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Schweizerische Bundesversammlung.

Die gesezgebenden Räthe der Eidgenossenschaft haben sich am 22. DezenIber ...860 vertagt und beschlossen, die Bestimmung des Zeitpunkts ihres WiederzusamInentrittes dem Bundesrathe zu überlassen.

Der Präsident des Ständerathes, Herr I..r. Blu In er, hielt folgende Schlußrede: ,,Meine Herren Ständeräthe!

,,Wir sind für einmal am Schlnsse unsrer Sizungen angelangt; erlauben Sie Inir, ehe wir ans einander gehen , noch ein kurzes Abschiedsroort. Die gegenwärtige Session wurde zunächst veranlaßt durch die stattgefundene Gefammterneuerung des Nationalrathes. welcher verfassungsgemäß eine Erneuerungswahl des Bundesrathes folgen mußte. Wenn die Bestellung unsrer Bundesregierung ohnehin als eines der wichtigsten Attribute der beiden gesezgebenden Räthe erscheint, so war sie von uin so Höherer Bedeutung im gegenwärtigen Augenblike, wo die Zustände Europas uns keineswegs volle Beruhigung gewähren können und wo in unserru Jnnern über wichtige Tagesfragen mannigfache Verschiedenheit der Ansichten waltet. Die VnndesversamnIlnng, deren eigener Personalbestand durch die Erneuerung des Nationalrathes nicht bedeutend verändert worden ist, hat die Leitung der eidgenössischen Geschäste abermals denjenigen Männern an.vertraut, welche bis dahin. zum Theil schon seit der Entstehung der gegenwärtigen Bundesverfassung , unser Staatsschiff durch mancherlei Klippen .glüklich hindurchgeführt haben. Mögen diese Männer. denen Niemand .vielfache Verdienste um unser Vaterland absprechen wird, durch das ihnen .neuerdings bewiesene Zutrauen sich gestärkt und ermuthigt fühlen , ihre grosse Aufgabe nach besten Kräften zu erfüllen l Neben der Wahl des .Bundesrathes waren es vorzugsweise militärische Vorlagen, weiche in dieser Session unsere Zeit in Anspruch nahmen; haben wir in der einen Richtung unser Haus neu bestellt , so ist es auch in der andern Richtung mit Rüksieht auf bevorstehende Eventualitäten so weit als möglich geschehen.

Erfreulich ist in dieser Beziehung die Einstimmigkeit, mit welcher in den .beiden Räthen für eine zweknIäßigere und ausreichendere Bewaffnung des .zahlreichsten Bestandtheiles unsres Bundesheeres bedeutende Summen beBilligt worden sind. Jst auch über d.e wichtig.. Frage der Erstellung von .militärischen Gebirgsstraßen ein Bundesbeschluß noch nicht zu Stande ge.kommen. so hat doch die einläßliche
Diskussion im Nationalrath gezeigt, .daß man nur über die M i t t e l verschiedener Meinung dagegen einig ist in der A b s i c h t , auch die durch hohe Gebirge von der übrigen Schweiz getrennten Kantone mit .Anwendung unsrer ganzen Wehrkraft gegen aus..

408 wättige Angriffe zu vertheidigen. Endlich hat auch die schon seit Langem schwebende Frage der Bekleidung unsrer Armee in der gegenwärtigen Session ihre definitive, hoffentlich befriedigende Lösung gefunden.

Tit. ! Wir stehen am Schluffe eines Jahres, dessen Ereignisse unsresonst freundschaftlichen Beziehungen z.I einer benachbarten Großmacht einiger..

maßen getrübt und unter uns sei .st bedeutende Zwie.traeht hervorgerufen haben. Versuchen wir es, einen ruhigen und unbefangenen Blik auf jene Vorgänge zurükzuwerfen , sv we.den wir gewiß finden müssen, daß Inau .iber die jedenfalls schwierige F ....ge, was für eine Politik die Schweiz zu .

befolgen hatte gegenüber der vorbereiteten und i.i's Werk ge.fezten Einverleibun.g des neutralisirten Savo.)ens in's französische Kaiserreich bei gleich redlichen Besinnung n und gleich warmer Vaterlandsliebe gar wohl verschiedener Ansicht sein konnte..

Diesen Standpunkt bat auch .mit seinem gewohnten richtigen Takte da.... schweizerische Volk eingenoinmen , indem es die hauptsächlichsten Träger der beiden sich gegenüberstehende Meinungen wieder in den Nationalrath wählte . zunächst

weil sie eben durch ihr

ganzes öffentliches Wirken die Männer.

seines Vertrauens geworden find , dann aber auch weil das Volk jeibst gleich seinen Führern die streitige Frage offenbar verschieden beurteilte.

Folgt somit aus dem gesummten Resultate der Nationalrathswahlen, daß in den eidgenössischen Räthen die beiden Ansichten fernerhin neben einander bestehen und je nach den Umständen zur Geltung getragen wer...

den. indem keiner derselben eine unbedingte Wahrheit zur Seite steht. so bleibt nur zu wünschen übrig , daß man sich wieder besser Init einander vertragen lerne . und daß insbesondere d.e Presse einmal aushören möge, den Vertretern einer abweichenden .Ansicht sofort unedle und unpatriotische Motive unterzufchieben. Die Männer. welche im lezten Frühling sich für diejenige Politik ausgesprochen haben, die seither von der Schweiz Befolgt worden ist, sind sich bewußt, daß ihnen die Jntegrität des Vaterlanges und feine gänzliche Unabhängigkeit von fremdem Einflusse eben so sehr am Herzen liegt , wie den Trägern der gegentheiligen Ansicht..

Sie werden niemals zugeben , daß ein schweizerischer Gebietstheil von unserm Staatsverbande weggerissen werde ; nnd eine ohnmächtige , von irgend einem Großstaate abhängige Schweiz kann am wenigsten das Ziel derjenigen sein, denen es zuerst gelungen ist. eine bloß aiis dem Willen unsers Volkes hervorgegangene , von jedem auswärtigen Einslnsse frei gebliebene Bundesversassung in's Leben zu rufen. Möchten daher mit dem ablausenden Jahre 1860 auch der alte, unfruchtbare Hader nnd die leidenschaftliche Verfolgung Andersdenkender verschwinden nnd billige Anerkennung aller Meinungen, welche bei der vielgestaltigen Beschaffenheit unsers Landes eine gewisse Berechtigung haben, an deeen Stelle treten Bliken wir nicht länger rükwärts ans Vergangenes, dessen Benrtheilur.g ruhig der unparteiischen Geschichte anheimgegeben werden darf ; bliken wir .vielmehr vorwärts in die Zukunft, welche uns sicherlich neue. vielleicht noch viel ernstere Fragen bringen wird. Sollte, was ich keineswegs vor..

40..)

.ansseze, das Ausland jemals unsere Unabhängigkeit oder die Neutralität .unsers Gebietes verlezen wollen, so hege ich die feste Ueberzeugung, daß es e i n e e i n i g e und von H e r z e n e i n t r ä c h t i g e Schweiz sich gegen.über finden würde. Jn dieser Hoffnung und mit dem herzlichen Wunsche, daß das neue Jahr I8.o1 ein segenbringendes für die Schweiz werden.

.möge . erkläre ich die erste Abtheilung der gegenwärtigen ordentlicher..

Session für geschlossen."

#ST#

Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

(Vom 12. Dezember 1860.)

Der Bundesrath wählte zum Telegraphisten auf dem Hauptbüreau L a u s a n n e Hrn. Henri F o n t a n n a z , von Lutr..), Kts. Waadt.

Mit Zuschrift vom 21. dieß macht das Bundesgericht nachstehende Mittheilung über seine Zasaninienseznng und diejenige feiner Abtheilungen oder Kaminern.

Bull.iiesgericht

für die Anitsperiode 1861/63. ...)

P r ä s i d e n t sür 1861.

Hr. Kasiniir P f e f f e r , l.... J. ..)., von und rn Luzern.

Viee-Präsident.

Hr. Arnold Otto A e p l i , von und in St. Gallen..

Mitglieder.

Hr. Jakob V l u i n e r , ...i. J. I)., von und in Glarus; ,, Gottlieb J ä g e r , von nnd in Brugg (Aargau) ; ,, Jakob D u b s . I.I. J. l.l., von Affoltern am Albis, in Zürich., ,, Niklaus H e r m a n n , von und in Sachsen (Obwalden) ; ,, Eduard Eugen B l ö s e h , D. J. I.)., von Biel, in Bern; .'..) Vergl. Seite 357 hievox.

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1860

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66

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

22.12.1860

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407-409

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10 003 252

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