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.Aus den Verhandlungen der schweiz. Bundesversammlung.

Die gesezgebenden Räthe wurden von den Präsidien mit Reden vertagt:

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folgenden

Schlussrede des Herrn Präsidenten des Ständerathes Wir stehen am Schiusse einer kurzen denkwürdigen Sitzung.

Die .Beschlüsse , welche Sie gefaßt haben , find bedeutungsvoll nicht nur für unser Vaterland . sondern weit über seine Grenzen hinaus. Die BundesVersammlung hat bewiesen , daß die Freiheit der Republik weder die Parteien noch die Anschauungen so weit auseinander gehen läßt, daß die gemeinsame Gefahr des Vaterlandes uns nicht alle wieder zu demselben .Ziele vereinigen würde. Diese Einigkeit wird den Bundesrath in den Stand setzen , von den Vollmachten, die wir ihm ertheilt haben, den Ge^brauch zu machen , welcher den Jnteressen der Eidgenossenschaft zu ihrem Recht verhelfen wird. Ueber. die Tragweite unserer Beschlüsse sprechen sich diese selbst klar genug aus.

Die schweizerische Politik ist keine aggressive ; wenn wir heute den Entschließungen von zwei befreundeten Nachbarstaaten gegenüber Verwahrung .einlegen , so geschieht es lediglich zur Erhaltung eines vertragsmäßigen .Rechtszustandes , der die Sicherheit unserer Grenzen bedingt und bei dem mit uns ganz Europa betheiligt ist. Die Eidgenossenschaft ist weit davon entfernt , dadurch ihre Sympathien den Anstrengungen einer Nation zu entziehen , deren Erscheinung in der Reihe der freien und selbständigen Staaten sie mit Freuden begrüßt ; .-- sie wird sich aus ihrer unabhängigen Stellung überhaupt nicht in eine solche drängen lassen , die der Republik weder angemessen noch förderlich ist. Unsere Bestrebungen gehen nicht über die V e r t e i d i g u n g der Ehre und der Sicherheit des Vaterlandes hinaus. Zu diesem Zwecke soll kein Mittel unversucht bleiben , das zu einer ehrenvollen friedlichen Verständigung führen kann. Mit Ver..

trauen dürfen wir erwarten , daß der Bundesrath die Grenze erkennen werde , auf welcher die That au die Stelle der Unterhandlungen treten.

müßte. Dann wird das Schweizervolk freudig , wie immer , dem Rufe der Bundesbehörden folgen ; es wird jeden Frieden verschmähen, der unsere Rechte und Sicherheit schwächt, und mit der Ehre erkauft werden soll; es wird sich erinnern , daß im Kanipf um diese Güter unsere Altvordern nie nach dem Erfolg gefragt haben.

Noch haben wir feste Hoffnung , daß die Gefahr an uns vorübergehe ; helfen wir selbst dazu , indem wir derselben fest in.s Auge sehen und die Mittel rüsten, ihr zu begegnen.

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^chlll^rede des ..^ertn ^r.i^eliten des .^iollalralhI^.

Mit dem A k t e , den Sie so eben vollzogen haben, sind unsere Ge.^ schäfte erledigt. Wir kehren zurück an den heiniathlichen Herd. Jeder be^.

reit ,. sich wieder ans seinem Platze einzufinden , wenn der Gang der Er..^ oignisse weitere Entschließungen der Bundesversammlung erheischen sollte.

Die Sachlage ist ernst und die erste Aufgabe der Mitglieder der eid.^ genössischen Räthe war es darum, die Stellung der Schweiz nach allein Seiten hin sest und besonnen in's Auge zu sassen. JndenI Sie dieß ge^ than haben, erfüllten sie eine .heilige Pflicht gegen Volk und Land.

Die Sachlage ist ernst und die weitere Aufgabe der Bundesverfamnilung mußte es sein , mit Einmütigkeit einzustehen für die Wahrung der Rechte und Jnteressen. der Schweiz. Sie haben , Tit., auch diese Aufgabe.

gelöst, in demjenigen Geiste , der den Republikaner in hochwichtiger^ Augenblicken , wie der gegenwärtige , stets leiten soll.

Lassen Sie uns hoffen , der Bundesrath werde , indem er im Sinn.

und Geist der ihm ertheilten Vollmachten handelt . diejenige Lösung finden, welche dem Wohle und der Ehre des Vaterlandes entspricht. Lassen Sie uns hoffen , die Erreichung derjenigen Garantien, welche die Schweiz für die Wahrnng und Sicherung ihrer völkerrechtlichen Stellung zu verlange^ berechtigt ist , werde der Erfolg feiner Anstrengungen sein.

Sollten aber die Ereignisse eine noch ernstere Wendung nehmen ..

sollte die Unabhängigkeit des Vaterlandes , sollte der heilige Schweizerboden bedroht werden , dann wird auf d^n ersten Ruf der Bundesbehör^en das ganze Volk sich erheben für Freiheit und Vaterland.

Lassen .^ie.uns, Tit., auch einer solchen Möglichkeit mit Inännlicheni Mnthe in's Auge blicken ; aber hüten wir uns , sie herauszufordern.

Gott schütze und schirme das Vaterland !

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Aus den Verhandlungen der schweiz. Bundesversammlung.

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Bundesblatt

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1860

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17

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04.04.1860

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559-560

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