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Schweizerisches Bundesblatt

XII. Jahrgang. III.

Nr. 61.

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28. November 1860.

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des

schweiz. außerordentlichen Gesandten in Brasilien, Herrn v. Tschudi, an den Bundesrath über die dortigen Verhältnisse der Kolonisten.

(Vom 6. Oktober 1860.)

Tit.!

Ehe ich meinen Bericht über den gegenwärtigen Anstand der HalbPächter auf den einzelnen Kolonien der Provinz. Sao Paulo beginne, sehe ich mich veranlaßt, einige Mittheilungen über die Kolonisten und Kolonial..

Verhältnisse im Allgemeinen voraus..ufchiken.

Der hohe Bundesrath ist theils durch zahlreiche , nach der Heimath geschriebene Briefe.. nnferer Landslente ans der Provinz Sao Paulo. theils durch einen Spezialbericht des Herrn ...ir. Heußer an die Polizeidirektion des Kantons Zürich und durch eine Anzahl von Flugschriften und Zeitungsartikel verschiedener Parteifärbungen einigermaßen über jene Verhältnisse unterrichtet; aber es war dennoch nicht möglich, aus denselben ein wahrheitgetreues Bild der Kolonialzustände jener Provinz zu stopfen.

Die Briefe. welche die Kolonisten von Sao l.aulo an ihre Verwandten nach der Schweiz schreiben , kann man füglich in drei Abteilungen bringen : 1) in bezahlte oder sonst unter einem ähnlichen moralischen Druk geschriebene, die Alles loben und deshalb unwahr find. Gleicherweise find von diesen nicht sehr viele angefertigt worden. Beispiele davon liegen von Kolonisten auf der Kolonie Jbieaba des Hauses Vergueiro n. Eomp. vor. 2) Solche, die in absichtlichen Unwahrheiten und argen Uebertreibungen unaufhörlich klagen und nach Hülfe schreien. Sie sind von Kolonisten geschrieben, die sich in einer schlechten Lage befinden , aber mit wenigen Ausnahmen durch B u n d e s b l a t t

Jabx-.

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36

260 eigene Verschuldung. 3) Solche, die die ungeschminkte, einfache Wahr.^ heit enthalten. Lob und Tadel sind gerecht, und beim Unglük geben sie.

auch den wahren Grund demselben an.

Die Briefe zweiter Klasse find die häufigsten. und es ist fast unglanblich, mit welcher Unverschämtheit und Heuchelei dieselben größtenteils.

Abgefaßt sind. Verfasser solcher Schriststüke, denen ich ihre absichtlichen Un..

Wahrheiten vorhielt, hatten die Frechheit, mir ganz offen zu erklären, wenn.

sie ihre Lage nicht so sehr übertrieben hätten und sich so ungiükich stellten.

so würde ihnen ja nie geholfen werden ; fie haben es absichtlich gethan ,.

damit ihnen ihre Schulden bezahlt werden.

Einen merkwürdigen Beitrag zu diesen Berichten lieserte z. B. R o s e t t e . ^ W i e d m e r , Tochter des Kolonisten A n d r e a s W i e d m e r , in ihren langen^ Briefen nach SunIiswald. Als ich sie in Perieiraba über viele in den..

selben enthaltenen Unwahrheiten zur Rede stellte und ihr die , mir von^ hohen Bundesrathe übergebenen Kopien ihrer Briefe vorwies, so erwiderte sie mir, fie habe diese Stehen gar nicht geschrieben; der Abschreiber in.

Sumiswaid oder Bern had.. sie hineingesezt.

Einen andern Beriet,. der für den hohen Bnndesrath bestimmt war nnd der von Kolonisten der drei Kolonien Biry, Couvitinga und Sao^ Louren^.o unterschrieben, zeigte ich denselben in Original und forderte sie auf, ihre Klage zu begründen. Zwei Drittel der Unterschriebenen erklärten, sie haben nicht einn.al gewußt. was in dem Briese stehe; einer ,,der nie gearbeitet und nie Ruhe gegeben habe.., habe die Schrift versaßt und sie zum Unterschreiben überredet. Der Verfasser dieier Schrift war kurze Zeit vor meiner Ankunft mit Hinterlassung von eirra Fr. 7,200.^ Schulden von der Kolonie geflohen, und er verdankt es nur meiner Ver..

wendung bei dem Gutsbesize.^, daß er nicht gesangen zurükgesührt und nach dem Geseze vom 11. Oktober 1837 zur Verdoppelung seiner Schuld verurteilt wurde.

Was den Bericht des Hrn. I)r. Heußer anbelangt, so ist es dem hohen Bundesrathe hinlänglich bekannt, wie der Versasser einen Theil.

desselben durch die Zeugnisse , die er dein Hai.se Vergueiro und Eon.p.

ausstellte, selbst annulirte und welche traurige Rolle dieses Verfahren in den Debatten des gesezgebenden Körpers in Rio de Janeiro spielte. Ein ähnlicher
Vorgang sand mit dem Besizer der Eolonie S.^ .^..^..^.^ dem Eoinmendador Luis Antonio de S^.^ ^rr^ statte Jch halte es für meine Pflicht, hier dem h. Bundesrathe zu bemerken, daß sich der Bestzer der l^enda ,,l^oa Vis^a^ iin Bezirke Amparo, Hr..

^^ L.^ .^ ...^...^ ..^....^. auf das entschiedenste gegen die Anschutdigungen des l^r. Heußer verwahrt, der ihn des Versuches der Pro^ sel^tenmacherei zeiht.

Jch habe deshalb bei ^den Glarnersamilien. die jene Kolonie bilden, die einläßlichsten Erkundigungen eingezogen. und alle haben inir einstimni.g versichert. daß Herr Joao Lei.e nie den geringsten Versuch gemacht habe.

irgend einen von ihnen zu überreden. katholisch zu werden, daß auch

26l .keiner von ihnen je eine derartige Klage denI I^r. Heußer mitgetheilt habe.

Es ist wohl zu bemerken. daß Joao Leite kein Wort deutsch spricht und die Glarner vor drei Jahren so wenig portugiesisch sprachen. daß zwischen

dem Gutsbestzer und ihnen gewiß kein religiöses Gespräch statt finden konnte.

Leider niuß ich gestehen. daß die Kommission des l)r. Heußer von keinen guten Folgen war und über einen Theil der Kolonisten ein großes Unglük gebracht hat. Dnrch Erregen von Hoffnungen . die er nicht er^ füllen konnte. durch Versprechungen. zu denen er weder berechtigt. noch au..

torisirt war. hat er, wie ich später zeigen werde, die Kolonisten mehrerer ...^a^endos für Jahre lang gänzlich denioralifirt und nicht nur diesen, sondern auch den Gutsbefizern den größten Schaden zugefügt.

Bei der besten Disposition des Hauses Vergueiro u. Eoinp. und der übrigen Fazendeiros, allen Uebelständen , über die klagen vorlagen. abzuhelfen, war vor drei Jahren der Zeitpunkt für eine Untersuchung..

kommission in der Provinz Sao Paulo ein möglichst günstiger und sie hätte, von einein ernsten. klugen und umsichtigen Manne geleitet, äußerst segenbringend wirken können. Sie fiel aber anders aus. Herr I)r. Heußex war seiner Aufgabe nicht gewachsen; er war zu jiing. es sehlte ihIn an der nöthigen Sach.. und Menschenkenntnis und an der unumgänglich nöthi..

gen Ruhe, uni so schwierige Verhältnisse zu ordnen. Zudem waren ihin d^ notwendigen pekuniären Hülfsmittel Inehr als kärglich zugemessen. so daß er ost in Lagen kam . in die ein Kommissär , und wenn er auch nur von einzelnen Gemeinden deiegirt wäre. nie kon.rnen darf. Er kehrte nach Rio de Janeiro zuruk. und tief.. die .^ol^nialangelegenb.eit in großer Unordnung. Die kais. brasilianische Regierung sandte bald darauf den Appellationsrichter I)r. Manuel ...^^ ^ I^l^l..^ als Untersuchungskoniinissär ab. und diesem gelang es einigermaßen. die Ordnung herzustellen ; aber schon waren die Dispositionen nicht Inehr so günstig wie ein halbes Jahr früher.

Zu Ende des vorigen Jahres delegirte die kais. Regierung in der Person des .^ppellationsriehters 1^r. S^^.^ ^..^.h^^ .^^.^ wiederum einen Koininissär zur Untersuchung der .Kolonien der Provinz Sao Paulo.

Sein Bericht, den er dem Generaliandamte (Reporticao g^ral das terxas puhlicas) vorlegte, ist unparteiisch, klar und tr^u.

.^eine Angaben habe ich fast überall bestätigt gefunden. und nur in einzelnen wenigen Fällen ist er in Folge irriger Jnsormationen zu unrichtigen Weiterungen verleitet worden.

Die Schweizerkolonisten in der Provinz Sao
Paulo können wir in drei Klassen eintheilen. Die e r s t e enthält: a. a r b e i t s u n sah ige Jndivlduen : Krüppel, Blinde. Greis^ Vlöd^ sinnige. Cretina, Kranke, die durch langjährige Wunden, Hernie.., epileptische Anfälle ^e.. an aller Arbeit verhindert sind ., b. a r b e i t s s c h e u e Individuen : Gewohnheitsbettler, Vagabunden.

Säufer, ehemalige Zuchthaussträflinge.

. .

262 Nur wer an Ort und Stelle die zu dieser Klasse gehörigen Jndividuen gesehen hat, macht ^ich einen richtigen Begriff ihrer großen Menge.

Es scheint, daß die Heimathsgemeinden, die solche unglükliche Jndividuen nach Brasilien sandten. niit großer Geschiklichkeit. ihre Zahl verheimlichten; denn sonst hätte^sieh gewiß die öffentliche Meinung in der Schweiz energisch dagegen ausgesprochen . und die Thatsache wäre auch zur .^..enntniß des hohen Bundesrathes gekommen.

Herr Bundespräsident Fornerod sagte in seiner Note vom 2. Dezember 1857 an den tais. brasilianischen Minister des Aeußern, Viseonde von Maranguape : ,,Man würde vergeblich einwenden, daß sich unter den ^olonisten fau^e und. schlechte Subjekte finden; dieß ist möglich. allein doch^ immer nur eine .Ausnahme, wie in jedem anderen Lande. ^ Die Wirklich., keil widerspricht aber dieser ^teußerung, besonders da man gezwungen ist, unter die Kategorie von untauglichen Kolonisten auch eine große Anzahl der z w e i t e n Blasse zu rechnen. Diese enthält nämlich Jndividuen^ die durch ihre frühern Beschäftigungen zu einer anstrengenden Feldarbeit .-^ der Hauptaufgabe der Kolonisten - nicht geeignet sind. Es gehören dahin mehrere .^rten Handwerker, z. B. Färber, Schneider, Bandmacher. Zukexbäker. Handschuhmacher u. s. w., insbesondere aber Fabrikarbeiter.

Es wäre ungerecht. diese Leute im A l l g e m e i n e n untaugliche Kolo..

Iiisten zu nennen. Viele von ihnen haben den besten Willen zur Arbeit; sie sind aber zu schwach dazu (vorzüglich die ehemaligen Fabrikarbeiter), können nur eine geringe Anzahl von Kaffeebäum.n pflegen. haben folglich nur eine geringe Erndte und können daher aiich jährlich nur einen sehr geringen Theil ihrer großen Schuld tilgen. Sie werden dadurch entnIIIthigt,. i.nd verlieren immer mehr und mehr die Lust znr Arbeit.

Die

Schuld liegt an ihnen selbst; sie haben sich für Beschäftigungen engagirt,

de^en sie nicht gewachsen sind, und müssen jezt die Folgen ihrer uniiberlegten Handlungsweise tragen.

Was die Handwerker betrifft, so könnte fast jeder in seinein Berufe arbeiten, sich in einer gut^n Stellung befinden, denn Handwerker sind ge..

sucht und werden reichlich bezahlt; als Kolonisten aber müssen sie ohne Miith ihnen ungewohnte Arbeiten verrichten. Es ist leicht begreiflich, daß diese Leute am lautesten klagen, am meisten nach Hülfe schreien.

Die d r i t t e . Klasse endlich enthält Leute. die schon zu Hanfe an ein mühevolles und hartes Arbeiten. gewöhnt waren, und die auch hier in Bra^ silien mit Lust und Zufriedenheit arbeiten. Die Meisten von diesen haben,

obgleich von Anfang größtentheils mit bedeutenden Schulden beladen . oft

noch unter ungünstigen Verhältnissen stehend. nicht nur ihre Schulden bezahlt. sondern befinden sich ini Besize nicht unbedeutender Summen baareu Geldes. Viele von ihnen haben selbst Grundbesiz angekauft; Andere sind neue Kontrakte eingegangen und haben ihr Geld an Zinsen gelegt ; wieder Andere haben irgend ein neues Geschäft begonnen. das ihnen Aussicht auf reichlichen Gewinn gibt. Alle diese Leute loben das Land und behaupten .oobt IIIit Recht, daß wer arbeiten will, in der Provinz Sao Paulo sein Gtük machen kann.

2..^

Es ist übrigens nicht in Abrede zu stellen , daß sehr fleißige und .arbeitsgewohnte Leute durch Krankheits^ oder Todesfälle in ihrer Familie an einem günstigen Fortkommen wesentlich gehindert werden; doch ist dieses in Europa eben so gnt wie in Brasilien der Fall.

^.ie Moralit.it ist im Ganzen unter dem weiblichen Theil. der schweiz.

Kolonisten nicht lobenswerth. Eine Anzahl der sogenannten ,,Angeschloss..nen^ oder ,,Zugetheilten^ treibt sich in verschiedenen Theilen der Provinz ais liederliche Dirnen herum. Arbeitsscheu, sind sie von den Familien, denen ste angeschlossen waren. geflohen und haben diesen nur ihre Schulden ...^uriikgelassen. Manche brave Fainilie muß jezt unter deni Schweiße ihres Angesichtes die Schulden einer Meze abarbeiten, die ihr von der Heimathsgemeinde ..zugetheilt.^ wurde. Diese Dirnen sind fast alle schon niit unetlichen Kindern aus der Schweiz weggefchikt worden. Eine folche (aus deni Danton Untelwalden) hat im zweiten Jahre nach ihrer Ankunft in Brasilien ein schwarzes Kind zur Welt gebracht. im dritten ein weißes, un^. siebt wieder ihrer Niederkunft entgegen. Auch mehrere verheirathete Frauen haben ihre Männer verlassen^ und leben rnit anderen in wilder Ehe oder haben sich der Prostitution ergeben. Junge Kolonisten, die sich verheirathen wollen . versuchen gewöhnlich niit deni auserwählten Mädchen eine Zeir lang zusammen zu leben, was aber die meisten Fazendeiros aus das strengste untersagen.

Jn der schon angeführten Note des hoben Bundesrathes heißt es : ,,Wir verlangen demnach die kräftige Jnterve^tion der Regierung Jhrer ^iajestät, damit die durch die Herren Vergueiro u. Eon.p. engagirten Sehweizersolonisten aus ihrer Sklaverei befreit wenden ^e... -- Der Ausdrut S k l a v e r e i in deni offiziellen Aktenstüke hat auf die kais. Regierung einen höchst unangenehmen Eindrnk hervorgebracht und eine Erwiderung vo^ dem damaligen Minister des Aeußeren. Viseonde de Maranguape her..

vorgerufen. .^ dürste daher zw.^mäßig sein, hier die Frage zu erörtern.

.,,ob d.e .Kolonisten in der Provinz Sao Paulo in ..^hä.tnissen leben, die man init Grund ais S k l a v e r e i bezeichnen kann.

llnter Sklaverei versteht man ein Verhältniß in der menschlichen Gesellsehast. in welchem der freie Wille und die freie Handlungsweise eines JndividuuIns gänzlich^ selbst durch Zwangsmittel,
dem Willen eines An..

.dern untergeordnet sind. Oo ein solcher Zustand bei den Kolonisten der Provinz Sao Paulo besteht, mö^en En... Exzellenz benrtheilen, nachdem ich d^ren ^age in wenigen ^or:en charakterisirt ha^e.

Zwischen Fazendeiro und Kolonisten herrscht ein doppeltes Verhältnis^, erstens das Verhäitniß des (^läu^igers zum Schuldner, zweitens das des T^itt^.i..ers zuIn Theilgenossen. Von Anfang an stehen die Parteien in

Diesem Doppelverhäitnisse; sobald der Kolonist die Schulden abbezahlt hat,

nur noch in dem der Theilhaberschaft. ^er Gutsbefizer legt für den Kolomisten baares Geld an^. gibt ihm (eine Zeit lang) Lebensmittel, Wohnnng, Pflanzland, Viehweide und einen Theil des ^affeeberges zur BearLeitung, um dessen Reinertrag mit ih.u zu theilen.

Der Kolonist seiner^

264 se.its verzinset dem Fazendeiro sein ausgelegtes Geld, zahlt ihm die einpfangenen LebeiisInittel. Wohnung ^e. zurük, aber nur durch seine Arbeit, .ils deren Endresultat die halbe Kaffeeerndte. Beide Parteien haben sich dazu k o n t r a k t l i c h verpflichtet durch Kontrakte. die aber sehr dehnbar in manchen Punkten , sogar zweideutig sind.

Wie jeder Gläubiger, so wünicht auch der Fazendeiro sein ausgelegtes Geld wieder zu erhalten; er verlangt daher von dein Kolonisten A r b e i t .

Diese Arbeit besteht darin , daß der Kolonist den reifen Kaffee xslükt :, dieses dauert gewöhnlich von Juni bis September; die übrigen' acht Mo.

uate ist es Obliegenheit der .Kolonisten , den ^affeeberg von Unkraut rein^ zu halten. Jn diese Zeit sällt anch die Aussaat und Erndte der Gebens..nittel. die er für sich selbst bauen. kann. Von diesen Lebe..^nit:eln kann .^r den lleberschnß ül^er den Eigenbrauch verkaufen. K o n t r a k t l i c h ist der Gutsbesitzer berechtigt , für sieh den halben Betrag des Erlöses zu beanspruchen. Das geschieht aber. so weit meine Erkundigungen reichen, jezt auf keiner Fa.^enda mehr, soll aber früher einige Male auf Jbieaba stattgefunden haben. Der ^lonist hat durchans den freien Willen.. an die Arbeit zu gehen. wann er will. dieselbe zu verlassen, wann es ihm beliebt., eine Kontrolle der Arbeitsstunden findet nicht statt. Jn s e i n e m e i g e n e n i n t e r e s s e ist es aber, besonders während der Erndtezeit, so fleißig als möglich zu sein. Fällt es ihm ein, besonders nach vollendeter Pflükzeit, sein Pferd aufzusatteln (und wohl mehr als die Hälfte der Kolonisten haben Reitpferde) und ein oder ein Paar Tage herumzureiten. so wehrt es ihm Niemand. Ein jedes Dienstbotenverhältniß in Europa, der Zwangs..

tage der armen Fabrikarbeiter gar nicht einmal zu gedenken, ist weit niehr eine Sklaverei. als die Stellung der Halbpächter in Sao Paulo.

Man wird mir vielleicht einwenden. daß der Kolonist durch die kon..

trahirten Schulden in ein der Sklaverei ähnliches Verhältnis^ komme.

Dieser Einwurf ist unrichtig. Der Kolonist einer jeden Kolonie kann sich mit einem Erlaubnisschein des Besi^ers für acht und niehr Tage entfernen.

um sich einen andern Herrn aufzusuchen. der deni ersten die von den Ko^ lonisten eingegangenen Schulde.. zurückzahlt. Ohne Bezahlung seiner Schieden kanu er
allerdings sein Verhältnis,. nicht auflösen. e^in Dienst^ t.ote in Europa . der etwa Vorschüsse von seinem Dienstgeber empfangen l.^t . kann sein Dienstverhältniß ja auch nur dann löfen , wenn er den erhaltenen Vorschuß abverdient oder zurükerstattet. Ordentliche und fleißige Kolonisten tilgen jährlich eine O.uote ihrer Schuld. wenn nicht ausnahnis^ weife ungünstige Kombinationen eintreten; faule aber vermehren ste , statt sie zu tilgen. Diese sinden freilich nicht leicht einen andern Giitsbesizer, find aber für den Herrn , dessen Schuldner fie sind , ein Nachtheil , denn es stehen ihm keinerlei Zwangsmittel zu Gebote, sie zur Arbeit und dadurch zur Bezahlung der Schulder anzuhalten. Jch kenne faiile und schwache .^oloni^en. die offenbar ihre Schulden nie werden tilgen können, nicht einmal für die vollen Binsen derselben arbeiten; aber sie beklagen sich nicht und leben ganz zufrieden. Jhr Raisonnement ist einfach .olgendes : Jch

265 .habe Wohnung, hinreichend zu essen, von den LebensInitteln, die ich ver..kaufe, erübrige ich mir einiges Geld für die nöthigsten Kleider und einen

Schnapps, und brauche mich dabei nicht zu plagen. Die Schuld kümmert

.mich nicht: sterbe ich, so verliert sie mein Herr.

Jch habe während ^ meiner Untersuchung der Kolonien gewissenhaft .nachgeforscht, ob ich irgend ein anderes Verhältniß auffinden könnte, das den .^lusdruk ,, .^klaverei^ rechtfertigen follte, und muß nach der strengsten Wahrheit gestehen, daß ich k e i n e s gesunden habe nnd daher denselben

nicht gerechtfertigt finde.

^

Es sind einzelne Familieu tief verschuldet durch Todesfälle , Krank.heiten, Flucht der Angeschlossenen. aus einander solgende schlechte Kaffee..rndten, niedrige Kaffeepreise u. s. w. und die, troz der Mühe, die fie sich geben, schuldenfrei zu werden. doch nicht dahin gelangen können; aber auch diese kann Inan wahrlich nicht Sklaven nennen. Wenn der arme, irische Pächter seine Schulden nicht zahlen kann, so wird er bis auf das .lezte Kleidungsstük ausgepfändet, ins Elend gestoßen, dem Hunger und der Kälte preisgegeben. Der tief verschuldete Kolonist hat aber doch in Brasilien noch immer seine Wohnung, feine Nahrung, seine Kleidung, uud ^r hat nur seine persönliche Arbeit ^gegen seine Schulden in die Wagschale zu legen. Jch glaube , daß auch unter diesen Verhältnissen der a r m e Kolonist in Brasilien weit besser daran ist, als in seiner Heimath, ivo er mit harter Arbeit oft kaum sein tägliches Brod verdient, kauIn Holz, um sich im Winter gegen die Kälte zu schiizen.

Jn Nordamerika werden die Emigranten an irgend einem Hafeu..

.damme ausgeschifft und sich selbst überlassen. Die grausen Mysterien, die da vorfallen, find meistens mit einem dichten Sehleier bedekt; Niemand spricht von den Tausenden von Opfern , die dem Hunger und dem Elende erliegen. Sie sind in einem Lande, in dem der Grundfaz herrscht : ,, Hilf dir selbst. so hilft dir Gott!^ Von dort kommen keine Reklamationen, denn jeder weiß, daß ihm keine Regierung die S.^ulden zahlen wird. Ju .Brasilien aber, zu dessen Unglük noch Sklaverei herrscht, haben die ^tolonisten , die durch leichtfertig eingegangene Kontrakte zuweilen geschädigt worden. gierig das Wort S k l a v e r e i aufgefaßt und es tausendfältig in ihre Heimath ertönen talsen. wo es ein günstiges Echo fand. .^ären die näIn..

lichen Leute genau mit den nämlichen Kontrakten und unter . den näm..

tichen Verhältnissen iin Port Natal, Neuholland oder Kalifornien, wahrlich es würde keinem einfallen, zu sagen, er schmachte in Sklaverei.

Es heißt:. ,,Die Kolonisten .werden wie Sklaven verkauft... Der .^. 10 der Kontrakte fagt : ,, Die Gesellschaft Vergueiro kann diesen Kon.trakt mit allen darin enthaltenen Verbindlichkeiten auf jeden andern Guts..

bestzer übertragen, voransg.sezt , daß der Kolonist keine gerechte oder gegründete Ursache habe, nicht in dessen Dienst einzutreten.^
Das Haus Vergueiro hat ein Geschäft daraus gemacht , Kolonisten nach der Provinz Sao Paulo einzuführen.

Die Kolonisten wußten ja, ehe sie die Kontrakte unterschrieben , daß das Haus Vergueiro berechtigt fei.

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^

sie ..ndern Gutsbesizern abzutreten. Sie haben^alfo kein Recht, darüber.

zusagen, u m s o w e n i g e r . a l s e s a u s d e r M e h r z a h l d e r ü b r i .gen K o l o n i e n d e n K o l o n i s t e n w e i t b e s s e r g e h t , a l s a u f der..

F a z e n d a J b i e a b a d e s H a n s e s V e r g u e i r o u n d Eomp.

Die Kolonisten klagten endlich , daß , wenn^ die Eltern mit Hinter^.

lassung von Schulden sterben , die Kinder in die Sklaverei der Fazen^ deiros kommen, und auch dieses wiirde in der Schweiz allgemein geglaubt..^ Diese Klage hatte Manches für sich. Es waren Fälle vorgekommen. daß.

riach dem Tode der Eltern von den Gnts^esizern , di.. sich auf die.

Solidarhaftung stüzten, die unmündigen Kinder für die Schulden der El-

tern haftbar gemacht wurden. Es war dieß die Folge einer unverant..

wortlichen Nachlässigkeit der Behörden. Keine Kolonistenwaise hatte eineIi^ Vormund ! Jch habe daher auf meiner Reife überall von den Waisen^ richtern (juizes dos orphaoes) verlangt . daß unverzüglich den Waisen Vormünder gegeben werden , was in den meisten Fällen noch während meiner Anwesenheit geschah. Jch habe ihnen bemerklich gemacht, daß es.

in ihrer Pflicht sei , den Gntsbesizern begreiflich zu machen , daß die un^ mündigen Kinder, troz der solidarischen Haftung der Kontrakte, das beneficinIn inventarii genießen. Den Kolonisten aber habe ich erklärt , da^ die Waisen nicht für die Schulden der Eltern hastbar seien . was eine^ große. Beruhigung unter ihnen hervorbrachte. Jch dabe mein Verlangen wegen Vormündern nicht nn^.. für die Waisen der Kolonisten der Schweiz, sondern auch aller andern Nationen gestellt, und nach meiner Rükkunft nach.

8ao Paulo machte ich den Präsidenten der Provinz ans die bisher bestandene Nachlässigkeit der Behörden aufmerksam. ^r versprach mir, unver..

züglich ein Zirkular an sämtliche Waifenrichter ergehen zu lassen un^ ihnen aus das strengste die genaue Beobachtung ihrer Pflicht einzu..

schärfen.

Befremdend war es mir, daß die beiden kaiserlichen Kommissäre bei ihren Untersuchungsreisen die Waisen gar nicht berüksichtigt hatten.

Der Leztere, l^r. Machado Nunez, erwähnt in seinem Rapporte ebenfalls nicht einer .^lage . die fast allgemein von den Kolonisten vorgebracht wird, nämlich des M a n g e l s an K i r c h e n und S c h u l e n . ^iese

Klage hat mich während der ganzen Reise auf das lebhafteste beschäftigt,

ohne daß es niir bis jezt noch gelungen wäre, ein Mittel zur wirksamen Abhülfe zu finden. da . wie Ew. Exzellenz sehen werden . ungünstige Umstände sich einer glüklichen Lösung der Frage entgegenstellen. Die Kolonisten bestehen aus . a) deutsch. edenden Katholiken , h) deutschredenden Pro.^ testant.n, c) französischredenden Katholiken, d) einigen französischredenden Protestanten.

Jm Allgemeinen verstehen diese Kolonisten wenig portiigie^ fis^ ; der weibliche Theil derselben hat indessen weit mehr Uebui.g darin^

als der männliche ; die KiI.der aber sprechen durchschnittlich geläufig die Landessprache.

Die

älteren Kolonisten können also den portugiesischen.

katholischen Gottesdienst nicht genießen, wohl aber die katholischen Kinder..

derselben.

Diese Kolonisten

sind häuschenweise über einen Flächenrauin

.

^

vertheilt , der zirka 4^ Stunden lang und 2^ Stunden breit ist. Nux auf zwei Punkten, auf Sao Laurenço und Jbieaba sind fie iu größeren.

Gr.uppen vereint.

Die Kolonisten sind 1 bis 7 oder 8 Stunden von den Städten entsernt. Die katholische Jugend, die portugiesisch versteht, ist also genau in der nämlichen Lage , wie der i^utsbesizer mit seiner Familie ; ist die^ Entfernung nicht zu groß, so kann sie alle Sonntage in die Kirche gehen.

Uin den vollen ^Bedürfnissen zn genügen, Inüßte eigentlich ein deutsch...

Redender katholischer und protestantischer und ein französischredender katholischer Geistlicher angestellt werden. Wie aber, bei der großen Zerstreut^ heit der Kolonisten diese vertheilen ^ Es ist z. B. eine Gruppe von Ob^ waldnern in Jundiah..) , eine zweite einige dreißig Stunden entfernt bei Sao Joao do Rio ^laro. Ein Häufchen Protestanten bei Amparo , ein anderes 10 Stunden entfernt um Eampinas, und dann wieder andere 1.0 bis 12 Stunden weiter bei Limeira. Jede dieser Gruppe ist ...u klein, als daß für sie ein Geistlicher bezahlt werden könnte. Ueberdieß ist es ungeniein schwer. passende Seelsorger zu finden. l)ona Sancisca , Sao Paulo und Petropolis liefern lautsprechende Beweise dieser Schwierig^.

keiten.

Einzelne Gutsbesizer haben sieh bemüht, diesem Uebelstande einiger..

maßen abzuhelfen ; so hat der Eominendator Oueiroz Telles einmal für seine Obwaldner einen deutsch ödenden katholischen Priester kommen lassen.

Der Gutsbesizer Lueiano Texeira beries einige Male einen sran^ösischsr.rechen...

den Geistlichen ans Jtu. Solche Fälle sind aber so vereinzelt und kommen so selten vor , daß sie mehr von dem guten Willen einiger Gutsbefizer zeugen. als daß sie einwies gefühltes Bedürfniß hinreichend befriedigen.

Ein dentfcher protestantischer Geistlicher von Sao Paulo hat voriges Jahr eine Rundreise durch die Kolonien gemacht. gepredigt. getauft. Ehen eingesegnet. konsirinirt. Diese Reise hat günstig auf die .Kolonisten ein^ gewirkt; und wenn man es erreichen könnte. daß ein protestantischer Geist.

li.r.er zweimal jährlich eine solche Rundreife machen würde, .so wäre wohl damit .^lles erreicht, was man unter diesen eigentümlichen Verhältnissen verlangen kann. Die Kolonisten würden wenigstens ni^t ganz des reli..

giösen Trostes entbehren. Durch längern Aufenthalt im Lande wird den
Kolonisten die Landessprache immer geläufiger ; der katholische Theil der^ selben ist daher weniger zu beklagen, da, wie schon bemerkt, die Jüngern alle schon geläufig portugiesisch sprechen.

Den Schulen steht die nämliche Schwierigkeit entgegen. Es ist nicht n.öglich, für jede kleine Gruppe , die ans ....-4 . höchstens 10--12 Familien besteht, einen Schullehrer anzustellen. Wer soll ihn besolden, und wo finden sich taugliche Jndividuen .. Aus manchen Fazendas sind schon wiederholt Versuche gemalt worden, Schulen einzurichten , aber fast jedes Mal mußten sie wieder au... Mangel ^ines Lehrers eingehen.

268 Die protestantischen Kolonisten von zwei Fazendas klagten mir, daß sie ihre Todten auf der Weide beerdigen müssen und daß nachher das Vieh nieder auf den Gräbern w^ide. Jch erwiderte ihnen , daß wenn sie ihre Todten noch ehren wollen , so möchten sie ein Stük von der Weide einzäunen (wozu ihnen^jeder Fazendeiro unbedingt die Erlaubniß gibt), es .rein halten. die Gräber hübsch aufwerfen und sie pflegen. ,,Dazu feien sie nicht verpflichtet^ antworteten fie Inir. Freilich find fie es nicht, aber Zeit hätten sie genug, es zu thun. Znm Klagen und Schreien sind sie immer bereit.

Großes llnglük richteten die systematischen Aufwiegeleien an, die theils von^ .Rio, theils von der Stadt Sao Paulo ans fortwährend die Kolonisten in großer .Aufregung hielten. Die ersteren haben aufgehört. leztere dauern noch sort, und gehen fast ausschließt^ von einem gewissen J. J. Oswald ans Arbon .aus. der in der Stadt Sao Paulo einen Pianohandel treibt. Glüklicher..

.weise trachten einige ruhige Männer deutf^ben Urfprungs durch vernünftigen Rath und That diesen böfen Einfluß zu paralifiren. Die nIehrergähnte Anficht der Kolonisten , daß ihnen ihre Schulden bezahlt werden müssen, wird dnrch jenen Mann , der unter ihnen den Titel eines Vize..

Konsuls führt. am meisten genährt.

Während meiner Reise bin ich von den kaiserlichen Behörden überall ^Iuf das vortrefflichste empfangen worden. Sie haben mir jeden Beistand, den ich von Innen verlangte, auf das zuvorkommendste gewährt, was vorzüglich bei Ernennung von Vormündeln wichtig war.

Das nämliche Lob ka^n ich den Gntsbesizer... ertheilen. Sie haben ..nich mit der bekannten, den Panlista so .sehr charakterisirenden Gastsrenndschaft und Offenhe.it empfangen un^ mir die Bücher der Kolonien und alle übrigen Behelfe zur genauen Untersuchung mit aller Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt.

e^ine Ausnahme davon Inachte einzig Herr J o s e V e r g n e i r o , Ehef des Hauses Vergueiro und Eoiup.. der mir , wie ich Ew. Exzellenz schon in meiner Depesche Nr. 5 von Sao Paulo aus mitzutheilen die Ehre hatte, den ^Zutritt ans seiner Fazenda in meinem offiziellen El..arakter und behufs der Untersuchung der dortigen Kolonialverhältnisse aus das entschiedenste verweigerte. Jch ersuchte ihn. mir seine Weigerung [christlich nntzutheilen.

Jn Rio Elaro erhielt ich einen Brief vom
3. Aii^ust , worin mir Herr Jose Vergueiro erklärt, er betrachte Ineinen Besuch auf feiner Kolonie für unnöthig ; er fürchte . die Kolonisten werden wieder Unruhen anfangen, und ich werde auch mit dem besten Willen nicht inI Stande sein, sie im ZannIe zu halten. Nur unter der Bedingung, daß er sich selbst aus der Fazenda befinde. könne er mir dort den Zutritt gestatten. i^r werde j e d e n falls gegen Ende des Monats August d o r t e i n t r e f f e n . Daß dieser Brief nicht aufrichtig gemeint war . scheint daraus hervorzugehen, daß, als ich nach meiner Rükkehr aus den ^olonialdistrikten den 6. Se p..

t e In ber Sa n tos verließ, sich Herr Jose Vergueiro noch in dieser Stadt befand. Jch erwiderte Hrn. Vergiieiro auf jenen Brief, nachdem ich also

26^ schon den größten Theil der Kolonien untersucht hatte, ,,daß aus allen Kolonien. die ich einer Untersuchung unterworfen habe, sich die Schweizer ruhig und anständig betragen haben und daß ihnen jeder Fazendeiro das Zeugniß ablegen müsse , daß sie keine ungebührlichen Forderungen gestellt haben. Da nicht anzunehmen sei. daß die Schweizerkolonisten auf seinen Fazendas schlechter und unruhiger seien , als auf den vielen übrigen der ^Provinz, so bedaure ich in feinem eigenen Jnteresse feine Maßregel, die

ich durchaus nicht gerechtfertigt finde.

Se. Exzellenz der Herr Minister des Jnnern bot mir vor einigen ^Tagen an, er woile^ unverzüglich einen kaiserlichen Kommissär rnit den ansgedehntesten Vollmachten nach Jbieaba. der Fazenda der Hänser Vergueiro .und Eonip., senden. uni Herrn Jose Vergueiro zu beweisen, daß er jeder Zeit eine offizielle Untersuchung empfangen niüsse. Für den Augenblik

sinde ich diese Maßregel noch nicht angezeigt.

Jch habe die Ehre, Ew. .Exzellenz. Eopie eines Menioire über Ineine Untersuchung der Kolonien der Provinz Sao Paulo. beizulegen , das ich ^er kaiserlichen Regierung überreicht habe. Es enthält : 1. die Gründe. warum die Kolonisation nach dem Halbpachtsr^eI..

in der Provinz Sao Paulo nicht gedeihen kann; ^. den Znstand der Kolonien daselbst , aus denen sich schweiz.

.Halbpächter befinden ; 3. die Maßregeln , die nach meiner Ansicht die kaiserliche Regierung ergreifen foli. um eine gewisse Anzahl von Familien, die unt.er den befiependen Verhältnissen ihre Schulden nicht tilgen können. aus ihrer nn^lük.ichen Lage zu befreien.

Ew. Exzellenz werden in dem vorliegenden Rapporte , in dern ich ^den nämlichen Gang befolgen und die nämlichen Punkte auseinandersezen ^verde. und in dein Me.noire^) einige Abweichungen finden. Der kaiserliehen Regierung mußte ich nämlich jene Punkte schärfer hervorheben , die vor-

.^iglich durch die brasilianischen Zustände und Verhältnisse bedingt sind ..

.dein hohen Bundesrathe hingegen sehe ich mich genöthigt, mit ungeschminkter Wahrheit die Krebsschäden diefes Systems auszudeken , die leider in der Schweiz ihren Ursprung gekommen haben. Der kaiserlichen Regierung habe ich die Punkte . die aus unsere Landsleute ein zu schlechtes Licht werfen, nur angedeutet.

... .^ i e Ursachen, warum das ^arcerie^stem im Allgemeinen kein glü^liches Resultat erzielen kollute silld folgere..

1. Die von den .Kolonisten erhaltenen V o r s c h ü s s e , besonders da.^ ^on den Gemeinden darlehensweise vorgestrekte Reisegeld.

Jeh bin. nicht genau unterrichtet, wer zuerst den unglüklichen Ge..

Banken hatte. Auswanderern solche Vorschüsse zu geben; er ist nur zum.

^) Siehe dasselbe hiemach , Seite ...91.

......70

Unheile der Kolonisten ausgefallen, besonders in der Art, wie er von nieh^ rern Gemeinden der Schweiz ausgeführt wnrde. Jn den Kontrakten wird rine s o l i d a r i s c h e Hastung theils sür die Gemeindevorschüsse., theils siii^ die Vorschüsse des Haufes Vergueiro und Eomp. stipulirt. Es werden daher auch unmündige und minderjährige Kinder sür die Schulden der Eltern hastbar gemacht. für Schulden. die durch persönliche .^lr^eit abbe..

zahlt werden sollen. WenI^ z. B. ein unmündiges .^ind von der .^r-.

rneinde 194 Fr. Vorschuß erhalten hat , so ist es nicht iiiir für diese..

sondern auch für jede 194 Fr. die jedes feiner kleinen und sür jede 280 Fr..

die jedes feiner großen Geschwister und Vater und Mutter erhalten hat^^ hastbar.

Wenn auch ini Allgemeinen das Privatrecht gestattet, daß ein Vorrnund , alfo der Vater ais natürlicher Vormund seiner Kinder , Schuld..

verpflichtungen für einen Mündel eingehen kann . so ist doch wohl nni^ damit gemeint, daß diese Schuldverpflichtungen sieh nur ans solche Schul^ den erftreken, die sür die Person des Bevormundeten . :esp. Binder kon^ trahirt wurden, nicht aber, daß derselbe während seiner Minderjährigkeit für Schulden, die für Andere .kontrahirt wurden, hastt.ar gemacht wer..

den kann. Ans diese Solidarhaftung gestii^ b a t e n daher manche Fazen.^ deiros die Waisen für die ziirükgelassenen Schieden der Eltern verant.

wortlich gemacht und hätten sie für eine lange Reihe von Jahren in die.

.drükendsten Verhältnisse gebracht, wenn ich nicht dafür gesorgt hätte. daß.

allen diesen Waisen Vormünder gegeben würden und sie nun durch die.^.

selben der Rechtswohlthat der Erbverweigerung genießen.

Die Gemeinden sind aber noch weiter gegangen. Um sich einer An..

zahl ganz untauglicher Jndividuen zu entledigen, haben sie solche andere Familien z n g e t h e i l t oder a n g e s c h l o s s e n ; und obgleich die Ueber..

sahrtskontrakte ausdrüklich bestimmen, daß Kranke, Blinde. Taube. Stumme,.

Blödsinnige, über 60 Jahre alte Personen n.cht angenommen werden. s^.

^aben doch die Gemeinden Greise, Presthaste, Sinn.me. Blödsinnige, Blinde und Krüppel befördert. Sie haben Jndi...idnen . die aus dem Arinenfond nnterstüzt wurden, solche, bei denen keine Handlungsfähigkeit vorausgesezt werden konnte, die folglich nicht ini Geiiiisse des Aktivbiirgerrechtes
standen und daher auch keine Kontrakte eingehen konnten, ebenfalls für die kontraktlichen Schulden haftbar gemacht, sie in einzelnen. Fällen.

sogar die Verträge unterschreiben lassen.

Aus diesem verdaminenswürdigen Verfahren ist für eine große An^ zahl von Familien ein namenloses Elend entstanden. Die Angeschlossenen^ rneistens zu Hause sehon^ ganz untaugliche Personen. wenn juiig. liefen ge^ wohnlich weg, oder arbeiteten schlechterdings nicht, Andere starben. und wieder Andere siechen noch jezt langsam dahin. Von allen diesen lasten die Schulden^ auf den , meistens von der eigenen schweren Schuldenlast schoei niederge^ drükteu. Familien.

27ll Wieder in andern Fällen ist die ganze Familie gestorben und ihre ^roße Schuld auf einen ungleichen Angeschlossenen gefallen. Nur wenIr nian dureh eigene Anschauung Einsicht in dieses System des Anschließens erlangt hat , erkennt man , auf welch' empörende Weise dabei verfahren wurde, und wie es das Emporkommen so vieler Familien auf lange Jahre hinaus unmöglich gemacht hat.

Mehrere Gemeinden der Kantone Unterwalden, Glarus, Graubünden .und Aargau haben sich darin auf eine traurige Weise ausgezeichnet.

Es dürsten in der Kulturgeschichte nur wenige Beispiele vorkommen. daß .Ge^ nieindevorsteher aus eine so herzlose und unwürdige Weise gegen Mitbürger gehandelt haben , wie die jener Gemeinden.

Jn vielen Fällen wurden den Auswandern die Vorschüsse nur unter der Bedingung gegeben, daß sie Angeschlossene mitnehmen. Ein Unterwaldner betheuerte mir, man habe ihm niir die Wahl gelassen, eine ,,Zngetheilte^ mitzunehmen oder in das Schellenwerk zu wandern.

Ein anderer Kolonist sagte mir , er habe erst auf dem Schiffe. als ihm der Kontrakt übergeben wurde, erfahren, da^ er eine Abgeschlossene habe ; einem andern hatte man versprochen, mau wolle feinen alten arbeitsunfähigen Eltern eigene Kontrakte geben. und doch wurden sie auf den seinigen gesezt. Man hat Greise, die ohnehin nur noch wenige Jahre zu leben hatten, um sie nicht zu Hanse aus dem ^lrmensond zu erhalten, der weiten See- und der beschwerlichen Landreise und dein ungewohnten Klima ausgesezt; Inan hat Halbblinde, deren gänzliche Erblindung vorauszusehen war, mit Vorschuß weggeschikt, stokblinde Personen angeschlossen. eine alte ^ittw.. mit einein stummen Sohne und unmündigen .^nkel befördert ; kurz man hat eine Reihe von Handlungen

begangen, die jedem Rechte, jeder Billigkeit Hohn sprechen, und die füglich

^em Sklavenhandel an die Seite gesezt werden können. Die Klagen der .Kolonisten find daher auch weit mehr gegen die Heiniathsgeineinden , als gegen die brasilianischen Verhältnisse gerietet.

Die Gutsi.estzer, die. durch ^ das Jmporthaus Vergueiro und Eonip.

Kolonisten empfiengen, wurden durch die Abfendung solcher untauglicher Jndividuen von Seite der Gemeinden hintergangen. Sie mußten große Auslagen für Personen machen, von denen sie nie eine persönliche Arbeit, .

also Rükzahlnng der Schulden. erwarten konnten. Es sind z. B. Kranke oder Säufer herübergefchikt worden, für die der Fazendeiro 4 --.5000 Fr.

Unkosten zahlen mußte. Sie haben in den ersten Jahren dureh Empfang von Le.bensmitteln die Schulden noch um ein Beträchtliches vermehrt und nie so viel gearbeitet , nur um die Zinsen abzubezahlen. Arbeitsfähige Kinder, die fie mitgebracht haben, sind entlausen, und der Gutsbesizer muß mit dem Tode dieser Leute auch sein Guthaben verlieren. Es sind einzelne Fazendeiros. die ans diese Weise ü^er 15,000 Franken eingebüßt haben.

Manche Gutsbesizer sagten niir unverholen : Die Regierung der Schweiz läßt unsere Kolonien untersuchen, um zu wissen, ob wir unsere Contralte

272 ^getreulich halten, und wir bieten offen alle Behelfe ..n einer solchen Untl.r-.

sachung, aber wir haben aiich das Recht, gegen die schweizerischen Ge.

meinden zu reklamiren, denn sie haben uns durch Absendnng d^s schlechtesten Theiles ihrer Angehörigen b e t r o g e n .

.Andere nieinten spöttisch, manche Gemeinde müsse jezt recht schön aussehen , da sie sich durch Ab..

sendung des Ausschusses gesäubert habe.

Ew. Exzellenz werden leicht begreifen^ daß mir solche Bemerkungen, die leider nur zu oft aus Wahrheit gestüzt waren, nieine ohnehin schwierige Stellung noch Inehr verbitterten.

Die betheiligten Gemeinden können jezt noch einigermaßen ihr Un-.^ recht gut machen, indem si^. den Kolonisten einen Theil ihrer Heimathsschuld nachlassen. Dieser Nachlaß würde bei der Liquidation der Schuld mit dem Hause Vergueiro und Eomp. den Gutsbesizern , die das Geld baar ausgelegt haben, rük^rstattet und von ihnen den betreffenden Kolonisten gutgeschrieben. Dadurch würde der Miith unserer Landsleiite eze^ hoben, und in kurzer Zeit könnten sie aus den drükendsten Schuldverhält..

nissen befreit werden.

Jch habe den betreffenden Kantonalregierungen darüber die nöthigen ausführlichen Mittheilungen gemacht und sie im Namen der kantvnsan^ gehörigen Kolonisten um ih^e Verwendung bei den Gemeinden für einen solchen Nachlaß gebeten. Namens der Kolonisten richte ich auch an den hohen Bundesrath die Bitte um dessen kräftige Bevorwortun^ ibres Anliegens. Die Kolonisten haben ihre lezte Hoffnung auf meine Reise und nieinen Bericht gesezt; sie wissen, daß wenn ihnen dießnial keine Hülfe roird. ihnen nie mehr geholfen werden wird. Möchte ihre Hoffnung nicht getäuscht werden !

Der beste Beweis, daß die tiefe Verschuldung so vieler Kolonisten nur von den erhaltenen Heiinathsvorschüssen herrührt , ist wohl der . daß fast alle jene, die keine derartigen Vorschüsse enivsiengen. schon seit ein paar Jahren schuldenfrei find. Alle Straßenarbeiter , die niit Vorschuß der kaiserlichen Regierung herübergekommen sind und denen . durch besondere Verhältnisse bedingt. ein Theil der .Schulden nachgelassen wurde. besten jezt, ohne Ausnahme, Geld; mancher von ihnen hat sich fvgar schon ein hübsches Vermögen erworben; d e n n i n d e r P r o v i n z S a o P a n l o k a n n j e d e r f l e i ß i g e u n d o r d e n t l i c h e M a
n n . d e r nicht niit g r o ß e n S c h u l d e n h e r k ö I n i n t . Geld verdienen und fein Glük inachen.

Jch kann hier eines großen Uebelstandes. der ans der Solidarhaftung entsprungen ist, nicht unerwähnt lassen : Wenn ein herangewachsener Sohn eines Kolonisten sich verheirathen will, so muß er feine Ouote der Schuld de^ Vaters übernehmen, das Mädchen, wenn es unter den nämlichen Ver^ hältnissen lebt, ebensalls. Das junge Ehepaar beginnt also fein neues Leben mit Schulden , die noch bedeutend dadurch vermehrt werden , da dasselbe bis es von dein ihm neu zugewiesenen Pflanzland erndten kann,

27.^ ..^ebensmittel vom Gutsbestzer beziehen muß. Nach einem Jahre ist gewohnlich ein Kind vorhanden, dessen Pflege sich die Mutter widmen niuß; der Mann ist also allein zur Arbeit, und kann daher kaum etwas von.

seinen Schulden vermindern.

2. Die Kontrakte.

z w e i d e u t i g e n , in

jeder Beziehung dehnbaren

Es ist unbegreiflich, wie die Gemeindevorsteher Kontrakte von so unbestimmter Fassung, die jede mögliche Deutung zulassen, für ihre Mit^ bürger abschließen konnten, und die natürlich nur zum Nachtheile der Ko.^nisten ausgebeutet wurden. wie z. B. der .^. 3. in dein nicht gesagt ist, daß die Kolonisten die Reisekosten von Santos nach der Kolonie bezahlen müssen, aber auch nicht ausgedrükt ist. daß diese Reise gratis sei. Nach der Fassung des Paragraphen waren aber die Kolonisten der Ueberzeugung, daß das Haus Vergneiro und Eomp. die Kosten des Landtransportes bestreiten werde, und waren nicht wenig erstannt, sich sür dieselben mit meistens einer starken Summe belastet zu sehen, uni so stärker. je entfernter die Kolonie von Santos liegt.

Jm ^. 3^ des 4. Artikels ist nicht bestimmt angegeben worden . wie ^ lange die Kolonisten Lebensmittel von dem Herrn zu empfangen haben.

Diefe vage Bestimmung wurde von vielen ^.ol^.niste... mißbraucht, und sie bezogen Jahre lang Lebensmittel von der Gutsverwaltung , unbekümmert..

daß sich dadurch ihre Schulden mehr und mehr vergrößerten. Ja. manche Kolonisten faßten ans der Fazenda Schweine, Maismehl, Bohnen ^., ließen sieh dieselben ausschreiben und verkaufen sie unter der Hand wieder..

um das erlöste Geld zum Ankauf von Branntwein .ie. zu verwenden.

UIn solchen Mißbräuchen zu steuern , wurde daher in spätern Kontrakten^ die Zeit der Lebensinittelablieferung auf 6-12 Monate liniitirt.

Jrn ..... 7 des 5. Artikels unterwerfen sich die Kolonisten einem Regle^ ...ent, das sie gar nicht kennen , das auf jeder Fazenda ein verschiedenes.

ist und die drükendsten Bestimmungen für die Kolonisten enthalten kann.

Schon bei flüchtigem Durchlesen der Kontrakte muß dieser sonderbare.

^Paragraph aussallen, und es hatt.. nie ein Kontrakt unterschrieben werden..

dürfen, der eine solche Bestimmung enthält.

Die Solidarität der Schuldhaftung und dieser Paragraph richten..

hinlänglich diese Kontrakte, ü^er die ieh nid.t weiter eintreten will. Jn dem Moment, als sie ^ie Auswanderer unterschrieben , haben sie auch ihr jahrelanges Ungliik besegelt..

3. Das K o p s g e l d .

Das Haus Verguei^o und Eomp. belastete jeden Kolonisten , den es^ einführte, mit 10,(..()0 ^.i.. ^.^.. .^() Franke..^ kommission per Kopf (Kinder unter 8 Jahren -.it 5^0 ^i.^. Zur Behebung dieser Kom^ ..mission^ wurde das H..u.^ Vergueiro^und Eon.p. durch die Versammlung.

.274 der Provinzialdeputirten von Sao Paulo ermächtigt. Es ist eine Unge..

rechtigkeit, die sowohl von der kaiserlichen Regiernng , als von den Fa^ zendeiros auf das bitter..e getadelt wird, daß dem Hanse Vergueiro und Eomp. die Erlaubniß gegeben wurde, von den Kolonisten eine Abgabe zu erheben. zu der sie kontraktlich nicht verpflichtet stnd. Das Haus Vergueiro hat diese Kommission auch von jenen Kolonisten behoben, die es aus seinen eigenen Kolonien einführte, sogar von Jndividnen, die während der Ueber..

sahrt starben und die nuI. auf die Ueberlebenden fiel. Für manche zahlreiche Familie beläuft sich diese Kommission aus 300 Franken.

Jn den Ueberfahrtskontrakten einer großen Zahl von Familien heißt es: Die Perfonen find si..ei.vom Spital- oder Armengeld, sogenannte^ ,, K o p f g e l d . . , weil solches im nachstehenden Betrage inbegriffen ist.

Jn Brasilien besteht aber kein Kopfgeld. Die Kolonisten verwechseln dieses Kopfgeld niit der ,,Kommission.^ Vergueiro.s iind reklainiren dagegen, be..

haiiptend, sie müssen zweimal Kopsgeld bezahlen Dein ist aber nicht so, und der Sachverhalt folgendermaßen zu erklären : Für^ die Ueberfahrts^ Verträge hat sich Paravieini gedrukter Formulare bedient, die eigentlich für Emigranten nach Nordamerika bestimmt waren. und der Paragraph des Kopfgeldes bezieh: sich auf jene, aber nicht auf die Emigranten nach .Brasilien; er wurde aber nicht ausgestrichen. und dadurch entstand die

eigenthümliche Komplikation, die bis jezt noch Niemand erkannt, die aber den Kolonisten zu den fortdauernden Reklamationen Veranlassung gegeben .^at. Selbst das Haus Vergueiro und Eomp. ist sich darüber nicht im .Klaren, denn es hat den Kolonisten mehrerer Fazendas die ,,Kommission.^.

.von den Schweizern ,,Kopfgeld^ genannt, zurükerstattet, andern aber nicht.

...luch die beiden Appellationsrichter ^r. Valdetaro und l^r. Machado Nunes .haben die ^ben angegebene Erklärung nicht gefunden.

4. Die

hohen Z insen.

Da die Fazendeiros dem Hanse Ve^r.eir... itnd .^omp. die Schulden ^der Kolonisten theils baar, theils in Terminen abbezahlt haben. so müssen dieselben dieses Gelo, ferner die bezogenen Lebensmittel, ^leidnngsstüke, Baarvorfchüsse n. s. w. verzinsen, und zw^r zu 6 % , den niedrigsten ^landesüblichen Jnteressen. ^Da die Schulden durchschnittlich groß sind^ so belausen sich natürlich auch die Jnteressen zu diesem Zinsfüße auf eine hohe Summe, und bei ungünstigen Umständen, z. B. niedrigen ^affeepreisen, schlechten Erndten, reicht der Verdienst k.....n zur Bezahlung der Jn.^ teressen hin.

Einen iiiedrigern Zinsfuß können die Fazendeiros nicht annehmen ., mancher von ihnen verzinset das Geld, das er zur Bezahlung an Vergneiro aufgenommen hat, mit l2 %. Kolonistensamilien , die neue Kontrakte eingegangen find, nachdem sie ihre Schulden getilgt und die alten erloschen waren verzinsen freiwillig neukontrahirte Schulden mit 8, 12. ja 15 ^, erhalten aber auch die nämlichen Jnteressen vom Fa.^endeiro für ihre bei

275 demselben stehenden Guthaben. Jch kenne eine Holsteiner Familie, die nur.

^an Zinsen dieses Jahr vom Fazendeiro gegen 500 Fr. Bezieht.

5. Die Ungleichheit der K a f f e e e r n d t e und des Kaffee^pre ises.

Frost. Hagel, zu .große Dürre oder anhaltender Regen^ beeinträchtigen in manchen Jahren die Kaffeeerndte.. sehr bedeutend. Steinige Kaffeeberge, . zu junge oder zu alte, oder rükgestii.;te Bäume, geben einen s c h l e c h t e n Ertrag. Außerdem folgt in d e r R e g e l einein guten Kaffeejahre ein mittelmäßiges. Plöztiche Regengüsse,^ während der .Kaffee auf den Troken...^pläzen liegt. schlechte Witterung während des Transportes nach dem Hafen beeinträchtigen oft die O u a l i t ä t des Kaffees und vermindern dessen Werth. Endlich ein gedrükter Preis bei ungünstigem Marlte, vereint niit den oben erwähnten Umständen. können das Emporkommen der Kolonisten auf das Wesentlichste hindern. Diese Verhältnisse find unabhängig vom Fazendeiro und vom Kolonisten. aber bilden doch gewichtige Gründe, warum das Pareerief^stenI bei dieser Kultur nicht zu empfehlen ist.

6. Die s c h l e c h t e n D i r e k t o r e n .

Von allen Fazendeiros, die ich kennen gelernt habe, spricht nur e i n e r deutsch, die übrigen mußten sich also von Anfang an deutscher Direktoren bedienen. Mit s e h r w e n i g e n e h r e n v o l l e n Ausnahmen gehören diese zur miserabelsten Klasse von Menschen. Je gemeiner ihre Kriecherei gegen ihren Herrn ist, desto brutaler und ungerechter ist ihr Betragen gegen die Kolonisten. Mancher Fazendeiro läßt sieh leider durch diese Augendienerei bestechen und gibt ungerechten plagen über die Kolonisten Gehör. Könnten ^ diese direkte mit dem Gntsbesizer sich verständigen, so würden an die Stelle eines zuweilen sehr gespannten Verhältnisses freundlichere .Beziehungen treten. Diese Direktoren, meistens ans der Hefe des Volkes hervorgegangen, und daher ohne die geringste Bildung, fo daß sie oft kaum nothdürstig schreiben können, haben schon sehr viel Unglük über die Kolonisten hereingebracht.

7. M a n g e l h a f t e G e r i c h t s p f l e g e .

Jch nehme mir die Freiheit, Ew. Exzellenz ans den nämlichen Punkt in meinem Memoire an die kaiserliche Regierung aufmerksam zu machen, in welchem ich ausführlich sowohl die mange.haste Gefezgebnng, als auch

die mangelhafte Geri.^tspflege berührt habe. Sollte die kaiserliche Re-

gierung die bestehenden Uebelstände in dem von mir angedeuteten Sinne abändern, fo würde dadurch einer der wichtigsten Schritte für die Kolo^ nisation gethan. Jeh bemerke hier ansdrüklich. daß die Kolonisten doch nicht so sehr ailes Rechtssehuzes entbehren, wie man in Europa glauben machte. Es gibt unter den Justizbeamten sehr viele unbestechliche und wohlwollende Männer. die sich strenge an ihre Pflicht halten. Dieß gilt besonders von den höheren Richtern , weniger von den Friedensrichtern,

^nndesblat... .^ahxa^. ^Il. .^d. III

37

27.^ unt denen die Kolonisten in erster Jnstanz zu verhandeln haben, die aus dein Volke vom Volke gewählt werden und leider oft nicht unabhängig geniig sind, um streng unparteiisch zu urtheilen.

.^. Die EI.twuthigung der K o l o n i s t e n .

Durch alle die bisher entwikelten Ursachen ist ein großer Theil der Kolonisten in hohem Grade entmuthigt, sie haben alle Lust znr Arbeit verloren; sie sehen, daß sie noch Jahre lang arbeiten müssen, um von den Schulden befreit zu werden , und dann e.rst wieder eine Reihe von Jahren, um ihr größtes Ziel zu erreichen, selbst Grundbesizer zu werden.

AIu größten ist die EntInuthignng bei jenen, die starke Heimathsvorschüsse erhalten haben, und es könnte ihnen keine größere Wohlthat erwiesen werden, als durch einen theilweisen Nachlaß derselben. Sie glauben, um so mehr auf einen solchen hoffen zu dürfen, als sie durch ihre Auswanderung ja faktisch auf ihre Tagwenreehte verzichtet haben.

..). Die s c h l e c h t e A u s w a h l der K o l o n i s t e n .

Jch habe mich durch persönliche Untersuchung überzeugt, daß die^ schweizerischen Halbpächter in Sao Paulo wohl znr größeren Hälfte (ich rechne nur die Familienväter, nicht die .^geschlossenen mit) keine tüchtigen nnd guten Kolonisten sind. Eine Anzahl von ihnen möchte unter andern Verhältnissen, besonders in den Beschädigungen, die sie zu Hause getrieben, verwendet , ganz ordentliche und brauchbare Leute sein ; zu Halbpächtern taugen sie aber nicht. Ein anderer Theil ist arbeitsscheu, wieder ein anderer Säufer oder sonst ganz verkommene Jndividuen. Viele, denen es hier weit besser geht, als es ihnen je in ihrer alten Heimath ergangen ist, arbeiten sich aber doch nicht aus dem angewohnten Schmuze heraus, und es hat mir immer einen peinlichen Eindruk gemacht, wenn ich aus den behäblichen reinen Wohnungen der Holsteiner^Kolonisten in die schinuzigen Gemächer meiner Landsleute getreten bin.

Die kleinere Hälfte sind brave. ordentliche Leute; manche von ihnen sind schuldenfrei und haben schon eine hübsche Summe Geldes an Zinsen, oder haben sich selbst angekauft., Andere haben wieder neue Halbpachts..

kontrakte eingegangen. oder treiben ein Handwerk ;^ wieder Andere arbeiten unverdrossen an der Abbezahlung ihrer Schulden; und haben sie es trozdein bis jezt noch nicht erreicht. so liegt die Ursache gewöhnlich nur an
den großen Gemeindevorschüffen. Allen diesen Leuten kann eine gute Zukunft in Brasilien vorausgesagt werden ; die Provinz Sao Paulo bietet diesen Leuten die beste Gelegenheit zu einem glükiichen Fortkommen.

Welch' peinlichen Eindriik machen aber jene, von den Gemeinden herübergesandten ^lrmenhaeiokandidaten, fast ohne Ausnahme A n g e s c h l o s s e n e !

Manche von ihnen stehen jezt allein. at..er wie.' ^.in gewisser T u t t aiis dein Kanton Aargau. ein halbblödstnniges JndividuunI, verdingt sich bald .da, bald dort zu leichten Arbeiten. aber er will sie nur in rothen Hosen

277 .verrichten. EiI.e gewisse E m i l i e H a a g ans F a n a s wird als Wahn..

finnige in einem Gemache des Gefängnisses von Sao Paulo verwahrt, da kein Jrrenhaus in der Provinz ist; ein anderer Halbblödsinniger treibt sich von Fazenda zu Fazenda herum und ist so vernachläßigt. ^aß ihm lange Madenwüriner vom Arzte ans der Naie gezogen werden mußten ; wieder Andere betteln von Haus zu Haus mit Füßen voll Wunden von Erdflöhen.

Alles traurige Opfer des barbarischen Versahrens des A n s c h l i e ß e n d .

10. Die F a z e n d e i r o s .

Alle Gutsbesizer waren früher nur an die Behandlung der Sklaven ^ gewöhnt und konnten sieb anfänglich nicht Init den freien Arbeitern vertraut machen. Es sind indessen nur sehr wenige im direkten Verkehr mit ihren Kolonisten gestanden; die übrigen. wie ich schon oben erwähnte, bloß mittelst ihrer Direktoren. Die Gutsbefizer sind aber wahIiich weit besser, als sie in Europa geschildert wurden. Die große Mehrzahl von ihnen sind durchaus wohlwollende, wakere Männer, und der Hauptvorwurf. der sie treffen kann, ist der, daß sie ihren Direktoren zu viel Vertrauen schenken.

Nur ans zwei Kolonien. von allen, die ich besucht habe (und es waren darunter auch mehrere, aus denen sich keine Schweizerkolonisten befinden), haben sich einzelne Kolonisten über den Gr.tsbesizer selbst beklagt. Eine genaue Untersuchung zeigte at..er. daß von beiden Seiten gefehlt worden war und die Kolonisten eben so sehr im Unrecht waren, wie die Fazendeiros.

IL Gegenwärtiger Zustand der ^ololliell,. auf ^ltelt sich schweizerische .^albpachter befinden.

I. .^.uuiripio de .^undiahi).

I. S.^ .^..^ d^ .^^,.^, den Erben des Herrn Antonio Joaquim ....^.^r.^. gehörend.

Bei meinem Besuche war diese Kolonie in Auslösung begriffen . da die Wittwe des vor wenigen Monaten verstorbenen Besizers die Kolonie nicht weiter fortführen wollte. Die Kolonisten waren im Begriffe, sich ans die folgende Fazenda überzusiedeln.

Einzelne Familien beklagten sich über schlechtes und weniges Pflai.z^ land, und zwar nicht Init Unrecht. denn der Boden der Fazenda ist steinig und Inager; über viele alte Kaffeebäume und fchlechte Behandlung dureh einen frühern Direktor. Die lezte ^lage war ebenfalls begründet., ibr wurde aber schon vor mehr als einem Jahre durch Entsernung des Direktors abgeholfen. Ueber den Kaffeeberg hatten aber die Leute keine Ursache zu klagen.

Die Kolonie bestand aus acht Familien (eine ist ausgestorben) aus deni Kanton Unterwalden ob dein Wald. und eineni Holsteiner Init einer Unterwaldnerin verheiratet. Dieser übernahm den Schnldenantheil seiner Frau, ist aber schon längst schuldenfrei und hat Guthaben. Er ist der

.278 .ordentlichste, reinlichste und fleißigste aller dieser Kolonisten. Von den Unterwaldn^eru^ werden drei Familien als brav und ^arbeitsam bezeichnet, die übrigen vier aber nicht gelobt.

2. S^.. ^..^.^ ^ S^^ .^l.^^, dem Hrn. Eommendador Antonio de ^^.^ ^^ gehörend.

Diese Kolonie hat seit ihrer Gründung einen sehr regelmäßigen Verlauf genommen. Der Besizer ist ein allgemein geachteter., würdiger und wohlwollender Greis. der. wenn auch oft im ersten Augenl.lik etwas barsch, ^doch nie weder^hart noch ungerecht .gegen die Kolonisten war.

Ueber Maß, Gewicht. theure Lebensmittel ^e. waren nie Klagen. Die Kolo-^.

.nisten erhalten. wenn sie ordentliche Arbeiter find, Geld, so viel als sie verlangen; bei jenen. die nicht haushälterisch sind, wird es kärglicher zugemessen. Der Kaffeeberg ist gut und schön; den alten und. schlechten Theil desselben läßt der Gutsbesizer durch seine Neger bearbeiten. ..tus keiner Fazenda haben die Kolonisten einen so hohen Kaffeepreis erzielt, wie hier. wozu die geringere Entfernung von Santos und folglich die .niedrigere ^Fracht etwas beigetragen haben.

Der Direktor ist ein vernünftiger,

ruhiger^ Mann, der es mit den

Kolonisten gut meint; die Buchführung ist genau. Und doch find die

meisten Kolonisten noch ziemlich stark verschuldet 1. Die Ursache liegt einzig ^in den Vorschüssen der HeiInathsgemeinden; denn zwei Familien, die keine solche empfangen haben, sind schuldenfrei; die eine von ihnen hat von ^ der Erndte^ 18.^9 sogar schon .^gegen 1000 Fr. beiin ^Gutsbestzer verzinslich stehen.

Von den 16 llnterwaldnerfamilien, die diese Kolonie bilden. wurden nur zwei als nicht fleißige Arbeiter genannt. Der Besizer ist mit den Kolonisten zufrieden, und sie mit ihm.

Jhre einzige Klage betrifft die Bergneiro'sche Kommisston und die Heimathssehulden.

3. S^ .^.^^ des Hrn.

.

.

^ .

.

.

^ .

.

^

Oberstlieutenant JoaquiIn Benedicto ele

.

^ l .

^ .

Die Kolonisten leben unter den nämlichen Verhältnissen, wie die des nahegelegenen S^.. .^...^. Der Bestzer ist Sohn des Eon.mendadors (^ueiro^ Helles und befolgt den Kolonisten gegenüber die nämlichen Grundsäze wie sein Vater. Es sind hier sechs Unterwaldner- und eine Aagauerfamilie; von diesen find fünf vollkommen zufrieden; zwei Klagen über Alles, denn sie sind nach dem Urtheile ihrer Mitkolonisten und des Gutsbesizers träge Leute. Eine der Unterwaldnerfamiiien, die keine Heimathsschulden hatte und seit vorigem Jahre schuldenfrei ist, hat sich mit der Erndte von 1859 zirka 2500 Fr. erspart, und hofft von der nun vollendeten Erndte von 18.60 einen noch größeren Gewinn.

279 Il.

.^nnirip^ de ^ampina^.

4. ^^^, der I^onna Maria Inocencia .^ S.^..^ gehörend.

Es befinden sich hier sieben SchweizerfaInilien. Von diesen. ist eine.

schuldenfrei; zwei werden mit der Verrechnung der Erndte von 186..) frei, ^.ine künftiges Jahr; zwei rnit starken Heiinathsvorschüssen (Kanton Grau.. .

bünden) haben jezt noch große Schulden. Die lezte endlich (ein Würtem..

berger niit einer Schweizerin verheirathet) , hat zwar noch ziemlich viele Schulden. ist aber in der besten Hoffnung, sie bald zu tiigen. Die ^o^onisten beschwerten sich , daß sie ein Drittel alter, zurükgestiizter Bännie haben. Der Hr. Senador Oueiroz, der für seine Schwester die Ober..

leitnng des Gutes führt. sagte. mir, daß die Kolonisten nicht g e n ö t h i g t

wurden. die aiten Bannie niit zu übernehmen. daß ste sieh aber dazu verstanden haben, weil so zurükgestnzte Bäume ein paar Jahre guten Ertrag geben. und wenn er nachlasse, man die Bäume eingehen lasse.

Die Buchführung ist richtig, aber unordentlich, indem öfter mit Dinte uber Bleistift geschrieben ist und viele Korrekturen vorkommen. Es liegt diesen Ausbesserungen a^er nicht eine böswillige Absicht zu Grunde, sondern nur Mangel an Ordnungssinn und Uebung des Direktors.

.5. ..^.^ ..^..^. des Hrn. Gloriano de .^..^...^ ..^l^^...

Die Kolonisten haben mit de.u Besizer das Uebereinkommen getroffen, daß sie nicht die Halste des Reinertrages erhalten, und somit beinahe ein Je.hr la^g auf die Abrechnung warten müssen , sondern daß ihnen nach vollendeter Erndte 40() Reis per Alqueire vergütet werden. Der Fa..

zendeiro klagt, daß die Kolonisten jede Forderung an ihn mit großer Rohheit stellen; er wünscht daher, daß sie bald schuldenfrei sein möchten, uur um ihrer los zu werden.

Bei der großen Nähe von Eainpinas können die Kolonisten ihre Gernüse n^d übrigen Lebensniittel zii sehr guten Preisen verkausen. Sie schiken tägiich frische Milch ^ur Stadt und verdienen dadurch eine ni^t unbe..

trächtliche Summe Geldes.

..^s sind fünf Familien ans dem Kanton Glarus. Von diesen ist .eine (Fridolin BlIIIner aus Ei.gi) für den Gntsbestzer eine große Last.

Plumer nämlich wurde schon halbblind ans der Hein^athsgemeinde weg.geschilt; bald nach seiner Ankunft erblindete er ganz und verlor sein Weib ^urch den Tod.

Es blieben ihm vier unmündige Kinder, von denen das jüngste (.^ Jahre a^ ein vollständiger Eretin ist. Der Gntsbesizer, der ^ie großem ^ebiilden Blnniers dem Hanse Vergneiro und Eomp. zahlen mußte. hat nun die ganze Fainilie zu erhalten. Jch sand den Vater, einen noch rüstigen Mann von nnr 43 Jahren, gnt genährt und gut gekleidet.

Hr. Ean.argo läßt ihm als Wegweiser seinen 1..I. jährigen Jungen; die .beiden Mädchen lernen im Hanse nähen..

Einige D e u t s c h e . an deren Spize Hr. Apotheker Georg Krug in .^ampinas, geben dem Fazendeiro einen Jahresbeitrag von 50 Milreis,.

280 und ich habe an die Hülfsgesellfchast in Rio de Janeiro das Ansuchen gestellt, ebenfalls einen Monatsbeitrag von 5 Milreis für Kleider ..x. bei..

zusteuern ; denn man kann unmöglich dem Gutsbesizer , der sich so edel gegen diese Faniilie betragen hat, zII.nnthen. daß er zu den großen Verliisten. die er schon durch dieselbe erlitten hat , aiich noch für unabsehbar

1ange Zeit ganz allein alle Unkosten für Kleidung , Nahrung u. s. w.

trage.

Jm Jahre l 859-60 haben acht Familien diese Fazenda schulden^ frei verlassen.

6.

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Diese Kolonie besteht nur aus zwei Familien des ....antor.s Glarus.

Sie gehören zii den fleißigsten Schweizerkolonisten, die ich in der Provinz getroffen habe. Obgleich sie große Heimathsvorschüsse hatten und daher bei ihrer Ankn..st stark verschuldet waren, so haben sie sich nicht nur schuldenfrei gemacht. sondern sich für il..re Verhältnisse beträchtliches Ver..

mögen erworben. Der Ein.',. J a k o b Blumer aus Engi, hat sich.einen Grundbefiz für fast 9000 Fr. gekauft und mehr als .^ daran daar ab^ bezahlt. .^er Andere. M a t h i a s Blumer aus Engi, läßt sein Geld verzinslich beim Gutsbesizer stehen. Diese Leute haben keinen Nebenverdienst gehabt und Lelensmittel nur zum Eigengebrauche gepflanzt , verwendeten aber Zeit und Kräfte auf die Kaffeekultur. Es ist dabei noch zu bemerken, daß der Kaffeeberg nicht zu den besten gehört und wegen seiner tiefen Lage dein Froste sehr ausgesezt ist.

7.

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Es befindet sich auf dieser Fazenda nur e i n e Schweizerfaniilie ans dem Danton Graubünden. Der Gutsbesizer, mit dem a.^e Kolonisten wegen seiner Gutmütigkeit sehr zufrieden find, behält diese Familie aus Mitleid. Der Mann arbeitet auf dem Dörreplaz für Taglohn; er ist kränklich und schwach. Sein Weib litt schon zu Hause an unheilbaren FIIßgeschwüren. Beide sollen Mißbrauch von geistigen Getränken machen.

8.

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Der Gutsbesizer ist ein bekannt streng redlicher Mann, der von Ansang an nur zu wohlwollend und gut gegen die Kolonisten w a r ; es hat aber auch^ kein anderer so schweren Schaden durch d.e Kolonisten erlitten, wie er. Die Belgier, die .er vom Hause Vergneiro empfangen hatte, schleppten eine verderbliche Epidemie auf die Kolonie ein. Es starben daran 36 Kolonisten und zwei Kinder, ein Enkel und sieben Sklaven des Hr.... Liieiano Texeira.

Gegenwärtig befinden sich dort neun Schweizersamilien , sämmtliche deni Danton Freiburg angehörend. Mit wenigen Ausnahmen sind es keine fleißigen Arbeiter und führen mit den Belgiern zusammen ein lokere.s

28t Leben.

finden.

An Sonntagen sollen ost wilde Gelage auf der Kolonie

statt-

Z.vei Familien, von denen eine sehr fleißige Wittwe mit vier Töchtern. sind schuldenfrei und wollen noch einige Jahre auf der Fazenda bleiben. Andere Familien werden wohl nur sehr fedwer und in langen Jahren ihre Schulden abbezahlen können; aber sie klagen nicht, denn fie haben. was sie bedürfen, und arbeiten müssen sie überall. Sowol Init dem Gntsbesizer. als dessen Schwiegersohne sind Alle zufrieden . und klagen einzig über den hohen Zinsfuß (1^ %), der aber gegenseitig ist. LebensMittel pflanzen die Kolonisten iIn Ueberfluffe und können sie in EaIupinas zu guten Preisen verkaufen. Die Buchführung ist geregelt.

Es befanden sich auf diefer Kolonie früher noch die Familien des Josef S al l en aus Freiburg, des Gilbert E o t t e t ans Freiburg und dessen Schwiegersohns Karl Z a b e l aus Hamburg. Die beiden Ersteren waren schon auf zwei verschiedenen Kolonien gewesen , und aus jeder war der Gntsbestzer höchst unzufrieden Init ihnen. Zabel. ein bekannter Tauge..

nichts. brachte die ganze Kolonie in Unordnung, erlaubte sich die größten Frechheiten gegen den Giitsbesizer und floh mit den andern beiden Genannten wiederholt von der Kolonie. Herr LIIeiano Texeira sahsichendlich genöthigt. gerichtliche Hülfe in Anspruch zu nehmen. Die Kolonisten wurden in Eainpinas laut Gesez Nr. 801 zur Zuchthausstrafe verurtheilt, bis fie dureh den Erlös ihrer Arbeit in der Strafanstalt ihre Schuld au den Fazendeiro getilgt haben. Der Prozeß wurde. wie ich mich durch Einsicht in die Akten überzeugt habe, durchaus in Ordnung gesührt. Der Vertheidiger der Angeklagten war fo.zar ein erbitterter persönlicher Feind des Herrn Lueiano Texeiro. Das Urtheil entsprach aber nicht denI Geseze, denn dieses sagt ausdrüklich, daß die Gefängniß.. resp. Zuchthaus..

strafe .^wei Jahre nicht übersteigen dürfe , daß aber das Geld , das die Gefangenen während diefer Zeit verdienen , zur Tilgung der Schuld verwendet werden müsse. Jch that daher, theils in Sao Paulo, wo mir der Herr Präsident der Provinz hülfreich an die Hand gieng, theils in EaIn-

pinas . die nötigen Schritte und Inachte die gerichtlichen Eingaben ,^ daß

die Gefangenen nach Abfluß der zwei Jahre d. d. den 9. Sept. 1860 auf freien Fuß gesezt werden. Bis jezt bin ich vom Resultate noch nicht unterrichtet; es sind aber alle Maßregeln getroffen, daß das Gesez erfüllt werde. An diesen drei Kolonisten wird Herr Texeira wieder gegen 13,000 Fr. verlieren; es hat ihn niIr die größte Noth gezwungen, ihnen den Prozeß zu machen, sonst wäre die Kolonie gänzlich deInoralisirt worden.

Auf dieser Kolonie befindet sich .^ine gewisse Josephe Elause Tonella aus dem Kanton Freiburg , die mit einem Protestanten , Namens Georg Hugh, verheirathet ist. Sie verließ ihren Mann . und will sich jezt uIit ein^enI katholischen Belgier verheirathen. Sie fragte bei einem Geistlichen in Eampinas um Erlaubniß, und dieser erwiderte, daß es unbedingt ge..

282 schehen ki^nne, deniI ihre Ehe mit einem Protestanten sei nur ein Konkubinat. Jch machte darüber Mittheilung an die kaiserliche Regierung.

Das Gesez, das die Zivilrechte der gemischten Ehen garantiren soll,.

ist erst gegen Ende der dießjährigen KaInmersizungen zur Berathung ge..

kommen und wurde von der DeputirtenkamIner angenommen. Künstiges.

Jahr wird e^ dem Senate vorgelegt werden.

IlI.

..^nn^ipio de .Imparo.

9. Fazenda des Hrn. Francisco Mariano ..^.^ ..^.^.

.^ Sie besteht, als Kolonie, nur aus vier Glarnersamilien , die zu den^ schlechtesten Kolonisten der Provinz gehören , aber mit ihrem Herrn zu^ frieden sind,^ denn er ist niit ihnen imIner sehr nachsichtig gewesen. Statt nämlich im Kaffeeberge zu arbeiten , haben sich diese Kolonisten auf ver^ schiedene andere Erwerbszweige geworfen, Gemüsebau getrieben, der ihnen bei der großen Nähe von Ainparo ein ordentliches Einkommen gab und sich auf den Pferdehandel gelegt. Sie sind daher auch unter den übrigen^ Kolonisten. da sie immer in den umliegenden Distrikten herumritten, sprüch^ wörtlich geworden. An G^ld fehlt es ihnen nicht; aber von ihren Schul..

den haben sie fast nichts aniortisirt , da sie , sowohl beim Reinigen als Pfiüken den Kaffeeberg ans eine unverantwortliche Weise vernachlässigten.

Der ^Gutsbesizer sah sich daher genöthigt, die Halbpachtkontrakte mit ihnen

auszulösen und Dienstverträge abzuschließen. Nach diesen haben sie, außex freier Wohnung. Pflanzland und Viehweide, für jeden Tag, .den sie ordentlich arbeiten, 3^ Fr. Jhre Hauptbeschäftigung soll nun Steinbrecher sein. Diese Leute waren früher Arbeiter im Plattenberge in Matt.

10.

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S^ ...^^.^ des Hrn.

Dr. JoaqniIn Mariano

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Diese Kolonie ist der Auflösung nahe ; der stark verschuldete Besizer^ hat sie verlassen, und fie wird jezt von der Masse verwaltet. Es sind dort nur zwei FreiburgerfaIuilien, die das nämliche Svstein wie die Vor^.

hergehenden befolgen. Die unendgeldliche Benuzung von großen Vieh..

weiden hat aus beiden Kolonien die Kolonisten verlob. statt dnrch Kaffee..

kultur durch Viehhandel sich Geld zi. erwerden. Den Schaden leidet der Gutsbesizer.

11. .^.^ .^l^ des Herrn Joao Leite de e^.^ .^r.^.

Aus dieser Kolonie befinden sich dreizehn Glarnerfaniilien und eine aus dem Kautvn Aargau. Mehrere Jahre lang herrschte daselbst ziemliche Unordnung; es lagen srüher Klagen über zu großes Maß und zu wenig Pflanzend vor.

Beiden Uebelständen wurde abgeholfen ; aber die Buch..

fuhrung blieb unordentlich. Jni Jahr 1858 fiengen di.e Kolonisten an..

sehr vielen grünen Kaffee ^nit dein reifen zusammen zu pfliiken. Als ihnen Bedeutet wurde, daß fie durch dieses Verfahren den Gutsherrn schädigen

.

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und ihnen ein Abzug gemacht würde ,. wenn fie ferner nicht ordentlich.

pflüken, stellten sie die Arbeit ein und ließen die Erndte zu Grunde gehen..

Einigen Familien, die fortfahren wollten zu arbeiten, wurde von Anderer^ mit Prügeln gedroht , wenn sie ihren Vorsaz ausführten. Die beiden deutschen und portugiesischen Familien, die sich ebenfalls auf dieser Kolonie befinden, nahmen an der Arbeitsverweigerung nicht Theil, und drei Schweizerfamilien nahmen die Arbeit , troz der Drohungen , wieder auf..

Der Gutsbesizer ließ die zu Grunde gegangene Erndte (unter vielen Bäu..

Inen lag der Kaffee über Hand hoch) durch Schiedsrichter abschäzen und .^ezte den Schaden . den Kolonisten auf Rechnung. Es scheint niir der Schaden jedenfalls zu hoch geschäzt worden zu seiu. Dadurch verbitterte sich das Verhältniß zwischen Gutsbesizer und Kolonisten. Jin Dezember 1859 kam der kaiserliche Regierungskommissär Dr. Machado Nunes auf dies.^ Kolonie, nntersuchte die ganze Angelegenheit, ordnete die Rechnungen. und es wurden neue Kontrakte abgeschlossen, wonach den Kolonisten nach der Erndte 400 Reis per Alqueir gepflükten Kaffees bezahlt wird. Jn j e d e m Kontrakte steht ansdrüklich, daß dem Kolonisten, wenn er in Z u k u n f t o r d e n t l i c h f o r t a r b e i t e , der S e h a d e n e r s a z für die v e r l o r n e E r n d t e n a c h g e l a s s e n w e r d e . Jch fand die Kolonie bei meinem Besuche in einem geregelten zustande. Die Buchsührung ist jezt musterhaft und zwischen Gutsbestzer und Kolonisten wieder ein freundliches Verhältniß eingetreten. Die .Hauptklage ist gegen den Direktor gerichtet, einen jungen Deutsehen, der eines schlechten Rufes genießt und besonders einen großen Haß gegen die Schweizer zeigf. Jch habe Herrn Joao Leite dringend gerathen , den Direktor zu entfernen und ihm diefen.

Rath noch hier in Rio. wo er mich besuchte, wiederholt.

Eine andere Klage betrifft den Kaffeeberg. Die Fazenda Boa vista ist nämlieh die höchstgelegene der ganzen Provinz, der .^affeeberg den eiskalten Südwinden ansgesezt; ein Theil davon auch aus der Schattenseite.

Aus diesen Gründen reifen die Bohnen fehr ungleich und das mehrmalige Durchpflüken kostet den Kolonisten viele Zeit. Darum wollten sie auch bei der Erndte von 1858 die Arbeit durch Mitpflüken der grünen Bohnen beschleunigen. Jch habe übrigens
bemerkt, daß aus dieser Fazenda weit weniger streng auf die Aussonderung der unreifen Bohnen gesehen wird, als auf den übrigen Kolonien. lleber den Fazendeiro beklagte sich keiner der Kolonisten.

l^.

.^uuiripio de ^iIueira.

l2. S^^t..^.^, d^m Senador Francisco Antonio de S^^ ..^.^..^ gehörend.

Von 63 auf dieser Kolonie ansässigen Familien gehvren.nux sechs dev Schweiz an, und zwar zwei dem Kanton Graubünden, zwei dem Kanton Aargan und zwei, die schuldenfrei find, dem Kanton Bern. Die Kontrakte

284 werden sehr pünktlich eingehalten; überall herrscht System und Ordnung.

Klagen kamen einzig über einen früheren Direktor, ^Namens Braun, vor, der die Schweizer haßte und sie bei dem Gutsbesizer verläuindete.

Die Kolonisten zahlen hier, wie auf den übrigen, dein Senador Oueiroz gehörigen Fazendas . eine kleine Miethe für das Pssanzland , nämlich für das erste 1000 Onadratkiaster 500 Reis, für das zweite 1 Milreis und sür das dritte und jedes übrige Tausend Inehr 2 Milreis; dagegen werden sie sür die Wohnungen nur rni^ 500 Reis (l^Fr.) per Monat sür Miethe belastet.

13.

..^.........^ ^..^ des Herrn Alferes Joaquim ^..^......^ .^ ^-^

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Die sieben Schweizerinnen , die hier sind (drei aus denI Kanton Zürich . zwei ans dem Kanton Glarns und je eine aus den Kantoneu Aargau und Graubünden) wurden nach ihrer Verstoßung aus der Vergueiro.fehen Kolonie Jbieaba, nachdem sie fa^i ein halbes Jahr in Limeira als Taglöhner gearbeitet hatten, von Herrn Alferes Franeo auf seine Kolonie ausgenommen. Herr Franeo gieng von der Ansicht aus, daß wenn der Kolonist vorwärts kommen solle, so müsse er so sparsam wie möglich leben. Er gab daher seinen Kolonisten das erste Jahr nur die aller^ notdürftigsten Lebensinittel und fast kein baares Geld, so daß sie oft fast Hunger litten. Wäre damals unglüklicherweife eine unüberlegte Untersuchiingskonimission auf die Kolonie gekommen , so wäre natürlich ein ge..

waltiges Verdainninngsnrtheil über Hrn. Franeo ausgesprochen worden.

Er erreichte aber seinen Zw^k. Nach Verlaus eines Jahres, nachdem die Kolonisten viel gelitten . aber fleißig gearbeitet hatten , hatten sie eigene Lebensmittel ini Ueberfluß, und haben jezt gar keine Schulden mehr dem Gutsbestzer abzubezahlen. Sie erklärten mir einstimmig , daß sie ihrem Herrn nicht genug danken können , daß er so klug mit ihnen verfahren sei.

Sie sind init dein Gntsbesizer und er mit ihnen zufrieden.

14.

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des Herrn

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.^.^h.^.

Der Zustand dieser Kolonie ist befriedigend und die Kolonisten haben durchaus keine Klagen. Es sind fünf Schweizerfaniilien daselbst. näinlich ans den Kantonen Glarns ^Ind Aargan je eine , ans Graubünden drei.

Von den lezteren ist eine sehr nnglüklich , denn der Ehef derselben .(B ar a n d o n Paneraz aus Sil.^is) hat durch unglükliche Zufälle seine beiden Augen verloren. Die Kolonisten stnd alle von andern Fazendas hieher gekommen, und deßhalb meistens. noch stark verschuldet.

15. ..^.^ des Hauses ^..r^.^ und EoInp. .

Die Schweizerkolonister. von dieser Kolonie . die zu mir nach Sao Joao do Rio Claro kamen , repräfentiren zwei und dreißig Familien. Jhre Hauptklagen waren . und wie mir von unbeteiligten Seiten versichert wurde, wohl mit Recht, gegen den gegenwärtigen Direktor gerichtet, dessen

28^

Brutalität, Ungerechtigkeit und Falschheit die Schweizerkolonisten fast zur Verzweiflung bringen; serner von einigen Kolonisten über schlechten Kaffee auf steinigem Grunde und allgemein über schlechte Kaffeeerndte. (Jm Monate Januar soll ein heftiger Hagelse^lag dem Kaffeeberg großen Scha..

den gemacht haben). Ueber den Administrator. den ehemaligen Schweizer^ Konsul Herrn P e r r e t - G e n t i l , klagten ste nicht, beschwerten sieh aber heftig

darüber , daß ihnen bis jezt noch nicht die Kommission (10.000 Reis

per ^opf) vom Hause .Vergueiro, troz des Versprechens es zu thun, gut.^ ^geschrieben worden sei. Auf weitere Klagen trete ich nicht ein , da ich

^icht in der Lage war, ihre Richtigkeit zu prüfen.

Die tumultuarie Erhebung der Schweizerkolonisten auf dieser Fazenda im Dezember 1856 war durch nicht strenge Einhaltung der Kon..

trakte von Seite des Hauses Vergueiro hervorgerufen worden. Die Kolonisten waren zu Reklamationen berechtigt ; ste hätten sie auf eine ruhigere .Ind ihrer würdigere Weife niachen können und gewiß sicherer das Ziel erreicht. Unglütlicherweife befanden sich unter den Kolonisten einige Persönlichkeiten, die aus unüberlegtem Eifer oder ans anderen Motiven sich ^er Angelegenheit bemächtigten, die Kolonisten so lange bearbeiteten, bis^ sie endlich eine Bewegung herorriesen, die sie, wie es bei einseitigen und schwachen Charakteren immer der Fall ist, dann nicht mehr zu bewältigen im Stande waren. Sie haben unsägliches Unglük über die Kolonisten gebracht, und manches Grab ist an den Ufern des Mueurr^ geöffnet worden, ^im Opfer jener leichtsinnigen Handlung aufzunehmen.

Jch habe mit der größten Genauigkeit die Vorgänge aus Jrieaba .geprüft, alle dahin bezüglichen Schriftstüke studirt. mir aus dem Munde beider Parteien und von gänzlich unbetheitigten Personen alle Umstände erzählen lassen, und war dadurch in der Lage, jene Vorgänge bis in die ersten iind feinsten Fäden, von denen diejenigen, die bis jezt darüber ge..

schrieben haben, gar keine Jdee hatten,. zu verfolgen und kann nun vou .gänzlich unparteiischem Standpunkte ans nrtheilen, daß einerseits die Er..

.hebnng der .^chweizerkolonisten eine gewaltthätig unüberlegte und nicht gerechtfertigte Handlung war, die in jedem geregelten Staate die strengste polizeiliche Strafe erlitten hätte , daß andererseits das Haus Vergueiro .und Eomp. durch Nichterfüllung der Kontrakte Ursache zu gerechten Re..

^klainationen gegeben hat, daß es nach dem Aufruhr gegen die betheiligten .Kolonisten auf eine unverantwortlich rohe und inhumane Weife verfahren ist.

Der Aufruhr auf Jbieaba hat auf einigen wenigen der übrigen Ko..

Ionien einen leisen Anklang gefunden; doch ist es dort nie zu Unordnungen ^gekommen. Seit die Häupter der Bewegung entfernt sind, herrscht unter ^den Kolonisten eine wohlthätige Ruhe , die nur in den lezten Monaten .durch Wühlereien von einem Jndividnum aus Sao Paulo für kurze Zeit .einigermaßen alterirt wurde.

Die erwähnten Vorgänge haben ans das Haus Vergueiro und Eomp., ^as die Prätenfion hatte, in Jbieaba eine wahre Mnsterkolouie zu b...-

^ sizen, ein naehtheiliges Licht geworfen. Es zeigt nun dieses Haus eiIr.

unverkennbares Streben. die Schuld von sich ab nnd einzig auf die Ko.

lonisten zu wälzen. Die systematischen Plakereien der Schweizer durch einen ebenso brutalen. als feigen und servilen d e u t s c h e n Direktor, e^ines Menschen ohne Ehre und ohne die geringste Bildung, sind nur eine Folge: jenes Bestrebens ; eben denselben Grund haben die sortivährenden Ver..

läiimdungen der Schweizerkolonisten. die von Jbieaba ausgehen.

Die dem nämlichen Hause angehörende Kolonie ^^.^ im Distrikt^ Sao Joao do ^^ .^^ soll einen geregelten Gang haben , was vorzügiich dem humanen und gerechten Betragen des dortigen Direktors zu^ geschrieben ward. Ein großer Theil jener Kolonisten werden binnen Kurzem schuldenfrei.

^.

16.

^luniripio do ^liio .^taro.

..^.^ ^.^.. des Herrn Benedicto ..^^..^ .^ .^.^.r^.

Während mehreren Jahren hat diese Kolonie keinen günstigen Fortgang genommen; besonders waren es die portugiesischen Kolonisten, die sich beklagten. Die Schuld lag aber meistens an ihnen; denn sie sind träge, streitsüchtig und iibex die Maßen exigent, so daß es zu unaufhörlichen .Reibungen zwischen dem G.^tsbesizer und seinen Kolonisten kam. l^r. Machado Nune^ hat die Verhältnisse geordnet, und bei meinem Besuche klagten die Schweizerlolonisten einzig über zu wenig Pflanzland. Der Direktor erwiderte mir, die Kolonisten können soviel Pslanzland haben als sie wollen,.

aber nur in dem vom Besizer ihnen dazu angewiesenen Theile des Gutes ..

dort aber wollen die Kolonisten dasselbe nicht annehmen. Diese gaben^ das zu und meinten, sie .würden ans dem von ihnen gewünschten Stüke zwar mehr Arbeit beim Pflanzen. aber auch größere Erndten haben. Der^ Fazendeiro bewilligte ihnen schließlich, dort ihre Lebensinittel zn bauen.

e.^s befinden sieh auf dieser Fazenda sechs Familien aus Oswalden..

Jin Monat Mai dieses Jahres wollte ein portugiesischer Kolonist in dein^ Gemüsegarten des Nikolaus J o r i aus Alpnach einen dort liegenden.

Baumstamm zu Brennholz spalten. Jori verwehrte es ihm.; es kam vom Wortwechsel .^ Thätlichkeiten; der Portugiese rief seine Jungen zu Hülse^.

und auf Befehl des Vaters schlug einer von diesen d.^.n Jöri mit einer.

Axt nieder; ein zweiter Streich schnitt ihm die Schenkelarterie durchs Jöri verblutete an den Wunden nnd die Portugiesen wurden flüchtig. Jm ver..

flossenen Angnst wurde der Vater eingefangen nnd wird im ^.ltober vor^ das Geschwornengerieht von Sao Joao gestellt werden. Jch habe den Jui^ de l^ireito dort ersucht, unverzüglich zu appelliren, im Falle der Verbrecher^ frei gesprochen würde. Es hat sich nämlich eine portugiesische Partei ge^ bildet, die durch Einfluß a.^f die Geschwornen eine Freisprechung zu er^ reichen hofft.

287.

17.

.....^.^^^ des Herrn Dr. Jose .Etias de ..l.^.^....^ .^....^.^

Hier befinden sich neun Schweizerfamilien (sechs aus dem Kanton ^raubünden, ans den Kantonen Zürich, Schaffhaufen und Frelburg j.^ eine). Die Hanptklage der Leute (mit Ausnahme von zweien) bezog fi..^ auf die großen Heimathsschulden.

.l8.

.....^ gehört deIn nämlichen ^Besizer und ^ist vou der vorhergehenden Kolonie nur 1/^ Legna entfernt.

Hier sind ebenfalls neun Schweizerfamilien angesiedelt , acht aus dem .Danton Schaffhausen und eine aus dem Kanton Graubünden.

Als 1)r.

H e n ß e r aus diese Kolonie kam, brachten ihuI die Kolonisten eine Menge .von Klagen vor; ^einige waren begründet, .andere aber sehr übertrieben.

Bon Ansang an ^herrschte kein gutes Einvernehmen zwischen dem Fazen..

deiro und den Kolonisten. Jener ist ein heftiger Mann, diese waren zur^I großen Theile faule und nachlässige Arbeiter. Der Kaffeeberg war zu jung, um gute Erntten zu geben, die Buchführung unordentlich. AIn meisten Unrecht begieng I.ir. Elias dadurch, daß er einmal den Kolonisten ihre Pflanzungen zerstören ließ. Er gesteht dieses Unrecht offen ein und sagte niir, daß er durch die herausfordernde Hartnäkigkeit der Kolonisten an jenem Pla.ze zu pflanzen, obgleich er es ihnen wiederholt verboten habe, erbittert gewesen sei.

l^r. Heußer sagte den Kolonisten, er werde ihre Schulden ablöjen und ste auf andere Kolonien oder auf Staatsländereien versezen. sie brauchen nieht weiter zu arbeiten. Die Kolonisten glaubten diesen unüberlegten und unvorsichtigen Versprechungen Heußers. Dieser war aber durchaus

nieht in der Lage, sein Wort zu halten, und begieng die Unklngheit, es

den Kolonisten nicht, wenn auch nur schriftlich, Initzutheilen. Sie blieben also iminer in ihren Hoffnungen, stellten die Arbeit ein, und sahen über Jahr und Tag der versprochenen Transferirung entgegen.

Troz vielfacher Aufforderung von Seite des Fazendeiro kehrten diese

Leute doch nicht zur Arbeit zurük, und nöthigten ihn dadurch, gerichtliche Hülfe in Anspruch zu nehmen. Das hals; und seit ungefähr einem Jahre arbeiten alle ziemlich befriedigend, haben aber durch ihre 1^ jährige Arbeitseinstellung ihre Schulden nngeniein vermehrt. Fleißige Kolonisten sind der größere Theil der Graubündner.

Nur anf der Kolonie Sitio grande bemerkte ich ein so zutrauliches Verhältniß zwifchen den Kolonisten und der Familie des Gutsbestzers, wie hier. Der beste Beweis, daß ^r. Elias nicht die Absicht hat, aus seinen Kolonisten weiße Sklaven zu machen, ist wohl der, daß er sich bereit er..

klärt hat, jedem derselben, wenI. die Hälfte seiner Schuld baar bezahlt würde. die andere Hälfte nachzulassen.

l.^r. Heußer hat einen großen Jrrthum begangen, als er sagte, die Kolonisten seien mit ihren Klagen vom Präsidenten der Provinz an den

28^ Präsidenten des Gerichtes in Sao Joao gewiesen worden. und dieser Prä..

sident sei ^r. Jose l^lias gewesen. 1^r. Jose Elias war nie Gerichtspräsident, sondern nur einnIal Friedensrichter und konnte in ei^er Stadt, wie Sao Joao, wo er drei Snbstituten hatte, nie in seiner eigenen .^ngelegen^ heit Richter sein.

VI.

1.^.

.^uuiripio da ^nsl.tu^ao.

S..^ ^^^^ des Herrn Eoinmendador Luis Antonio de S ^ .

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Von den 94 Familien, die bei meinem Besuche diese Kolonie b^ deten, gehören 34 der Schweiz an. Sie vertheilen sieh aus folgende Kantone: Freiburg zel.n, Graubünden neun, Aargau neun. Schaffhausen vier, Bern eine, St. Gallen eine. Den Kolonisten dieser, wie der beiden vorhergehenden Fazendas, wurde vom Haufe Vergneiro u. Eonip. die Koni.

mission (l0,000 Reis per Kopf) zurükerstattet.

Diese Kolonie kann als Musterkolonie der Provinz im großen Maß..

stabe betrachtet werden. Die Kontrakte werden strenge beobachtet; die Direktion ist systematisch und gut geleitet, die Buchführung ebenso übersichtlieh als gen.an. Der Kaffeeberg ist gut und die .^affeepreise, wie sie den Kolonisten verrechnet werden, entsprechen den Marktpreisen.

Der .^esizer scheint bei dem Paeeeriaverhältniß seine Rechnung zu finden, denn er hat im vorigen Jahre 23 Familien kommen lassen, und^ erwartet binnen Kurzem wieder eine Anzahl, die er aber nicht durch Verniittelung des Hauses Vergueiro einführte.

Viele Familien haben sich schon schuldenfrei gemacht und sind neue Kontrakte aus der nämlichen Kolonie eingegangen. Unter den Schweizern sind mehrere arbeitsschene, nachlässige und verschwenderische Jndividuen, die ihre Schulden wohl schwerlich bezahlen werden; auch sind mehrere Säufer unter ihnen. Einige haben sich beklagt,. man a.ebe ihnen zu wenig Kaffee bäuine. Der Direktor sagte mir indessen, daß manche Familien vor der Erndte um mehr Bäume bitten, die sie aber dann nach der Erndte. wenn die härtere Arbeit des Hakens des Kaffeeberges beginne. wieder znrükgeben, daß sie also nur den Nuzen, aber nicht die Arbeit davon haben wollen.

Die Wohnungen der Kolonisten haben keine gesunde Lage ; die ganze Kolonie soll daher auf einen höher gelegenen Punkt versezt werden. Mau war schon Init dem Bau der Häuser beschäftigt.

20.

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des

Herrn

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Jch habe in einem ausführlichen Berichte an den hohen Regierungs^ rath des Kantons Bern die Verhältnisse dieser Kolonie. ans der sich fünf Bernerfamilien, von de^en fortwährend ^..iagebriefe nach der Schweiz ge.

sandt wurden, befinden. aus einander gesezt. Jeb bemerke hier nur. daß auch diesen Kolonisten I)r. He u ß er Versezung ans Siaatsländereien oder andere Kolonien, Bezahlung der Schulden u. s. f. versprochen hatte, daß

28..)

auch sie, aus diese Versprechungen bauend, beinahe zwei Jahre nicht gearbeitet haben, dadurch dem Gutsbesizer einen sehr bedeutenden Schaden verursacht, sich selbst in tiefe Schulden und in eine unglükliche Lage ge..

bracht haben. Seit sie die Arbeit wieder aufgenommen haben, (ungefähr seit einem Jahre) geht es ihnen besser.

Der exzentrischen und so sehr übertriebenen Briefe der Tochter eines dieser Kolonisten habe ich schon Eingangs erwähnt.

Auf dieser Kolonie befinden sich sieben Schweizerfamilien, wie schon erwähnt, fünf ans dem Kanton Bern und zwei aus dem Kanton Freiburg.

Leztere haben die Arbeit nie eingestellt, sind dadurch schuldenfrei geworden und immer mit dein Gutsbesizer zufrieden gewefen.

..^l. Fazenda des Herrn Antonio ..^.r.^.^ ^ ..^..^r^l.

Es find hier nur drei Schweizersaniilien (zwei aus dem Kanton Graubünden. eine ans dem Kanton Schaffhansen) die früher auf anderen Kolo..

nien waren. Anfangs waren sie zufrieden; jezt beklagen fie fich über Strafei.i (nach dem Reglenieni) und über zu langes Liegenlassen des ge..

pflükten Kaffees, wodurch sie im Maße ziemlich Schaden leiden sollen.

VIl. ..^.lunieipio de .^hapivarI^.

22.

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des

Herrn

Salvador

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Hier ist nur eine einzige Kolonistensaniilie , und zwar aus dem Kanton Luzern. Sie hat keine Genieindevorfchüsse erhalten und ist schuldenfrei.

Jn einigen entfernt liegenden Fazendas der Provinz befindet sich noch hin und wieder eine ganz vereinzelte Schweizerfamilie, entweder mit Halbpacht oder Dienstvertrag.

Was endlieh den d r i t t e n Punkt, nämlich die A r t . und W e i s e , w i e einer A n z a h l w i r k l i c h n o t h l e i d e n d e r u n d d e r H ü l f e w ü r d i g e r K o l o n i s t e n f a mi lien g e h o l f e n w e r d e n k a n n u n d s o l l , habe ich die Ehre, Euer Exzellenz auf den nämlichen Punkt in meinem Memoire an die kais. Regierung zu verweisen. Jch habe nieine Ansicht dort in allgemeinen Zügen entwikelt, mir vorbehalten, wenn das kaif.

Ministerium ineine Vorsehläge annimmt, mündlich in ausführliche Unterhandlnngen darüber einzutreten, da ich während meiner Reise den Plan bis ins kleinste Detail ausgearbeitet habe.

Die Zahl der Familien. die ich der Hülfe der kais. Regierung em..

pfehlen würde. dürste sieh auf ungefähr dreißig belaufen. Jch weiß zum Voraus, daß die große Menge nien zu verbleiben haben. auf haupten werden, daß sie eben haben, wie die übrigen. Das

der übrigen Familien, die auf ihren Koio..

das erbitterste gegen mich schreien und be..

so viel Anrecht auf Verseznng und Hülfe wird mich aber unberührt lassen; ich kenne

290 keine andere Richtschnur , als meine Pflicht und die strengste Unpartei-

lichkeit.

Nach einer obeifiächlichen Berechnung dürfte die Realifirung meines ^Vorschlages die kais. Regierung wenigstens eine Summe von Fr. 200.000 kosten. Thut sie diesen Schritt, so hat sie gewiß mehr gethan, als die Schweiz in dieser Angelegenheit von ihr verlangen konnte; denn ich wiederhole schließlich noch einmal: Das Unglük der meisten .^chweizerkolonisten hat in der Schweiz selbst durch die G e n I e i n d e v o r s c h ü s s e , die foli.

darische Schuldhaftung, das verdammungswürdige System des ,, A n s c h l i e ß e n ^ und durch das U n t e r z e i c h n e n von K o n t r a k t e n , . ^ ^die jeder nur einigermaßen erfahrne Mann als die Kolonisten beeinträchti^gend erkennen mußte, begonnen. Die ungünstigen Verhältnisse, die fich in Brasilien dem Emporkommen so vieler Familien entgegenstellten, find größtenteils Folgen jenes Verfahrens.

Genehmigen Hochachtung.

Ew. Exzellenz

den Ausdrnk

R i o d e J a n e i r o , den 6. Oktober

meiner ausgezeichnetsten

1860.

Der außerordentliche Gesandte der schweizerischen Eidgenosfenschast .

von .^ndi.

2..)..

Denkschrift an

Seine E.rzellenz den Senator .Io^o Ln^ Vieira ^n.^n..^.)

il^ ^mn^ Minister der auswärtigen Angelegenheiten, von .^errn .J. .J. v o n .^schndi. außerordentlichen ^esandten der schweiz. Eidgenossenschaft bei Sr. Majestät dem .Kaiser von Brasilien.

(Vom ..). Oktober 1860.)

Exzellenz!

Nachdem ich aus Befehl meiner Regierung die fämmtlichen Kolonien ^der Provinz Sao Paulo, wo sich Schweizer befinden, untersucht habe, halte ich es für angemessen, auch der kaiserlichen Regierung das Ergebniß meiner Beobachtungen Initzutheilen.

Vor Allein habe ich die Genugtuung, Ew. Exzellenz ausfprechen zu können, daß der Berieht des Herrn Defeinbargador Dr. Sebastian Mach ad o N u n e s , Koinmissär der kaiserliehen Regierung zur Untei suchung des Zustandes der Kolonien. in der Provinz Sao Paulo, welcher seine Jnspektionsreise iin März dieses Jahres beendigte, mit Unparteilichkeit und Gewissen-

hastigkeit abgefaßt ist.

Der Besuch diefes Kommissärs war von gleich vorteilhaftem Erfolg für die Fazendeiros wie für die Kolonisten.

Es gelang dem bekannten^ Gesehik des Herrn Dr. Machado Nnnes, feit mehreren Jahren vorhandene bedeutende .Schwierigkeiten in vermiedenen Kolonien aus die befriedigendste Weise sür die beiden Theile auszugleichen. Die wenigen Jrrthümer, welche ich in seinem Berichte fand , rühren ohne Zweifel nur von ungeuauen Angaben her, die er erhielt. So bemerkt er auf der ersten Seite: Die p o r t u g i e s i s c h e n K o l o n i s t e n s i n d d e n s c h w e i z e r i s c h e n v o r ^ z ii z i e h e n 1 Meinen Erkundigungen und persönlichen Wahrnehmungen zufolge ist ^.m bei weitem nicht so. Das Betragen der Kolonisten in der Provinz

Bnnde.^alt ..^rg. .'..1l. Bd lIt

38

.

.

^

Sao Paulo, ihre Ausdauer bei der Arbeit und ihre Befähigung zur Ko^ lonisation beweisen, daß sie folgende Rangstellung einnehmen: 1. D ä n e n aus d^In HerzogthiIIn Holstein. Sehr arbeitsame Ko..

lonisten , die in ihrem Hanse auf exemplarische Reinlichkeit halten ; allein sie sind. nach der Angabe der Fazendeiros, äußerst anspruchsvoll.

2. S c h w e i z e r , D e u t s c h e und B e l g i e r . Kolonisten, welche durchschnittlich die gleiche Befähigung besizen. Es gibt ausgezeichnete, allein auch arbeitsscheue Familien unter ihnen.

3. P o r t u g i e s e n . Die Fazendeiros beklagen sich inI Allgemeinem [..h... ube... sie ; sie sind streitsüchtig, und di.. be.iden an Kolonisten verübten Mordthaten fallen ihnen zur Last.

4. Endlich die B r a s i l i a n e r . Die Fazendeiros, welche ihre Lands..

leIIre .al^ Kolonisten zu verwenden suchten , erklären einstimmig , daß ste keine Lust zur Arbeit haben und die Jagd dem Landl.au vorziehen. Flinte und Sattel sind die Gegenstände ihrer Votliebe und diejenigen Geräthe, die sie vor jedem Möbel besizen; indessen haben mehrere Fazendeiros.

seit einiger Zeit mit Vergnügen bei diesen Kolonisten ein Bestreben wahrgenommen, in der Arbeit mit den europäischen Kolonisten zu wetteifern.

Während meiner ganzen Reise hatte ich im Allgemeinen das Benehmen der Landesbehörden nur zu loben , und im Besondern habe ich.

Ew. Exzellenz den Hrn. Dr. ^ito Augusto Pereira e Mattos, Munizipalrichter und Polizeidelegirter von Eampinas zu nennen. dessen Talente und Verdienst der kaiserlichen Regierung ohne Zweifel wohl bekannt sind ., er zeigte großen Eifer, mir die Erfüllung meiner schwierigen Aufgabe zu erleichtern. Der nämliche Empfang ward mir bei allen Fazendeiros der Provinz zu Theil. welche alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel z^ meiner Verfügung stellten, um die .Erforschung des Zuftandes der Kolonie für Inich zu vereinfachen. Wie ich bereits Ew. Exzellenz durch VerInitt.^ lnng des Hrn. Präsidenten der Provinz Sao Paulo mitzutheilen die Ehre halte, erklärte mir ein einziger, Herr J o s e V e r g u e i r o , das Haupt des Hauses Vergueiro und Eonip.. ich würde aus den Fazendas seines Hauses, insofern ich in amtlicher Weise auftreten würde, nicht empfangen werden; indessen gestatte er IneiIeen Besuch, wenn er sich selbst auf seiner Fazenda.

^von J b ^ i e a b a befinde,
wo e r . seinem Schreiben zufolge, gegen End^ des Monats August eintreffen werde.

Als ich aber den 6. September von Santos zeir Rükkehr nach Rii^ de Janeiro ausbrach , befand sich Herr Jose Vergueiro noch in ersterex

Stadt.

Jeh will der kaiserlichen Regierung den schlimmen Eindruk nicht ver^ hehlen , welchen diese Weigerung des Hrn. Vergiieiro auf die übrigen F^ zendeiros der Provinz Sao Paulo hervorbrachte . und dieser EindrIIk war uni so ärgerlicher, als schon gegen Hrn. Dr. Machado Nunes in Betreff

293 dieser auf Mustergültigkeit Anspruch machenden .Kolonie die nämliche Maß..

nahnie getroffen worden war.

Jch war daher gezwungen. die Schweizerkolonisten dieses Hausen zur Anhörung ihrer Beschwerden nach der zwei Stunden von der Kolonie ent..

fernten Stadt S. Joao do Rio Claro zu mir z^n berufen.

Wenn ich recht berichtet b.in , so besteht in Brasilien ein Gesez.

welches den Behörden erlaubt. in jedem Zeitpunkt den Znstand der Sklaven auf einer Fazenda zu untersuchen. Sollte man daher nicht mit größerem .Stechte annehmen dürfen, die kaiserliche Regierung befize die Befngniß. die Lage f r e i e r , nur durch^ einen Dienstvertrag gebundener Menschen ermitteln zu lassen^ Diese Vorausfezung ist um so gegründeter, als Se. Exzellenz, der Herr Reichsminister, .mir vor meiner Abreife nach der Provinz Sao Paulo mittheilte, er habe das Haus Vergueiro und Eonip. wissen lassen. die kaiserliche Regierung betrachte die Kolonisation als eine Lebensfrage für das Land und bestze mithin die Vefugniß, bei Allem mitzusprechen, was sich ans die Privatkolonien beziehe. Die Weigerung des Hrn. J. Vergueiro ist daher unerklärlich.

Jch habe Grund zu vermuthen , daß die Fazendeiros von meinein Besuche sehr befriedigt waren ; denn mehrere derselben kamen einige Tage nach der Prüfung ihrer Anstalten, mir ihren Dank abzustatten. Jhrer Meinung nach hat mein Befuch auf das Gemüth der Kolonisten eine sehr heilsame Wirkung gemacht.

Das Ergebniß .meiner Nachforf.chungen in den Kolonien der Provinz Sao Paulo, welkes ich Ew. Exzellenz vorzulegen die .^hre habe, wird dartt.^n : 1. Die Gründe, weßhalb die Kolonisation ^nach dem Halbpacht..

s.^stem (Parceria) in der Provinz Sao Paulo keinen Erfolg haben kann.

2. Den gegenwärtigen Zustand der Schweizerkolonisten^ in der Pro.^ vinz Sao Paulo.

3.

Schließlieh die Maßregeln , welche ich als unerläßlich zur Ver-

besserung der Lage gewisser, aller Theilnahnie würdigen Familien erachte, die unter den jezigen Umständen ihre Schulden niemals zu bezahlen vermöchten.

l. Gründe we^alb die Kolonisation nach dem .^albpacht^stem in der .^rodinz ......^0 t.^0 uicht gedeihen kann.

Die Provinz Sao Paulo, eine vorzugsweise Akerbau treibende Provinz , ist durch ihren fruchtbaren Boden fowol , als ihr herrliches Klima zu einer großen Rolle bei der Kolonisation berufen , vermöge ihres drin^ ge^den Bedarfes an Arbeitern , denen sie leicht ein schönes Loos zu sichern vermag.

294 Unglüklicherweise hat das vom Hause Vergueiro und Eomp. einge..

führte Halbpachts..)stem nichi. nur für lange Zeit die Zukunft und Entwiklung der Kolonisation ir^ dieser Provinz untergraben, sondern derjenigen von Brasilien im AllgeIneinen geschadet, weil die vielen, zum Theil gerechten klagen der Kolonien in Europa einen schmerzlichen Wiederhall fanden und die Auswanderer von der Wahl dieses Landes abschrekten.

Jch habe die Ehre , Ew. Exzellenz die verschiedenen Ursachen zu entwikein . welche nach meinem Dafürhalten die Hauptfehler dieses Halbpachts^stems sind.

1. Die von den m e i s t e n Kolonisten (und besonders den Schweizern) b e z o g e n e n V o r s c h ü s s e für die Ueberfahrt von Europa nach Santos, und die überaus kostspielige Reise von lezterex Stadt nach den Kolonien.

Die an ihrem Reiseziel angelangten Kolonisten fanden sich mit Schulden überladen , welche für viele Familien ans nahe an zwei Eontos Reis anstiegen, was sie von vornherein entrnuthigte.

..... Die d o p p e l s i n n i g e n V e r t r ä g e , deren Jnhalt nicht klar und deutlich bestimmt ist.

So sagt z. B. der Art. 3 der Halbpachtverträge : ,,Sobald die im Art. 1 erwähnten Kolonisten im Hafen von Santos gelandet sein werden , haben sie sich zur Verfügung der Herren Vergueiro und Eonip. zu stellen , welche sie aufnehmen , unterhalten und an ihren Bestimmungsort bringen lassen werden.^ (,,0s Colonos Inencionados no Art. t logo que chegarem ao porto de Santos, por-se-liao à disposiçao dos 11lnIos Senres Vergueiro ^ C..

quc o^ receberao, alimentarao e farao condurr aos seos destinosi) Das Haus Vergueiro und Evinp. verpflichtet sich durch diesen Artikel niebt zuni unentgeldliehen Unterhalt und Transport der Auswanderer ; allein es wird darin aueh nicht ausgesprochen , daß diese Auslagen den Kolonisten znr Last fallen. Nach der Art und Weise der Abfassung dieses Artikels waren die Schw^izerkolonisten überzeugt , die Reisekosten von Santos an den Bestimmungsort würden vom Hause Vergueiro und Eoinp.

getragen, und waren dah^r bei ihrer Ankunft in der Kolonie sehr überrascht, als sie vernahmen, dieselben feien ihnen auf Rechnung gesezt.

^. 2 des Art. 4 der nämlichen Verträge besagt: .. Das Hans Vergueiro und Eomp. verpflichtet sich, den Kolonisten das zu ihrem Unter..

halt Erforderliche zu liefern , bis sie im Stande sind , selbst für ihre

Existenz zu sorgen.^ Auf diesen ^. gestüzt, nieinten die Kolonisten, die Fazendeiros seien verpflichtet . sie . auf eine unbestimmte Zeit zu ernähren. Statt nun zu ihren Bedürfnissen hinreichende Früchte anzupflanzen. forderten sie Lebensn.ittei von den Grundeigentümern und vermehrten dadurch beträchtlich ihre Schulden.

295 ^. 7 vom Art. ..^ Schreibt vor, die Kolonisten hätten sich den Regle..

.menten der Kolonie zu unterziehen. Man hat aber den Auswanderer^ in Europa keine Kenntniß von diesen Reglenienten gegeben. und erst nach ihrer Ankunft anf der Fazenda wurde ihnen davon gesprochen. Auf mehreren Fazendas enthalten diese Réglemente starke Bußen, worüber sich die .Kolonisten bitter beklagen. Unläugbar besteht ein schreiendes Unrecht darin, die Kolonisten einen Vertrag unterzeichnen zulassen, welcher ans ein unbekanntes Di.^iplinarreglement sich beruft.

Ferner bestehen Verträge, worin sieh das Haus Vergueiro und Eonip.

.oerpflichtei, die der nämlichen Gemeinde angehörenden Kolonisten nicht von ^einander zii trennen, und troz dieser Verpflichtung wurden die Familien ^iner und derselben Gemeinde von einander entfernt.

^. 4 vom Art. 4 führt an: ,,Die Herren Vergueiro und Eonip.

verpflichten steh , auf ihren Ländereien dem Kolonisten ein geeignetes Grundstük anzuweisen, wo er die zu seinem Unterhalt erforderlichen Früchte pflanzen lann.^ (,, 0s Snres. Vergueiro .^: Comp. ohrigao-se facultar-thes o plantar nas suas terras eIn lugar a isso proprio e designado o necessario para ^eos sustentos...)

Es gibt Kolonien, wo den Kolonisten nicht das zu ihren besondern Pflanzungen notwendige Land angewiesen wurde, und in andern wurde .dieses Pflanzland auf eine Stunde Entfernung von der Kolonie bezeichnet , .ein großer Uebelfta^d, der dem Kolonisten grose Unbequemlichkeiten ver..

ursacht.

3 . Die v o n d e n H e r r e n V e r g u e i r o und Eonip. b e z o g e n e K o ni ni i s s i o n s g e b ü h r e n.

Das Haus Vergueiro und Eomp. hat jedem Mitglied einer Kolo.nistenfainilie bei ihrer Ankunft in Santos unter dem Titel einer ,, K o m m i s s i o n s g e b ü h r ^ den Betrag von 10^000 Reis von jedem Er^ .wachsenen und von 5,000 Reis von jedem Kinde u.^ter 8 bis 10 J^h..

reii auferlegt, und hat nicht iiur von jeder aus seine eigenen Fazendas gebrachten Person . sondern auch für die auf der Ueberfahrt Gestordenen diese äußerst unbillige Steuer in der Weise verlangt, daß die .iberlebeI.den Mitglieder der Fainilie dieselbe bezahlen müssen. Hiedurch wurden manche Familien nm mehr als 110,()()0 Reis ül.er ihre wirkliche Verpflichtung belastet und so mit Schulden, die sie nicht vermutheten, über^.

laden. Die Regierung von
Sao Paulo hat freilich dem Hause Vergueiro und Eomp. den Bezug dieser KoInInissionsgebühr gestattet.. Jst es a^er eine ge.ie Rechtspflege iind liegt es im Jnteresse der guten Verwaltung sür eine entstehende Kolonie, von den Kolonisten eine nicht in ihren Verträgen enthaltene und so hohe Summe zu fordern , daß sie die Zukunft und Wohlfahrt der Familien beeinträchtigt..

Es trat noch ein anderer Umstand zu Tage, dessen bereits von Herrn Dr. Machado Niines in seinem Berichte (Relatorio) .^. .^ Erwähnnng

296 geschah; ich meine die Stener für die Spitäler od^r die Armen, die sogenannte .Kopfsteuer (Capit.^tioII) , eine Steuer, die in .Brasilien nicht besteht und dennoch bei den Vorschüssen der Gemeinden den Kolonisten auf Rechnung geschrieben wurde, wie ihre Ueberfahrtsv.rträge es aufweisen.

Die beiden KoInmissarien der .kaiserlichen Regierung, welche den Zustand der Kolonien in der Provinz Sao Panlo untersuchten. haben erklärt, ^diese Steuer sei ungerecht und müsse den Kolonisten , welche Uebersahrtsvertrage besäßen. zurückerstattet werden. Wirklich hat dao Hau^ Vergueiro und EoInp. den Kolonisten auf den Fazendas des Senators Franeiseo Antonio de Souza Oueiroz , des Kommandeurs Lniz Antonio de Souza Barros. des Dr. Jose Eli.^s Pacheeo Jordan und von Benedico Eamargo^ die ungerechterweise bezogenen Summen zurükerstattet; allein es hat, tro^ wiederholter Beschwerden . nicht für gnt gefunden , diese ..^unIInen den Kolonisten aus den Gütern der Familien O.neiroz Telles. de^Joao Leite de Moraes Ennha., Hereulano Florenz, Franeiseo Mariano Gaivao Vne.no und Floriano Eamargo ^enteado zurükzugeben, obwol sich dieselben in der nämlichen Lage befanden.

4. Der a i l z u h o h e Z i n s f u ß im V e r g l e i c h mit dem iu Europa üblichen.

Die Kolonisten haben nicht nur für ihre Reifevorschüsse ei.^en hohen Zins zii tragen, sondern diese Jnteressen werden ihnen auch auf dem Preis der vom Fazendeiro gelieferten Lebensniittel. auf der Gebühr^ des Hauses Vergneiro und Eonip., ja sogar auf den Bußen , zu denen sie verfällt werden. berechnet, so daß unter ungünstigen Umständen der Jahresertrag kaum zur Ausgleichung der Zinsensumme hinreicht.

!5. Die U n g l e i c h h e i t des E r t r a g e s der E r n d t e und d e s K a s f e e p r e i ses.

Der .^affeebau ist mehr als jeder andere den Wechselfällen aller Art ausgesezt. Vorerst müssen die Bäume in gutem Zustande sein; denn die zu jungen oder zn alten Bäume, die gepfropften (podados) oder in einem steinigen Boden gepslanzten tragen nur sehr wenig Frucht. Sodann sind die Unbilden der Jahreszeiten, ^älte, Hagel, bestä idiger Regen oder über..

mäßige Hize ebenso viele Ursachen, die einen großen Einfluß auf die Erndt^ ausüben.

Wie viele gün.^ige , vom Kolonisten unabhängige Umstände müssen da nicht eintreten , nm ein gutes Ergebniß zu erzielen .^ . Endlieh folgt auf eine gute Erndte eine mittelmäßige.

Jst die Einsammlnng vvll^ endet, so ist der Pflanzer neuen ^echselfällen ausgefezt : der Preis des Kaffees unterliegt außerordentlichen Schwankungen je nach den Zeitverhältnissen , und ebenso die Transportkosten von der Fazenda nach dem Seehasen , nach den Entfernungen. Je^ führe nur das Beispiel der .Kolonisten des Herrn Gueiroz Telles an, welche 1857 für die Arroba ^) .Kaffee. laut Faktur von Sanio^, netto 2,845 Reis erhielten^ während ihnen 18^ ^)

.^ ^fund.

2.)7 für die nämliche Qualität Kaffee , gleichsalls nach Abzug der Kosten, 4,000 Reis per Arrob.^ bezahlt wurde. Aus diesen Ziffern wird man leicht erfehen, daß der .^o.lonist , wenn eine schlechte Erndte und niedrige Preise zusanIen.treffen, sich in. der Unmöglichkeit befindet, seine Schuld ab..

zuzahlen.

6. Die D i r e k t o r e n .

Da sich die Fazendeiros anfänglich wegen der Verschiedenheit der Sprache den Kolonisten nicht verständlich zu machen wußten, so nahmen^ sie ihre Zuflucht zu D e u t s c h e n , welche sie als Direktoren anstellten.

Unglücklicherweise bestrebten sich diese meistens ehr- und gewissenlosen Menschen, statt getreue Vermittler zwischen beiden Parteien zu sein und zu suchen, sie zusammen in Einklang zu bringen, mit niederträchtiger Heuchelei, selbst gegen den Willen der Fazendeiros, die ^olonisten^ zu mißhandeln, in der Hoffnung, durch ihre Servilità und ihren erheuchelten Eifer bei den leztern wohl anzukommen.. Diesen Elenden^ ist eine der Hauptursachen. des Unglüks der Kolonisten auf mehreren Fazend^as zuzuschreiben^.

7. Die mangelhaste Rechtspflege.

Den Verträgen gemä^ sollen alle Anstände zwischen den Fazendeiros^ und den Kolonisten vor der zuständigen Behörde, ohne Weiterzsehnng, dur.^ Schiedsrichter beurtheilt werden. Die Richter, vor welche diese Streitigkeiten gebracht werden. sind die Friedensrichter. Wie nun Ew. Exzellenz bekannt ist. sind diese Gerichtsbeamten nicht unabhängig genug , um der..

artige Fragen auf unparteiische Weise zu beurtheilen und besizen oft, wie ich Beweise davon erhielt, nicht genug gefunden Verstand., um den Sinn der Geseze und ihre Anwendung zu verstehen.

Bei der Beurtheilung der Vertragsverlezungen wird das Gesez Nr. 108

vom II. Oktober 1837 zu Grunde gelegt, welches die Beziehungen zwischen

Vermiether und Miether ( Locadores und Locatarios ) regelt.

Nach meiner Ansicht können die H^lbpacht^ (Parceria)- Verträge, welche nur A s s o e i a t i o n s v e r t r ä g e oder G e f e l l s c h a s t s v e r t r ä g e a u f h a l b e R e c h n u n g und nicht eine Verpflichtung des Bestandnehmers (Locatario) gegen den Bestandgeber (Locador^ sind, keineswegs unter jenes Gesez sallen, und ich habe mit Vergnügen gehört, daß mehrere ausgezeichnete Rechtsgelehrte der Provinz ^ao Paulo in dieser Beziehung meine Meinung

theilten.

.^

.

Das vom gesezgebenden Körper zu einer Zeit, wo die Einwanderung no.ch unbedeutend war^ angenommene Gesez Nr. 108 vermag die heutigen Schwierigkeiten nicht zu regeln, welche von der Einführung zahlreicher Ko..

lonisten mit Verträgen aus den verschiedensten Grundlagen herrühren. Man hat zu diesem eben so harten als ungerechten Geseze, einzig aus Mangel an einem andern, den gegenwärtigen Bedürfnissen angemeffenern, feine Zu..

flucht genommen.

.298 Jch bin zwar überzeugt. daß die kaiserliche Regierung von der U^

znlänglichkeit dieses Gesezes für die gegenwärtigen Verhältnisse durchdrungen ist, und die unumgängliche Notwendigkeit einsieht, ein anderes vorzn..

schlagen; allein ich bin eben so überzeugt, daß der gesezgebende Körper^ mit seinen verschiedenartigen Bestandtheilen niemals zu einer Verständigung.

gelangen wird, welche das Land mit einem eben so n.üzlichen. als für die Entwiklnng der Kolonisation wichtigen Geseze zu beschenken vermöchte..

Ew. Exzellenz wird mir auch zu bemerken erlauben, daß ich der Mei..

uung wäre, es sollte das kaiserliche Kabinet vom gesezgebenden Körper^ die Ermächtigung verlangen, sich selbst mit der Ausarbeitung dieses Gesezes^ befassen zu dürfen.

Bei diesem Anlaße erlaube ich mir, Ew. Exzellenz die gerechte und^ vorteilhafte, mehrfach ausgesprochene Jdee in Erinnerung zu bringen, die Beurtheilung der Streitfragen zwischen Kolonisten und Fazendeiros von den Friedensrichtern auf die Juges de l^roit ^ zu übertragen, welche

zu ermächtigen wären, die Zwistigkeiten in der m ö g l i c h k ü r z e s t e n ^

Frist u n e n t g e l d l i c h und nicht nach dem jezigen System zu ent.

scheiden, wo die Kosten des Gerichtsverfahrens vor einem höhern Magi..

straten das Vermögen des Kolonisten übersteigen. Von Bedeutung und^ nothwendig für die Erreichung dieses Zieles wäre es , den Gehalt dieser Juges de l^roit zu erhöhen, um ihnen eine .ganz unabhängige Stellung zu verleihen.

Während meiner Reise habe ich eine auffallende Nachläßigkeit von.

Seite der Waisenreehter bemerkt, von welcher keiner der beiden Kommiß sarien der kaiserlichen Regierung gesprochen hat, nämlich daß d i e W a i s e n der f r e m d e n Kolonisten ohne V o r m ü n d e r waren.

Nun war es nach dem Tode verschuldeter Faniilienhänpter ost der.

Fall, daß die Fazendeiros erklärten , die minderjährigen Kinder bis zur Dekung der Schuld in ihrer Botmäßigkeit behalten zu wollen. Obwol aber in Brasilien, wie in Europa. die Waisen sich der Reehtswobtthat des Jnventars (heneficiunI inventarii) erfreuen. so fand sich Niemand.

welcher ihnen ihre Rechte und Pflichten erklärt hätte. Auch sagten mix eine große Anzahl verschuldeter Familienväter weinend : Nur sür die Zu..

kunft unserer Kinder h.iben wir Grnnd zur Beforgniß . denn wenn wir ihnen entrissen werden sollten und ihnen noch Verpflichtungen gegen den Fa^ zendeiro hinterließen, so wären sie zeitlebens an dessen Dienst gefesselt.

Jch beruhigte sie mit der Erklärung. ihre Kinder genössen in Betreff der Hinterlassenschaften in Brasilien die nämlichen Vortheile, wie in der Heimath. -- Während meines .Aufenthaltes in der Provinz Sao Paulo.

habe ich von den W.^isenrichtern die Einsezung von Vormündern für die Waisen der fremden Kolonisten verlangt, und die Meisten habe.I fie wäh ^

..) .^.ine Stelle, die unfern Bezirksgerichten und Bezirksgexichtspräfidenten zu.

.entsprechen scheint.

^9..)

rend n.einer Anwesenheit vorgenommen. Bei meiner Rükkehr nach dex Stadt Sao Paulo habe ich ernstlich die Anfmerkfamkeit des Hrn. Präsidenten der^Provinz auf diefen Umstand gelenkt; er hat n^ir verfvrochen, unverzüglich ein Kreisschreiben an die Waisenrichter seiner Provinz zu erlassen, um sie an diese Pflicht zu erinnern.

8. D i e E n t n i u t h i g u n g d e r K o l o n i s t e n .

Aus den oben entwikelten Gründen sind die nach dem Halbpachts^steIn angeworbenen Kolonisten großentheils entniuthigt. da es eine anerkannte Thatsache ist. daß man für längst empfangenes Geld nicht mit dem nän^ Wichen Eifer arbeitet. Sie sind uni fo mehr entniuthigt, ais sie durch Briefe aus der Schweiz vernommen haben. das Haus Vergueiro und Eomp. habe den Gemeinden die Vorschüsse nicht znrükbezahlt.

Ferner ist das Jdeal der Kolonisten, G r u n d ei g e n thü m er zu werden, zerstört, ein Jdeal. welches bei den Meisten der Hauptgrund zur .'.lus.^ wanderung gewesen war.

..). Die K o l on ist en.

Die Auswanderungsagenten haben sich bei der Anwerbung der Ko^.

lonisten in Europa wenig darum bekümmert. sittliche und arbeitsame Leute auszusuchen. Der erste Beste wurde angenommen. auch wenn seine Be..

schästigung in Europa eine ganz andere gewesen war als diejenige, der er sich in Brasilien zu widmen hatte.

Es handelte sich für diese Leute nur um ein schändliches Unternehmen, wobei jedes menschliche Gefühl fern gehalten wurde. Sie trachteten nur, große Sendungen Inachen zu können. unbekümmert um deren Be..

schaffenheit.

Um gerecht zu sein. muß ich erklären, daß die am lautesten klagen..

den Kolonisten im Allgemeinen der unfleißigen Kategorie angehören, während die Arbeitsamen zufriedener sind und ihre Schulden abzuzahlen suchen. Jndessen gibt es Kolonisten, die troz ihrer emsigen Arbeit. theils durch beständige Krankheiten. Todfälle, theils durch andere von ihrem Willen unabhängige Umstände sich in einer traurigen Lage befinden und

mit Schulden überladen sind. welche sie ohne mächtige Hülfe unmöglich werden bezahlen können.

10. Die F a z ^ n d e i r o s .

Bei der Ankunft der Kolonisten wußten die an die Arbeit ihrer Skia..

ven gewöhnten Fazendeiros nicht, wie f r e i e , in ihrem Dienst befindliche Menschen zu behandeln wären. Aiis diefeni Zustand entsprangen viele Schwie..

rigkeiten, welche seither freilich beseitigt wurden.

Jch gesiehe , daß man die Klagen gegen diese Grundeigentümer vielfach übertrieben hat; ich werfe ihnen im Allgemeinen nur vor, daß sie ihren Direktoren zu unbedingten Glaiiben schenken, welche, wie ich Ew. Exzellenz zu bemerken die Ehre h.^tte. nicht oft eines solchen Vertrauens würdige Lente sind.

300 l l . D e r b e i n a h e v o l l s t ä n d i g e M a n g e l e i n e r . Seelsorge.

Es erübrigt mir noch, Ew. Exzellenz als einen der großen Uebe^ stände dieses Kvlonisationssvstems den beinahe vollständigen Mangel. an Seelforge und Schulen für den größten Theil der Kolonisten zu bezeichnen, ein Mangel, welcher bei kompakten Kolonien nicht besteht, wo demselben übrigens leicht abzuhelfen ist.

Einige Fazendeiros haben indessen diesen Uebelständen abzuhelfen gesucht; so hat Hr. Lueiano Texeira zu zwei verschiedenen Malen einen, der französischen Sprache mächtigen katholischen Priester für seine ans Belgien^ und der französischen Schweiz stammenden Kolonisten kommen lassen; auch^ Hr. Konimandenr Oueiroz Telles verlangte einen deutsch sprechenden katholifchen Geistlichen für feine dentsch^schweizerischen Kolonisten; der Pastor von Sao Paulo hat wol voriges ^ahr die protestantischen Kolonien besucht; allein sicher genügt dieß nicht. Auf seiner Reise hat der Pastor viele .Binder getauft , und ich halte inich bei diesem Anlaße verpflichtet. die Aufmerksamkeit Ew. Exzellenz auf die wichtige Thatsache zu lenken. d a ß d i e v o m P a s t o r g e t a u f t e n B i n d e r n i r g e n d s e i n g e t r a g e n sind.

Wie können sie in der Fo^ezeit ihre Legitimität beweisen^ Jin Jnteresse des jeden Tag wachsenden Reiches scheint mir die dringende Notwendigkeit zu liegen, E i v i l sta n d s r e g i s t e r einzuführen. Diese Notwendigkeit wird um so lebhafter gefühlt, wenn man weiß, daß Herr Earvalho Moreira, Brasiliens Repräsentant am internationalen statistischen Kongreß in London iin.lezten Juni. der einzige Vertreter einer so bedeu., tenden Macht war, der keine vollständige Statistik vorliegen vermochte.

Dieß sind nach Ineiner Ansicht die Ursachen, welche die traurigen Resultate der Kolonisation in der Provinz Sao Paulo herbeigeführt haben ; wie Ew. Ex.^tienz gewiß bereits schon bemerkt haben werden , rühren sie zum großen Theile nur von dem Halbpachtfvsteme her.

Damit diefes System angenommen werden konnte, bedurfte es einer Reihe günstiger Umstände, die nur ausnahmsweise zusammentreffen; folglich i s t die P a r c e r i a e i n S y s t e m , w e l c h e s a u f g e g e b e n w e r d e n muß.

IL Zustand der Schweizer^l.Ill.mlen in der ..^rovillz .^ l.^ul.....

Da, wie ich zu bemerken die Ehre hatte, Herr Dr. Sebastiao Machado Nunes der kaiserlichen Regierung einen vollständigen und gewissenhaften Bericht über den Zustand d^r Kolonien in der Provinz Sao Paulo erstattet hat, so beziehe ich mich aus die Arbeit dieses Kommissärs, indem ich gleich..

zeitig Ew. Exzellenz die Abweichungen, weiche ich gefunden, andeute.

1. .^uniripiun.i .^undiahi).

Kolonie S. ...^....^ .^ .^^..^ Eigenthuin von Hrn. Antonio JoaquiIn

^.^r^ ^^^.^^ sel. Diese Kolonie fand ich ganz aufgelöst, da der

30t Eigentümer vor wenigen Monaten gestorben war und die Wittwe das Gat nicht behalten wollte. Diese Kolonie hat wegen der schlechten Beschaffenheit des Bodens und der daherigen geringen Einnahme der Ko^ lonisten für ihre Erzeugnisse nie geblüht.

S^ .^r.^..^.. d.^ S^ ... ^ ...1..^,^. Fazenda des Hrn. Kvmmandenr...

Antonio de (^..r.^ ^^. J.n Allgemeinen sind die Kolonisten dieser Fazenda sehr zufrieden mit dem Eigentümer, und dieser mit ihnen ; wenn sich ihre Schulden aus einen hohen Betrag belaufen, so muß die Ursache hievon in den starken Vorschüssen gesucht werden, die sie von ihren Gemeinden erhalten haben.

Herr Kommandeur ^ueiro^ ^e1les hat seine Kolonie. durch den Eintritt von acht Koionistenfamilien vergrößert, welche bei seinem verstorbeneu.

Schwiegersohn Hrn. Antonio Joaquim Pereixa GuiInaraes gewesen waren.

Diese Familien waren sehr zufrieden. als Kolonisten mit Halbpachtverträgen bei deni würdigen Manne einzutreten. Der Sitio Grande ist die-.

jenige Fazenda, wo den Kolonisten der höchste Preis für den Kaffee bezahlt wurde.

S. ...^^i^, Kolonie des Oberstlieutenants JoaquiIn Beneficio d^ ^^ir^ ^^^ befindet sich in der nämlichen Lage, wie di^ Vorhergehende. Unter den Kolonisten dieser Fazenda ist eine Familie , welche voriges Jahr mehr als 800.000 Reis verdiente und nun ^beabsichtigt, ihre drei in der Schweiz gebliebenen Kinder nach Brasilien kommen zu lassen.

2.

..^uniri.^um ^Inparo.

.^^ ^l^, Kolonie des Hrn. Joao Leite de M.^.^^ ..^.^h^. Die^ Anstände. welche während mehreren Jahren zwischen diesem Fazendeiro und 'den Kolonisten obwalteten und das Gedeihen dieser Kolonie hinderten, sind bereits durch Hrn. Dr. Machado Nnnes beseitigt worden. Jezt sind die Kolonisten zufriedener; und wenn noch Schwierigkeiten vorhanden sind, so .müssen dieselben den wenig ehrenhaften Eigenschaften des Direktors zugeschrieben werden.

K o l o n i e von ^..^^^ ^ri.^.^ .^.^^ .^^^. Der miß^iche Gang diefer Kolonie ist der schlimmen Art der Kolonisten zuzuschreiben..

.Hr. .^^....^ ^ .^ ^ hat, um diesem Zustand der Dinge abzuhelfen, mit Zustimmung der Kolonisten, deren Halbpachtverträge in Dienstverträge .umgewandelt.

Die K o l o n i e des Hrn. l^r. Joaquim Cariano Galvao ^ ^^r.^ L^.^.d.^, welche Hr. l^r. Machado Nunes so rühmend erwähnt, ist auf ^enI Punkte, in andere Hände überzugehen. Herr l.^r. de Moura Lacerda ^...h sich genöthigt, sein ...^ut zu verlassen, und wohnt gegenwärtig in Ba.nanal, wo er das Amt eines Prommotor pnblico versieht.

.^02 3. .^unir^ium ......amenas.

S^^.^, K o l o n i e des Hrn. Ilercnlano ^..r.^.^, besteht nur.

ans zwei sehr arbeitsamen und s.hr mäßigen Schweizerfamilien , welche nicht nur alle Vorschüsse des Fazendeiro rükvergütet haben, fondern auch.

.Geld bei Seite zu legen vermochten. Die eine dieser Familien hat eiI...

^Grundeigentum um die Summe von 2 : 925,000 Reis angekauft. woran fie zwei Drittheile baar bezahlte .. allein uni zu diesem .schönen Zielen zu gelangen, war die Vereinigung vieler günstiger Umstände nothwendig.

.^(^ l/^^ von Hrn. Gloriano de ^^^.^ .^..^t^^. Jm Allge.^ meinen sind die Kolonisten auf diesem Gute zusrieden, und werden binnen.^ .Kurzem schuldenfrei sein. Hr. Camargo Penteado benimmt sich auf die^ lobenswerteste ^eise gegen eine unglükliche S^weizerfainilie, deren Vater

blind, ein Kind körperlich und geistig verkümmert (E^etin) ist, die andern.

Kindern aber zu jung sind, dein L.^ndbau obzuliegen.

^^.^..^ der l^ona Maria .^^^.^ d.^ ^...^..^ Jn dieser .Kolonie .werden die Verträge gewissenhast beobachtet; die Kolonisten beklagt.n sich nur^ darüber, daß sie einen Drittheii gepfropfter Kaffeebänine (podados) bestzen, welche bekanntlich n^Ir eine sehr mittelmäßige Erndte hervorbringen.

Herr Senator Oueiroz, welcher dieses Gut leitet, hat mir indessen.

.versichert, diese Kaffeebäume seien den Kolonisten nur mit ihrer Zustimmung gegeben worden.

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des

Hrn.

JoaquiIn

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^h.^d.^.

Es gibt nur eine einzige Schweizerfainilie auf diefer Fazenda, un^ sie befindet sich in einer traurigen, durch die Schwäche des Mannes nnd^ die beständigen Krankheiten der Frau verursachten Lage.

..^r.^.^ des Hrn. Luciano .^.....^....^ .V.^.^..^. Diese Kolonie^ gedeiht und die Kolonisten sind mit dem Fazendeiro zusrieden. Diefer ^GrundeigenthiiIner hatte ein^n Prozeß mit dreien seiner Kolonisten (zwei Schweizern und einem Hainburger), wovon ich Ew. Exzellenz zu sprechen.

^ie Ehre hatte; der Friedensrichter von Eampinas, vor welchen diesem Prozeß gebracht wurde, begriff den Sinn des Gesezes vom 11. Oktober 18^7 nicht. und verurtheilte die Kolonisten zur Einsperrung im Arbeite^haufe der Stadt St. Paulo auf so lange Zeit, als erforderlich fei, dem Hrn. I'exeira Nogueira durch ihre Arbeit die mehr als 4 Eontos Reis.

betragende Schuld abzuzahlen.

Da das Urtheil den 9. September l858 ausgefällt wurde, so Ihat tch die erforderlichen Schritte, damit diese in Gefangenschaft befindlieben^ Kolonisten auf den 9. September 1860 in Freiheit gesezt werden, indem das mehrerwähnte Gesez vo^.i 1837 für derartige Vergehen ein Maxiinun^ von zwei Jahren anff:ellt. Nachdem ich vernommen hatte. daß sich untere den Fazendeiros eine^ Partei zu dein Zweke gebildet habe , uni auf den^ Richter einzuwirken, so empfahl ich dem Herrn Juge de I.iroit, darüber zi^

303 .wachen, d..ß das Gesez seine Vollziehung erhalte. Jch weiß noch heut....

nicht, ob diese Kolonisten in Freiheit gesezt wurden.

Jch bin zu einer genauen Prüsung des gegen dieselben eingeleiteten Proze^es geschritten und habe mich überzeugt, daß er mit allen wiinschbaren Garantien durchgeführt wurde, ja. es war sogar ihr Anwalt unter den persönlichen und politischen Feinden des Hrn. ^xeira Nogueira gewählt worden.

Während meines Aufenthaltes in dieser Kolonie ereignete fich ein sehr ^bedauerlicher Vorfall : Eine katholische Schweizerin, die Ehefrau eines protestantischen Schweizers, verließ ihren Mann in der Absicht, sich wieder mit einem katholischen Belgier zu verheirathen. Der Geistliche M i g u e l .o o n E a m pin a s erklärte, er sehe kein Hinderniß gegen leztere Ehe.

da er die erste Ehe mit einem Protestanten nur als ein Ko.iknbinat betrachte.

Dieser Priester Miguel ist der nämliche, welcher den wiederholten Auf..

sorderungen des Hrn. ^ exeira Nogueir^, einem Sterbenden. der mit Verzweiflung einen Geistlichen feines Bekenntnisses erbat, die lezten Tröstungen der Religion zu bringen. die bestimmteste Weigerung entgegensezte.

Jch habe Hrn. ^exeira Nogueira gerathen, nicht durch Aushändigung des Geldes, welches jene Kolonisten verlangten. uin ihre Ehe abschließen zu können, zur Verwirklichung eines solchen Unrechts beizutragen; serner habe ich die ernstlichste Aufmerksamkeit der Behörden von EanIpinas^ auf diefen schweren Verstoß gegen Sittlichkeit und Moral hingelenkt.

Auf dieser Fa^enda endlich war es. daß ein brasilianischer Kolonist wegen einer geringfügigen Beleidigung von einem portugiesischen Kolonisten ermordet wurde. Der Mörder ist nie ernstlich verfolgt worden.

4. .^uuiripiuIu .^imeira.

.^^^. Jn Betracht der Umstände, welche ich Ew. Exzellenz zur Kennlniß zu bringen die Ehre hatte. ließ ich die Kolonisten dieser Fazenda nach S. ^^ .^ ^.^ .^^ kommen. Hier wurde keine Klage gegen den Verwalter erhoben: dagegen erklärten die .Kolonisten einstimmig, der deutsche Direktor behandle sie aus die roheste und unmenschlichste Weife.

Die Kolonisten dieser Fazenda beschweren sich auss lebhafteste gegen die Kominissionsgebühr von 10,000 Reis, womit ihre Rechnung belastet wurde, und zwar mit um so größerem Rechte, als sie demjenigen Hause dienen, das sie einführte.

Die iinJ. 1857 auf
diesem Landgut vorgefallenen Ereignisse sind der kaiserlichen Regierung zu gut bekannt, als daß hier derselben Erwähnung geschehen müßte. Jch füge nur hinzu, daß die Schweizer auf dieser Ko^ .

lonie seit jener Zeit fortwährend den Ungerechtigkeiten und heimtükifchen Verfolgungen ihres Direktors ausgesezt sind, weicher du.^ch dieses Mittel sie von ihrer Pflicht abzubringen hofft, nin das Recht zu erhalten, ste als

304 schlechte Kolonisten bezeichnen und so die Handlungsweise rechtfertigen zu können, woniit er im Jahr 18.57 gegen sie verfuhr.

Urn mich nicht dem Vorwurse der Parteilichkeit au.^us^en . will ich die vielen Klagen und Beschwerden nicht anfuhren . welche die Kolonisten bei mir erhoben. Jn alle.I andern Fazendas, wo ich ...eide Theile hörte, vermochte ich mir eine richtige Ansicht von der Lage zu bild.n; was ader Jbieaba betrifft, so kenne ich nur die Anklagen der Kolonisten und nicht auch die Verantwortung des Eigentümers.

S. ^..^.^.^ dem Hrn. Senator Luiz Antonio de S^^ ^.^....^ gehörend. Diese Fazenda ist gut geleitet und die Verträge werden da.

selbst genau beobachtet; indessen beklagen sich die Kolonisten bitter über den Angestellten, welcher sich noch vor kurzer Zeit an der Spize der Ko^ lonie befand.

.^^^ .^^l gehört dem Hrn. A1feI.es JoaquiIn ^. ^ ^.^^r.,^.

Die sieben voin Hause Vergueiro und Eonrp. aus seinen Gütern vertrie..

benen Schweizerfamilien befinden sich in dieser Kolonie. Der Eigenthiimer ist mit den Kolonisten eben so zufrieden, als leztere mit ihin. dieser Fa..

zendeiro wollte im ersten J.rhre nur wenige Lebensniittel liefern, Iind ob..

wol die Kolonisten hierunter litten, sind sie jezt doch froh, ihre Schulden nicht vermehrt zu haben.

.^^.^ von Lourenco .^'.^.^ ^ ^^h^.. Fünf Sehw^izersami^ lien leben zufrieden auf dieser Kolonie, mit Ausnahme einer, deren Haupt durch einen Unfall beide A.^gen verloren hat.

5.

..^uni^.iuin ^t. ^oao da ^.to ..^laro.

Auf der Fazenda .^^l^ des Haufes V e r g i i e i r o und E o m p .

befinden sich die Kolonisten in bessern Verhältnissen , was man einer ge..

rechtern und nienschlichern Direktion zuschreibt.

^r.,.. ^ ^.^^t^^. Diese beiden Kolonien konnten nie recht ge..

deihen, sowol aus Schuld des Fazendeiro ais der Kolonisten, denen Ver^ sprechungen gemacht wurden. die man nie erfüllte. Ans diesem Grnnde hörten die Kolonisten länger als ein Jahr zu arbeiten ans. und der über diesen Müßiggang erbitterte Fazendeiro weigerte sich. Lebensmittel zu liesern.

Oi..wol nun gegenwärtig die größten Schwierigkeiten beseitigt sind und

die Beziehungen zwischen den Parteien sich bedeutend gebessert haben, so ist der Zustand dieser Kolonien dennoch nicht sehr befriedigend. Diese Güter g.hören dem Hrn. l.)r. Jo.^.e Elias ..^.^.^ .^...^....^ ...^ ^.^ des l^enedicto ^.^.^ ...^ ^.^^^.^. Herr 1^r. Machado Nunes hat sich einläßlich über den Zustand dieser Fazenda und die von ihin angewandten Mittel. der dortigen Unordnung zu steuern, ver..

breitet. ^eine Bemühungen waren nicht vergeblich ; die Kolonie befindet sich je.^t in besserem Gange.

Jm Monate Mai dieses Jahres ließ ein Portugiese diirch seine beiden Söhne einen Se.hweizerkolonisten Init Beilhieben ermorden. Der Urheber

305 ^e.ses Verbrechens wurde ini .Monat August abhin verhaftet und soll binueu wenigen T^en vox das Schwuxgeri^t .^n Rio ctn.^o ers.^eiue^. .Jch habe ^eIn Herrn ^.Juge ^de ^ro.it enipfohl.^ , ^zu ^appelliren , wenn widex alles Erwarten der Verbrecher freigesprochen werden sollte; denn dieser Mord war, meinen Erkundigungen zufolge, von^inen mildernden Umständen be..

gleitet.

Die Wittwe des Erschlagenen befindet sich nIit zwei meinen

Bindern in einer ungliiklichen Lage.

6.

.^.uniripiuIn ^ostituiçao.

^ S. l..^r.^^. dem Herrn Kommandeur Lui^ Antonio ^ S^^ .^.^r.^ gehörend. Diese Fazenda ist eine der bedeutendsten der Provinz Sao Paulo und als Kolonie eine der am besten eingerichteten ; diejenigen .Kolonisten, weiche daselbst nicht zur Abtragung ^ihrer Schulden gelangen, haben nur sich selbst anzuklagen; davon müssen jedoch einige Familien ausgenommen werden, welche durch Umstände, die von ihrem Willen iinabhängig sind, daran verhindert werden.

Die Kaffeepflanzungen ans diesem Gute sind schön ; aliein sie ergeben nach einer guten Erndte gewöhnlich nur eine mittelmäßige. Die ursprünglichen Wohnungen der Kolonisten waren in einer ungesunden Gegend exbaut worden; gegenwärtig aber läßt der Eigentümer andere Wohnungen in gesünderer Lage erstellen.

S^t^ .^t.^^ von Herrn Elias S.il.^^ ^^ Diese Kolonie ge..

deiht aus den nämlichen Ursachen nicht, welche aus den Fazendas Biry und.

Couvitinga bestehen. Während zivei Jähren haben die Kolonisten. nicht gear..

bettet und dadurch ihre Schulden so sehr vermehrt, daß sie dieselben^schwerlieh werden bezahlen können, und zwar um so weniger, als sie nicht in gutem Einverständnisse mit dein Grundeigentümer leben. Dennoch ist seit einem Jahre eine merkliche Besserung in den Beziehungen des Fazendeiro zu den Kolonisten eingetreten.

Der Vorfall. welcher sich aus dieser Kolonie ereignete^ und von Hrn.

Dr. Machado Nunes berichtet wnrde. daß ein Kolonist vom Eigentümer geschlagen worden sei, hat in der Schweiz eine große Sensation erregt. Ans Mangel an dem zur Führung eines Prozesses erforderlichen Geld.. hat der Verlezte noch keine Genugtuung gefunden.

Herr Dr. Me l eh e r t, welcher dem kaiserlichen Koininiffär über ^diesen ^all ein Zengniß abgab, ist nicht Schweizer, wie Herr Dr. Machado Nunes anführt, sondern Däne und mit Herrn Elias Silveira Leite sehr giit besreundet.

Sein .^eugniß ist salsch, weil jeder Arzt anerkennen muß, daß der Knochen des Vorderarms (I^lna) gebrochen und so schlecht geheilr worden ist, daß der obere Theil dieses Knochens mit dem untern ans den os ra...

dius) gestüzten Theil einen vorspringenden Dinkel bitdet.

Es befinden stch noch einige Schweizerfamilien vereinzelt auf entlegenen Fazendas, welche ich übergehen will.

.306 ln. ...^regeln, welche ich zur Verbefiernng der Lage geloifier, aller .^heilnahme würdigen ^.amiliell als nnerl^lich erachte, die unter den je^igen llmst.n^elt ihre Schnl.^en nie zu bezahlen Vermochten.

Jm Laufe meiner Reise habe ich reislich über die Vorkehrungen nachBedacht. welche zu treffen wären, um das Loos gewisser Familien zu ver..

bessern , die stch durch das Pareerias.^stem in einer solchen Lage befinden, daß sie in vielen Jahren nie dazu gelangen werden , ihre Vorschüsse .znrükzubezahien. wofern sie in den nämliche^ Verhältnissen verbleiben.

Jch habe die Ehre, der Prüfung Ew. Ex.ellenz folgenden Pian zu unterbreiten , welcher meiner Ansicht nach das angestrebte Ziel erreichen dürste: d i e G r ü n d u n g e i n e s k o l o n i a l e n M i t t e l p u n k t e s i n d e r P r o v i n z Sao Paulo, w o d i e j e n i g e n F a m i l i e n a u f z u n e h .

m e n w ä r e n , d i e sich i n m i ß l i c h e r L a g e b e f i n d e n .

Allgemein beklagten sich die Pauiistas. die kaiserliche Regierung habe

bis auf diesen Tag nichts zum direkten Schuze der Entwiktung der Koio.

nisation in ihrer Provinz gethan. Sie aeben vor, die Regierung widine ihre ganze Sorfalt andern Provinzen. weiche doch der Kolonisation weder in Bezug auf das Klima, noch auf die Landeserzeugnisse günstigere Be..

dingungen bieten als die ihrige.

Diese Klagen als begründet ansehend, halte ich dafür , die kaiserliche Regierung sollte die sich bietende Gelegenbe.it ergreifen , den doppelten Zwek zu erreichen : deni Begehren der Provinz gerecht zu werden und einem Theil der Kolonisten unter die ^.rine zu greisen.

Durch Kreirung eines agrikolen Zentrums in der Provinz Sao Paulo würde der Voi theil erzielt. a k kl i in a t i fi r t e und an die dortige Weise des Landbaues g e w ö h n t e Familien hinverpflanzen zu können, und die Kosten des Transportes nach einer in großer Entfernung liegenden Regierungskolonie zu vermeiden.

Diejenigen Familien^ welche binnen kurzer Zeit ihre Schulden bezahlt haben, aber nicht Geld genug besizen werden, uni sich anzukaufen, fänden in diefer Zentralkolonie die Mittel, mit geringeren Kosten Grund.eigenthünier zu werden und ihr Jdeal. den Besiz von Grund und Boden, .zu verwirklichen.

Endlich würde eine auf folchen Grundlagen errichtete ^entralkolonie in einer Provinz, die sich durch das vom Hause Vergueiro und Eoinp. befolgte System sowol in der Schweiz als in Deutschland ^inen so bedenklichen Ruf erworben hat, weit besser als lange Abhandlungen beweisen , daß die Kolonisation in der Provinz Sao Paulo das Glük vieler Familien zu gründen vermöge, was eine große Zahl Answan.derer anzuziehen geeignet wäre; denn. ich wiederhole es. diese Provinz ver^ einigt alle wünschbaren Bedingungen zur Befriedigung der Absichten und des Strebens der Kolonisten.

Die Kolonisation in Brasilien t^ezwekt nicht den Ersaz der Sklaven..

arbeit durch diejenige freier Menschen. Der Hanptzwek der kaiserliche...

^7 Regierung ist in meinen Augen der, dem Gehenlassen und der Trägheit die Jntelligenz und Arbeitsamkeit gegenüber zu stellen, und ein solches Re..

sultat .dürfte in der Provinz Sao Paulo nicht besser erzielt werden , als wenn daselbst ein kolonialer Mittelpunkt geschaffen wird.

Die blühenden Kolonien und das Beispiel derjenigen der Provinz Rio Grande do Sul beweisen dieß wohl. Nicht nur vermehren ste den Reichthum der Provinz und des ganzen Landes , sondern im Lause der Jahre und mit dem Wachsthuin der Kolonisation werden sie auch zur Verschmelzung der Eingebogen niit den Fremden dermaßen beitragen. daß sich beide Theile gegenseitig ergänzen, sowol in Bezug auf Dienstleistungen ^und Arbeit, als auf die Transaktionen in Betreff der überflüssigen Grund..

stüke.

Jch will nicht ermangeln, Ew. Exzellenz die Vortheile hervorzuheben, welche ein derartiges koloniales Zentrnm in religiöser Beziehung darbieten würde. Man könnte daselbst einen protestantischen Pfarrer anstellen mit der Verpflichtung , zweimal im Jahre die andern Kolonien der Provinz zu besuchen. Diese Maßregel würde die Kolonisten zufriedenstellen, was um so wichtiger wäre , als ihre Klagen , der Stüze ihrer Religion zu entbehren, den größten Wiederhall in Europa gefunden haben und , wie ich Ew. Exzellenz zu bemerken die Ehre hatte , eine der Ursachen waren, welche stch der Auswanderung nach Brasilien entgegenstellten.

Die Ansicht Ew. Exzellenz vollkommen theilend, daß die Produktion in die Nähe der Konsumtion gebracht werden sollte , habe ich während meiner Reise nach derjenigen Oertlichkeit geforscht, welche die größten Vortheile für die Verwirklichung eines derartigen Projektes bieten würde. und ich glaube einen Ort gefunden .zu haben , welcher alle gewünschten Bedingnngen verbindet.

Dieser Punkt liegt zwischen 1tiI und Porto .^eliz, genau zwei Stunden von jeder dieser beiden Städte entfernt. Es ist eine alte Fazenda, Capoava genannt, wo sich Zukerpslanzungen befanden, die aber gegenwärtig beinahe verlassen ist. Sie ist eine Stunde lang und eine halbe Stunde breit; serner befinden sich in ihrer Nähe andere Grnndstüke, welche die Eigenthünier zu verkaufen ganz geneigt wären, da dieselben nach dem in Brasilien üblichen aussaugenden System des Landbaues nicht einmal niehr den Zins des von den Eigentümern dasür geforderten Kaufpreises abwerfen.

Diese Lage, in der Nähe zweier Städte, sichert den Kolonisten jede wünschbare Erleichterung und einen schnellen Absaz ihrer Boden^ und sonstigen Erzeugnisse. Die Kolonie dürste wahrscheinlich sogar den Mili..

tärkolonien von ^iete Hülfe an Mannschaft und Lebensmitteln gewähren.

Sollte die kaiserliche Regierung geneigt sein , die Rükzahlnng der Schulden der Kolonisten, die ich hier bezeichnen würde, zn übernehmen, welche Schulden. wie ich hoffe. nicht nur von den schweizerischen Geniein..

den. sondern auch von den Fazendeiros herabgesetzt werden . so wäre dieß nur ein Vorschuß. welcher theils durch den Versus von Grundstufen an .^undesblai.t .^ahxg ^I1. .^d. ..II.

39

^

die Kolonisten, theils durch die Kolonisten selbst so bald getilgt würde, al^ sie aus einen grünen Zweig kommen könnten, was ohne Zweifel von dem Augenblik an geschehen müßte , wo fie in die von mix bezeichnete Lage versezt wären.

Die Wohlfahrt der Kolonien hängt wesentlich von der Fähigkeit und Rechtlichkeit des Direktors ab. und ich glaube im Falle zii sein, der kaiserlichen Regierung einen Mann bezeichnen zu können , welcher alle zu einem solchen .^mte erforderlichen Eigenschaften besizt.

Noch erlaube ich mir, Ew. Exzellenz zu bemerken , daß ich keineswegs beanspruche, es solle die kaiserliche Regierung gerade diejenige Oert-^.

lichkeit wählen. die ich ihr bezeichne. Da ich nur das Gedeihen der Kolonisten und das Wohi des Landes im A.^ge habe und dasselbe in j^ner Lage finde. so glaube ich dieselbe empfehlen zn sollen. Jch werde iinmerhin günstigeren Vorschlägen der Regierung sofort beitreten.

...Sofern Ew. Exzellenz meine Ansicht von der Wichtigkeit theilen, den Familien, welche in der Provinz Sao Paulo eben so wenig als in jeder andere gedeihen konnten, eine Stellung anzuweisen, so würde ich mit Ver.

gnügen die Einzelnheiten dieses Planes mündlich Init J^nen durchgehen ; ich würde die Fainilien , welche einer mächtigen Hülse bedürfen, die notwendigen Schritte, sie ans die vorteilhafteste Weife zu stellen, und endlich eine Direktion bezeichnen , welche die erforderlichen Bedingungen erfüllen dürfte.

Jch ergreife diesen .Einlaß , Sr. Exzellenz deni Herrn von SininIbiI die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung zu erneuern.

Rio de Janeiro, den 9. Oktober 1860.

Der

außerordentliche

Gesandte der schweiz. Eidgenossenschaft

bei S. M. dem Kaiser von Brasilien..

.^. .^. doll .^udi.

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Bericht des schweiz. außerordentlichen Gesandten in Brasilien, Herrn v. Tschudi, an den Bundesrath über die dortigen Verhältnisse der Kolonisten. (Vom 6. Oktober 1860.)

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1860

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3

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61

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28.11.1860

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259-308

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