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Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesraths.

(Vom 2l. April 1858.)

Mit Zuschrift vom 29. Januar a. c. fandte der schweiz. GeneralKonsul in Leipzig, Herr H i r z e l - L a m p e , seinen Bericht vom Jahr 1857 ein, dem wir Folgendes entnehmen:

Der lezte Bericht des Generalkonsulats zu Leipzig vom 3l.

Ma

1857 an den Bundesrath) verbreitete sich über die allgemeinen HandelsVerhältnisse des Leipziger Plazes; er gab einige Erläuterungen über die Natur und Einrichtungen des hier bestehenden Eontirungsfystems zur Beföxderung des Handels mit ausländischen Waaren auf dem Plaz, wodurch Freilager geschaffen werden, die zur Belebung des Manufaktur- und Fabrikhandels auf unferm großen Binnenmarkte viel beitragen, und insbe.sondere auch dem Schweizergeschäft über Leipzig in entfernte Gegenden außerhalb den Gebieten des Zollvereins nnbestreitbaren Nuzen bringen.

Der Bericht gieng ferner ein aus die Erleichterung und Beschleunigung des Verkehrs, in Folge der Vollendung früher begonnener Eisenbahnbauten und sonstiger Verkehrssörderungen ; er erwähnte den Rüktritt Oesterreichs von seinem seither gehandhabten System der Einfuhrverbote und den Uebergang zu freieren Handelsbeziehungen mit dem Auslande.

Als eine Schattenseite des Jahres 1856 bezeichnete der Bericht das Schwindelgeschäft in allerlei Wertpapieren, deutete auf die in Folge davon hereinbrechende Krife und das wankende Vertrauen in der Handelswelt hin,

und gab endlich einige Mittheilungen über den Standpunkt, den die Haupt-

ausfuhrartikel der Schweizerindustrie im Zollverein (im Allgemeinen und

Speziellen) im Leipzigergefchäfte einnehmen u. s. w.

Anknüpfend nun an jene vorjährige Berichterstattung ist zunächst leider nicht zu verschweigen, daß die Handelskrise, die sich bereits zu Anfang des.

Jahres verbreitete, im Laufe desselben zum völligen Ausbrüche gekommen ist und viele Geschäftsverhältnisse auf das betrübendste gestört hat. Eine Er-

scheinung, die sich in ähnlichen kritischen Fällen immer zeigt, war die Preis-

steigerung fast aller Rohstoffe und einer großen Anzahl von Fabrik- und Manufakturerzeugnissen, angesichts des herannahenden, schon mehrfach gefühlten Rükschlags in der guten Meinung und im geschäftlichen Vertragen, der sich als Kreditlosigieit in Form von Mangel an flüssigem Gelde oder begebbaren Zahlmitteln ankündigte. Während auf der Leipziger Jubilateund Michaelismesse die Waarenpreife hoch standen, fehlten nicht allein im Allgemeinen die zahlungsbereiten Käufer, fondern die zahlungspfliehtigeu von f r ü h e r h e r wurden daneben zum Theil ungern vermißt; namentlich gilt dieß von der Moldau und W a l l a c h e i , wo angeblich wegen fehlender .Gelegenheit zur Getraideausfuhr drükender Geldmangel eingetreten sein soll..

) S. Bundesb.latt v. J. 1857 , Band II , Seite 57.

..

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^

Darauf wurden viele Zahlungen in Leipzig hinausgeschoben, und mau war .^ier daher mit erneutem Kreditgeber sehr vorsichtig. Das deutsche und

österreichische Gekäst gieug schleppend. Jn Folge des Eintritts der ameri-

Manischen Krifis fehlte begreiflich auch Abzug über See. Zur willkommenen Linderung dieses nicht erwünschten Geschäftsganges diente jedoch der belebtere ...Verkehr mit R u ß l a n d , namentlich in der Michaelismesse. Seit Jahren sah man nicht so viele ruffische Einkäufer in Leipzig, als während der lezten Michaelismesse, und es waren keineswegs solche von untergeordneter Bedeutung, sondern von erster Klasse. Sie kauften Waareu allen Ursprungs,.

und es dürften unsere schweizerischen Verkäufer dabei auch nicht leer aus..

gegangen sein, da überhaupt die Schweiz für manche Artikel sehr alte Verbindungen mit Rußland unterhält, die nun inniger geknüpft und weiter ausgedehnt werden, in Folge des neuen russischen Zolltarifs für den euro^ päischen Handel des ruffischen Kaiserreichs und des Königreichs Polen, welcher Tarif am 26. Mai 1857 herauskam.

Bei der günstigen Lage Leipzigs uud dessen umsichtiger Behand-

lung aller Geschäftsvexhältnisse; bei den Vortheilen, die es ausnahmsweise als Freilager oder Stappelplaz für ausländische Waareu im Zollverein genießt; bei den weisen Maßnahmen der sächsischen Regierung, die Papiere aller deutscheu Banken zuzulassen , die hier Auswechslungskassen für ihre Noten errichten , wodurch begreiflich das Geldgeschäft sieh nach Leipzig ziehen muß . ist nicht daran zu zweifeln , daß fich , in Konkurrenz mit Hamburg, das Geschäft mit Manufaktur- und Fabrikwaren nach Polen und Rußland, nach der Moldau und Wallachei hier nicht allein erhalten, sondern zunehmen wird, je mehr, wie zu erwarten ist, Rußland Zollerleichterungen nach und nach eintreten lassen und die Verhältnisse in der Moldau und Wallachei fich mehr un.^ mehr ordnen werden.

Jn einer Anlage find diejenigen Artikel aus dent allgemeinen Zolltarif für den europäischen Handel des russischen Kaiserreichs und des Königreichs^ Polen verzeichnet, welche hauptsächlich auf den Leipziger Messen Gegenstand des^ Einkaufs für diese Länder find, und worunter fich sehr viele befinden, die für die Schweiz Jnteresse haben, wofür die Taxifsäze oftmals sehr ermäßigt find ^).

Um nur einige anzuführen, beträgt der Zollansaz sür.s Pfund leicht^ offene Baumwollgewebe anstatt früher 6 Rubel, jezt nur 1 Rubel; Taschenuhren find von 2 Rubel auf 1 Rubel 20 Kopeken, das Stük Strohgeflecht vou 11,^ Rubel aus 80 Kopeken das Pfund herunter gesezt.

Bei Betrachtung der einzelnen Artikel, die in das Hauptgeschäft

Leipzigs fallen, und auch für die Schweiz Jnteresse haben , in Bezug auf ihre Haltung im Jahre ^1857, ist zu bemerken, daß fowol die zollvereins.^ ländifchen Fabrikanten, als auch die Großhändler in französischen und s c h w e i z e r i s c h e n S e i d e n w a a r e u einen sehr schweren Stand hatten, weil die bis kurz vor der Michaelismesse zu einer ungewöhnlichen Höhe.

^) S. Bundes..^ von 1.^7. Bd. II, S.^131.

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hinaufgetriebenen Preise der Rohseide zu höhern Forderungen fur di....

.Waaren zwangen. Diese zu bewilligen aber scheuten sich die Käufer, i..

Erwartung des Riikgangs, und hielten fich lieber an glänzende Wollen...

stosse und feine modische Mischgewebe, größtenteils sächsische Fabrikate.

Jedoch betheiligte sich auch die rheinische und österreichische, selbst die Be.^

liner Weberei bei diesem Geschäfte. Da der Orient nicht kaufte, so ware^ es wieder Rußland und Polen, die den Markt in Seidenwaaren wenigstens einigermaßen belebten. Warschau zumal kaufte viel.

Fast möchte zu befürchten sein, daß der jezige Fall der Seidenpreise zu Verlüsten auf ^dex gelagerten Waare , worin noch theure Seide stekt, führt, wenn nicht die durch die Kriege in Ehina und Ostindien, und di^ Krankheiten des Seidenwurms geschmälerte Rohfeidenerzeugung, bei stätia..

wachsendem Bedarf an Seidenstoffen und wieder auflebender Neigung für.s Seidengeschäft, dazu angethan wäre, die Preife des Rohstoffes wieder emVorzutreiben, ehe wir es uns versehen.

Jn zollvereinsländischen Seidenwaaren war der Leipziger Mark tro^ der hohen Preise gut versorgt ; aber nur knapp versehen waren die Lager der Großhändler in französischen und s c h w e i z e r i s c h e n Seidenstoffe....

und Bändern. Man hatte fich, in vollberechtigter Voraussicht der eintretenden schwierigen Verhältnisse, aus das Notwendigste beschränkt. Nichts desto weniger blieb ...ehr auf Lager, als man vermuthet hatte.

Jn W o l l e n w a a r e n (Tüchern) war der Markt schwach befchikt; die Preise hielten sich, und selbst in der Neujahrsrnesse rührten die Verkäufe weit unterm Preis vom Einflusse der Verlegenheiten her, von denen das Tuchgeschäft sich auch nicht frei zu halten vermochte. Auf Wollenwaaren find hier die meisten Vorschüsse unter Verpfändung genommen worden, in der Ueberzeugung , daß die Preise wieder einen festen Stand gewinnen werden.

Sehr darnieder liegt allerdings das Geschäft iu feinen , glatter^

Kammgarnzeugen, und es ist Niemandem die Errichtung von Spinnereien fü^ Herstellung von feinem, weichem Kammgarn zu empfehlen, so auch nicht für Spinnereien des Wollbaumwoli- Mischgarns (der sogenannten Vigogne)^ weil Waare daraus, wie solche vornämlich in Meerane und auf thüringi.^

schen Pläzen gefertigt wird, gegenwärtig in schlechtem Rufe steht.

Jn b a u m w o l l e n e n Waaren betrug die Zufuhr für zollvereins.^

ländische Verkäufer im Jahre l857 etwa 60,000 Zentner (in der Michaelis^

messe allein 31,600 Zentner). Jn englifchen, französischen und fchweizerischen Baumwollenwaaren hatten die einschlägigen Großhandlungen bei.^ läufig 81,000 Zentner in Umschreibung, und es erwies sich hier gege.^ die Meßperiode von 1856 e.ne Mehrzuf.ihr von 1588 Zentnern. Beiden zollvereinsländischen Zufuhr zeigte ^fich dagegen eine Verminderung gegen^ uber dem Jahr 1856.

Nach angestellter Erkundigung ist der Absaz namentlich i^Jaeonnet^ und Eallieos sehr beträchtlich gewesen.

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Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß ein großer Theil schweizer^ .scher Drukwaaxe, weiße und gestikte,^daxunter begriffen ist.

Russische Einkäufer räumten manches Lager in den genannten Waarensorten, und gaben zudem Aufträge für spätexe Lieserung. Denn die Veranderungen im russischen Zolltarif zeigten fich in dieser Kategorie besonders einflußreich. Es ist zu erwarten ,. daß süx fernere Messen , wie es in früheren Zeiten der Fall war , fich größere Lager in gedrukten Zeugeu und weißen Waaren hier einfindeu, um dem Bedarf der entferntere^ Meßkundschaft entgegen zu kommen und den Bezug über Hamburg zu verhindern.

Jn den weißen Waaren , namentlich auch in den gestikten Artikeln , in Fenstervorhängen, Befezungen, Einsäzen , Kleidern und Tüchern, worin sich sür eine besondere Gattung die Schweizerindustrie ganz besonders vortheilhaft eingerichtet hat, tritt ihr weder die Konkurrenz von Schottland, Oesterreieh, Württemberg oder selbst Sachsen zu nahe. Das sächsische Voigtland, welches, ähnlicher Arbeitsverhältnisse wegen, am ehesten mit

in den Markt treten könnte, begünstigt durch die Nähe von Leipzig und

den Vereinszoll , . ist so einsichtig , sich vorzugsweise an Artikel zu halten^ iu denen es die Schweiz nicht zur Gegnerin hat.

Jn Stuhl w a a r e n macht daher das Voigtland in ganz feinen..

glatten , klaren Artikeln nicht gar viel ; dagegen leistet es in sehr geringen Musselinen und Schleiern mehx, besonders aber ist es stark in den hrochirten Gardinenzeugen, während es von den gestikten mit Langstich, nach Schweizerart , die Hand fern hält.

Die Schweiz arbeitet iu Artikeln des ausländischen Bedarfs nach dem Orient und Amerika .vorzugsweise geeignete Waare. Sie benuzt mit Vortheil dazu die Stikmaschine, und liefert volle und schwere Muster in derselbe^ Art wie R a v e n s b u r g . Das sächsische Voigtland, dessen Fabrikanten Stiker bis tief in Bauern hinein beschäftigen , arbeitet mehr im leichten, französischen Geschmak, in so weit es sich um Stilerei handelt. Englische oder vielmehr irländische odex schottische Waare kommt nicht vor, außex in Maschinenfpizen und Stikereien, in gemustertem Bobbinnetgrund, womit England ganz Deutschland versorgt.

Stikmaschinen besaß Sachsen bisher keine; die erste ist jezt in Planes ausgestellt worden. Jn R o ß h a a r s p i z e n , G e f l e c h t e n von S t r o h

und Manillahanf hat die Schweiz die sächsische Mitbewerbung des Erzgebirges zu bestehen; jedoch theilen sie sich in den Gattungen. Die Schweiz macht mehr.genähte, das Erzgebirge mehr g e k l ö p p e l t e Waare^ der Artikel ist jedoch sür den Leipzigerplaz von keiner großen Bedeutung.

Um so mehr ist es das Geschäft.mit S c h w e i z e r u h x e u und Uhrer^ Furnituren.

Schon im vorigen Berichte ist aus die zunehmende Vermehrung de^ Verkäufer von Schweizeruhren in der .Messe hingewiesen worden. Wenn .auch offenbar diese Vermehrung auf den seitherigen Nuzen dieses Geschäfte

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389 zurit.zuführen scheint , so ist doch andererseits nicht zu iibersehen , daß das nebermaß des Angebots von Uhren und Uhrenbestandtheilen in Leipzig die Preise dr.iken muß , während es einer übertriebenen Fabrikation ^..er Uhren in der Schweiz Vorschub leistet , wie solche sicherem Vernehmen uach auch bereits stattfindet, in sosern stch Leute auf den Uhrenhandel ge..worfen. haben, die nicht entfernt dazu berufen sind.

Die Folge dieser Geschäftsunzuträglichkeit ist die Uebexführung des .Marktes mit minder guter Waare, wodurch der Ruf des Landes leidet.

Diese Ueberstürzung im Geschäfte, begünstigt durch die Art und Weife, ^ie das Geschäft in Neuenburg und Ehaux-de-Fonds betrieben wird, nämlich mittels vieler steh einander zureichender Hände, kann für das GeLeihen der Fabrikation viel nachtheiliger werden , als die Bemühungen im Z o l l v e r e i n , die Tafchenuhrenfabrikatiou einzuführen. Denn man sollte .meinen, daß die geringe Beschränkung des Abfazes von Schweizeruhren, ^n Wirkung der Taschenuhrenfabrikation in Glashütte (Sachsen), ^ Furtwangen (Baden), Lähn (Schlesien), Ulm und Hanau , den fich von Jahr zu Jahr mehrenden Bedarf an Taschenuhren ausgleichen würde; allein es ist im Gegentheil auch aus dem Leipzigerplaz Zunahme des Bedarfs an Schweizeruhren und Uhrentheilen zu erwarten, voraus^ gesezt, daß man durch tüchtige Leistungen sich den alten Ruf erhält.

Die allgemeinen statistischen Nachweise über die Handelsbewegungen des Jahres 1857 in Leipzig, zeigt auf's Neue eine Zunahme, die stch durch lebhafteren Verkehr auf den mit Leipzig in Verbindung stehenden Eisenbahnen und durch eine fleißigere Benuzung des hiesigen Lagerhauses, dessen große Räume für das Bedürfniß schon zu eng werden, durch Etablirung neuer Geschäfte, Steigerung der Gewölbe und Hausmietheu an den

Tag gibt.

Kaum ist zu fürchten , daß die noch nicht ganz überstandene Handelskxise, wenn sie auch geeignet ist, dem kaufmännischen Hochflug einen heilfameu Zügel, wenigstens auf einige Zeit, anzulegen, das auf Bedarf und

richtige Berechnung gegründete , gesunde Geschäft in Leipzig und Sachsen, überhaupt in Deutschland, aus lange Zeit brach legen^werde.

Die Hoffnung ist vollkommen berechtigt, daß schon die Leipziger Jubilatemesse willkommene Anzeichen des wiederauflebenden Vertrauens in den Manufaktur- und Fabrikwaarenhandel bringen wird, wie denn bereits Iezt schon die Preise der Rohstoffe sich wieder zu heben ansangen.

Vorauszusehen ist auch , daß die vielen Banken und Kreditgesellschaften in Deutschland, mag ..nan auch über die Beweggründe, die fie schuf, immer denken wie man will, zumal sie sehr viele Kapitalien unter Händeu haben , sieh mit aller Kraft angelegen lassen sein werden , ja sein m ü s s e n , den Kredit wieder zu befestigen und dadurch den Handel und

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^die Gewexbsthätigkeit neu zu beleben. Daxauf zielt auch die Thätigkei^ ^er deutschen Regierungen hin.

Die Vereinbarungen wegeu eines allgemeinen deutscheu Handelsgesez^ Ruches, in N ü r n b e r g angefangen, nun in H a m b u x g fortgefezt, schreiten auf erfreuliche Weise vorwärts, und sie werden ficher zu Ergebnissen führen, .die auch für das Geschäft mit dem Auslande von Vortheil sein werden.

Mau hat gegründete Hoffnung , daß zwischen dem Zollverein und Oesterreich Maßregeln vereinbart werden, geeignet, das geistige Eigenthuni .an Erfindungen , Formen und ..Mustern besser als bisher ficher zu stellen, ^...as auch der Schweiz zum Nuzeu gereichen dürfte, da unter gewisser Vorficht auch ausländische ursprüngliche Mustex und Formen geschüzt werden ^uuen (Stikereien, Uhren).

Jn mehreren deutschen Staaten, namentlich iu O e s t e r r e i c h und S a c h s e n , beschäftigt man sich ernstlich mit neuen Gesezentwürsen in .Be^ress dex Befreiung der Gewerbe vom Zunftzwang und andern Beschränkung gen ; und gerade jezt sind Abgeordnete der Zollvereinsstaaten und Oesterreichs iu Wien versammelt, um über weitere Erleichterungen des Handels und Verkehrs zwischen den. beiden Zollgebieten fich zu beratheu , die dazu dienlich seiu ^uuen, die längst schon angestrebte vollständige Zolleinigung zu fördern.

Sicherem Vernehmen nach ist im Wesentlichen eine allseitige Einigung wegen Errichtung gemeinsamer Zollämter an den großen Handelspläzen beider Zollgebiete erzielt worden. Dieß wird auch Leipzig und den mit und über Leipzig Handelnden zu gut kommen; nicht minder die getroffene Verabredung, wonach die Waaxendeklarationen des einen Gebiets auch für das andere benuzt werden können.

A u s l ä n d i s c h e Waaren im freien Verkehr und auf Eonto werden gleiche Vortheile genießen in Bezug auf diese Deklarationserleiehterung , .was wol sicher zu erwarten steht, woraus auch für die S c h w e i z gar manche Vortheile entstehen werden.

Von einer Aenderung des Zollvereinstarifs ist vor der Hand nicht die Rede. Es dürfte diese Frage erst nach Ablauf der bisherigen Verträge im Jahre 1860 zur Sprache kommen, und man darf annehmen, daß alsdann auch Oesterreich seine Stimme würde geltend machen.

Es steht zu erwarten, daß, wenn später eine Aenderung im Vereins.taxis stattfinden sollte, von einer Herabsezung, in keinem Falle
aber von einer Erhöhung die Rede sein kann.

Die in diesem Jahre stattgefundeuen Zollvexeins-Konferenzeu haben .aur Gegenstände innerer Administration und untergeordneter Natur be-^ handelt, die für die Schweiz von keinem Jnteresse find.

Sehr zu wünschen wäre es, daß die Schweiz darauf Bedacht nähme, die früher in den süddeutschen Staaten genossenen, nicht unwichtigen ZollBegünstigungen für einige ihrer hauptsächlichsten Landesprodukte wieder zu erlangen. Je mehr die Beziehungen zollvereinsländifcher Artikel von Seite der Schweiz an Ausdehnung gewinnen, desto mehr steht zu erwarten, daß ein .derartiges Begehren der Schweiz bei den größern norddeutschen Staaten,

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39^

^vie Sachsen, die thüringischen Staaten und auch Pre^en, für deren Erzeugnisfe die Schweiz ein so bedeutender Absazmarkt ist, Unterstüzung finden würde.

Auf den durch die Eifenbahnen stch täglich erweiternden Verkehr noch^ mals zurük kommend, habe ich schließlich zu bemerken, daß die LeipzigDresdener^ Eisenbahn im Jahre 1857 gegen 1856 eine Mehreinnahme von

sl. 298,876 gehabt hat, und ihren Aktionären wohl 2l bis 22 .^ (gegeu 19 .^ 1856^ geben dürfte.

Diese Mehreinnahme rührt größtentheils vom Güterverkehr und vou ermäßigten Tarifen her, und es darf als eine vollendete Thatfache betrachtet werden, daß die Rentabilität der Eisenbahnen weit mehr vom Gütertransport als vorn Personenverkehr abhangt; lezterer hat seine bestimmten Gränzen, ersterer aber diese bis jezt wenigstens noch nicht erreicht.

Die Zwistigkeiten, die unter den verschiedenen schweizerischen Eisenbahnen stattfinden, die beinahe feindseligen Gesinnungen, welche die Gesellschiften gegen einander hegen, haben auch im Ausiande, und besonders in Sachsen , wo große Kapitalien in schweizerischen Bahnen waren angelegt wurden, einen sehr ungünstigen Eindruk gemacht; das Vertrauen in die schweizerischen Eisenbahnaktien ist gewaltig erschüttert und unsere Kapitalisten benuzen jede Gelegenheit, ihre Aktien zu verkaufen und ihre Gelder i..

d e u t s c h e n Aktien anzulegen. Es^ nüzt nichts, die Leute zur Geduld zu

ermahnen. Man begegnet überall dem Einwurfe, daß der fo praktische Sinn der Schweizer im Eisenbahnwesen sich durchaus nicht bewähre; daß man überall im Jnlande nur ans Lächerliche gränzende Konkurrenzlinien konzefsionire und theilweife erbaue, während noch keine der viel wichtigeru Linien mit dem A u s l a n d e ausgebaut worden sei.

Ganz richtig ist allerdings die von vielen Seiten gemachte Bemerkung, daß der innere Verkehr der Schweiz^ niemals angenommen werden kann, während durch Nichtvollendung der Verbindungslinien mit dem Auslande die Schweiz Gefahr läuft, einen bedeutenden Theil ihres Transithandels zu verlieren, dessen Baden sich bereits theilweise bemächtigt hat.

Unter der Zahl der hier sich aufhaltenden Schweizer herrscht fortwährend das beste Einvernehmen und ein ächt patriotischer Sinn, zu dessen

Förderung die hiesige Schweizergefellfchaft wesentlich beiträgt. Leztere, der

von keiner Kantonsregierung irgend eine Unterstüzung zufließt, ließ auch im Jahr I857 nicht unbedeutende Unterstützungen bedürftigen Landesleuten ange-

deihen, und hat die Genugtuung, daß kein ordentlicher bedürftiger Sehweizer geuöthigt ist, in Leipzig die öffentliche Mildthätigkeit anzusprechen.

(Vom 3. Mai 1858.)

Der Bundesrath hat die zwischen seinem Post^ und Baudepartement und den Verwaltungen der schweizerischen Zentralen , der N.^rdostbahu und der Westbahn unterm ^. März d. J. abgeschlossenen Verträge wegen .Benuzang dieser Bahnen sür d^ ^ostdienst die Genehmigung ertheilt.

Bundesblatt. Jahrg. X0 Bd. I.

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.^ Dex Bundesrath hat die Gegend der Lu zi eu steig sur den a.ri.

27. Januar d. J. beschlosseueu Truppenzusammenzng bestimmt, und de'.r Beginn der Uebungeu mit den Kadern der betreffenden Truppentheile ^) aus den 23. September l. J. fefigesezt.

(Vom 5. Mai 18.^8.)

Jn Folge Eröffnung der Eisenbahn von G e n f nach L..,. o n , so wie der Glattthalbahn, hat der Bundesrath sein Post- und Baudepartement ermächtigt, 1) das Postbureau Aire-la-Ville, im Kanton Genf, aufzuheben und dagegen eines in Bernex zu errichten; 2) auf den 15. Mai d. J. folgende Kursabänderungen vorzunehmen..^ a. Aufhebung der Postkurse Wezikon-Schirmensee; Turben-

thal-Pfäffikon-Uster... Winterthur-Uznach.

b. Beschränkung des Postkurses Wezikon.-W a^ld auf die Streke Wezikon-Hiuweil.

c. Erstellung neuer Postkuxse:. von Bauma über Pfäsfikon nach Uster, .-- von Rüti über Wald und Fischenthal nach Bauma, -- von B a u m a nach W i n t e x t h u r , - - von W i n t e r t h u x nach B a u m a .

d. Errichtung

täglich

dreimaliger

Omnibus - Verbindungen

zwischen R ü t i und . ^ a p p e r s c h w y l .

e. Umwandlung des Postkurses Stäfa-Gxüningen-Ustex in eineu Postkurs S t ä f a - G r ü n i n g e n - W e z i k o n über Ottikon.

Wahlen des Bundesrathes.

Zollbeamte .

3. Mai, Herx Karl Heinrich Hub e r , von Di^ßenhofen (Thurgau), zum Einnehmer der Nebenzollstätte St. Margrethen, (St. Gallen).

.,

,,

^

Jos. Leonz K a l i n, von Einsiedeln (Schw^z), zum Ein.^

^

.^

^

Luigi fu Vittore Z an e t t i , von Poschiavo (Graubünden), zum Einnehmer der dortigen Nebenzollstätte.

nehmer dex Hauptzollstätte Rheinek (St. Gallen). .

^) Siehe Seite ^ dieses Bandes.

393 Post- und Telegraphenbeamte .

3. Mai, Herr Louis K u n t z , von Orbe (Waadt), zum Posthalter in dort..

...

..

..

Jakob Ott, von Ryton (Zürich), zum Posthalter daselbst..

.,

.,

.,

Kaspar Müller, von Oerlikon (Zürich), zum Posthalter

in Wallifellen.

5. Mai, Herr Thomas M a r e a , von und in Misox (Graubünden, zum Posthalter und Telegraphisten in dort.

..

..

,,

Georg K och, von Tamins (Graubiinden) , zum Telegraphisten und Postgehilfen in Yverdon, Kts. Waadt.

Als Pulververkäufer wurde patentirt.

Herr Fritz Bourquin, in Gorgier, Kts. Neuenburg.

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e.

Bekanntmachnng.

Es wird hiemit zur Kenntnis gebracht, daß der k. Bayerische Konsul in Louisville, Herr John Suiidt, die schweizerischen Konsulatsae.

schäste für die Staaten Ohiv, J u d i a n a und Rentucky interimistisch wieder besorgt, wie früher.

Bern, den 1. Mai 1858.

Die schweizerische Bundeskanzlei.

Peremtorische Borladnng.

Da Jakob Josef Jung, von Ermensee, ehelicher Sohn des Josef und der Anna Maria Lang, geboren den ....t. März 1793, seit dem Jahre 1815, zu welcher Zeit derselbe sich in königl. niederländische Dienste hat anwerben lassen, ohne dass seither weitere zuverlässige Kunde über dessen .Leben oder Aufenthalt eingelangt wäre, als daß Jung unterm 24. Jänner 1828 aus bemeldtem Militärdienste verabschiedet worden sei, landesabmesend und verschollen ist, so wird Derselbe oder seine rechtmäßigen Abf...mm.

linge aufgefordert, binnen sechs Monaten von heute an.vor dem Devarte.

ment des Jnnern des Kantons Luzern zu erscheinen, oder dieser Behörde auf andere Weife von ihrem Leben und Aufenthaltsorte Kenntniß zu ge.

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Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

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06.05.1858

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