem Sinne vernehmen lassen, rühren von Theoretikern her, welche die Verhältnisse ^nicht kennen oder nicht kennen wollen , und in der einmal angenommenen Stellung um jeden Preis beharren zu müssen glauben.

Betrachte man nun, welchen Einfluß dies^ Wendung der Dinge in.

Frankreich auf die Geldverhältuisse bei uns ausgeübt habe.

Bekanntlich habe die Schweiz bei Einführung ihres neuen Münzfußes eine verhältnißmäßig nur geringe Anzahl e i g e n e r Münzen prägen lassen, und sei daher für ihren Verkehr beinahe ausschließlich auf französische Silbermünzen angewiesen gewesen. Der Geldbedarf, welcher in früheren Jahren unter die verschiedenen süddeutschen .Geldpläze, so wie die benach-.

barten Sueeuxsalen der französischen Bank Mühlhaufen, B e s a n ç o n und L v o n sich getheilt hätte, müsse jezt fast ausschließlich aus lezterer O.uelle bezogen werden . und namentlich habe das Komptoir der banque de ^ranc.^ in Mühlhausen für Basel beinahe die Bedeutung e i n e r f c h w e i ^ e r i schen N a t i o n a l bau k erhalten. So lange in Frankreich das Silbergeld die Oberhand gehabt oder wenigstens ke^n Mangel daran eingetreten^ sei, haben diese Baaxschaftsbezlige auf die natürlichste, regelmäßigste Weife vermittelt werden können. Seitdem aber das Silber mehr und mehr aus der Zirkulation verschwunden fei, haben auch die Banken angefangen, ihre Zahlungen größtentheils und am Ende ausschließlich .in Gold zu leisten; und namentlich scheine das Komptoir in
Mühlhaufen gerade in der Abficht, dem Abflusse des Silbergeldes n^eh der Schweiz zu steuern, die Weisung erhalten zu haben, nichts als Gold zu zahlen, und es sei ^am End.. rein unmöglich geworden, sich eine größere ^ Summe Silbergeld in Mühlhausen zu verschossen.

D'ese Verhältnisse haben allen denen, w.lche sich in irgend eine.^ Weise mit Geldgeschäften befassen, Stoff zu ernstlichem Nachdenken geben müssen; s^e haben sich fragen müssen. was wol die Folge sein^ würde, wenn die .^ u e lie, au.^ welcher fie bisher ihre Baarschaft zu beziehen ge^ pflegt, .oerschlosfen bliebe oder ihnen nur eine Geldsorte liefern könnte,

welche in der Schweiz nicht als gefezlich anerkannt würde; sie h^.ben billig .Bedenken tragen müssen, für künftige Epochen Geldverbiudlichkeiten einzu^

148 gehen, ohne zu wissen, ob ihnen alsdann auch die nöthigen Mittel zu deren Erfüllung zu Gebote stehen würden. Schon damals sei die Frage einer Tarisirnng der französischen Goldmünzen bei den Bundesbehörden iu Anregung gebracht worden ; die geschehenen Schritte feien aber ohne Ersolg geblieben; sie haben gescheitert an dem systematischen Widerstande dex

Einen, an dex Gleichgültigkeit und Lauigkeit der Andern; man habe die Sache nicht für dringend gehalten und sich gefürchtet, den Gegenstand

ernstlich an die Hand zu nehmen und vorgezogen, am Status quo sestzuhalten, z u z u w a r t e n u n d z u z u s c h a u e n .

Da nun auf dem Wege des Gesezes keine Abhlise der immer drofender werdenden Sachlage zu erlangen gewesen sei, so habe man auf außer^gesezlichem Wege sich vor Schaden zu hüten suchen müssen. Man habe

nämlich angefangen, Verbindlichkeiten in französischer statt in eidge-

rrö ssi scher Währung einzugehen; man habe in französischer statt in eidgerussischer Währung Wechsel ausgestellt , um berechtigt zu sein , dieselben in.

französischem Golde zu bezahlen. Dieser Modus, der Anfangs nur als ein ausnah ms w e i s e r habe betrachtet werden können, sei nach und nach zur R e g e l geworden. Heut zu Tage sehe man kaum mehr Wechsel auf Schweizerpläze , die anders als in französischer Währung ausgestellt wären ; .^s werden keine Geschäfte geschlossen, anders als in f r a n z ö s i s c h e r W ä h r u n g , beinahe keine Zahlungen geleistet, als in französischem Golde; man könne wol annehmen, daß gegenwärtig dex größte Theil der Metallzirkulation in der Schweiz aus dieser ungefezlichen Mün.^orte bestehe. Dieses, wenn man sich so ausdrüken dürfe, monetarische Abhängigkeitsverhältniß , in dem die Schweiz Frankreich gegenüber stehe , und das nicht etwa ein bloß zufälliges oder gar durch unser Münzwesen ...xft hervorgerufenes , sondern im Gegentheil ein durch die Natur unserer Handels - und Verkehrsverhältnisse bedingtes sei , werde in nächster Zeit voraussichtlicher Weise noch gesteigert werden durch die Verträge , welche ^verschiedene schweizerische Eisenbahngefellfchaften , behnss Vervollständigung ihres Baukapitals mit Pariser-Bankhäufern abgeschlossen haben, und welche Deinen neuen vermehrten Zufluß französischen Goldes nach der Schweiz zur Folge haben werden.

So wenig es nun den Betreffenden zum Vorwurf gemacht werden könne. wenn sie zur Wahrung ihrer Jnteressen sich genöthigt sehen, ihre Verträge und Verbindlichkeiten, statt in der einheimischen g e f e z l i c h en, in einer fremden Geldwährung abzuschließen und in ihren Geschäften die französische Währung zur Re^el, die eidgenössische zur Ausnahme zu machen, so habe doch eine derartige Umgehung des eidg. Münzgefezes etwas höchst Bedenkliches und komme beinahe einer Jnfolvenzerklärung dieses Gesezes ^gie.ch. .^as solle man von der Lebensfähigkeit eines ^Münzfußes halten, welcher bloß au s dem P a p i e r bestehe und in dem w i r k l i c h e n V e r kehr bereits bei Seite gesezt sei.^ von einem Münzfuße, welcher nicht im Stande sei , unfern Geldbedarf zu befriedigen . und der uns auf fremde ungesezliche Münzen anweise.. Bezeichnend sei auch für die Beurtheilnng

14..)

^es gegenwärtigen Zuftandes, daß man bei zunehmender Nachfrage sür Siibergeld bereits von einem Agio auf den Fünffrankenthalern rede , und ui^t etwa von einem Verluste auf den ^wanzigsrankenstüken , daß mau .also bereite das G o l d , n i c h t die e i n h e i m i s c h e W ä h r u n g für unfern wahren natürlichen ^exthmesser ansehe, naeh welchem man Alles,.

selbst einen Mehrwerth der eigenen Währung beurtheile.

Wenn aber eine derartige, zur Regel gewordene U m g e h u n g des Gesezes schon etwas höchst Bedenkliches sei, so sei es in einem noch viel höhern Grade die o s s e n e V e r l e z u n g desselben. Und doch sei auch diese schon zur N o t h w e u d i g k e i t , zur R e g e l geworden. Man habe .oben angezeigt, auf welche Weise sich der größere Verkehr vor VerlegenReiten zu schüzen wisse, in^em er seine Verträge statt in e i d g e n ö s s i s c h e r , in f r a n z ö s i s c h e r Währung abschließe. Jn einer ganz andern Lage seien aber die Fabrikanten überhaupt, die Arbeitgeber, welchen das eidgenössische Gesez bei Strafe verbietet, ihre Arbeiter anders als in geseziichen Münzsorten zu bezahlen. Wie sollten sich nun diese helfen .^ Einerseits sei ihnen durch das Gesez geboten, die Löhne a u s s c h l i e ß l i c h in eidgenössischen gesezlichen Siibexmüuzen zu bezahlen, andererseits befinden sie sich bereits in der absoluten Unmöglichkeit, hinlängliche Summen Silbergeld aufzutreiben , und so bleibe ihnen nichts anderes übrig , als iu direkter Verlezuug des Gesezes sich des ungesezlichen französischen Goldes auch als Zahlungsmittel für die Lohne zu bedienen , selbst auf die Gefahr hin, von den Gerichten mit Strafe belegt zu werden. Solche gesezwidrige^ Lohnzahlungen kommen täglich vor; auch sie feien nicht mehr A u s n a h m e , sondern R e g e l .

Man sehe. daß, wie sehr auch die Goldausbeute fortdaure , das Werthoerhältniß der beiden Metalle sich doch nur unbedeutend verändert habe, und man tonne nicht glauben, daß die Zukunft viel stärkere Schwan.kuugen bringen werde. Wenn überhaupt etwas in dieser Richtung bevorstehe , so fei es viel eher eine Steigerung der fämmtlichen Preise gegen^iber den b e i d e n Metallen, dem Silber wie dem Golde, der man sich ^ bei den je.,igen Mißverhältnissen eben so wenig entziehen könne , wie bei Annahme der französischen Goldwährung. Ueber diesen
verwikelten Gegenstand sei allerdings mit absoluter Bestimmtheit nicht im Voraus abzusprechen ; man wolle nue gegenüber jenen Stimmen , welche zwar das .Zwekmäßige diesem Uebergangs für den Handel und Verkehr nicht in Abrede stellen können, aber darin Gefahr für den Kapitalbesiz sehen wollen, die Ueberzeugung aussprechen, daß solche Befürchtungen höchst übertrieben und ohne vernünftigen Grund feien, und dabei aus Länder, wie England, F r a n k r e i c h und die V e r e i n i g t e n S t a a t e n hinweisen, welche bereits jezt die Goldwährung b.size... , ohne daß man von dort Klagen o^er Besürcht..ngen über abnehmenden Kapitalwerth zu hören bekomme.

Mau habe woi kaum nöthig beizufügen , d^ß wenn man auf Tarifirung dex französischen Goldmünzen dringe, dieß nicht anders als zu ihrem N e n n w e r t h e ^ , in vollständigem Anschluß an das französische System gemeint

1.^0 sein könne; es seien allerdings seiner Zeit auch Stimmen laut geworden.

welche eine niedrigere Taxierung befürworteten :^ diese Ansicht sei aber bexeits von der öffentlichen Meinung gerichtet und man halte es für nnnöthig, die weitern Gründe ans einander zu fezen , weßhalb eine solche Tarifirung völlig unstatthaft und noch ärger wäre , als der gegenwärtig^ Zustand. Nach Darlegung der Gründe für Tarisirung des französischen Goldes weist noch das Handelskollegium kurz darauf bin , warum g e x a d e j . e z t die Sache von ihm aus in Anregung gebracht werde.

Wenn unter ailen Umständen die längere Fortdauer eines Zus.andes,.

der allgemein als unhaltbar und unpraktisch anerkannt werde , eine miß^ liche S..che sei, so fürchte man, daß in diesem Falle, je länger eine Abhilfe hinausgeschoben werde , um so mehr die Schwierigkeiten sich häufen werden. Bis jezt hätten sich die Preise der beiden Metalle , des Goldes und des Silbers, so ziemlich auf der Parität gehalten, und beide werden im gemeinen Leben wie im Handel ohne Anstand gleichbedeutend angenom^ men; es werde daher keine besondere Schwierigkeiten ha^en , dem Golde^ gesez.ich diejenige Stellung anzuweisen, die es faktisch bereits einnehme.

Viel mißlicher werde eine solche Maßregel s^in , wenn Gold im Werthe rioch um etwas , wenn auch nur unbedeutend sinken , ^weun , wie es gar

woi möglich sei, Silbergeld mit Agio bezahlt werden sollte; alsdann

würde die Tarifirung des Goldes ,. obschon das Bedürfnis^ dann vielleicht noch allgemeiner fich geltend machen dürfte, als jezt, nicht mehr ohne Vielfältige llebelstände und Verlezung mancher Pri^atinterefse.^ durchgeführt .werden können.

Gegen ein Abgehen von unfern Münzgesezen sprechen sich ans : 1) Die R e g i e r u n g v o n N e u e n b u r g . Sie bezieht sich auf die eingelangten Gutachten ihrer Kantonalbank, der Ersparnißkasse^ und dex Handelskammer , welche sich einstimmig für ^lufrechthaltnng d^s Bun^ desbeschlusses vom 15. u. 18. Dezember 1.^54 aussprech..n.

2^) L a n d a m m a n n u n d K l e i n e r R a t h v o n St. G a l l e n .

Dieser sendet ebenfalls die Gutachten und Berichte des kaufmännischen Direktoriums und der Bank ein , und spricht sich ohne weitere Be^ gxiiudung seiner Ansicht entschieden dahin aus, an dem gegenwärtigen, ans dem Silberwexthe bestehenden Münzs^steme festzuhalten.

3) Die R e g i e r u n g von F r e i b n r g . ^iese legt einfach die^ Berichte der Kantonalbank und der H^pothekarkasse vor ; erstere ist der Meinung, in d^. Goldtarifirung nicht einzutreten un... glaubt, im Falle von Ueberfluß es dem Handelsstande überlassen zu tönneu, den Kurs nach der Sorte oder der Nachfrage zu bestimmen ; leztere hält die Goldt^rifirung nicht für zwekmäßig, nn^ den Jnteressen .^es Landes^ nachtheilig.

.4) D er sch w e i z e r i sch e K o n s u l i n B r ü s s e l .

äußerte sich über die Goldfrage ungefähr folgendermaßen :

Derselbe

151 Jedes Münzf.^tem müsse entweder auf das Gold oder das Silber basi..t sein , denn dieselben einander gegenüber oder in stete Konkurrenz stellen, würde der Gefahr anssezen, im Falle des Steigens oder des Fallens eines dieser beiden Metalle das andere verschwinden zu sehen. Der Konsul würde nicht anstehen , der S i l b e r e i n h ei t den Vorzug zu geben, weil das Silber stets in größerer Quantität vorhanden se., und daher geeigneter zur Prägung der tleinern Münzsorten erscheine. Der Konsul habe nur ein einziges rationelles S^ stem gekannt in Betreff des Goldes , nämlich das a l t e h o l l ä nd i s c h e M ü n z s y s t e m , nach welchem man Dukaten schlug mit

Angabe des gesezlichen Gehalts und Gewichts, aber ohne .Bezeichnung

eines bestimmten o.^er gesezlichen Werthes. Der Kurs ^er Dukaten sei alle i 4 Tage oder alle. Monate an der Börse in Amsterdam angeschlagen worden, gerade wie derjenige des Zukers oder des Kaffee's.

Auf diese Weife wären die beiden Metalle zugleich in Gebrauch und Konkurrenz gewesen.

Jn neuerer Zeit nun, seit 1814 bis 1830, habe jener Staat, dessen Münz.^stem damals auf dem Goldfuß beruhte , eine so ungeheure Menge von ^ehngul.denstüren geprägt, daß es in Folge dessen sein Silbergeid sast gänzlich verschwinden sah. Es mußte daher von diesem Sv.stem abgegangen werben, und vor ein paar Jahren kehrte man wieder zum Silbersuß zurük.

Jn Betreff des G o l d e s schlägt nnn jener Staat Goldftüke , die denjenigen von fl. 10 voltkommen gleich sind, nur mit dem Unterschiede, daß man darauf die Werthbest^nmung sl. 10 weggelassen hat, so daß der Handelsstand den. selben einen beliebigen, jeweilen ^arirenden Werth beilegen könne, ganz so wie bei den alten Dukaten, welche nun größtentheils nach.

Ostindien gekommen sein, wo sie in beliebterm Kurse stehen.

Der uothwendige^ Rükzug der fl. 10 habe nicht ohne großen Verlust bewerkstelligt werden können; aber außer dem Umstand, daß Holland diese Maßregel noeh bei Zeiten vornahm, verringerte dieser Staat seinen obgenannten Verlust dadurch, daß er nur einesehr kurze Zeitfrist zur Einwechslung anberaumte.

Da sich damals die Mehrzahl dieser Goldmünzen in D e u t s c h l a n d befunden habe, so sei der Verlust hauptsächlich auf diefes L.^nd und leider ^ug.eich auch, troz der Nachbarschaft, auf B e l g i e n gefallen.

Jn F r a n k r e i c h hätten sich die Stifter des jezigen Münzs^stems nur mit dem Silber befaßt, und gar nicht oder sehr wenig mit dem Golde. Erst bei der Gründung des Kaiserreiches wollte .Kaiser Napoleon, in Nachahmung feiner monarchischen Vorgänger, Goldstüke im Werthe von 4 Fünffranken ftüken haben, so wie früher das Königreich seine Louisd'or im Werthe von 4 Brabanterthaleru besaß. Die Folge davon fei gewesen, daß während einem halben Jahrhundert, wo das Gold selten und theuer war, man die Napoleons nur ...it Verlust schlagen konnte; auch seien sie nur aus Luxus ge-

152 prägt worden für die Zivilliste, die hohen Staatsbeamten .^. ^e., nn^ beim Ausgang aus der Münze haben diese Gold^üke im Publikum 25 bis 50 Centimen gewonnen. Dieß seien noch keine veralteten Thatsachen; jedermann werde sich derselben wol erinnern. Seit der Entdekung von Kalifornien und Australien habe sich nun dieses alles.

sehr geändert; und da Frankreich einen großen Gewinn in den Goldprägungen gefunden , so werden dieselben von diesem Staate in solchem Grade ausgebeutet, daß sein Silber zusehends im Verkehr verschwinde.

Außerdem bewirkte dieses auch noch einen Rükschlag aus den Kurs der Pariser Papiere. Seitdem der Konsul in Brüssel wohne, habe er niemals den Kurs dieser leztern auf kurze Termine unter ^ bis 1/^ .^ Gewinn gesehen. Seit zwei Jahren varire er nun zwischen 1^. bis ^ .^ Verlust^, ^und sehr selten könne man dieses Papiex a1 pari absezen.

^ Jn B e l g i e n , wo es zu ^en Gewohnheiten der Bewohner gehöre , Gold in der Tasche herum zu tragen , habe man nichts als Klagen während der ersten Periode, wo das Gold theuex war, gehört. Jedermann fand es sehr hart , eine Prämie bezahlen zu müssen , um sich Napoleons zu verschaffen , welche man doch nur zu ihrem Nennwerthe ausgeben konnte. Dieses habe zu e..nem unglüklichen Vorschlag Veranlassung gegeben, welcher in der Kammer von Personen angeregt worden sei, die zwar in finanziellen Sachen unbestreitbar sehr erfahren und vertraut waren , im vorliegenden Falle .abex in einen groben Jrrthum verfielen, wie es auch die Folge genugsam erwiesen habe.

Um nämlich Gold ohne Verlust sehlagen zu können, habe man Zwanzigfrankenstüke im gleichen Gehalte wie die Napoleons, aber von einem relativ geringern Gewichte geprägt.

Dadurch glaubte man sie in Belg.en zurükhalten .zu können; aber während der ganzen Theurungsperiode seien sie nichts desto wenige außer Kurs gebracht worden und erst, als das Gold im Werihe gefallen, wieder zurük gekommen. Bald habe man erkannt, daß das Silbex nach und nach durch Auswechslung verschwunden sei. Gleicherweise.

seien diese Goldstüke nicht in großer Anzahl vorhanden gewesen, und die Regierung habe sie demonetisiren und mit einem Verlust von einigen hunderttausend Franken zurükziehen müssen.

Seither habe man sich wieder zu den wahren Prinzipien zurükgewandt ; ^.les nationale und fremde Gold habe den gesezlichen
Kurs verloren ; für den Verkehr sei es dagegen durch kleine Bankbillets im Betrage vo.. Fr. 50 und Fr. 20 ersezt worden , die gegenwärtig sich in allen Händen befinden, weil sie stets bei allen Agenten der Bank in den Pro.^inzen^ ausgewechselt werden können. Die Handelsleute zögen selbst .^...r, bei ihren Zahlungen Fünsfrankenfiüke zu geben und

die Bankbiilets zu behalten.

Der Konsul sagt am Schlusse seines Berichtes: das französische Gold zu seinem Nennwertheanzunehmen, wäre mit Rükficht auf die Schweiz

153 . dex größte Mißgriff. ^en man thun könnte. Das Gold mit^ einem, wenn auch kleinen Verluste zu tarieren, wäre höchst gefährlich. Es liege darin ein Punkt, der sehr schwierig auszusenden wäre und der immer variren würde. ^ Die kleinste Differenz in zu v i e l oder z u w e n i g würde in dem einen Falle den Zufluß des Goldes erschweren oder verhindern und dadurch zu nichts führen, im andern Falle aber die Ausfuhr aller Silbermünze nach sich ziehen. Man möge sich nur fest a m g e s e z l i c h e n F u ß e halten , daß niemand gezwungen werden könne, Gold an Zahlungsart anzunehmen, uud es werde in der Schweiz eben so wenig als in Belgien Mangel an Silben eintreten.

Auf die von uns durch Vermittlung der Kantonsregierungen an verschiedene schweizerische Kreditanstalten . gestellten Fragen sind uns folgend^ Antworten zugekommen : 1. Frage. W e l c h e s war bei d o r t i g e n B a n k e n o d e r K a s f e n feit v o r i g e m J a h r e d a s V e r h ä l t n i ß d e s G o l d e s zum S i l b e r v e r k e h r e .^ Hat der G o l d v e r k e h r im G a n z e n z u g e n o m men, und in w e l c h e m G r a d e u n g e f ä h r . ^ W e l c h e s ist d e r m a l e n das Verhältniß des Goldv orrath es zum Silbervoxrathe^ K a n t o n a l b a n k Bern.

Seit Jahr und Tag herrsche in den Kassen der Kantonalbank da^ Gold in starkem Maß.^ vor. Nicht nur werden eine Menge Zahlungen an die Bank iu dieser Münzsorte geleistet, sondern es bestehen auch die namhaften Baarsummen , die man fortwährend aus Frankreich zu beziehen im Falle fei, fast ausschließlich in Gold. Eine genaue Angabe über das Verhältniß des Goldverkehrs zum Silberverkehr könne nicht angegeben werden, da keine Konttole darüber geführt werde.

Jmmerhin aber stehe fest, daß seit längerer Zeit bei der Bankzirkulation das Gold eine immer größere Rolle spiele und daß eine Aus-

schließung derselben zur Unmöglichkeit werde.

Neuenburg. Handelskommission.

Nach den durch die Kommission gemachten Berechnungen stelle sich

der Verkehr mit Goldstüken zu demjenigen in Silbergeld im Jahr 1855 im Verhältniß zu ^ in Silber und ^ in Gold dar.

Die Zirkulation von Gold habe sich seit 1855 gegen 1854 um etwas

vermehrt. Da.^ Verhältniß hievon könne aber ni.^t angegeben werden.

Die Kassenstände wechseln so rasch und häufig^ daß es keine Möglichkeit sei , genau anzugeben , wie in diesem Augenblik das Gold zum

Silber in der Kasse sich steile.

Neuenburg. Kantonalbank.

Es sei sehr schwierig, mit vollkommener Sachkenntniß auf diese Frage zu antworten , weil d.e B.^nk erst vo- s.^ Monaten gegründet worden sei; doch könne man im Allgemeinen . angeben, daß .^ie Baareinnahmen zur Hälfte in Gold und zur Hälfte in .Silber branden h...b^

t54 Die fortwährende Ausfuhr von gemünztem Gelde aus Frankreich bestehe^ der Leichtigkeit des Transports wegen größtenteils in G o l d ^ und habe hauptsächlich dazu beigetragen, den Umlauf der Goldstüke merklich zu vermehre.., namentlich in den drei lezten Monaten des Jahres l 855.

Neuenburg. Ersparnißkafse.

Seit Ende 1854 zeige sich der Verkehr mit G^ldftükeu beinahe im Verhältniß wie 1 zu 2 zu demjenigen mit dem Silbergel^e.

Die Zirkulation der Goldstüke habe sich in dem ersten Semester des Jahres 1855 nicht fühlbar vermehrt, und selbst in den Monaten Juli und August sei deren Zufluß fo gering gewesen, daß man ^icht an alle.

Personen davon habe abgeben können, welche solche gewünscht, und daß die Kantonalbank die Goldstüke selbst mit einem geringen Agio verkaufen tonnte.

^ Diese augenblikliche Seltenheit lasse sich nur der Vermehrung dex Reifenden während der schönen Jahreszeit zuschreiben und ihrem Verlangen nach Goldstüken , welche Münze den Reifenden dnrch^ keine andere ersezt werden könne.

Gegen Ende des zweiten Semesters 1855 habe die Zirkulation des Goldes merklich zugenommen.

Gegenwärtig sei das Verhältniß des Goldes zum Silber wie 1 zu 1, aber es sei leicht vorauszusehen, daß das Gold die. Oberhand über das Silber gewinnen werde , weil das Agio auf lezter.n Metall in Frankreich fortwährend steige.

St. G a l l e n . K a u f m ä n n i s c h e s D i r e k t o r i u m .

Gleich wie die Bank , so habe auch das kaufmännische Direktorium hinsichtlich der feiner Verwaltung unterstellten fassen ^as Gold jeweils . nur nach Konvenienz angenommen. Bei der dortigen Eiseubahnverwaltuna, dagegen habe allerdings ein s e h r b e d e u t e n d e r Gol^.rkehr statt^ gefunden.

Daß in Folge jener ^ gleich anfänglich aufgehellten und bisher fe^ gehaltenen Maxime der Goidvorrath .^ie beträchtlich geworden u^.d besondere Schu^maßregelu überflüssig erschienen, sei für sich selbst klar. Soll man ^dessen über das in St. fallen überhaupt bestehende Verhältniß des Goldvorrathes ..um Silbervorrathe seine Ansicht aussprechen, so möge mau annehmet, ...aß dasselbe ungefähr jenes von .,^ zu .^ fein dürfte.

St. G a l l e n . . . ^ a u k d i x e k t i o n .

Die dortige Bank habe bis dato kein Gold an Zahlungsstatt au^euommeu, weil dasselbe nicht die gesezliche Münze sei, und weil die Bank ihre in Zirkulation gegebenen Noten, die in neuer Schweizerwährung lauten, ebenfalls auf Verlangen stets in Silber einlösen müsse.

Sehr angenehm und bequem, und sogar vo.^heilhaft wäre es für das Jnstitut gewesen, Gold al pari zu nehmen und wieder zu geben;

allein die Bank habe iu il^r Stellung geglaubt,. an d^m g e s e z l i c h e n

s c h w e i z e r i s c h e n M ü n z f u ß e festhalten und gegen den Zudrang des

1.^ holdes, gegen das Einnisten einer im Werthe später wahrscheinlich sinken^ den Münze in dortiger Gegend ankämpfen zu sollen, zugleich aber auch sich zu bestreben, immer wieder und selbst mit einigem Agio Silber herbei zu ziehen. Es sei ihr dieß auch bis jezt gelungen; und wenn schon unter dem Publikum Gold zirkulire und im Zunehmen begriffen sei, so haben denn doch die Zahlungen an die Bank und diejenigen von der Bank an das Publikum bis zur Stunde in Silber geleistet werden können.

Von der von der Bank eingeräumten Faeilität, daß fie das Gold in ^iro^Rechnung annehme, welches früher oder fpäter aber von den Betreffenden wieder tale quale zurükbezogen werden müsse, fei nur in unbedeutendem Maße Gebrauch gemacht worden , was denn auch beweise , daß für einstweilen erfreulicherweise das Silber noch weit die Oberhand über .

das Gold in dortiger Gegend habe.

W a ad t. S t a a t s r a t h.

Aus den Antworten aller derjenigen Häuser, au welche fich der Staatsrath gewendet, ergebe fich die Thatsache, die übrigens allgemein bekannt sei , daß die Zirkulation des Goldes im Kanton im Laufe des Jahres 1855 sich merklich vermehrt habe.

Was jedoch den Grad diefer Zirkulationszunahme betreffe, so feieu die ..Angaben darüber verschieden; die Einen fchäzen denselben auf 8 bis 10 ^, während ihn Andere auf 30 bis 50 ^ und noch höher steigen lassen. Es herrsche auch eine große Meinungsverschiedenheit in der Art, tvie das Verhältniß der Goldzirkulation zu derjenigen des Silbers sich gestalte; die bezüglichen Angaben über jenes Verhältniß variren zwischen

10, 12, 20, 2.^, 30 und 40 ^..

Freiburg. Die d o r t i g e K a n t o n a l b a n k sagt, daß das Gold erst im Verlaufe des lezten Trimesters in bedeutender.

^enge zugeflossen , und zwar in einem Verhältniß gleich ^.. des zirkulirenden Silbers, also 25 ^.

F r e i b u r g . Die H y p o th e t a r k a s s e ..immt an, daß nach den lezten Kassabeständen die Goldmünzen ungefähr 1/I... ^/o (wahrscheinlich 15 ^) des gesammten Geldvorrates ausmachen.

Die zweite Frage : ,, H a b e n die d o r t i g e n B a n k e n o d e r K a s s e n sich v e r a n l a ß t g e s e h e n , M a ß n a h m e n zur Abwehr des Goldzuflusses zu e r g r e i f e n oder Maßnahmen, um

sich den Abfluß zu sichern, z. B. durch A u s s t e l l u n g der

Wechsel auf^ilber oder ^old oder au französische Währung, beantwortete die K a n t o n a l b a n k in Bern dahin:.

Zur Abwehr des Goldzuflusses seien dortfeits bis jezt keine Maßnahmen ergriffen worden und hätten auch keine ergriffen werden können.

Der Zufluß sei bereits allzu stark geworden, und wollte man die Annahme ....es Goldes verweigern, so kämen viele Bankfchuldnex in die größte Ver-

BI^d^la..... Iahrg. vIII. Bd. II.

21

156 legenheit und könnten in vielen Fällen ihre Verpflichtungen nicht erfüllen,..

da fie ihrerseits durch die Macht der Umstände zur Annahme des Golden gezwungen wären.

<.

Was dann die Baarbezüge aus Frankreich anbelange, die sehx häufig und in gxoßen Beträgen stattfinden, so hange man dabei gänzlich vom.

Liefexanten ab, denen man in Betreff der Geldsorten durchaus nichts vorschreiben könne. Alle Versuche, fich von Außen, wenn nicht ausschließlich, doch der Hauptsache nach, Silbergeld zu verschaffen, scheitern an dem.

Umstande, daß der Hauptlieferant, die B a n a n e de t r a n c e , seit län^ gexex Zeit nur Gold ausgebe. Würde man nun kein solches annehmen, so wäre dieses so viel, als ein gänzliches Verzichten auf die Baaxschaftsbeziig.e aus Frankreich , die doch zur Alimentation der Geldzirkulation so

nöthig felen.

Neuenburg. D i e d o r t i g e H a n d e l s k o m m i s f i o n beantwortet die zweite Frage kurz mit einem N e i n .

Neuenburg. Kantonalbank.

Sie hätte es nicht zwekmäßig erachtet, fich gegen den Goldzufluß durch Mittel zu sichern, welche nur den Zwek gehabt haben würden, den Abfluß des Goldes aus ihren Kasseu herbeizuführen. Die 20 Frankenstüke würden selbst mehr als das Silber verlangt und man glaube nicht , daß fie auch nux einen Augenblik in der öffentlichen Meinung an Werth ernst-.

lich verloren hätten.

Neuenbuxg. Exsparuißkasse.

Se^it dem Anfange des neuen eidg. Münzs^stems habe die Nothwendig.^ keit, in welcher man fich befinde, für eine Menge kleiner Zahlungen Vorsorge zu treffen, welche nur in Silber bequem gemacht werden können und auch in diesem Metalle verlangt werden, sie veranlaßt, eine Maßregel gegen die Anhäufung des Goldes zu ergreifen. Mau habe nämlich^

deßhalb die Verfügung getroffen, das Gold sorgfältig bei allen Gelegen-

heiteu ohne Agio für die bedeutenden Zahlungen zu verwenden , durch welches Mittel sie nicht befürchten müssen, für die kleinen Zahlungen in Silbexgeld in Verlegenheit zu kommen. Man könne selbst beifügen , daß die. Annahme des Goldes bei großen Zahlungen nie verweigert worden sei.

St. Gallen. Kaufmännisches Direktorium.

. Die auf St. Gallen gezogenen Wechsel haben meistens in Schweizerwähr^ng gelautet; doch seien hinwiederum in neuester Zeit allerdings viele Fälle vorgekommen, wo die trassirte Summe auch in f r a n z ö s i s c h e r W ä h r u n g ausgedrukt gewesen. sei.

St. Gallen. Bank.

Sie könne nicht umhin, die Bemerkung zu machen, daß bei der Bank zuweilen Plazwechsel vorgekommen seien, die in Gold^Valuta stipulirt gewesen und welche deßhalb die Bank nicht diskontixt habe. Plazwechsel iu frauzösischex Wähxung lautend, seien bis dato glüklicher..veife eine durchaus seltene Erscheinung gewesen, und man würde es für ein Unglük halten,

157 wenn dieser Mißbrauch Plaz greifen sollte, zumal sich dadurch die sranzöfischen Banknoten in das Land einfchleichen dürften, die, wie die Erfahrung lehrt, in Frankreich mit Zwangskurs belegt werden können, und denen diese traurige Bescherung erst unlängst ^noch mächtig gedroht habe.

Daß in Frankreich Zustände obgewaltet haben, wo weder Gold noch

Silber erhältlich gewesen, könne nicht bestritten werden, und daß solche ^fich

auch wieder einstellen dürften, wolle man zwar weder hoffen, noch wiinfcheu; aber im Reiche der Möglichkeit liege es. Durch das neue schweizerische

Münzgesez ist St. Gallen für den Baarschaftsbezug lediglich auf Frank-

^ r eich angewiesen; die Pflicht jedes Einzelnen sei es aber doch, darauf hinzuwirken, daß man von daher Silber oder am Ende Gold, nicht aber auch noch französisches Papiergeld, das im Werthe ganz unsicher werden könne, empfange.

Waadt. Der d o r t i g e S t a a t s r a t h äußerte sich: Gleichwie die angefragten Handlungshänser ohne Ausnahme die Zunahme des in Zirkulation befindlichen Goldes bestätigten, eben so einstimmig haben sie auch erklärt, daß sie bisher nicht im Falle gewesen seien, Maßnahmen zur Abwehr des Goldzuflusses zu ergreifen oder den Abfluß aus ihren Kassen zu erleichtern. Jn so weit es sie betreffe, seien jene Häuser weit entfernt , solche Maßregeln als angemessen oder nothwendig zu erachten, weil statt sich über eine große Menge Goldes zu beklagen, die meisten derselben eher noch einen größern Zufluß wünschen; ja eines dieser Häuser habe sogar gemeldet, daß es unlängst genöthigt gewesen sei, 1,^ ^ zu bezahlen, um sich in Genf Gold zu verschossen, welches es zu einer Zahlung bedurft hätte.

Fxeiburg. Kantonalbank.

Bis jezt fei das Erscheinen der Goldftüke in dem Handel dieses Kantons nur als eine angenehme Erleichterung, fowol für den Personenals den Warenverkehr betrachtet worden. Die Bank habe keinen Grund, sich über diesen Goldzufluß zu beschweren , und es werde von derselben auch keine Maßnahmen dagegen ergrissen, da alle Münzen dieses Metalls im Kantou Neuenburg gegen Papiere auf Paris leicht abgefezt werden können, und bekanntlich werde der größte Theil diefer Münzen in jenem .Kanton von den Uhrenmacher- oder Bijouterie-Etablissements umgesehmolzen.

^Freiburg. H.^pothekaxkasse.

Sie habe nie die geringste Schwierigkeit gefunden in der Ausgabe ihrer Goldmünzen und daher sich auch nicht veranlaßt gesehen, Maßregeln gegen deren Zufluß zu ergreifen.

Die dritte Frage : ,,Welche Maßregeln sind nach dortiger Ansicht in dieser Frage zu ergreisen^ Jst das Gold gesezlich zu t ari firent wurde dahin beantwortet: Von der K a n t o n a l b a n k in Bern.

^Wenn unter den obwaltenden Umständen Maßnahmen zur A b w e h r des Goldes unausführbar seien, so suche dagegen die Bank sich den Ab-

158 fluß desselben möglichst zu sichern und sich für solche Fälle, wo man die Bestimmungen der jezigen Münzgeseze gegen sie anwende , eine angemessene S i l b e x r e s e r v e zu bewahren. Die Bank leiste daher ihrerseits ihre Zahlungen so viel möglich in Gold, und habe überdieß ihre größern Banknoten mit einem Stämpel versehen, worin sie sich deren Einlösung in Gold vorbehalte. Diese Maßnahmen erreichen jedoch ihren Zwek nur halb, und sichern die Bank nicht vollständig vor Verlegenheiten in den Fällen, wo ihr gegenüber die Münzgefeze in vollem Maße angewendet werden.

Denn wenn fie auch in Bezug auf ihre V o r s c h ü s s e ziemlich freie Hand habe und dieselben einfach verweigern könne, falls der Entlehner kein Gold annehmen wollte; wenn sie sich serner bei Einlösung ihrer Banknoten auf den mittels des darauf gedrükten Goldftämpels gemachten Vorhehalt be^ xufen könne, so bleibe dagegen eine andere Kategorie von Verpflichtungen, wo sie gebundene Hände habe, nämlich die G o l d d e p o s i t e n , deren Betrag durchschnittlich auf die bedeutende Summe von 1 .,.... bis 2 Millionen ansteige. Beim Rükzug solcher Depositen müsse die Bank die Konvenienz der betreffenden Gläubiger berükslchtig.n, und wenn diese sich aus die Münzgeseze berufen und Zahlung in Silbergeld verlangen, so könne die Bank unter Umständen in große Verlegenheit kommen, indem sie bei einem vielleicht hohen Kassastande dennoch ihre Verpflichtungen nicht zu erfüllen im Stande sei, weil ihre S i l b e r r e s e r v e bald erschöpft sein müßte.

Jn dieser unsichern Lage beenden sich wol sämmtliche schweizerische

Geldinstitute und der Handelsstand überhaupt.

Allerdings seien einstweilen noch keine großen Jnkonvenienzen zu Tage getreten und die Fälle, wo die Annahme von Goldmünzen verweigert wor.den, mögen sehr vereinzelt dastehen. Allein die Umstände könnten unerwartet schnell ändern und es dürste hohe Zeit sein, jener Unsicherheit dadurch ein Ende zu machen, daß die nach französischem Münzs...stem geprägten Goldmünzen als gesezliches Z a h l u n g s m i t t e l erklärt würden.

N e u e n b u r g . H and e l s k o m mi ssi o n.

Sie glaubt, daß es gefährlich wäre, besondere Maßregeln zu exgreifen, und spricht sich energisch gegen die Taxierung des Goldes aus..

Neuenbuxg. Kantonalbank.

Diese hält es für das Vernünftigste und Klügste, es bei dem gegen-

wärtigen Status quo zu belassen, d. h. bei der Nichttarisirung des Goldes, um dem Handel volle Freiheit einzuräumen, dessen Zirkulation zu xegulireu.

Neuenbuxg. Ersparnißkasse.

Diese glaubt, daß die Gründe, welche man für das eine o^er das andere System anführen könnte, sich aufheben, daß es demnach schwierig sei, sich darüber auszuspxechen ; jedoch sei sie für das Festhalten an dem gegenwärtigen Stande der Dinge.

St. Galleu. K a u f m ä n n i s c h e s D i r e k t o r i u m .

Dieses ist der Anficht, daß es für die Schweiz das Beßte wäre,

159 Ausschließlich bei der S i l b e x w ä h r u n g zu verbleiben , das Gold demnach sortan als bloße Waare zu betrachten und jedem Einzelnen zu überlassen, sich gegen etwaige, von daher drohende Nachtheile nach eigenem Ermessen

bestmöglichst zu schüzen.

Der Goldznflnß aus Frankreich fei bedeutend gewachsen und nehme fortwährend eher zu als ab ; gewichtige Stimmen, das Gold, sei es unter dieser oder jener Modalität, als gesezliches Zahlungsmittel zu erklären, lassen sich vernehmen, und es w.rde der provoeirten Maßregel kaum mehr auszuweichen sein. Für dieie, wenn auch ungern gesehene Eventualität schiene dann freilich, an sich selbst betrachtet, eine g e s e z l i c h e Tarisiruug des Goldes das richtigste Auskunstsmittel zu sein, weil einzig dadurch jeder Jnhaber von Gol^münzeu gegen möglichen Nachtheil gesichert w.äxe, indem ex jeweilen genau wüßte, welchen reellen Werth er denu

eigentlich befize. So stichhaltig dieser Grundsaz nun aber an sich selbst

auch sein möge , müßte dessen konsequente Durchführung dennoch mit wesentlichen Jnkonvenien^u verbunden sein , d^e in Praxi erst recht hervor^ treten würden. Man wolle beispielsweise nur an die unausweichlichen A b u f i v k u r s e , dann aber namentlich an die Notwendigkeit erinnern, die Tarifirung von ^eit zu Zeit, sei es in bestimmten o^er unbestiwmten Fristen, zu erneuern, so wie an die damit verbundene Schwierigteit,..dießfalls gerade das rechte Maß zu treffen, d. h. die heikle Operation weder zu oft, noch zu selten vorzunehmen, und eben so die Werthung weder zu hoch, noch zu niedrig anzufezen. Diese und ander .^lipven, an welchen eine befriedigende Ausführung des Grundfa^es der Tar.isiru.ng leicht scheitern dürfte, bestimme das Direktorium daher, bei abfälliger Annahme der Goldwährung sür den N e n n w e r t h der Goldmünzen sich zu er-

klären.

Eine Minderheit des Kollegiums hinwieder spricht sich, obfchon über den Vorzug ausschließlicher B e i b e h a l t u n g der Silberw ä h r u n g mit der Mehrheit gänzlich einverstanden, dennoch in zweiter Linie für T a r i s i r u n g des Goldes aus und glaubt im Weitern, daß daran zugleich eine gesezliche Bestimmung zu knüpfen wäre, gemäß welcher bei Zahlungen jeweiien nur 30 bis 40 .^ in Gold angenommen werden müßten.

^ie Minorität verkenne übrigens die mit einer passenden Tarifirnng verbundenen Schwierigkeiten keineswegs, halte aber dieselben nicht für unübe. steiglich, jedenfalls vermöge der durch Tarifirung zu erlangenden Vortheiie größerer Gewähr ge^en etwaige Verluste, für ein k l e i n e r e s Uebel, als die Annahme der Goldstüke zum Nennwerthe.

^aadt. S t a a t s r a t h .

Dieser hält die Frage wegen Taristrung des Golden für die Schweiz, b e s o n d e r s für die f r a n z ö s i s c h e , von geringer Bedeutung. Ohne sich gerade au.^rüklich gegen die erwähnte Maßnahme anzusprechen, schienen doch die angefragten Handlungshäuser dieselbe als voreilig oder verfrüht zu hallen und zögen den Status .^quo so lange wenigstens vor, als die

160 Zirkulation des Goldes in der Schweiz nicht in einer, gegenüber dem heutigen Stande bedeutend beträchtlichen Verhältniß zugenommen habe, .und dieses Metall so leicht als Silber und n.^ch leichter angenommen werde.

Nach dem Dafürhalten des waadtiändischen Staatsraths wären keine Maßregeln gegen den Zufluß des Goldes zu ergreifen; sollte jedoch die eidg. Behörde in dieser Angelegenheit Vorkehrungen zu treffen für gut finden, so würde Waadt die Tarisirnng der Goldmünzen zu ihrem nomir.alen Wer.the, wie er in den Nachbarstaaten festgesezt ist, als das ^.assendste erachten.

..

Freiburg. K a n t o n a l b a n k .

Sie ist der Ansicht , den freien Austausch beizubehalten. Sollte das Gold sich allzusehr anhäufen, so dürste die Bank und der Handel die Sachlage und die Kurse schon beherrschen., je nach den Angeboten und der Nachfrage.

Freiburg. H^pothekarbank.

Diese legt der Frage über die Tarisirung der Goldmünzen eine hohe Bedeutung bei. Die Seltenheit des Goldes, verbunden mit andern Eigenschasten , die man bei andern Metallen gar nicht oder wenigstens nur in sehr geringem Grade antreffe, bilde den Grund zu feinem relativen hohen Werthe. Wenn nun der Ertrag desselben auf einmal die Gränzen überschreite,^ innerhalb welchen es sich feit Jahrhunderten bewegt habe, so müsse natürlich eine forche Vermehrung auch eine Werthverminderung nach sich ziehen. Bei der ungeheuern Menge dieses Metalls, welches von den neu entdecken goldhaltigen Ländern jährlich in die Zirkulation geworfen werde, müssen offenbar die frühern Verhältnisse zwischen dem Gold und den andern Metallen, und namentlich zwischen dem Gold und dem Silber, sich allmählig ändern^ wenn diese Aenderung nicht schon jezt bereits eingetreten sei. Wenn, wie alles vermuthen lasse, die Gesinnung des Goldes auf dem nämlichen Fuße fortschreiten sollte, so würde die erwähnte Umwälzung stets fühlbarer werden. Eine Tarifirung der Goldmünzen könnte allenfalls den g e g e n w ä r t i g e n relativen Werth der Metalle angeben; sie könnte aber keineswegs die fortschreitende Entwerthnng des Goldes in Anschlag ziehen nnd würde daher früher oder fpä.^er, sobald der relative Werth dieses Metalls unter seinem nominalen Werthe gehalten wäre, als notwendige Folge den Verkehr mit dieser Münze überfüllen, und aus diese Weise das Silbergeld verdrängen. welcher Austausch
für die Schweiz äußerst nachteilig wäre. Man wäre daher der Anficht, daß eine Tarifiruug des Goldes g e g e n w ä r t i g nicht nur unzeitig, sondern auch den.

Jnteressen des Landes zuwider sei.

Der s c h w e i z e r i s c h e K o n s u l in B r ü s s e l beantwortete die nachgehenden, ihm vorgelegten Fragen, wie folgt:

16l 1) Hat sich seit Erlaß dexMaßuahmen Belgiens die Zirkulatiou des französischen G o l d e s in .Belgien erhalten und in welchem G r a d e ^ Hat der Zudraug des f r a n z ö sifchen G o l d e s ab- oder z u g e n o m m e n . .

Seit der Demonetifirung des französischen Goldes werde kein solches ..nehr eingeführt, außer durch Reisende, welche dasselbe als Taschengeld mitbrächten. Es sei jedoch unmöglich , den Betrag desselben auch nur

annähernd zu bestimmen ; obgleich dieser Betrag ziemlich beträchtlich feiu möge, so stehe er doch in keinem Verhältnisse zu demjenigen , der fich aus .einer gesezlichen Werthbestimmung ergeben hätte.

2 ) Z u w e l c h e m K u r s e w i r d d a s f r a n z ö f i f c h e G o l d im ^ V e r k e h r angenommen Jm Kleinhandel, d. h. in den Krämerläden, werden die Goldmünzen .^1 pari angenommen, was sich leicht erklären lasse ; denn ein Krämer, der für Fr. 50 ...der Fr. 60 verkaufe, auf welchen er 10--15 ^ Gewinn ziehe, sehe nicht auf eine Differenz von ^ oder ^ ^, diestchauf 3 oder 4 Napoleons ergeben. Dennoch höre man hier und da Klagen oder.

sonstige Bemerkungen. Die Staatseisenbahnen , die Kreditanstalten und die Banken nähmen die Napoleons nur mit Abzug von 1/^ oder 1/^ ^, ^as gewöhnlichste sei .^. ^. Da beinahe alle Münzen durch die Hände tiefer Hauptkassen früher oder später gehen müssen , so sei leicht ersichtlich, ^.aß man fich nur ungern diesem Verluste unterzöge. Der eine suche sich ^aher seines Goldes zu entledigen dureh Freunde oder Bekannte, die nach .Frankreich reisen, ein Anderer mittels Zahlungen, die er an Franzosen ^u machen habe. Nur diejenigen, die eine bedeutende Anzahl Goldstüke in Kasse haben und sür deren Zahlungen zu kurze Fristen anberaumt seien, ^m aus solche Gelegenheiten warten zu können, unterwerfen fich diesen Verlusten. Für diese leztern lasse fich aber nichts thun; denn aus alle ^ihre Klagen könnte mau ihnen nur die Antwort extheilen.. W a r u m h a b t Jhr das Gold a n g e n o m m e n . ^ Der Konsul wisse aus sicherer Quelle, daß die Nationalbank, welche die Napoleons, ohne sich für irgend ^welche Zeitfrist zu verpflichten, zu Fr. 19. 95 annehme, deren sehr wenige einziehe, da die Wechsler dieselben je nach dem Stande des Kurses auf ^Paris zu Fx. 19. 97^ oder Fr. 19. 95 annehmen.

.3) Hat sich das v o n B e l g i e n e i n g e s c h l a g e n e S . ^ s t e m nach d e n b i s j e z t g e m a c h t e u E r f a h r u n g e n b e w ä h r t ,

o d e r h a b e n sich U e b e l s t ä n d e g e z e i g t e

Es unterliege keinem Zweifel, daß Belgien sich bei dem befolgten Systeme sehr wol befinde, denn ihm habe es den Ueberfluß von Silbermünzen zu verdanken, welcher sich gegenwärtig in diesem Staate zeige; ^iese Silbermenge würde sonst verschwunden sein, wie sie in F r a n k ..reich verschwinde, wo jedermann, der 6 Franken zu bezahlen habe, einen Napoleon darreiche und sich darauf herausgeben lasse, was oft sehr schwer.

162 ^alte. Man könnte von Belgien aus Fünffrankenstüke hinsenden und da^ Porto dabei gewinnen, wenn es sich um bedeutende Summen handelte, aber ^1uau erhielte dagegen nux Gold, auf welchem man den gemachten Gewinn^ wieder einbüßen müßte.

4 ) W i r d B e l g i e n auch f e r n e r h i n a u s d i e s e m S y s t e m e beharren..

Gegenwärtig deute nichts auf eine Aenderung desselben, und die ösfent^ tiche Meinung scheine über diese Angelegenheit fest zu stehen.

. Nachdem wir in Vorstehendem die Gutachten über die Goldfrage der verschiedenen Kantonsregierungen und Kreditanstalten im Auszuge wieder gegeben haben, wollen wir noch unsere Ansichten und unsern darauf basirten Antrag hier kurz begründen.

^ Langsam, aber unaufhaltbar^ entwikeln sich die. Folgen der großen.

Reichthümer, welche Kalifornien und Australien über die Welt ausgießen.

Die Veränderungen , welche im Handel , in den Werthverhältnissen vox^ ^gehen, sind nicht von greifbarer Axt ; dagegen geben sie sich in den MünzVerhältnissen, was auf's Genaueste abgewogen werden mu^, in unverkenn^ barer Weise kund.

^ Weun nun eine Entwertung des Goldes eintrat, so mußte zuerst Nordamerika afsizirt werden; und dieß geschah auch. Das Silber strömte hinaus, weil es in andern Ländern vorteilhaft war, mit Silber zu.

zahlen , uud die Regierung sah sich genöthigt, die Silberwährung so gut wie aufzuheben und Gold als Hauptzahlungsmittel gelten zu lassen. Mau.

verschlechterte die Silbermünzen, die man zum täglichen Verkehr bedurfte, beinahe um 7 ^ , damit es keinen Vortheil mehr abwerfe, sie aus dem.

Lande zu führen , was vorher in großen Massen geschehen war. Jezt, nachdem A m e r i k a zuerst sein gutes Silbergeld verloren und in Folg^ dessen genöthigt war , sein Münzs.^stem zu ändern , kommt die Reihe an.

^F r a n k r e i ch. Hier waren von 1841-1847 durchschnittlich 4^.. Mil.^

lioneu in Gold geschlagen worden; von 1848 --1850 erhob sich die Aus-

.nünzung schon um 50^ Millionen , im Jahre 1851 auf beinahe 270 .Millionen, und im Jahre 1852 sank sie auf 72; ist aber im Jahr 1853

auf 313 und 1854 gar auf 527 Millionen angestiegen. Die starke Aus-

münzung im Jahre 1851 war eine Folge der holländischen Maßregel im Dezember 1850, wonach die Goldmünzen als H a n d e ls m ü nz e n exklärt wurden.

Die große Masse Gold, die dadurch auf den Markt kam, dxiikte deu Preis desselben um 3 .^ unter den Münzpreis Frankreichs , und somit.

schikte man das Gold in die französische Münze.

Dieses Ereigniß erregte die Aufmerksamkeit der Regierung und sie.

sezte eine Kommission nieder, welche die Sache untersuchen sollte. Da.

im Jahre 1852 die Goldausmünzung wieder nachließ, gieng die Kommis^ .^iou mit dex Erklärung aus einander..

.^

16.^ ,,Die Besorgnisse seien chimärisch und es sei kein Grund vorhat den, das französische Münzf^stem zu ändern... Bald straften die Folgen ^iese Erklärung Lügen; denn schon im Spätjahx machte Michel. Ehevalier auf die Notwendigkeit , das Münzs.,siem zu ändern , aufmerksam, und später wurde die vorgegangene Veränderung offiziell anerkannt durch den Grafen d 'A r g ou t, Direktor der Bank in Frankreich, der in dem .Berichte, welchen er den Aktionären über deu Geschäftsgang der Bank im Jahre 1853 erstattete, sich in allgemeinen, aber sehr verständlichen Ausdrüken also vernehmen ließ: ,,Die stets wachsende Einfuhr von Barren und Goldmünzen in Frankreich hat die Beschaffenheit der Metall^Zirknla^ tion wesentlich geändert. Sonst bestand diese Zirkulation fast ausschließlich a^s Silber; jezt aber herrscht das Gold vo... Der bisher sestgestellte relative Werth beider Metalle hat eine gewisse Aenderung ersahren.^ Was ^as heißen wollte, konnte man leicht berechnen, wenn man aus demselben Berichte ersah, daß im Jahre 1853 durch die Hände der Bank theils in den Zweigbanken, theils direkt ins Publikum die ungeheure Summe von 329,030,000 an Gold kam, und daß man aus Frankreich Silber z. B. nach Amerika sandte und im Austausch 4 ^ gewann , gerade wie man früher beim Herausziehen des Silbers aus Amerika 3 bi^ 4 ^ gewonnen hatte.

Alles, was Frankreich bis jezt gethan hat, war negativ. Eine Kommission hatte, wie oben bemerkt, erklärt, das Sinken sei z u f ä l l i g und man brauche sich nicht ..u beunruhigen. Die Zukunft wird lehren, ob es nicht besser gewesen wäre, gleich A n s a n g s durchzugreifen und das Silber als e i n z i g e n M ü n z f u ß anzuerkennen, ehe das mit einem Sinken bedrohte Metall in großen Massen in die Zirkulation eindrang.

Das Gold in Frankreich zur Handelsmünze , gleich wie in deu Niederlanden, zu erklären, wäre jezt schon sehr schwierig, und in einigen Jahren, wenn man fortfährt, Gold zu Hunderten von Millionen zu.

schlagen, ganz unmöglich.

Durch die Goldausbeute in Kalifornien und Australien sind die^ Lebensbedürfnisse bedeutend gestiegen; 4-5 .^ im Großhandel macht eiu Steigen von 20-30 ^ jm Kleinhandel. Personen mit einem fixen Ein.^ kommen müssen nothwendig verlieren, und nur die Kapitalisten gewinnen, welche ihr Geld in industrielle Unternehmungen steten , weil ihre Einnahmen
mit dem allgemeinen Steigen der Waarenpreise ebenfalls steigen müssen.

Solche Erscheinungen kann eine Regierung nicht ändern und nicht hindern, aber sie kann die fchlimmf.^en Folgen abwenden, indem fie fest an.

einer Währung hält. Thut mau dieß, so kann es logischer Weife gar keine Frage sein, daß für das Silber entfchieden werden muß. Wollte .man auch dem englisch -amerikanischen Systeme folgen, fo hat man doch zwei Währungen, wenn das Silber nicht vorher exportirt wird und mit .den zwei Währungen das Schwanken.

164 Wichtiger aber ist noch, daß die Masse des Volkes (denn das Gold dringt jezt bis in die untersten Kanäle) wol das Gold,^ nicht aber das Silber entbehren kann ; zur kleinern Ausgleichung zum täglichen Verkehr ist Silber unerläßlich. Gold berührt vorzugsweise nur den Kaufmann, weil es größere Zahlungen vermittelt und dadurch immer zur Waare wird,

^während die Hauptfunktion des Silbers ist, als Münze, d. h. als Werth...esser zu dienen , der sich selbst nicht ändert.

Wenn man sei^ dem Jahre 1848 das Sinken ^es Goldpreises auf Z1/.^ .^ anschlagen darf, so ist, wenn einmal Amerika seine Banken, die

früher auf einer gefährlichen Papiergrundlage ruhten, mit Gold gesättigt

^at, gar kein Grund vorhanden, warum nicht das Gold, dessen Gewin..

.nung noch immer im Fortschreiten begriffen ist, nicht abermals um 3.,^ ^ sinken sollte ; dann ist das jezt erst einige Jahre alte Münzs^stem Abermals .eine Ruine, und muß wiederum geändert werden.

Was bleibt dann F r a n k r e i ch übrig .^ Es muß sein Münzs^ftem ^ebenfalls ändern, und zwar nach a m e r i k a n i s c h - e n g l i s c h e m Zus ch n i t t , d. h. es muß seine Silbermünze schlechter machen aus die Gefahr hin, sie nach 6 bis 8 Jahren noch einmal schlechter machen ^zu ^müssen.

^ Und soll nun die Schweiz aus die Gefahr hin, die Verluste, die Frankreich bei einer früher oder später eintretenden^ Münzrefoxm machen rnuß, das französische Gold als gesezlich erklären und dann spater den Schaden theilen .^

Soll die Schweiz bei Annahme des französischen Münzfußes sich in die Lage versezen, ebenfalls durch französische Banknoten, die im Werthe fallen und selbst in Frankreich einem Zwangskurs unterworfen werden können, Weitere Verluste zu erleiden .^ Gewiß nicht.

Wir halten überhaupt eine Entscheidung über die Goldfrage n o ch v e r f r ü h t ; warten wir erst ab, wie die Verhältnisse in Frankreich sich .gestalten, ob dort der Goldwerth zu dem des Silbers in einigen Jahren sich bedeutend ändert.

Jm lezten Jahre wenigstens sind laut der beigefügten Tabelle beide ^Metalle gestiegen. Anfangs Juli 1855 war nämlich der Preis per Kilo

Silber 222. 17, im Juni 1856 223. 27.

Das Kilo Gold kostete Anfangs

Juli 1855 .

Juni 1856 .

.

.

.

.

.

.

Fr. 3,432. 72 also 1--15. 45.

,, 3,446. 46 ,, 1-15. 44.

^ Wenn die Goldausbeute zunimmt , so nimmt auch andererseits der Verbrauch für Sch.nnk und Geräthfchasten zu. Sollte aber das Gold noch tiefer im Werthe sinken, was nur allmählig statthaben kann, und .sollte das Silber, was jezt noch den Hauptwerthmesser bildet, nach und uach verdrängt werden,^ so dürfte, wie die Freiburger Kantonalbank ganz richtig bemerkt, der Handel noch immer die Kurse, je nach der Nachfrage

1^ ^der dem Angebote beherrschen können , und die Sache von selbst wieder ins Gleichgewicht kommen.

Es mögen noch viele Jahre hingehen, ehe durch das bis jezt gemünzte Go^d die seit Jahrhunderten geprägten Silbermünzen ersezt find.

Einmal wenn die Bewegung des Werthvexhältn.sses von Silber und Gold einen natürlichen Ruhepnnkt gefunden haben wird ; wenn fich für den Werth derselben im Handel wieder festere Zahlen gebildet haben, da^n wird die Münzreform eine a l l g e m e i n e werden, und dann auch für die Schweiz der Zeitpunkt da sein , wo die Frage über die uöthig scheinenden Reformen im Münzwesen behandelt werden muß.

Bis dahin sollte man warten und zusehen , welches Resultat die .österreichische Münzkonferenz zu Tage fördert. Wird, wie verlautet, der 2 1 Guldeufüß für D e u t schl a u d und die öste r r e i ch i sche u S t a a t e n eingeführt, so wird dex deutsche Münzfuß die gleiche Einheit wie der französische erhalten und die deutschen und österreichischen Silbermünzen i n F r a n k r e i c h , B e l g i e n , S a r d i n i e n und der S ch w e i z ^wieder in Kurs kommen und große Erleichterung dadurch für unfern Ver^kehr mit den angränzenden Ländern herbeigeführt werden.

Unter diesen Umständen halten wir es noch nicht . an der Zeit, Verfügnngen in Bezug auf die Goldtarifirung vorzuschlagen, und stellen deß-

halb den Antrag :

Die h. Bundesversammlung wolle beschließen, au dem bisherigen, auf das S i l b e r basirten Münzf.^steme festzuhalten , in die Goldtarifixung auch dermalen nicht einzutreten, vielmehr das Gold als W a are zu betrachten , dessen Kursbestimmung je nach der Offerte oder der Nachfrage dem Publikum überlassen ist.

Genehmigen Sie, Tit., ^neusten Hochachtung.

die erneuerte Versicherung unserer vollkom-

B e r n , den 25. Juni 1856.

Jm Namen des schweiz. Bundesrathes,

Der Bundespräsident : ..^täm^sti.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft : Schieß..

Zusammenstellung der Silber- und (^oldkurfe in ^aris vom 1. .Juli 1855 bis 1. Juni 18.^.

(Je zu Anfang eines jeden Monats).

.^ata.

..^un^rau^uthaler

in Silber.

Priu^ ^..

1^.

2 Juli August 1 September 1 1 Oktober 2 November Dezember 1 I8^.

2 Januar 1 Februar 1 März 1 April 2 Mai 2 Juui

Fr.

3 3 5 5 5 6 à7 5 5 5 5 5

à 6 à6 à6 à6.

à6 17 alte vor 1825

(goldhaltig.)

^einlilber in Barren; Tarif^

^s Fr. 2 18. 39 per Kilo..

Tagesprämie 1u ^

15 à 15 15^ à 16 18 à 19 19 à 20 ^19 -.à 20 20 à 21 18 18 18 18 18 19^

à 19 à 19 à 181^ à 18^ à 19 à 20^

Tagespreis.

..^.ein.^old in Baren ; Tarispreis

Fr. 3,434. 44 per Kilo.

Prime

Verhältniß von.. Silber zum Gold,

P^ ^.. Tagespreis. Silber^l

^.

222 222 222 .223 223 223

Et.

17 34 94 16 16 38

2 3 à4 3 à4

222 222 222 222 222 223

94 94 88 88 94 27

4 4 4 4 4 2

Fr.

Fr.

1

à à à a à à

5 5 5 5 5 5

pair.

Et. Fr. Et.

50 3,432 72 . 3,431 01 3,434 44 3,441 31 3,446 46 3,446 46 3,449 3,449 3,449 3,449 3,449 3,446

15 15 15 15 15 15

45 43 41 42 44 43

89 15 47 89 15 47 89 15 48 89 15 48 89 15 47 46 15 44 ^

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Botschaft des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung, betreffend die Goldtarifirung.

(Vom 25. Juni 1856.)

In

Bundesblatt

Dans

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In

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Jahr

1856

Année Anno Band

2

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33

Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

05.07.1856

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139-166

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