452

# S T #

Schweizerische Bundesversammlung.

Die gesetzgebenden Räte der Eidgenossenschaft sind am 4. Dezember 1916, nachmittags 5 Uhr, zur ordentlichen Wintersession zusammengetreten.

Als neues Mitglied ist im Nationalrat erschienen : Herr Anton Rimathé, von Zizers (Graubünden), in Zürich.

Bei der Eröffnung der Sitzung im Nationalrate widmete Herr Präsident A. Eugster dem verstorbenen Kaiser Franz Joseph von Österreich-Ungarn folgenden Nachruf: Dienstag den 21. November ist Kaiser Franz Joseph, der greise Monarch unseres befreundeten Nachbarreiches ÖsterreichUngarn, gestorben. Der Bundesrat hat bereits sein Beileid ausgesprochen, ich möchte aber doch die Eröffnung des Nationalrates nicht vorübergehen lassen, ohne im Namen des Rates der schweizerischen Nation ebenfalls der herzlichen Teilnahme Ausdruck zu geben.

Kaiser Franz Joseph war in seiner langen und segensreichen Regierung stets ein Freund unseres Landes. Auf gegenseitiges Vertrauen gebaut, waren die Beziehungen zwischen beiden Ländern stets ungetrübt. Was uns auch die hehre Gestalt des ehrwürdigen Monarchen besonders menschlich nahe brachte und ihm grosse Sympathien erwarb, das waren die schweren Schicksalschläge, die den Monarchen und die kaiserliche Familie getroffen haben, und die nur eine so heroische und glaubensstarke Persönlichkeit, wie Österreich-Ungarns Herrscher eine war, zu überwinden vermochte.

Des Schweizervolkes herzliche Teilnahme gilt dem Herrscherhause und den Völkern der österreichisch-ungarischen Monarchie !

Der N a t i o n a l r a t wählte am 4. Dezember zu seinem Präsidenten Herrn Dr. Anton Büeler, von Schwyz, in SchwyzIbach, bisherigen Vizepräsidenten, und am 6. Dezember zu seinem Vizepräsidenten Herrn Staatsrat Henri Calame, von Le Locle und La Brévine, in Neuenburg.

453

Der neugewählte Präsident übernahm den Vorsitz mit folgenden Worten: Meine Herren!

Zum Präsidenten Ihres Rates gewählt, verdanke ich Ihnen die hohe Ehre, die Sie durch Ihre Wahl meinem Heimatkantone, der Urschweiz und mir erwiesen haben.

Seit dem Bestehen des Nationalrates ist es das erstemal, dass ein Mitglied desselben aus den Urkantonen die Ehre hat, an die Spitze Ihres Rates zu treten.

Mit Recht werden der Kanton Schwyz und die Urschweiz in Ihrer Wahl einen Beweis Ihrer Sympathie für die drei Länder erblicken, welche den ersten Schweizerbund geschlossen und das Haus der Freiheit gegründet haben.

Wir leben in der ernsten, schweren Zeit eines gewaltigen Völkerringens, dessen Ende leider nicht abzusehen ist. Von allen Seiten umtost ein unerhörter Kampf unser altes, festgefügtes Schweizerhaus. Es hat schon manchem schweren Sturme standgehalten und wird auch diesen unerschütterlich überdauern, wenn, wie bis anhin, Gott es schützt, wenn Selbstvertrauen, Einsicht, Kraft und Treue dessen Eckpfeiler bleiben.

Auf unserm Hause flattert das Schweizerbanner mit dem weissen Kreuz im roten Feld als Symbol der Bruder- und der Nächstenliebe. Möchte bald die Schweizerfahne das Friedensbanner werden im kommenden Völkerfrieden !

Der S t ä n d e r a t bestellte am 4. Dezember sein Bureau wie folgt : Präsident: Herr Dr. Philipp Mercier, von Glarus und Lausanne, bisheriger Vizepräsident.

Vizepräsident: Herr Heinrich Bolli, von Beringen, in Schaffhausen.

Stimmenzähler: Herr Henri Simon, von Ste. Croix, in Grandson, und Josef Andermatt, von und in Baar.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Schweizerische Bundesversammlung.

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1916

Année Anno Band

4

Volume Volume Heft

50

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

13.12.1916

Date Data Seite

452-453

Page Pagina Ref. No

10 026 234

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.